Ein Viertels, in Frankfurt u. Mainz bei d. Exp. X 7.50
Gr. Eschenheimers tr. 87., Mains: Schillerplatz 3. I Berlin: Leipzigerstr. 181*
(Neue Frankfurter Zeitung.)
Wegrürrdet von Leopold Sonnernnnn.
T
• )
>tS
äugen.
irünbung.
«1900
450
7225
16300
1420
2600
925
900
12600
8950
7275
16100
1395
2500
900
12450
Nutzer etwa 300 Handwerksmeistern beteiligte sich scheinlich kein anderer Mittelstandsvertreter an der Grr —Aus den vielen übrigen Resolutionen sei erwähnt, datz die Versammlung für eine reichsgesetzliche Invaliden' Versicherung selbständiger Handwerker sich aussprach. Zur Arbeitslosenversicherung wurde folgend» Resolution gefaxt :
Sudan auf einem Kriegszuge den Heldentod fand), hervorragender Jurist, der auch im Auftrage d,.^
sich republikanisch gebärdeten und die Regierung in der strengen Einhaltung des Konkordats zu unterstützen schienen, bildete einen bedeutsamen Faktor in dem Spiele der ; Regierung. Im Gegenteil, solange sie sich dem Papst •rtitgegenftettten und die Partei der Regierung ergriffen, wirkten sie "eher zersetzend auf die republikanische Majorität. Der rechte Flügel, der nicht recht mitgehen wollte, wenn mM zu scharfe Maßregeln gegen die Kirche Vorschlag, wies stets auf diese beiden Bischöfe hin, als Beweis dafür, daß Roms Allmacht Grenzen findet, daß man mit dem Konkordat in seiner jetzigen Form vielleicht einen starken Anhang unterm französischen Episkopat finden könnte. Diesen Wahn haben nun die beiden Herren gründlich zerstört. Und Herr Geay, der am längsten zögerte und in aller Heimlichkeit obreiste, hat die Politik des Ministeriums CombeS noch mehr gefestigt, als Herr Le Horde;, der seine Abreise sofort angezeigt hatte. Der Bischof Geay hat bewiesen, daß die Kurie unser dem Vorwande der geistlichen Aussicht das Konkordat stets aufs neue durchbricht. Denn daß Geay nicht ganz aus eigenem Antriebe. sondern auf heimliches Zureden von Rom aus seine frühere korrekte Haltung aufgegeben hat, steht außer allem Zweifel. Die republikanische Presse zieht auch den einzig richtigen Schluß ans dem Zwischenfall: die Kirche wird immer Wege finden, durch die Maschen des Konkordats durchzuschlüpfen und darum ist fein Konkordat besser als ein Vertrag, der einseitig aufgefaßt wird. Darum haben die radikalen Forderungen einer vollständigen Trennung von Kirche und Staat durch die Romreife des Bischofs Geay eine sehr stichhaltige neue Begründung erfahren und der Triumph der Klerikalen über die Rückkehr des reuigen Schäfleins in den Schoß der Kirche wird
mit einer Festigung der antiklerikalen Politik in der Parlament torischen Majorität teuer genug erkauft.
2100 350
Aus den Schweizer Erinnerungen von Moritz Lazarus.
Die zum Innung?- und Handwerkertag versammelten deutschen Handwerker sind von der Notwendigkeit einer ausreichenden Fürsorge für die Arbeiter durchdrungen. Die Anwesenden sind jedoch der übereinstimmenden Ansicht, daß das deutsche Gewerbe bereits so große Opfer für das Wohl seiner Arbeiter bringt, daß es an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen ist, und gegen weitere ihm zu- gemutete Opfer im Interesse seiner Selbsterhaltung und Konkurrenzfähigkeit auf das Allerentschiedenste Stellung nehmen muß. Sollte die Königliche Staatsregierung trotz einer Arbeitslosen-Bersicherung entgegenstehenden gewich-
Rur politisch aktive Männer der Regierung nahmen an demselben Teil. Gelegentlich wurde zwar auch über Literatur, Wissenschaft und Kunst das Neueste und Wichtigste besprochen, wesentlich aber wurde hier die Politik der vergangenen Woche revidiert und die der kommenden geplant. Da ich der einzige von den aus- und inländischen Professoren war, der dem Regierungskaffee eiuverleibt wurde, fehlte es nicht an kleinen Sticheleien, wenn ich, au? dem .Regierungskaffee" kommend, das ebenfalls am Samstag zusammentreffende „Professorin m" besuchte: eine Vereinigung der Kollegen, in der ich dann weidlich geneckt wurde, ob ich denn noch Zeit für sie übrig hätte? Oder wenn eine inner-politische Frage entstand, dann hieß es: ,Na, der Lazarus wird'« ja wohl wissen, er ist ja ein E in g e. weihter..Und so fort. Ich muß aber mit aufrichtiger Freude gestehen, daß die dem Berliner Professor gewordene Auszeichnung ihm hr echt freundschaftlicher Gesinnung allseitig gegönnt wurde. Uebrigens neckte auch Schenk mich gern. Dieser treffliche Mann stellte sich völlig brüderlich zu mir und blieb mir auch über die Berner Zeit hinaus treu und hingegeben. Zur Erinnerung an die jugendlichen theologischen Studien, die uns beiden gemeinsam waren, hatte ich ihm — nach Jahrzehnten der Trennung — meinen .Jeremias" geschickt. Seine köstliche Antwort hier wiederzugeben, verbietet sich von selbst."
Lazarus kamen die Tränen, wenn er den Namen Schenk hörte, denn der in kraftvoller Gesundheit und vollster Rüstigkeit stehende Mann fiel einem jähen Tode anheim. In der Morgen- stunde des 8. Juli 1895 wurde Schenk, gerade als er einem Bettler ein Almosen reichen wollte und deshalb nicht ausblickte, von einem Wagen überfahren und derart verletzt, daß er nach zehn Tagen voller Dual den Geist aufgab. Erschütternd war die Trauer um den Mann, einen der liebenswertesten Menschen und der besten Republikaner, welche die Welt gesehen! Wie allgemein die Teilnahme war, ersieht man auch daraus, daß der Flügeladjutamit des deutschen Kaisers, Oberstleutnant v. Seckendorfs, einen Kranz des Kaiserpaares überbrachte. Der Kaiser kannte den Dahingeschiedenen von Luzern her, wo der Republikaner die Kaiserin zum Bankett geführt hatte. Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria wußten es zu schätzen, daß er es verstand, durch den Takt eines großen und guten Herzens das Paar angemessen zu bewillkommnen, ohne doch der eigenen Würde als Haupt der Republik etwas zu vergeben.
.Meine Vorlesungen", erzählte Lazarus weiter, .wurden nicht nur von den eigentlichen Studenten, sondern auch von Mitgliedern der Behörden,Regierungsleuten und GesandtschastS- angehörigen besucht. Außer dem mir genauer befreundeten damaligen württembergischen Gesandten Freiherrn ».Spitzem- 6 er g, kamen auch ein Baron v. Grabenegg, Graf Budberg, etliche russische und italienische Attaches — wer kann die Namen alle behalten ? Da ich u. a. auch Rechts- und Staats» wissenschaftliches, Moralstatistik u. s. w. vortrug, erklärte sich
Mitgeteilt von Nahiva Ruth Lazarus (Meran).
.Ich bin nie Privatdozent gewesen. Auf meine Schriften hin, die ein Kreis von Professoren und Regierungsleuten in Bern gelesen, wurde ich dorthin berufen. Ich kannte niemand als den Professor Ribbeck, den ich auch nur einmal in meinem Leben eine halbe Stunde lang gesehen hatte. Professor Hildebrandt, der bekannte Nationalökonom, Vater des talentvollen in Rom lebenden Bildhauers, besuchte mich Ostern 1859 in Berlin und noch einer halbstündigen Unterhaltung teilte er mir vertraulich mit, daß er beauftragt sei — er war damals rector naagnificus — mich persönlich kennenzulernen und mir bann eine Professur anzubieten. Nachdem ich auf einer Sommerreise desselben Jahres speziell das Universitätsleben in Bern kennengelernt hatte, nahm ich an.
Nur mit tiefer Dankbarkeit gedenke ich der dortigen Männer und Verhältnisse. Ich trat gleich zu den Besten in nahe Berührung. Aus der bunten Reihe mögen nur wenige Namen und Tatsachen erwähnt werden, wie sie mir gerade einfallen. Dor allem Schenk, der Bundespräsident. Er war über dreißig Jahre lang Mitglied des Bundesrates und in demselben sechsmal Präsident der Republik gewesen, nachdem er vorher an zehn Jahren der Berner Kantonregierung angehört hatte. Vor feinem Eintritt in die politische Laufbahn war er zehn Jahre lang erst Feldprediger, dann Pfarrer gewesen. Gerade in dieser Eigenschaft kämpfte er gegen die Uebermacht des Klerus. Die Abneigung gegen ein klerikal geartetes Regiment hatte er aus der Zeit des Sonderbundkrieges, in die sein erstes öffentliches Auftreten fiel, in sein späteres Wirken übertragen und sich besonders als ein wackerer Kämpe bewiesen, als die klerikale .Kantönli- wirtschaft" gegen die Eidgenossenschaft agitierte. Auch auf anderen Gebieten, besonders in der schweizerischen Administration kämpfte und arbeitete er in echter idealer Gesinnung und Unermüdlichkeit für durchgreifende Reformen. Um die Wende der 60et Jahre stand Schenk an der Spitze der Bernischen Regierung, die mich berief. Der erste Anlaß war, wie gesagt, die Lektüre meiner Schriften und zwar im .Lesekränzchen". Schenk, der eifrigste Förderer desselben, trat sofort mit mir in engere Beziehung. Die Blüte meines geselligen Verkehrs mit ihm und feinen politischen Genossen bestand aber hauptsächlich darin, daß ich in dem kleinen, auserwählten Zirkel ausgenommen wurde, I der sich jeden Samstag Nachmittag unter dem Namm des Regiernn gskaff eeS Reib nm versammelte.
Deutscher Juuungs- und Handwerkertag tu.
-t Magdeburg, 30. Aug.
Verhältnis des beliebten Lehrers zu seinen Studenten zu reden sein. Nur noch eine mündliche Mitteilung:
.Es wurde jede schablonenhafte Pedanterie vermieden. So wie ich selbst häufig in die Sitzungen der eidgenössischen Räte oder des Berner Großrates ging, wenn irgend hervorragende Gegenstände auf der Tagesordnung standen, so kam es vor, daß ich meinen Studenten sagte: .Wir können heute im Nationalrat mehr lernen, als das Katheder Ihnen bieten sann". Und so zog ich mit ihnen aus dem Auditorium auf die Tribüne des National- und Ständerates. Politisch strebsam waren ja die Berner Studenten auf beiden Seiten sehr; man mußte sie mehr zügeln als treiben. Den Einfluß, um nicht zu sagen die Autorität. sie zu zügeln, gewann ich durch jene gemeinsame Teilnahme an der Politik, wo ernsthafte politische Fragen das Volk erregten. Unvergeßlich sind mit au8 einer solchen mit meinen Studenten besuchten Sitzung des Nationalrates die Reden Stämpflis und Dub, als Napoleon den Versuch machte, Chabley und Faucigny zu annektieren, lieber Dnbs nur so viel: Er war Bundesrat ans Zürich und mir von meiner Antrittsvorlesung her ungemein zugetan. Der hochgebildete und zugleich sanftmütige Mann war das absolute Gegenteil von Stämpfli, dem größten Staatsmann, dm wohl die Schweiz in diesem Jahrhundert gehabt hat. Dnbs, eine gelehrte, feine Natur, für friedliche Verwaltung ausgezeichnet, aber zu weich für jegliche Art von Kampf. Stämpfli dagegen — auch äußerlich von dem langen, schlanken, vornehmen Kollegen merklich unterschieden: et war von kurzer gedrungener kräftiger Gestalt — immer schlagfertig, voll Wagemut »yS Kampfesfreude!' ji%
.Zu einem liebsten Schweizer Kollegen gehört Walter M,W
unsere übr. Agenturen u. die Annoncen-Bureaux. ,
Verlag u. Druck d. Frank- fbrterSocietäts-Druckerel (Gesellschaft m. b. H.)
das Interesse der jungen Diplomaten und angehenden oder gewesenen Staatsmänner von selbst; auch die aus bloßer Neugier gekommen sein mochten, kehrten immer wieder, sodaß oft der Raum nicht ausreichte. Mein Verhältnis zur eigentlichen studierenden Jugend aber darf ich als ein nahezu ideales bezeichnen. Meine Jungens liebten mich und mein Gefühl für sie wat völlig väterlich, trotz meiner verhältnismäßig eigenen Jugendlichkeit, die aber gerade auf sie sympathisch wirken mochte. Jedenfalls erkannten fit alle meinen Eifer, ihnen die Wissenschaft nicht bloß theoretisch vorzutragen, sondern innerlich sie ihnen so fruchtbar und erleuchtend als möglich zu machen. (Es gab zwei bis drei Semester, in denen alle Berner Studenten meine Zuhörer, gegenwärtige oder frühere gewesen sind.) Deshalb beschränkte ich mich nicht darauf, sie aus meiner Erfahrung und meinem Wissens- und Denkvorrat zu belehren, sondern ich veranlaßte sie, ihre Meinungen und ihre Mitteilungen auszusprechen und daran ein regelrechtes Disputatorium zu entwickeln. Das geschah auf die angenehmste ungezwungenste Weise. Bei gutem Wetter allwöchentlich etwa einmal zog ich mit meiner jungen Schar hinaus — unterwegs schloffen sich die Verspäteten an und mancher kam auch später nach — zur .Enge". Dort unter freiem Himmel und schönen uralten Bäumen, hoch über der Aar, oft angesichts eines uns mächtig ergreifenden Alpenglühens, saßen wir an ländlichen und länglichen Holztischen. auf richtigen Bauernbänken, deren Härte wir nicht spürten. Hier entwickelte sich bald ein so eifriges und freies Disputatorium, daß ich oft wacker mich zusammennehmen mußte, um dm stürmisch en Attacken der alles wissenwollenden und alles aufklärenden Jugend Stand zu halten. Für gewöhnlich ließ ich sie erst gehörig untereinander debattieren, um sie dann sachte und sicher aus ihrer Ungebundenheit zwischen die Grenzpfähle einer strengeren Wiffenschaft zurückzuführen. Die Intimität schadete der Autorität nicht und förderteZutraum und Zuneigung.
Charakteristisch dafür ist folgende Episode. Es war unter den Schülern bekanntgeworden, daß ich keine paffende Wohnung finden konnte. Drei Semester mußte ich im .Berner Hof" wohnen. Als ich nun im Sommer 1862 in den großen Ferien fern war, wurde eine äußerst passende dicht an die Münster- terrasse grenzende herrliche Wohnung frei. Man wußte, daß diese sehr umworben sei — um nun keine Zeit mit brieflichen Anfragen zu verlieren, begab sich ohne weitere? eine Deputation von Studenten zu dem Patrizischen Hausbesitzer, Herrn von Mur alt, mit der dringenden Bitte, die Wohnung mir zu überlassen, mit der ausdrücklichen Motivierung, damit ich .desto mehr an Bem gefesselt sei." Muralt sagte zu, die .Studenten" telegraphierten mir nach dem Rigi — ich kam, besichtigte die Wohnung, fand sie über alle Erwartung günstig und nahm sie, um in ihr bis zu meinem Weggang froh und dankbar zu verbleiben."
Bei anderer Gelegenheit wird noch nyhr über beß anmutende
heimisches oder schweizerisches Gesetzbuch entwarf^-- Idealist, religiös gestimmt, aber durchaus frei^Yrä zu den bedeutendsten Förderern der altkatholifib^ der Schweiz. Leider ist auch dieser ausgezH'A?„ vielseitigen Tätigkeit allzu stütz entrissen tnflhAnab .Burgern" der Stadt Bem traten mir^’.....
der Staatsprokurator Herrina ••••••••! Heidelberger Ttzibaut, und Karl f'jj®,,“"" muß ich einen Augenblick verweilen. *.......
Nicht zum eigentlichen Patriziat ge^"^"" einer der ältesten regierungsfähigen Sorget Zug- stand Karl Manuel in großem Ansehe^^ hat sich ebenfalls bei der Begründung The* Lohst
Gerichtszeitung.
E Hamburg, 29. Aug. Dor mehreren Jahren wurde hier» selbst der Heizer Schröder wegen Ermordung feiner Ehefrau vom Schwurgericht zum Tode verurteilt, aber vom Senat yt lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt. Verschiedene Anträge auf Wiederaufnahme des Verfahrens wurden abgelehnt. Nmw mehr hat das hanseatische Oberlandesgericht das Wiederaufnahmeverfahren angeordnet, da Anzeichen Vorhand« find, daß nach dem allgemeinen psychischen unb körperlichen Zustande des Täters vielleicht nur ein Totschlag und kein Mord vorliegt.
Schweiz hervorgetan, der auch al? V v. Manuel. Brunnader heißt das S' Constantin der prachtvoll gegen Süden auf der Muri-Ace, g. Von Kaliwerten essant ist das gleich an der Straße gelegt8*'“’ xlemUoh fe*
das Ziel hinausschießt, ihrer Natur nach die Möglichkeit aus, die Tätigkeit der Kartelle mit solcher Elastizität und Bewegungsfrecheit den jeweiligen national- und privat- wirtschaftlichen Verhältnissen und Bedürfnissen anzupaffen, wie dies nach den Erfahrungen bei dem Kalisyndikat durch Beteiligung des Staates an demselben geschehen kann. Daß aber, wenn die Klinke der Gesetzgebung in der Richtung einer starken populären Strömung ergriffen wird, die Gefahr einer Uebertreibung des gesetzgeberischen Eingriffs nicht ausgeschloffen ist, stellen die Vorgänge bei Beratung des Börsengesetzes außer Zweifel. Das Schicksal der Börse dient also auch den kartellierten Industrien zur Warnung. In deren Interesse liegt eS vor allem, daß durch die wirksame Beteiligung des Staates an dem Kohlensyndikat ein Sicherheitsventil gegen die Dränger nach einem Syndikatsgesetz geschaffen wird. Daß, wenn dem Staate xn solches dauernd versagt würde, kaum eine andere Wahl bliebe, als der Weg der Gesetzgebung, bedarf der näheren Darlegung nicht, obschon in dem speziellen Falle des Ankaufs der Hibernia das Schwergewicht eines so großen, in den Händen des Staates befindlichen Aktienbesitzes auf die Dauer dazu führen muß, das erstrebte Ziel doch zu erreichen. Beklagenswert im Interesse unserer bergbaulichen Industrie bleibt es auch noch, datz die jetzigen Vorgänge nicht ohne Einfluß auf die schließliche Gestaltung der ohnehin kaum länger hinauszuschiebenden Neuregelung des Bergwerkwesens durch ein neues Berggesetz sein werden.
Deutsches Reich.
* Frankfurt, 31. Ang. Erweiterte Schöffengerichte in Borbereitung ?
In der Kommission für die Umgestaltung des Strafprozesses ist bekanntlich auch wieder die Frage lebhaft verhandelt worden, ob in Zukunft in größerem Umfange als bisher Nichtjuristen, sogenannte Laien, an der Rechtsprechung in Straffachen würden leilnehmen können, insbesondere durch Einrichtung großer Schöffengerichte mit erhöhter Zuständigkeit gegenüber den jetzigen Schöffengerichten. Zur Erörterung gelangte dabei die naheliegende Vorfrage, ob es denn überhaupt dazu nicht an geeigneten Personen au8 dem Volke fehlen werde, sodaß sich der Gedanke vermehrter Heranziehung solcher Männer zu den Strafgerichten aus Mangel an Kräften von vornherein verböte.
Man war darüber tm Ausschuß geteilter Meinung, jedenfalls aber ■ nicht zuverlässig unterrichtet. Im bejahenden, also der Umgestaltung günstigen Sinne vermochte sich das Mitglied der Kommission auS dem Großherzogtum Hessen zu erklären; denn an der Hand einer genauen Ausstellung über die «Zahl der für 1903 und 1904 in den Urlisten eingetragenen Personen, der daraus gewählten Hauptschöffen und HilfSschöffm. sowie der zum Geschworenendienste vorgeschlagenen Personen gelang der Nachw'eis. daß wenigstens in Hessen die Besetzung groWr Schöffengerichte mit geeigneten Männern ans der Bevölkerung keine Schwierigkeiten bieten würde. Und zwar auch bann nicht, wenn man davon ausgehe, vom Bestände der Urlisten einen gewissen mäßigen Teil als trotzdem tatsächlich nicht zum Schöffenoder Geschworenenamte geeignet au zusehen und auszuicheiden.
Dergleichen aus den verschiedensten Gründen dauernder ober auch nur vorübergehender Natur zum Schöffen oder Geschworenendienste Ungeeignete werden sich ja in allen Urlisten und in jedem Geschäftsjahre finden. Aber von Wichtigkeit erscheint insonderheit die Feststellung, in welchem Verhältnis bewegt sich die Gesamtzahl der in Urliften nachgewiesenen zur Zahl der ausgewählten Schöffen (Haupt- unb Hilfsschöffin)- einerseits und der daraus vorgeschlagenen Geschworenen andererseits.
Ueberfleigt nun der jetzt zur Verfügung stehende Bestand, den die Urliften. Schöffenlisten unb Geschworenenlisten (im weiteren Sinnet answeiscn, in bet Tat den gegenwärtigen Bedarf der Schöffengerichte und Schwurgerichte und inwiefern ist dies,
* Darmstadt, Ende August. Es ist begründete Aussicht 6oe»; Handen, daß Eingaben, die Eltern zum Zweck der Ausnahme ihrer Töchter in Klaffen hiesiger höherer Lehranstalten für Knaben machen wollen, Berücksichtigung finden. Sollten' sich genügend gleichaltrige Mädchen finden, so ist ein gemeinsamer Vorbereitungskursus nicht ausgeschlossen. Wenn die Mädchen in sehr verschiedenen Klaffen Eintritt wünschen, so werden andere Mittel erwogen werden. Nähere Auskunft erteilt die Parmstädt« Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenverein
* Stettin. 29. Aug. Der die gesamte deutsche chemische Industrie umfassende »Verein zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands E.D." wird am 23. September in Stettin seine diesjährige ordentliche Hauptversammlung abhalten. Der wichtigste Beratungsgegenstand wird die Frage der Organisation der Arbeitgeber der chemischen Industrie zu einem Verbände zum Schutze gegen unberechtigte Anforderungen der Arbeitnehmer fein.
* Genf, 29. Aug. Das Sekretariat der Föderation internationale pour Tobservation de dimanche teilt mit, daß Bel Gelegenheit der Weltausstellung vom 11. bis zum 14. Oktober ein in ternattonalerKongr eß für die Sonntagsruhe in S t. Louis abgehalten werde, wahrscheinlich die größte Kundgebung dieser Art. Herr E. Deluz, 19 Rue de Candollh, Genf, erteilt Aufschlüsse unb nimmt Anmeldungen entgegen.
C Knocke (Belgien), 30. Aug. Wie bereits telegraphisch gemeldet, wurde das von vielen Deutschen besuchte belgische Seebad Knocke heute Morgen durch eine Feuersbrunst erschreckt, die bei grellem Sonnenlicht unb gänzlicher Windstille bis 2 Uhr nachmittags fortwütete. Das Feuer entstand in der Küche des dreistöckigen Doppelhotels hu Phare dadurch, daß eine Köchin Petroleum in den Herd schüttete. Ehe man sichs versah, brannte bei der großen! Trockenheit das ganze Hotel lichterloh, und da der Badeort Knocke unbegreiflicherweise keine Feuerspritze hat», ging alles in den Flammen verloren. Die sehr engen Gänge und Treppen erschwerten zudem das Rettungswerk,' an dem sich die Kurgäste lebhaft beteiligten, wesentlich. Nur mit Mühe konnten die Frauen und Ander, von denen viele große Geldsummen, ihr ganzes Geschmeide und alles» Gepäck in den Flammen verloren, gerettet werden. Dies explodierenden Spirituosen, das Einstürzen der Mauern und der gänzliche Mangel an Rettungswerkzeugen riefen! große Bestürzung hervor und es ist erstaunlich, datz nie* mand in den Flammen umkam. Erst nach einer Stunde rückten die wenig wirksamen Handspritzen von Hehst unb Brügge an. Das große Hotel war mittlerweilen bis auf die GrnndmauMn niedergebrannt, die benachbarten Hotels und Villen waren beschädigt, und da bei den Rettungsarbeiten eine einheitliche Leitung.um so schwerer war, als die Hotelgäste, vlämisch, englisch, deutsch, französisch und- holländisch durcheinander schrien, so wurden die bedrohten Häuser der Nachbarschaft förmlich gestürmt und die Möbel oft von der dritten Etage so unvorsichtig herabgeworfen, datz es wundernimmt, daß kein größeres Unglück vorgekommen.. Jedenfalls wird die belgische Strandverwaltung nun für bie Sicherheit ihrer Badegäste bessere Vorsichtsmaßregeln treffen müssen, als bisher; denn datz in einem Kurorte, too die überfüllten Hotels und Privatpensionen dicht nebeneinander stehen und wo der Seewind jeder Feuersbrunst rasch " größere Verbreitung geben kann, nicht einmal eine Feuerspritze ist, verdient denn doch scharfen Tadel.
v K. Sydney, 25 Juli. Heute Morgen ist an den Folgen eines Gehirnfchlages der Pfarrer der dem Maristenorden gehörigen St. Patrickskirche P. Le Rennetel im Alter von 53 Jahren gestorben. Derselbe war in allen Kreisen sehr beliebt Le Rennetel war in St. Malo geboren. Im Jahre 1870 halte er als jugendlicher Seminarist mit dem jetzigen Bischof von Samoa, Dr. Broyer und dem früheren Provinzial des Ordens in Australien P. Aubry seine Studien unterbrochen und in einem Znaven» regimente die Kämpfe der Loirearmee mitgemacht. Obgleich Franzose bis aufs Mark, hat er es sich doch stets angelegen fein lassen, die nationalen Gegensätze gerade zwischen Deutschen und Franzosen auszugleichen. 20 Jahre hat er an der St. Patrickskirche gewirkt.
zinger (Bruder des berühmten Orientreifenben § 11 ooo Munzinger, der später als Generalgouverneur des Aso 23750 -----...............w- 41900 12150 7275 — 7675 7800
Es Regt im Interesse der Syndikatsleute, wenn sie derartige väterliche Ermahnungen unb Verwarnungen durch Herrtt Möller nicht unterschätzen. Hn den Parlamenten wirb dieselbe Melodie voraussichtlich viel schärfer gepfiffen werden.
Frankreich.
Die Nutzfahrt des Bischofs von Laval.
S Paris, 30. Aug. Der Bischof Geay von Laval hat Reue bekommen und ist nach Rom gegangen, um .sich wehmütig und demütig zu unterwerfen. Mag er schließlich auch hoch erhobenen Hauptes vor dem Papste unb dem Kardi- nalstaatsfikretär seinen anfänglichen Ungehorsam verteidigen, für die französische Regierung ist das eine völlig gleichgültige Nebensache. In dem Augenblick, wo Herr Geay ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Kultusministers, seines konkordatsmäßig bestimmten Vorgesetzten, sich auf Reisen begibt, hat er den Buchstaben unb den Geist des Gesetzes verletzt und ist straf- fällig. Was er auf seinem Ausflüge anfängt ob er nach Rom fährt, oder ins Seebad, geht bie Negierung nichts mehr an. Sie wird ihm selbstverständlich die Büßerfahrt zu den Füßen des Papstes etwas schwerer aufrechnen als eine unschuldige Exkursion zur bloßen Erholung. Sie wird ihm frischweg das Gehalt streichen. Damit ist die Angelegenheit sür bie Regierung aber auch vollkommen erledigt. So wenig wie vor einigen Wochen die Reue des Herrn Le Nordez von Dijon kann jcht der Fußfall des Herrn Geay von Laval etwas an ihrer Politik ändern. Keiner der beiden Bischöfe, die lange genug
tigen Gründen an eine Verwirklichung dieser Versicherung herantreten, so müßten die Kosten dieser Versicherung der Gesamtheit der Staatsbürger und nicht nur den Gewerbetreibenden auferlegt werden.
Dann wird der Befähigungsnachweis für das ganze Handwerk gefordert, die Errichtung von JnnungsMnken- laffen empfohlen usw. Die Tagung ist geschloffen. *
nähme:
1. Der Allgemeine deutsche Innung?- und Handwerkertag begrüßt mit Genugtuung die aus allgemeinen Zusammenschluß des Mittelstandes zu einer Deutschen Mittelstands-Vereinigung gerichteten Bestrebungen und empfiehlt den Deutschen Innungs-Verbänden, überall im Reiche in Verbindung mit den weiteren Angehörigen des Mittelstandes Ortsvereinigungen, wo solche noch nicht bestehen, ins Leben zu rufen, eventuell bestehende Vereinigungen warm zu unterstützen unb diese Vereinigungen der gemeinsam zu gründenden Zentrale zuzuführen. 2. Ferner ermächtigt der Allgemeine deutsche Innung?- und Handwerkertag die unterzeichneten Mitglieder der Kommission zur Gründung einer Mittelstands-Vereinigung unter Hinzuziehung sämtlicher einschlägigen Verbände im Deutschen Reiche unverzüglich alle Vorbereitungen' zu treffen, um eine wirtschaftliche Mittel« ständ-Vereinigung über das ganze Deutsche Reich in bie Wege zu leiten. 3. Spätestens im November b. I. ist ein Verbandstag von ber eingesetzten Kommission einzn- berusen, aus welchem bie gesamten mittelstandlichen Existenzen im Deutschen Reiche zu einer großen Vereinigung zufammengeschlossen werden sollen, die die Forderungen des -gesamten deutschen Mittelstandes nachdrücklichst zur Verwirklichung zu bringen haben.
Deutschland. .. X9.— Oesterreich (Wien auch Ztg.-Bur.Wollzll)Kr.t 2.27 Ungarn.....Kr.12.62
Schweis..... Fr. 13.80 Belgien.....Fr. 13.92
Italien...... Fr. 15.05 Holland .... fl. 720 Bussland.... Rbl.4.53 Im Weltpostverein X18; londonSiegle^OLimeSL; Haris Agence Havas;
Hew-Tork uns. Agentur
Heute erfolgte die mit Emphase angekündigte Gründung b* neuen Mittel st andspartei, allerdings in einer durchaus anderen Gestalt, als nach ben Beschlüssen der Berliner Tagung ber Jmumgsvorstände erwartet .werden mußte. Das Referat zu diesem Punkt bet Tagesordnung gab bet Obermeister bet Berliner Tischler-Innung Rutz a r d t. Er führte zunächst schwere Klage gegen bie Regierung, bie das Handwerk bisher nur durch Versprechungen hingehalten unb es nicht einmal für nötig befunden habe, auf der heutigen Tagung vertreten zu sein (stürmischer Beifall) unb bie alle sozialen Wohltaten in ben letzten Dezennien lediglich ber Sozialdemokratie zugeschoben habe. Aehnliche unb gleiche Vorwürfe seien den Volksvertretern • zu machen. Eine große Schulb treffe das Handwerk jedoch selbst, da es unb die übrigen verschiedenen Kategorien des Mittelstandes (Hausbesitzer, Kaufleute, Beamte usw.) in acht ......hiedene Richtungen zersplittert feien, und Auster, bald dort gesucht werbe. Diese schwer chädigende Zersplitterung aus bet Welt zu schaffen, fei nun )ie Bildung eines großen Mittelstandsbundes das einzige Mittel. Von einer Parteibildung fei nicht bie Rede, dürfe nicht bie Rede fein. Doch bet neue Mittelstandsbund, bereit, jeden bürgerlichen Kandidaten zu unterstützen, sofern dieser tm Reichstag oder Landtag für die Forderungen des Mittelstandsbundes eintreten will, werde eine Macht werden, mit ber alle Parteien zu rechnen haben. (Ein Diskussionsredner, ein Kölner, verstieg sich später zu dem Satze, die Parteiwelt erzittere bereits bei dem Gedanekn an den neuen Bund, auch bie Sozialdemokratie, beten drei Millionen Stimmen zrlk Hälfte nut unzufriedene Mittelstandsstimmen seien.) Als Korreferent sprach Bürgervorsteher K ü stet- Hannover, bei auch Vorsitzender der schon bestehenden mittelständlerischen Vereinigung von Mitteldeutschland ist. Nachdem unter anderen Rednern die Abgeordneten Pauli und Euler die Konservativen unb das Zentrum den Klagen des Handwerks gegenüber in Schutz genommen, im übrigen aber ben Gedanken ber Mittelstandsbundes-Gründung als aussichtsreich begrüßt hatten, sand folgende Resolution einstimmige An-
2150
375 1075 4750
900 470
1300
100 — — 210 430; 450 950 980 1635! 1675
ber Fall? Eine Feststellung nach dieser Richtung hin ist nunmehr für ganz Preußen in bie Wege geleitet, und anscheinend sind die übrigen Bundesstaaten mit gleichen Ermittelungen für ihr Gebiet beschäftigt. Ans die Ergebnisse darf man einigermaßen gespannt fein; schon jetzt besteht darüber kein Zweifel, daß man vielfach auf recht bedeutsame Verschiedenheiten stoßen wird. und daß die gesuchten Verhältniszahlen von Bezirk zu Bezirk oft bedeutend abweichen werben, abhängig vvr allem von der Dichtigkeit der Bevölkerung, ihrer Zusammensetzung, vorwiegenden Berufstätigkeit und Beschäftigung und anderen Umständen welche sich erschöpfend gar nicht aufzählen lassen. Spätestens werden die Verhandlungen der nächsten Tagung des Reichstags unS mit den gewonnenen Nachweisungen bekannt machen, und eben diese Zahlen werden ohne Zweifel bei ber Entscheidung über die teils geplante, teils verlangte Abänderung ber Strafrechtspflege volle Würdigung unb Verwertung finden.
In den ,,Berl. Pol. Nachr." werden Ausführungen übet die einstweilen vereitelte Verstaatlichung ber Hibernia veröffentlicht, die vielfach auf Informationen des Handelsministers zurückgeführt werden. Es wird darin, ähnlich wie wir es getan haben, auf die Möglichkeit eines Kattellgesehes und einer Aenderung des Berggesetzes verwiesen. In ersterer Beziehung wird aus- geführt:
Die Gründe, aus denen die Staatsregierung dem Eintritt in das Kohlenshndikat den Vorzug gibt, sind unschwer zu erkennen. Die Formulierung und der Vollzug eines Syndikatsgesetzes würde die Regierung nicht nur vor eine überaus schwere Aufgabe stellen. Eine Ordnung der । Sache durch Rechtssätze schließt, auch wenn sie nicht über
...... ............. 1 - —:'i~ .» -",......... - - "■ -'V" " 1 — ™
MMMM
. „ ■. „ . ' unü ItanteteMatt
(Frankfurter Handeiszeitung.)
Preis der Anzeigen a
Die Sspaltige Coloneheila oder deren Baum 45 Pfg^ im Abendblatt 60 Pfg^ <S 4-spalt. Rekl.-Zeile X 136