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«deudblutt de* Frankfurter Zeitung.

». Oktober tSSL

Führers in Amerika machte, war tief und nachhaltig. Der leicht erregbaren Iren bemächtigte sich eine edle Rührung. Seine Gegner begruben ihren Haß über dem Gedanken an seine un­sterblichen Verdienste und seine amerikanischen Freunde, welche auch in der letzten Periode seiner politischen Laufbahn unbeirrt zu ihm gestanden hatten, drückten ihren Zweifel aus, ob ein solcher Mann zu ersetzen sei. Im Allgemeinen herrscht in Ame­rika die Ansicht, daß die Sache der Iren durch das Hinscheiden Pamell's an Stärke gewinnt und die beiden Parteien unter dem heilenden Einfluß der Zeit sich wieder vereinigen werden. Par- nell's betagter in Bordcntown (New Jersey) in beschränkten Ver- höltnisien lebender Mutter wurde die Nachricht von dem Tode ihres Sohnes von einem Berichterstarter der Presse mitgetheilt. Der Schmerz der Greisin war herzzerreißend.Die Verfolgung Davitt's und der anderen Politiker habe ihn gemordet", rief sie aus;Ich wußte es schon, daß das so endigen würde." Es hat sie ,ehr gekränkt, daß man ihr die Todesnachricht nicht direkt übermittelt hat. Justin McCarthy, der Führer der Anti- Parnelliten hält es für unmöglich, die Folgen des Ablebens Par- nell's vorauszusagen, er hofft jedoch, daß die beiden irischen Parteien sich nun vergleichen werden. Die versöhnende Gewalt des Todes werde sicherlich alle feindlichen Gefühle gegen den Verstorbenen unterdrücken. Die Home Rule-Frage werde nicht berührt, daß Irland Home Rule bekommen werde, sei so sicher, wie irgend etwas. Das folgende Urtheil derPall Mall Gazette" über die Bedeutung Pamell's als Staatsmann dürfte von Interesse sein: Parnell war mehr ein Mann des Handelns, als der Ideen. Er hat freilich viele Ideen bis an ihre äußersten Grenzen verfolgt, aber die Ideen adopttrte er von Anderen. Er erfand seinerseits hübsche Schlagworte, aber ori­ginell war er nicht. Parnell, so äußerte Michael Davitt letzthin, ist thatsächlich ein außerordentlich unwissender Mann. Man nehme ihm ein oder zwei Dinge und sein Geist ist so leer wie der eines Kindes." Die Landagitation war das Werk Davitt's, nicht seines. In der Home Rule war er nur der Nachfolger Butt's und Shaws; er war, wie er selbst sagte, mehr der Jockey, als der Schöpfer der irischen Bewegung. Das Reiten war aller­dings manchmal nicht leicht.

& London, 8. Oct. SirJohnPopeHennessh, deflen Tod wir bereits gemeldet haben, war 1834 in Cork geboren. Er wurde Advokat und kam 1859 als Vertreter von Kings County in's Unterhaus als erster katholischer Konservativer. Hennessy trat für die katholische Kirche und deren Einfluß auf die Schule ein. Mit Palmerston und Gladstone stritt er sich wegen der Angriffe derselben gegen den Papst herum und vertheidigte des letzteren welt­liche Herrschaft. In einer Rede im Unterhause kritifirte er scharf das Verfahren der russischen Regiemng gegen die Polen und bean­tragte eine Adreffe an die Krone, um dieselbe aufzufvrdern, dafür zu sorgen, daß die Bestimmungen des Wiener Friedens zu Gunsten der Polen ausgeführt würden. Hennessy war nacheinander Gouver- ueur von Labuan. den westafrikanischen Kolonien. Bahamas, den westindischen Inseln, Hongkong und Mauritius. Fast überall hatte er mit den Einwohnern Streit. Sir John Pope Hennessy war Home Ruler und im December vorigen Jahres wurde er als Anti - Par- nellit für den irischen Wahlkreis Kilkenny gewählt. Es heißt, daß die Anstrengungen des Wahlfeldzuges feine Gesundheit gebrochen haben.

Afrika.

* DasBerl. Tagbl." erhält aus Sansibar vom 13. Sep­tember weitere Mittheilungen über die Niedcrmetzelung der Expedition Zelewski. Letzterer hatte die Begleitung be8 Korrespondenten abgelehnt, weil er nicht beabsichtigte, über die Re­sultate seiner Expedition irgend etwas der Oeffentlichkeit zu über­geben. Zelewski war von den M a f i t i s mit verstelltem Jubel empfangen worden und hatte ihnen in Folge dessen Schutzbriefe ausgestellt. Nachdem Zelewski abgezogen war, haben sie von ihren Schutzbriefen in der Weise Gebrauch gemacht, daß sie die benach­barten Stämme überfielen, worauf Chef Schmidt hingesandt wurde, um Ordnung und Ruhe zu stiften. Die Mafitis aber hatten in­zwischen Fersengeld gegeben, und Schmidt fand das Nest leer. Er kehrte deshalb, nachdem er einige Dörfer zur Strafe niedergebrannt, ohne eigentliches Resultat zurück, Zelewski zog inzwischen weiter aus, von den Mafitis zu den W a h e h e s. Diese letzteren wichen jedoch vor ihm zurück und stellten sich nicht so freundschaftlich zu ihm, wie die MafitiS vorher. Zelewski trieb die Wahehes vor sich her und brannte auf seinem Zuge alle Dörfer nieder, die er antraf. Die Wahehes scheinen durch dieses Vorgehen zur Verzweiflung ge­trieben worden zu fein; sie sahen sich wie wilde Thiere gehetzt und mußten befürchten, dem Hungertode ausgesetzt zu sein. In dieser Lage entschlossen sie sich, lieber im Kampfe zu sterben als vor Hunger. Sie hatten nur wenige Gewehre und meistens Wurf­speere, mit welchen sie voll Todesverachtung die Truppe Zelewski's ansielen. Der Ueberfall erfolgte um 8 U h r früh. Die Wahehes Hutten sich in Uhehe zusammengethan und überrumpelten das ge­summte Expeditionskorps in der angegebenen Morgenstunde. Der gerettete v. Tettenborn meldete, daß er die Arriiregarde führte, plötzlich hört er vorne heftiges Schießen und Lärm, stürmt auf einen Hügel, um eben noch zu sehe», wie die Wahehes Alles niederstechen, wie sie die Offiziere auf ihren Eseln durchspeeren, wie die Eselsbatterien in die Kolonnen hineinstürmen und sie durchbrechen, wie nach wenigen Minuten alles verstummt, die ganze Gegend in Flammen aufgeht, die Wahehes nach Westen abziehen. Tettenborn hißt auf dem Hügel die deutsche Flagge, es gelingt ihm, ungefähr 60 Mann von den Versprengten zu sammeln, mit welchem er nach Osten, nach Mkondoa abzieht, von wo er eiligen Bericht sendet. Die Europäer sollen gräßlich verstümmelt worden sein. Einem Offizier war der Bauch aufgeschlitzt und die Ohren abgeschnitten. Als der Korrespondent mit W i ß m a n n über die Niederlage sprach, brach letzterer in Thränen aus und rief ein um das andere Mal: meine tapfere Schutztruppe, meine braven Kameraden alle hin!

Genchtszeitung.

Frankfurt, 9. Oct. Auf der Civilkammer I wurde heute das Urtheil in dem Prozesse des Antiquitätenhändlers A l t - mann gegen die Stadt Frankfurt verkündigt. Kläger hatte in dem ehemals Bäcker Amberger'schen Hause auf der großen Eschenheimer­gasse eine Wohnung vertragsmäßig inne Durch die Expropriation und Niederlegung war er gezwungen, auszuziehen und verlangt nun ähnlich wie im Falle Alber-Rahn eine entsprechende Entschädigung von mehreren Tausend Mark von der Stadt. Das Gericht hatte die Verhandlungen auf den Grund des Anspruchs beschränkt, und er­kannte heute bett Anspruch des Herrn Altmann gegen die Stadt für unbegründet. Die Rechtskraft des Urtheils muß abgewartet werden, bis über die Höhe des Anspruchs erkannt werden kann. In dem Prozesse des Herrn Amberger gegen die Stadt wurde Be­weis erkannt und zu Sachverständigen über den Werth des Grnnd- eigenthums ernannt die Herren Architekt v. Hoven, Ch. Welb und Immobilien-Makler I. Heß.

Frankfurt, 9. Oct. Die hiesige Handelskammer trat heute vor der Civilkammer I als Klägerin gegen die S t a dt Frankfurt auf. Es bandelte sich in dem Prozesse um die Ab­tretung eines Stückes Garten an der neuen Börse behufs Freilegung und Durchführung der Schillerstraße. Für das abzutretende Terrain waren der Handelskammer ca. 50,000 Mark zugesprochen worden; die Stadt bezahlte das Geld unter Wahrung all' ihrer Rechte. Sie schätzte das Stück Garten geringer und will 28,000 Mark weniger geben; die Handelskammer ist jedoch mit dem ur­sprünglichen Entscheid auch nicht zufrieden, sondern verlangt 22,0.0 Mark mehr. Es wird nunmehr eine neue Schätzung von Sachverständigen erfolgen.

Vermischter.

M Säest, 8. Oct. In einem hiesigen Hotel erschoß s i ch ein Reisender. In dem Besitze desselben fanoen sich Werthpapiere in Höhe von 50,000 JL Der Selbstmörder soll der Sohn eines Guts­besitzers aus Frankfurt am Main sein.

* Leipzig, 8. Oct. Der sind. jur. von Z e d l i tz, der in diesem Frühjahr seine Geliebte, eineDame" der Halbwelt, erschoß und dann einen Selbstmordversuch machte, ist aus dem städtischen Kran­kenhause entlassen und ins Untersuchungsgefängniß übergeführt worden.

d tzffenbach, 8. Oct. In verflossener Nacht gegen 11 Uhr entstand in einer in der Bismarckstraße gelegenen Schreinerwerk- stätte, in welcher früher lange Zeit eine Lacksieberei betrieben wurde, Feuer, das in Folge der Vorgefundenen reichlichen Nahrung so rasch um sich griff, daß die, das betreffende Gebäude bewohnenden Leute sich nur mit Mühe reiten konnten. Es handelte sich um 3 in Mansarden wohnende Familien, die zusammen 17 Kinder haben, die bereits im tiefsten Schlaf lagen und geweckt werden mußten. Noch bevor alle Kinder gerettet waren, stand schon die Treppe in hellen Flammen, so daß das letzte bet Kinder, ein lOjähriges Mäd­chen, durch ein Mansardefenster über das Dach hinweg gerettet werden mußte. Sämmtliche Bewohner sind nicht versichert und haben nur das nackte Leben gerettet.

* Henf, 8. Oct. Wie bereits telegraphisch berichtet, ist der Fall Burke zu Ungunsten der englischen Dame erledigt. In dem Schreiben de» Bundesraths an die Regiemng von Waadt heißt e»

u. A.: Die ganze sachliche und mit peinlicher Genauigkeit durchge­führte Untersuchung stellt auf unbestreitbare Weise fest, daß Frau Burke höflich aufgeforbert, ein Frembenzimmer, in welches sie unbe­fugter Weise eingebrungen war, zu verlassen nicht nur Herrn und Frau Cheffex, den Eigenthümem des Gasthofs zum Bahnhof in Montreux, sondern auch dem Polizeibeamten der Gemeinde EHLte- lard, Herrn Jfoz, heftige Ohrfeigen versetzt hat. Herr Dr. Bertholet in Montreux bezeugt, daß er hienach bei Frau Cheffex eine erheb­liche Anschwellung der linken Ohrmuschel und der ganzen Umgebung beS Ohres konstatirt habe, welche auf der verletzten Seite eine gewisse Schwerhörigkeit hervorgerufen hat. Was die Blutunterlaufungen und Schrammen anbelangt, welche Herr Dr. Bulltet in Genf am 25. August abbin an den Armen und Beinen der Frau Burke kon- ftatirt hat, so hat sich die letztere dieselben offenbar selbst dadurch zugezogen, daß sie Arme und Beine zwischen den Eisenstangen des Gitterfensters im Gefängniß zu Montreux hindurch steckte. Denn es geht aus der Untersuchung hervor, daß Frau Burke trotz ihrer Ausschreitungen, keineswegs roh behandelt worden ist, weder bei ihrer Ausweisung ans dem Gasthof noch bei ihrer Ueberfühmng ins Gefängniß." Der Bundesrath hat dem englischen Gesandten von diesem Ergebniß der Untersuchung Mittheilung gemacht und außer­dem daraus hingewiesen, daß Frau Burke nicht wegen der bei ihrer Ausweisung aus dem Gasthof verübten Ausschreitungen ins Ge­fängniß abgeführt wurde, fonbern um dem öffentlichen Aergerniß ein Ende zu machen, welches sie dadurch vemrsachte, daß sie auf der Terrasse des Hotels und vor der Thüre des Gastzimmers alle anwesen­den Personen in gröbster Weife beschimpfte. Darauf erklärte der Ge­sandte schriftlich, daß ihm die Angelegenheit angesichts des so zweifel­losen Resultats der Untersuchung zu keinen diplomatischen Schritten von seiner Seite Veranlassung gebe, und daß Frau Burke hievon be­nachrichtigt werde. Gleichzeitig dankte er für die Auskunft, welche ihm ertheilt wurde. Der Bundesrath tadelt schließlich Diejenigen, welche den Vorfall entstellt zum Schaden der Schweiz in die Oeffent­lichkeit gebracht haben.Wir können", heißt es,diesen Zwischen­fall nicht als erledigt betrachten, ohne unsere lebhafte Mißbilligung über das Benehmen derjenigen Personen auszusprechen, welche ohne vorgängige Prüfung und in maßloser Weise, man könnte sagen auf Grund des Ansehens ihres Namens erdichtete Thatsachen der Oeffent­lichkeit übergeben haben, während ihre Stellung ihnen mehr Behut­samkeit und mehr Rücksicht unserem Lande gegenüber zur Pflicht gemacht hätte. Es bleibt uns nichts übrig, um die bedauerliche Wirkung dieser Veröffentlichungen zu beseitigen, als auch unserseits die Thatsachen öffentlich so darzustellen, wie sie sich wirklich zuge­tragen haben." Diesen Tadet können sich namentlich einige aus­ländische, darunter auch deutsche Blätter merken, die bei dieser Ge­legenheit wieder eine frische Hetze gegen die Schweiz ht Scene ge­setzt hatten.

SB. Kopenhagen, 7. Oct. Die gestrige Rückkehr des Z a r e n hat mancherlei Verwirrung hervorgerufen. Es war zuerst bestimmt, daß der Zar in Hu ml e k bei Helsingör landen und von hier nach Fredensborg nur eine halbe Stunde fahren werde. In Humlebäk wartete der russische Gesandte, und hier waren alle Vorbereitungen für den Empfang getroffen. Im letzten Augen­blick wurde jedoch diese Anordnung umgestoßen und die Landung erfolgte , wie gewöhnlrch, im hiesigen Hafen. In Folge befielt große Verwirrung, weil im hiesigen Ha­fen keine Vorbereitungen für bett Empfang getroffen waren. Dann fuhr der Zar vom Hafen zum Bahnhof auf einem ganz an- bereit Wege, als er von ber königlichen Familie bet solchen Gelegen­heiten eingeschlagen wird. In den Hauptstraßen, wo man den kai­serlichen Zug erwartete, waren die Häuser mit Fahnen geschmückt und die Leute warteten auf den Zaren. Letzterer aber machte einen Umweg, angeblich weil er die Statue des verstorbetten Königs Fre­derik VII., dessen Geburtstag gestern war, zu sehen wünschte.

D.B.H. Äewyorti, 8. Oct. Das Haus August Bel­monts, des bekannten Bankiers, in der fünften Avenue, ist a b- gebrannt. Der Schaden wird auf 2 Mill. Mark geschätzt.

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Internationale elektrische Ausstellung.

Frankfurt a. M., 9. Oktober.

* Der am Schlüsse des morgigen Monstre-Concert stattfindende großeZapsen st reich, an dem sich die fünf concertirenden Kapellen und sämmtliche Spielleute der 81er betheiligen, nimmt um 9 Uhr seinen Anfang an dem früheren Main-Neckar-Bahnhof, auf der Terrasse vor ber großen Restauration finbet dann ber Zapfen­streich statt, nach dessen Beendigung die Musik wieder nach dem Ausgangspunkt zurück marschirt.

* Am Samstag Nachmittag von 46 Uhr concertirt in der Main-Ausstellung die Kapelle des Großh. Hess. Leib- Dragoner-Regts. Nr. 24.

* Heute, Freitag, Mittag treffen Über 100 Theilnehmer an dem in Würzburg abgehaltenen Kongreß des internatio­nalen Gasthofbesitzer-Vereins hier ein. Nach dem um 1 Uhr beginnenden gemeinschaftlichen Mittagessen in der großen Restauration wird unter sachkundiger Führung ein Rund­gang durch die Ausstellung unternommen. Am nächsten Dienstag trifft der allgemeine Fabrik an t en-V erein Mannheim zum Besuch der Ausstellung ein.

Frankfurter Angelegenheiten.

Vom Tage.

Frankfurt a. M., 9. Oktober.

A Der Herzog von Au male traf gestern hier ein, togirtc int Englischen Hof und fuhr mit dem Nachtzuge nach Paris.

p Herr Oberstaatsanwalt Weher ist von seiner Revi- fionsreise zurückgekehrt und hat feine Dienstgeschäfte wieder über­nommen.

A In unserer Nachbarstadt Bocken heim ist soeben an sämmtliche Hausvorstände und selbstständige Personen eine Petition zur Unterschrift vertheilt worden, die an den dortigen Stadtrath und Bürgerausschuß die dringende Bitte richtet,bei der Stadtbehörde in F r a n {f u r t alle die Schritte zu thun, die eine baldige Vereinigung beider Stadtgemeinden herbei- sühren können". In dieser Petition wird u. A. aufgeführt, daß die Entwickelung Bockenheims eine äußerst langsame fei; seit 1865, wo es 17,457 Einwohner gezählt habe, sei es bis jetzt inclusive 517 Militärpersonen nur auf 18,670 Einwohner gestiegen. Die Petition erblickt in dem neuen Baustatut Frankfurts, das die Erbauung billigerer Wohnungen daselbst hindere, einen hauptsächlichen Grund für Frankfurt zur Vereinigung. Ebenso würde Frank­furt, das bei dem Rückgang feiner Börse daraus angewiesen sei, sich zu einem Fabrik-Centrum zu entwickeln, durch die Ver­einigung das ihm nöthige Terrain fürite ausgedehnte Fabrik- industrie erhalten. Dabei besitze Bockenheim meist neu erbaute Schulen, eine neue große Wasserleitung, einen Jmmobilienbesitz, ber die Schulden an Werth erheblich übersteige, und werde demnächst seine Kanalisation durchführen.Für Frankfurt", so lautet der Schluß der Petition,besteht ein Interesse, mit der Einver­leibung nicht zu warten, bis Bockenheim verarmt und in seinen kommunalen wie privaten Wirthschaftsverhältnissen zurück- gefommen ist, um so mehr, als allein das Anwachsen Frankfurts eine Einverleibung in näherer oder späterer Zukunft unvermeidlich macht." Die Petition findet, wie es heißt, bei der Einwohnerschaft Bockenheims vielen Anklang; es werden sich voraussichtlich nicht sehr Viele von der Unterschrift ausschließen. Jedenfalls wird sie Anlaß geben, sowohl die Stellung der Bockenheimer städtischen Be­hörde, als auch die der Stadt Frankfurt zu dieser wichtigen Frage zu präzisiren.

Da sich in der Kalbächergasse das Holzpflaster es war das erste, welches in Frankfurt gelegt worden war bei dem außerordentlich starken, auf ihm ftattfinbenben Verkehr nicht bewährte, so wurde es gestern entfernt und durch Granitpflaste- rung ersetzt.

a» Der Frankfurter Damen-Turnverein wird nach nunmehr beendetem Sommer-Kursus zum ersten Male, ähnlich unseren Turnvereinen, ein A b i n r n e n veranstalten, welches auf Donnerstag den 15. October, Abends 654 Uhr, im Vereinshause, Oederweg 37, anberaumt ist. Zutritt haben Eltern und befreundete Damen der Mitglieder, sowie besonders geladene Gäste.

ß Der Neubau desKönig von E n g l a n d" in der Fahr- gaffe wurde am 26. September im Rohbau fertiggestellt. Mit dem Bau der Fundamente war am 9. März ds. Js. begonnen worden. Der gediegen ausgesührte Bau, der nach ber Fahrgasse eine Front von 15 und nach ber Battonstraße von 26 Meter hat und 5 Stock­werke hoch ist, ist demnach in kaum mehr als 6 Monaten hergestellt worden. Die Bauleitung lag in den Händen bei Herrn Val. Flick.

k'. 8. Herr Karl Meyber, Dirigent bes Berliner Concert- hans-Orchesters und Leiter der Kreuznacher Kurkapelle, hat seit einigen Tagen auch in Frankfurt ein Unternehmen ins Leben ge­rufen, das den Musikfreunden den Genuß von Unterhaltungs- und Symphonie-Konzerten bei relativ mäßigen Eintrittspreisen ver­schaffen soll. Die Aufführungen finden täglich in dem hierzu eigen 3 neu eingerichteten großen Restaurationssaal ber neuen Börse durch eine aus 50 Musikern bestehendes Orchester statt, dessen Stamm die als recht tüchtig bekannte Kreuznacher Kurkapelle bildet. Wir hatten Gelegenheit, dem gestrigenBeethoven-Abend" beizuwohnen und find in der Lage, uns über die Leistungsfähigkeit des von Herrn Iwan Schulz geleiteten Orchesters in recht günsti­gem Sinne auszusprechen. Von den verschiedenen symphonischen Nummern des Programms hörten wir die erste und zweite Leonoren- Overiure sowie die siebente Symphonie in A-dur Wenn in der ersten Abtheilung die Reinheit der Stimmung zu wünschen übrig

ließ, so war von diesem Mangel bei der Symphonie weniger zu spüren, so daß die Bemühungen deS Orchesters und Dirigenten, eine nützlichst präzise und lebendige Aufführung deS herrlichen Werkes zu Wege zn bringen, von dem besten Erfolge gefrönt waren. Leider störte der bonnerartige Schall der Kesselpauke öfter» in em­pfindlicher Weise ; im letzten Satze der Symphonie deckte er gar da» ganze übrige Orchester völlig. Da da» Podium sehr hoch ist und die Pauken an höchster Stelle aufgestellt find, so ist wohl für den Klang derselben ein allzu mächtiger Resonanzboden geschaffen und dürfte sich daher ein Versuch empfehlen, durch entsprechende Unterlage den Schall zu dämpfen. In dem Adagio aus dem Sextett für Streich­quartett und zwei Hörner zeichnete sich der erste Hornist der Kapelle, Herr Köpke, rühmlich aus. Herr Konzertmeister B r u ck spielte die Romanze in F-dur korrekt und mit warmem Ton. Ein zahl­reiches Publikum spendete sämmtlichen Orchester- und Solovor­trägen lebhaften Beifall.

* Im Zoologischen Garten beginnen Sonntag wieder die im vorigen Winter mit so großem Beifall aufgenommenen Abend-Doppel-Eoncerternit ermäßigtem Eintrittspreis für Nicht-Abonnenten. Den Anfang macht diesmal die Musik des Darmstädter Leibdragoner - Regiments unter Leitung des Herrn Musikdirektor S t Ü tz e l in üblicher Abwechselung mit der Garten- kapelle unter Leitung des Herrn Kapellmeister K e i p e r. Der Ein­trittspreis beträgt von 7 Uhr ab 50 Pfg.

* Der Großherzog von Luxemburg hat der Firma Gebrüder Wolff dahier das Prädikat alsHofspediteure" verliehen.

Vom 15. October ab wird die Markthalle um 7 Uhr geöffnet ; der Verkauf beginnt um 7!4 Uhr. Außer Mittwoch und Samstag fchließt der Markt um 4 Uhr.

ß Der gestrige Markt im städtischen Vieh Hof war befahren mit 131 Ochsen, 2 Bullen, 100 Kühen, 433 Kälbern, 83 Hämmeln und 322 Schweinen (21 Ochsen und 23 Kühe waren ans Oesterreich). Die Umsätze erfolgten bei sämmtlichen Viehsorten ohne Preisveränderung. Die ungarischen Kühe wurden unter der Notir- ung verkauft, weil die Thiere von schlechtem Aussehen find; diesel­ben sollen jedoch ein gutes Fleisch liefern.

Sportnachrichten.

* Budapest, 8. Oct. Rennen. Internationaler Preis 7000 fl. dem Sieger, 1000 fl. dem zweiten, 250 fl. dem dritten Pferde. Dist. 2800 Meter. 1) Bar. Sigm. Uechtrih'Achilles II." 2) Bar. Gust. Springer'sDragonier". 3) Gr. B. Zichy'sGarlic". Staatspreis 5000 Frs. Dist. 2800 Meter. 1) Gr. Em. Hunyady's ,W e a t h e r". 2) Theob. v. Jakabffy'sMerryman". 3) Gr. Joh. Sztärah'SMasseur". Staatspreis ber Zweijährigen 50)0 Frs. Dist. 950 Meter. 1) Jul. v. Jankovich'sH i r e s". 2) Gr. Ant. Apponyi'sFeo". 3) Gr Slic. Esterhazy'sCorrecticus". fiere- Peser-Preis. Stceple-Chase-Hanbicav. 3000 fl. dem Sieger, 500 fl. dem zweiten Pferde. Dist. 4000 Meter. Dem zweiten Pferde 500 fl. aus dem Eins, und Reug. 1) I. Schawel'sLady Anne". 2) St. Ldgf. Jos. Fr. Fürstenberg'sAlces". 3) Oberst Bar. Wenz. Kotz'Investment".

Telegraphische Depeschen.

(Nachdruck, telegraphische ober ielephonüche Verbreitung ohne Vereinbarung Untersaat.)

Privat-Drpeschrn derFrankfurter Zeitung.

K München, 9. Oct., 11.1 V. Die Handels­vertrags-Verhandlungen mit Italien haben noch nicht begonnen, da der italienische Delegirte Malvano erst heute aus Rom zurückerwartct wird.

m Wiesbaden, 9. Oct., 12.15 N. Bei der heutigen Stabt- verordnetenwahl der dritten Klasse ist die Wahl der Kan­didaten der Fortschrittspartei gesichert.

o o Karlsruhe, 9. Oct.. 1.25 N. Die Strafkammer verurtheilte den Sozialistenführer Wirth aus Kalnbach wegen Majestätsbeleidigung zu drei Monaten Gefängniß. Aus bester Quelle erfahre ich, daß der Präsident des Verwalt­ungshofes, Seyfried, auf fein Ansuchen in Ruhestand versetzt ist; an Stelle tritt der Geheime Regierungsrath von Stösser, bisher Respicient für Handel und Gewerbe im Ministerium des Innern.

Straßburg, 9. October, 1.30 N. Der Statthalter kehrt morgen 5 Uhr Abends von seinem Sommerurlaub zurück und wird am Bahnhöfe von den in Straßburg wohnenden Mitgliedern des Landesausschusse» empfangen, welche ihm für die Aufhebung des Paßzwanges danken werden.

L Ber«, 9. Oct., 1.10 N. Das Budget der A l koh olVer­waltung pro 1892 erzeigt einen muthmaßlichen Einnahmen- Ueberschuß der Betriebsrechnung von 5,630,000 Fr.

P Paris, 9. Oct., 12.10 N. Die republikanische Presse beurtheilt Freycinet's Rede (Siehe unten die Wolff'schen Depeschen aus Marseille. Red.) günstig; nament­lich macht die Erklärung, man werde durch die neu zur Re­publik Bekehrten den Bund der republikanischen Partei nicht zerbrechen lassen, einen trefflichen Eindruck. Einige Blätter besprechen die gestern sehr spät mitgetheilte Rede noch nicht; insbesondere schweigenEstafette",Paix",Republique frarMise". Die konservativen Organe bestreiten, daß die Republik eine weise Politik verfolge, darum gehöre ihr auch nicht die Zukunft. Der Umstand, daß Freycinet nur einige seiner Kollegen in seiner Rede erwähnt hat und insbesondere nicht den Marineminister, wird von einigen als Anzeichen einer Mißhelligkeit im Kabinet ausgelegt.

P Paris, 9. Oct., 1 N. Der Bürgermeister Buls von Brüsiel, der nach Freycinet in Marseille sprach, erklärte, Belgien werde stets ein Freund Frankreichs sein. Der König von Belgien habe ihn ausdrücklich beauftragt, dies zu erklären. Die Rede machte lebhaften Eindruck und wird in der Preffe eifrig erörtert.

G Brüssel, 9. Oct., 10.38 V. Wie dieGazette" wissen will, seien die Handelsvertrags-Ver­handlungen zwischen Belgien und Deutschland weit vorgeschritten. Trotz noch vorhandener Schwierigkeiten sei das Zustandekommen des Vertrages sicher, dessen Unterzeich­nung wahrscheinlich im nächsten Monat stattfinden werde. Der projeltirte Vertrag enthalte wesentliche Vergünstigungen gegenüber dem deutschen autonomen Zolltarif von 1879, an dessen Stelle er treten soll.

J London, 9. Oct., 9 V. DerTimes" wirb aus Alexan- br i e n vom 8. b. M. gemelbet, boß infolge vereinzelter Chole­rafälle zu Medina unb Confobah die Quarantäne auf die Ankünfte von Hedjaz an der Küste zwischen Jemboh und Consodah wieder eingeführt worden ist.

2 Belgrad, 9. Oct., 10.30 V. Die Aufnahme der zwei Millionen A n l e i h e bei der Kommerzbank in Peters­burg seitens des E x k ö n i g s M i l a n ruft in fast der ge- sammten Presse staatsrechtliche Bedenken hervor, weil die zur Sicherstellung hergegebenen Besitzungen, darunter die könig­lichen Schlösserin Nisch und Kragujevatz nicht Privateigenthum des Exkönigs, sondern Krongüter sind. Die Regierung, meint man, Hütte einen derartigen Akt verhindern müssen.

Z Belgrad, 9. October, 11.05 V. Entgegen ander­weitigen Versicherungen bin ich in der Lage, zu erklären, daß das Berliner Kabinet in der Beantwortung der serbischen Note den Standpunkt der serbischen Regierung acceptirt hat, wonach die Verhandlungen über einen Han­delsvertrag mit Deutschland getrennt von denen mit Oesterreich und vorläufig überhaupt aufgeschoben werden sollen.

Dolff's telegraphisches Correfpoudens-Kurrau.

Florenz, 9. Ocwber. Der gäodetische Kongreß wählte endgiltig F a y a zum Präsidenten, Ferrero zum Vice­präsidenten.

Marseille, 9. Oct. Bei dem von der Munizipalität den Ministern gegebenen Banket sagte Freycinet, die Republik ruhe nunmehr aus unerschütterlichen Grundlagen und sei durch die Armee, die Weisheit und die Diplomatie wieder ein Fattor des europäischen Gleichgewichts. Es gelte jetzt, die gewonnene Lage nach außm zu konjolidiren, und im Innern an die Lösung der sozialen Probleme heranzutrrten. Die Besserung der Lage der unteren Klassen müsse die Republik beherrschen. Die Regier-

mtg arbeite daran unablässig. Der Minister wies dann auf d tz spontane Bewegung hin, welche alle Franzosen ergriffen habe un und zur Republik hinziehe. Die neu Hinzutretenden seien will­kommen ; sie dürsten sich aber nicht wundern, wenn die Regier­ung fortfahre, die Freihett und die Reformen zu vertheidigen, wofür sie gekämpft habe.

Marseille, 9. October. Gestern Nachmittag sanken hier wiederholt feindselige Demonstrationen gegen die Mi­nister statt, als dieselben die Präfektur verließen. Nachts nach dem Banket wurden dieselben von einer großen Volksmenge mit Pfeifen verfolgt. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenom­men. Wie es heißt, sind die Marseiller darüber ausgebracht, daß die Regierung keinen Staatsbeitrag für die Assanirungsarbeite« beantragte.

London, 9. Oct. Nach einem Telegramm derTimes" cmS Singapore hat zufolge Nachrichten aus Amoy vom 27. September in einem Orte vierzig Meilen von Amoy ein Auf­stand der chinesischen Bevölkerung stattgefunden, welche durch fiskalische Mißbräuche bei der Salzlieferung gereizt worden war. Es wurden mehrere Mandarine getobtes, doch wurde dann der Aufstand durch eine tausend Mann starke Trup- penabtheilung ans Amoy unterdrückt.

Buenos Aires, 8. Oct. Die Senatskommission zur Prüfung der Vorlage, betreffend die Einführung des Zwangs­kurses für Papiergeld, beantragt in ihrem Bericht die Ablehn­ung der Vorlage.

Das Begräbnitz des Königs Karl von Württemberg.

(Privattelegramm derFrankfurter Zeitung".) 8 Stuttgart, 9. Oct., 1 N.

Brachte der gestrige Tag, an dem der Sarkophag deS verstorbenen Königs im Marmorsaale des Residenzschlosses ausgestellt war, ein außerordentlich reges Leben und Treiben, so scheint dieses heute noch gewachsen zu sein. Nicht nur ganz Stuttgart ist seit frühen Morgenstunden auf den Beinen, auch aus der Umgegend sind Tausende eingetroffen, um dem Hingeschiedenen König die letzte Ehre zu erweisen. Einer Aufforderung des Oberbürgermeisters entsprechend habm sämmtliche Läden geschlossen, nur die Trauerdekorationen m den Schaufenstern sind sichtbar. Kein Haus am Schloßplatz, in der Königstraße und in den angrenzenden Straßen, daS nicht durch sein Aeußeres der Landestrauer angemessenen Ausdruck verliehe. Einzelne Arrangements sielen gestern schon durch ihre Großartigkeit auf, so das Konfektionsgeschäft Hirschberg auf der Königstraße, vor Allem aber die in gleicher Lage gelegene bekannte Möbelfabrik von Schöttle. Der An­sichtssaal ist in einen prächtigen Trauertempel verwandelt worden; die Wände sind schwarz ausgeschlagen und mit silbernen Borden verziert; herrliche Palmen und sonstige Gewächse schmücken das ganze Innere. Auf hohem, mit Kränzen und Flor dekorirtem Postamente im mittlern Hinter­gründe des Saales steht die Büste des Königs von Prof. Federlein, die beste und lebenswahrste, die vorhanden ist; links davon eine trauernde weibliche Figur von Prof. Bach. Vor den König ist eine riesige aus Lorbeerkränzen hergestellte Krone placirt. Elettrischcs Licht erhellt mit magischem Scheine das Ganze, das von großartig künstlerischem Eindrücke ist.

Die Begräbnißfeier des Königs ist von dem herrlichsten Herbstwetter begleitet. Stuttgart liegt im Prächtigsten Sonnenglanze, der mit dem düstern Trauerschmuck seltsam kontrastirt. Von allen Thürmen hallte Glockengeläute über die ernst bewegte Menge. Vor dem Residenzschlosse fand die »Auffahrt zahlloser Equipagen statt mit Fürstlichkeiten, Diplo­maten, Militärs, Beamten und geladenen Gästen in glänzen­den Uniformen aller Herren -der. Der Schloßplatz und die angrenzenden Straßen, die der Trauerzug berührt, waren von Militär und Schutzleuten in Gala, die Spalier bilden, abgesperrt.

Tausende und Abertausende harrten stundenlang vor dem Residenzschloffe, um den Leichenzug zu sehen, eine Vergünsti­gung, die wegen des gewaltigen Gedränges freilich acht Allen zu Theil wurde. Der Weg, den der Zug zurückzulegen hatte, ist außerordentlich kurz; er geht nur vom Marmorsaal des Residenzschlosses um den Schloßplatz herum bis zum alten Schlosse. Um acht Uhr bezog eine Kompagnie deS Grenadierregiments König Karl die Ehrenwache vor dem Haupteingangc des Residenzschlosses. Der Trauergottesdienst vor dem Katafalk im Marmorsaale begann in Anwesenheit des Königs, des Kaisers und des Prinzen Wilhelm, der kö­niglichen Familie, der auswärtigen Fürstlichkeiten, des Hof­staates, des diplomatischen Korps, der Minister, des ständi­schen Ausschusses, der Generale. Unter dem feierlichen Ge­läute aller Glocken setzte sich gegen elf Uhr der Zug in Bewe­gung ; voran eine Eskadron der 19er Ulanen mit Musik, Hofbeamte,Offiziere mit denOrden desKönigs.dann derLeichen- wagen, vonOPferdeu gezogen und vonHofchargen nndOffizierea begleitet. Unmittelbar hinter dem Sarge schritt die Hof­geistlichkeit, dann die Leidtragenden: König Wilhelm, ihm zur Rechten Kaiser Wilhelm, zur Linken Großfürst Michael. Ihnen folgten: Erzherzog Friedrich, Großherzog von Baden, Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Ludwig von Bayem, Erbgroßherzog von Baden, bann die Württembergischen Prinzen, die sonstigen Fürstlichkeiten und dann in langem Zuge die offiziellen diplomatischen, geistlichen, militärischen, staatlichen und städtischen Theilnehmer, die Hofbeamten rc. Der Leichenzug vollendete den Weg von dem Residenzschloß um den Schloßplatz nach der Gruftkapelle trotz dem riesigen An­drange in größter Präzision. Die Musik spielte Chopin- Trauermarsch. Der Sarg, schwarz ausgeschlagen, mit sil­berner Schärpe überdeckt, ruhte unter einem schwarzenBaldachm mit Krone. Vor der Kapelle erwarteten die Königin Charlotte und die Prinzessinnen des Hauses den Zug. Nach Orgelspiel und Gesang hielt der Oberhofprediger Schmid die Trauerrede über Zephania 3, Vers 17:Der Herr ist ein Gott, ein starker Gott." Die Versammlung war sichtlich bewegt und erschüttert. Der König weinte, desgleichen die Königin Charlotte. Halb 12 Uhr wurde unter Artilleriesalven und dem Gesänge des ChoralsEs ist vollbracht" der Sarg versenkt. Der Kaiser drückte dem König die Hand. Alle Herren gingen an die Gruft zur Einsegnung. Mit eine« abermaligen Gesänge und einem Gebete des Oberhofpredi­gers endete die feierliche Handlung, während deren feie Menge in dichten Massen den Schloßplatz und alle auf ihn eimuünbniben Straßen besetzt hielt.

Königin Olga, die leidend ist, war der Begräbnißfeier ferngeblieben.

Nach oet Rückkehr der Herrschaften in das Residenzschlost sand ein Dejeuner statt. Um 5 Uhr folgt ein großes Dimr.

Briefkasten.

S. fi. W. Nein, bet Wirth ist dazu nicht verpflichtet; felbfhww stündlich bars bie Verweigerung beä Geforderten nicht in beleidigen­der Form geschehen. .

Wetterberichte der Frankfurter Zeitung.

Prognose für Frankfurt, desgl. für Mittel» Wt>

Süddeutschland für den 10. October.

(Nachdruck verboten.)

Ein mäßige» sekundäres Maximum de» ßuftbruÄ liegt kN Böhmen und sendet nach Südwestdentschland leichte nordöstlich» Winde. Ein Minimum nordwestlich von Schottland wird voran»» sichtlich nach Nordosten wandern, wodurch für morgen schwache ä> liche Winde mit wesentlich heiterem Himmel |» erwarten sei« UW» den. Regen unwahrscheinlich. Temperatur normal.