L. Seite. Mr. S7S._______________________
ebtrt kriegsgerichtliche Untersuchung eiügeleitet. Bis
te wurden, wie das „N. W. T." meldet, 147 Studenten ittt Verantwortung gezogen. — Die hiesige Zensurbehörde hat das Aiigust-Hest des Organs des Petersburger Pan- slavisten-Vereines „Berichte deS St. Petersburger slavischen Wohlthätigkeitsvereines" wegen eines Hetzartikels gegen Oesterreich-Ungarn unterdrückt.
Egypten.
' * Kairo, 28. Sept. Aus Wady Halfa wird gemeldet : Ein Boot mit 2 Offizieren und 36 Mann des Royal Sussex Regiments kenterte auf dem Ml bei der Insel Nilwarhall. Zlvci Mann ertranken und sünlmtliche Equipi- rungsstücke, Waffen und Proviantvorräthe des Detachements sanken mit dem Boote. — Nach einem Telegramm ans f uakin sind daselbst die Hauptscheikhs des Stammes marar angekoinmeii, um mit dem Gouverneur, Major Chermside, zu konferiren. Sie sind geneigt, die Straße »ach Berber zn eröffnen, bezweifeln aber, ob sie dies ohne Beistand werden thun können.
Am-riUa.
* Lima, 20. Sept. Gerüchtweise verlautet, daß die peruanischen Regiernngstruppen bei Pacasmayo geschlagen worden sind. General Puga hält Trujillo, und die Generale Caceres und Canevara halten Arequipa
Die Mahlbewegung.
△ Hamburg, 30. Sept. Unsere Wahlbewegung fängt an, mehr und mehr in das Gebiet der Farce hinüber- zuspielen. Heute wird ein Kandidat mit seiner vorher eingeholten Einwilligung aufgestellt, morgen lehnt er ab, nm übermorgen von Neuem anzunehmen, wobei gar nicht aus- geschloffen ist, daß er nächste Woche abermals ablehnt. Herr Roscher hat bereits zweimal angenommen, ziveimal abgelehnt, tmd wird augenblicklich bestürmt, zum dritten und letzten Male anzunehmen. Herr Woermann hat, nachdem er für seinen ganz unerwarteten Rücktritt eine ausführliche Erklärung veröffentlicht hat, sich bewegen laffen, doch wieder anzunehmen, und es fehlt nur noch, daß auch der dritte ursprünglich von den „Nicht-Extremen" aufgestellte und wieder zurückgetretene Kandidat, Kapitän Tetens, dem Beispiele seiner Kollegen folgt, um die Farce vollständig zu machen. Leider scheint es bei den Freisinnigen nicht viel bester zn stehen, nur sind sie klüger gewesen und haben die ins Auge gefaßten Kandidaten noch gar nicht veröffentlicht, so daß auch nichts öffentlich znrückzuuehmen war. Als Mitte voriger Woche die „Nicht-Extremen" die Welt mit der Ankündigung überraschten, daß alle ihre Kandidaten zurückgetreten seien, und der „Reichstagswahlverein für 1884" infolge dieses Fiaskos daran denke, sich aufzulösen, war der Augenblick für die Freisinnigen gekommen, diesen fabelhaft günstigen Moment zu benützen und durch Ausstellung ihrer Kandidaten das sreigewordene Terrain sofort zu occnpiren. Wäre dies geschehen, fo war die Wahlschlacht entschieden, bevor sie noch begonnen hatte. Nun aber, da die Freisinnigen nichts von sich hören ließen und so den Beweis lieferten, daß auch sie in Kandidatennoth sich befinden, haben die „Gemäßigten" frischen Muth gefaßt, die Auflösung ihres „Wahlvereins" einstweilen aufgeschoben und werden in dem ersten und in dem dritten Wahlkreise den Kampf wirklich aufnehmen, und vielleicht gelingt es ihnen sogar noch, auch für den zweiten Wahlkreis einen Kandidaten zn finden. Die Sozialdemokraten verhalten sich demgegenüber ganz ruhig, haben aber noch niemals so gute Aussichten im Hamburg gehabt, wie diesesmal.
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* AuS Nassau, 30. Sept. Die Konservativen des Oberlahnkreises haben beschloflen, für den Kandidaten der Nationalliberalen, Bürgermeister F i n k zu Weyer, zu stimmen. Derselbe hatte sich verpflichtet, keiner weiter nach links gehenden Partei sich anzuschließen, die Politik der Kaiserlichen Botschaft zu unterstützen, für die ungeschwächte Erhaltung des Heeres zu stimmen und einer mäßigen Erhöhung der Getreide- zölle nicht entgegenzutreten. Das wäre jetzt schon Nummer 15 der Heidelberger Getreidezöllner.
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y. Stuttgart, 30. Sept. Wenn man unsere Zeitungen liest, welche voll sind von Berichten über das Volksfest und andere abwechselnd in dem und jenem Oberamt abgehaltenen landwirthschaftlichen Feste, so sollte man nicht meinen, daß aus den 28. Ott. die Reichstagswahl anberaumt ist. Abgesehen von dem Tübinger und Ulmer Bezirk, stehen bis jetzt nur die alten Kandidaten auf dem Plan: hier Retter, Härle, Schivarz und Mayer, dort Stalin, Ow und Wöllwarth, je ihre Gegner erwartend. Vier Wahlkreise sind bis jetzt überhaupt noch ohne sichere Kandidaten: Stuttgart, Oehringen-Hall, Eßlingen-Nürtingen und Vaihingen-Maulbronn. Beide Parteien möchten hier scheint's den Gegnern den Vorgang lassen. Die Nennung Leemann's für Oehringen- Hall ist wohl nur ein Fühler gewesen, wogegen das Wicdcr- anftreten v. Bühlers in diesem Bezirk sehr wahrscheinlich ist.
'(Bereits mitgetheilt. Red.) In Ulm hat Hühn le seine Wahlreise» begonnen; seine Gegner probiren es jetzt mit von Advokaten versüßten Banernbriefen, in welchen ihm seine Abstimmung in der Elsäßischen Spnrchenfrage vorgeworfen wird, natürlich unter lügenhafter Entstellung des wirklichen Sachverhalts. Als ob das unsere Bauern irgend interessiren würde! Während in Ulm so der Trieb für Fischer mit der großen Kesselpauke geschieht, besorgt Baysa, der Gegner Payers, fein Geschäft in der Stille und die Tübinger Nralesioren, welche es ibni allerdings nur verderben sönnen,
Abendblatt drr Frankfurter Irttung.
1. Oktober 1884
halten sich auffallend zurück. — Aus dem Wahlkreis E ßlin- gen-Nürtingen kommt heule im „Merkur" eine hocherfreuliche Nachricht. Die dortigen Deutschparieiler und Konservativen haben nämlich beschloflen, beni Erzreaktionär, ersten Staatsanwalt Dr. v. Lenz, Vizepräsident unsererAbgeord- neten Kammer, das Mandat anzutragen. Man könnte ihm für die Annahme sehr verbunden fein, beftn die Kandidatur dieser in seiner eigenen Partei wegen seines abstoßenden Wesens unbeliebten Persönlichkeit würde wohl die freisinnigen Elemente dieses Kreises aufrütteln und das erste wirkliche Leben in die Wahlbewegung bringen. — Die Sozialdemokraten haben zwar in jedem Kreis einen Kandidaten aufgestellt, doch bringen sie es, abgesehen von Stuttgart, wo sie die beiden andern Parteien regelmäßig zu einer Stichlvahl zwingm, nirgends auf mehr als höchstens ein paar hundert Stimmen und kommen daher nicht in Betracht. — Heute haben auch die Konservativen ihre Äeiieralversammlnng gehabt, doch wird dabei nicht viel heransgekommen sein als möglicherweise eine konservative Kandidatur deS Hofgürtlers Stähle für Stuttgart, eines Mannes von sreflendem Ehrgeiz. Ja, wenn sich eine solche Wahl erlisten ließe, tote die zum Vorstand der toürtt. Gewerbeyereiue!
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P. München, 1. Oft. (Privattelegramm.) Johann Sedlmayer, Besitzer der Spatenbrauerei, ist als gemeinsamer Kandidat der liberalen Gruppen für München I. auf- gestellt worden und bereit, ein Mandat anzunehmen.
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0 München, 30. Sept. TaS ultramontane „Fremdenbl." bringt heute die Mittheilung, daß die beiden bisherigen Reichs» togSabgeordueten Münchens, RechtSrath Ruppert in Mün- djen l. und geistl. Rath Dr. Wesiermayer für MünchenII. abermals kandidiren werden. Daß diese Mittheilung so spät erscheint, hat wohl seinen Grund darin, daß Herr Ruppert mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand und seine Geschäfte als Gemeindebeamter sehr gerechtfertigte Bedenken getragen haben dürfte, wieder zu kandidiren, wenn er dieselben schließlich überwunden hat, so mögen ihn dazu die in diesem Falle wirklich aufrichtig gemeinten dringenden Vorstellungen der ultra- montanen Führer bewogen haben, die recht wohl wissen, daß, wenn Herr Ruppert nicht mehr der Kandidat, dann der Wahlkreis München L unter allen Umständen für die Ultramontanen von vornherein verloren ist. Daß er dies auch in i t Herrn Ruppert sein werde, wird für uns mit jedem Tage wahrscheinlicher. Viel leichter als sein Kollege, dürste sich Herr Rath Westermayer zur Annahme der Kandidatur entschlossen haben. Herr Westermayer erfreut sich ersichtlicher Maßen einer sehr guten Gesundheit, seufzt nicht unter einer Last von Berufsgeschäften , es fehlt ihm auch nicht an dem „fiebrigen", der geistliche Rath macht sich obendrein das Amt eines RechtStagS- Abgeordiieten sehr leicht — warum sollte er also nicht mit Vergnügen bereit sein, das Amt und „die Ehr'" abermals auf sich zu laden und sich, wie das „Fremdenbl." meint, den „Tank der Wähler" zu verdienen. Vollends, da sich der Herr Rath mit der Agitation ja ganz und gar nicht schwer thut : ein paar kräftige Wörtlein von der Kanzel gegen den „Fortschritt, den der Teufel holen soll", das genügt! — Unsere „Konservativen" haben am Samstag Abend beschlossen, sich wegen Aufstellung von Kandidaten für Branchen I. und IL mit dem Präsidium deS „Bayerischen Handwerkerbundes" in Verbindung zu setzen. DaS ist gleich ein schlagender Beleg für unsere gestrige Behauptung, daß man es mit dem „Programm" der „Konservativen", welches totr gestern erwähnten, nicht so genau nehmen dürfen; beim die politisch-reaktionären Geister, welche an der Spitze des „HandwilkerbundeS" stehen, wären gerade die rechten Leute, um die verschiedenen freisinnigen Forderungen deS „konservativen' Programms zu verfechten t
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△ Augsburg, 30. Scptbr. Die Vertrauensmänner der Centrumspartei int Kreise Schwaben und Neuburg hatten sich gestern dahier im katholischen Kasino ein Rendezvous zur Besprechung von Wahlangelegenheiten gegeben, bei welcher Gelegenheit folgende Kandidaturen für den Reichstag endgültig festgestellt wurden: Für Augsburg: Bildhauer und Land- tagsabg. Biehl in München; für Dillingen: Fehr, von Frehberg, Gutsbesitzer auf Haldenwang; für Memmingen: Stadtpfarrer Reindl in Günzburg; für Kaufbeuren: Fabrikant Bnxbaumin Augsburg ; für Donauwörth: Stadtpfarrer Wildegger in Nördlingen. Wie das hiesige ultrqmontane Lokalblatt mittheilt, machte sich in der Versammlung seitens der bäuerlichen und bürgerlichen Kreise sehr lebhaft das Verlangen geltend, daß diese Abgeordneten (sobald sie gewählt sind) für obligatorische Innungen und für Erhöhung der Getreidepreise eintreten. AuS dem Algäner Wahlkreise (Kempten), wo liberalerseits Herr von Schauß kandi» birt, waren Delegirte nicht erschienen. Die „Bayerische Reichs- Partei" hat für Augsburg noch immer keinen Kandidaten gesunden, ihr Kredit muß also nicht besonders groß sei».
Berichtigung.
Durch ein Versehen ist eine Berncrlung, welche unser Heilbronner Ö-Korrespondent der Maudatsablehnung des Heilbronner iiationalliberalen Kandidaten Herrmann beigesügt hatte und in der eS heißt, die Trauben seien noch sauer, als selbstständige Korrespondenz unter „Vermischtes" gegeben worden. Wir bemerken, daß lediglich von den „Wahl-Trauben" die Rede ist.
frmiltfurtev Angelegenheiten.
Frankfurt, 1. October. Boni Tage.
— Die Hauptveränderung, welche der soeben erschienene Winterfahrplaii der Königs. Eisenbahndirektion Frankfurt bringt, betrifft bett Nachtschnellzug Berlin-Frankfurt Über Halle-Bebra, der anstatt 10.20 Abends wieder wie früher um 8 Uhr Abends Berlin verläßt und um 7.30 M. in Frankfurt eintrifft. Die Züge nach Berlin bleiben unverändert. Auf der Taunus bahn wird von den bisherigen letzten Zügen in der Richtung Frankfurt-Wiesbaden der letzte einge-
Trlrgvaphlschr D-prschen.
Prival-Depeschen der Frankfurter Zeitung.
N Berlin, 1. Oct., 1 u. 22 M. Die konstitmrende Generalversammlung des „Vereins zur Wahrung bet Geschäftsinteressen des Handels und der Industrie" war von etwa 100 Mitgliedern, meist hervorragenden Vertretern des Handels und der Industrie, besucht. Delbrück eröffnete die Versammlung nachdem Woermann (Hamburg) und P a s s a v a n t (Frankfurt) zu Beisitzern gewählt waren. Er theilt die bekannte Geschichte der Entstehung des Vereins mit, der nicht du Ausdruck des Mißtrauens gegen die Handelskammern und den Handelstag sein solle. Aus der Wahl der provisorischen Geschäftssührcr dürfe man ans die
Tendenz des Vereins keine Schlüffe ziehen; nur die Geschäfts ° Tüchtigkeit, ntcht der politische oder zoll- politische Standpunkt sei bei der Auswahl maß-
gebend gewesen. Der Verein solle die Jntereffen ver treten, die allen Richtungen des Handels und der Industrie gemeinsam seien. Es sollen in allen größeren Städten Geschäftsführer ernannt werden. Die Zahl der Mitglieder (bis jetzt 763) seinichtgcradehoch, aber die Jahreszeit und das ungerechtfertigte Mißtrauen der politischen Parteien erklären diese Zahl. Ruffel erörtert in sehr ausführlicher Rede den Zweck des Vereins, ohne gerade Neues darüber mitzutheilen. Er verweilt besonders bei dem Geschäftssteuerprojekt und dem blinden Haffe der Agrarier und Staatssozialisten gegen das mobile Kapital und den Handel. Gegen diese Bestrebungen werde der Verein Front machen, ohne sich einer gerechten Besteuerung des Kapitalbesitzes zu entziehen, die aber unter Schonung der Jntereffen des Erwerbs und Verkehrs und nicht nach Art asiatischer Despoten erfolgen müffe. Der Verein werde nicht ausschließlich negativ sein.
Der Verein werde auch gegen den Verstaatlichungseifer speziell in Bezug auf das Versichemngswesen eintreten und an der Lösung der sozialen Fragen ntitarbeiten. Redner bekämpft zuletzt die Ansicht, daß die Zwecke des Vereins auch durch den Anschluß an eine politische Partei erreichbar seien, weiß aber als Grund dagegen nur anzuführm, daß die Abgeordneten in schwierigen Fragen der sachverständigen Information der Handelskreise bedürften'; das sei nur durch den Verein möglich. Eine Aufstellung eines detaillirten Programms für die Thätigkeit des Ver- eins sei unmöglich und würde sofort zu den größte« .theoretischen Zwistigkeiten führen; einzelne Fragen müßten im konkreten Falle praktisch gelöst werden. Der Frage des Freihandels und des Schutzzolles müßte der Verein ganz fer» bleiben, denn sie würde sofort zur Sprengung führen.
D Peft, 1. October, 10 Uhr 10 Min. Die gestrige Sitzung des Episkopates unter dem Vorsitz des FürstprimaS beschäftigte sich mit dem Schlußpunkt der Thronrede, welcher als gegen den katholischen Klerus gerichtet betrachtet wird und tiefe Mißstimmung erzeugte.
Wolff's telegraphisches Correspoudenz-Burea«.
Baden-Baden, 1. Okt. Die Kronprinzliche Familie ist heute Vormittag nach der Schweiz abgereist; Prinz Heinrich ist noch hier geblieben.
Pest , 1. Okt. Die Sektionen des AbgeordnetenhanseS haben sich konstitnirt. In acht Sektionen hat die liberale Partei die Majorität, in einer die Opposition.
Genna, 1. Oct. Grimaldi, begleitet von dm Behörden und mehreren hiesigen Deputirten, besuchte industrielle Etabliflements, die Cholerakranken in den Ortschaften Voltri, Sastri Ponente, San Pierdarena, sodann das hiesige Hospital, Galliera und die Wirthschastsküchen. Grimaldi bat Mancini, die Nachricht französischer Blätter, daß die Munizipalbehörden ans Genua geflohen seien, dementiren zu laffen; im Gegentheil, Jedermann habe seine Pflicht erfüllt.
Petersvurg, 1. Okt. Obristlieutenant B u t a k o w ist znm Militärbevollmächtigten in Berlin ernannt.
stellt. Der letzte Zug verläßt Frankfurt voM 15. Oktober ab um 8.50 und Wiesbaden um 9.5 A. Auch für Sonntag ist keine Ausnahme gemacht, was sehr bedauerlich ist. Zwischen Frankfurt und Homburg und umgekehrt verkehren 10 Züge: der- letzte verläßt Frankfurt um 10.40 A. Zwischen Frankfurt und Gr an berg verkehren 7 Züge, der letzte ab Frankfurt ebenfalls um 10.40 A.
v. In dem gestern, 30. Sept., im Leinwandhaus abgehalte» nen Examen für Einjährig-Frei willige haben von 21 Bewerbern um das Zeugniß nur vier bestanden.
-g- Wie uns mitgetheilt wird, beginnt mit dem 1. Oktober die Zeichen schule der Tapeziermeistergenoffenschaft (Fachschule); der Unterricht ist Mittwoch und Samstag Abend von 7—9 Uhr im Saale des Nürnberger Hofs.
— Berichtigend fei mitgetheilt, daß bei der am »ergangenen Sonntage im Cafe Dobra abgehaltenen Versammln n g der Altkatholiken nicht Herr Termer, sondern Herr Philipp Lemaire den Vorsitz führte.
vereine.
, + Die von dem Schreinerfachverein in den Me- riansaal einberufene Versammlung, in der Herr Lehrer Adolf S a b o r über bett Berliner SchreinerinuungS - Congreß und die Handwerkerfrage im Allgemeinen sprechen sollte, war überaus zahlreich besucht. Der Vorsitzende, Herr Neu eröffnete bte Versammlung, indem er auf bas aktuelle Interesse, welches das Thema nach dem vor nicht allzulanger Zeit beendigten JunungScongreß habe, hinwteS und gab Herrn Sabor das Wort. Es scheint vielleicht gewagt von mir, begann dieser, daß ich hier vor Ihnen über Handwerkerang legenheiteii und speciell über diejenigen der Schreiner zu sprechen mir erlauben toiu. Die Angelegenheiten des Handwerks haben jetzt eine so grobe allgemeine Bedeutung, daß Jeder, der sich mit National- Oekonomie genauer beschäftigt, auch diese Bewegung ins Auge fassen muß. — Mindestens darf ich mir wohl ebenso große Kenntnisse bet wirthschaftlichen Vorgänge und vielleicht auch ebenso viel volkswirthschaftliche Kenntniffe zuschreiben, wie der mit dem Hofrathstitel geschmückte Herr Ackermann in Dresden, von dem der berühmte Antrag im Reichstag den Namen hat. Redner erklärte sodann, daß er in fachlicher und wissenschaft- licher Weise zu sprechen beabsichtige — und mit einem Seiten- bltiie auf den überwachenden Polizei-CommissariuS —, daß eine Redeweise ohne Heftigkeit nicht nur sachgemäß, sondern den Umständen nach angemessen sein werde. In den letzten Tagen deS vorigen Monats tagte in Berlin der JnnungS » Congreß deutscher Schreiner. Aus 51 Städten sollen nach Berichten emer Tischlerzeitung 95 Delegirte anwesend gewesen sein. Ich habe die Präsenzliste durchgesehen, gezählt und nur 71 gefiin» ben. Einladungen waren an 970 Personen ergangen, daher ber Präsident der Versammlung, Herr Obermeister Brandes von Berlin, er lebhaft bedauerte, daß eine so schwache Betheiligung stattgefunden habe. Von Frankfurt war kein Delegirter erschienen, tote denn überhaupt speciell unter den Frankfurter Schreinern die neuaiigefachtenJnnungsbestrebungen wenig Anklang finden. Redner geht nunmehr speziell in die Verhandlungen der Berliner Kongresses ein und schildert bei diesem Anlasse die außer» ot dentlich ungünstigen Verhältniffe der Schreinergeselleu in Berlin, welche zum Theil 14—15 Stunden arbeiten müßten. Dort foinnie nicht nur das eherne Lohngesetz zur Geltung; es fei noch djUnimtr. Der Lohn finke oft unter den nothwendigsten Lebens» bedarf. Herr Sabor wendete sich sodann zum Jnnungswesen, schilderte dessen Entstehung als freie Genoffenschaft und Entwickelung bis in die Neuzeit. Die Wiederherstellung der Zwangs» innuitgen habe in Oesterreich nur zu kleinlichen Nörgeleien geführt. Wenn man dem Handwerk helfen wolle, müsse man das Uebel bei der Wurzel fassen. Der Vorschlag d.s Herrn Faßhauer die Maschinen d-s Kapitals so hoch zu besteuern, daß der Arbeiter, der kleine Handwerker mit ihnen konkurriren könne, fei efir hübsch, aber nicht gut ausführbar. Beseitige man die Schäden d-s Submisstonswesens, die Militärarbeitskonkurrenz, mache man einen dicken Strich durch die indirekten Steuern, welche die nothwendigsten Lebensmittel vertheuerten, schaffe man die Gefängnißarbeit ab und kaufe man nicht bei Leuten, die Schuhwaaren verkauften, von denen sie in die Welt hinaus» rosaunten, daß sie im Gefängniß angefertigt worden feien. Das eien nun allerdings noch ziemlich kleine Mittel, aber doch solche, >ie den Schaden in reeller Weise zu repariren suchten. Die Innungen Hülsen nicht, sogar RodbertuS habe sich dagegen ausgesprochen und sie als äußerst reaktionär bezeichnet. E r kenne ein Programm, das Hilfe verspreche, doch werde er sich hüten, e8 zu entwickeln. Allseitig sei man einig, daß man unter dem Drucke eines ehernen Lohngesetzes, das in dem Getriebe der wiithschastlichen Einrichtungen die Löhne dauernd auf einer niedrigen Stufe hält, ferner unter einem zunehmenden Pauperismus und unter den Handelskrisen leide. Diese drei Faktoren müffe man bekämpfen. Nach der sehr beifällig aiifge- nommeneu zweistündigen Rebe des Referenten, sprach Herr Füllgrabe. Als er mit der Aufforderung zum Kampfe gegen baä Kapital, den Geldsack, sozialistische Tendenzen doknmentirte, löste der überwachende Kommissar die Versammlung auf. Mit Hochs auf Sabor verloren sich die Zuhörer. Draußen aber taub eine ganze Anzahl Schutzleute, die indeß nicht in Aktion zu treten brauchten.
Wasserslands-Nachrichten.
Frankfurt, 1. Oct., Mittags. Mainhöhe 0.02 nnt. 0-Pukt. Mainz, 1. Oct., Morgens 8 Ohr. Bheinhöhe 0.70. gef. 0.01. Köln, 30. Sept, Vorm. Bheinhöhe 1.66, geh 0.02.
Mannheim, 30. Sept, Mittags. Bheinhöhe 3^0, gef, 0.04. Caub, 80. Sept, Morgen«. Bheinhöhe 1.47, gef. 0.03.
C o b 1 e n z, 30. Sept, Morgens. Rheinhöhe 1.87, gef. 0.02.
Trier, 80. Sept, Mittags. Moselhöhe 0.12, gef. 007
B uhr ort, 30. Sept, Morgens. Bheinhöhe 0.04, gef. 0.02 Arnheim, 29. Sept, Rheinhöhe 1.1a, gef. 0.02. Nymegen, 29. Sept, Waalhöhe 7.56, gef. 0.02.
Deren ter, 29. Sept., Ysaelhöhe 2.29, gef. 0.05.
Vreeewyk, 29. Sept., 156 üb. a. P„ 4.96 nnt. n. P„ gef. ODO.
Wetterberichte der Frankfurter Zeitung.
litthellnngen der meteorologischen Station des Physikalischen Vereins xu Frankfurt a. M.
vom SO. Sept Mittags 12 Uhr bis 1. Oct Mittage 12 Uhr.
1) Das Barom e ter (ans O1 und den Meeresspiegel reducirtl Stand am 80 Sept Mittags 12 Uhr ans 766,35 Mm., fiel langsam, aber stetig und steht am 1. Oetbr. Mittage 12 Uhr auf 763,01 Mm.
2) Das Thermometer (Celsius) stand am 30. Sept Mittags 12 Uhr auf +19,3», stieg bis 2Jt Uhr auf +21,3°, fiel dann und erreichte Morgens 6M Uhr seinen niedrigsten Stand mit +7,8- stieg wieder und eteht am 1. Oct Mittags 12 Uhr auf +18,7».
8) Windrichtung: 30. Sept. Mittags 12 Uhr SSW (schwach), ging nach Mittag langsam nach SW herum, blieb so, Windstärke von Abends bis Vormittags fast still, wurde gegen Mittag schwach und ist am 1. Oct. Mittags 12 Uhr SW (achw.l.
1) Belative Feuchtigkeit: 30. Sept. Mittags 2 Uhr 62 %. Abends 10 Uhr 91 %, L Oct. Morgens 6 Uhr 93 %.
6) Bewölkung: 30. Sept. Mittags 12 Uhr heiter, blieb so und ist am 1. Oct. Mittags 12 Uhr heiter, nur am Horizont etwas dunstig. Nachts starker Thau, Morgens Höhenrauch.
Prognose für Frankfurt, desgl. für Mittel, und Süd- deutschland für den 2. October.
(Nachdruck verboten.)
Obwohl das Barometer etwas gefallen ist, so wird doch bei Süd- und Westwind das trockene Wetter bei wechselnder Bewölkung noch fortdauern. Temperatur wenig über normal.
Seiten der Leipziger Profefforen gehalten werden. Darob oft stille „Seligkeit" und unterdrücktes Lächeln in der Corona der Herren Studenten. Als aber nun in der Schlußvorlesung am Ende des Semesters wieder seitens ' des wackeren Germanisten „Aeckerlein's Keller" invita Minerva auf den Schild erhoben ward und in Folge besten ein gewaltiger Kichern die Reihen der stndirenden Jünglinge durchlief, das sich rasch zu lauter Fröhlichkeit steigerte, wurde der Profestor sich seines uttbeab sichtigten Irrthums bewußt und sprach mit verklärtem Blick zum größten Gaudium der Anwesenden: „Ja, meine Herren, ich bitte um Verzeihung; aber wenn Faust heute gelebt hätte, würde er als AkademikuS gewiß „Aeckerlein's Kelle? den Vorzug gegeben haben."
— (Ueber «ine aufregende Bärenjagd) Berietet der „Pester Lloyd": Friedrich v. Fischer veranstaltete dieser Tage in seinen, in einer Entfernung von 5 Stunden von Ungvar gelegenen, riesigen Waldungen eine Jagd auf Bären, an denen diese Gegend überaus reich ist, und lud den Ungvarer Advokaten Dr. Alexander Spitzer und den Rechtshörer Baron Karl Redvitz zur Theilnahme ein. Kurz nach Beginn der Jagd machte das Gekläff der Hunde und der Lärm der Treiber die Jäger darauf aufmerksam, daß das Wild in der Nähe fein mäste. In der That kamen drei Bären, ein ungeheuer großer und zwei kleinere, den Bergabhang herab. Dr. Spitzer war der Erste, der sie bemerkte. Als sie ganz in seine Nähe gekommen, gab er auf den größten einen Schuß ab, der das Thier am Schulterblatt traf, fo daß der Bär zu Falle kam. Von der Detonation erschreckt, nahmen nun die zwei -anderen eine andere Richtung. Herr von Fischer streckte den einen mit einem Schaffe nieder, der auf den anderen abgegebene Schuß ging jedoch fehl, so daß dar Wild glücklich entkam. Der von Dr. Spitzer erlegte Bär hatte sich mittlerweile wieder aufgerafft, schleppte sich ungefähr achtzig Schritte weiter, um dann wieder zusammenzubrechen. Nun warf sich einer der Jagdhunde auf die Beute und begann das Thier zu würgen. Mit einem Ruck war der Hund abgeschüttelt und wälzte sich abseits in feinem Blute. Ein Bauer trat nun mit seinem Gewehr ganz nah« an den verwundeten Bären heran, um ihm den Gnadenschuß zu geben, doch fein Gewehr versagte. Der Bär sprang in die Höhe, umfaßte den Bauern und riß ihm die Kleider- und Fleischstücke vom Leibe. Ein Treiber schlug den Bären mit einer Hacke mächtig auf den Kopf, worauf die Bestie ihr Opfer losließ und den neuen Angreifer zu zerfleischen begann. Nach einigen Sekunden war Baron Redvitz herangetreten und schoß sein Gewehr in die Flanke Bären ab, der aber noch nicht verendete, sondern sich auf den Baron stürzen wollte. Zum Glück fiel daS wüthende Thier nieder und Baron Redvitz erlegte es mit einem Schaffe. All dak war das Werk einiger Minuten. Die beiden schwer verwundeten Bauern dürften trotz der sorgfältigen Pflege kaum am Leben bleiben.
Feuilleton.
Ans Kunst und Lebelk.
Frankfurt. 1. Oktober 1884.
— (FrankfurterTheaternachrichte n.] Die Vorbereitungen zur Aufführung von Wagner's „Tristan und Isolde" in unserem Opernhause find so weit fortgeschritten, daß wahrscheinlicher Weise schon am 15. October die erste Vorstellung wird stattfinden können. — Um die einheimischen Kräfte durch Einstudirung der Oper nicht dem laufenden Repertoir zu entziehen, werden die Aufführungen von „Tristan und Isolde" zunächst unter Heranziehung auswärtiger hervorragender Kräfte stattfinden. — Wie jetzt festgesetzt ist, wird die Kammersängerin Fran Vogl aus München die Isolde, Frau Angelina Luger die Brangaeue, Herr Kammersänger Vogl den Tristan singen. Außerdem sind die Herren Baumann und Grienauer in bedeutenden Partien beschäftigt. ES sollen vorläufig nur zwei Vorstellungen von „Tristan und Isolde" flaltfinbtn. — Die in letzter Zeit viel genannte Primadonna, Fräulein Anna Jäger, welche im vergangene» Sommer im Wiener Operiihause — während einer längeren Beurlaubung mehrerer ersten Kräfte dieser Bühne — überraschende Erfolge erzielte, ist für das Frankfurter Opernhaus definitiv gewonnen worden. Dem Engagement wird daS übliche Gastspiel vorangehen. Gegenwärtig wirkt die Sängerin noch in Nürnberg.
=» (Berliner Theater n entgleite u. j „Die große Glocke", bas neue Lustspiel von Oskar Blumenthal, kommt bereits in der nächsten Woche, wahrscheinlich Donnerstag, 9. Oktober, im „Deutschen Theater" zur ersten Ausführung. Als zweite Novität des Belle-Alliaiiretheaters in Berlin ist „ Alexandra ", Drama in 4 Akten von Richard Boß, mit Franziska Ellmenreich in der Titelrolle, gewählt.
— (Enthüllung des Den km als für Ludwig Richter.) Aus Loschwitz bei Dresden wird der „Voss. Ztg.", 28. v. M., geschrieben: In unserem reizend an dem linken Ufer der Elbe gelegenen Dorfe, in welchem Schiller 1785, 86 und 87 seinen „Don Carlos' schrieb, fand heute Nachmittag die feierliche Enthüllung eines Denkmals für den am 20. Juni verstorbenen Profiflor Ludwig Richter statt. Die Feier war vom herrlichsten Wetter begünstigt, und Dampfschiffe führte,O aus Dresden zahlreiche Freunde, Bekannte und Verehrer des verewigten Künstlers herbei. Herr Schnorr von Carolsfeld, an der Spitze des Loschwitzer OrtsvereinS, hatte die Einladungen zu der Richter-Gedenkfeier erlassen, zu welcher u. A. auch zahlreiche Mitglieder derRichter'schen Familie, der Amtshauptmann v. Metzsch, die Gemeinde- und Kirchenvertretung, das Lehrerkollegium, Mitglieder der Dresdener Kunstgenoffenschaft erschienen waren. TaS Denkmal hat seinen Platz im Grundstück der
„rothen Amsel" am Fuße der östlichen Bergabhanges, am linken Ufer deS Baches, neben dem neuerbauten Künstlerhause erhalten. Mächtige Felsblöcke umrahmen auf drei Seiten einen freien Platz, während nach der Straße der Raum frei und offen verblieben ist. Den obersten Stein schmückt das Medaillon-Bildniß < des verewigten Meisters in Bronce, in ganz vorzüglicher Treue von Profeffor Hentze auSgesührt. In den Fels gemeißelt liest man den Namen „Ludwig Richter", ein nebenliegender trägt die Worte, die der Verewigte noch am Morgen seines Todes in fein Tagebuch eingetragen hatte:
„Groß denken, im Herzen rein, Halte Dich gering und klein, Freue Dich in Gott allein!"
Auf einem dritten liest man die Inschrift: „Gewidmet von Verehrern, errichtet vom Ortsverei» am 28. September (GeburtS- tcktz des Verstorbenen) 1884. Die Feier nahm einen nach jeder Richtung hin würdigen Verlauf.
— (MunkacSY bleibt in Pest.) In Pest war schon vor einiger Zeit eine Bewegung eingeleitet worden , um ein Werk Munkacsy's für die Hauptstadt Ungarns zu erhalten. Anläßlich seiner jetzigen Anwesenheit kam die Angelegenheit in kompetenten Kreisen neuerdings zur Sprache, und zwar in einer Form, welche Aussicht bietet dafür, daß dieselbe eine günstige Erledigung finden wird. Der Staat bestellt ein großes historisches Gemälde für die innere Ausschmückung der neuen ParlamentShauses bei Mnnkacsh, der sich zur Anfertigung defl-lben auch bereit erklärt hat.
— (Als eine würdige Festgabe zum beton« nahendenzweihundertjährigen Geburtstage Georg Friedrich Hände l'Sj darf man die demnächst bei F. Kistner in Leipzig erscheinende Neubearbeitung des „M es f ia s" von der kundigen pietätvollen Hand Nob. Franz' bezeichnen. Die „Allg. Deutsche Mns.-Ztg." ist schon jetzt in der Lage, die hochintereflanle Vorrede zur Neuausgabe der Partitur veröffentlichen zu können. In derselben bestätigt Robert Franz die Nachweise E. F. Baumgart's und E. Schäffer's bezüglich der Autorschaft A d a m H i l l e r' s an der Breitkopf und Härtel'schen Ausgabe des „Messias" „nach Mozart's Bearbeitung*. Damit wird dem leider noch vielverbreiteten Märchen von der „Versündigung Mozart's an der Messias- Partitur" hoffentlich für immer ein Ende bereitet. Die Hil- ler'sche Partitur enthält, wie Franz auf Grund genommener Einsicht in dieselbe konstaiirt, unglaubliche Dinge. Ans verschiedenen Einzelheiten geht die rücksichtslose Umgestaltung der Händel'schen Originalstimmen hervor, die man Mozart , dessen Originalarbeit nicht wieder aufgefunden worden, zur Last legte. Rod. Franz hat nun mit größter Sorgfalt den Hiller'schen Firniß entfernt, im engsten Anschluß an die Stilformen Häu- del's Ausscheidungen und Abäuderniigen vorgeuommen, im Uebrigen jedoch gewissenhaft jede Note beibehalten, welche den
Stempel des Mozart'schen Genins trug. „In Sonderheit blies ben die bis in'S kleinste Detail fertig gestellten Nummern, in denen wir ja Leistungen besitzen, welche hinsichtlich deS Tonsatzes für die Ausführung des Accompagnements geradezu mustergil» tig sind, unversehrt bestehen. Sie sind es nicht allein wegen ihrer genialen Faffung, sondern namentlich auch darum, weil zu der Zeit, in der sie entstanden, die Traditionen des Accompagnements in der Praxis noch lebendig waren."
— (Die Feier von Corneille'S TodeStagj in der Saint-Roch-Kirche zu Pari- wird einen sehr großartigen, imponirenden Charakter tragen. Schwarze, fitberbe» franzte Draperien werden die Wände und Pfeiler der Kirche verhüllen. Wappenschilde mit den Namensinitialen und den Titeln der Werke des großen Poeten vervollständigen die düstere Dekoration. Ein hoher, von tausend Kerzen umstellter Katafalk soll mit vier symbolischen Figuren, der „Relgion", dem „Glauben", der „Hoffnung" und der „Barmherzigkeit" vor dem Hochaltar emporragen. Die verschiedenen Akademien werden bei der Ceremonie durch ihre Bureaux vertreten sein. Die Künstlerschaft der Komödie Fran^aise erscheint unter Führung Emile Perrin's in corpore. Der ganze Klerus der Saint Roch-Parochie wird in schwarzen Trauergewändern den celebri- renben Ablft Millault umgeben. Nach dem Evangelium besteigt dieser Priester die Kanzel, um eine Homilie über Pierre Corneille zu haften.
— (Liszt versöh n t] Wie ausPest telegraphiri wird, ist ber Konflikt zwischen der National-Oper und Liszt glücklich beigelegt worden ; bekanntlich hatte Liszt zur Eröffnung einen KönigShymnuS geschrieben, den ober die Intendanz nicht in'S Programm aufnahm, weil die Komposition das Leitmotiv eines alten Rebellenliedes and Rakoczys Zeit »erarbeitet hatte. Nun vermittelte Franz Erkel dahin, daß der Hymnus gelegentlich der ersten Aufführung vou Erkels „König Stefan" vorgetragen werde; in Folge dessen trifft Liszt dieser Tage zur Wiederaufnahme seines Amtes als Präsident der Mufikakademie in Budapest ein. Intendant Podmanitzky wird Geheimrath und Excellenz. — Liszt's rascher Entschluß, „nie wieder" nach Ungarn zurückzu» kehren, war also nicht allzu tragisch zu nehmen.
— (Faust in — Aeckerlein's Keller.) Profeffor Friedrich Z a r n ck e, der berühmte Germanist an der Leipziger Universität, hielt vor einigen Jahren auch eine Reihe von Vor- lesunge» über das größte Gedicht der Weltliteratur, über Goethe's „Fan st". Dabei passirte dem allverehrten und beliebten Gelehrten hin und wieder das kleine Malheur, daß er das altberiihmte, fageniimfpoitnene Weinlokal „Auerbach'S Keller" auf der Grirnmaischen Straße zu Leipzig mit der gleichfalls schon auf viele Jahre deS Ruhmes zuriickblickenden Restauration ,A e ck er l e i n ' s Keller" am Markt ebendaselbst verwechselte, demjenigen Restaurant, in welchem in neuerer Zeit die meisten akademischen Festfchmäuse, Rektoratsbankette rc. von
