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Dvtttterstag, 5. Septvt.
nichts für den Gebrauch der Schiffahrt, abgesehen davon, daß die Gestalt der Länder nach den Rändern hin wegen der schiefen Winkel, unter denen die Meridiane von den -oreitenparallelen geschnitten werden, so verzerrt wird, daß sie kaum zu erkennen ist, und auch das Verhältniß zwischen den Distanzen nicht erhalten werden kann. Auf den Seekarten der Schiffer aber nehmen die Längengrade vom Aequator nach den Polen hin stetig gegen ihr Ver- auf der Kugeloberfläche zu; denn sie behalten fortwährend dieselbe Größe wie am Aequator: die Breitengrade aber nehmen keineswegs zn, so daß auch hier «ne gewaltige Verzerrung der Umriffe unvermeidlich ist und entweder die Längen und Breiten oder die Richtun- gen und Entfernungen von der Wirklichkeit abweichen müffen. Mercator erläutert sodann den wesentlichsten, Nch daraus ergebenden Fehler, den zu vermeiden er „die rrctten<$$6„ uach den beiden Polen zuallmälig in demselben Verhältniffe vergrößert, wie die Breitenparallele
ihrem Verhältniffe zum Aequator zunehmen." Zum Schluffe werft er nach, wie auf diese Weise die alten Fehler vermieden werden.
Sind Mercator's Verdienste um die Projektion der Een so groß, hat er der Entwickelung der Geographie ars Wissenschaft einen hervorragenden Wendepunkt ge- 2?ven, find seine Arbeiten epochemachend für die prak- N-Kunst der Schifffahrt gewesen, — Und jeder Zweifel darüber rst durch Dr. Breusing, den Direktor der Steuermannsschule in Bremen, gehoben — so nennt Ortelms Mercator mit Recht den Ptolemäus, den Koryphäen v"ter allen Erdbeschreibern. Magini nennt ihn den pursten der Geographen. Malte Brun sagt: die neuere Geographie datir« von ihm. Lelewel rühmt: Mercator der wahre Reformator der Geographie geworden und d Avezac nennt ihn den großen Geographen.
Und dieser große Mann war ein Deutscher. Wie vl« Polen den CopernieuS zu einen Slaven stempeln wollten, so haben sich die Belgier bemüht, den Mercator zu einem Dlaming zu machen uud daß es ihnen nicht gelungen ist, verdanken wir den eifrigen Forschungen des oben genannten Breusing, dem es Vorbehalten war, alle Sher die Rationalität Mercator's bestehenden Unae-
Deutsches Reich.
G Berlin, 3. September. Der ganze Segen land- rdthlicher Beeinflussung scheint sich auf die Provinz Schleswig-Holstein ergießen zn wollen. Hatte kürzlich erst die Regierung zu Schleswig jeden Lehrer, welcher bei den Wahlen für fortschrittliche Kandidaten agitirt, mit Disziplinarverfahren bedroht, so macht sich jetzt der Landrath des Kreises Rendsburg, von Mesmer- Saldern, quasi zum Schulmeister der Fortschrittspartei. Derselbe hat in dem Rendsburger Kreisblatt eine amtliche Bekanntmachung erlassen, in welcher das Resultat der Wahlen zum Reichstage bekannt gegeben wird. Am Schluffe dieser amtlichen Bekanntmachung befindet sich eine vom Herrn Landrath selbst hinzügesügte Bemerkung, welche doch der Berücksichtigung der Regierung und der Wahlprüfungskommission des Reichstags zu empfehlen sein möchte. Diese klastische landräthliche Bemerkung tautet: „Unter 397 Kreisen haben mithin nur 9 Sozialdemokraten gewählt, und nur 31 Anhänger der Partei entsendet, welche erklärt hat, der Regierung Sr. Majestät des Kaisers in dem beabsichtigten Kampfe gegen die sozialdemokratischen Bestrebungen nicht unterstützen zu wollen. Unter diesen 31 Kreisen, welche der Regierung bie,erbetene Unterstützung verweigern, befindet sich der 7. schleswig-holsteinische Wahlkreis." So der Herr Land- rath. Der Vertreter des 7. Wahlkreises ist aber Niemand anders als Herr Professor Hänel, der allein als Reichs- fernd hlngeflellt wird, während die Provinz Schleswiq- Holstein noch zwei andere fortschrittliche Abgeordnete, nämUch Herrn Prof. Dr. Karsten und Herrn Dr. Meyer m den Reichstag sendet. Was werden die Herren Löwe» Calbe, Berger, Zinn und die beiden anderen Mitglieder der Gruppe Löwe wohl für Augen machen, wenn sie er- fahren, baß der Rendsburger Landrath die fünf Mit- glieder der Gruppe den fortschrittlichen Reichsfeinden zu- rechnet? Die „Kieler Zeitung" druckt den Wahlaufruf ^^'^malrgen Fraktion der Fortschrittspartei des Reichstags ab, welcher der Sozialdemokratie kräftig ent- gegentntt, jedoch sich gegen Ausnahmegesetze gegen die Sozialdemokrate» erklärt, und bemerkt das fortschritt- liche Blatt zu diesem Wahlaufruf Folgendes: „Das deutsche Volk setzt in die Wahrheits-Liebe dieser Manner keine Zweifel, und wenn der königliche Landrath des Rendsburger Kreises von einer Er- klärung der Fortschrittspartei spricht, welche das genaue Gegentheil des Aufrufs vom 17. Juni ist, so kann er sich nicht der Pflicht entziehen, diese Erklärung nach-
* I. Daß das Urtheil der StraMmmer des Königlichen Stadtgerichts vom 3. Januar 1878 bahnt abzuändern, daß der Angeklagte Sack der Beleidigung des Generals von Werder, verübt int Abendblatt Nr. 47 der „Frankfurter Zeitung" vom 16. Februar 1877, für schuldig zu befinden und hierfür in eine Gefängnißstrafe von vier Wochen als Zusatzstrafe zu der ihm durch rechtskräftiges Erkenntniß vom 11. September 1876 zuerkannten Gefängnißstrafe von 4 Monaten zu verurtheilen, ihm auch die Kosten erster und zweiter Instanz zur Last zu legen, -
II daß etwa noch vorfindliche Exemplare des Abendblattes Nr. 47 der „Frankfurter Zeitung" vom 16. Februar 1877, sowie die zu bereit Herstellung bestimmten Platten und Formen unbrauchbar zu machen,
HI. daß auf Kosten des Angeklagten eine Ausfertigung dieses Erkenntnisses dem General von Werder zu ertheilen und demselben die Befugniß zuzusprechen sei, den entscheidenden Theil dieses Urtheils auf Kosten des Angeklagten binnen 14 Tagen nach Empfang der Ausfertigung des Urtheils in der „Frankfurter Zeitung" und zwar int politischen Theile derselben abdrucken zu lassen,
wird hierdurch int Wege der Strafvollstreckung zur lichen Kenntniß gebracht.
Frankfurt a. M., den 17. April 1878.
Der Königliche Oberstaats-Anwalt.
(gez.) Schmieden. , ,
cheS die größten und gefährlichsten Irrthümer enthält." Uud düs konnte nicht eher anders werden, als bis man es gelernt hatte, die ganze Kugeloberfläche der Erde in der Ebene auszubretten.
Diese Aufgabe löste zuerst, allerdings nur unvoll- jammen, Johann Staben, Professor an der Wiener Hof- chule soweit sie überhaupt lösbar ist, da ein vollständig treues Bild der Kugeloberfläche in der Ebene nicht ge- geben werden kann. Mercator erkannte den Werth der Staben schen Vorschläge und baute auf ihnen weiter. Er sst der Erste gewesen, der die Bedingungen, welche eine jebe Projektion erfüllt, genau untersucht hat. Und so gelang es rhm endlich im August 1569 hier in Duisburg feine große Seekarte zu vollenden, welche mit einem Schlage der Unsicherheit für die Seefahrer ein Ende machte. Die von ihm zur Anwendung gebrachte Projektion erlaubt utcht nur, den Weg des Schiffes als ge- rade Sm;e auszuziehen, sondern sie gibt auch die Winkel mit der allerstrengsten Genauigkeit wieder. Die Mer- cator'sche Karte wurde allerdings erst im Laufe der Zeit chr-m vollen Werthe nach gewürdigt, und als sie end- ltch sich Bahn gebrochen, da hatte man nicht nur ihren Verfertiger vergessen, sondern man betrachtete einen Eng- länder, Edward Wright, als den eigentlichen Urheber der neuen Projektion. Mercator selbst, sagte man, habe sie wohl gezeichnet, allein er habe das Prinzip nicht genau verstanden W,e unwahr diese Behauptung ist, «gibt sich ganz klar auS den Randbemerkungen auf der Karte von 1569, in denen es heißt: „Ter Hauptzweck, den ich beim Entwerfe« dieser Weltkarte verfolgte, war, die Ku- geloberfläche so , in der Ebene auszubreiten, daß die Lage aller Punkte nicht nur nach Breite und Länge, sondern auch m Bezug auf Z« gegenseitige Richtung und Gut- fertmng flenait der Wirklichkeit entspreche und die Gestalt der Länder, soweit dies überhaupt möglich ist, derjenigen auf der Kugeloberfläche ähnlich bleibe. Es konnte dies nur erreicht werden durch eine neue eigenthümlich» Anordnung und Eintheilung der Meridiane gegen die Brei- tenparallele. Denn die Landkarten, die bisher von den Geographen geliefert sind, eigne« sich schon Wege« ihrer gekrümmten «nd gegen einander geneigten Meridiane
r Vbonnemtntsprtis:
«M RiertHalr iii Frankfurt und Mainz (Bei den ffd ».ditionen Ji; litt beiden Reiche, in OesterreiL
leiemirag bei den Postämtern 9 ,<«; in der Schwei,
Fr. C. ausschließlich der Localznfqlag^
Herausgebe«
k Leopolv So««ema««.
Das nachstehende rechtskräftig gewordene Urtheilt
„ . .. „ Im Namen des Königs
hat die Berufungskammer des Königlichen AppellationS- gerichts zu Frankfurt a. M. nach stattgehabter münd- 7 mL Verhandlung in der öffentlichen Sitzung vom 1. März 1878, an welcher Theil genommen haben-
als Richter:
Appellationsgerichtsrath Dr. Eckhardt als Vor- ,.fitzender, AppellationsgerichtSräthe Dr. Renner, Echoenstedt, Neuhof und der Ergänzungsrichter
. Dr. Diehl;
als Vertreter der Staatsanwaltschaft: Oberstaatsanwalt Schmieden, und als Gcrig tsschreiber:
Referendar Dr. Flesch, für Recht erkannt:
gwitfutf, 4» September.
I Der Zeitpunkt der Eröffnung des Reichstages elf5t n^,CT heran, aber noch hat die Lage
«rcht diejenige Klarheit bekommen, die angesichts der Mvßen Aufgabe, welche dem nächsten Reichstage zu Prosen obliegt, so nothwendig wäre. Als in Frank- Mich im vorigen Spätjahre die Wahlen des 14. Oktobers Gruber waren, da wußte man genau, welche ^Stellung die Majorität der gewählten Kammer ge- Wknuber der Regierung nnnchrnen werde und es han- Melte sich nur darum, in welcher Weise diese letztere Wem klar kundgegebenen Willen des Landes entsprechen ' werde. In Deutschland ist die Lage nach den Wah- des 30 Juli eine ganz andere. Die Auflösung pcä letzten Reichstages und die Neuwahlen sind schein- Aar nur des Sozialisten-Gesetzes wegen er- W>lgt, aber Niemand kann sich verhehlen, daß es sich noch um ganz andere Dinge handelt, und darum man eben auch nicht sagen, ob die Regierung M«ue geschlossene Majorität unter allen Umständen MMen oder gegen sich haben wird. Grund genug für MMe Parteien, sich die Sache reiflich zu überlegen. M Nehmen wir einmal an, das Sozialistengesetz iMxrde vom Reichstage in einer der Reichsregierunq Mmehmen tfoutn angenommen. Ist dann die Lage WMWuern geklärt, sind alle Schwierigkeiten beseitigt, Mnd die öffentlichen Gewalten ohne Hinderniß in Muchtbarer Thätigkeit? Kein Mensch wird es wagen Miese Fragen zu bejahen. Wir sehen ganz von MMN Folgen ab, die das Sozialistengesetz an sich | Wben wird, nämlich Auflösung von Vereinen, Ver- 1 Mot von Versammlungen, Beschlagnahme von Kaffen , Wund Unterdrückung von Zeitungen, also die allae- Ihme Beschränkung der politischen Freiheit über- Mupt; sondern wir reden von andern Dingen. ; Man weiß, was nach dem Sozialistengesetz kommt. { »Dahinter fleht das Tabaksmonopol, die großen in- i kdirekten Steuern, das abermalige Septennat, viel- ! Weicht die Verkürzung des Wahlrechts und die söge- j Mannte konservative Reform in Sachen der Gewerbe- kfreiheit und der Freizügigkeit; dahinter steht fer- M»er für Preußen die Umkehr der Verwaltungsre- Morm, der Mangel an Mitteln für alle produktiven und idealen Staatszwecke und endlich die Bei- »kgung des Kulturkampfs, die dann Wohl gleichbedeutend Kist mit einem Siege des ültramontanismus und der »Orthodoxie. Wer möchte glauben, daß in alle diese Wroßen Fragen durch die Annahme des Sozialistengesetzes Mlarhert und Sicherheit gebracht würde? Im Ge- MMltheil; die Schwierigkeiten gehen dann erst recht Wan; bei jedem Gegenstände taucht die alte Ungewiß- Weit auf, die öffentliche Meinung und die parlamentarischen Parteien werden in peinlicher Unstetigkeit hm- und hergeworfen, und Niemand, keine Person keine Institution, kann zur ruhigen und erfolg- , reichen Wirksamkeit gelangen. 1
' Was Deutschland Noth thut, das ist nicht die Mnnahme des Sozialistengesetzes, sondern das ist, daß nn klares Regierungsprogramm vorliege. Die politische Zerfahrenheit ist größer denn je und die üble Uwirthschaftliche Lage hat keinen Augenblick nachgelassen. Kann es beim anders sein, wenn in wirth- hfchaftlichen Dingen bei den Leitern des Reiches kein, aber auch gar kein klares Prinzip herrscht, wenn im Gegentheil Wüte Schutzzollpolitik getrieben werden soll, wo man Western dem Freihandel gehuldigt hat? Wenn man Jahre Wrng mit dem aesammten Programm des Liberalis- WMs regiert und dann plötzlich die Liberalen an die Wand drückt? Wenn man sieben Jahre lang den Nationalen und internationalen Kulturkampf mit Wien Mitteln führt und dann mit der früher voll- Müdig ignorirten Kurie Verhandlungen anknüpft? Menn nicht nur die Verfassung des deutschen Reichs, Midern auch ein großer Theil der Gesetzgebung nicht Mos den scheinbaren Erforderniffen des flüchtigen Mrngenblicks, sondern sogar auch noch den Bedürf- Missen einer einzelnen Persönlichkeit und ihrer jetoer- Mgen Politik angepaßt wird? Für das Chaos, das aus, dieser Prinzipienlosigkeit Herauswuchs, ist das Sozialistengesetz kein Geist, der über den wüstenGewäffern Mtoebt und Ordnung wirkt und für ein solches Re- Merungs-Siechthum ist auch der wiederholte Schwur j R-reichstreuer" Elemente auf fernere Heeresfolge kein Weilmittel. Die Krisis wird nur verlängert, ver- !
' zögert, verschärft. Hier lattn nur eine Radikalkur - helfen.
Parteien sind bemfen und haben die Mcht, et? ®n^)c Zu machen, der unsre beste auftetbt, und die Nation im achten Jahre ihrer Herrlichkeit an den Abgrund des Verderbens treibt.
Wahrheit; wer sie von uns nicht hören will, der mag sie in nationalliberalen Blättern lesen, mag sie von den Sedans-Rednern sich sagen lassen. nAlg, was zum Sedanstag ein protestantisch- liberales Blatt schrieb: Mr hätten keine Ursache, Feste zu feiern, wir sollten lieber an die Brust schlagen und rufen: . „Herr Gott, sei uns amen Sündern gnabtg. Diesem Zustande ein Ende zu machen, find alle Parteien berufen, denen der Staat und das Volk hoher steht, als die Person. Was gewinnen die Konservativen, wenn sie heute Regierungspartei werden? Sind sie sicher, daß es ihnen nicht wieder ergeht, wie es ihnen schon einmal ergangen? Und die Liberalen, wenn sie diesmal noch das Schiff retten, haben sie die Gewißheit, daß sie niemals wieder hinausgeworfen oder an die Wand gedrückt werden? Die Ultramontanen endlich, wer bürgt ihnen dafür, daß, wenn sie ihre Dienste gethan haben, nicht wieder ein frischer, fröhlicher Kulturkampf beginnt? Von den anderen Parteien brauchen wir nicht zu reden; ihre politischen Prinzipien verbinden sie ohnehin, die Sache über die Person zu setzen. Wem es überhaupt darum zu thun ist, eine staatserhaltende Kraft im Ernst zu sem, der ist verpflichtet, die Gründe für sein politisches Verhalten auch nur aus dm Bedürfnissen des Staates zu ziehen und die Mottve seiner Abstimmungen nur aus prinzipiellen, nicht aus persönlichen Erwägungen hervorgehen zu lassen. So genial sonst ein Staatsmann sein mag, niemals kann sein bloßes Wott, sein persönlicher Wille über den Mangel eines I Regierungsprinzips hinweghelfen oder dieses gar ersetzen. Ein großes Volk hat in feiner großen Majorität bestimmte Bedürfnisse, die sich genau erkennen lassen, und denen man auch mit zuverlässigen Mitteln begegnen kann. Diese Majorität aber muß man ftei sprechen lassen; denn politische und soziale Uebel werden nicht gehoben, wenn die gewählten Ver-
I treter aus parlamentarischen, taktischen oder per- I sönlichen Rücksichten eine andere Sprache führen, als sie im Namen des Volkes geführt werden muß. Ist je ein Kranker dadurch geheilt worden, daß er seinem Arzte ein paar Worte nachspricht oder ihm glaubt, wenn dieser ihn versichert, er sei ganz gesund, oder wenn er ihm sagt, er sei im Kopfe krank, während ihm der Tod im Herzen sitzt? Es kann nicht zweifelhaft sein, wo der Sitz des deutschen | Uebels ist. Zweiundvierzig Millionen Menschen mit ihren unzähligen Bedürfnissen, Wünschen, Hoffnungen, Bestrebungen und Jntereffen lassen sich nicht mit diplomatischer Ueberraschungspolitik oder mit rem bureaukratischer Verwaltungskunst regieren. Eine Politik ist nur dann gesund, wenn sie das Resultat der Wünsche einer Majorität ist, wenn sie diese Ma- ivrttät nicht nach eigenen Zielpunkten leiten will, ftndern von ihr sich leiten läßt, wenn sie nicht ein Faktor für sich, sondern das Ergebniß einer Vielheit von zusammenwirkenden Faktoren ist. Die perfön-
1 »che Politik entspricht diesen Anforderungen nicht.
Die Annahme des Sozialistengesetzes macht diesem Zustande kern Ende. Wohl aber kann ihm feine Verwerfung ein Ende machen. Diese Verwerfung toüjve be&eitten: Wir wollen von der ganzen Art und Weise, tote bisher regiert worden ist, nichts mehr wissen! Wir wollen endlich einmal ein bestimmtes System, ein klares Regierungsprinzip, genau um» 'n^Ane, gut begründete Institutionen! Wir werden alle Forderungen, die an uns herankommen, so lange verweigern, bis wir ein Programm vor uns haben! Diese Sprache wäre gewiß wirkungsvoll: Ein Programm müßte kommen, wenn nicht vor diesen, so doch vor den nächsten, recht bald zu wählenden - Reichstag. Ob bei der Schlußverhandlung über das Sozialistengesetz diese Sprache geführt wird, das wissen wir nicht; davon aber sind wir überzeugt, daß es, wenn der Reichstag nicht so spricht, nicht besser, sondern womöglich noch schlimmer wird.
Anzeigen'
(jtie aüftflaMge Petitz-ile rder beten Raum wird iuS 30 Pf. lettdt ei; in Seit He vierflaliicrPeiiizeile mit 1 «Wf Anzeigln-Arntohn e lei Hr bxPeHtio! nnb be::6c« ftnnten Slßeniunn bitte bei ter Filial-Eipediiiml,Guten bergsplah 10 neu, in Mainz.
Sttteatty Große Eschenheimer,i»^e 37
I Feuilleton.
Gerhard Kremer genannt Mercator und sein Denkmas.
H P. Duisburg, 2. Eept.
Sehr viele unserer Leser haben zweifelsohne in ihrem «las schon auf bet Erdkarte gelesen „Entworfen in mercator's Projektion". Schwerlich ftnb aber Viele im Ranbe, über den Sinn unb bte Bedeutung dieser Worte Uehr zu sagen, als d ß Mercator ein Geograph gemessn, bet für die Entwerfung bet Karten ein neues Beruhten etfunben hat. Wer sich allerdings die Mühe ge- ffben unb e ne Karte nach ber Mercator'schen Projection ^glichen hat mit einet an beten, bet wird gefunden ha- Nn, daß auf ihr alle Meridiane unb Breitenparallelen fe'fietabe Linien gezogen find und das dadurch entstein- jene geradlinige Netz aus lautet Rechtecke« besteht, beten Whe «ach ben Polen zu wächst, unb baß in Folge beffe« j« Flächeninhalt bet Länder u. s. W. nach den Polen zu lark vergrößert erscheint. Welche Wichtigkeit diese Art ssr Zeichnung hat, wissen allerdings am Beste« die »teleute zu sagen, die ohne eine solche Karte sich kaum M das hohe Meer hinauswagen dürsten. In unseren «igen hat man allerdings die Unvollkommenheiten ver- Wgener Zeiten längst vergessen und man kann sich M»n eine Vorstellung machen von dem Leben ohne die wen Hilfsmittel, die wir für alle Bernfsarten haben. Re See ohne besondere Hilfsmittel zu befahren, wat Wz unmöglich - darum ist ohne fie die Schifffahrt auch B* Küstenschifffahrt. Erst mit der Erfindung des Kom- Mz wird aus der Küstenfahrt eine Meerfahrt; allein P Satte« waten Jo unvollkommen, daß Menus mit B^tfagt: „Und wenn nicht der allmächtige Gott jeden •kleinem Berufe segnete und unterstützte, so wäre eS W unniöglich, so lange und weite Steifen glücklich zu Er«", unb in einem nautischen Werke damaliger M heißt es: „Wie die Katie das wichtigste Jnsttn-
EeemanneS ist, so ist e» auch dasjenige, wel-
wißheiten zu beseitigen und zu beweisen, daß der bei- ÜUchc Arzt Raemdonck in seinem Buche „Gerhard Mer- cator, fein Leben und seine Werke," sehr oberflächlich zn Werke gegangen ist, daß er für feine Behauptung Mercator fei ein Belgier, nur überaus schwache Releael gegeben unb er überhaupt aus der Luft neqriffene Än- nahnien als geschichtliche Thatsachen gebracht hat; baut gibt Raemdonck gar keinen Ausschluß darüber, warum denn eigentlich Mercator ein Reformator der Geoqrarchi» genannt wird und zeigt zum Ueberflnß, baß er gar nicht weiß, was bie Projektion eigentlich ist, wie in einer in ben Petermann'schen geographischen Mittheilungen enthaltenen Recension bes qn. Buches eiugehenb nachoe» wiesen ist. "
Allerdings ist Gerhard Kremet — nicht Kaufmann ! — der feinen Rainen nach damaliger Sitte ins Latein"' * übersetzte, in Rnpelmoiide, an der Mündu -a der Rn»-i » in die Schelde, im Lande Waes zwischen Gent und- werpen, am 5. März 1512 geboren, weil seine Elter« sich gerade zum Besuch bei dem dort wohnenden Onk-r Gisbert Kremet aufhielten; allein seineElternsindbald mit ihm in die Helmath, ins Jülicher Land zurückgc. gangen, und ist er dort bis zu feinem 16 clabr erio » w°rden. Et selbst sagt darüber in bet WiLng siinet
Germaniae, bie int Jahre 1585 hier },nr^|U^ rF erschienen: „Obwohl ich in Flandern gc» ” c.nb doch bie Herzöge von Jülich meine o Herren, beim unter ihrem Schutz bin ich unb erzöge^ ~Qlt^ Un^ fcon Julich'schen Elter« erzeugt .später wurde er von seinem Oheim Gisbert Kremet m ^°sten nach Herzogenbusch in bas Haus ber „-örübev vom gemeinsamen Leben' gesch ckt. Im Herbst l5N> bezog er bie Universität Löwen, um sich huniani- tischen Stubien zu widmen. Nachdem er sich noch mit der Philosophie beschäftigt, ergriff er die Ma- thematik als Btodstudium, in der et, obschon völtta Autodidakt, es bald so weit brachte, daß er Stud nk i t-n darin Privatunterricht ertheilen konnte. Znr ei h j SÄ '-'ncchanischen Arbeiten. J Verfertigte geographische und mathematische Instruments i
zuweisen ober, wenn er bas nicht kann, seine Behaupt ng zu wibettufen. Wit richten auch die Aufmerksamkeck de« königlichen Regierung zu Schleswig auf diesen Punft Et berührt eine Frage der Gerechtigkeit und des öffentlichen Jntereffes, aber auch eine positive Best im- j mung des öffentlichen Rechts." Es wird abzuwartenlk sein, ob der Minister des Innern dem Rendsburgeilf- Landrath eine Rüge wegen seiner Bemerkung wird zu Theil werden lassen. — Die wenigen Staatspfar- ret, welche der Kulturkampf gezeitigt, find ob bert Kissinger Verhandlungen in nicht geringen Schreck gee rathen. Kommt nämlich ein modus vivendi zu Stande so haben diese Staatspfarrer eo ipso aufgehört zu ej.i stiren und in die von Staatspfarrern innegehabten Pfrüy den werden diejenigen Geistlichen treten, welche von! Bischof nominirt und vom Staat approbirt werden; dis Staatspfarrer werden das gleiche Schicksal wie die Alp katholiken zu tragen haben. Mit ber Schaffung bei modus vivendi wirb daher auch bas Brotkorbges'tz, bii Sperrung bet Temporalien betreffend, von welchem sich die Regierung und bie Liberalen das ZukreuzekriccheD bet Klerikalen versprochen, vollständig wirkungslos wer- ' ben. Die Staatspfarrer suchen bereits bei ben kompe-g teilten Behörden zu erfahren, was ans ihnen nach Be<8 enbigung des Kulturkampfes werben soll. — Die Jllii^ mination am gestrigen Sebantage ist hier spärlichem wie jemals ausgefallen. Selbst in ben sashiouabelsteng Straßen, wie Leipziger-, Friebrichs- nnb Wilhelmsstraße Z wat fast kein Haus illuminirt; nur Unter beit Linber g hatten einige Hoflieferanten unb Hoteliers erleuchtet. H
'' -U- Berlin, 3. September. Zum Kapitel der Wahls 1 Prüfungen schreibt die „Bossische Zeitung': Die Wahlprä t sungen werden diesmal den Reichstag längere Zeit als s.nst tzi Anspruch nehmen. Es sind aus einer großen AuKH I von Wahlkreisen Nachrichten hierher gelangt, wonach von bot !■ gegen die Wahl beS betreffenden Abgeordneten Proteste erhöbet ober sonstige Vorkommnisse zur Sprache gebracht werden sallentl welche die Wahl als eine mit Unregelmäßigkeiten behaftete er I scheinen lassen. Es wird notbweudig sein, daß diejenigen, welch X mit solchen Protesten oder Beschwerden sich an den Reichst» | wenden, ihre Aufmerksamkeit auf eine ausreichende Begründum j derselben richten. Die bloße Behauptung, daß Wahlbeein l flussungen vorgekommen sind und einige daneben herlaufende An X deutungen allgemeiner Art, die schließlich nur, so zu sagen, eii r .Gesammtbild' der Vorgänge geben, können nicht als ausreichend betrachtet werden. Es werden in diesen Schriftstücken vielmehr» die Thatsachen genau darzulegen und die zn ihrem Beweise durchtz Zeugeneid sich bereit ertlärenden Persönlichkeiten naml ack z, I machen fein, nm mit Erfolg eine Wahlbeeinstusfung behaupte, und darauf hin eine Wahlanfechtung begründen zu fei n n. Di« Wahlprüfungskommission des Reichstags kann nur mit ge hörig snbstantiirten Beschwerden und Protesten etwas an sangen; denn es handelt sich für sie nicht darum, bei ber öffent, lichen Meinung die moralische Ueberzeugung zu erwecken, da bei den letzten Wahlen ungesetzliche Beeinflussungen im aroße. Umfange vorgekommen sind. Diese Ueberzeugung kann viel mehr, wie die „B. A. C.", der wir diese Ausführungen ent nehmen, hervorhebt, als die allgemeine gelten, wenn auch bie« stützen, welche von solche» Beeinflussungen für sich selber ober ihren Parteigenossen Nutzen zogen, ein Interesse daran haben,.' ihr keinen lauten Ausdruck zu geben, ja sogar das Gegentheil davon zu behaupten. Im Uebrigen werden die Tebaite» inli! Hause selber ein solches allgemeines Bild leider von groWL, Breite entrollen; zur Anfechtung einer bestimmten Wahl gehörig aber etwas mehr als die Einreihung derselben in dieses allgcj meine Bild. Es muß durch die Äliiführnng einer Reihe gegen« s»tig sich ergänzender und unterstützender Thatsache» dem Reichstage diejenige Gewißheit geschaffen werden, welche eine 3m bedarf, um ein Verditt zu fällen. Ans die Saminluna Sichtung und Zusammenstellung solcher Thatsachen lomm es daher in den Protesten und Beschwerden betriffs
der Reichstagswahlen an. Kann z B. bewiesen werden daß das von der Verfassung vorgeschriebene Geheimniß der Slbftim» mnng beim Wahlakt verletzt worden ist, und zwar in einet solchen Weife, daß mit Grund von einer Absicht der Verlekmia gesprochen werden kann, so wird der Wahlakt des betreffe'ndcii Wahlbezirkes, als mit einem unheilbaren Fehler behaftet n vernichten nnb werden die Stimmen', die dort für den als ee< wählt proklamirteu Abgeordneten fielen, demselben in Abzug "-« bringen sein. • Geht aus den unter Beweis gestellten Thätsachei \ hervor, daß eine Fälschung der Wahl vorgenommen worden ist daß bei der Auszählung der Stimmzettel für beit einen Kandi-1 baten weniger Stimmen gezählt wurden, als Personen stecke I für denselben in die Urne gelegt zu haben beschwören wollen so würde dies ebenfalls ein Grund fein, diesen einzelnen Wahlakt für ungültig zu erklären, ganz abgesehen von ber Einleitung I eines Strafversahrens gegen Diejenigen, welche die Wahl . lsq I """ '"-'"--'en haben. Ebenso find Fälle unter Beweis zn sie', ähler direkt durch Drohungen oder Versprechungen dazu bewogen worden sind, sich der Wahl ju entölten ober ih« Stimme einem bestimmten Kandidaten zu geben, weil hierbei eben^ falls eine stra bare Handlung vorliegt, bie zum Gegenstaut 1 ""."richterlichen Untersuchung sich eignet. Was nun dieWahl- beemflnffungen im Großen betrifft, so wird zum Beweise der- 1 selben nöthig fein, glaubwürdig festzustellen, daß Personen I von amtlicher Stellung einen Einfluß, welchen ihnen bie'e I «teuung gewährt, dazu benutzt habe», um ans die Wäller j Mst. ln .einem bestimmten Sinne einzuwirken. Es Hantel 1 fiog hier nicht um Handlungen, die Elegenstand einer gerichb j lechen Untersuchung werden können, soiibern der Reichstag sann i nachdem er das ihm vorliegende Material geprüft Hal, fcMiefc I irir’r“ bjr etwaigen Ungiltigkeitscrklärung der Wahl,' nMill bg|d)lieBcnr den Rfichskl?n tcr niitAnfor^crn. bi"1 tx f
