Verichtoreltttng.
mit der argen^ 'Mittheilung tut die französische Regierung unmittelbar bestimmt,
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Brüdern Matta, Jfidoro Erräzuriz u. A. m. an der Gründung der Reform-Clubs im Lande, deren Zweck war, das Interesse des Volks an den Wahlen zu wecken; hierbei zeichnete er sich als hervorragender Redner auS und erwarb sich bald darnach einen Sitz im Kongreß. In noch jungen Jahren für die Vertretung seines Landes berufen, verstand er es, in allen für das Gemeinwohl wichtigen Fragen sich Gehör zu verschaffen. Im Jahre 1874 trat Balmaceda mit ganzer Energie für Trennung v o n Kirche und S t a a t in die Schranken, und wenngleich dieselbe auch heute noch nicht als vollendete Thatsache zu betrachten ist, so ist es doch wieder Balmareda's Energie als Premier-Minister im Jahre 1884 zu danken, daß Chile heute sich liberaler Gesetze in Kirchhofsfragen erfreut und daß das Civilregister für Eheschließungen eingeführt ist. Als Diplomat zeichnete sich Balmaceda in den Konferenzen mit Mr. Trescott, dem Gesandten der Bereinigten Staaten von Nordamerika, ars, und unterschrieb ein Protokoll, welches die Chile nicht freundliche Stimmung des Vereinigten Staaten ° Präsidenten Garfield in eine günstige umwandelte. Eine hochwichtige Rolle fiel Balmaceda als bevollmächtigtem Minister Chiles in Buenos-Ayr s zu, wo es ihm nicht allein gelang, die seinem Lande halbfeind- lichen Gesinnungen seitens der argentinischen Republik in freundschaftliche zu verwandeln, sondern auch die Hoffnungen Perus und Boliviens auf ein Schutz- und Trutzbündniß r "
tinischen Republik während des letzten Krieges dieser drei Länder
aber leugnen käsn ich nicht, daß dem so ist, daß ich an einen magnetischen Zauber glaube, der an solchen Stellen hastend, in unserer Empfindung beim Anblicke des Gegenstandes tvahr- nehmbar ist.
Zweitens spricht er von der Jesuitenkirche. Es ist diejenige am Ende der stolzen Contrada larga, welche der in Trient geborene Jesuit, Architekt, Maler und berühmter Per- spektwekünstler Andrea dal Pozzo gebaut hat, im Jahre 1704, — jener ausgezeichnete Meister, von dessen Hand die glanz- reich« JgnaziuSkapelle in San Gesu in Rom, ferner aber in Wien mehrere großartige Plafondgemälde, endlich ein epochemachendes Werk über Perspektive und Dekorationsmalerei erhalten sind. In der italienischen Reise weiß Goethe von dem großen Künstler- Nichts, in „Würckelmann und sein Jahrhundert" wird er ziemlich ungercht beurtheilt, was um so sonderbarer ist, als Goethe ein Kapitel seiner Reise, das er in Regensburg ausgezeichnet hatte, die Kunst der patres de socie- tate Jesu mit einer heute bei Protestanten und Nichtprotestanten scktenen Objektivität gewürdigt und gelobt hat, welche in dem vortrefflichen Satze gipfelt: „Hier ist nicht Klugheit, wie man ste sich in abstracto denkt, es ist eine Freude an der Sache dabei, rin Mit- und Selbstgenuß, wie er aus dem Gebrauche des Lebens entspringt."
An dieser Kirchenpforte schildert der Reisende eine Figur, die mit ganzer Wahrheit gezeichnet, ein großes Ereigniß der Zeit, die Vertreibung des mächtigen Ordens aus Oesterreich
der ungezogene Liebling der Binsen gewesen.
Goethe berichtet am 10. September 1786, als er sich kurze Zeit in Trient aufhielt, nur drei Dinge von der alten Bischofstadt. Zum Ersten macht er sich als guter Protestant über ein Gemälde eines italienischen MalexS „in der Kirche" (eS ist die
Expedition theilt der „Boff. Ztg." zufolge der Kapitän
Gaspard von 1 " * *"
Wader und Sommerfrischen.
St. Bad Homburg, 30. Juli. Dar heute Abend von der Kur-Direktion veranstaltete Saisonfest hatte Tausende von Besuchern angezogen und nahm einen glänzenden Verlauf. Zwei Kapellen wetteiferten in Absolvirung einer gewählten Programmes, während die große Illumination des Kurparks die duftigen und eleganten Sommertoiletten der schönen Welt ganz besonders zur Geltung kommen ließ. Das Feuerwerk, welches an Reichhaltigkeit und Dauer allen Anforderungen gerecht wurde, erfreute sich gleichfalls lebhaftesten Beifalles und endete mit einer großartigen Girandole, aus 500 Feuerwerkskörpern bestehend.
zu vereiteln.
Südsee.
* Die neueste, bis Anfang Juni reichende Post aus Neu- Kaledonien hat auch Berichte über die Vorgänge auf den Neu- Hebriden gebracht. Darnach sind auf den Inseln am 1. Juni, ohne aus Widerstand zu stoßen, 200 französische Infanteristen und 40 Artilleristen mit vier Geschützen gelandet und dieselben haben ihr Lager so aufgestellt, daß sie ihre bedrohten Landsleute, die sich seit dem November des verwichenen Jahres aus den Neuen Hebriden niedergelaffen haben, beschützen können. Es hat keine Besitznahme stattgesunden. Die Abreise aitS Ruukea, die mit dem Truppschiff „Dives" ersolgte, war sehr geheimnißvoll betrieben worden. Man wartete ab, daß der Postdampfer „Sydney" nach den australischen Kolonien abgegangen war, schickte einer Goelette, die kurz vor Abgang der Expedition nach den Loyalität sinseln gesegelt war, ein Kanonenboot nach, das sie auf hoher See 24 Stunden lang aufhielt, und verbot den in Numea liegenden Schiffen zwei Tage lang, den Hafen zu verlafsin. So verhütete man, daß die Engländer rechtzeitig vom französischen Plane Wind bekamen und früher die Hand auf die streitigen Inseln legchn. Ein paar Tage vor der Ankunft der Franzosen auf den Neu- Hebriden waren die Bewohner einer dieser Inseln von dem deutschen Kanonenboot„Albatros" gezüchtigt wor- den, lveil sie einen Deutschen ermordet hatten. Ueber diese
Ermordeten lebte nämlich ein grwiffer Brien, mit btv, Regan wegen eines Stückes Land einen Streit hatte. Grundstück gehörte früher einem Farmer, der von dem Gr befitzer wegen Nichtzahlung bte Pachtzinses vertrieben Amerika auSgewandert war. Vor der Abreise hatte sein Befitzthum dem Brien zugrsagt, der Grundherr eS aber dem Regan. Am Abend des 29. Dec. war hinter seinem Haus mit Feldarbeit beschäftigt. Da fiel Schuß von der Hecke und fchwerverwundet sank Regan zu B Seine Fran und Tochter, di« zur Zeit im Haus beschchU waren, eilten auf den Lärm hinaus. Die Tochter sah den der fortspringen und erkannte in ihm den als Foxy Thäte in Nachbarschaft bekannten Angeklagten. Die Mutter selbst sah ihn nicht da sie sich sogleich mit dem verwundeten Mann abgnb. Doch hörte sie ihre Tochter ausrufen: „Foxy Thäte hat meinen Vater ermordet ' Da die beiden Weiber nicht im Stande waren, den Verwundet«!, der im Hofraume niedergesunken war, ins Haus zu tragen, baten sie die Nachbarn Brien um Hilfe, aber um sonst! Der arme Mann blieb die ganze Nacht ohne ärztliche Hilfe, und am nächsten Tag holte die Mutter den Arzt und den Priester, während. die Tochter auf das entfernte Polizeiamt ging. Während ifnn Abwesenheit blieb der zum Tod Verwundete allein und ohne Pfleg«. Einer der hauptsächlichsten Belastungszeugen, ein Knabe des Brien^ hatte bald nach der Mordthat einem andern Jungen, Namens Regam im Vertrauen mitgetheilt, er habe den Angeklagten am Abend der That in seines Vaters Haus gesehen, mit einem langen Stock unterm Rock, und er habe gewartet, bis es dunkel sei. Seit jener Zeit ist der junge Brien aber unter dem Einfluß feines Vaters gewesen und hat außerdem andere Bekehrung empfangen, so daß es kein Wunder war, daß er jetzt seine frühere Aussage gänzlich abläugnete und den Angeklagten - gar nicht zu kennen behauptete. Der junge Regan jedoch blieb bei feiner Aussage. Die Polizei hatte außerdem ein Stück Papier in der Tasche des Gefangenen gesunden, das mit einem Fetzen zusammenstimmte, der als Ladung des Gewehres gebraucht worden war. Einer der Zeugen war auch der Priester Murphy, aber das Verhör dieses Mannes er- gab nichts als die Thatsache, daß die Familie des Verstorbenen als „landgrabber* verrufen war und er selbst habe von der Frau keine Geldbeiträge mehr angenommen, seit sie die Farm des Vertriebenen übernommen hatten. Die Vertheidigung machte ein Alibi geltend und die Geschworenen gaben nach kurzer Berathung das Verdikt „Nicht schuldig' ab, worauf natürlich die Freisprechung des Angeklagten erfolgte.
schen verschiedene Chinesen ein, denen nach und nach Finnländer, Deutsche, Franzosen, Polen, Juden und Amerikaner folgten. Die Ruffen wollten den Chinesen daS Goldgraben verwehren und würden dieselbm wahrscheinlich gelobtet haben, wenn sich nicht die übrigen verschiedenen Nationalitäten für sie verwendet und die Stuffen begütigt hätten, auch gaben sie den Anstoß zur Regelung der gegenseitigen Verpflichtungen und bald herrschte überall Ruhe und eine Ordnung, wie sie selbst in manchen entwickelteren Gemeinwesen nicht zu finden ist. Im ersten Jahre arbeiteten in den neuen Goldfedern 500, im nächsten Jahre schon 3000 Menschen, unter ihnen auch viele Zwangsarbeiter ans den russischen Goldfeldern. Während dieser Zeit tarnen fast gar keine Verbrechen unter dieser buntzusammengewürfelten Menge vor. Drei Goldgräber ließen sich die Ermordung einer aus fünf Personen bestehenden Familie zu Schulden kommen; sie verfielen dafür dem Richter Lynch und wurden aufgeknüpft, die Leichen ließ man lange Zeit znm warnenden Exempel für die anderen Goldgräber hängen. Mehrere Goldgräber haben ein, auch anderthalb Jahr in den Goldfeldern ausgehalten und find mit einem hübschen Quantum Gold in ihre Heimath zurückgekehrt. Die große Waffe aber bringt nichts für sich, da Alles zum Lebensunterhalt verbraucht wird; der Werth deS Goldes ist bedeutend gefallen, die Bedürfnißgegenstände aber find ungewöhnlich theuer. Früher schickte die Krone ihre Beamten in die Goldfelder und ließ Gold zum Preise von 3 Rbl. 40 Kop. pro Solotnik aufkaufen, das hörte aber bald auf, da die Beamten mit den Chinesen einträgliche Zwischengeschäfte obschlossen und an die Krone nur toenig Gold ablieferten. Nun befaßten sich die Proviantlieferanten mit dem Ankauf des Goldes, zahlten aber gleich von Anfang an nut 3 3lbL pro Solotnik und haben den Preis schon auf unter 2 Rbl. herabgedrückt. Im Jahre 1883, wo 7000 Menschen nach Gold gruben, war die Glanzzeit der Goldgräber, seitdem hat sich deren Zahl wieder auf 3000 vermindert. Die Goldfelder umfassen einen Flächenraum von 7 Werst, der Goldsand wird sehr nachlässig gewaschen und man erhält anS 100 Pud Sand 2—10 Solotnik Gold. Die chinesischen Militärbehörden versuchten schon verschiedene Male, die ungebetenen Gäste an der Sheltuga zu vertreiben, wobei sie chinefischellnterthanen ergriffen und mit dem Tode bestraften. Dies veranlaßte die chinesischen Goldgräber, sich ihre Zöpfe abzuschneiden und sich zu bewaffnen, wie die anderen Arbeiter. Ob die chinesische Regierung nun ernstere Maßregeln in Anwendung bringen wird, ist unbekannt. Doch würde jetzt die Verdrängung der Goldgräber nicht io leicht zu bewirken sein, denn dieselben haben sich mittlerweile ausgezeichnet bewaffnet und find entschloffen, fich bis aufs Aeußerste zur Wehr zu setzen.
Amerika.
• Ueber den Lebenslauf de» neuerwählten Präsidenten von Chile, Jost MannelBalmaceda, theilen die „Hamb. Nachr." Folgendes mit: Derselbe ist im Jahre 1840 geboren und gehört einer der reichsten und angesehensten Familien deS Landes an. Frühzeitig schon widmete er sich dem Staatsdienst und begann feine diplomatische Laufbahn als Privat- ©ifretär von Manuel Monit, damaligem Gesandten Chile'S in Pern und späterem Präsidenten Chile's (1851—56. 1856—61). Nach kurzem Aufenthalt in Peru kehrte Balmaceda in fein Vaterland zurück, um sich der Verwaltung feiner Familiengüter und und industriellen Unternehmungen zu widmen, auch hier :s Fühlung mit den öffentlichen Angelegenheiten des Landes te- haltend. Im Jahre 1868 beteiligte er fich im Verein mit den
Vermischtes. ,
L Stettin, 30. Juli. Gilt ein eingerahmte» Polizeimandat mit einem Kranz von grünen Borsten als Verhöhnung oder nicht? Diese wichtige Frage wird in nächster Zeit gerichtlich entschieden werden. Allgemein gilt sonst die Einrahmung und Aushäugung von Schriftstücken an bevorzugter Stelle als Zeichen — besonderer Werthschätzuug. Die Stettiner Polizei will dies „Allgemeine Landrecht" aber nicht gelten lassen, denn sie hat gegen einen hiesigen Bürsten- Händler G., welcher ein Strafmandat in Höhe von 5 <#.. wegen ungenügender Verdeckung im Schaufenster ausgestellter Waaren während des Sonntags-Gottesdienstes, in der oben bezeichneten Weise einrahmen ließ und in seinem Schaufenster aushängte, nachdem et die Namen zweier als Zeugen aufgeführter Nachbarn dick unterstrichen hatte, Anklage wegen — Verhöhnung der Polizei erhoben. Das Gericht wird nun zu entscheiden haben, ob man sich ein polizeiliches Strafmandat nicht wie em theures Andenken in Glas und Rahmen setzen lasten darf. Das corpua delicti hat die Polizei aus dem Schaufenster, daS immer dicht belagert war, entfernen lasten.
Q Halle, 30. Juli. Das hiesige studentische Korp» Borussia" feiert heute und morgen sein 50jährige» Bestehen. Das Fest nahm bereits gestern durch Begrüßung der von aus- wärt» angekommenen Korpsbrüder im Hofjäger feinen Anfang. Unter den 85 aus allen Theilen Deutschlands herbeigeeilien alten Herren befindet sich auch einer der Stifter des Korps, Herr Geh. Medizinalrath Pros. Dr. Rüge au« Heidelberg, aus dem ersten Semester ferner die Herren Amtsgerichtsrath Tulff ans Breslau, Landtagsabgeordneter Schmidt au» Stettin und Sanitätsrath Dr. Fischer au» Magdeburg. Heute Vormittag sand ein feierliche, Konvent auf der Kneipe statt, wo eine von den Korps- schwestern gestiftete neue Fahne überreicht wurde. Nachdem das
Tü» endlich veröffentlichte das eidgenösfischr Zoll - Departement größere Berichte über den schweizerischen Zollverkehr und behandelte in besonderen Heften das Verhältniß zu Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Bei beiden Ländern ist die Einfuhr in die Schweiz erheblich größer als die .Ausfuhr. Der deutsche schweizerische Spezialverkchr wird auf ' §35 Millionen Franken Einfuhr und 145 Millionen Ausfuhr - berechnet (wobei die ' Transitgüter nicht mitverstanden sind.) 'Bei Oesterreich-Ungarn ist die Proportion SO1/» Millionen Franken Einfuhr in die Schweiz und 32 Millionen Ausfuhr ans der Schweiz. In Prozenten ausgedrückt beträgt die deutsche Einfuhr bei uns Jt. 33 pEt. der Gesammteinfuhr, die österreichisch-ungarische 8,7 pEt. der Gesammteinfuhr. Was den Veredlungsverkehr aubetrifft, jo macht derselbe für die Schweiz 1885 gegenüber dem Vorjahr allerdings Fortschritte. Es sind 7,400 Meterzentner mehr in der Schweiz veredelt worden, im Ganzen 42,100 und davon waren deutscher Her- knnst 31,900. Diese Veröffentlichungen haben die Richtung derjenigen, welche eine Kündigung des Handelsvertrages wollen, eher gesiärtt als entmuthigt. Doch gibt es auch genug besonnene Stimmen, welche davon abrathen znm Zollkampf überzugehen, aber, während sie das Anschwellen des Stromes fürchten, mit Zuversicht von Deutschland eine billige Beurtheilung der Sachlage erwarten.
Frankreich.
♦ Paris, 30. Juli. Nach den letzten Nachrichten aus Tonkin trat der Protektoratsrath, welchen Herr Paul Hert nach seiner Ankunft eingesetzt hatte, am 2. Mai zum asten Male zusammen. Paul Bert eröffnete die Sitzung durch eine Programmrede, in welcher er die Lage Toukin's als sehr befriedigend darstellte und für die Zukunft den besten Hoffnungen Ausdruck gab. Bei der Behandlung der Finanzlage deutete der Generalresident an, man werde noch eine Weile die direkten Steuern so lassen, wie sie gegenwärtig find, und erst später mehr von ihnen verlangen, als sie heute noch abiverfen. Von den indirekten Steuern hingegen meinte er, sie ließen stch rascher zum Vortheile der Protektoratsmacht erhöhen: Opium, Reisausfuhr, Alkohol, Abgaben der Spiele, Leuchtthürme, des Fischfangs, des Lvotsenwesens rc. würden erkleckliche Hülfsquellen schaffen. Auch von den vielverhöhnten Bergwerken verspricht sich Herr Paul Bert die günstigsten Resultate, und ferner versicherte er, sobald man eines festen Einkommens gewiß wäre, würde die Verwaltung die Landwirthschaft, Handel und Gewerbe mtterstützen und heben. Sein Programm umfaßt des Weiteren die Gründung von Gewerbeschulen und landwirths chaftlichenAnstalten; in den ersteren würde man die Einheimischen die Seide mit Maschinen spinnen und Haspeln lehren, in den letzteren sie an- weisen, wie aus den Landesprodukten größerer Nutzen zu ziehen tit. Auf dem Gebiete der öffentlichen Arbeiten wäre ebenfalls des Neuen viel ins Leben zu rufen, Kanäle anzulegen, Eisenbahnen und Laudsttaßen zu bauen und hierbei dürfe man auf die materielle Mitwirkung und die Erfahrung der Landes- .bevölkernng zählen. Bert erstattete dann noch Bericht über feine bisherigen Verwaltungsakte: Anbahnung eines Waaren- transports auf den Flüssen Tonkins im Subniissionswege, Verpachtung der Opiumeinfuhr für 5 Jahre, Eröffnung eines Conto-Corrents zwischen der Indo-chinesischen Bank (deren Papiergeld in Tonkin und Anam Cours hat) und dem Protektorat. — Der König von Anam hat am 19. Juni in Begleitung französischer und einheimischer Truppen Hue verlassen, um die nördlichen Provinzen bis nach Thau Hoa ju bereisen und die Ruhe dorr wieder herzustellen.
P Paris, 80. Juli. Unter den 1414 Generalräthen, deren Mandat abgelaufen und übermorgen zu erneuern ist, befinden sich 981 Republikaner und 433 Konservative verschiedener Richtung. Unter den ersteren befindet sich eine Anzahl Senatoren und Abgeordnete, die keine Wiederwahl mehr annchmen, nm sich ausschließlich den : Kammern widmen zu können, aber fast in allen Kantone», die ! bisher durch republikanische Generalräthe vertreten waren, sind iauch wieder Kandidaturen gleicher Richtung aufgestellt und ; Ebenso in ben meisten Kantonen, die bisher monarchische Vertreter hatten, deren Mandate erloschen sind. Die Monarchisten hatten zuerst ebenfalls die Losung ausgegeben, auch in den 'republikanischen Kantonen Bewerber aufzustellen, allein sie hat- ■ ten große Mühe, geeignete Kandidaten zu finden, da viele ' Personen die ihnen angetragene Kandidaturen ablehnten. Unter diesen Umständen hat man konservativerseits das Augenmerk . hauptsächlich aus die Erhaltung des bisherigen Besitzstandes gerichtet und nur in etwa der HAste der republikanischen Kan- toiic eine Mitbewerbung versucht.
Asten.
* Ueber das neu entdeckte Amur - Goldland, 80 Werst von Jgnaschina, im chinesischen Amur- gebiet, welche» in den letzten Jahren mehrfach genannt wor- ; ben ist, bringt der „Sfib. Wesln.' einige interessante Daten, ' denen die ,M. D. Z." Folgendes entnimmt: Die Auffindung der ’ Goldfelder war eine zufällige. Mehrere Zwangsarbeiter flüchteten ,im Jahre 1881 aus den russischen Goldfeldern und gedachten in Ghlna ihr heil zu suchen, wo sie bis in die Nähe der Station Ämafarsk an der Sheltuga vordrangen. Hier bemerkten sie gold- 'balligen Sand und so richteten sie fich alsbald dort häuslich ein. Da sie mit Ämafarsk Verbindungen unterhalten mußten behufs Beschaffung der Lebensrnittel und Vertriebs des gewonnenen Golde» (eie Ausbeute betrug über 10 Pfund monatlich), welches letztere ^n»ch Blagoweschtschensk verkauft wurde, so wurde die Sache trotz ; UrgfäUiger Wahrung des Geheimnisses bald bekannter und e» Hörnten nun viele Russen iu die neuen Goldfelder. Dieselben brachten aber auch gleichzeitig Branntwein, Spielkarten und luder- lfihe Frauenzimmer mit und bald gab es Zänkereien und Schlä- gereien, auch florirte schnell der Diebstahl. E» stellten fich inzwi
Gaspard von der französischen Göölette „Cobalt", welche am 19. Mai auf der Rhede der „Metzelei-Insel" (ile de massacre) lag, nachstehende Einzelheiten mit. Das Logbuch deS Schiffes erzählte das, waS nach der Ankunft des „Albatroß" geschah, in folgendm Worten. Der „Albatroß" richtete seine Geschütze gegm einen Hausen Eingeborener, die in diesem Augenblick an der Küste standen. Um 12 Uhr 10 Minuten gab er Feuer. Die ersten Schöffe tödteten dreizehn der Wilden. Er schickte seine Boote anS Ufer, um die Verwundeten aufiu- lesen. Zwei der Letzteren wurden an Bord geholt, doch starben sie, der Eine eine halbe Stunde später, der Andere um 5 Uhr Abends. Donnerstag, 20. Mai. Bei Tagesanbruch schickte der „Albatroß" seine Landungstruppen ans Land. Da die See nchig war, schloß ich mich ihnen an. Um 9 Uhr Morgens brannten sie ein Dorf nieder. Um 10 Uhr machte der „Cobalt" klar. Eine halbe Stunde später schickte fich auch der „Albatroß" zur Weiterreise an. Utft 10 Uhr 33 Minuten beschoß er die Südwestspitzr der Bucht und schoß ein anderes Dors in Brand. Die Landungs-Kompagnie ging nochmals an's Land und kam Mittags an Bord zurück, worauf der „Albatroß" absegelte." Diesem trockenen, aber den Eindruck der Zuverlässigkeit machenden Bericht d«S Kapitäns Gaspard ist nicht zu entnehmen, für welche Missethat der „Albatroß" die Kanälen der Insel züchtigte, die einen so vielsagenden Namen („Gemetzel-Insel") trägt. Diese Ergänzung wird seinerzeit bet „Albatroß" selbst liefern.
Frankfurter Anselegenhetten.
Kranksurt, 3L Juli.
Bo»» Tage.
R Der Maler Was sily Wereschagin weilt gegenwärtig in unserer Stadt.
* Der User-Arbeiten wegen haben nach der „Kl.Pr." sammt, liche oberhalb der Obermainbrücke haltenden Schiffe von nächstem Mittwoch ab am linken Ufer anzulegeu. Dorthin wird , von diesem Tage an auch der Holzmarkt verlegt. Auch die Färcher haben ihre Sandladungen bis auf Weiteres auf dec Sachfenhäuser Seite zu bewerkstelligen, und die Flößen- Schleife wird weiter oberhalb des rechten Ufers verlegt.
— Nach einem von der Stadt mit bet Hessischen Ludwigsbahn vereinbarten Vertrage wird letztere den Betrieb der Eisenbahn-Verbindung des städtischen Lagerplatzes an der Hanauer Landstraße und dem Ostbahnhofe übernehmen. Die Abzweigegeleise vom Bahnhöfe werden nach dem Lagerplätze hergestellt werden, sobald der Vertrag von der Sladtverordneten- Versammlung genehmigt sein wird.
* Das Rechnei-Amt hat, wie die „Kl. Pr," berichtet, für 1885/86 JL 52,298 Kredit Ueberschreit ungen zu verzeichnen. 36,000 sind dadurch entstanden, daß zur Deckung der großen in der Ausführung begriffenen Bauten größere Beträge des ?ln- lehenS Lit. R begeben werden mußten, als vorausgeschui werden konnte. Für Zinsen vorübergehend aufznnchmender Kapitalien mußten anstatt vorgesehener <Z 10,000 im Zusammenhänge mit vorerwähnter Ueberschreitung JL 21,635.42 aufgetoeubei werden. Die Ueberschreitungen des Feuer- und Fuhramtes belaufen sich auf °4! 7778.93, davon <JL 4798.50 in Folge des starken Schneefalls im vergangenen Winter. Das städtische Krankenhaus hat JL 40,926.64 Ueberschreitungen, in Folge der Neuheit der Einrichtungen konnten fich die Ausgaben theilweise nicht vorher bemessen lasten.
fang dorthin bringt, wie muß Einem da erst zu Muthe sein, wo man wieder einmal an einen Gott glauben sann?
Immer mehr gewinnt die Landschaft südlichen Charakter. Die Ortschaften Tramm, Salurn, Mezzo-Lombardo,. San Michele stimmen mit ihren welschen Bauernhäusern, mit den Kuppeln und Campaniles ihrer Kirchen immer stilgerechter zu Keser Vegetation von Feigen, Reben, und Maispflanzungen, die Spielwaarenhäuschen aus der Berchtesgadener Holzschnitzer» schachtel deS nordischen Tirols sind malerischen, wenn auch : wett weniger ordentlichen Dors-Labyrinthen gewichen mit fiache» ;fen Dächern und zerfallenen Mauern, zwischen denen sich ein sonnenverbranntes, schlvarzeS Völklein von Salvator Rosaff'chem (Kataster tummelt, statt der grünen Salonsängerkostüme de» AchrnserS und des Iillerthals. Ja, Goethe hat Recht, eS ist toi leibhafter Roos oder Brrghem oder Dujardin, waS sich in vor unseren Augen entfaltet. Dazu kommt die eigenthüm- • siche Formation der Felsen, welche zu beiden Seiten deS Thales .in Gestalt kolossaler Thürme oder Bastionen von rothem, oft 'beinahe violettem Gestein senkrecht aufsteigen, auf der Höhe aber ein flaches Käppchen von hellgrünem Pflanzenwuchse gen. DaS Alles nimmt sich so ganz anders aus als die erie sowie die Staffage des deutschen Tirols, ja man erst wieder ziemlich viel südlicher in Italien Bilder, die verwandt sind, da der Charatter der venezianischen und
lombardischen Landestheile ein davon sehr abweichender ist.
l ES hat mich immer besonder» gefreut, daß meine Lieblingsstadt, das alterthümliche Trient, dieser energische Gntß seines echtesten Wesen», den Italien dem von Norden Kommenden entgegensendet, in der deutschen Literatur an Goethe tmb Heine Schilderet gesunden hat. Auch was Lewald von der Stadt und ihrem Volksleben, den kirchlichen Festen re. erzählt, ist nicht ohne Reiz und Bedeutung. Heine 'hat der einzig schöne Domplatz, mit seinen Fresco geschmückten Häusern, der prachwollen, lautrauschenden Fontäne, dem ernsten romanischen Gotteshause und dem gewaltigen, ungeschlachten Thurm deS Bischofspalais gar zu dem wundervollen Märchen von der weißen Rose inspirirt, das den Duft reinster Poesie und den Moschus versteckter Frivolität zugleich ausathmet. Mir war einmal aus diesem Platze, der nicht viele seinesgleichen an malerischer Schönheit in der Welt hat, als sei Heine's weiße Mose nicht begraben worden, sondern als sähe sic im Bogen- (senster des ersten Stockwerks in jenem der Laubenhäuser ans lven schäumenden Brunnen herab, wo die Hand eine» vrue- izianifchen Meisters im 16. Jahrhundert gar wunderliche Alle» Porte» G tet Wände und zwischen dir. FMs gemalt W.
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von Deutschland ans abgefenbet haben, und daß diese solchergestalt in Deutschland hergestellten und von Deutschland au» in Bewegung gesetzten körperlichen Substrate strafbarer Mittheilungen ihren Weg nach Paris gesunden haben und dort in die Hände von Organen der französischen Regierung gelangt find." Indem das Urtheil schließlich den Rechtsst.ndpunkt einnimmt und rechtfertigt, daß diese Thätigkeit der frag itzen Unteikorresponden- ten dem Angeklagten Sarauw genau ebenso zur Schuld zuzurechnen fei, als wenn er persönlich dasjenige auf deutschem Boden verübt hätte, was jene nachgewiesenermaßen für ihn gethan haben, erklärt es den Sarauw für Denjenigen, welcher, — sei es durch alt Mitthäter handelnde Genoffen, sei eS durch von ihm geleitete Werkzeuge — auf deutschem Gebiete eine strafbare, in Paris ihren Endpunkt findende Mittheilungsthätigkeit begangen hat. Die pudlicirteu Gründe schließen Damit, daß Sarauw daher in Deutschland Verrath gegen das deutsche Reich begangen hat, seine That fomtt auf Grund der §§ 3, 92 des Strafgesetzbuches strafbar ist. .
xk London, 29. Juli. Von der außerordentlichen Schwierigkeit, den Urhebern und Vollbringern agrarischer Verbrechen in Irland auf die Spur zu kommen, und von der nicht geringeren Schwierigkeit, einen agrarischen Mörder dnrch eine Jury verurtheilen zu kaffen, gibt der soeben vor dem Asfisengericht in Cork beendigte Prozeß gegen den jungen Feldarbetter Timothy Hurtey eine klare Vorstellung. Er war angeHagt, am 29. Dec. v. I. den Kleinbauer John Regan in Lehanagh bei Drimoleague (West Riding) mit einem Flintenschuß getödtet zu haben. Auch wurde geltend gemacht, daß Andere den Hurley zur That angestistet hätten. In der Nähe de»
* Das Urtheil des Reichsgerichts, welches bekannt- lich Sarauw des Landesverrath» für schuldig erklärt hat, ist nunmehr zum Theil in den Entscheidungen deS Reichsgerichts in Strafsachen, Band XIII, Nr. 101, veröffentlicht worden. Interessant ist insbesondere die thatsächliche Feststellung de» Reichsgerichts, daß Sarauw, der als dänischer Staatsangehöriger in Kopenhagen wohnhaft war und von Kopenhagen die Urkunden, Festungspläne und Berichte an die französische Regierung nach Paris abgesandt hat, dennoch den ihm dessentwegen zur Last gelegten Landesverrath in vollem Umfange im Gebiete des deutschen Reiches begangen hat. Es war diese Feststellung eine Voraussetzung seiner Verurtheilung, da ein von einem Ausländer im Auslande begangener Landesverrath hätte straffrei bleiben muffen, während andererseits die Strafgesetze des deutschen Reiches auf alle im Gebiete desselben strafbaren Handlungen Anwendung finden, auch wenn der Thäter ein Ausländer ist. (§§ 3, 4, 92 Nr. 1 des Reichs-Strafgesetzbuches.) In dieser Beziehung ist vom Reichsgericht allgemein und prinzipiell ausgesprochen worden, daß es für den Begriff der örtlich unter die Territorialherrschaft der deutschen Strafgesetze fallenden Begangenschaft nicht nothwendig ist, daß die gefammte strafbare Handlung vom ersten Anfänge ihrer Ausführung bis zum Momente ihrer Vollendung fich ausschließlich auf deutschem Boden vollziehen mutz. „Besteht eine strafbare Handlung, so sagt wörtlich das Urtheil, aus einer komplexen, ausgedehnte Zeit- und Raumverhältniffe umspannenden Thätigkett, so füllt die Begangenschaft der That auch diese zeitlichen und räumlrchen Grenzen ans, und sie muß als auf deutschem Teritorium deutsche Strafnormen verletzend erachtet werden, sobald auch nur ein Theil des einheitlichen BegehungSaktes innerhalb der Grenzen de» deutschen Reiches in die äußere Erscheinung getreten ist." Das Reichsgericht hat nun im gegebenen Falle al» „voll erwiesen" gesunden, daß in einer Reihe im Abdruck deS Erkenntnisses nicht näher dargelegter Punkte regelmäßig angestellte ober speziell hierzu beauftragte Unterkorrespondenten des Sarauw eine große Zahl amtlicher Urkunden, FestungsplSne und Berichte, zur
Der Mondenfchrin und die hübschen Mädchenköpfe der Stadt I firt Es tfl der trat sich selbst redende Halbtrre, den Goethe
verbringen solche Wunder unschwer in der stillen warmen j hier an der vereinsamten Thüre des geschlossenen Gotteshauses
Nacht deS Südens, auch bei geringeren Menfchenkindem als seinen Klagen über dm ungehmrm Stmz de» chm theurm der unaezoame Liebling der Musen gewrsm. I Ordens Lust machen hörte. . _.. . „,
Die letzte Merkwürdigkeit, welchU Goethe m Irans sah,
war der große Teufelspalast, wckchen „der sonst allzett fertige Zerstörer in einer Nacht mtt-HHM herbeigeschafften Steinen erbaut haben soll." Das eigentlich Merkivürdige scheint ihm dara» aber nur, daß der Palazzo da» einzige Haus von gutem Geschmack ist, welche» er in der Stadt gesehen. Wir müssen gestehen, noch merkwürdiger scheint uns, daß Goethe einen solchen Irrthum aussprechen konnte, derm die casa Fugger ist zwar rin guter Bau im etwas trockenen Barockstil, jedoch Trient hat viel bedeutendere Prosaubautm, von denen nur der großartige Palast Tabarelli im frühen und jener der Sardogna im üppigm Renaiffancetypus erwähnt «erben sollen. Ueberhaupt vermag man cs nicht zu begreifen, daß Goethe'» aus das kunsthistorische Kleinod Trient's, da» Castell del duon oonsigliv mit feinem großartigen venezianischen Freskenschmucke, aus den erhabenen Dom tc. Niemand aufmerksam machte, Sehenswürdigkeiten ersten Ranges, die heute auch der flüchtigste Paffant nicht unbeßtcht läßt. Noch sei be- merkt, wie tl sich mit jenem TeufelMu verhütt, was Goethe nur leicht andrutet. Dir Ortssage berichtet, der Palast sri dadurch entstandrn, daß rin Fugger, ivelcher eine schöne Dame liebte, mit dem Bösen einen Pakt einging, aus daß er über Nacht den Bau Hinstelle, weil die Pulcinea dies als Bedingung ihrer Huld forderte, — eine charakteristische Einkteidung des volkÄhümlichen Begriffes von dem Reichthum des berühmten Augsburgischen KaufherrengMlechtes.
Tricitt und sein Gebiet kömiie man rin Miniatur-, rin Studienmodell von dem großen Italien nennen. Denn sein Charakter ist ein so spezifisch südländischer, so echt, stark und entschieden ausgesprochen, daß ein Sohn des Nordens, wenn er auch nicht weiter kommen sollte, als bis hierher, doch mtt dem Trost heimkehren könnte, daß er einen guten Begriff von italienischem Wesen, italienischer Kunst und Scmerie gewon- neu habe. Er würde viel tiefer im Süden manche Plätze finden, tvelche ihn dieses unverfälschte Cachet vermissen lassen, mit man sich denn in manchen Theilen Mailands in einer Vorstadt von Wien und in Mantua in einer kleinen österreichischen Proviuzialstadt glauben könnte. Trient aber trägt ein warmes südltHs Kolorit, durch keinen fremden Ton getrübt und um so mächtiger wirkend, als es wie ein bergischer
schöne Früh-Renaiffancekirch« Sta. Maria Maggiore), wo ein Jefuitengeneral der Versammlung einen Vortrag hält, lustig. „Ich möchte wohl wiffen, was er ihnen aufgebunden hat." Das Bild, welches herzlich schlecht gemalt ist, befindet sich noch an Ort und Sickle. Ich habe e8 oft gesehen, ohne daß mich sckbstverstänKich weder seine geringe Kunst noch sein hettiger Gegenstand sehr feffelte, aber ich konnte mich niemals deS Gedanken» entschlagm: auf diesen Farbrnfleckeu weiften die Augen Goethe'S. Disn mag eine solche Bemerkung des Tagebuch» eineS JnstitzftSsräuleins würdig erachten, ich füge mich darein.
Salzburg und Innsbruck italianifirt das Kulturbild, in Botzen vermag selbst die echt nordische Gothik der schönen Pfarrkirche das südliche Ensemble nicht zu übertrumpfen, Trient rückt aber . mit einem solchen fortissimo heran, daß wir uns plötzlich in einer neuen Welt fühlen, die uns mächtig, herrlich umfaßt.
Darum liebe ich fie so sehr, die alle ernste Bischofsstadt im lachenden Gelände der Adige. An feinem andern Punkte, auf keiner andern Straße vollzieht fich der Uebergang aus dem deutsch« ins wcksche Wesen so intereffant wie hier. Nir- gends tritt uns Italia noch vor ihrer Schwelle so freigebig mtt dem Füllhorn ihrer Kunst entgegen, als wo sie uns hier mit den reichsten Gaben bewillkommnet. Und Mutter Natur folgt ihrem Beispiel. Bor Botzen gibt es spitzgiebelige Kirchlein, gothische Hettigenbilder und blutige „Marterln" zwischen schwarzen Tannen, zackigen Klippen und schäumenden Wild- bächen, — und im Handumdrehen wandeln wir im Schatten des Cypreffenbaumes und der Feige, den Blick auf Braman- tcksche Paläste, auf Fresken Romanelli'S und Venezianische Ornament« gerichtet. Das ist rin so entzückender Uebergang) 1 wie ich ihn sonst nicht wieder gesehen habe. 1
Vom hundertjährigen Kalender, mit dem ich begann, bin ich auf wette Gedankensprünge gerathen, zu denen mich innige 5 Neigung für jenes glückliche Stück Erde geleitet hat. Lasse es Dich, verehrter Leser, nicht verdrießen, wenn dem Geplau- der ein System, ein wohlangelegter Plan fehlt. Gehe mir nicht deshalb zu Leibe, sondern prüfe mich lieber daraufhin, ob ich dir Wahres gekündck habe von dem schönen Laude, indem du den Wanderstab zur Hand nimmst und über die höhen, wo das Maulthier seinen Weg sucht, nach der Tiefe steigest. Ich warte gettost auf mein Urtheil. Wenn du dann in stiller Nacht unter den duftenden Akazien au den Abhängen von Sardogna sitzest, wo der feine Strahl des Wasserfalls von steiler Höhe der Etsch zustürzt, wenn du bei einem Glase feurigen Castello d'Aquila auf die schweigende uralte Stadt hinabblickst, hinter der die mächtigen Berg: im Mondlicht ansz steigen, bann gibst du mit nicht allein Recht, sondern du ge< z denkst auch des großen Jtalimsahrers, welcher da vor einem Jahrhundert mit Entzücken weifte, und sagst mit ihm: „Ach, was ich hier ausdrücke, habe ich lange gewußt, so lange al? ich unter einem bösen Himmel dulde, und jetzt mag ich jjem j dies, Freude als Ausmchme fühlen, die mir als eine ewig» NatlmiÄhwendigkeit immerfort genießen sollten."
