* «eite Ne. 81

AVe»dblatt Met Stettin littet Zeitung

tBorbtit, beschlossen jie, ihr Leben so theuer als möglich zu ver­kauf». Sie verbarrikadirten sich in einem Hause und es kam zu» Kampfe mit den Soldaten, wobei die meisten Verbannten Aktödtet oder verwundet wurde«. Der angebliche Führer der­selbe« (Bernstein), welcher schwer verwundet in'S Lazareth ge­kommen war, wurde bald daraus von dort weggeschleppt und ge­lingt.

Amerika.

* Washington. 20. Mürz. Wie bereits mitgetheilt wurde, haben die Republikaner eine Tarifvorlage ausgearbeitet. Darnach sollen die Zuckerzölle nm 50 pCt. ermäßigt, dagegen die Zölle auf Wolle, Steingutwaaren, Glaswaaren, Weißblech Sumatra - Taback, frische Fische und Rosinen erhöht werden. Ein außerordentliche Erhöhung des gegenwärtige» Zolles auf Weißblech um 120 PCt. ist in Aussicht genommen. Eisenerz und Roheisen bleiben unverändert; der Zoll auf Stahlschienen wird um Toll. 4 per Tonne ermäßigt. Rohzinn bleibt frei. Der Zoll auf Taschen» »esser wird erhöht, während Gewehrläuf« und Nähnadeln auf die Freiliste gesetzt werden. Neues Metall und SUumtnium werden einem Werthzoll von 35 pCt. unterliege«. Di« Zölle auf laub- wirthschaftliche Produkte sollen im Allgemeinen erhöht werden. Der Reiszoll wird um 2c per lb der Zoll auf Reismehl nm /£c Per lb herabgesetzt. Häute, die gegenwärtig frei sind, werden einem Zoll von Iftc per lb unterliegen. Die Zölle auf Spirituosen, Wein und andere Getränke, sowie auf Salz und Chemikalien bleiben unverändert. Ungereinigte Wolle, Jute, Manila und verschiedene Grasarten werden auf die Freiliste gesetzt. Die Zulassungen zur Freiliste werden einer ungefähren Schätzung nach die Staats- »inküiiste um Doll. 1,250,000 bis Doll. 1,500.000 schmälern und die Revision der Tarife wird die Differenz zwischen der Freiliste und de» erwarteten Gesammlermäßigungen, im Ganzen etwa Doll. 60,000,000, ausgleichen. Es wird bezweifelt, ob die Borlage jemals Gesetz werden wird, da den Anforderungen der Fabrikanten «ach freien Rohstoffen keine Konzessionen gemacht worden sind. Bon allen Seiten laufen Proteste ein, insbesondere gegen die Be- stimmrmgen betreffend Zucker, Seide und Felle.

Spartrrachrlchteir.

* 20. März. Nennen zu Hurst Park. Handicap

$tnbfe Race Plate von 500 Sovs. 1) Herzog von Beaufort'- .Benburb"; 2) T. Cannon'sDornoch"; 3) Kenna'sEi- ktveke".

Arankfurler Angekegen-ekten.

Frankfurt, 22. März.

Sem Tag«.

Derwissenschaftliche Direktor des Zoologischen Tarte ns ist soeben von der Thierversteigerung in Antwerpen zurückgekehrt und hat eine große Anzahl schöner und seltener Vögel mitgebracht (Steppenhühner, Tauben, Papa­geien, Pfeffersresser, Spechte, Elstern, Atzeln, Staare, Stärlinge, Finken, Ammern, Tangaren, Lerchen, Sänger). Sie find während des Sonntags in kleinen Käfigen im Bogel- Hause ausgestellt, wo sie mit Bequemlichkeit betrachtet werden kön­nen. Da sie aber am Montag wegen bevorstehender Arbeiten am Vogelhaus« in die Bolitten gesetzt werden miissen, sollten Vogel- sreunde die Gelegenheit genauer Besichtigung nicht vorübergehen kaffen. Für den Enteiigraben gegenüber dem Straußenhause find eint Anzahl seltener Enten erworben worden. Außerdem er­hielt der Garten einen Silberfuchs, «inen Wüstenluch», ein Mohrenmakiweibchen, ein Todtenkopfäffchen. ein Paar N a ck t h u u d e, eine B ä r i n und verschiedene andere Thiere. Geboren sind zwei Löwen, zwei Hirschziegenauti- lopen uub ein« Anzahl Bernhardiner.

«»Preisvertheilung. DerVerein zumWohle der dienenden Klasse wird am Sonntag den 30. März, Nachmit­tags 4 Uhr, im großen Saale des SaalbaueS unter entsprechender Feierlichkeit die Preisvertheilung au würdige Dienstboten vornehmen. Die Saaleröffnung findet um 3 Uhr statt und find für das Publikum gegen Eintrittskarten di« Gallerien geöffnet.

Die sieben Dirigenten der h ö h e r e n S ch u l e n, welche dem Kuratorium unterstellt sind, begaben sich gestern zu dem Herrn Bürgermeister Dr. Heussenstamm. Herr Direktor Eisele dankte im Namen der Lehrer der höheren Schulen sür di« auf- opfernde Thätigkeit, die er für die Entwickelung des höheren Schul­wesens an den Tag gelegt habe. Im Anschluß daran ersuchte Herr Direktor Kortegarn den Herrn Bürgermeister, doch an der Spitze des Curatoriums zu verbleiben. Der Herr Bürgermeister dankte, erklärte aber, er sei nicht in der Lage, diesen Wunsch zu er­fülle». Die Berhöltniffe hätten sich völlig geändert; an die -«Sitz' des VolkSschiilivesenS werde in Bälde ein Schnlrath treten, der Schwerpunkt für die höheren Schulen liege andern'ärts, fein Amtsgeschäft gestatte ihm nicht, noch diesen Posten zu ver­sehe». Auch anS den Stadtverordnelen-Kreisen waren vergebliche Schritte geschehe», den Herrn Bürgermeister anders zu stimmen. Herr Sladtrath Dr. Schrader ist al« zweiter Rath in dar Tief­bauamt eingetreten, gleichzeitig übernahm er zur Entlastung des Herrn Stadtrath Grimui dar Standesamt und die Friedhoss- kommissivn.

P Der Stau der Haltung Okriftel wird in der Nacht vom 23. zum 24. März d. I. zum Zweck der Beseitigung de« vor dem Nadelwehr gesunkenen Schiffes auf etwa einen Tag abgelaffen wer- de». Der Schiffs- und Floß-Berkehr durch die Schleuße der Hal­tung Okriftel bleibt am 24. März gesperrt.

PB Die Kapelle der l.HesfischenHnfarrn-Regi- «en t« Nr. 13 wird bei gutem Wetter morgen Vormittag zwischen 12ft und 1 Uhr auf dem Roßmarkte spielen.

1 Marktpreise zn Frankfurt a.M.vom22.März. Heu- lend Etrohmarkt. Heu 100 Kilo ^i! 5.207.. Stroh per 100 Kilo JL 56.50. Viktualienmarkt. Butter per Pfund JL 11.20 (im Großen Jt 8590). Hühner- Eier per Stück 48 Pf. Bro d. Noggeubrod (2 Kilo) 45 Pf., do. feines 48 Pf. Gemischtes (3 Kilo) 86 Pf. Gemüse rc. Blumenkohl, kleiner neuer 4070 Pf. Rosenkohl JL 0.701.. Spinat 5080 Pf. Artischoken 50-70 Ps. Wirsingkohl 10 bis 20 Pf. Weißkraut 2540 Pf. Grünkohl 4060 Pf. Earotten 4060Pf. Gelbe Rüben perPvrtion 1520 Pf. Roth« Rüben per Portion 20-30 Pf. Weiße Rüben per Port. 1220 Pf. Petersilie p»r Pfd. 7080Ps. Neue Rapunzel 6080Pf. Neuer Lattigsalat 1525 Pf. Neuer Feldsalat 1020 Pf. Nomaiusalat«. 1..

Franz. Endiviensalat 20-30 Pf. Franz. Kopfsalat 1418 Pf. Neu« Mänsekartoffel per Eesch. 2025Ps. Neu« gelbe Kartoffel per Sesch. 1416 Pf. Rothe Kartoffel per Gisch. 1214 Pf. Suppen­grün«« 1215 Pf. Zwiebel per 50 Kilo «X 910, per Gescheit» 2025 Pf. Neue Schwarzwurzel per Portion 4080 Pf. Bruii- nenkresie per Päckchen 1015 Pf. Neue Gartenkresse 2040 Ps. Sellerieköpfe 1020 Ps. Franz. Sellerie 4050 Ps. Neue Nettige 48 Pf. Nene Kastanien per Pfd. 1215 Ps. Jtal. Kastanien 1618 Pf. Frische dick« Spargel per Pfd. JL 33.50. Frische franz. Erbsen per Pfd. 6080 Pf. Suppenspargel per Päckchen 3040 Pf. Radischeu per Päckchen 34 Pf. Franz. Radischen p-r Pack,10.801.. Merrettig 1020 Pfg.

Vermischtes.

* Iiraiikluri, 21. März. Der Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege wird sein« diesjährig« Versammlung in Braunschweig in den Tagen vom 13. bis 16. September 1890, unmittelbar vor der am 18. September be­ginnende» Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Bremen, abhalten. Die vorläufige Tagesordnung umfaßt folgende BerathliugSgegenstände: Krankenhäuser für kleiner« Städte und ländliche Kreise, Filteraiilagen für städtische Wasserleitungen, Kühlhäuser für Schlachthöfe, Desinfektion von Wohnungen, das Wohnhaus der Arbeiter, Baumpflanzungen und Gar­tenanlagen in Städten.

rt Wiesbaden, 21. März. Der Bürgeransschuß stimmte dem Vorschläge des Gemeinderathes, im EtatSjahre 1890 91 = 110 Prozent Gemeindesteuer zu erheben, nicht zn, da mit 100 Prozent das städtische Budget auch in der Wage gehalten werden könne.

= Mainz, 21. März. Die unter dem Rindvieh ausgebrochene Maul-undKlauenseuche, welche in unserer Provinz, be­sonders im Kreis« Worms stark ausgetreten ist, verbreitet sich nun­mehr auch in den uns benachbarten Gemeinden und ist nach amt­lichen Mittheilungen in Gau-AlgeSherm, Groß-Gerau und Bischofs­heim zum Ausbruch gekommen. Von Seiten der Sanitätspvlizei sind dieserhalb besondere sanitäre Maßregeln ergriffen worden.

X Mainz, 22. März. Ter Ausschuß des landwitthschastlichen Provinzialvereins der Provinz Rheinheffen hat nunmehr den defi- nitiven Beschluß gefaßt, die im Herbste in unserer Stadt projeklirte landwirthschaftliche Ausstellung in den Tagen vom 18., 19., 20. und 21. September abzuhalten.

* Dresden, 21. März. Der Landtags- und Reichstags-Abge- ordntte Liebknecht veröffentlicht zur KennzeichnunL derOrd- nungspatteien" folgende Erklärung:

Gegenüber den amtlichen und iiichtamtlichen Versuchen, die säch­sischen, insbesonder« die Leipziger Kartellmohren weiß zu waschen, halte ich mich verpflichtet, ein Pröbchen des Anstandes zum Besten zu geben, mit welchem diesogeuanntengebildeten" undordnungs­liebende»' Musterbürger den politischen Kampf führen. Von einem Parteigenossen in Rudolstadt wurde meine Frau dieser Tage auf eine Zeitungsnotiz aufmerksam gemacht, welchedurch sämmtliche Kartellzeitungen' ich weiß nicht, ob blos die Thüringer gemeint sind gehe. Die Notiz lautet:

Leipzig. Ein famoser Scherz paffirle dieser Tage hier in Leipzig. In einem Pferdebahnwagen sitzen zwei Arbeiter einer Dame gegenüber, deren elegant« Toilette ihr lebhaftes Mißver­gnügen erregt. Nachdem sie dieselbe eine Zeit lang von oben bis unten gemustert haben, macht endlich einer derselben seinem Ingrimm Luft und wendet sich an die Dame mit den Worten:Das Kleid kostet doch gewiß 200 Mark!'300 Mark', versetzte die Gefragte stolz, ohne eine Miene zu verziehen, worauf die Arbeiter erwidern: Das wird schon anders werden, wenn wir an die Reihe kommen. Jetzt müssen wir das Alles verdienen." Die Dame wußte nichts zu ettoiberu und schwieg. An ihrem Zielt angelangt, verließ sie den Wagen, wobei ihr der Kondukteur mit den Worten behilflich ist: Adieu, Frau Liebknecht, komme» Sie gut nach Hause!" Die ele­gant« Dame war Niemand anders gewesen, als die F r a u de« sozia­listischen Führers L i« b k n e ch t, der in Reudnitz eine recht hübsche Villa besitzen soll. Wer lacht da V

Dies ist die Notiz. Unnöthig zu sagen, daß der ganzefamose Scherz' bis i» die kleinsten Einzelnheiten eine bübische Lüge ist. DieVilla", welch« ich in Reudnitz besitzen soll, verräth den sauberm Herrn Verfasser, der zu den Säulen derOrdnniigs- Partei" gehört, lind da will man sich wunder», wenn beim Anblick solcher Gesellen einem ehrlichen Arbeiter einmal die Galle über­läuft? Hielten mich nicht prinzipielle Bedenken ab, so würde ich der Staatsanwaltschaft, die jetzt so eifrig auf der Suche nachsozial­demokratischen Exzeffen' ist, Gelegenheit bieten, den oder die Nr- Heber dieses von Mitgliedern nicht dersogenannten' Arbeiterpar­tei, sondern der sogenanntenOrdniingspartei" verübtenfamosen Scherzes' zu ermitteln natürlich nur damit durch ein, allerdings nicht sehr appetitliches Experiment in corpore vili festgestellt werde, mit was für Volk wir uns imgemüthlichen Sachsen' herinnzu» schlagen haben.

Dresden, den 19. März 1890.

W. Liebknecht.

S Wrnchfäk, 21. März. Vergangenen Sonntag mißhan­delten Soldaten des hiesigen Dragoner-Regiments einen hiesigen Bürger. Der Arbeiter D. ging Abends mit feinen zwei Mädchen int Alter von 13 und 14 Jahren nach Hause, als zwei Soldaten, betrunken, sich der Mädchen bemächtigten. Der Vater, fragend, ob sie sich nicht schämten, so junge Mädchen zu belästigen, erhielt von dem einen sofort einen Schlag. Als ein anderer Arbei­ter dem D. zu Hilf« kam, holte ein Dragoner noch einige Kamera­den und so gingen ungefähr 6 Mann mit gezogenem Säbel auf die beiden Wehrlosen zu und brachten besonders dem D. schwere Ver­letzungen bei. Ob Untersuchung eingeleitet ist, konnten wir bis jetzt nicht erfahren. Die hiesigen Blätter schweigen Über beu Fall.

* Mandan, 21. März. Lord Sali-bury tritt End« dieses Monats eine Erholungsreise nach dem Kontinent an.

Telegraphische Depeschen.

(Nachdruck, telearaphische oder telepbonische Verbreitung ohne Vereinbarung untersagt.)

Nrivat-Depcschkir derFrankfurter Ieitiing".

Il München, 22.März, 1.10X. Abgeordnetenkammer. Kammer und Regierung sprachen sich für ein Festhalten an der hu­manistischen Bildung ans nutet allenfallsiger Einschiebung rea­listischer Fächer. Die Vermehrung der französischen Stunde» sei in Bälde zu erwarten. Die Regierung lehnte bte Beanstanduitg der

vom Centn» getadelten, nicht bibelmäßigen Schulpt ogramme (Ingol­stadt) ab. Wenn, wie ei den Anschein hat, die preußische Schul­reform lediglich von bet Einjährigenftage ausgeht, wird die Regie­rung Preußen allein vorangehen lassen. Eine Petition des baye­rischen Schulreformverein« über die Resornt derMtttel- schulen wurde der Regierung übergeben.

Wir«, 22. März, 12.45 N. Der ehemalige Justizminister, OberlandeSgetichts-Präsident Baron Streit, ist heute ge­storben.

k Paris, 22. März, 1.2 N. Der Minister- rath beschloß die Interpellation bezüglich des türkischen Vertrags dahin zn beantworten, daß die Kammern 1892 völlig freie Hand haben würden; auch könne bis dahin der Rosinenwein znr Fabrikation mit einer inneren Steuer be­legt werden. Saussier wurde auf weitere drei Jahre zum General-Gouverneur von Paris ernannt.

2Belgrad, 22.März, 10.40 V. Der serbisch-bul­garische Konflikt wegen der mazedonischen Zöglinge des Sawa-Jnstitnts, welcher durch die vor Kurzem im Aints- blatt veröffentlichte Erklärung beigelegt zu sein schien, macht sich abermals bemerkbar, indem die serbische Regierung vor- gestem in einer offiziellen Note energisch die Abberufung des hiesigen diplomatischen Agenten Bulgariens, des Herrn Mintschewitsch verlangt hat. Die Skupschtina hat den Prozeß wegen der serbischen Tabakloose aufge- hoben, nachdem der ehemalige Finanzminister Rakic vor­gestern gestorben ist.

Molst'r telegraphisches Correspondriy-Knrr»«

Wie«, 22. März. DasFremdenblat' kommt auf die hier und da geäußerte Besorgniß, als könnte der R ü ck t r i t t d e S Fürsten Bismarck eine Erschütterung deS Dreibundes oder gar des deutschen Reiches nach sich ziehen, zurück und bezeich­net eine solche Besorgniß als abenteuerlich. Der Bestand deS deutschen Reiches sci nicht von einzelnen Sterblichen abhängig; ebenso rnhe der Dreibund auf der Erkenntniß einer so tiefreichen­den Jnteressengenieinschafl, daß das Zurücktreten eines noch so bedeutenden Ministers die Friedensliga nicht zu berühren vermöge. Erfüllt von bundesfteundlichen Wünschen für das benachbarte Reich betrachtet Oesterreich-Ungarn mit aufrichtiger Genugthuung jene Zuversicht, welche dem von dem Kaiser erwählten, in man­chem wichtigen Amte bewahrten Nachfolger des Fürsten Bismarck, in Deutschland entgegengebracht wird.

Paris, 22. März. Gestern fand auch die Probe-Mo­bil i s i r u n g eines Theiles der Infanterie statt. Solche Uebungen sollen in jedem Regiment an drei Tagen bis Ende April stattfin­den. Nach einigen Morgenblättern bestände zwischen den Mi­nistern eine Meinungsveffchiedenheit betreffs des Anleihe- Projekts. Frey ein et sei für dir Zurückziehung des Projekts.

£onbatt, 22. März. Das Oberhaus »ahm nach achtstün­diger Debatte ohne Abstimmung den von Lord Salisbury einge­brachten Beschlußantrag, betreffend die Parnellkommis» sinn, an.

Petersburg, 22. Mürz. DasJournal de St.Petersb." meint auch, bei dem Rücktrüte des Fürsten Bismarck könne von einer veränderten auswärtigen Politik nicht die Rede sein und verweist auf die kaiserlichen Worte, die diese konsequente Friedens­politik hervorheben.

Barme«, 22. März. 800 Bandwirker einigten sich dahin, zehnstündige Arbeitszeit, Mindestlohn 21 Mark wöchentlich und Beseitigung der Frauen- »nd Kinderarbeit anjuftreben. Ein Ausstand wurde abgelehnt. Di« Gründung eint« Fachvereins wird beabsichtigt.

Telegraphischer Uandtagoberichk.

Abgeordneten hau«.

(Vorläufiger Bericht.)

A Berlin, 22. März, 2.15 N.

Ä u 11 u 8 e t a t.

Nach längerer Debatte über technische Verrechnungsfragen bringt Knötcke bei Titel Elementarschul wesen die bekannten Klage» über die Schuliioth und die geringen Lehrergehälter vor und verlangt ein SchiilbotationSgeseh.

Hass« (Centrum) beleuchtet die eigenthümliche Parität in der BolkSfchulverwaltiiiig in Westpreuße».

Pilgrim (ton.) fonftatirt eine Schuliioth im Nheinlande.

Bach« m.kommt auf die Aeußerungen Haffe's zurück und meint, di« öffentliche Meinung im Rheinland würde es nie dulden, daß daselbst Zustände einriffeu, wie sie in Westpreuße» vorhanden seien.

Theater - Anzeigen.

Opernhaus. Schauspielhaus.

Samstag den 22. März Fidelio. Gew. L'r.

Sonntag den 23. März Loheugrm.- Ur. Pr.

Montag den 24, März geschlossen.

Dienstag den 25. März Stumme von Portici Gew. Pr.

Mittwoch den 26. März

Gastspiel der Frau Marcella Sembrich.Figaros Hochzeit.* Susanne: Frau Sembrich. Er­höhte Pieise. Außer Abonn.

Samstag den 22. März Die Ehre. Gew. Pr.

Sonntag den 23. März

Die Ehre. Gew. Pr, Montag den 24. März

Das Bild des Signorelli. Hierauf: Nur kein Talent.' Gew. Pr.

Dienstag den 25. März Die Ehre. Gew. Pr.

Mittwoch den 26. März

Kaufmann von Venedig. Gew.Pr.

Donnerstag den 27. März

Zum Besten des Pensionsfonds der Genossenschaft deutscher Bühnen - Angehöriger.Graf Essex. Elisabeth : Frl. Bogn ar, Essex: Herr Salomon als Gäste.

Donnerstag den 27. März Vaterland. Gr. Pr.

Freitag den 28. März geschlossen.

Samstag den 29. März Oberon. Ce <. Pr.

Sonntag den 30. März D e Hugenotten. Haoul: Herr Gießen ah Gast. Gr. Pr.

Gew. Pr. Außer Abonn.

Freitag den 28. März Zum 1. Male:In eiserner Zeit. Trauerspiel in 5 Akten von Er. Spielhagen. Gew. Pr.

Samstag den 29. März Nur kein Talent. Hierauf: Schwiegermama. Gew. Pr.

Sonntag den 30. März Maria Stuart. Gew. Pr.

Montag den 3i. Marz Die Ehre. Gew. Fr._______

22. «Sr» 189*

Frankfurter Handelsblatt

Wiederabdruck der mit bezeichneten Artikel, sowie der Privaidepeschen ist nur mit Quellenangabe gestattet.

Börsenwoche.

Das große Ereigniß der Woche hat die Börse so aus­schließlich beschäftigt, daß ihr Interesse dadurch vollstän­dig absorbirt wurde. Dabei war aber die Wirkung des Rücktritts Bismarcks auf die Course verhältnismäßig außerordentlich geringfügig, und die Coursabschläge blei­ben wesentlich hinter denen zurück, welche die schon seit Jahren in periodischen Zwischenräumen immer wieder aufgetauchten Gerüchte über die angebliche Demission des Kanzlers früher mehrfach veranlaßt hatten. Beider ersten Nachricht von der Einreichung des Demissions-Gesuchs zeigten die Course eine geradezu auffällige Zähigkeit, erst am nächsten Tage kamen sie kräftig ins Wanken, konnten sich aber .außerordentlich schnell wieder erholen. Im Gan­zen zeigte die Börse, nachdem sie seit Wochen schon recht schwach und träge gelegen hatte, diesem ernstlichen An­sturm gegenüber eine ganz bemerkenswerthe Widerstands­kraft, welche in schroffem Gegensatz zu ihrer noch kurz zuvor hervorgetretenen Schwäche stand. Diese Ruhe der Börse bei einem Ereigniß, welches ganz Europa in Erreg­ung versetzte, erklärt sich einerseits durch die häufig beob­achtete Thatsache, daß sie sich in der Regel nur durch die Furcht vor dem Ungewissen einschüchtern läßt, während sie der bestimmtenThatsachegegenübergewöhnlich rasch ihren Gleicbmuth wiederfmdet. Dazu kam in diesem Falle das eigenartige Positions-Verhältnifi. Die Hausse-Engagements des Publikums bestehen zum großen Theil aus wenig couranten Industrie- und Bankpapieren, während in den Werthen des eigentlichen Spekulationsmarktes sich eine ziemlich beträchtliche Baisse-Position herausgebildet hat. Nun hielt die Conlremine den Moment für geeignet, zu Deckungen zu schreiten, und von dieser Seite ist unmittel­bar auf die Nachricht vom Rücktritt des Kanzlers viel ge­kauft worden. Das Publikum aber, welches in derartigen Fällen gewöhnlich erst im zweiten Treffen steht und ab­wartet, wie sich die Spekulation verhält, sah in Folge die­ser Deckungen die Course nur ganz unwesentlich zurück­gehen, und diesem Umstande ist zum guten Theil zu dan­ken, daß von Seiten des Publikums anfangs ein nur sehr beschränktes Material an den Markt kam. Erst als man die möglichen Konsequenzen des Bruchs mit dem System Bismarck genauer abzu wägen begann, als man sah, einen wie tiefen Eindruck der Rücktritt des Kanzlers im Ausland überall hervorrief, ließ auch die Börse in umfassen­den Abgaben, besonders in den Werthen des internatio­nalen Fondsmarkts erkennen, daß sie dem sich vor ihren Augen vollziehenden Ereigniß keineswegs theilnahmlos gegenübersteht. Am nächsten Tage aber schon vollzog sich eine so kräftige Erholung, daß es fast schien, als sei die Wirkung der Kanzlerkrise eine nur ganz oberflächliche gewesen. Dieser Schluß ist aber durchaus irrig. Wohl schritt die Spekulation fortgesetzt zu Deckungen, als sie von allen Seiten bestätigt fand, daß in unserer auswärtigen Politik eine Aenderung nicht beabsichtigt ist. Auch die Ernennung des Generals Caprivi zum Nachfolger Bismarcks und noch mehr unbestimmte Gerüchte, daß nach verschiedener Richtung Reformen geplant seien, welche auf die unbedingte Zustimmung der Börse rechnen kön­nen, ließen die Kaufneigung aufs neue erwachen.

Indeß ist an der Unsicherheit, welche die Spekulation an den Tag legt, an ihrem unausgesetzten Hin- und Her­tasten unschwer zu erkennen, daß die Wirkung, welche der Rücktritt des Fürsten Bismarck von seinen Aemtern verursacht, noch keineswegs erschöpft ist. Es scheint dies auch sehr begreiflich. Die Politik Bismarcks war der Börse bekannt, sie schätzte in ihm einen Hort des Frie­dens, der seine von ganz Emopa unbestritten anerkannte Autorität voll und ganz in die Wagschale warf, wo es galt, Reibungen zwischen den Mächten, selbst wenn Deutschland direkt garnicht in Betracht kam, zu verhindern oder beizulegen. Daß auch unter dem neuen Kanzler die Bismarcksche Friedenspolitik Richtschnur bleiben soll, hat die Börse ip dem Handschreiben des Kaisers an den scheidenden Reichskanzler mit Genugthuung bestätigt ge­funden. Aber es muß sich erst zeigen, ob der neue Reichs­kanzler, welchem vorläufig weder die Erfahrungen noch die Autorität seines Vorgängers zur Seite stehen, mit dem gleichen Erfolge nach der gedachten Richtung wird wirken können. Aus diesem Grunde glaubte man annehmen zu dürfen, daß in der nächsten Zeit die etwa auftretenden politischen Fragen stärker als bisher von der Börse be­achtet werden dürften. Es ließ sich dies schon beobach­ten, als ein in den letzten Tagen aufgetretenes, übrigens rasch dementirtes Gerücht von russischen Truppen-An- sammlungen an der afghanischen Grenze auf die Böre ziemlich starken Eindruck machte. Auch die innere Politik Bismarcks, gleichviel wie über die Folgen derselben ge- urtheilt wird, dem Großkapital sowohl wie der Großindustrie ist sie günstig gewesen. Daß mit dieser Politik jetzt in mehrfacher Hinsicht gebrochen werden soll, scheint nach den darüber vorliegenden Anzeichen kaum zu bezweifeln; die in Berlin gegenwärtig tagende Arbeiterschutz-Konferenz bietet hierfür einen sichtbaren Beweis. Was aber an die Stelle des Bestehenden und Bekannten treten soll, ist vor- läufig noch unberechenbar und bietet Raum für so ver-

Feuilleton.

NnS Kunst »nD Leben.

Frankfurt a. M, 22. März 1890.

(Frankfurter Stavtheaters Nach Vereinbarung zwi­schen Frau Marcella Seinbrich und der hiesigen In­tendanz wird die gefeierte Künstlerin am nächsten Mittwoch, den 26. dS.. im Frankfurter Opernhaus« als Gast anftreten. Das Gast­spiel, welcher sich aus diesen einen und im günstigsten Falle auf einen zweiten Abend beschränken dürfte, gewinnt dadurch ein be­sonderes Jntereffe, daß Frau Sembrich, welche bisher nur in italie­nischer Sprache gesungen hat, diesmal, und zwar zum ersten Male, deutsch singen wird. Platzbestellungen werden von heute an lMtgegengenomiiien.

-- jStrakosch -Vorlesung.) Im kleinen'Saal des Saal- vaueS veranstaltet Profeffor Alexander Strakosch Dienstag den 25. d., Abends 7 Uhr, feinet, dramatische Vorlesung. ?um Vorlrag gelangen: 1. Demetrius (Reichstag von Polen), König Lear (große Scene), 3. Erlkönig, Ballade.

--- /Was man in Paris zn dem Rücktritte Bismarcks sagt.) Man schreibt unS: Wie überall war auch in Paris die Demission deS Fürsten Bismarck das ausschließliche Tagesgespräch. Der New Nork Herald schreibt darüber unterm 19. dS.: Von den Führern der Politik angefangen bis herab zu den Hausmeistern erörterte alle Welt das Berliner Ereigniß. In den Clubs, den Cafts und Salons war di« Demission Gegenstand ein­gehender Unterhaltungen. Ma» lief Sturm auf die Kioske, wo die Zeitungen verkauft werden. Natürlich stand auch die Börse unter dem Eindruck der allgemeine» Stufregung. Ein Korrespondent des Herald hatte heute Morgen Gelegenheit einige von den hervor­ragendsten Pariser Persönlichkeiten zu sprechen, deren Meinung über das Ereigniß ins Gewicht fallen könnte. Er besuchte zuerst den ehe­maligen Minister des Aeußer»Ernst Spullerin derRueFavart. Was denken Sie von dem Rücktritte des Fürsten Bismarck?' fragte er ihn.Gar nichts", erwiederte der Minister. .Ersten« gfanf* ich nicht, daß er zurückgetreten, und dann, ist es dennoch der Fall, so geht mich die Sache nichts an. Uebrigenr bin ich gerade «im Frühstück. Vielleicht kommen Sie morgen wieder, aber ich sag« ihnen im Voraus, ich lasse mich nicht interviewen." Der Cor- »Ipoudent begab sich hierauf in die Avenue de Jena, wo Jule»

d-r srüh-r« Präsident der Republik wohnt.Ich weiß f*® von der Demission', antwortete dieser,und wüßte ich etwa«,

'"hm«», es Ihnen zu sagen. Guten Morgen. Der Dritte, den der Korrespondent auffuchte, war der stcühere Munsterprasidntt, Herr Gablet. Derselbe teuerste:Ge­rade hatte ich die Ehre, den Vertreter eine« anderen Blattes in bitfa «Wesenheit zn empfang«». Wisse» Sie war ich ihm mit- Meive?"Ich weiß ei", war die Antwort bet Correspoudenten. «Sie sagten ihm, Sie wüßten nicht« über Bismarcks Rücktritt, und

wüßten Sie es, so würden Sie es ihm nicht sagen. Hab' ich Recht ?' Vollkommen", antwortete Herr Goblet freudig,ich sage dies Jedermann, der mich interviewen kommt. Leben Sie wohl!" Der Correspondeiit, der sich nicht abschrecken ließ, fuhr hierauf nach Paffy, zu einem andern ehemalige» Minister des Aenßern, Herrn F l o u r e» s. Aber er hatte hier »och weniger Glück. Vielleicht hatte Erevy oder sonst Jemand de» Staatsmann telegraphisch vor dem ihm drohenden Besuch gewarnt; denn wiewohl der Diener er­klärte, Herr FlonreuS fei zu Hause, kam er schon nach zwei Minuten mit der Mittheilung zurück, fein Herr sei spazi ren gegangen. Nach diesen Mißerfolgen gab der Korrespondent des Herald seine weiteren Versuche auf, die Meinung französischer Staatsmänner über den Rücktritt des Fürsten Bismarck zu erfahren. Und bem Leser wird e« mittlerweile wohl klar geworden fein, daß der Herald nicht« weiter bezweckte, als sich über die Pariser Blatt.r lustig zu machen, die bei irgend einem Ereigniß nichts Eiligeres zu thun haben, als einen Stab von Berichterstattern aufzubieten, um Alles, was nur irgend einen Namen hat, darüber zu interviewe».

(Ans dem Wiener Leven.) Man schreibt uns aus Wien, 20. ds.: Seit zwei Tagen gibt es in Wien nur einen Gesprächs­stoff: den Rücktritt des Fürsten Bismarck. Wir wissen nicht, ob auch schon die Schulkinder Über die Gründe dieses Ereig­nisses sichden Kopf zerbrechen," aber daß Nieniand in eine Ge­sellschaft Erwachsener eintreteii kann, ohne sofort um ein Gutachten über die großeBerliner Frage" ersucht zn werden, dürfen wir be­theuern. Die Demission Bismarcks hat »ns alle heimischen Sorgen vergessen gemachr. Gestern wurden die diesjährigen Ge­mein derathSwahlcn eröffnet. Noch vor wenigen Tagen ließ man sich durch curiose Vorgänge bei den Vorbereitungen zu diesen Wahlen in Erregung versetzen. Man fand es unanständig, daß Versammlungen der fortschrittlichen Partei durch maffeiihastes Er­scheinen ungeladener Reactionäre gesprengt wurde» und mit Ent­rüstung las man, daß Geistliche von Gasthaus zn Gasthaus wandern, uni erhitzte Menschen durch demagogische Reden bis zur Raserei zu entflammen. Hi ule denkt Niemand mehr an diese Vor­gänge. Man fragt nur: Warum geht Bismarck? Entgegen allen Erwartungen hat gestern der erste Tag der Semeinderathswahlen, wie bereits telegraphisch gemeldet, der reaktionären Fraktion der Stadtvertretung eine Verstärkung zugeführt. War man bis gestern optimistisch, so ist man nun rasch pessimistisch geworden. Man ist jetzt gefaßt darauf, daß auch der zweite Wahltag schlechte Früchte bringe» werd« und rechnet bereit« mit der Thatsche, daß von nun ab die reaktionären Gemeinderäth« zahlreich genug fein werden, um der fortschrittlichen Partei jeden Beschluß, für beu nach der Ge­meindeordnung die absolute Mehrheit erforderlich ist, unmöglich zu machen. Aber wer grämt sich darüber? Im Wiener Gemeinde- rath« wird glücklicherweise dir europäische Politik nicht gemacht. Also spricht man nach wir vor vom Rücktritte Bismarcks. Das Zeitungspublikum fragt nur nach Berliner Telegrammen. Vor­gestern forderte i« österreichischen Abgeordnetenhaufe ein slovenifcher Pfarrer, daß die Wahl eines anderen Abgeordneten

annullirt werd«, weil derselbe einer Freimaurer-Ver­bindung angehört. Der christliche Herr meinte nämlich, daß die Freimaurer jedem gläubigen Katholiken al« excommunirt gelten müssen und daß daher die Wähler, welche einem Logen­bruder die Stimmen geben, als mit dem Kircheiibaune belegt zu betrachten seien. Dieser parlamentarische Kanzelredner machte aber kein Aufsehen, weil dieselben Zeitungsnuminern, die über seine Ausführungen berichteten, auch fpaltenlange Tele­gramme über die Bisniarck-Kris« enthiellen. Niemand denkt daran, daß feit einer Woche einer der namfjofetften Advokaten, der auch einer der begabtesten forensischen Redner Wien« war, wegen straf­barer Handlungen steckbrieflich verfolgt wird, und die Zeitnugs- nachricht, daß ein alter ivtann, welcher durch diesen gewiss en- losen .Anwalt' um Hunderttausende gebracht wurde, sich ent­leibt habe, blieb heute fast unbeiuerkt. Auch die Temesvarer Be­richte über den großen Prozeß gegen jenen Mann, welcher durch beispiellose Täuschung einen Lottogewinn von einer halben Million Gulden sich zu verschaffen wußte, finden bis zur Stund« nur eine geringe Beabachtung. Uub ebenso indifferent steht bar Publikum augenblicklich den theatralische» Vorgängen gegenüber. Es fiel Niemanden besonders auf, daß ein Schauspieler, wie Schweighofer, entweder in Folge plötzlicher Erkrankung, wie offiziell erklärt wird, oder ans verletztem Ehrgeize, wie von an­derer Seite verlautet, sein Wiener Gastspiel plötzlich abgebrochen, und Wien ohne Abschied vom Publikum verlasse» hat. Und kein Mensch spricht davon, daß das B » r g t h e a t e r wieder einmal eine literarische That vollführte. Ein neuer Stück vom annonymen Ser« fasset derWilddiebe", das vor einigen Tagen eingereicht wurde, ist bekanntlich schon feit vorgestern zur Aufführung angenommen. Wer wird nun bezweifeln, daß die derzeitige Burgtheater-Leitung ebenso nnpartheiisch, wie urtheilsfrei ist! Wahrlich! Bahnbrechen­den Geistern ist der Weg zur Bühne noch immer rasch erschlossen worden ! g.

X (Alls dem Pariser ÄunftUben.) Man schreibt »ns vom 26. ds. au« Paris: Es ist derFrkf. Ztg." von Brüssel aus ge­schrieben worden, daß P a l a d i l h e S P a t r i e in Paris wenig Er­folg gehabt habe. Die Wahrheit ist, daß Patrie im ersten Jahre ihres Daseins 47 Mal gegeben wurde und später noch einige Mal wiederaufgenommen wurde. MassenetS Cid, der für einen großen Erfolg der Oper gilt, hatte im ersten Jahre 54 Vorstellungen auszuweisen. Diese Zahlen beweisen hinlänglich, daß man nicht von einem Mißerfolg der Oper Paladilhe« in Paris reden kann. Dasblinde Walten des Schicksals' hat der Gesellschaft der Künstler merkwürdig mitgespielt. Nach dem neuen Regle­ment wird die Salonjury von 20 Mitgliedern durch das Loo« au« 50 gewählten Kandidaten ausgehoben. 5 weitere Loose bezeichnen 5 Stellvertreter. Unter ben 50 gewählten, halte Bonität am meisten Stimmen erhalten, aber gerade er wurde vom Zufall be« Loose« übergangen, nicht minder Bougue- reau, ber bisher an der Spitze der Bewegung gestanden. ®e« Letz­tere ist vielleicht ein Vortheil, denn die Salonjury gewinnt da­

durch wahrscheinlich an Selbstständigkeit und Unparteilichkeit. Die Aussichten Zola 'S auf den akademischen Sessel AugierS scheinen sich trotz ber Sräuelfcenen ber Bete Humaineju verbessern. Heute beschäftigt sich ber Akademiker JuleS Simon sogar von Berlin aus mit der Frage, indem er imTempS", ohne Zola direkt zu empfehlen, doch auf die Analogie mit Victor Hugo hinweist, ber von der Akademie mehrmals zurückgewiesen wurde, obsch n seine Werke bereits die größte Popularität erlangt halten. Auf eine höchst unerwartete Weise werden wir möglicherweise nächstens «in drittes Opernhaus erhalten. Sarah Bernhardt sollte an der Porte Saint Martin nach der Jeanne d'Arc die Kleo» pat ra spielen in einer von Sardou und Moreau besorgten Bearbeitung von Shakespeares Antonius uub Kleopatra. Nun gibt Sardou plötzlich die Partie auf, indem er einen Keuchhusten, wenn nicht fingirt, so doch zum Vorwand nimmt, unb zu Moreau allein hat Direktor DnqueSnel kein Zutrauen und verzichtet da­her ganz auf Kleopatra. Da Sarah Bernhardt nur bis Mai ge­bunden ist, so will er bie entftanbeneSüde durch Opernvorstellungen ausfülleu. Er hat fein Ange auf Saint-Saöns' Samson und Dalila und auf den für die komische Oper geschriebenen, aber zu Gunsten derEsclarmonde" zurückgelegten Werther von M a f f e n e t geworfen. Als Operutriippe würde bie jetzt in Rouen beschäftigte eiigagirt, welche kürzlich bort denSamson' gegeben hat.

Meine Mittheilungen.) Aus Stuttgart schreibt man uns: Die Nachricht, daß Herr August Ellmenre ich für unsere Hofbühne eiigagirt fei, ist nicht ganz zutreffend, da die Unterhand­lungen noch zu keinem Abschluffe gelangten. Wahrscheinlich wird erst ein Probegastspiel vorangehen. InWien sind tie Preußi­sche Hof- und Kammersängerin Frau Henriette Carl, welchem den Dreißiger- und Vierziger-Jahren als Coloratur-Sängerin einen großen Ruf genossen und welche die Prinzessin Henriette, nachmalige Königin von Belgien im Gesang unterrichtete, im Alter von 80 Jahren, ferner die Lokalsängerin Frau Wckhelmiue Schenk» U l l in a h e r, diese in der niederösterreichischenLandesirrenanstalt, im Alter von 44 Jahren gestorben. AuSPa r i S, 2O.b«.,toirb berichtet: Die Aurstellung von Millet'S .AngeluS', dem noch einige französisch« Gemälde und Broncen von B a r y e beigefügt waren, hat in berAmericanArt. Association inNew - Aork205,000FrS. «ingebracht. 30,000 Fri. sollen von diesem Bettage als Beittag zu der Sammlung für ein Sari, edenkinal nach Paris geschickt werden. Durch den gestern erfolgten Tod der verwittweteuFrauP o m me ry in Reims gelangt das Louvremuseum in den Besitz deS ih» testamentarisch vermachten BildeSAehrenleserinnen' von Millet. Der Schwiegersohn von Frau Pommerh ist Graf Pollignac ei» Sohn des kürzlich verstorbenen Fürsten.

Königliche« Theater n Wiesbaden.

Sem stag: Zum Beeten der Wittwen- uad Wseen-Pensione- and Unterstützungs-Anstalt der Mitglieder des königL Theater- Orchesters. V. Symphonie-Concert des k. Theater-Orchester«.