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wenden, indem er den Revolver zurückschlug, gleichwohl wurde er im Oberarm getroffen, und jetzt gelang es ihm, seiner Frau, als sie zum vierten Male schieben wollte, den Revolver zu entreißen. Frau Kolb wollte nach ihrer Aussage ihren Mann nicht todten, sondern nur verletzen. Die Zeugen stellen dem Registrator Kolb ein sehr gutes Zeugniß aus, er selber erzählt eine langeLeidenS- geschichte und ist überzeugt, daß seine Frau es auf sein Leben abgesehen hatte. Sie habe ihm schon vielfach gedroht und sei boshaft und rachsüchtig gewesen. Kolb beschwört seine Aussage mit der Bemerkung: „ich leiste den Eid; sie hat mir Alles angethan, was man einem Menschen anthun kann/ Nach eigener Aussage hatte der Mann im Jahre 1874 seine Frau aus Liebe geheirathet. Die Geschworenen nehmen Todtschlag-Bersuch an, schließen die mildernden Umstände aus, das Gericht verurtheilt die Kolb zu 6 Zähren Zuchthaus.
NermiMes.
n Würzburg, 9. Juni. Ter Duellgegner des erschoflenen Studenten G. Plankmann aus N a ch r o b in Westfalen hat sich in der Person des cand.med. A. Jffert aus Kassel dem Gerichte freiwillig gestellt. Die Untersuchung bat begonnen, Jffert befindet sich auf freiem Fuße.
= Men, 8. Juni. (Pferderennen.) Achter Tag. Taurus Handicap. 3000 st. Dist. 2400 Mir. 1) Gras Cholomowsky's „Titian", 2) Graf Festetic's „Simplicius". — Kont Hürdenrennen. 30(|9 st. Dist. ca. 2400 Mtr. 1) Fürst Auersperg's „G i a r d i n a t t o", 2) Graf Kinsky's
Frankfurter Handelsblatt,
Wiederabdruck der mit * beieichnoten Artikel, sowie der Pnretdepeeclieu iet nur mit Quellenangabe gestattet.
Vom englischen Geldmärkte. Nach unseren direkten Kabelbericliten von Newyork hat der Goldabfluß von dort nach Europa sich fortgesetzt; am Freitag allein wurden Doll. 4 Mill. Gold verschifft. Dessenungeachtet vertritt der Londoner „Economist“ die Meinung, daß die niedrigen Zinssätze nicht lange mehr andauern werden. Zwar dürften demnächst von den schottischen Banken die jüngst entnommenen Geldbeträge zurückfließen, so daß für die nächstkommenden zwei oder drei Wochen eine Verstärkung der Bank-Reserve in Aussicht steht. Außer dem Goldzufluß von Newyork aber, welcher nach der Londoner Auffassung nicht lange mehr fortdauern dürfte, sei keine weitere Goldeinfuhr von Belang sichtbar, während andererseits weiterer Goldbegehr für das Ausland erwartet werden muß. Obwohl somit die Reserve der Bank von England, die jetzt schon ziemlich beträchtlich ist, vor Schluß dieses Monats noch etwas zunehmen wird, müsse man doch vorbereitet sein, daß der inländische Geldbedarf infolge vermehrter Unternehmungslust und erhöhter Preise eine dauernde Zunahme ergeben wird und daß zugleich ein weiterer Goldabfluß nach Südamerika erfolgen werde. Diese Zustände seien aber unvereinbar mit langer Fortdauer von so entschieden niedrigen Zinssätzen wie die jetzigen. — DieWechsel- eourse, vom Standpunkte Englands gesehen, stellen sich Wie folgt:
Frankreich*) Deutschland Holland •••• Newyork-
Eine Woche vorher.
Drei Wochen vorher.
t'MMZ «ÄiÄUi Äir-Äfi
7.
Juni.
Zwei Wochen vorher.
*) ExkL Geldprämie der Bank von Frankreich (ca. 6 pro Mille.) Fusion der Schweiz. West- und Bern - Jura- Bahn. Die Verhandlungen werden fortgesetzt, der Berner »Bund“ konstatirt indeß, entgegen anderweitigen Angaben, daß die Kantonalregierung von Bern noch nicht in der Lage war, einen Beschluß zu fassen, da noch nicht einmal ein bestimmtes Vorprojekt vorliegt. Um so mehr bleibt die Möglichkeit offen, daß auch im Grundzuge des Fusionsabschlusses schließlich etwas geändert wird. Daß die Westbahnaktien je Frcs. 200 in neuen Stammaktien erhalten sollen, wird von mehreren Seiten bestätigt, auch daß ihnen Genußscheine zugedacht sind, deren Werth man auf etwa Frcs. 50 veranschlagt. Die Prioritätsaktien der Westbahn können nur zu Frcs. 600 zurückgezahlt werden. Nach dem Basler „Kap.“ wären für je Frcs. 2000 Jurabahnaktien je Frcs. 2500 41/sproz. Prioritätsaktien der fusionirten Gesellschaft in Aussicht genommen. Nach dieser Vorzugsdividende von 41!* pCt. sollen die Stammaktien bis 5 pCt. auch Frcs. 200 Nominal erhalten. Für die Konversion der 4proz. Westbahnobligationen soll eine 31/»- proz. Anleihe in Aussicht genommen sein, die zu 98 pCt übernommen würde.
Deutsche Genossenschaftsbank, Soergel, Par- risius & Co. Die stattgehabte Generalversammlung hat die vorgeschlagene Statutenänderung genehmigt; da aber nicht ein Drittheil des Gesammtkapitals vertreten war, 80 muß eine neue Versammlung stattfinden. Die Verwaltung theilte mit, daß der Umsatz, welcher schon 1888 eine Steigerung um etwa 500 Mill, ergeben hatte, in den ersten 4 Monaten des laufenden Jahres um weitere 200 Mill, zunahm.
Aachen-Höngener und Wurm-Revier. Zu den Bestrebungen auf Lösung des Pachtvertrages zwischen diesen beiden Gesellschaften sendet Herr J. W. Arendt der ,B. B.-Z.“ eine Zuschrift, welche zugibt, daß er »dieser Angelegenheit nicht fern stehe“; dagegen be-
rege geworden, trotz der Unruhe, die sich in den geängstigten Gewissen erhoben.
Obwohl er mißvergnügt geworden war, blieb Herr Perrine, Schloßherr auf Branchefleurie, derselbe launige Spaßvogel, der er zur Zeit seines Restaurants, seiner Wuchergeschäfte, seiner Landspekulationen und seiner Zufriedenheit gewesen: immer noch klopfte er den Leuten vertraulich mit dem Rücken der Hand gegen den Bauch. Aber unter den jovialen Manieren veS Biedermannes versteckte sich der hartherzigste Gutsbesitzer. Er erlaubte den Armen nicht, in seinen Wäldern Fallholz, Farrenkräuter oder trockenes Laub zu sammeln; seine Wildhüter, bis an die Zähne beivaffnet, verhinderten den Zutritt zu seinen Jagden; mit Steinwürfen ließ er die Besucher vertreiben, die sich des Sonntags in seinen Park wagten. Dabei war er ein arger Knauser und stack voller Tücken; mit seinen Arbeitern hatte er bei den wöchentlichen Abrechnungen regelmäßig Differenzen. Gleichviel ereiferte er sich nie, spaßte unaufhörlich und erwiderte einem Jeden, der Einspruch gegen seine Rechnung erhob: „Verdammter Kerl! . . . Möchtest mich gern ausbeuteln ! Du bist mir ein Schlauer! Doch schade, ich bin noch schlauer als du!" Unter diesen Worten versetzte er dem Mehr- fotbernben_ im Scherz ein paar freundschaftliche Rippenstöße und entließ ihn befriedigt, geschmeichelt, ohne den Groschen.
Als er eines Dlorgens auf einer Wiese, die an einen Bach stieß, seine Rinder besichtigte, erspähte er einen alten Bauer, der Krebse fing. Als das Gut noch dem Baron von V.... gehörte, durfte Jedermann an diesem ziemlich weit vom Schlosse entfernten Platze fischen. Der Alte ging also dem Krebsensang ohne Mißtrauen und ruhigen GewiffenS nach. Herr Perrine «bete ihn an:
„Guten Morgen, Vater Normand!“
»Guten Morgen, Herr Perrine."
-Du fängst da wohl Krebse, Vater Normand »”tne- r<»t W
„3e:g bod; 'mal her, Vater Normand!'
Der Greis hielt Herrn Perrine einen leinenen Quersack ^bfthemmkwchen^" ^"--.nesseln die glänzendschwarzen
„Glückskcrl", rief der Schloßherr. „Das laß ich mir gefallen... D» hast doch mindestens für drei Thaler da •rin, heh?"
„Kann leicht sein, Herr Perrine.“
„Das nenn ich 'mal einen guten Tag, Vater Normand.“
M '«aeublalt der Frankfurter
streitet er, tiab, wie die . Köln. Z g." behauptet hatte, Aachen-Höngen schon 1885 Vjii einer der in Betracht kommenden Berliner Finnen zum „Rettungsgegenstande“ erkoren, damals aber durch Eingreifen der Aktionäre unter Mitwirkung der Aachener Diskonto-Gesellschaft und der Aachen-Jülicher Bahn vor der ihr zugedachten Rettung bewahrt worden sei. Herr Friedmann habe 1885 die Liquidation bekämpft und etwa X 200,000 Prioritätsaktien gezeichnet. Für die Trennung plaidirt neben dieser Zuschrift auch ein den Berliner Blättern gleichzeitig zugegangenes Gommuniquö. NachLetzterem soll für Aachen-Höngen verhältnißmäßig viel neues’Geld beschafft werden, X. I1/« bis l'/z Millionen „im Wege der Sanirung“, und X 2 Millionen durch 41/sprocent. Obligationen. Auch die Aktionäre vom Wurmrevier hätten Anlaß, die Lösung des Pachtvertrages „freudig zu begrüßen“, und nachher würden sowohl Wurmrevier als Aachen-Höngen besser rentiren. Es ist nicht ersichtlich, auf was hin man glauben soll, daß die Lösung des Pachtvertrages Vortheile für Pächter und Verpächter bringen werde.
Betriebsgesellschaft der Serbischen Bahnen. Die Pariser Verwaltung ist im Begriff, eine Denkschrift auszuarbeiten, welche die Anschuldigungen der serbischen Regierung zurückweisen soll. Diese Denkschrift ist zur Veröffentlichung bestimmt. Inzwischen werden Verhandlungen über die festzusetzende Entschädigung beginnen. Die Firma Hoskier widerspricht der neulichen „Times“-Meldung, nach welcher die von ihr übernommenen 4200 Aktien der Betriebsgesellschaft deutsches Eigenthum sein sollen; sie habe diese Aktien vielmehr für eigene Rechnung erworben.
Getreide-Verschiffungen aus Amerika. In der abgelaufenen Woche wurden 340,000 Busheis Weizen und 1,540,000 Busheis Mais aus Amerika nach Europa verschifft gegen 490,000 B. Weizen und 440,000 B. Mais im entsprechenden Zeitraum des Vorjahrs.
Elektrische Eisenbahn Vevey-Montreux Die Gesellschaft ist bekanntlich durch die am 6. November stattgehabte Wasserkatastrophe schwer geschädigt worden und bedarf neuer Mittel. Die Generalversammlung beschloß demgemäß die Aufnahme einer Anleihe von Frs. 1 Million. Gleichzeitig wurde das mit drei Mitgliedern der Verwaltung getroffene Uebereinkommen genehmigt, wonach dieselben theils auf eine Dividende und theils auf das von ihnen übernommene Aktienkapital verzichten. Der Widerspruch eines Aktionärs, der es nicht genügend fand, daß die Verwaltungsraths-Mitglieder pekuniäre Opfer brächten, wurde nicht beachtet.
Norddeutsche Jute-Spinnerei und Weberei, Hamburg. Auf den 25. Juni wird eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, welche über die bereits angekündigte Erhöhung des Aktienkapitals von X 2 Mill, auf X. 3 Mill, berathen soll behufs Betheiligung der Gesellschaft an einer im Ausland (Schweden) zu errichtenden Jute-Fabrik. Die Verwaltung beantragt, die neuen Aktien einem Konsortium zu 122 pCt. zu überlassen unter der Bedingung, daß dieselben den alten Aktionären zu 127 pCt. angeboten werden. Auf der Tagesordnung der Generalversammlung steht auch ein Antrag auf Konvertirung der X 1 Million betragenden 6proc. Anleihe der Gesellschaft in eine niedriger verzinsliche Schuld.
iNnnm- Hilft Proftuhtenberichtr.
Oele, Oeigneten und Fettwaaren.
Berlin, 7. Juni. (Originalbericht v. Gebrüder Gause.) Butter war sehr flau und mußten Preise ferner weichen. Verkaufspreise: Hof- und Genossenschaftsbutter aus: Ost- und Westpreußen, Posen, Schlesien la <X 94—97, Ha M 89—93, Mecklenburger, Vorpommern, Priegnitz la JK 92—95, Ha .<88—91. Landbutter: preußische M 80— 85, Netzbrücher M 80—85, pommersohe ,< 80—85, polnische JL 80 —83, Schlesische M 80—85, galizische M 75—78, Margarine M 45— 70. •- Pflaumenmus, türkisches 1888er M 20. — Schmalz. Heutige Notirungen: Choice Western ateam feinste Marken M 43%, refined Fairbank M 43, Hamburger Stadtschmalz M 45—47.
Thran und Fische.
Hainbure, L Juni. (Wochenbericht der H. B.-H.) Thran. Norw. braun Leber- M 35, gelber, blanker M 47, Medicinal- M 50 —53, Dampf-Medicinal 60—66, Alles per Nord. T., Archangel und Grönländer M 45.—, NewfoundL, weisser Jf 48, braun Gerber oder 8 Kronen M 37.50 per 100 Kilo. Thran ohne Veränderung.
Viehmlrkte.
m München, 7. Juni. (Hauptwochenmarkt) Zugeführt 285 Ochsen, 205 Kühe, 115 Stiere, 230 Rinder, 2418 Kälber, 351 Schweine, 47 Schafe. Bezahlt wurde: Mastochsen beste Qualität M 35—37, mittlere 30—32, geringe M 26—27 per Ctr. lebend Gewicht. Kälber per Pfand lebend 37—44 H, beste Qualität 45—50 H, Schweine per Pfd. lebend 44—52 A.
Telegraphische Handelsberichte.
(Nachdruck, telegraphische oder telephonische Verbreitnug ohne Vereinbarung untersagt.)
WolflPe telegr, Correepondenz-Bureau.
Wien, 10. Juni, 11 Uhr lOMin. Privat-Verkehr. Kredit 305.12, Ungar. Rente 102.25, Staatsbahn —.—, Lombarden —,—, Länderbank —,—, Still.
Frivatdepeeh on der Frankfurter Zeitung;,
R- Dortmund, 10. Juni, 10.15 V. Nach den Mittheilungen des Roheisen-Verbandes betrug die Erzeugung im Mai an Gießerei und Hämatit 17,508, Bessemer 4278, Thomas 36,419, Puddel 26,306 Tonnen.
H, Wien, 10. Juni, 11.30 V. Mangels irgendwelcher Anregung blieb der Feiertagsverkehr geschäftslos, die Tendenz war ziemlich fest. Kredit 305.12, Ung. Goldrente 102.25.
g. Newyork, 10. Juni, 5 Uhr Nachmittags. (Kabeltelegramm der „Frankfurter Zeitung.“) Schlußbencht, Wechselcours auf London, 60 T. Sicht, 4.87^-, Sichtwechsel 4.88%, Checks auf Paris
5.15%, Sichtwechsel auf Deutschland 95 X. Die Aktienbörse eröffnete flauer, wurde im V erlauf sehr fest, sehloß jedoch wieder etwas flauer. Erie 28 %, Chic. M. u. St. Paul 7 3%, Denver und Rio Grande pr es, — —, Louisv il 1 e und Nashville 70%, Lak- Shore 10 6%, Central Pacific 35 %. Northern Pacific preferred 67%, Union Pacific 63%, Philadelphia u. Reading 46 %. — Petroleum Grude U. P. L. C. 8 3 %. — Petroleum raff. 6.9 0. — Schmalz per Juli 7.02. — Weizen per Juli 82%. — Baumwolle per Juli 10.67. — Kaffee Rio Nr. 7 per Juli 1 6 .80-35. — Stahlschienen 28, IronPig. 18.
der Frankfurter Zeitung.
(Nechdrnek nur mit Quellenangabe gestattet.)
Angekommen in Newyork D. „Servia“ von Liverpool; in Boston D. „Catalonia“ von Liverpool; in Queenstown D. „Auranla* und „Pavonia“ von Newyork resp. Boston, sämmtlich Cunarddampfer; in Lissabon D. .Newa" v Südamerika.
Briefkasten.
H. 8. Eßlingen: Die Künnigung bezieht sich auf die durch Gesetz von 1867 kreirte, aber erst 1868 ausgegebene 5proz. ungarische Eisenbahn-Anleihe. — K. B. N. Offenburg: Da die Einlösung sehr unregelmäßig geschieht, so ist beim festen Verkauf der Treffer der volle Werth nicht zu erzielen. — W. 8. Karlsruhe: Als Grund werden die Berichte über ungünstigen Saatenstand in Rußland angeführt; auch war. die Mai-Einnahme sehr ungünstig. — Gebr. B. Nürnberg: In den Interessen- { tenkreisen hält man die täglich festgestellte hiesige Notiz für verlaßbarer. — S. N. W. & Co. Kassel: Unverständlich. — F. B. Karlsruhe: Franz Schütz, der Zinsschein, Selbstverlag des Herausgebers (N 4 Berlin, Kesselstr. 26). — M. M. Heilbronn: 101.40 bezahlt. — Bl. Straßburg: Enthält nur die Haupttreffer; wenden Sie sich an ein Nachschlagebureau. — E. T. Hannover: Auch in Deutschland verfällt eine Konkurs- Forderung, wenn sie nicht rechtzeitig angemeldet worden ist. Weshalb hatten Sie sich dem Schutz-Komite nicht angeschlossen? — S. L. & Co. Neapel: 1) Die Pariser Notiz für Chek London finden Sie täglich in unserer Pariser Fondsbörsen - Depesche. 2) Nach den Mittheilungen des Emissionshauses hatte die Subskription i hier guten Erfolg. — Z., Baden-Baden: Nach unserer Auffassung auf den effektiven Preis. — S. L., Karlsruhe: Die Verwaltung hält mit ihren Mittheilungen sehr zurück — A. Z., Reg nsburg: 1) Handelt es sich um ein Geschäft, für das, weil im Auslande abgeschlossen, der halbe Stempel zu verwenden ist. 2) Unseres Erachtens stempelfrei. — W., Würzburg: Ist uns unbekannt; vielleicht meinen Sie die Kaiser Wilhelm-Stiftung. — Z. M., Hattersheim: Besten Dank; wird berücksichtigt werden. — J. L., Gerabronn: Von zu geringem allgemeinem Interesse. — W., Lichtenfels: % pro Malle des Courswerthes, nicht unter 7 Kr. pro Stück.
Telegraphische Depeschen.
Prival-Drprschrn der Frankfurter Aeiiimg.
SS Wie«, 10. Juni, 11.45 V. Professor Robert Ultz- manii, einer der bekanntesten Operateure Wiens, ist heute gestorben.
SS Wien, 10. Juni, 4 N. Der Fürst von Montenegro besuchte gestern den Grafen Kalnokh und wurde heute vom Kaiser empfangen.
Lr Rom, 10. Juni, 1.20 N. Das Giordano- Brunofefi ist gestern ohne jede Störung verlaufen. Die Leoninische Stadt bis zu den Mauern des Vatikans war militärisch besetzt, doch erwies sich jene Maßregel als völlig iiberflüssig. Das Bronzechor des Vatikans war geschloffen; bereits seit zwei Tagen war die Nobelgarde und Palastwache im Damasohof zusammengezogen. Der ganze Stadttheil war wie ausgestorben. Der König machte Nach- mittags eine Rundfahrt durch die Stadt, Crispi besichtigte Abends das Denkmal, das nach Eintritt der Dun- kecheit bengalisch beleuchtet war. Das Festbankett, woran 1500 Personen theilnahmen, hatte unter dem Vorsitz Moleschott's den heitersten Verlauf. Die Betheiligung der Universitäten war großartig, allein Neapel hatte 400 Studenten entsendet; umsomehr wurde der Mangel jeder studentischen Vertretung Deutschlands bei diesem Feste des freien Gedankens und der freien Wiffenschast bemerkt; Upsala hatte Vertreter gesandt, von anderen Studentenschaften war wenigstens in Telegrammen die Ueberein- ! stimmung mit dem Gedanken des Festes bekundet worden. Viel bemerkt wurde im Festzuge der anarchistische Verein „Bakunin" aus der Romagne, herzlich begrüßt wurde der Verein der unter der weltlichen Herrschaft von Pins IX. wegen politischer Vergehen Verurtheilten. Ein so schönes Fest hat das geeinigte Italien lange nicht mehr gefeiert; es war ein klarer unzweideutiger Protest der Bevölkerung Roms und des Landes gegen die Kundgebungen zu Gunsten der weltlichen Macht der Päpste, der an Bedeutung nichts einbüßt durch das Fernbleiben der klerikalen Aristokratie._______________________
„Nicht übel, Herr Perrine... Sie sind sehr freundlich.“
„Für drei Thaler !... Das hilft ein gut Stück in einer kleinen Wirthschaft, heh?“
„Will's meinen!... will's meinen!*
„Kurzum, Du bist zuftieden?“
„Will's meinen!... will's meinen!"
Perrine musterte noch immer die Krebse und schien über ihre Größe fast in Entzücken zu gerathen.
„Da seh mir Einer den verfluchten Vater Normand an... Der versteht's, der alte Schlingel!... Sag 'mal, willst Du etwas ganz Merkwürdiges sehen?"
„Wie Sie wünschen, Herr Perrine.“
Er ergriff den Sack am Boden, hielt ihn über den^Bach und schüttelte ihn sachte hin und her. Die Krebse fielen einer nach dem andern ins Waffer und verschwanden.
„Herr Perrine! Herr Perrine!“ schrie Vater Normand voller Verzweiflung.
„Verfluchter Vater Normand!“ wiederholte der launige Schloßherr. „So schrei doch nicht so! und sieh Dir die drei Thaler an, die in's Wasser purzeln..."
AIS nicht ei» einziger Krebs mehr im Sack war, sagte Perrine:
„Und jetzt, Alterchen, wirst Du Dich sofort aus dem Staube machen, he?... Und daß Du Dich nicht wieder in meinen Wiesm blicken läßt, he?... Troll Dich, alter Schwerenöther 1“
♦
AuS der Wahlurne ist Herr Perrine als Sieger hervor- gegangm.____________ _
A«S Kunst und Leven.
/rnnhfnrt n. M.. 10. Juni.
= {Otto Devrientj ist nunmehr doch definitiv zum Direktor der Berliner Schauspielhauses ernannt. Der Vertrag, kraft dessen er am 1. October in seine neue Stellung eintritt, ist bereits unterzeichnet. Wir wünschen und hoffen, das Wirken des neuen Direktors möge an der Spree von besserem Erfolge gegleitet sein, al« am Main.
= [ein Rettungsversuch Napoleon s HL] Die Vorrede einer soeben erschienenen Werkes des französischen Publi- zisten I. I. Weiß über Theater und Sitten 1830—52 enthält die folgende interessante Charakteristik Louis Napoleons : „Der- felve Mann, welcher den Staatsstreich oder das Staatsverbrechen vom 2. Dec. so kühl ersonnen und durchgeführt hatte, verlor jebHmal den Kopf, wenn ein subalterner Deklamator ihm zu- rief: „Sire, machen Sie Große»!' oder ihn als den „ersten Li
beralen feines Reiches" definirte. Er maßte sich die absolute Gewalt an und besaß die Beschaffenheit eines konstitutionellen Fürsten. Während des Staatsstreichs und nach dentselben hätte man ihn für einen nach Marchiavelli's Lehren dressirien Wär- wolf gehalten, für den skrupellosen Mann der Handstreiche, gebildet in der Verbrecherschule eines Sulla, der die Proskrip- tionStabellen ersann, und eines Catilina, der eine Bande rekru- firie, um ihr Rom als gut« Beute auSzuliefrrn, für einen genauen Hüter und Wiederhersteller alter Zucht und Ueberlieferung gleich dem Ersten:, für einen zügellosen Demagogen gleich dem Zweiten, für einen Gentlemen gleich jenen Beiden. Unter diesen Zügen erschien er 1851; dies war seine angenommen« Gestalt, seine „gewollte" Manier. In Wirklichkeit aber war er der enthusiastische Zögling Schiller'S, oder wenn mau will, des Schiller» schen MarquiS Posa. Posa hatte ihm in jungen Jahren gesagt: „Erinnere Dich, als Mann der Jugend Traum zu achten!" Und zu 50 Jahren sah man ihn, treu den hochherzigen Lehren Posa'S, zum allgemeinen Erstaunen, den Traum des Zwanzigjährigen verwirklichen. DerTriumphzug inMailaud, am8.Juni 1859 unter einem Blnmenregen, inmitten eines freudetrunkenen Volkes, dessen Feffeln er gebrochen, war der charakteristische Tag seines Lebens, gleichwie er der schönste der aus dem Delirium von 1830 hervorgegangenen Tage gewesen. Napoleon III. war ein Träumer und Romanheld, und wenn der Himmel mir die Jugetid wieder gäbe, „den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug' (dieses Zitas ist auch im französischen Text in deutscher Sprache angeführt), so würde ich in 300 Seiten ein Leben Napoleon's IIL schreiben, dessen Stoff so reich wäre, wie die Geschichte Karl'S XII., angefange» von der Schilderhebung in der Romagna bis zum Shakefpeare'schen Schauspiele eines Kaisers, der feiner eigenen Armee als Gefangener nachgeschleppt wird, und der grausamen Agonie von ChiSlehurst."
= 13« «iordntt» Bimno-Feier.I Ferdinand Grego- rovniS, Ehrenbürger von Rom, hat die Einladung zur Denk- malsenthüllung durch ein» Adreffe an das Festcomite beantwortet, in welcher es heißt: „Indem Ihr Bruno auf der eigenen Stätte feiner OpfettodeS verherrlicht, habt Ihr damit ein Verbrechen gegen den Geist der Menschheit gesühnt, und diesen feierlichen Akt vollzogt Ihr nicht nur im Namen Eures Vaterlandes, sondern der civilifitten Welt, deren Vertreter sich mit freudiger Zustimmung zu Euch gesellt haben. Wenn da» Denkmal Bruno'» in Rom eine Ehrenschuld an den begeisterten Denker abgetragen hat, welcher lieber sterben als die Wahrheit verläugnen wollte, so hat dasselbe zugleich eine Bedeutung, dir weit über das Persönliche hinauSgeht. Es ist ein feierliches Siegel, aufgedrückt auf di« Magna Carta, welche endlich auch da» römische Volk sich errungen hat und auf der die unantastbaren Rechte der Freiheit des Gedanken» und GewiffenS geschrieben find. Die BÄfäule des Giordsno wird bett stehen, um fortan dir Feind« dieser Rechte zu gemahnen: daß der Zeiger dieser Weltenuhr sich nicht mehr
____________________11. Juni 188».
M. Rom, 10.Juni, 4.5 N. Der Fal l Duran do wurde von der K a m m e r durch Annahme einer Tagesordnung Cava- letto's erledigt, welche die Hoffnung ausspricht, daß Crispi das gestörte Einvernehmen zwischen dem Consul und den Italiener« Triest's wiedcrherstellen werde. Crispi bat, dem Beispiel Deutschlands und Englands zu folgen in auswärtigen Fragen der Regierung zu vertrauen und daraus keine Patteifrage zu machen. Cavalotti kriiisitte den Charakter Durando's; als er dabei von der Rechten unterbrochen wurde, rief er dieser zu: „Das ist unanständig." Darauf erfolgte auf der Journalistentribüne eine Demonstration für Cavalotti, welche den Präsidenten veranlaßte, die Tribüne räumen zu laffen.
U Madrid, 10. Juni, 11.40 V. Gr oizard der Botschafter beim Papste, ist zum Präsidenien des Staatsrath ernannt worden.
U Madrid, 9. Juni, 12.40 N. Die juristische Kommission des Ministeriums beantragt die gerichtliche Verfolgung des Grafen Beno mar wegen Verletzung des Amtsgehe m jffes, begangen durch Jndiscretionen während er Botschafter in Berlin war, und durch Ver- öffentlichung seiner letzten Briefe in der „Epoca", sowie wegen Schädigung des Staatsinteresses durch sein Verhalten und seine Handlungen in Berlin nach seiner Amts- entsetzung.
XX London, 10. Juni, 8.29 V. Der „Times“ | wird aus Berlin gemeldet, die amerikanische Regierung mißbillige die auf der Konferenz angenommene fremde Kontrole auf Samo a, weil sie indirekt Deutschland das Uebergewicht gebe und verwerfe Mataafa's Bestrafung. Die Wiederaufnahme der Comite - Sitzungen sei nöthig. — Demselben Blatte wird aus Sansibar gemeldet: Alle deutschen Kriegsschiffe, die „Carola“ ausgenominen, waren bei dec Zerstörung S a a d a n i s anwesend; 400 Eingeborene wurden gelobtet. Das zerstörte Eigenthum gehörte Britisch -Jndiem. Der Sultan verlieh Deinhard das Großkreuz des Sternordens. Er ist „ auf seinen Landsitz abgereist und besucht die Stadt jeden Freitag. Wißmann stellt den Bewohnern Pan- g a n i 's folgende Bedingungen: Der Sultan wird als Suzerain anerkannt; die Deutschen übernehmen die Zölle und garantiren die Nichtrückkehr der vertriebenen Beainten. — Dem „Standard" wird aus Belgrad gemeldet: Der Metropolitan Michael theilte Ristic Rußlands Bedingungen mit: Der Montenegriner Nicolas werde König des Großserbischen Königreichs, einschließend Bosnien und die Herzegowina. Rußland zahlt die serbische Staatsschuld. Ei» Leitartikel des Blattes befürchtet, die Krisis auf der Balkanhalbinsel sei in ein acutes Stadium getreten. Der „Daily Telegraph" meldet aus Petersburg aus zuverlässiger Quelle, der Schah unterzeichnete einen geheimen Vertrag mit folgenden Stipulationen: Persien tritt virtuell Khorasian im Kriegsfälle ab und gewährt anderen Staaten keine kommerziellen Vortheile, ohne zuvor Rußland zu konsultiren; Rußland beschützt die persische Dynastie und hilft die etwaigen Aufstände niederwerfen.
Wolst's telegraphisches Lorrrspondens-Mreal«.
Berlin, 9. Juni. Der Schah von Persien traf um C Uhr 5 M. auf dem reich geschmückten Centralbahnhofe ein. Bei der Ankunft intonitte die Musik die persische Nationalhymne, während die Ehrenwache präsentitte. Der Kaiser loelcher die Garde du CorpS-Uniform mit dem persischen Orden angelegt hatte, empfing, umgeben von sämmtlichen Prinzen, dem Staatssekretär Grafen Herbert Bismarck, dem Feldmarschall von Blumenthal, den Generalen und Flügeladjutanten, der gesammten Generalität, dem Gouverneur, dem Stadtkommandanten, den Stadwerordneten, dem zweiten Bürgermeister, dem Personal der persischen Gesandtschaft und des persischen Konsulats, des russischen Milltärataches ic., den Schah, umarmte ihn «und drückte ihm wiederholt die Hand. Nach der Vorstellung der Prinzen schritten der Kaiser und der Schah die Ehrenwache ob und ließen dieselbe im Parademarsch de- filiren. Hierauf begaben sich der Kaiser und der Schah im vierspännigen Galawagen, welchem Spitzreiter und eine Eskadron Ulanen vorausritten, während eine weitere Eskadron dem Wagen folgte, dem sich die übrige Wagenreihc in programmmäßiger Weise anschloß, nach den: Schlosse Bellevue, vyn der - zahlreichen Menschenmenge mit brausenden Hochs begrüßt. Beim Paffiren des Brandenburger Thors ertönte der Salut der Geschütze. Bei der Ankunft am Schlosse Bellevue prasen- tirte die dort ausgestellte Ehrenwache. Nach dem Parademarsch derselben begaben sich die Herrschaften in das Schloß, wo die Boistellung der Oberhof- und Hofstaaten stattsand. Der Kaiser fuhr alsdann nach dem hiesigen Schlosse zurück, wo der Schah bald darauf ebenso wie bei den hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen Besuche abstattete. Später begab sich der Kaiser wieder nach Schloß Bellevue, wo die Abendtafel stattfindet.
Potsdam, 10. Juni. Der Herzog von Edinburg ist mit seinem Sohne um 9 Uhr 10 Mm. Vormittags hier- selbst eingetroffrn, von dem Kaiser, welcher Admiralsunisorm trug, am Bahnhöfe empfangen und sodann zu Wagen nach dem Stadtschloß geleitet worden.
Potsdam, 10. Juni. Der Schah von Persien traf 9 Uhr Bonn, auf dem hiesigen Bahnhöfe ein, wo die Leib-Compagnie des 1. Garde-Regiments z. F. mit der Fahne und der Regimentsmusik Aufstellung genommen hatte. Dieselbe
zurückschieben läßt; daß die Wiffenschast eine frimnphirende Weltmacht geworden ist, und daß keine menschliche Institution, wie groß und stark sie immer sein mag, den bewegten Wogen des neuen Bölkettebens zu widerstehen vermag, wenn sie di« verjüngenden Principien der modernen Gesellschaft von sich stößt.“ Auch Professor Haeckel in Jena hat, wie uns schon der Telegraph meldete, eine griff- und schwungvolle Adreffe an das Comitt gerichtet.
= [Äleinc Mittheilungen.! In Paris ist der berühmte Nationalökonom Henry George ausNewyorkangekommen, um an dem internationalen Kongreß über die LandeigenthumS- frag« theilzunehmen. — Kairo und die Pyramiden von Gizeh werden nächsten Winter durch eine Dampfstraßen- bahn verbunden sein, zu welcher der Khedive dir Konzession ertheilt hat. — Di« Kmistanstalt von A. Braun u. E o m p. in Dornach kündigt eine neu» große Ausgabe der Nffizien-Gallerie in Florenz in unveränderlichem Lichtdruck an, welche nicht weniger als 429 Gemälde wiedergeben soll. — Marcella Sembrich ist Sonntag Abend in der italienischen Oper Sonzogno's zu Paris zum ersten Male aufgetrtten, und erntete großen Beifall. Das während der vorauSgegangeiwn Vorstellungen ziemlich leere Haus war sehr gut besucht. — In Prag ist Kapellmeister Stolz gestorben, desstn Musik zur .Falschen Patti" und zu .Einer voll unsere Lent' die Runde durch die Welt geuwcht hat. — Alle Freunde der Riviera werden mit Befriedigung Kenntniß davon nehmen, daß dir Lyon - Mittelmeerbahn sich endlich ent» schloffen hat, zwischen M e n t o n e und Nizza ein zweiter Geleise zu legen. Di« lange Zögerung erklätt sich aus dem Umstande, daß die Herstellung auf der sehr kurzen Strecke Wege» der vielen Tmmelbautm nicht weniger als 15 Millionen FrS. kostet. — Etelka Gerster, deren lange Krankheit von allen Kunstfreunden so lebhaft bedauert wurde, ist nunmehr ganz wiederhergepellt, und betritt am 15. Juni im Berliner Kroll- Theater die Bühne zum erstenmale wieder.
Frankfurter Stadttheater.
0|«rih(H, Dienstag: Zum 50. und letzten Male in dieses Saison: Die Reise um die Erde. Auster Abonnent. Erm. Pr. Mittwoch: Mikado. Gew, Pr. Donnerst*«: Btradella. Hierauf, zum 1. Mäle: Im Balletsaal. (Ballet.) Freitag geschlossen. Samstag: Fidelio. Gew. Pr. Sonntag: Fra Dia« volo. Gew. Pr.
Sehaeeiilelhae». Dienstag: Gastspiel des Herrn Link Nanon. A.-Vorst. Gw.Pr. Mittwoch: Iphigenie auf T*u ris. Gew. Pr. Donnerstag geschlossen. Freitag: Oasearona. Gew. Pr. Samstag: Unter vier Augen. — Krieg im Fried en Sonntag: Dar chgegange ne Weiber. Gew. rr. Montag König Lear. Gew. ft.
GroeeherxogL Hoftheater In Kaxlernhe. _
Dienstag: „Zwei Tassen.* — „Spielt nicht mit dem Feuer.
Grossherzogi. Hoftheater in Mannheim.
Mittwoch: -Der Hüttenbesitzer*