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ganM Vorgeschichte muß man annchmcn, daß er zu einer solchen Probe geeignet ist. Es wäre wirklich zu wünschen, daß er bald an bei Reichstag kommt und dadurch eine Klärung über eine der wichtigsten sozialpolitischen Grundfragen herbeisührt, die aus dm sonst sehr interessanten dreitägigen Debatten doch nicht mit Sicherheit zu entnehmm ist. Es wird allmählich unverständlich, weshalb dieser Gesetzentwurf nicht heraiiskommt. Man müßte annehmen, daß auch die Regierung ein Interesse hat, eine parlamentarische Entscheidung herbeizuführen, die sedenfalls Gewißheit schafft und Illusionen zerstört, die an gewissen Stellen über die sozialpolitische Stimmung in diesem Reichstage noch bestehen. Dann müßte sich auch zeigen, was die Richtung Stumm-Kardorff noch hinter sich hat. Es gibt gewiß keine Partei im Reichstage, die cs nicht für besser hielte, daß dieser Gesetzentwurf in dieser Session noch zur Berathung kommt, als daß er sich mit dem ganzen Reiz des Unbekannten noch monatelang und womöglich bis zu einer neuen Session in den öffentlichen Erörterungm fortschleppt.
Deutsches Reich.
* Bochum. Eine aufsehenerregende Gerichtsverhandlung hat sich vorige Woche in Bochnm abgespielt. Redakteur H u e von der „Deutschen Berg- und Hüttenarbeiter- zeitung" hatte sich wegen Beleidigung zu verantworten, weil et auf Grund von Mittheilungen aus Bergarbetterkreisen in seiner Zeitung das Bergwerks-Unglück auf Zeche B o r u s f i a bei Marten beleuchtet hatte, dem am 5. November vorigen Jahres fünf todte und acht schwer verletzte Arbeiter zum Opfer gefallen Waren. In dem Auffaß war gesagt worden, daß auf Borussia die Wetterführung äußerst mangelhaft gewesen sei, daß die .Wetterstrecken häufig zusammenbrachen und dann eine Luftzufuhr ■tagelang verhinderten, und daß die zur Verhütung von Kohlen- staub-Explosionen vorgeschriebene Berieselung der Strecken nur dann regelrecht in Thätigkeit gesetzt worden wäre, wenn die Einfahrt des staatlichen Aufsichtsbeamten augemeldet worden sei. Der Leiter der Zeche fühlte sich durch diese angeblich unwahrm Behauptungen beleidigt und stellte Strafantrag. In derVerhandlung stellte sich aber die Richtigkeit aller gerügten Thatsachen heraus. Zeugen sagten unter Eid aus:
„Bevor die Grude inspizirt wurde, mußten wir uns bei dem Steiger melden. Derselbe gab uns unsere Lampen, aus welchen große Z e t t e l mit der Aufschrift „Riefeln" angebracht waren. ... .Berieselt wurde stets, wenn der Bergmeister kam. An der Anfall stelle lag der Staub fußhoch. Nur kurz vor, dem Eintreffen des Bergmeisters wurde berieselt, sonst nicht! EinBruch in der Wetterführung hat einen ganzen Monat so gelegen! Wenn der Bergmeister kam, mußten wir von der Arbeit (an sehr schlechter Wetterstrecke) weg; und wenn er fort war, mußten wir Weiterarbeiten."
Der Sachverständige, ein Bergbeamter, gab zu, daß dieRevisioneneinen Tag vorher angemeldet würden! Der Staatsanwalt sagte in seiner Schlußrede selbst, daß auf dieser Grube schwere Mißstände offenbar bestanden hätten; er beantragte trotz der Vorstrafen des Angeklagten wegen Personenbeleidigung nur 500 Mark Geldstrafe. Das Gericht stellte sich aus seinen Standpunkt und vernrtheilte Hue thatsächlich zu 500 Mark Geldstrafe! Vielleicht wegen formaler Beleidigung? Aber auffallender als die Bestrafung ist doch noch die Thatsache, daß unter den Augen der Bergbehörden derartige Mißstände existiren und trotz aller Klagen der bctheiligten Bergleute fortbestehen sönnen. Verdienen die Blätter, die solche unerträglichen Verhältnisse ausdecken, nicht geradezu den Dank der gefährdeten Arbeiter, den Dank der Allgemeinheit? Jedenfalls .ist, wie die „Hilfe" richtig bemerkt, die Verhandlung das beste Agitationsmittel für die Forderung der Bergarbeiter: Selbst- gewählte Arbeiter als Aufsichtsbeamte!
* Airs Oberschwaben Eine besondere, namentlich dem katholischen Oberschwaben eigene Art von Bolksschülern sind die Werdingkinder. Man versteht darunter Schüler und Schülerinnen, die schon Während ihrer Schulzeit in Dienste treten und denen nach einem Minifterialerlaß vom 8. April 1881 !auf jedesmaliges Ansuchen, unbeschadet des vollen Besuchs der .Winterschule, für die Sommerschule ein abgekürzter Schulbesuch gestattet werden kann, wenn sie arm sind, mindestens im 12. Lebensjahr stehen und das Lernziel ihrer Altersklasse erreicht haben. Sie ■müsien in der Woche an mindestens 3 Tagen die Sommerschule besuchen. Wie schwer es hält, mit solchen Verdingkindern ein ordentliches Lehrziel zu erreichen, wie hemmend sie aus die ganze Schularbeit wirken, ist leicht zu begreife. Es hat denn auch nie an Stimmen gefehlt, die aus pädagogischen und anderen Gründen ;bte Aufhebung der den Verdingkindern gewährten Vergünstigungen verlangten. In neuerer Zeit beschäftigen sich auch die beiden Ober- fchulbehörden mit dieser Sache. Sie haben, nach dem „Schw. M.", an sämmtliche Ortsschulbehörden Fragebogen ausgegeben, wonach Erhebungen über die Zahl der Verdingkinder und über die Art ihrer Beschäftigung angestellt werden sollen; auch sollen die Orts- schulbehörden ihre Ansicht darüber äußern, ob die Aufhebung der den Verdingkindern gewährten Vergünstigungen ohne erhebliche Mißstände möglich ist.
* Straubing, 2. Mai. Die Reichstagsersatzwahl für den 2. niederbayerischen Reichstags-Wahlkreis (bisheriger Vertreter Abg. Eßlinger) ist auf den 25. Mai anberaumt worden. Angeblich will der Bauernbündler Eßlinger abermals kaudidiren, nachdem sein Gegner Wieland wiederum Präsident des Bauernbundes geworden. Er wolle eine Entscheidung der Wähler haben.
Dc^erreich-Ungarn.
Rationaler Rahekampf.
K Wien, 2. Mai. Zu welch' unerträglichen Zuständen fte von dem obersten Staatslenker mit so heiligem Eifer aufrecht erhaltenen Sprachen-Verodnungen sühren, zeigt der Vorfall, der sich jüngst in Eger ereignete. Ein Prager Czeche, der aus den Namen Dr. Tief trunk hört, chatte einige Egererer deutsche Beamte beim Egerer Gericht wegm Ehrenbeleidigung verklagt. Zur Verhandlung brachte er sich aus Prag einen czechischen Advokaten Dr. M i r i ck a mit.
auf das Recht, si ch zu setzen, nur ein paar ausgestorbene Säulenheilige., Wir gehen iu's Wirthshaus, um da zu sitzen; soll unser Arbeiter dort, der K e l l u e r, wirklich immerzu herumlehnen, wie wenn kein Stuhl für ihn vorhanden wäre? Der Kellner hat von uns Allen die l ä n g st e Arbeitszeit; bei einigen beträgt sie über 18 Stunden, bei 30 Procent mehr als 16 Stunden, bei 83 Procent mehr als 14 Stunden. lind dabei gilt das Gesetz, daß der Kellner sich nicht setzen darf, so lange Gäste da find! Daß diese Entbehrung des Ausruhens, mit der gewöhnlich der Mangel an ausreichender Nachtruhe verbunden ist, der G e- snndheitderKellner schädlich ist, versteht sich von selbst; das Anschwellen und Wundwerden der Füße ist denn auch eine her Berufskrankeite« der Kellner; daß ihre sonstige Kränklichkeit mit diesem Ruhemangel zusammeuhängt, wird man nicht bezweifeln. — Wie aber soll man ihnen helfen? Die süddeutsche Kellnerin setzt sich einfach tote andere Menschen; bei der norddeutschen Kellnerin hat das Sitzen schon wieder feine Gefahr, sie fitzt leicht zu nahe am Gaste. Und daß die Kellner aus gewöhnlichen Stühlen fitzen, wird sich in besseren Restaurants wohl nicht erreichen lasten, denn es ist manchem Gaste verdrießlich, wenn er fie nicht leicht sieht, und der Kellner versäumt auch sein Amt, wenn ■ er die Gäste nicht übersieht. Uns scheint, daß ein Kompromiß- ,st u h l für beide Bedürfnisse geschaffen werden muß, das ist ein Stuhl, der um mehrere Handbreiten höher ist als die andern und am Buffet oder an den Wänden oder Säulen steht. Da wird der Kellner stets gesehen, da sieht er den Inhalt aller Gläser und bars doch auch die Reservesohlen benutzen, die uns der gütige Schöpfer in' der Mitte des Körpers zur Schonung der Fußsohlen gegeben hab. Dieser Kompromißstuhl, den wir hier mit den 'Werthen, aber auch den G ä st e n als den eigentlichen Arbeit- geiern des Kellners, empfehlen, ist nicht etwa blos in unserem philantropischen Hirn konstruirt, sondern wir haben ihn in pra»i gesehen, nämlich im großen Cobden-Hotel zu Birmingham uni <uan kann ihn in effigie betrachten in Dr. W. B o d e' s Schrift „Wirthshaus - Reform in England, Norwegen und Schweden.*
S (Wie Bchlzac gehungert hat.) Frankreich wird in diesem Monat den hwxdertsten Geburtstag seines größten Romanciers festlich begehen. Die bevorstehende Centennar-Feier hat allerlei bisher unbekannt» Balzac-Dokumente ans Licht gebracht. So veröffentlicht der „Lemps“ gegenwärtig eine Reihe von intimen Briefen des berühmte»! Schriftstellers. Man wußte bereits, daß Balzac fein ganzes Leben lang mit schweren materiellen Sorgen zu kämpfen hatte. Daß er aber zeitweise buchstäblich kein Brod gehabt, erführt man erst aus diesen Briefen. Unterm 2. November 1839 schreibt er:
„Ich habe schreckliche Oualen ausgestanden; es ist mir nnmöglich, Ihnen auch nur ein Wort davon zu schreiben. Zwei Mal war ich so weit, daß mir Brod, Licht, Papier gemangelt haben. Wie ein Hase und ärger als ein Hase bin ich von den Gerichtsvollziehern gehetzt worden. Jetzt befinde ich mich hi« in Jardies, allein und v o n Allen verlassen.....
Abendblatt der frankfurter Ieitnng.
Aus Grund der Sprachenverordnungen nahmen der Kläger und dessen Anwalt, in dem rein deutschen Eger das Recht in Anspruch, sich in der Gerichtsverhandlung der czechischen Sprache zu be- dienen. Der Gerichtshof erkannte, daß selbst nach dm Sprachverordnungen nur der Kläger selbst, nicht aber fein Anwalt dieses Recht besäßm. Da der letztere sich aber trotzdem beharrlich weigerte, deutsch zu sprechen, wurde die Verhandlung schließlich aus deffm eigenen Antrag vertagt, damit sich der Kläger einen deutsch sprechenden Advokatm be- schaffen kömir. Bei der zweiten Verhandlung, die nun am 27. April stattfand, erschien Dr. Tieftrunk abermals mit Dr. Miricka, und die Beiden führten nun das gleiche Spiel zum zweiten Mal. Das Gericht verwies dem Dr. Miricka immer wieder das Czechischfprechen, der czechische Advokat aber, der offenbar nur nach Eger gekommen war, um eine nationale Heldenthat zu verrichten, fing immer wieder czechisch zu sprechen an. So wurde, nach zahllosen nationalen Kontroversen die Verhandlung schließlich durchgeführt; fie endete mit der Abweisung des Klägers. Das Auftreten des Klägers wie feiner Anwalts hatte naturgemäß die Egerer Bevölkerung erregt. Nach der Verhandlung folgte eine große Volksmenge dem Wagen des Dr. Miricka nach, allerdings ohne ihm irgendwie feindselig nahe zu treten. Da zog plötzlich Dr. Miricka dm Revolver und richtete ihn drohend auf die Menge. Nun kam die lange angesammelte Erregung der Leute zum Ausbruch. Sie forderten, daß Dr. Miricka ivegen dieser lebensgefährlichen Drohung sofort in gerichtliche Untersuchnug gezogen werde. Das geschah auch, und die Volksmmge zog, das „Bismarck-Lied" und die „Wacht am Rhein" singend, beruhigt ab. Dr. Miricka wurde sofort dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Ueber Nacht gab man ihm, da kein Wirth ihn bei sich aufnehmen wollte, im Gerichtsgebäude Unterkunft. Am nächsten Morgen kehrte er nach Prag zurück. Das war aber Alles erst Vorspiel. Die Hauptsache kam gestern im böhmischen Landtag, wo die Jungezechen die ohnedies schon über Gebühr aufgebauschte Affaire noch um ein Beträchtliches weiter aufbauschten. Sie interpellirtm dm Statthalter in einem Ton, als ob die staatlichen Behörden die beiden Czechen, die dabei natürlich als ganz unschuldige Lämmlein figurirm, einer deutschen Pöbelhorde direkt ans Messer geliefert hätten, und forderten energisch „Schutz der czechischenMinoritäten". Der Abg. Pippich rief u. A. dem Statthalter zu: „Die Regierung steht im Dienste des Wolf!" Noch kräftiger legte der bekannte Wucherer und Jungezechenfichrer Dr. H e r o l d los. Er sagte:
„Wenn sich Dinge wiederholen können, wie wir sie dieser Tage in Eger gesehen haben, so müssen wir sagen, daß das Bild, welches unsere politische und Justiz-Administration in Eger geböte« hat, kein europäischer, sondern ein asiatischerSkandal ist (stürmischer Beifall), weil man nirgends eine solche Feigheit, eine solche Niederträchtigkeit politischer und Justizbehörden, wie jene gegenüber der czechischen Nation, findet. (Lebhafte Zustimmung.) Ich wiederhole es und nehme kein Wort zurück — eine Feigheit, welche sich nicht einmal der letzte, Verkrachteste Staat gegenüber seinen Unterthanen erlauben würde. Wenn es möglich ist, daß ein Ge- richtsbeamter trotz der geltenden Gautsch'schen Sprachenverord- nungen dem Vertreter der Partei verbietet, Czechisch zu sprechen; wenn es möglich ist, daß in Anwesenheit des Kreisgerichts-Präsidenten in solcher Weise mit dem Vertheidiger verfahren wird, tote das nicht einmal ein Knecht in der Gesinde st ube thun dürfte (Rufe: Schmach, Skandal!); wenn es möglich ist, daß der Vertheidiger im städtischen Arresthause zurückgehalteu werden muß, damit ihm trotz Gendarmerie-Assistenz nichts zustößt, und wenn ihn die Staatsanwaltschaft, weil er, um sich zu schützen, den Revolver gezeigt hat, wegen öffentlicher Gewalthätigkeit verfolgen will: so haben wir für eine derartige staatliche Administration kein anderes Wort, als jenes des verstorbenen P. (Streutet: „Pfui! Pfui! Pfui!" (Langanhaltende Pfui-Rufe und Beifall.) In Eger fungirt ein Richter, welcher die Parteien quält und nicht zu- läßt, daß fie sich ihrer Sprache bedienen. In Eger sind feige politische Beamte, welche den Parteien keinen Schutz bieten können, und das Ende vom Liede ist, meine geehrten Herren — wenn der Czeche auf der Wachstube eingesperrt ist, tritt allgemeine Beruhigung ein, und durch ganz @ger ertönt mächtig der Choral des B is ni ar ck-Lied es, des Liedes .Die Wacht am Rhein", dieses typischen Liedes österreichischen Patriotismus. Wir wundern uns wirklich, daß nicht auch der Präsident, der Bezirkshau ptmaun und der Gerichtssekretär mitgesungen haben. (Heiterkeit und Rufe: „Das haben sie sicher gethan !" „Das wäre wenigstens aufrichtig und ehrlich!" .Vielleicht würde der Statthalter selb st mitgef ungen haben!")
So spricht die von der Regierung und vorn Hof so sehr Är- hätschelte jungczechische Partei! Wie müßten da erst die Deutschen reden, die von der Regierung und dem Hof so schnöde behandelt werden! Wer gerade dieser Unterschied in der Tonart ist sehr belehrend. Die Jungczechen kriegen die Regierung klein, weil sie selbst als Regierungspartei noch ärger scheinen wie die Deutschen als Opposition. Anders als auf die angsterfüllte Regierung muß ein derartiges Vorgehen der Jungczechen auf jeden unbefangenen Beurtheilet wirken. Wenn die Sprachenverordnungen solch" luuthwilligcn Störungen des inneren Friedens auch nur einen Schein von Recht geben, so ist wohl jeder Zweifel über die sriedenstörenden Absichten einer Regierung beseitigt, die trotz solcher handgreiflicher Gegenbeweise die Sprachenverordnungen wie den höchsten Ausfluß der irdischen Gerechtigkeit durch Jahre hindurch aufrechterhält. (Die Beantwortung der Interpellation durch den Statthalter ist bereits telegraphisch im 1. Morgenblatt vom 3. Mai mitgetheilt worden. Red.)
Frankreich.
* Paris, 4. Mai. Die revisionistischen Blätter triumphiren Heuteüberden neuesten „Keulenhieb" der den Generalstäblern durch die gestrigen Mtttheilungm des „Temps" über das Rundschreiben des Generals de Boisdeffre vom Mail894versetzt wurde, da Dreyfus unmöglich im August! 894 noch im Unklaren darüber sein konnte, daß er nicht zu den Manövern, sondern zum Regimentsdienste eingezogen wurde. Die nationalistischen Blätter suchen deshalb nach einem anderen Thema und glauben dieses in dem gestrigen Artikel Eonelys gesunden zu haben, der
ans die Schwierigketten hinwies, die Unschuld eines Angettagten nachzuweisen. Selbst die Revisionisten — so sagen sie — haben bereits daraus verzichtet zu behaupten, daß die Enquete die vollständige Unschuld Dreyfus" zu Tage gefördert habe. Das ist immerhin ein magerer Trost für die vielen unangenehmen Erfahrungen, die die ^Rationalisten gerade in den letzten Tagen gemacht haben. Heute bereitet ihnen der ehemalige Artillerie- Hauptmann Gaston M o ch, gegenwärtig einer der Hauprmtt- arbeitcr der „Jndependance Belge", eine neue unangenehme Ueberraschung, indem er in einem langen Schreiben an den ersten Präsidenten desKaffationshofes neuerdings das Bordereau vom milttärtechnifchen Standpunkt ans beurtheilt und dabei die Aussagen des Generals D e l o y e vor dem Kaffationshofe berichtigt, der zufolge die 120 mm Feldhanbitze zum ersten Wale bei den Schießübungen von 1894 verwendet worden sei. Gaston Moch bringt nämlich das Zeugniß eines ehemaligen Leutnants der Landwehrartillerie, Herrn Charles Brunst, gegenwärtig Präsident des Rathes der Generalinfpektoren des Gefängniß- wesens im Ministerium des Innern, bei, aus dem hervorgeht, daß er beretts vom l.bis zum 8. Juni 1893 den Schießübungen mit der 120 mm Feldhaubitze in Pontarlier während einer Waffenübung beigewohnt. Das Pikante an dieser an sich nicht weiter sensationellen Thatsache ist aber, daß die Generale d e Negrier und Deloye, letzterer damals Artilleriekommandant des 7. Korps, diesen Schießübungen mit der 120 mm Feldhanbitze gleichfalls anwohnten. General Deloye hat sich, als er im Namen des Kriegsministeriums seine Note dem Kaffationshofe mittheilte, offenbar dieses Heinen Zwischenfalls gar nicht mehr erinnert. Herr Bruno! gesteht übrigens, daß er keinen Augenblick gezögert hatte, einem fiameraben einer anderen Waffengattung auf Verlangen darüber Aufklärungen zu ertheilen, wie das neue Geschütz sich bei den Schießübungen betragen hatte. Diese Lücke in dem Gedächtnisse des Generals Deloye wird wahrscheinlich noch zu verschiedenen Kommentaren Anlaß geben.
Niederlande.
* Aus dem Haag erfährt „Daily News", daß die russische Regierung den Wunsch ausgesprochen hat, die Verhandlungen der Abrüstungs-Konferenz möchten absolut geheim gehalten werden. Dieser Wunsch wird natürlich erfüllt werden. Dagegen sollen den Zeitungen von besonders dazu angestellten Sekretären von Zett zu Zeit gleichlautende Mittheilungen über die Verhandlungen zugehen. Das Blatt hat Recht, wenn es meint, daß solche Mittheilungen nicht genügen. Man kann sich schon denken, was sic enthalten werden; jedenfalls nicht das, was das Publikum am meisten intereistreu wird: die Debatten und die Stellungnahme der einzelnM Staaten. — Der Stadt- rath vom Haag hat es abgelehnt, den Mitgliedern der Konferenz einen festlichen Empfang zu bereiten, und zwar aus dem Grunde, weil der Papst und die TranSvaal-Republik nicht eingeladen sind.
Großbritannien.
* London, 4. Mai. Vertreter der Baumwollfabrikanten und der Arbeiter haben in Manchester eine Konferenz gehalten, deren Ergebniß als Beendigung der Krise bezeichnet wird. Die Vertreter der Arbeiter und Unternehmer haben sich nämlich geeinigt, den Arbeitern den Vorschlag zur Erhöhung der L ö h n e um 2% pCt. vom Juli an zu unterbreiten.
Amerika.
* Washington, 3. Mai. General Otis meldet aus Manila, daß er eine Liste der Gefangenen erhalten habe, die in den Händen der Jnsurgenim sei. Es befinden sich darunter Lieutnant Gilmore und 7 Seeleute der „Horktown", 6 Angeworbene der Armee und 3 ungerechterweise vor Beginn der Feindseligkeiten im Januar Verhaftete. Alle sollen sich wohl befinden. Außer den eben Angegebenen seien 2 Amerikaner in den Händen der Aufständischen im Süden. Ueber da? Schicksal Capitän Rockfcller's wisse man noch nichts. — Präsident Mac K i n l e y hat die Ansicht ausgesprochen, daß das Ende nahe sei und die Filipinos sich nicht viel länger würden halten können. Er halte die gegenwärtige Lage für höchst hoffnungsvoll.
Vermischtes.
* Berlin, 4. Mai. Der Bankier Rudolf Riese hat, tote sich jetzt herausstellt, bei seiner Flucht 257,345Mark Effekten fremder Personen mttgenommen. Die Gläubiger werden bei dem Konkurs etwa 12 pEt. erhalten.
* Kable»?, 4. Mai. Der „Köln. Ztg." zufolge ist Leutnant Döring vom 68. Infanterie-Regiment, der im Zweikampf feinen Gegner, den stud. phil. Klövekorn, erschoß, vom Kriegsgericht zu 2% Jahren Festungshaft verurtheilt worden. Leutnant Horn von demselben Regiment soll als Kartell- träger 14 Tage Festungshaft erhalten haben. Das Urtheil bedarf der kaiserlichen Bestätigung. — Es wäre sehr wünschenswerth, wenn über die von dem Kriegsgericht gemachten Feststellungen Näheres bekannt gegeben würde, vor allem auch darüber, was für eine Instanz denn eigentlich die Fortsetzung des Duells bis zur Kampfunfähigleit diktirt hat. Tenn es ist doch selbstverständlich, daß die hieran bctheiligten Personen nicht straflos ausgehen können.
§ Kastel, 5. Mai. Der Großvater des Besitzers vom hiesigen Bahnhofshotel Linke verstarb heute im Alter von 10 4 I ahren. Der Verstorbene war bis zuletzt noch vollständig rüstig und nie in seinem Leben krank gewesen.
k Keidelberg, 4. Mai. Der Bürgerausschuß genehmigte in seiner heutigen Sitzung,die Errichtung eines städtischen Elek- trizitätStoerks mit einem Aufwand von einer Million Mark, die aus Anlehensmitteln bestritten werden. Der Bau des Werkes wurde der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in Berlin übertrage». Der Betrieb soll in einem Jahre eröffnet werden.
"Wükhauken i. Kls., 4. Mai. In der Elsässischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft — im Dolks- munde unterm Namen Gießerei bekannt — brach heute Morgen um 6% Uljr Feuer aus, das gewaltige Ausdehnung annahm und binnen kurzer Zeit drei große Gebäude zerstörte. Die Gebäude enthielten die Konstruktion, die Modellschreinerei und eines
In einem Brieft vom Februar 1840 findet fich folgende Stelle:
„Sie wollten mir also nicht mehr schreiben, weil meine Briefe so feiten kamen? Ja, fie kamen so selten, weil ich nicht immer das Geld hatte, um sie zu f r a n k i r e n, und weil ich es Ihnen nicht sagen wollte. So weit ist meine Roth gegangen, und noch weiter! Es ist sehr schrecklich und sehr traurig, aber es ist wahr. Jawohl, ich habe Tage erlebt, an denen ich stolz war, wenn ich auf den Boulevards eine Semmel essen konnte!"
Jetzt ist im Pariser Salon schon das zweite Balzac-Denkmal ausgestellt. Es scheint nun einmal ein Gesetz des Weltlaufs zu fein, daß man die großen Dichter während ihres Lebens hungern läßt und sie dann nach ihrem Tode mit Monumenten abfindet.
d («ünstlcrelend und «ollegentreue.j Ans Berlin wird uns vom 4. ds. berichtet: Schneller noch, als man erwartet hätte, ist die in dem Artikel „Künstlerelend und Kollegen treue" („Frans. Ztg." v. 3. ds.) ausgesprochene Vermuthung zur Wahrheit geworden. An einer möglichst verborgenen Stelle, wohin sich feiten ein spähendes Auge verirrt, berichtet nämlich der Berliner Lokal-Anzeiger: „Mit Bezug aus die Beisetzung der früheren Hof- opernsängeriu Raffaels Pattini theilt uns das italienische General-Konsulat mit, daß die Kosten der Beerdigung von dem Ehemann der Verstorbencu bestritten und von dem Konsulat indessen verauslagt worden sind." Ob sich nun alle die Zeitungen, die das Märchen von der Großmuih der kgl. Generalintendanz in die Welt gesetzt haben, auch zu einer Berichtigung entschließen werden?
m (Brüsseler Salons s Man schreibt uns aus Brüssel: Nach bet Libre Esthelique hoben die Societe des Beaux-Arts und der Silion ihre Pforten ausgethan und in der nächsten Woche — heilige Themis! —(wird im Justizpalast sogar eine Ausstellung von Werken malender, incißelnder und radirender Advokaten eröffnet werden ! Die beiden heurigen Ausstellungen sind gerade in ihrem Kontrast außerordcntlichilehrrcich und geben gemeinsam ein gutes Bild, vom gegenwärtigen Stand der bildenden K u n ft in Belgien. In der unter den: Protektorat der Regierung stehenden Societe des Beaux-Arts begegnet man den großen Namen, den anerkannten Künstlern, im „Silion“ den jungen Kämpfern, den Siegern von morgen und übermorgen. In der Societe haben die beiden größten Bildhauer des Landes, Constantin Meunier und Jes Lambeaux ausgestellt. Meunier bringt diesmal nur das Modell zu der großen Bronze, die im Nord-Ost-Ouartier von Brüssel ihren Platz finden wird: „Das Pferd au der Tränke". Das Werk ist bereits in Berlin ausgestellt gewesen und dort bewunderi worden. Lambeaux' Mormordüste Jmperia" ist eine wundervolle Vereinigung von idealer Schönheit und bestimmter Charaktergebiing. Ein „Kampf mit dem Löwen“ in Bronze wirkt trotz bedeutender Einzelheiten doch mehr verwirrend als erfteuend. Dagegen wäre eine feine männliche Porträtbüstc noch zu nennen. Lambeaux üht auf. die junge Bildhauergeneration einen ost ver- hängnißvollen Einfluß aus. Wie man ick „Litton" sehen
'5. Uteri 1899.
man, was
Belgien an Franz C o u r t e n s und Viktor G i l s o u l besitzt. Uedertroffen oder zum wenigsten erreicht werden die beiden Meister aber von Paul M a t h i e u, der im „Sitton“ eine Reihe ton in Stimmung und Ausführung gleich glänzenden Arbeiten ausgestellt hat. Er versteht es, bei reicher Farbengebung doch alle Farben auf einen Ton zu stimmen und er gelangt hierdurch zu sehr geschloffenen Wirkungen. Als origineller Porträtist und noch mehr als starker Kolorist zeigt sich Alfred Bastien in einigen Arbeiten im „Sitton". Erstaunlich ist feine Stärke im Modelliren des Nackten, er erreicht da mit dem Pinsel völlig plastische Wirkungen; freilich verfolgt er damit Ziele, die kaum in die Grenzen seiner Kunst noch hineingehören. Im „Salon" findet man auch eine ganze Kollektion von Arbeiten des Schweizers Segantini. Ferner seien noch die seinen, in der Punktirungsmanier ausgeführten Landschaften von Emile Claus hervorgehoben und als tüchtige und oft wirklich interessante Porträtisten Menard (Paris), Havermann (Haag), G. M. Stevens, M. Wagemaus und Iran
Gebote stehenden Nachschic Umvkcktätsprostffor dieses
Gouweloos genannt.
— (Akademische Nachrichten.) Aus Berlin berichtet die Allgemeine Zeitung: Dr. phil. Boysen, Oberbibliothekar an der hiesigen kgl. Bibliothek, ist zum Direktor der königliche» und Universitätsbibliothek in Königsberg ernannt worden. Er tritt an die Stelle des Prof. Dr. Schwenke, der Direktor bei der Druckschriftenabtheilung der hiesigen kgl. Bibliothek geworden ist. — Man schreibt uns aus Sydney, 1. April: Am Bord des vorgestern in Adelaide eingehoffenen Reichspostdampfers „Karlsruhe" befindet sich der Professor der Philosophie an der Universität Leipzig, Dr. Hermann Fuchs, der im Auftrage der deutschen Regierung Erhebungen über die landwirtbschastlichm
Paris wird vom 2. d. berichtet: In der heutigen Generalversammlung derBühnenschriftsteller und Komponisten - wurde festgestellt, daß im Rechnungsjahre 1898/99 Honorare und 4 Tantiemen im Betrag von Fr. 3,671,200 von den Theatern ' an Pariser Autoren abgeführt wurden, davon Fr. 956,203 aus den D Departements und Fr. 288,316 aus dem Ausland. — Das Verlags- ' haus Niccolo G iannotta in Catania zeigt uns das bevorstehende X ©tfdjeinen eines neuen Romans von Matilde Setao: „LaBal- | lerina“ an. — BlaueRosen sollen die allerneueste Farbennovität fein, mit der ein großer bulgarischer Rosen- ; züchteran die Oeffentlichkeit rieten will. Bei Befichtung feiner ■» großen Rosenfelder stieß er auf einen Platz, wo die Blumen a z u r- ß blau leuchteten. Sofort ließ er den Boden auf feine chemischen | Bestandtheile untersuchen, weil nachweislich nur davon diese neue 3 Farbenvariation herrühren kann. Bis jetzt ist es noch keinem J Züchter gelungen, diese Rosenfarbe zu produziren. Es würde sich l
bleibt in der Behandlung dieses Motivs auch diesmal unübertroffen. Was die Landschaft angeht, so weiß Belgien an Franz C o u r t e n s und Viktor G i l f t
Der S>
Frankfurter Angelegenheiten.
Frankfurt, 5. Mai. 'M
Die Fortsetzung des Mainkanals. Am 3. und 4. Mai H haben hier Ministerialkommissare von Preußen, Bayern | und Hessen in der Angelegenheit der Fortsetzung des Main- 1- kanals nach Aschaffenburg Verhandlungen gepflogen. 1 Die Berathung galt einheitlichen Normen für die ein» .3$ zelnen Anlagen, besonders für die Gestaltung der SchleppMg».-'^ schleusen, die Höhenlage der Wehrrücken u. f. to., deren Festsetzung » sich im Verlauf der bereits seit längerer Zeit im Gange befntd»Mf licheu Vorarbeiten als wünschenswerth herausgestellt hat. Wie M man uns mittheilt, haben die Verhandlungen zu einem E i n v t r-M ständniß in allen Punkten geführt, sodaß die FertigW stellung der Entwurfsarbeiten nunmehr in verhältnißmäßig kurzer .D Frist erwartet werden darf. W
— Jubiläum des Kortschriitsvereius. Als Theil- W nehmer an der Informationsreise des Kanal-Ausschusses des« preußischeck Landtags ist der Abgeordnete Dr. Otto Wiemer ver- M hindert, bei der morgigen Feier des Vereins der Fort-Mr schrittspartei zu erscheinen. Statt seiner wird nunmehr M der Reichstagsabgeordnete Dr. Hermann Müller-Sag an als H? Vertreter der Centralleitung der Freisinnigen Dolkspartei an demM- Jubiläum theilnehmen. :
— Die neue Arbeitsordnung -er Brauereien. Der M Brauerring hat seine neue Arbeitsordnung ausgearbeitet, die H am 12. Mai in Kraft tritt und wenn das auch nicht in ihr gesagt A ist, eine dreijährige Giltigkeit haben soll, wenigstens was die Löhne | nnbetrifft. Die A-rb e r t s z e i t ist an Werktagen auf zehn Sinn- |: den festgesetzt; für Biersieder, Darrer, Maschinisten und Heizer M sind Tag- und Nachtschichten maßgebend, für Fahrburschen und Mit- Ä sahrer erstreckt sich der Dienst gewöhnlich auf zwölf Stunden, M doch werden für Landtouren Werktags-^l 0.50—1.50, an Sonn- und Feiertagen und bei Festlichkeiten 2—3.50 je nach den An- 4- sorderungen besonders vergütet. Sämmtliche Arbeiter find, falls 3 es der Betrieb erfordert, verpflichtet, auch längere Zeit zu arbeiten, M Soun- und Feiertags währt die regelyläßige Arbeitszeit nicht über drei Stunden, Küfer find in der Regel von der Sonutagsarbeit J befreit. Der Anfangslohn für Brauer, Mälzer, Maschinisten, M Küfer, Fahrbmschen und geprüfte Heizer beträgt JL 26.50 die | Woche, für Taglöhner JL 20.50, erhöht sich jedoch nach dem ersten * Jahre auf 21.50, später je nach Leistung und Führung. \ Bei beiden Kategorien ist man um 50 Pfennig höher ge- 1 gangen, um eine gleichmäßige Regelung der Zahlung von Ortskranken- und I nv a lid i t ä t s bei tr ä g e n in | sämmtlichen Brauereien herbeizuführen; denn in einzelnen j Betrieben wurden die Krankenkaffenbeiträge gänzlich von der M Brauerei gezahlt, während von jetzt ab nut bet gesetz- W liche Antheil geleistet wird. Hebet stunde n werden an Wochentagen mit 50 Psg., an Sonntagen mit 60 Pfg. vergütet, W an Fahrburschen jedoch nicht, weil diese in ihrem höheren Wochen- JL lohn gegenüber anderen Arbeitern einen entsprechenden, Ausgleich ■ finden. Die diensthabende Mannschaft erhält für diesen Dienst T
4 wöchentlich besonders, für Lonn- oder Feiertagsdienst jedoch j nur „Ä 2. Die Löhnung erfolgt jeweils Freitags und wenn * dieser auf einen Feiertag fällt, schon Donnerstags. Für Arbeiter» S die in der Brauerei wohnen, werden X 2 wöchentlich in Ab- 3 zug gebracht. Jeder Arbeiter erhält je nach Beschäftigung 4 bis 1 8 Liter Freitrunk täglich. Das Dienstverhältniß kann 3 beiderseits ohne votausgehende Kündigung jeder-. W zeit gelöst werden. Die Vorgesetzten des Arbeiters find H Stallmeister, Wichsmeister, Kolonnenführer, Oberküfer, Obermälzet, ■ l.Bierfieder.Gährführer,Kellermeister,Maschinenmeister,Brauführer ,1 Braumeister, Kontorpersonal, Direktion und Besitzer. Ein großer ; Theil der in den Ausstand eingetretenen Arbeiter hat die Arbeit & — viele Fahrburschen und Taglöhner sogar schon zwei bis drei H Tage nach dem Ausstand — wieder ausgenommen , und zwar be» H dingungslos; sie werden also auch die neue Arbeitsordnung, die I ja eine Lohnerhöhung bringt, anerkennen.
kann. Der nicht unbegabte Rocquet ist darüber gänzlich znm Manieristen geworden und M a 11 o n' s kräftiges Talent ist ebenfalls durch das Bestrebe», Lambeaux'fche Gliedergetoirre nachzuahmen, gefährdet. Eine Schreibtischgarnitur aus Bronze von ihm mit hübschen Putten verdient übrigens alles Lob. Bei Weitem die bedeutendste und vetheißendste Erscheinung unter diesen Jungen ist aber Louis Masere, der feine eigenen Wege geht. Zwei lebensgroße Akte sind so unmittelbar aus der Natur geholt, so ursprünglich gesehen, so mächtig beseelt, daß alle andern vorhandenen plastischen Arbeiten daneben verschwinde». Marin scheint besonders für das Porträt Talent zu besitzen. Im Salon sind dann noch Dillens, Lagac, Rousseau, Samuel, Vinco 11 e mit tüchtigen Arbeiten vertreten; was diese Künstler können und was fie nicht können, weiß man bereits. Einige Bronzen von Stuck wirken trotz ihrer gründlichen Anatomie neben de» belgischen Naturalisten etwas akademisch. — Zn der Malerei geht der Geschmack jetzt vielfach auf das Wiedergeben luxuriöser Interieurs ; Rene Janssens, dieser vornehme nervöse Kolorift,
ist Zeichnerateliers. Von den einsturzenden Mauern toirrbeü «Mtz Feuerwehrleute schwer verletzt; auch spricht man von einem Sepl mißten, der möglicherweise unter den Trümmern umgekornme» yf-z allein Sicheres ist hierüber nicht ermittelt Ein Arbeiter wurdet vor Schreck von einem Herzschlag betroffen und starb. Ter Schaden - beträgt über eine Million. Es werden keine Arbeiter brodlos, bal massenhafte Aufträge vorliegen und zu ihrer Bewältigung ’jf6t Nachtarbeit einrieten muß. Die Entstehungsurfache des BrandegÄ ist noch unaufgeklärt.
* Barcelona, 2. Mai. Im „Journal de ?euple" erzählt den- Anarchist Charles Malato, daß der wirkliche Urheber des ■ Dynamit-Attentats vom 6. Juni 1896 der Franzost-' - G i r a u war, der kürzlich in Amerika gestorben ist. Das Attem-Z tat wurde bekanntlich während der Frohnleichnams-Prozesfion ver- s übt; 7 Personen wurden sofort gelobtet, ebenfoviele starben an - ihren Verletzungen und außerdem wurden etwa 30 Personen mehM oder weniger schwer verletzt. Etwa 400 Personen, Anarchisten, : Sozialisten, Republikaner und Freidenker wurden als der ThaM der Mithülfe oder bet Mitwisienschaft verdächtig, doch ohne daß man ihnen etwas beweisen konnte, auf Montjuich eingekerkert und I dort aus die grausamste Weise gefoltert; schließlich wurden 5 hin. ’ gerichtet, 20 in die afrikanischen Bagnos geschickt und übet Hundert s aus dem Lande gejagt. Malato erzählt, er habe in London erfahren, Girau habe fich als den alleinigen Urheber der That be»'; konnt ; es fei ihm gelungen, nach Frankreich zu entkommen, von) wo er nach London und nach Amerika ging. Ausgesorbert, nach Barcelona zu gehen, um die unschuldig Verfolgte» zu erlösen, habe' et erwibert: „Das thue ich nicht, denn es handelt sich um eine . Verfolgung, nicht um einen Prozeß. Ich wäre ein Märtyrer mehr und würde die Andern doch nicht retten." Aber auch eine öffentliche-- Erklärung aus dem sichern London gab er nicht ab, und diese hätte \ bett Unschulbigen doch wohl etwas genützt. Wenn die spanische f Regierung anständig ist, stellt sie bas von Malato Erzählte fest j und läßt die Eingekerkerten frei; die Hingerichteten können aller-' dings nicht mehr zum Leben erweckt werden. _
* Ikew-Dork, 2. Mai. Niemals hat man fit der Stadt' N e w - D o r k solch einen heißen erstenMai-Tag erlebt. Auf dem Bürgersteige betrug die Wärme 90 Grad Fahrenheit i (32 Gr. C.) und die Aerzte mußten mehrere Fälle von Sonne»-; stich behandeln. Im Kreise Helena in M o n t a tt a aber fierrfäfcl gleichzeitig ein heftiges Sch nee sturm bei einer Kälte von | , 6 Grad Fahrenheit unter Null (— 20 Gr. C.). — In fast einem ) Drittel der County Dakota haben Prärie-Brände ge»- Wüthet, wobei viel Rindvieh und Schafe umgekommen find.
des Dr. Fuchs ist angeblich auf fünf Jahre bemessen, während 4 welcher Zeit der Gelehrte beabfichtigt, feinen Wohnsitz in Sydney ° zu nehmen. — Zu der Frage des neuen Doctor rerum technicarum | schreibt das Berliner Tageblatt: Diedeutfchen technif chenHoch- j schulen gehen mit der Absicht um, eine neue Institution zu schaffen, 3 wonach man auch an technischen Hochschulen den Doktorgrad er- | werben kann. Die Verhandlungen, an denen sämmtliche deuischeHoch- - schulen thellnehmen, gehen dahin, baß bie technischen Hochschulen -4 ermächtigt sein sollen, einen doctor rerum technicarum zu ver- | leihe» für sämmtliche Lehrfächer, für Architektur, Jngenieurwese», I Hütten- unb Baukunbe, sowie Chemie. Das Examen wirb nicht i gerade leicht gemacht werden. Vorbedingungen zur Erlangung des Doktorhutes find Maturität, vierjähriges Studium auf einer D deutschen technischen Hochschule, Diplomexamen und zum Schluß ; noch ein besonderes Doctorexamen. — Aus B o n n wird berichtet: i Sinern in die Irre gehenden Thätigkeitsdrange der jungen Akade- i miter stellt sich folgender A n f ch l a g der Universitätsbehörde ent- | gegen, der in sämmtlichen Hörsälen der Universität ausgehängt 3 worbe» ist: „Die Herren Studir enden werden ersucht, ihre J Kunstfertigkeit im Holzschnitzen nicht an bett - Bänke» ansübe» zu wollen." . ■
— IKleine Mittheilungcn.f Die große Berli»e« Kunst-Ausstellung wird nächstem Sonntag eröffnet wer- | den. — Das Wiener Fremdenblatt meldet: Beunruhigende Nach- ? richte» über Edmund Rostand' s Befinden, die in letzter Zeit \ auftauchten, sind durch eine Mittheilung von Rostand's eigener H Hand widerlegt worden ; auf eipe Anfrage antwortete der Dichter, J daß er im besten Wohlsein sich befinde: „Je vais admirable- ment“, schrieb er auf seine Photographie, „malgre les journaux". J — Man berichtet uns aus Amsterdam: Am 13. und 15. d. gelangen durch die hiesigen Wagner-Vereinigung die „M e i st e r- A finger* mit ersten deutschen Kräfte» zur AuMhrnug. — Aus ä