23. Jttli 1893.
Erstes Morgenblatt der Frankfurter Zeitung
vngepaßt sind.
Amerika
aus zu ziehen wissen, aber nicht die Hilfe des Gerichte in Anspruch i e men gegen Die'e.igen, deren Interessen zu vertreten sie berufen ist.
* Finanzielles aus Holland. Aus Amsterdam, 19. d. M., wird uns geschrieben: Die „Soerabaya Ban k- und Handelsvereinigung“, welche 1 Zuckerfabrik und 5 Kaffeeplantagen besitzt, bei 14 Kulturgeseli- schaften betheiligt ist und überdies den Verkauf der Erzeugnisse von 12 Zuckerfabriken, 15 Kaffeeplantagcn, 3 Tabaks- und 4 Indigo-Plantagen besorgt, hat im verflossenen Jahre einen Reingewinn von fl. 280,443 erzielt, wovon nach Dotirung des Rücklagekapitals mit fl. 108,044 eine Dividende von 7 pCt. vertheilt werden kann. Für Zucker erzielte die Gesellschaft durchschnittlich fl. 8.54 in Indien geliefert, für Kaffee fl. 60.11, für ungeschälten Kaffee fl. 50.43 per Picol, in Indien geliefert. Die in Europa erzielten Kaffeepreise waren sehr befriedigend und variir- ten. je nach Qualität, zwischen 59 und 65 Cents per Kilo. Wie der Vorstand in der heutigen Jahresversammlung mit theilte, wird die Kaffeebrauche wegen der schlechten 1893er Kaffee-Ernte im neuen Berichtsjahr ein erhebliches Defizit liefern, das jedoch durch die Ausdehnung, welche das Zuckergeschält erfahren hat, hoffentlich wird ausgeglichen werden. — Die Nieder 1. - Indische Handelsbank erzielte in 1892 einen Reingewinn von fl. 552,629.51 und wird davon 6>/s pCt. Dividende Vortheilen.“
9. Seite. Rr. 200.
Berliner Coursbericht vom 20. Juli 1893.
Deutsche Fonds.
I 19. I 20
86.40bj 86.40b 3S4 100 80b 100.90b ■-•‘107.—s 106.90g i-.l 87.10-,! 87 20b
92.65 pCt. in 1892.
* Deutsche Reichsbank. Wie wir erfahren, hat die Reichsbank, nachdem sie vor wenigen lagen ihren Privatdiskontsatz von 3% auf 3^ pCt. erhöht hat, ihre Diskontkäufe am offenen Markt heute bis auf Weiteres eingestellt, so daß sie also nur noch zum offiziellen Satze von 4 pCt. diskontirt.
* Schweizerische Nordostbahn. Die Vorgänge in der neulichen Generalversammlung der Nordostbahn werden von einem Züricher Blatt als Vorwand genommen, um wieder einmal den Vorschlag zu machen, es solle der Eintritt von Ausländern in den Verwaltungsrath derjenigen schweizerischen Eisenbahngesellschaften, die nicht fremde Subvention genießen, gesetzlich verboten werden. Was mit einem solchen Verlangen die Beschlüsse der Generalversammlung der Nordostbahn zu thun haben, ist um so weniger verständlich, als in der Verwaltung der Nordostbahn keine Ausländer sitzen. Wenn das Blatt hinzufügte, daß in den Nachbarstaaten der Schweiz ein Gesetz, welches Ausländern den Eintritt in die Verwaltung von Aktiengesellschaften verwehrt, schon längst in Kraft sei, so beruht dies auf einer irrigen Annahme. In den Verwaltungen österreichischer Eisenbahnen ist der deutsche und französische Besitz vertreten, und auch in Deutschland, wo die Eisenbahnen wegen der weiter vorgeschrittenen Verstaatlichung hierfür nicht mehr in Betracht kommen können, sind Ausländer in den Verwaltungen einer Reihe von Banken und Industriegesellschaften. Bei schweizerischen Bahnen sind bisher nur sehr wenig Aufsichtsiathsstellen durch Ausländer besetzt, und wo solche in den Verwaltungen thätig sind, gereicht es den betreffenden Unternehmungen nur zum Vortheil. Nur die Engherzigkeit und Kurzsichtigkeit, mit welcher derartige Dinge von der , Schweiz aus häufiger beurtheilt werden, kann die Entfernung des ausländischen Elements aus den Verwaltungen schweizerischer Eisenbahnen verlangen. Vielmehr wäre es ein durchaus berechtigtes Verlangen, wenn die deutschen Aktionäre der schweizerischen Eisenbahnen welche bekanntlich über einen sehr beträchtlichen Theil des Kapitals der Gesellschaften verfügen, auch Sitz und Stimme in den Verwaltungen beanspruchen würden. Vielleicht wäre es sogar sehr nützlich gewesen, wenn auch in der Verwaltung der Nordostbahn das Ausland vertreten wäre. Es ist anzunehmen, daß es alsdann wohl nicht zu den Beschlüssen gekommen wäre, welche der Verwaltungsrath in seiner letzten Sitzung gefaßt hat. Bekanntlich hatte die Generalversammlung beschlossen, daß der Verwaltungsrath ihr die Pläne für den Lin bau des Bahnhofs Zürich vorlegen solle, bevor er dieselben der Aufsichtsbehörde zur Genehmigung unterbreitet. Formell mag die Verwaltung noch so sehr im Recht sein, wenn sie gegen diesen Beschluß den Kompetenzkonflikt erhebt. Der Verwaltungsrath einer Aktiengesellschaft aber darf nie außer Acht lassen, daß er bei allen seinen Funktionen nur als Organ der Gesellschaft aufzutreten und den Weisungen derselben beziehungsweise der Mehrheit der Aktionäre unbedingt zu folgen hat. selbst wenn dadurch die ihm statutarisch emge: räumten Kompetenzen eingeschränkt scheinen. Nur bei ungesetzlichen Beschlüssen der Generalversammlung würde dem Verwaltungsrath das Recht oder in solchen Fällen sogar die Pflicht der Anfechtung zuzuerkennen sein. Dagegen ist ihm solches Recht durchaus abzusprechen, wenn cs sich urn einen Beschluß der Generalversammlung handelt, welcher, wie im vorliegenden Falle, bei dem in Frage stehenden kostspieligen Objekt ganz begreiflich erscheint. Wenn sich hierbei die Verwaltung in einem prinzipiellen Gegensatz zu der Generalversammlung befindet und einen andern Ausweg nicht weiß, so sollte sie dio^onseguenzen hier
Knustdliks nus der djdiiifdjcii HnuptSadt.
Köln, im Juli 1893.
Ez ist lange Her. daß ich Ihnen über unsere Kunstzustände berichtet habe, und die Keulenschläge. die damals auf mein unfthul- diaes Haupt herniedersausten, sind verschmerzt. Auch sanft hätte ich Ihnen wohl allerlei zu berichten gehabt, waS von Intereffe geweftn wäre doch bietet sich gerade jetzt wiederum ein Anlaß dazu: die theilweise Umgestaltung einer Abtheilung des Museums W all- raf - Nicharh. . ™ ,
Zu den großartigsten Stistungen. die yrattj Ferdinand Wallraf seiner Vaterstadt vermacht hat. gehört ohne Frage die Sammlung der Gemälde der alten Kölner Malerschule. An den Stamm den Wallraf gestiftet, ist dann im Laufe d-r Jahrzehnte eine stattliche Zahl weiterer Bilder durch hochherzige Stifter hinzugekommen, deren Namen die Schilder an den Bildern verkünden. So ist im Laufe eines halben Jahrhunderts eine Sammlung entstanden, die in der Welt ihres Gleichen suchi und tut Verein nut beit in bett Kirchen erhaltenen Wattb- tinb Tafelmalereien einen UeberbUd über die Entwickelung ber Kölner Malerschule gewährt, wie sie feine Stabt Europas auch nur annähernd aufzuweisen vermag.
Bon der Bedeutung dieser Schule kann man sich erst In der neuen Aufstellung einen Begriff machen. Früher waren diese Schatze in dunklen, winkeligen Räumen im Erdgeschoß venteclt ausgeitellt, verhaust und vernachlässigt, ohne jedes System geordnet. Bezeich- ttettb für die frühere Verwaltung ist, das; z. B. von den theilen zweier Altarflügel mit Heiligen-Darstellungen, die noch obendrein tn der Mitte durchschnitten waren, bev-eiite als kölmich, der andere als italienisch im Kaialog verzeichnet stand, ober biß ent attberet Altar mit feinen Theilen an acht verschiedenen Stellen hing. Die erste Aufgabe des neuen Direktors Carl A l d e n h o v e n mußte es sein, hier Wandel zu schaffen. Zur Aufstellung der Bilder der Kölner Malerschule waren die Räume in Aussicht genommen.^die bisher ber Kölner Kunstvereiu benutzt hatte, b. h. die großen Sale im ersten Stocke bes Oststiigels; es erfolgte also em Austau,ch, indem die Ausstellungsräume des KunstvereinS tn S Erdgeschoß ver- legt, die Räume für die Kölner Schule im ersten Stockwerk gewonnen wurden. Beide haben einen guten Tausch gemacht. Der Kölner Kunstverein, der sich Jahrzehnte lang das Verdienst erworben hab der KötnerBürgerschaft gute moderne Bilder vorzuführen mtd durch Ankäufe namentlich für die Dombaulotterie der deutschen Künstler- schaft unter die Arme zu greifen, hat sich die neuen Raume auf bas Stattlichste eingerichtet. In einer Vorhalle, zwei kleineren Sälen und einem grasten Saale zeigt er jetzt in schneller Folge ben Kölner Bürgern gute Kunstwerke, was um so mehr anzuerkennen ist, als er gegenüber ber Kunstausstellung von Schulte einen schweren Staub hat.
Die Räume int ersten Stockwerk konnten nunmehr zur Ausstellung der Bilder derKölnerMalerschule Verwendung finden, eS mutzte ein förmlicher Umbau erfolgen, so dast drei große Ober-
punkte geben, um den schuldigen Regierungs-Kommissar zur Verantwortung zu ziehen. Auf der anderen Seite haben die Re- gierungs-Kommissare erklärt, daß sie sich den Auzstellungs-Aegeln gerne fügen werden. Dr. Haßler aus Paraguay, denen Fall den »Anlaß zur Beschwerde der Kommisiare gab, ist mit diesem AuS- gang zufrieden, trotzdem der Garde, der ihn zu verhaften versuchte, nicht entlassen worden ist. So herrscht jetzt wieder eitel Friede und Freude auf dem Ausstellungsplatz.
sind noch zu violettcmpfindüch. ExpositiouSzeit: mehrere Minuten M der Sonne, viele Stunden im Schatten."
i Daraus geht hervor, daßLiPPwann bei seinen bahnbrechenden Forschungen cnf dem Gebiete der Photographie in natürlichen Farben einen tvichtigen Schritt liiiternahm, indem er sich nicht chichr auf die Photographie des Sonnenspcltrums beschränkte, jondern auch vielfarbige Plastische Gegenstände in ihren Farben photographiere und diese Photochromien sixirte. Sehr gut wnstte mm sein Verfahren Charles B. Thwing anzuwenden, der es auch in seiner Anwendung ans Mischfarben mit gutem Erfolge j untersuchte, während Hermann Krone in Dresden damit ver- fichi ebene Spektren photographirle. ,
i Zu guterlefet sei es noch gestattet, eines österreichischen Gelehrten zn gedenken, der sich mit diesem wnudervollen Räthsel he iahte. Kurz vor seinem Tode noch publizirte Dr. Raphael Kopp (1892) ein Verfahren für Photographien in natürlichen Farben, das sehr viel Aehnlichkeii mit dem 1865 von Poitevin veröffentlichten befikt. Rach der Kopp'fctftn Pafentbeschreibung ist sein Verfahren folgendes: Rivespapier laßt man zwei Almuten lang auf eitler 1 Opulent. Chlornatriumlöspng schwimmen, trocknet es, läßt es ebensolange auf einer 8prozentigcn Silbcr- nitratlösung schwimmeu, legt es nochmals kurze Zeit ans das erste Bad, wäscht cs zwölf Stunden lang und legt es bei Tageslicht, doch so, daß es nicht direkt vom Sonnenlicht getrosten wird, mit der Schicht nach oben, bis diese einen grünlich-blauen Ton angenommen hat, in ein Bad, bestehend aus 0.15 Er. Chlorzmk, L Tr. Schwefelsäure und 150 Gr. Wüster. Die blaugrüne Farbe darf nicht überschritten werben. Das Papier wird nun gewaschen janfe zwischen Fließpapier getrocknet.
I Run will aber F. Vereß, der sich ja auch recht intensiv mit der Heliochromie befaßt hat, mit diesem Kopp'schcn Rezepte keine genügeudcn Refultafe erzielt haben. V a l e n t n in Wien wiederholte an der bereits genannten k. u. k. Versuchsanstalt in Wien Kopp's Versuche, fand aber im Gegensatze zil Vereß, daß der leider zu früh verstorbene Gelehrte auf dem richtigen Wege Mr. Es läßt sich nicht leugnen, daß das Verfahren noch ein Unvollkommenes ist; wer iveiß aber, würde Kopp noch am Leben lein ob es nicht eine glänzende Ausweisung und Bervollkomm- fauna erfahren hätte. So aber mußte der Pariser Professor L i p p m a n n den Vogel abschießen. In der Gelehrtcnwelt bleibt sich dies schließlich ganz gleich, wer das Richtige gefunden, l__ e5 genügt, wenn Jeder redlich mitarbeitet und mithilft. Und daß nur in solchem Falle ein volles Gelingen möglich ist, beweist die Potographie in natürlichen Farben kvohl am besten! Denn deute ist sie nahezu ein fait accomplr! °-G*
GerichtSzeitnng.
B L-ndo», 18. Juli. DasKriegSgericht über ben Untergang des P a n z e r s ch i f f e r B r e t o r i a begann gestern in Malka an Bord ber „Hiberma" unter dem Vorsitz des Vize-Admirals Sir M. Culme-Seymour, des neuernannten Chef, bes mittellänbischen Geschwader,. Alle Offiziere und Mann- schassen bes untergegangenen Schiffs sind dem Gesetz gemäß bie Angeklagten, als bereit erster der Kapitän der .Viktoria , Bourke, vernommen wurde. AuS den bisherigen Verhandluiigen, über welche die Admiralität die genauesten Berichte zu veröffentlichen erlaubt hat. geht wiederum mit Klarheit hervor, daß die Schuld an dem Unglück unbebingt auf das unerklärliche Versehen Admiral Tryons zurückzuführen ist. Zwar hat auch auf dem „Camperdown“, wie der Kapitän beskelben inzwischen aus dem Sigualbuch eutbeckt hat, ein Versehen stattgesunbe», indem bie Maschinen zur Zeit des Zusammeiistotzes nicht wie befohlen mit voller, sonbern mir mit dreiviertel Geschwindigkeit arbeiteten, aber wie dieses Versehen auch entstaiideii sein mag, der Zusammenstotz hätte dadurch nicht vermieden werden können. Kapitän Bourke bestätigte tn feiner Ans- sage, daß Tryon das Signal, welches die Entfernung der Schiffe ans sechs Kabel angab, unverändert ließ, trotzdem ihm von verschiedenen Seiten bedeutet wurde, datz bas Manöver der Schiffe minbestens acht Kabel Distanz nöthig mache. Bourke's Ersuchen, ihn von ber Erzählung seiner letzten Unterteilung nut feinem »erstorbenen Vorgesetzten zu entbinden, ba er einen Mann zu beschuldigen haben würde, der sich nicht mehr vertheidigen könnte, wurde vom Vorsitzenden abgeschlagen, worauf Bourke erklärte, er habe etwa fünf Minuten vor dem bann schon unvermeidlich erscheinenden Zusammenstöße an bett mit einem Offizier scherzenden Admiral dreimal die Fracke gerichtet, ob er nicht dre Geschwindigkeit und den Kurs des Schiffes ändern solle unb habe bieS schließlich ungeordnet, ohne bie Antwort bes Admirals abziiwarten. Mit einer dramatischen Schilderung ber vorzüglichen Disziplin, welche an Borb herrschte, bis ein Lieutenant, unb nicht wie bislang behauptet würbe Tryon, ben Befehl gab „Rette sich wer sann“, schloß die gestrige Verhandlung.
Vermischtes.
* ZLerfin, 19. Juli. Ueber die Verha f t ung der Kath. Farkas wird berichtet: Aus einem Polizeirevier erschien am Dienstag früh eine elegant gekleidete Dame und erklärte dem her- beigerufenen Reviervorstaild: „Ich bitte, mich zu verhaften, ich bin die Katharina Farkas, welche unter dem Namen Frau v. Hagen die Familie E. betrogen hat.“ Die Hochstaplerin ist am Dienstag bereits vor dem Untersuchungsrichter Vernommen worden. Das gerichtliche Verfahren ist übrigens nicht allein gegen die Farkas, sondern auch gegen bereit Angehörigen eingeleitet worden. Die Mutter der Verhafteten und ihre andere Tochter, eine am Hoitheater in Gotha en= gagirte Sängerin, sollen der Hehlerei verdächtig fein, indem angenommen wirb, baß Mutter unb Schwester von ben von Katharina erschwindelten Summen gleichfalls Vortheil gezogen haben. Die Mutter ist in Gotha verhaftet worden. Die Sängerin ist auf freiem Fuß geblieben, da sie in Gotha allgemein bekannt ist. Uebriges soll, wie von anderer Seite behauptet wird, bie Farkas ihre Mutter und Schwester über ben Besitz ber reichlichen Geldmittel durch die Angabe getäuscht haben, daß sie ihnen vorredete, sie habe in der Lotterie 100.000 Mark gewonnen. — Ein Pistole uduell hat nach beut „Berl. Tagebl." am Freitag Morgen gegen 4 Uhr in der Zehlendorfer Forst bei Onkel Toms Hätte zwischen einem Professor und einem Kausiuann, ber auch (natürlich!) Lieutenant der Reserve ist, ftattgejunben. Verwundet wurde keiner der Duellanten. Die Veranlassung zu dem Duell soff rine Dame gewesen [ein.
* Ättjen, 13. Juli. Die Eröffnung des Kanals von Korinth ist zwar osfiziell auf ben 20. Juli festgesetzt, allein wie es scheint nur beshalb, weil ber König unb andere Persönlichkeiten, die dem Feste beiwohnen sollen, den dringenden Wunsch hegen, möglichst bald Erholungs- und Badereisen anzutrekeu. Dem Verkehr dürste ber Kanal erst Anfang September eröffnet werden. Noch sind bedeutende Felssprenguiigen unter Wasser vorzunehmen und andere Schwierigkeiten zu beseitigen, die anfangs unterschätzt wurden während es sich nun zeigt, daß die betreffenden technischen Aufgabe» doch nicht so leicht zu bewältigen find,wie man es glauben machen wollte. . ,, ~
# Ans Sßüringcn, 19.Jnli. Staatsmmisier Dr. Vollert-Gera berichtigt heute in ber „Dorfzeitung“ die durch bie thnngische Presse gegangene Mittheilung, daß bie Zinsen ber Jubiläums- Stift u u g bes F ü r st e n R e u ß j. L. an bie Frau be5 früheren Direktors der Handels- und Kreditbank A. Rotzbach gezahlt werden sollten, so lange sich Roßbach im Zuchthaus befindet. Dr. Vollert erklärt das für unwahr, die Zinsen der Stiftung seien den Statuten gemäß an junge Leute verwilligt worden, die sich in Kunst, im Kunstgewerbe ic. ausbilden und zu diesem Zweck höhere Schulen oder Anstalten besuchen wo ffeu.
♦ Marburg, 19. Juli. Ueber die Veranlassung zu dem immer noch fortbanerndeii S t u b e n t e n-A u s st a n d an der hiesigen Universität wird in einer Zuschrift' an bie „Köln. Zig." gesagt:
Der Ausgangspunkt ber Bewegung ist barin zu suchen, baß ber Direktor bes physiologischen Instituts, Geheimer Medici nalrath Professor Dr. Külz, ein zweifellos sehr verdienter akademischer Lehrer, in einer etwas übereifrigen unb nach studentischen Begriffen vielleicht etwas schulmeisterlichen Weise seine Zuhörer zu einem regelmäßigen unb awmerksamen Besuche seiner Vorlesungen anzuhalten bemüht war und hierbei auch hin und wieder gegen säumige Studenten ein scharfes und bie unbedingte Schwänzfreihelt nicht völlig respektirendes Wort gebraucht hat.' Nachdem ber Versuch, bie Angelegenheit durch bie Intervention eines CommissarS bes Kultusministeriums in Güte beizulegen, nicht gelungen, ist bekanntlich ein Disziplinarverfahren gegen die Hauptbetheiligten eingeleitet worden ; zu dessen Durchführung ist auf Wuufch ber hiesigen akademi- schen Behürben ber Berliner Univerfitätsrichter Dr. Daube nach hier entsandt worden.
Phantasie des Meisters im Erfinden schauriger Gestalten eine gro&« artige Vorstellung gibt. Außer zwei weiteren Originalen finden sich in diesem Saal noch mehrere Schulbilder.
Der große Mittelsaal enthält baun bie Werke ans der Blüthe- zeit derKölncrMalerschule Sind wir in der Sage, aus dem 14.Jahr- h an den die Namen ber beiben Hauptmeister zn kennen, so ist dies im folgenden Jahrhundert leider nicht der Fall. Dr. Scheibler, dem das bleibende Verdienst beizumeffen ist, Ordnung in bie Meister ber Kölner Schule gebracht zu haben, hat bie Bezeichnungen entweber nach ben Darstellungen ihrer Hauptwerke: wie Meister des Marieualtars, der Heil. Sippe, ber Verherrlichung Maria ober _• nach ber Herkunft der Bilder: Meister von St. Severin, bie Lyvers- berger Passion aus bem Hause Lyversberg festgestellt. Unter den Meistern der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ragen als bedeutend besonders hervor die Meister der V er () e rrltch n ng Mariä, von betten ber eine durch Anmuth und Lieblichkeit sich besonders auszeichnet, der andere durch Großartigkeit der Aiiffaffung; beide sind durch zahlreiche Werke eigener Hand und L-chulbtlder vertreten Als einem eigenartigen Meister begegnen wir dem Meister der Lvversberger Passion, ber in den Figuren em Meister ber Kolorits ist. Jyn übertrifft an Feinheit ber Farbenempfindung der Meister von St. Severin. Ohne Zweifel bie Hoge der Kölnischen Schule um die Mitte des 15. Jahrhunderts bezeichnet der „Meister der Sippe" Um 1500 begegnen wir baun als Hauptmeister dem sogenannten Meister bes Bartholomäns-AItars; dieetwa, etwas naturalistische Malweise dieses Meisters »ft gemildert durch die köstlichen Färbeiinüancen, die seine Bilder anszelchnen. Eine eiaenartige Stellung n mmt ferner ein einzelnes Bild ein. das m»t der Darstellung ber Sippe der heil. Jungfrau wohl von einem flandrischen Meister, nach den Wappen der Familie Merode zn_ur« theilen, herrnhrt ; seine Verwandtschaft mit ver Schale des Eyck bürste auch dafür sprechen. Neben diesen nach ihrenHanptwerken bezeichneten Meistern erscheinen nach zahlreiche andere Künstler, auf die wir hier nicht weiter einzugehen haben ; die Frankfurter wird ein Landsmann interessiern, der durch drei Buder, al-vaupt- werk mit einer M idvmia vertreten ist. Auch im dritten Saal finden wir als Hauptmeister einen namenlosen Vertreter, genannt iiaü) seinem Hauptwerk, dem herrlicheuBilde: „DerTodMarta um lulo; eine Hausmarke im Fenster des Zimmers, in dem sich der Vorgang abspielt, hat man bisher vergebens a5 Monogramm des Meisters zu erklären versucht. Dieser Meister steht. ftmn l<^l ber ?^elllhelt der Malerei ans höchster Höhe, namentlich m der Durchbildung der Köpfe der Donatoren (der Familie Harkmays mit ihren Schutzpatronen. Auch die selbstständigen Portrats be!- Vurg-rmeliter» Pilgram und grau zählen zu den vesteiiPortrats der Kölner Schule.
Dm nröRten Theil dieses Saale, füllen aber die Werke des Bar» tbolomöus betör n y u (1490-1555i.be, größten Porträtisten der Kölner Schule, der in einzelnen Porträts Holbein nicht nachsteht. Nickt weniger als 12 Porträts besitzt das Kölner Mufeum von seiner Hand, unter denen die der Bürgermeister Arnolt von Braun-
kichtsäle nebst einer Vorhalle gewonnen sind. Diese Räume haben eine überaus moderne Ausstattung erhalten: es ist dies in erster Linie da? Verdienst der Herren Direktor A l b e n h o v e n und Stadtbaurath H e i m a ft n, die im Verein ein vortreffliches Werk zu Stande gebracht haben. Ueber ber ein Meter hohen Täfelung in Eichenholz mit geschnitzten Füllungen heben sich auf blauem Hintergrund die Bilder wirkungsvoll ab. Eonjolen, aus geichnchtcn und vergoldeten Figuren gebildet, mit Wappen geschmückt, tragen die braune Eichenholzbecke. Das Muster bes blauen Hintergrundes ist nach einem alten Gewanbmnster des 14. Jahrhunderts entworfen, wie man sich beim überhaupt bei ber ganzen Einrichtung möglichst an gute alte Vorbitber gehalten hat. Die Flügel-Altäre sind bet der Aufstellung in Form von Altären behandelt, deren Schnitzereien in muitergittiger Weise vom Bildhauer M ö st ansgefuhrt find, ebenso wie die Rahmen um bie beiden Hauptbltder der großen Meister Wilhelm und Stephan als Meisterwerke; der Holischnitz- knnst zu betrachten sind. Das Hauptverdienst um die Verrichtung d-r Bilder hat sich ber Maler B a tz u n erworben. Derfelbe hat mit größter Sorgfalt bie Herstellung ber Bilder besorgt, nicht zu viel und nicht zu wenig daran gethan unb dieselben im alten Glanz wiederhergestellt.
In der gewölbten Vorhalle, die man zuerst betritt, haben die Bilder der gothischen Zeit (14. Jahrhundert' ihren Platz gesunden, zunächst die Reste ber Wandmalereien aus dem Hansasaal des Rath- Iianses: Propheten und Köiligsköpse darstelleiid. Ferner Fresken aus dem alten Plcismcmn'schen Hanse aus bem 15. Jahrhundert. Ueber bie Wände vertheilt sind bann Bilber aus ben Schulender Meister Diethelm, de? Marienlebens, der Heil. Sippe von Severin und eine Anzahl Porträts des großen Kölner Porträtmalers Bartholomäus Bruyn. Einen wirknngsvolleii Abschluß erhält diese Halle durch eine Verglasung in Cathedralglas, in die kleine gemalte Scheiben, die ehemals im Maßwerk der nitteren Kreuzgänge sich befanden, ein gesetzt sind.
Will man den Entwicklungsgang der Kölner Malerichnle in zeitlicher Folge Überblicken, so begibt man sich durch bie beiden großen Säle in ben letzten, in bem bie Bilder ber gothischen Zett, namentlich bes 14. bis Mitte 15. Jahrhunderts, untergebracht sind. Meister Wilhelm 1370—1410 unb seine Schule sowie Meister Stephan Lochner, der Maler ber Dom bilder, gestoroen 1452. An sicheren Originalwerken bes Meisters Wildelm best tzl da? Museum 3 Bilber : bie sog. Madonna mit der Bohnenblülhe. eine Kreuzigung unb eine Gruppe Heiliger. Der Schule entstammen mehr als zwanzig Silber, darunter zahlreiche ganz hervorragende wie die Sippe ber heil.Jungfrau unb eine große Passion. Zeigen die Werke des Meisters Wilhelm noch eine gewiße Befangenheit in der Auffassung. so erhebt sich in Stephan Lochner die Kölner Schule zur höchsten Blüthe. Die Madonna im Rofenhaag, das Hauptwerk des Meisters, steht neben jedem Florentiner des 15 Jahrhunderts. Als zweites Hauptwerk von gewaltiger Wirkung besitzt (ba$ Museum das „Weltgericht", da, von der
" K Chicago, 9. Juli. Ter deutsche Reichs-Kommissar bei sdrrWeltansstrllnng, Herr v. W e r m n t h . tritt demnächst seinen Sommerurlaub an, er geht nach Europa und gehenkt erst im September wieder zurückzukonnnen. In einem Abschieds - Interview hat er sich außerordentlich günstig über b;e Ausstellung im Allgemeinen und deren deutschen Abtheilung im besonderen ausgesprochen. Ueber die Ausstellung im Ganzen V- meinte Herr v. Wermuth — kaun ich unparteiisch sagen, sie ist die größte bisher veranstaltete Ausstellung; sie ist das Aenßerste, jvas man ausführen kann. Es wäre gechhrlich, weiter zu gehen, jbemi das würde die Grenzen der menschlichen Energie in der keistnngsfühigkeit sowohl als auch in der Genußfähigkeit über- ichreiteu. Das Höchste, was^ich von ihr sagen kann, ist, daß ich »ebenere, sie verlassen zu müfielt. Als ihre Thore zum ersten Wal geöffnet wurden, Ivar das Wetter ungünstig und die Ge- väude unvollständig. Viele Teutsche kamen her und tvaren enttäuscht. Sie kehrten heim und erzählten und schrieben un- günstige Berichte. Ich selbst war sehr entmuthigt. Aber jetzt Ist Alles anders geworden. Ich habe noch nie so schönes Wetter ersehen. (Auch ich nicht. Anmerkung des Berichterstatters.) Die Ausstellung ist fertig, und die ganze großartige Anlage ist das Schönste, was die Jahrhunderte hervorgebracht haben. Unsere ßeitungen find jetzt voll von ihrem Lob und unsere Leute daheim sprechen Alle von der großen Worids fair in Chicago. Der Kaiser selbst üiterefiirt sich sehr lebhaft für sie und wünscht sie zu sehen. Ich habe ihm berichtet, ldaß die Amerikaner, trotzdem sie in diesen Dingen nicht über viel Erfahrungen verfugten, die größte jemals dagewesene Ausstellung zn Stande gebracht haben. Die zu übertreffen unmöglich wäre, und ich habe ihin die ausgezeichnete Art geschildert, wie das Ganze gemacht worden ist. Er ist mehr als befriedigt. Er ist geradezu entzückt." Der Jnter- bicroer fragte darauf: „Ist es nicht thatsächlich einer der Zwecke Ihrer Rückreise, den Kaiser Wilhelm zur Ausstellung zu be- nleiteit?" Geheimrath v. Wermuth erwiderte: „Ich möchte diese Arage jetzt nicht beantworten. Kaiser Wilhelm zeigt ein sehr großes Interesse, besonders seit er gehört hat, wie die Bevölkerung den deutschen Tag gefeiert hat. Aber ich bin nicht vorbereitet, zu sagen, daß er kommen wirb." Da Herr v. Wermuth auch nicht („vorbereitet" schien zu sagen, daß der Kaiser nicht kommen wird, schloß ber Interviewer, daß ber Kaiser in ber That kommen wird. t)b Herrn v. Wenunth's unentschiedene Antwort beut Bereiche ber Staats- ober ber Personal-Diplomatie angehört, das wird man drüben leichter zu entscheiden in der Lage sein als hier. Aber das ist für bie Ausstellung selbst ziemlich nebensächlich, ihr f Erfolg ist sicher. Das steht man tvohl anch schon ut hohen und allerhöchsten Kreisen in Europa ein. Die fremdländischen R e g i e r n n g 8 - K o m in i s s a r e haben 'nun ihre Genugthuung erhalten. Die Direktion hat den Garden verboten, einen Regierungs-Kommissar, bet sich durch Vorzeigung seiner Visitenkarte als solcher legitimirt, zn vcrhastcn, selbst Iven« er den allgemeinen Regeln ber Ausstellung zuwiderhandelt. Kn diesem Fall würde eben die Visitenkarte genügende Anhalts-
I 19. I 20. I
Reichsanleihe 4-•. 107.60b 107.70b Prr 3 ^onsolsS-
do ............3'/, 100.70b 100.75a I da. =■
do 86.30h 86.4011 B.173 r. knleihep
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Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorn». Beek L Henkel in Cassel Für 189293 wird einschließlich der aus dem \ or- jnhre übernommenen .«■ 21,302 ein Bruttoüberschuß von t4l. 405.276 (1891.92 JL 382.461) ausgewiesen, wovon 3m.993 (189192 ,Jf 359,072) aus dem Betriebe und 69o6 (189192 10,051) aus der Theodorshütte in Bredelar stammen. Nach Abzug sämmtlicher Unkosten, Reparaturen u. s. w. und Absetzung von 43,880 (189192 X 43,863) za Abschreibungen ergibt sich ein Nettogewinn von ,4t. 218,369 gegen .// 193815 im Vorjahr. Davon sollen ,4t. 10(1.000 als Dividende von 10 pCt. (wie 189192) aut das 1 Million betragende Aktienkapital vertheilt, JK 40,000 (189192 30,000} der außer
ordentlichen Reserve zugewiesen. «.4L 30.949 zu Tantiemen verwandt, ,4131.566 (1891,92,4t. 21,302) vorgetragen werden. Der Bericht bemerkt, daß die Thätigkeit der Gesellschaft durchweg »ut war bis auf den Krahnenbau, bei welchem die geschäftliche Stille des Vorjahres weiter anhielt, doch sei auch hierin demnächst eine Wendung zum Besseren wahrscheinlich. Die der Gesellschaft neu patentirte Konstruktion auf dem Gebiet der Schiachthauseinrichtungen, welche in Halle und Magdeburg zuerst Anwendung gefunden, habe sich gut bewährt, r.riolg verspricht sich die Verwaltung von dem am 1. Juli erwor. benen Recht zur Ausführung und Lieferung der Heitidampf- maschinen Patent Schmidt; auch hat die Gesellschaft die Licenz zur Ausführung und Betrieb einer patentirten Dampf- kesselfeuerung erworben. Im Hinblick auf die geplantem neuen Unternehmungen wird die Erweiterung der Fabrikgebäude bedingt: zur Beschaffung der Mittel ist die Erhöhung des Grundkapitals in Aussicht genommen. Zur Zeit liegen für ,4t, 860,000 (1892 «41 760,000) neue Aufträge vor, weitere «4t. 271,000 seien als gesichert zu betrachten.
Elsässische Kalk- und Ziegelfabrik vorn).Reis & Bund, Strassburg. In 1892,93 lieferte die Fabrik etwa 7 Mill. Backsteine und Ziegel, und etwa 1600 kbm. Kalk ab Angesichts der drängenden Konkurrenz mußten die Verkauts- preise herabgesetzt werden. Diesem Umstande wird es zu?e- schrieben, daß der Fabrikationsgewinn von X 82,066 auf M. 73,681 zurückgegangen ist, wovon nach Abzug der Unkosten und Absetzung von ,«* 2,,ol4 21931) zu
Abschreibungen ein Reingewinn ren ,« 2b,«1 33449) bleibt Die Aktionäre erhalten 4y2 pCt. (189192 o pCt.) Dividende. Für das laufende Geschäftsjahr wertle die hach- nach Backsteinen voraussichtlich wesentlich stillker werden, sodaß ein besseres Resultat zu er warten sei.
Aktien - Kommanditgesellschaft Zimmerlin, i orcat & Co. Basel und Zell i. W. Unter dieser 1 irma ist eine Gesellschaft mit dem Sitze in Basel und einer Zweignieder- lassun» in Zell i. W. zur Fabrikation von Horetseide und zum Handel mit derselben errichtet worden. Die Gesellschaft bildet die Forizetzung der bisherigen Firma Markus Bolger, deren Inhaber gestorben ist. Das Fabrikanwesen ist nut r r. 750,000 eingebucht. Das Gesellschaftskapital besteht in laO Stamm-Aktien ä Fr. 5900. . . ,
Deutsche lioheiseiiprodiikhoii. Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Ötah [industrieller belief sich die Roheisenproduktion des deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Juni 18!« auf MB 417 t • darunter Puddelrohaisen und bpiegeleisen 131.2141., Bessemerroheisen 24,0391., Thomasroheisen 192,270it., Gießereiroheisen 48,834 t. Die Produktion im Juni 1»)2 betrug 389 691 L, im Mai 1893 402.874 t. Vom 1. Januar bis 30. Juni 1893 wurden produzirt 2,327,538 t. gegen 2.396,1271. im gleichen Zeitraume des Vorjahres.
Bank von Frankreich. Ausweis vom 20. Juli.
Baarvorrath in Gold ........ 1,717,764,000 + 1,713.00b
»h in Silber 1^3,002 000 + 1,410.000 WppIicpI 620,474,000 — I3,:>j2.000
Notenumlauf 3.468,! 03,000 - 32,919.000 Guthaben der Privaten 422.885.000 + 11A94.000
Guthaben des Schatzes 14u,124.000 + 21,o94Ji00
Vorschüsse auf Werthpap. u. Bull. . 434.332,000 - 2,751,000
Zins- und Diskont-Ei-träginsse lr. 315,000.
Verhältniß des Notenumlaufs zum Baarvorrath 86.21% gegen 85.31% in der Vorwoche.
Bank von England. Ausweis vom 20. Juli. (Privat- Depesche der .Frankfurter Zeitung“.) ,
TnHh-PRPrvp ....................... 19.2/9,000 + PK>,UVU
Notenumlauf 26,700.000 - 215.000 Baarvorrath . 29,.53.5,000 - 50,000
Portefeudle 25.139,000 - 88,000
Privat^uthaben 35,037.000 + 610.000
S-it«scha/mthaben 4,999,000 — 595,000
NMenresen^ 17.489.000 + 109,000
Regierungs-Sicherheiten 13,707,000 unverändert
Procentverhältniß der Reserven zu den Passiven 47.97% gegen 47.62% in der Vorwoche.
Der Edelmetall-Verkehr mit dem Ausland wahrend 4* Woche ergab per Saldo einen Import von Lstr 2J.000.
Frankfurter Handelsblatt. Wiederabdruck der mit * bezeichneten Artikel, sowie der
Privatdepeschen ist nur mit Quellenangabe gestattet.
* Vom Geldmarkt. Am offenen Markte in London hat die Geldbewegung der letzten Zeit nur geringen Umfang gehabt. Immerhin folgt man dort den Schwankungen der Wechselcourse mit größter Aufmerksamkeit. Bei dem Rückgang, welchen Wechsel auf Deutschland in den letzten Tagen in London erfahren hatten, wurden bereits Anknüpfungen bemerkbar, welche zum Zwecke hatten, Gold aus London nach Deutschland zu ziehen. Nachdem Wechsel auf London heute ihren Preis hier wieder ermäßigt haben, dürften diese Bemühungen vorläufig eingestellt werden. Dagegen hat sich heute in Folge des niedrigen Newyorker Wechselcourses in London Geld etwas versteift, der Platzdiskont für Dreimonatswechsel ist von 1% pCt. auf iPs pCt. gestiegen, während tägliches Geld mit >2 bis pCt. erhältlich blieb. Die Veränderungen , welche der Ausweis der Bank von England zeigt, sind nur geringfügige. Das Portefeuille hat um Lst. 88,000 abgenommen, von dem Regierungsguthaben werden Lst. 595,000 zurückgezogen, während die Privatdepositen um Lst. 610,000 stärker geworden sind. Aus dem Auslande flössen der Bank Lst.29,< 0) in Gold zu. infolge der inländischen Ansprüche aber ist ihr Baarbestand dennoch um Lst. 50,000 zuiückgcgaiigen. Gleichzeitig konnte aber der Notenumlauf um Lst. 215,0)0 reduzirt werden, so daß die Totalreserve um Lst. 105,000 angewachsen ist. Dieselbe deckt mit Lst. 19.28 Mill. (1892 Lst. 10.72 Mill.) jetzt 47.97% der Verbindlichkeiten gegen 47 62% vor 8 Tagen und 44.70% zur gleichen Zeit des Vorjahrs. — Bei der B a n k v 0 n Frankreich hat sich der Wecliselbesland um Fr. 3.53 Mill., der Lombard um Fr. 2.75 Mill, verringert; von Privaten wurden rr. II.59 Mill., von der Regierung Fr. 21.59 Mill, eingezahlt In Gold flössen der Bank Fr. I.71 Mill., in Silber Fr. l.U Mill. zu. Der Notenumlauf ist um Fr. 32.9', Mill, zuriiek- gegangen: sein Verhältniß zum Baarvorrath berechnet sich auf 86.21 pCt. gegen 85.31 pCt. in der Vorwoche und
sichrer des genannten Vereins in den Vorstand eines konservativen Wahlvereins eingetreten ist, welcher Neutralität in Zollfragen ausdrücklich proklamirt! Diese Neutralität ist auch garnicht eine lokale Erscheinung, sie wird vielmehr von den herrschenden Schutz- zöllnern offiziell empfohlen, um die Bildung einer einzigen großen Sonservativen Partei mit dem Programme: Front gegen den Radikalismus und gegen Norwegen! zu ermöglichen. I» diejem .Geiste sind schon während der letzten Monate eine ziemliche Zahl ivon Vereinen überall im Lande gebildet worden, fo unter oer Bezeichnung: „Schwedisckfer Natioualverem , „Das Recht 4-chwe- !bcn§", „Moderater Wahlverein" unb wie sie sich Mit nennen.
1 Der „Radikalismus", von dem hier d-e Rede rj schließt ver- schiedene Nnanren ein, von der sozialdemokratischen Arbeiterpartei laus der äußersten Linken bis zu den sehr gemäßigten Liberalen oder etwas deuiokratisch angehauchten Pietisten. Im Allgememeu ikordert das Prograuun dieses „Radikalismus" nur eme sehr all- 'niäliae demokratische Resormarbeit, ermöglicht m erster Linie idurch Einführung eines erweiterten oder wenn es hoch geht des jallgenieiuen Stimmrechts. Radikalismus inkontinentaleni Sinne izeiaen nur die Arbeiter und diese kommen bei den Wahlen aus- stiahmsweise in Betracht. Indessen ist es den entschieden demokra- jtischen Elementen in den letzten Jahren und insbesondere feit dem ^sogenannten „Volksreichstag" im Bkärz d. I. — tu welchem tFrennde des allgemeinen Stimmrechts, von 150,000 Burgern regelrecht gewählt, zusammenkamen, um die Agitation und aanisatiou zu kräftigen —doch gelungen, das allgemeine Stimmrecht als erste Forderung des Bolles in den Bordergrund zu schieben. Die Stinimrechtssrage wird jedenfalls diesmal überall in der Wahlbewrgung einen hervorragenden Platz einnehmen und in vielen Gegenden, voran natürlich in den Städten, sogar die alles entscheidende Hauptfrage bilden. Als eine Illustration zu diesen Bemerkungen über die schwedischen Wahlen wogen bie Resolutionen dienen, welche eine Volks- imd Wahlversammlung in Ludvika, einem kleinen Crie in Mittrlschweden, weck entsernt von allen großen Städten, gefaßt hat. Die Bersamuilung sprach sich nämlich ans für das allgenieine Stimmrecht, für kommunale Aulonomie betreffend den Handel mit geistigen Getränken, fiir Schiedsgerichte zwischen Arbeitern und Arbeitgebern, und fiir Untersuchung darüber, ob eine Altersversicherung und em. gesetzlicher Normalarbeitstag durchzuführen seien. Solche Wünsche auf dem Lande, ohne jegliche fremde Agitation formulirt, ivenn auch vielleicht etwas mehr ausgeprägt als anderswo, in Folge der An- lvesenheit vieler Zechenarbeiter, zeugen von der schnellen Auflösung der alten, schon ziemlich überlebten ländlichen und städtische» Parteien und von der Bildung neuer Gruppirnngen, welche mehr den großen modernen sozialpolitischen Interessen und Ansichten