2. Seit-, Nr. 98,

Morgenblatt der Frankfurter Zeitung.

ihnen ihr Unglück nicht allzu fühlbar werden zu lasten. Troß aff dieser Seelenrcttungsversuche aber, die in der Charite, die im Zellengefängniß in der Barnimstraße unternommen wurden, erwiesen sich die Gefallenen als so undankbar und vomdiabolischen Geist der Lustseuche" zerfressen, daß in den letzten Jahren nur vierzig unter Tausenden die rettende geistliche Hand annahmen. So übermächtig ist die Gewalt des Fleisches und umsomehr müßte man dar­nach streben, diese Gewalt abzutödten. So wenigstens sprach ein Hauptheld der Bewegung, der aus Amerika verschriebene Methodist, Herr v. S ch l ü m b a ch. Herr v. Schlümbach ist zwar keineswegs das Abbild eines Asketen. Seine Gestalt ist von mächtiger Fülle, sein robust-rothes Antlitz verräth keines­wegs, daß er ein Verächter behaglichen Lcbensgenusfts sei. 29 Jahre wirkt er in Amerika drüben, 9 Jahre lebte er unter den Lichtfreundcn und Freidenkern, bis ihn das Grauen vor der Unsittlichkeit, das in diesen Kreisen herrscht, wie ein Fieber­frost schüttelte und er unter die Finsterlinge ging. Für ihn sei die Bezeichnung Finsterling kein Schimpf, {andern ein Stolz; so donnert er in den öffentlichen Vcr- ammlungen und hört zu donnern nicht auf. Denn das reichere Misten mache übermüthig und frcvlerisch und schlimmer blos in der Verheimlichung der Sünde. Offener als Herr Stöcker verrathen seine Mitredner die - letzten Ziele der Be­wegung zur Bekämpfung der Unsittlichkeit und einer der werth- vollsten unter diesen Agitatoren ist eben Herr v. Schlümbach. Das Wiffeu ist des Menschen Feind, der Glaube sein Heiland. Dies alte, uralte Lied, es wird in der Reichshauptstadt neu aesungen; und wie der Theologe sich findet, der in Emphase die Tage des Göttinger Hainbundes als Rettung für Berlin «eu herbeisehnt, jene Tage, in denen deutsche, keusche Jüng- tnge die ruchlosen Werke Voltaires und Wielands ver­brannten , so fand sich am letzten Dienstag ein Justiz- beamter, der den Kreuzzug gegen die frevlerischen Werke eines Spielhagen, ja selbst gegen Paul Lindau predigte. Denn sie alle predigen vom Rechte des Fleisches, und 6r» tödtung des Fleisches, das ist die eine und ewige trostlose Melodie, welche man im Männerbund zu hören bekommt: Und das im rastlos thätigen, im genußfrohen Berlin. Nicht egen die thatsächlich vorhandenen Auswüchse der Genußsucht

blieben, als er mit der Firma Hartmann u. Metzen- berg in Frankfurt a. M., die ihn betrogen habe und an der ganzen Geschichte schuld fei, in Berbindung trat. Die Fakturen wiesen aus, daß er immer beste Qualität Saffian verlangt habe, die Genannten hätten ihm aber statt besten mit Schwerspath beschwerte Waare geliefert. Im Juli 1887 habe er den von Hartmann it. Metzenberg bezogenen Saffian untersuchen lasten und dabei gefunden, daß derselbe ca. 20% Schwerspath enthielt. Nach dieser Wahrnehmung habe er den Saffian zur Verfügung gestellt, sich nachher aber mit der Firma geeinigt und bei der von ihnl fabrizirten Waare in der Weise einen Ausgleich her­beizuführen gesucht, daß er bei dem üblichen Quantum verschie­dener Ingredienzien, welche zur Verwendung kamen, etwa ein Pfund Saffran mehr als sonst nahm. (Staatsanwalt: von dem mit Schwerspath versetzten Saffian !) Angeklagter erklärt endlich, er habe Saffian stets nur als Färbemittel angesehen ; das Nah­rungsmittelgesetz fei ihm unbekannt gewesen, erst jetzt habe er es kennen gelernt. Aus den zur Verhandlung gelangenden Kor­respondenzen ergibt sich, daß Noll von Hartmann u. Meyenberg 5 Sendungen erhalte» hat, daß er stets beste Waare forderte, 1887 den gefälschten Saffran anfänglich zur Disposition stellte, sich aber später mit einem Nachlaß an der Rechnung von X> 168. 75 zufrieden stellen ließ, die gefälschte Waare behielt und weiter verkaufte. Es werden nur 2 Zeugen und 3 Sachverstän­dige vernommen, auf die übrigen 8 Zeugen von beiden Seiten verzichtet. Obermedizinalrath Dr. U l o t h - Darmstadt sagt aus, der ihm zur Probe übersandte Saffran habe ca. 28,5 % Schwer­spath enthalten. Die Waare habe der Etiquette nicht entsprochen und eine objektive Fälschung liege zweifellos vor, selbst bann, wenn Saffran mit Safflor versetzt fei. Ein reeller Gewürzhänd- ler mische Safflor nicht unter Saffran. Die Frage, ob Saffran ein Eenußmittel fei, beantwortet der Sachverständige mit einem entschiedenen Ja; Saffran fei ein Gewürz und auch im Zoll­tarif als solches behandelt. Medizinalrath Dr. K ö h l e r be­zeichnet Saffran ebenfalls als Eenußmittel. Die erwähnten Zu­sätze zum Saffran werden von beiden Sachverständigen als nicht gesundheitsschädlich bezeichnet. Apotheker Lommel, welcher tm Juli 1887 den Hartmann u. Meyenberg'schen Saffran ana- lhfirte, gibt über das Ergebniß der Untersuchung Auskunft; er schließt sich im Uebrigen den Aussagen der beiden anderen Her­ren an. Die beiden Zeugen, Angestellte des Noll'schen Geschäfts, geben Über das Verfahren bei der Fabrikation Auskunft. Er­wähnt sei ans ihren Aussagen, daß dem Angeklagten das Fa­brikat meist vorgezeigt, sowie daß etwa alle 31 Wochen ca. 8 Pfund Saffran fabricirt wurden. Der Staatsanwalt hält das Vergehen gegen den eingangs erwähnten Gesetzesparagraphen für erwiesen und beantragt' pro Jahr 12, in 5 Jahren sonach 60 strafbare Handlungen, begangen durch die Fabrikation, anzu­nehmen und für jeden Fall auf eine Geldstrafe von 250 «,4s. zu erkennen. Die Vertheidigung (Rechtsanwalt Dr. Gutfleisch) suchte in längerer vortrefflicher Rede die Unschuld des Angeklagten darzuthun. Sie bestritt, daß Saffran ein Genußmittel sei und wollte auch nur bann eine Täuschung zugestehen, wenn der Käufer echten Saffran erwartet habe, was keineswegs der Fall fei. Bis in die jüngsten Tage seien von den Kunden des An­geklagten Schreiben eingelaufen, in denen man sich anerkennend über die gelieferte Waare ausspreche. Die Vertheidigung will die Handlungen des Angeklagten event, als ein fortlaufendes Delikt angesehen haben, beantragt zunächst Freisprechung, event. Strafansmestung unter Zugrundelegung einer Strafhandlmig. Nach nochmaliger Rede und Gegenrede zog sich der Gerichtshof zurück und verkündete nach kurzer Berathung, daß morgen Mit­tag 12 Uhr das Urtheil werde veröffentlicht werden. Noll hat inzivifchen die Fabrikation von Saffran aufgegeben. (Das Ur­theil wurde bereits mitgetheilt. D. R)

Iraiiftfttrter Angekegeuljeiten.

Frankfurt a. M.. 8. April.

Bereine.

S|S Am 2. April setzte Herr Dr. Schnapper-Arndt seine Hochstifts-Vorträge über Privatwirthschastskunde vor einem zahlreichen Auditorium fort. Den landläufigen Redensarten über einen dem weiblichen Geschlecht angeblich angeborenen Hang zur Putzsucht fei die einfache historische Thatsache gegenüber zu halten, daß erst die Umwälzungen des letzten Jahrhunderts den Männern eine Anzahl übertriebener Kleidun gsbedürfnisse gründlich anstrieben. In den Kleiderordnungen der früheren Jahrhunderte sprechen sich unter dem Scheine der' Demuth zu­meist Hochmuth und die Sucht, die Klassenunterschiede auch äußerlich hervortreten zu lassen, ans. Der Frankfurter Patrizier Joh. Maximilian zum Jungen, besten Sinn mehr auf Erwerb­ung seltener und kostbarer Bücher ging, hat ebenfalls ein be­deutendes Kleidungsbudget; namentlich bedeutende Ausgaben für seine Leinwand und Spitzen zu Hemden und Kragen. Auf ein schwarzes Atlaskleid für sich setzte er 4 Dutzend Schleifen; der­artige Schleifen kosteten per Dutzend 1,15 bis 7 Mark (Gold- rechnung). Die Familie v. Kaib, v. Uffenbach und der junge Merkel in Nürnberg geben Auskunft über die durch die später zum Durchbruch gekommene französische Tracht bedingten Aus­gaben. Herrn v. Kaibs schwarze Allongeperrücke kostet 24 X., die Perrücke der Kinder ca. 7 X-, sie erhalten solche, sobald sie in dar Gymnasium eintraten. Merkel, der Sohu der Rococoperiode, trägt deren in den verschiedensten Fotons von 5% bis 12 X. Das in der Rococoperiode auf sehr kleine Dimensionen herabge- schrnmpfte Schnhwerk nahm einen weit kleinern Theil des Kleid- ungsbudgets in Anspruch als heute. Ein besterer kompletter An­zug (incl. Hut und Schuhe) des von Hause aus wohlhabenden Handlungscommis Merkel, der, abgesehen von freier Wohnung und sogen.Handelskost", ca. 240 X jährlich Gehalt hatte, kostete 90 X. Eine Festrobe der Frau Schöff von Uffenbach kostete 194 X. Zur Gesindehaltung übergehend, bemerkt der Vortragende unter Beibringung zahlreicher Citate aus zeitgenössischen Schriften, daß dieHerrschaften" in früheren Zeiten ebenso wenig leicht zu Jbefriebigen waren als heutzutage, und daß die Klagen über Dienstboten durchaus keine neuen sind. Nach den Einblicken in fein Material scheine es ihm überhaupt fraglich, ob der sog. häufigeWechsel", der übrigens doch nicht schünkweg den Dienstboten allein zur Last gelegt werden könne, eine charakteristische Erscheinung der Neuzeit sei. Hrn. v.Kaib's Knechte erhielten 50 X jährlich, Uffenbachs Köchinnen 32 X. beste» Kindermädchen 23 X; dazu kommen noch eine Reihe von Gefälle». Danach wäre also auch bei Berücksichtigung der sog. Geldeiitwerthnng der Geldlohn des Gesindes heute höher, als zu jener Zeit (16861735). Eine andere Frage fei es, in wie Weit sich die Wohnungsverhältniste des Gesindes gebessert hätten. Hier herrschten bekanntlich in einigen Großstädten Zustände, die füg­lich in den Bereich einer Arbeiterschutzgesetzgebung fallen dürsten. Gehe man bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts zurück, so

zeige sich Überdies, daß damals auch der Geldlohn höher als zu den Zeiten Kaib's und Uffenbach's gewesen; das 16. Jahrhundert bürste sonach, wie für die arbeitenden Klaffen überhaupt, so speziell für das Gesinde ein verhängnißvolles gewesen fein. Die Gefindeordiiungen waren fast nur im Interesse der Herrschaften abgesagt. Was die Gefundheitsverhältnisse und die Gesundheitspflege anbetrifft, so war die Sterblich­keit in den Frankfurter Patrizierfamilieil im 17. Jahrhundert eine viel größere als diejenige der heutigen preußischen Gesammt- bevölkeruiig überhaupt, und zwar sowohl bei Männern als bei Frauen. Außerordentlich groß war die Kindersterblichkeit und es herrschte in den Patrizierfamilien ein Wechsel von Geburt und Tod, der an heutige proletarische Zustände erinnert. Der Vortragende erörtert weiterhin die Gehälter und Obliegenheiten der Aerzte und Barbiere und die für Heilmittel erforderlichen Auslagen. Außerordentlich beliebt Waren Sauerwasterkuren. Emserwaster kostete ohne den Krug 24 Pfg., Tonnissteinerwaffer 36 Pfg. In Bad Schwalbach verbrauchte Herr Zum Jungen mit Familie in 3 Wochen 268 Mark. Kaib gebrauchte die Schlangenbader Kur in Eltville. Eine eingehende Schilderung des damaligen Badelebens und der höchst intensiven Kurmethode beschließt den Vortrag. In der folgenden Vorlesung Dienstag den 9. April wird Herr Dr. Schnapper-Arndt das Bildnngs- und W i dmun w e s en. Schulen, Universitäten u. s. w. behandeln und zugleich eine Anzahl von Abbildungen, besonders Porträts der berührten Personen, vorzeigen.

Dermischtes.

# ZSerlin, 4. April. Für die Frau des dem Irrsinn verfalleneli ehemaligen sozialdemofiatischen Reichstagsabgeordneten Wilhelm Hasenclever ist jetzt in Berlin ein Cigarren­geschäft errichtet worden. Die Sammlungen, die zu Gunsten der Familie seit der Zeit der Ueberführnng Hasenclever's in eine Irrenanstalt unter den Arbeitern eröffnet worden, hatten bis zum Frühjahr dieses Jahres gegen 15,000 X ergeben. Auch für die Hinterbliebenen des verstorbenen Abg. Max Kahfer ist in der Weise Sorge getragen, daß die Frau desselben bei der Be­gründung eines Keinen Schürzen- und Weißwaarengeschäftes unterstützt worden ist.

* Berlin, 6. April. Das KanonenbootWolf", Kapitän- Lieutenant Credner, hat Ordre erhalten, nach Brisbane (Queensland) zn gehen. DieCharlotte", Komniandt. Kpt. z. S. v. Reiche, ist am 2. April in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigt am 5. dess. Mts. die Reise fortznsetzen. Die KorvetteS o p h i e", fiommanbt. Korv.-Kpi. Herbing, ist von Sansibar am 5. April in See gegangen.

! Hießen, 2. April. Die angekündigte Bürgerversaiiiinlung im Jiiterreffe der Errichtung eines Saalbaues fand gestern Abend statt. Dieselbe war sehr gut besucht, nahm leider aber nicht den Verlauf, der im Interesse der Förderung des Projektes gewünscht werden mußte. Die Herren, welche bisher die Ver- i Handlungen geleitet, vermochten sich nicht von dem Gedanken zu i trennen, daß Bürgergesellschaft und Aktienverein verbunden sein i müßten, während doch die Gründung einer Bürgergesellschaft nur insoweit mit dem Akiienverein zu thun hat, als letzterer etwa Verpächter und erstere Pachter fein würde. Die Bildung des Aktienvereiiis ist eine Sache für sich. Erst nach wiederholten Darlegiingen der Herren Dr. Rosenberg lind Gnanth gelang es, die Versammelten davon zu überzeugen, daß zunächst die Aktien­gesellschaft in's Leben zu treten habe, dagegen vermochten die Herren Rosenberg und Löber durch ihre Ausführungen die lei­tenden Herren nicht davon abznhalten, sofort Zeichnungsbogen offen zu legen, obwohl sie mit Recht darauf Hinweisen, daß zu­nächst eine Kommission mit dem Entwurf eines Statuts be­traut werden müsse, da eine Zeichnung rechtsungültig sein würde, wenn der Zeichnende nicht wisse, welche Rechte und Pflichten er Übernehme. Es ist ohne Weiteres klar, daß die Reihenfolge der Geschäftshandlungen ist: Entwurf eines Statuts, Zeichnung, Versammlung der Aktionäre. Das Ergebniß der Aktienzeichnung litt natürlich unter den zu Tage getretenen Meinungsverschieden­heiten ; es wurden nur etwa 10,000 X, abgesehen von früher gezeichneten 80,000 X gezeichnet. Auf das weitere Schicksal des Unternehmens, für welches man sich hier aiif's Lebhafteste interesfirt, ist man gespannt. Hoffentlich wird für die Folge verständiger vls gestern verfahren, was im Jntereffe des Zustandekommens der Sache nur gewünscht werden kann.

Mannheim, 6. April. Der Buchhalter der be­kannten hiesigen Axensabrik von Gebrüder Dorf- linger, Namens Wilh. Nöser ans Kassel, ist nach Unterschlagung einer namhafte» Summe von hier flüchtig geworden. Derselbe wird steckbrieflich verfolgt

* San Iierno, 3. April. Der Vorstand für das hier zu gründende deutsche Krankenhaus hat soeben feinen ersten Jahresbericht veröffentlicht. Wir entnehmen demselben, daß die Sammlungen bis Ende 1888 Lire 10,101.89 betragen haben, darunter eine Gabe des verstorbenen Kaisers Friedrich im Be­trage von 1000 welche den Grundstock zu den Sammlungen gebildet hat. Wie uns der Vorstand mittheilt, sind im Laufe des gegenwärtigen Jahres noch etwa 21,000 Frs. dazugekommen, so daß bereits ein Haus angekauft worden ist, das voraussicht­lich im Herbst 1890 als Krankenhaus eröffnet werden kann. Der Vorstand für das ebenso schöne als gemeinnützige Werk besteht aus den Herren: Dr. G o l tz , Arzt (Vorsitzender; N i e sch­ling, deutsch - evgl. Pastor (Schriftführer) und Kassirer); Schneider, deutscher Vicekvnful; Dr. Serchi, Arzt; Dr. jur. Weber und Hofapotheker Wiede man«.

* Hsteude, 31. März. Prinz Jerome Napoleon hat zum fünften Male Schiffbruch gelitten und jedesmal ist er auf merkwürdige Weise gerettet worden. Diesmal war er, als Graf Moncalieri eingetragen, auf einer Reise zur Kaiserin Eugenie begriffen und von seinem Adjutanten Baron Brnnet und seinem langjährigen Kammerdiener Castel begleitet. Als der Stoß er­folgte, wurde der Prinz über das Geländer, an dem er im Ge­spräche mit dem Adjutanten stand, in's Wasser geschleudert, konnte aber ein schwimmendes Stück des Dampfers erreichen und sich daran festhalten. Unterdessen hatte sich Baron Brnnet, ein französischer Marineoffizier und ausgezeichneter Schwimmer, ins Wasser ge­stürzt und rief eine Rettungsbarke zu Hilfe, welche die Schiff­brüchigen aufnahm. Prinz Napoleon war an der Stirne leicht verwundet worden. Dagegen hatte fein Kammerdiener den Tod in den Wellen gefunden. Die Leiche des Ertrunkenen, sowie die Kaffette des Prinzen, in welcher sich 100,000 Franks Baargeld befand, wurden aufgefunben. Der Prinz hat den Hinterbliebenen der Verunglückten Matrosen 10,000 Franks überwiesen.

* Leicester, 5. April. Rennen. Excelfior Breeders' Foal Stakes. 80) Sovs. (-F- 16,000). Für 2zährige. 1) Lord Aling- ton'sBena"; 2) L. de Roihschild'sTarantula"; 3) Abing- ton'sHackler". Leicestershire Spring Handicap. 500 Sovs.

im Berliner Leben, sondern gegen die Gmußsrendigkeit und gegen die forschreitende Erkenntniß also kehrt sich die Be- tvegnng, eine düstere in ihren Endzielen, die an die Herr­schaft der brittischen Rnndköpfe im vorigen Jahrhundert ge­mahnt. Nicht ist sie bereit, für irdische Uebel irdische Ab­hilfe zu suchen, denn es ist so bequem, auf den Segen des Himmels hinzuweisen ; und so erinnern die frömmelnden Demagogen mit ihrem Gespenstersehen, ihrer Schreckens­malerei, ihrer intimen Ausschmückung der entsetzlichen Folgen der Sünde unb des Lasters an jene ärztlichen Charlatane, welche gewisse Bücher unter die Leute werfen,* woraus die Naiven Belehrung nnd Abschreckung schöpft« sollen. Die Sünder und die Kranken werden dadurch nicht gebessert und heil, gar viele Existenzen aber werden muth- und wider­standslos. Daß die Versammlungen des Männerbundes gut besucht sind und mist verlaufen, beweist noch nichts dafür, daß die Vereinigung auch festen Boden int Berliner Leben fassen wird. Soviel mir scheint, schließen sich ihr außer den adeligen und kirchlichen Proteftoren zumeist kleine Handwerker in mittlere»! Lebensalter an. Auch Studenten sieht man häufig in den Versammlungen, dagegen nur sehr vereinzelt Vertreter aus dem Arbeiterstande. Der ganze Spuk erregt zunächst Verwunderung, man war verblüfft, als der Männerbund mit seinen Tendenzen so plötzlich an die Oeffentlichkeit trat und in so rascher Aufeinanderfolge sie Überall verfiat; daher die Be­achtung in allen Kreisen. Die Vereinigung verwahrt sich seierlichst dagegen, daß sie anttseinittschen Umtrieben huldige, doch das Pserdesüßchen guckt überall hervor. So ist die Aufnahme in den Männerbund ausdrücklich nur jedem deutschen Christen gestattet. Also nurnationale" Männer dürfen das Reinigungswerk des gottlosen Berlin unterstützen. L. Sch.

GroseherxogL Hoftheater in Karlsruhe.

Montag, in Baden:Kginont. Dienstag: JDer zerbrochene Krug.Das Versprechen hinterm Herd.

Grossherzogi. Hoftheater in Mannheim.

Montag: Gastspiel der Münchener.Hans im Glück.

Wasserstands -Nachrichten.

(Privat- Telegramme derFranks. Ztg. Nachdruck verboten.

Maxau, 7. April. Bheinhöhe 4.07. gest. 0.03.

(X 10,000). 1) Caunon'STrue Blue 11.'; 2) Herzog v. Beaufort»BelisariuS II."; 3) Herzog v. Portland'sJohnny Morgan".

* Hharkottenvurg. 6. April. Rennen. I. Eröffnungs- Remien. Preis X 1000. Herrenreiten. Dist. ca. 800 Meter. 1) Rittm. v. Schmidt-Pauli'sRaufbold", 2) Gr. Mont- gelas'Bergrath", 3) Rittm. v. Treskow'sKarin". II. April- Flach-Rennen. Preis X 1500. Dist. ca. 800 Meter. 1) O. Spiekermann'SKonsul", 2) Mr. G. Long'SBalbeck", 3) H. Sollowah'sFreia". III. Preis von Tegel -4! 1500. Jagd- Rennen. Herren-Reiten. Dist. ca. 2500 Meter. 1) Rittmeister von Schmidt-Pauli'sKingsdene", 2) Lieut. Frhrn. von Reitzenstein'SIsotherme", 3) Lieutenant Mttich'sVici". IV. Spreewald-Hürdeu-Rennen. Preis X 1800. Distanz ca. 2000 Meter. 1) Spiekermann'sJceb erg II.", 2) Lieut. Frhrn. v. Erlanger'sJacobiner", 3) Capt. Joö'sAdmiral". V. Preis der Flora X> 2000. Handicap-Jagd-Rennen. Herren­reiten. Dist. ca. 2500 Meter. 1) Lieut. Frhrn. v. Erlanger's Sternblume", 2) St. Graf Hallwyl's .Nero", 3)Adrian's Carqiwis". VI. Frühjahrs-Handicap-Hürden-Rennen. Preis X 2000. Dist. ca. 2u00 Meter. 1) Capt. Jos'sBnrn - m o o r"; todtes Rennen Adrian'SRuppsippos" und St. Graf Erote'sZietenhusar".

Frankfurter Handelst!alt.

Wiederabdruck der mit bezeichneten Artikel, sowie der Privatdepeschen ist nur mit Quellenangabe gestattet.

* Wiener Börse. Aus Wien, 5. d. M., berichtet unser A-Korrespondent:Die unmittelbar bevorstehende Fortsetzung der ungarischen Konversion blieb auf die Coursbewegung bisher ohne sichtlichen Einfluß. Da­gegen benutzte die Spekulation die Detachirung einzelner Dividenden-Coupons zu den gewöhnlichen Operationen in den betreffenden Papieren. Namentlich bej Kredit- und Unionbank-Aktien wurden die rechnungsmäßigen Cours- abschläge wieder zum Theil hereingebracht, jedoch nur auf kurze Zeit, um sodann in Folge von Realisirungen wieder fast ebenso rasch verloren zu gehen. Dagegen wurden Länderbank-Aktien Gegenstand einer gesteigerten Beachtung. Erklärt wurde das erhöhte In­teresse zunächst mit den in Vorbereitung befindlichen Geschäften, unter welchen sich die Gründung einer Elektrizitäts-Gesellschaft, von der übrigens bekanntlich schon lange die Rede ist, deren Ausführung aber noch in weitem Felde erscheint, und die Erwerbung eines Aluminium-Patents befinden. Zur Exploitirung des letzteren, welches einer Aktien-Gesellschaft übertragen wird, sollen in Kärnthen und Krain bereits bauxithaltige Grundstücke erworben worden sein. Der neuerliche Verkaut von 5000 Lernberg-Czerno witzer Aktien aus dem Portefeuille der Länderbank brachte auf die Spekulation ebenfalls einen günstigen Eindruck hervor. Die meiste Anregung boten jedoch die Projekte betreffs der Aktien selbst. In erster Linie denkt man, wie dieFkf. Z. bereits telegr. meldete, diesmal ernstlich an die Einführung der Länder­bank-Aktien an der Berliner Börse. Daneben wird gleich­sam als Reserve-Projekt auch die Umwandlung der aut Gold lautenden Aktien in Valuta-Titres unter Rückzah­lung des Goldagios an die Aktionäre erwogen. Beide Projekte gehen indeß nicht von der Länderbank selbst, sondern von denjenigen Großaktionären aus, welche ver­möge ihres Besitzes an dem Coursgang der Aktien auf das Lebhafteste interessirt sind. Die Folge dieser Pläne war eine namhafte Courssteigerung der Länderbank- Aktien. Von Transportwerthen waren nament­lich Böhmische Bahnen favorisirt. Zu Gunsten der Böh­mischen Westbahn wies man auf Verstaatlichungs-Ge­rüchte hin, welche indeß dementirt wurden. Ebenso gab die Coursavance der Karl Ludwig-Bahn zu der Version Veranlassung, daß eine Verstaatlichung geplant sei, was jedoch von kompetenter Seite als derzeit unbegründet bezeichnet wurde. Bezüglich der Lemberg-Czernowitzer Bahn sprach man ebenfalls wieder von der bevorstehen­den Betriebs-Uebernahme durch den Staat, welche Even­tualität allerdings seit längerer Zeit ventilirt wird, ohne daß jedoch bezüglich des Termins schon eine Entschei­dung getroffen wäre. Ein indirektes Dementi erfuhren die gegenteiligen Gerüchte schon durch die oben er­wähnte Thatsache, daß die Länderbank in den letzten Tagen einen Theil ihres Besitzes an Lemberg-Czerno­witzer Aktien verkaufte. Die Coursentwicklung der Busch­tehrader Aktien Lit. A und B wurde durch die Dividen- den-Erklärüng gefördert. Staatsbahn- und Donau-Dampf­schiff-Aktien wurden vorübergehend durch die neuen Tarif-Erstellungen der ungarischen Staats-Eisenbahnen in ungünstiger Weise beeinflußt, weil man dieselben als eine hauptsächlich gegen das letztere Unternehmen ge­richtete Maßnahme auffaßte, obschon dieselben anderer­seits als eine Konsequenz der Einbeziehung der Buda­pests ünfkirchener Bahn in das Netz der ungarischen Staatsbahnen erklärt werden. Die Reprise der Lloyd- Aktien wurde mit der angesuchten Subventions Erhöhung um 1 Million Gulden in Zusammenhang gebracht. Auf dem Industrie-Aktien - Markte erhielt die Cours­bewegung der Alpinen Montan-Aktien dadurch einen neuen Impuls, daß die Länderbank einen Theil ihres Besitzes an diesen Aktien an ein ausländisches Konsor­tium verkaufte, an welchem das Institut jedoch selbst in hervorragender Weise interessirt bleibt. Dagegen ver­fielen die früher lebhaft poussirten Aktien der Prager Eisen industrie-Gesellschaft in Folge von Realisirungen einer Reaktion. Einer besonderen Beachtung erfreuten sich Rima-Muranyer Aktien insolange, als der Cours der Alpinen Montan-Aktien stationär war; seitdem dieser je­doch wieder lebhafter fluktuirt, hat sich das spekulative Interesse für Rima-Muranyer Aktien vermindert. Wiener­berger Ziegelfabriksaktien besserten sich im Course, ob­schon oder weil das geplante Ziegel-Kartell nicht zu Stande kommen dürfte. Das Nichtzustandekommen des­selben würde jedenfalls die Wienerberger Ziegelfabriks- Gesellschaft verschuldet haben, und aus ihrer ablehnen­den Haltung schließt man eben, daß sie auf das Kartell keinen Werth legt. Auf dem Renten - Markte waren die Anlagekäufe bisher von relativ geringem Belang. In der Mairente will man jedoch Käufe des Postsparkassen- Amtes bemerkt haben. Die Ungar. Goldrente war ent­sprechend ihren auswärtigen Notirungen mehrfachen Schwankungen unterworfen. Auf dem Loosmarkte ist die Coursbewegung im Augenblick zum Stillstände ge­langt. Devisen und Valuten waren billiger erhältlich. Geld war zum Ultimo sehr knapp , ist jedoch mit dem heutigen Tage wieder flüssiger geworden.

* Finanzielles aus Italien. Aus R"om, 3. d. M., wird uns geschrieben:Die Reform des Bankwesens und namentlich der Zettelbanken wird, wie ich von gut unterrichteter Seite erfahre, auch in dieser Session noch nicht zum Abschluß kommen. Es heißt, daß innerhalb der Regierung selbst über diese für den Handel und die Land wirthschaft in dieser krisenvollen Zeit besonders wichtige Frage erhebliche Meinungsver­schiedenheiten bestehen, daher man zu einer Vertagung der auch in der letzten Thronrede in Aussicht gestellten Reform gezwungen ist. Zweckmäßiger wäre es aller­dings, mit derselben erst dann vorzugehen, wenn die Verhältnisse innerhalb der Regierung für verläßlicher, als in diesem Moment, angesehen werden können. Die Genueser Kaufmannschaft hat an das Ministerium eine Vorstellung gegen die beabsichtigte Erhöhung der Abgabe auf Frachtbriefe und Conaissemente gerichtet und darin ausgeführt, daß eine Ermäßigung der gegenwärtigen Abgabe sowohl den Interessen des Handels als des Staatsschatzes entsprechen würde. Die Zolleinnahmen des Monats März zeigen eine er­freuliche Besserung gegenüber den vorangehenden Mo­naten; sie sind um 2 Millionen höher als die des Fe­bruars und um 7 Millionen höher als die des März 1888. Die Zweigeisenbahn, welche als G i o vi

8. April 1889.

Linie bekannt ist, und über deren bevorstehende Er­öffnung ich bereits telegraphisch berichtet habe, wurde schon im Jahre 1888 in Angriff genommen, um dem Handel von Genua eine kürzere und bequemere Verbin­dung mit der Gotthardbahn zu verschaffen. Die neue Linie entfernt sich kurz vor Rivarolo von der Linie Giovi- Alessandria und trifft mit ihr wiederum bei Ronco zu­sammen. Sie ist im Ganzen 23 Kilometer lang und geht fast die Hälfte dieser Strecke unterirdisch durch die Gallerie von Ronco. Diese herzustellen hat man den Zeitraum von 6 Jahren gebraucht. Es zeigten sich bald nach der Inangriffnahme des Baues so zahlreiche Schwie­rigkeiten, daß die Fortführung der Linie bereits in Frage gestellt schien und schließlich von der Regierung nach langer Ueberlegung der Miltelmeergesellschaft übertragen wurde. Die Vorzüge der neuen Linie vor der bereits betriebenen bestehen, abgesehen von der geringeren Länge, in Verminderung der Terrainsteigerung von 35 auf 16°/oo. Die Kosten waren auf 21 Millionen veran­schlagt, aber bereits im Juli 1888 beliefen sie sich auf 64 Millionen.

* Hessische Ludwigsbahn. Ueber den Abschluß des Betriebsjahres 1888 erhalten wir weiter die folgende Mittheilung. Die Einnahmen betragen einschließlich des Uebertrags aus dem Vorjahre X 18,105,675, oder X- 1,116,476 mehr als in 1887. Zu dieser Vermehrung trügen bei der Personenverkehr mit X 270,000, der Güterverkehr mit X.. 748,000. Die Gesammt-Betriebs- ausgaben belaufen sich auf X 8,994,899, oder X 422,000 mehr als im Vorjahr. Hierunter befinden sich auch die dem Erneuerungsfonds zur Last fallenden Ausgaben, welche um X. 162,000 gestiegen sind, so daß das Rech­nungsjahr von den Mehrausgaben nur " 260,000 zu tragen hat. Dieses Mehr entfällt größtentheils auf die Transportverwaltung, und zwar in Folge der erhöhten Leistungen im Fahrdienst. Der Staatszuschuß vermin­derte sich in Folge Ablaufs des Beitrags für Erbach- Eberbach um X 71,000 und in Folge Besserung der Einnahmen der garantirten Linien um weitere X 91,000. So weit derselbe dem Rechnungsjahr zu Gute kommt, beläuft er sich auf X 270,000, oder X. 135,000 weniger als im Vorjahre. Die Verzinsung und Amortisation be­anspruchen im Ganzen X. 3,911,000, d. i. gegen das Vorjahr X. 210,000 mehr, und zwar in Folge der In­betriebnahme der Frankfurter Bahnhöfe. Zur Verfügung der Generalversammlung stehen X 6,307,562. Im Vor­jahre waren aus dem Betriebe einschließlich der Zu­schüsse aus Staatsgaräntie und Erneuerungsfonds X 5,771,274 vorhanden gewesen, ferner durch Ausschüttung der provisorisch wegen des neuen Aktienrechtes reser- virten Beträge X 399,902. Der 1888er Ueberschuß des Betriebes geht daher über den 1887er um X. 536,289 hinaus, und den Aktionären stehen, obwohl sie 1887 einschließlich jener Reserve über X. 6,171,176 zu dis- poniren hatten, diesmal noch X. 136,386 darüber hinaus ' zur Verfügung. Das Anlagekapital am Schlüsse des Jahres hat sich von X. 2O5.o?6 Mill, auf X 216.ro« Mill, erhöht. Von dieser Vermehrung kommt jedoch auf das Jahr 1888 die Verzinsung nur für denjenigen Theil, welcher der Zeit der Inbetriebnahme des Frankfurter Hauptbahnhofes entspricht. Der Güterbahnhof war am 1. Januar, der Personenbahnhof am 18. August dem Betriebe übergeben worden, die volle Einstellung des vermehrten Kapitals wird demnach pro 1889 noch eine Erhöhung der Zinsenlast zur Folge haben. Die Er­neuerungsfonds sind im Ganzen um X. 83,782 ge­wachsen. Der Verwaltungsrath wird, wie schon in Aus­sicht gestellt, der Generalversammlung die Vertheilung von 4*/« pCt. Dividende (im Vorjahre nur 41,'« pCt), Dotation der Erneuerungsfonds mit X. 700,000 (wie im Vorjahre) und der Pensionskasse mit X. 100,000 (im Vorjahre X. 350,000) Vorschlägen, so daß nach Abzug der statutenmäßigen Tantieme von X 180,451 (im Vor­jahre X. 166,177) ein Uebertrag auf neue Rechnung vonX 291,611 (gegen X. 292,499 im Vorjahre) verbleibt.

* Pfälzische Eisenbahnen. Auf der Tagesordnung der für den 10. Mai berufenen Generalversammlung steht neben den Regularien wieder ein Antrag der Verwaltung auf Ausführung verschiedener Erweiterungsbauten und Vermehrung des Fahrmaterials, für welchen Zweck das Kapital der Pfälzischen Ludwigsbahn um X 41 ,2 Millio­nen durch Aufnahme einer Prioritätsanleihe erhöht wer­den soll,- vorausgesetzt daß die Regierung ihre Zins­garantie darauf ausdehnt. Nach Art. $1 der Fusions­bedingungen, auf welchen in der Bekanntmachung ver­wiesen wird, sind die Pfälzischen Bahnen verpflichtet, diejenigen neuen Bahnlinien, welche von der Staatsre­gierung für die Verkehrsverhältnisse der Pfalz noch als nöthig erachtet werden, auf Rechnung derjenigen Gesell­schaft zu bauen, in deren Rayon die einzelne neu? Bahnlinie zunächst fällt, wenn die Regierung 4L/j pCZ Zins des Bau- und Einrichtungskapitals der neuen Bahn aus der gemeinschaftlichen Betriebsrente bis Ende 1904 garantirt. Es verdient Beachtung, daß diese Befugnis« der Staatsregierung nur auf solche Bahnen Anwendung findet, welche bis zum Jahre 1890in Anregung kom­men; nach Beginn des genannten Jahres würde eine besondere Vereinbarung mit den Gesellschaften erfor­derlich sein.

Vom englischen Geldmärkte. Der Zinsfuß des offenen Marktes, der noch vor vierzehn Tagen etwa 3 pCt. war, hat sich in London so rasch ermäßigt, daß er jetzt wenig mehr als halb so viel notirt. Zwischen der Bankrate und dem Marktsatze ist mehr als 1 pCt. Unterschied, daher mancherseits bereits für vorigen Donnerstag eine Diskontermäßigung der Bank von Eng­land erwartet wurde. DerEconomist glaubt, daß, wenn Nichts dazwischen kommt, nächste Woche der Diskont herabzusetzen sein wird, daß es aber besser ge­wesen sei, damit noch zu warten, bis die Pariser Liqui­dation zu überblicken war. Am Markte selbst müsse man weiteres Sinken des Geldwerths in Aussicht neh­men, sobald die Zinsen der Konsols und die zur Heim­zahlung angemeldeten Dreiprozentigen ausgezahlt sein werden. Das Blatt glaubt aber, daß dieser neue Geld­zufluß nicht lange vorhallen werde, da die zunehmende Handels- und Spekulationsthätigkeit nach der entgegen­gesetzten Richtung wirkt. Nachstehend eine Verglei­chung der Wechsel-Course, vom Standpunkte Englands aus gesehen:

5.

Eine Woche

Zwei Wochen1 Drei Wochen

Frankreich*) Deutschland Holland - - Newyork«.

vorher.

April.

vorher.

1 0'oofürEngl IX'WürEngl 2%0'oofurEngl 4: % furEagl 1 fürEnglIJ4 fürEngl:* % gegEngl 1% gegEngl 1 gegEngl 1; ö TurEngl 6 ,. fürEngl 0 fürEng[ 0

vorher.

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) Exil. Geldprämie der Bank von Frankreich (ca. 6 pro Mille.)

* Südafrikanische Goldminen. Nach einer Pri­vatdepesche unseres Sams tags-Abendblattes wird von Transvaal aus vor dem Angebot in Aktien angeblicher Silberminen gewarnt. Berichte, die von dort kommen, geben jetzt auch offen zu, daß in Goldminengründungen und Aktienemissionen ebenfalls viel geschwindelt worden ist, und daß Unternehmungen als vielversprechend aus­geboten wurden, bei denen von Erträgniß zur Zeit, oder überhaupt, nicht die Rede ist und das einfließende Geld hauptsächlich zur Bereicherung der Promoters diente. Die in London gehandelten Aktien von südafrikanischen Goldminen gehören zumeist zu den besseren insofern, als sie bereits Golderträgnisse aufzuweisen haben. Die enorme Kapitalisirung dieser Erträgnisse aber und die dementsprechend hohe Coursbewerthung haben in der letzten Zeit empfindliche Einbußen herbeigetührt. Ver­anlaßt wurde diese Ernüchterung zum Theil dadurch, daß die Ausbeuten schon wegen des ungünstigen Wet­ters der Frühjahrsmonate sich vermindert haben, haupt-