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Dienstag, is. Deremdrr 1905.

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Wegrüttöst »ort Leopol- Korrrrerrrantr.

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VerVandstag der hessischen landwirt­schaftlichen Genosienschasten.

auch den ehrenwerten Stand der Commis bezeichnet. In einer Gesellschaft, der ich in London beiwohnte, erregte ein jun« ger Deutscher durch seine Schilderungen des deutschen Titel- Unfugs homerisches Gelächter, und ich empfand cS mit Zorn und Scham, datz ich ihn nicht Lügen strafen konnte. Seit mehr

.Auf einer Reise in Sizilien starb dieser Tage der Dichter x vnd Kritiker William Sharp, der in den 49 Jahren fei- L.nes Lebens trotz sehr ' " " ---- ~ 1

7 dichten, Herausgeber

Kie Krise inNngam.

h Budapest, 18. Dezbr. 9.5 N. (Priv.-Tel.f Die durch die Intervention des früheren Finanzministers L u f a c S neuer­dings eingeleiteten Kompromißverhandlungen können derzeit als gescheitert betrachtet werden, da der Kaiser (wie gemeldet) vorerst die Abrüstung des Wider­standes der KomitatSmunizipien und Absolutorien an daJ Ka» binett Fejerwarh für dessen bisherige Tätigkeit fordert. Ladis­laus Lukacs hat im Laufe des heutigen TageSn ochmals versucht, Kossuth zu einem Kampromiß zu bewegen. Dieser hat den leitenden Ausschuß der Koalition zu einer Beraatung einbe­rufen; doch wird auch an diesen Versuch wenig Hoffnung ge­knüpft. Der Verlauf der morgigen Sitzung des Abgeordneten- hauses dürfte deffenungeachtct ziemlich ruhig sein. Die Friedensverfuche sollen während der Dauer der folgenden langen ParlamentSpause fortgesetzt werden.

Fr. 1 . Fr. 1 , Fr. 1! , -fl. ! Mjpiländ ....... Rbl. *. ^Weltpostverein . ... M. ... -yflon Siegle. 80 Lime 8L; >eds Agence Havas; rew-Tork unsere Agentur

Vereinigte Staaten.

Die Botschaft veS Präsidenten.

a New Bork, 8. Dezbr. Trotz einer ganz ungewöhnlichen Länge und des Aufwand? von sage und schreibe 30 000 Worten enthält die Botschaft deS Präsidenten so gut wie nichts neues. WaS er insbesondere über die Eisenbahntarif.Gesetzgebung und die Uebertragung des Rechtes, die Tarife zu ändern, an die Interstate Cemmerce Commission sagt, ist im wesentlichen nur eine Wiederholung der Rede, die er jüngst aus feiner Süd- landSreisr über daS Thema hielt. Es bunte in besten schwer sein, ein entsprechendes Gesetz durch den Senat zu bringen. Auch die Gedanken, die Roosevelt über die Notwendigkeit, die Trusts und großen Jndnstriegesellschaften unter Bundes­gesetz und Aufsicht zu bringen, äußert, sind weder originell noch leicht durchführbar. Die Trusts, die sich unter die Fittiche deS

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(Gesellschaft m. b. H.)

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durch geeignete Organisationen in bessere Bahnen gelenkt wer» den mästen. Auch dieser Redner sand starken Beifall. Gen-, ralsekretär Kenne S-Tarmstadt erstattete sodann das Refe. rat überDie Steuerpflicht der landwirtschaftlichen Genoffen» schäften im Grotzhcrzogtum Hessen und die damit zusammen, hängenden Verpflichtungen, insbesondere die Zeugnispflicht der Genossenschaftsvorstände." Der Redner wies auf die bevor- stehenden neuen Reichssteuern hin, die man soweit sie notwen­dig seien, hinnehmen mäste. Gegen jede Ueberbelastung da­gegen werde man ankämpfen. Nach einer eingehenden Würdi­gung der speziell hessischen Verhältnisse wurde eine Resolution

Nach diesen Erfahrungen werden die sächsischen Behörden nicht umhin können, solche Demonstrationsversammlungen grundsätzlich zu verbieten; denn sie haben nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, drohend« Störungen der öffentlichen Ordnung unbedingt und mit allen Mitteln zu hindern. Die Strahenkrawalle, die in Dresden noch heftiger und bedrohlicher waren, als vor acht Tagen, liefern den untrüglichen Beweis, adie sozialdemokratische Parteileitung entweder die Masse mehr in der Hand hat, oder daß ihre Aufforderung, Stratzendcmonstrationen zu unterlassen, lediglich Heuchelei war. Mag nun das eine oder das andere der Fall sein, die verant­wortliche Behörde wird daraus ihre Konsequenzen ziehen muffen. Wasdie Frage der Wahlrechtsänderung selbst anlangt, so hat demVernehmen nach die sächsische Regierung der konserv " und der nationalliberalen Fraktion der Zweiten säch Kammer vertraulich mitgeteilt, daß sie die Absicht habe, i

Z. A. Petersburg, Dezbr. In Zeitungen sind Mel», düngen ausgtlauchl, wonach das Gut des bekannten russischen Libe­ralen Petrunkiewitsch im Gouvernement Twer von Bauern geplündert woiden sei. Die heutigeRowoje Wremja" meldet aus Twer daß der Sohn des Herrn Petiunkiewiisch, Adcls- marschall des Kreises Rowoloisk, zum Schutze des Gutes Truppen erbeten habe. Aus einem heute um cis Uhr. morgens aufgegebencn dringenden Tilegramm ersah ich per­sönlich, daß das Gerücht unwahr mit) nur aus- gesprengt worden ist, um das-Schwarze Hundert", bcsssn (Ele­mente in jedem Dorfe zu finden sind, zur Aktion auszurcizcn. Die Gehälter de? hi'sigen Militärs, besonders der Kosaken, sind beträchtlich er ht woiden. Wie das C h ar» kowerBörsenkomitee verspricht auch das M o s k a u e r, den Postbeamten erhöhte Gagen zu zahlen solange, bis die Regierung diese Forderung der Postbeamten erfüllt. 6 3MoskauerGroßkanfIeuIe telegraphier en gestern an" Witte, (wobei sie ihn als ehemaligen Fmanzminist.r apofliophicrlcn) um ihn auf die bevorstehende Prnik mit ihren Konsequenzen für das Land, die Industrie und den Handel hinzuwcijcn, wenn der Pvstflreik auch nur eine Woche noch sorldaueil; durch einen allgemeinen Krach würden hunderttausinde broilos. Die Wrchiig» keit des Augenblicks, di« drohenden suichibaien Folgen hüllen die Kaufleute veranlaßt, mit Umgehung des Börscnkomltecs sich direkt an Witte zu wendur.

sDre Titelsucht der Deutschen.s Es wird uns geschrieben: Wollen Sie einem Leser gestatten, zu der Frage her Titu­latur der akademisch gebildeten Lehrer seine Meinung zu äußern? Das Bestreben, einen möglichstvornehm" klingen, den Titel sein eigen zu nennen, scheint leider ein unauSrott» burer Nationalfehler der Deutschen zu fein. Wenn man auch das kindli,' ~

liche Vergnügen, sichStudienassessor" oder , . .. irftubicnrat" titulieren zu lassen, harmlosen

Gemütern gönnen kann, so muß doch das niedrige Niveau der Lebensauffassung und der engherzige Kastengeist, der sich in derartigen Bestrebungen offenbart, Kopfschütteln erregen. Die Eitelkeit ist juris gentium und auch bei anderen Nationen zu Hause, doch überwiegt dort der gesunde Menschenverstand und da? stolz« Selbstgefühl des Burgers zu sehr, als daß sich der­artige Spielereien allzu ausfällig hervorwagen könnten. Auch der Franzose ist eitel, aber wenn er sich gern ein rotes Bändchen oder im Ermangelungsfall eine Nelke ins Knopfloch klemmt, so betrachtet er die Sache doch mehr als eine Toiletten- Angelcgenheit, als eine Mode, die man mitmacht, und würde den Ernst, mit dem bei uns solche Tinge behandelt werden, nicht verstehen. Mit der primitivsten Titulatur von der Welt kommt er sogar in denbesten Kreisen" es gibt auch recht gute Kreis« in Frankreich vollständig aus, undMadame" dient ihm als Anrede für die Frau des Staatsoberhauptes wie für die Frau aus dem Volke. Und der Engländer?

er Kriegsminister heißt im stolzen Albion heute noch wie von fünfzig JahrenSecretary kor war", und seine, wie aller anderen Minister, GehilfenClerks", ein Name, mit dem man

Kleines Feuilleton.

Frankfurt, 18. Dezember!

. sSluS bett Tage» bxr Hinrichtung Ludwigs XVI.] Die Züricher Post schreibt: In dem soeben erschienenen Bncvc Philipp GodetS über die geistreiche Madame de Charriöre, eine geborne Holländerin, welche durch ihre Heirat Schweizerin wurde und in Colombier starb, trafen wir beim flüchtigen Durchlcsen auf eine merkwürdige Notiz, aus der wir sehen, wie scharf der revolutionäre Wind in den Tagen der Hinrich­tung Ludwigs XVI. in einzelnen Regionen unseres Lan- des blies.£h unserem Hause," schreibt Frau v. C h a r - riete an eine Freundin unterm 12. Dezember 1792 also noch ehe der Konvent das Todesurteil gefällt hattearbei­ten Frau Girardet und ihre Tochter (allerdings nicht für »nch, denn Ich kann sie nicht leidens. Die Letztere sagte:Ich mochte, daß man den König enthauptete und die- Nlgtn verbrannte; ich selber würde den Holzstoß an- zünden!Aas ist ja abscheulich!" erwiderte HenrietteEh, warum denn?" meinte die Alte.Hat man nicht auch in EngIanb einem König den Kopf abgeschlagen, und alles ging seither daielbst ganz gut!" Solche Reden in einem aristokra- tuchen Hause! Zwei Time später fährt Madame CharriLre in bltterem *one fort:Heut errichtet man in Eolombier den tpretheitsbaum. Wär'S nicht so einfältia und

- Da Herr Bebel dem deutschen Reichskanzler einen Vor» machte, weil er dem französischen Deputierten I a u r e 8 daS Reden in Deutschland verbot, mutz nun als charakteristisch hechorgehoben werden, wie in Frankreich selbst die Kammer simres am Reden verhinderte. Dabei stellt Herr Bebel es so «r, als sei Jaures ein Charakter, mit dem in Frankreich ge- rechnet werden müsse. Nun zeigt sich, wie wenig dies in Wirk, sich leit der Fast ist.

William Sharp undFiona Macleo d" arbeiteten "tiebene Verleger. Während William Sharp in der .---verreiste, adressierte der Verleger derFiona Macloed" me^ für diese bestimmten Briefe und Geldsendungen nach tllanb und erhielt von dort Antworten und Quittungen, er sonst mitFiona Maeleod" korrespondierte, mußte es durch Lg. Mittelung ihres Verlegers tun, der selbst nicht wußte, ^?Mcs Geheimnis hinter dem Namen steckte. Scharfen Veob- | "crn entßinp cs allerdings nicht, daß zwischen William Sharp »Fiona Maclcod" Bcrührnngsvunlte existierten. 1894 sunta Maeleod" ihre Tätigkeit begonnen, und 1896 aab E^rp zusammen mit seiner Gattin dieLyra Celtica" heraus, ; « in der Einleitung dazu trat Sharp als Lobredncr der so. Enanntcnnecoltischen" Schule auf, zu deren besten Vertretern M Sharp selbst undFiona Maeleod" zählten. Man vermutete, - ^yarp oder seine Gattin seienFiona Maeleod", aber diesen - llte^uutungcn machteFiona Maeleod" vor sechs Jahren damit Ende, datz sie eine Erklärung veröffentlichte, worin sie mit- rgute, sie sei, wer sie sei, und schreibe nur unxer ihrem eigenen Diese tatsächlich unrichtige Erklärung wird vielleicht ^^tandlich, wenn man annimmt, datz Sharp sich tatsächlich in BS6 Doppels istenz hineingedacht hatte und sich ganz als die : ämZ?"Sioita Maeleod" fühlte, wenn es für ihn galt, i»?.8 werbliche Element, das in seiner Seele steckte, im Stile ^^»»-»/^'vftmnischen Poesie schöpferisch zu betätigen.

L William Sharp war 1856 in Glasgow geboren und hafte

an der Glasgower Universität studiert. Als ziemlich mittel­loser und schwächlicher junger Mann war er nach dem Tode seines Vaters nach Australien ausgewandert und hatte dort, um seine Gesundheit zu verbessern, Wüsten und Meere durch­kreuzt. Er kam nach London zurück und nahm hier eine An­stellung in einer Bank an, aber da» Verlangen, den Kuckuck rufen zu hören, veranlaßte ihn an einem schönen Tage, von der Bank wegzubleiben, und er mufjte dann wider Willen ganz wegbleiben und ein unsicheres Literatenleben beginnen. Er wurde mit Dante Gabriel Rossetii und den Präraffaeliten bekannt, die großen Einflutz auf ihn ausübten; er schilderte nach RoffetttS Tode für Macmillan das Leben seines Freundes, der Verleger Harper ließ sich daraufhin Sharps Gedichte vor- legen und schickte unerwartet ein Honorar dafür, als Sharp es grade am nötigsten brauchte. Durch den Maler Sir Roel P a- ton lernte er einen Herrn kennen, der ihm einen Aufenhalt in Italien ermöglichte, und später machte er weitere Reisen burch Frankreich, die Vereinigten Staaten und Kanada Die Winter brachte et in den letzten Jahren immer im Süden zu, weil der leidende Gesundheitszustand des äußerlich starken, schottischen Hochländers, als der er erschien, dies erforderte. Sharp soll mehrere unveröffentlichte Schriften hinterlassen haben: einen Band GedichteSospiri <f Italia", Studien über südeuropäische und griechische Literaturen und eine Antho­logieJüngere englische Dichter" für die Tauchnitz-Samm. lung, und auch mehrere Bände von Schriften derFiona IMac- leod" sollen noch im Manuskript vorliegen.

dumm, wär's traurig zu nennen, häßlich. Was will man? In welchem Land zahlt man weniger Steuern als in Neuenburg, wo ist man freier? Einen Baum der Ordnung sollte man pflan­zen, wenn sich die Ordnung aus die Freiheit pfropfen ließe. In der letzten Zeit haben, ich weiß nicht wie viele Mordtaten stattgefunl^n und ich fürchte, datz die politischen Kämpfe noch weitere zur Folge haben werden. In La Sague hat die vreuß,ische Partei die rote Mütze den Schweinen auf die Rüssel gesetzt und den Kühen an die Schwänze gebunden. Welche Extravaganzen überall!"Aus den zwei Frauen von Eolombier," so fügt das Schweizer Blatt hinzu,sprach der Frei. heitsfanatismuS jener Tage. Dock) um die Throne von Pe­tersburg, Berlin und London, wo früher die gegen das fron« zöfische KonigSpaar vom eigenen Höflinaspack lancierten schmutzigen Pamphlete am gierigsten verschlungen wurden, weinte man sich die Augen gar nicht rot, da Louis Capet das Blutgerüst bestieg. Und mochte nachmals der österreichische Gesandte in Paris, der Graf de Mercy, noch s» verzweifelt die Wiener Regierung mahnen, für Marie Antoinettes Rettung irgend einen Schritt zu tun, nie ward ihm auch nur Antwort. Die Staatsraison verbot das Mitgefühl."

Wenn bereits he* verhältnismäßig so geringfügigen An­lässen wie den Stratzendemonstrationen gegen das sächsische Wahlrecht Mut fließt, was würde erst nach dieser Richtung zu erwarten sein, wenn die Sozialdemokratie gemäß dem Jenenser Parieitaasbeschlusse einmal zur Organisation eines politischen Generalstreiks schreiten sollte? Schon im Inter, esse der äußeren Ruhe und Ordnung und der öffentlichen Sicherheit erscheint es daher geboten, datz der Regierung die nötigen Machtmittel an die Hand gegeben werden, um der Der. anstältung politischer MaffenauSstcmde Vorbeugen zu können.

DieDeutsche Ta g c § j t g.", die sich besonders gern mit sächsischen Angelegenheiten befaßt, sagt:

DieGermania" meint am Ende eines längeren Artikels: a

In der Sache kann nur lebhaft bedauert werden, daß durch solche geräuschvollen Demonstrationen, die nur zu leicht zu Be- drohungen ausarten, die gewiß wünschenswerte Verbesserung des Wahlrechts nicht nur in Sachsen nicht nur nicht be- schleunig!, sondern direkt erschwert und verzögert wird; dem« eine zielbewußte Regierung kann sich durch Kundgebungen, die nichts weiter als ein versteckter Appell an die rohe Gewalt sind, irgendwelche Konzessionen und Maßnahmen nicht abzwingcn lassen.

(Vgl. Tages-Rundschau im gestrigen Abendblatt. D. Red.)

Unter den Gesetzentwürfen, die dem Reichstag zugegangem, sind, befindet sich auch, bis jetzt neben den größeren wenig bemerk, einer. Der Aenderungen des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz vorschlägt. Es sollen durch ihn die Altersgrenze und die Frist herabgesetzt werden für den : Erwerb und den Verlust des Unterstützungswohnsitzes, sodaß.' also, praktisch gesprochen, die jungen Leute, die aus der lünb-" lichen Heimat nach den Städten und den Jndustriebezirken wandern, früher als jetzt den neuen Unterstützungswohnsitz ge­winnen und ihn in der alten Heimat enifpredienb früher ver­lieren. Das Organ der Agrarier, das ungefähr jebe Woche einmal versichert, daß der Reichstag unmöglich Zeit habe, die kleine Novelle zum Börsengesetz zu erledigen, ver­langt, daß jener Gesetzentwurf unbedingt und so schstell wie möglich erledigt werde, und macht dafür die Rechte und das Zentrum mobil. Zwar sei dieser Gesetzentwurf nur ein kleines Mittel zur Bekämpfung der Landflucht, aber man könne ihn umgestalten und erweitern durch Anträge, so umgestalten, daß, wenn er auch vielleicht nicht sämtliche Auswüchse der Freizügig­keit beseitige, er doch immerhin zu einem annehmbaren Mittel werden könnte, die allerschlimmsten Wirkungen der Freizügigkeit auf das platte Land zu lindern. Wir zweifeln nicht, daß das prompt besorgt werden wird.

als dreißig Fahren sind wir eine große Nation. Wann werden; wir uns endlich das stolze S e l b st g e f ü h l des Bürgers einer' solchen zu eigen machen? Civis Germanus.

[Berliner Theater.f M n schreibt uns aus B e r l i n vom 17. Dezember: Wir sitzen wieder in der S ch u l k l a > s e. an d ren nüch­tern weißgetünchten Wänden nur eb n eme Ka> le hängt: .Europa zur Zeit der'kerwandcrung'. Der Herr Oberlehrer oder wär's nur der Probekandidal? erzählt soeben von den Schickialender tapstren und keuschen Germanen in Italien, wie die welche Lust sie erschlaffte, der Blumcndufi sie betäubte, die falschen wäl'cheo Frauen sie entnervten. Wir horchen auf. Bei den salichen. wältchcn Frauen denken Wir an bas Dortchen, das uns geg-nübeiwohnt. und das mir manchmal hinter der Fensterscheibe erspähten. Auch sie ist sal ch und grauwm, denn just dann, wenn wir, ihr huldigend vor ihrem Hause auf und abrearbeiten, hat sie niemals hinaueaedlickt. Wir teuften. Ach. wie gut begreifen wir das Schickwl der Viermanen in Italien! Sind wir fantasiebegabt. und läßt uns der deutsche Ansatz mit seiner indiekretrn Fragestellung Zeit, so faustn wir ein ganz neues Heft und schreiben barein ein Drama .BenuS Ama thut in'. Es tst so schön, ein Diama zu schreiben! Da sind die Alemannen nach Florenz ge- tommen und ans ihnen lastet das Gesetz: Wei sich in ein italienisches Wetb verltedt, der soll des Todes sterben. (Auf die Erfineung dieses Gesetzes sind wir besonders stoft, denn da.in eben steck- das .Dra­matisch«'). Wir lassen den König Leutharis und Aliger, feinen jungen Getreuen, sich mrsterblich in zwei junge. ichöneFtoreniinerinnen verlieben und für olles andere sorgt daS Gesetz König LeuthariS wird, so weh ihm dabei ums Herz ist, Aligers Haupt vom Rümpfe trennen lassen müssen, es wird ihm n'chtS übrig bleiben, al- sich mit seinem tapferen Schwerte selbst den Garaus zu machen, lockt ihn seine Schöne gar zu verführerisch in ihre Netze AUv dichteten wir in »nserer dumm'eltgen Primanerzert, also Max Dreher in seinem 43. Lrbenejahre. Es ist eine alte Erfahrung, man kann mit grauen Haaren noch die Masern bekommen, und dennoch es. bleibt ein Rätselhaftes in Max Drehers D>ama. Das Rät elhaste ist die Liebe, seine Liebe. Er kenn« sie, scheint es, nur von Hören­sagen. Er mutz nie in ein graues Augenpaar g blickt haben, in dem sich eine Seele spiegelte. Seine Erotik ist so unsinnlich wie sie un- seelisch tst. Wird den Liebenden ein Beisamuiensetn yegönni, so läßt Max Dreyer die Rosen buhen, die Sonne, auf- oder unt-rgeh nd, den Himmel färben, die Lerchen subtileren, als wenn die Liede eine prakttsche Vorderetiung auf das Naturtor chertxame» wäre. Und chlimmer noch, wenn Max Dreyer die Verführungstüuste der schönen wälschen Frau spielen lassen will, derart, datz sie den armen König tn den Tod treibt Nie ist ein Star in gröberen Retzen gefangen worden, nie hat man weniger zu entscheiden vermocht obesderFägerin nur den Jagdruhm oder «uch die Brüte galt. Gerade in der Gestalt bietet F atr macht Dreyer eingangs leine» Dramas Autätze zu Charakteristik, aber das Ende straft den Anfang Lögen Ueber dte Aufführung die .LenuS Amathusia' mt Schauspielhaus gesunden, läßt sich schwer etwas sagen. Natürlich hätte eine große Schau'piftertn. dem stammelnden Autor zum Trotz, Aerführungslüuste spielen lassen können aber Frau Poppe ist keine große Schauspielerin und ihre Liebksallüren waren frostig. Nächst ihr waren Frl. W a ch y e r» den

Nngcachtek der patriotischen Gesinnung, die Herr I a u r ö s für. die französischen Sozialisten geltend machte, ist die De- luiiertcnkamrner an zwei Tagen hintereinander Wer ihn zur xagcsordnung übergegangen. Am Freitag wurde die die Haltung der Mehrheit der Sc^ialisten in der Frage der mili- ^rrfeindlichen Agitation brandmarkende Rede Deschanels durch eine überwältigende Mehrheit, an der sich übrigens auch einige Sozialisten beteiligt zu haben scheinen, zum Anschlag in allen Gemeinden bestimmt, und am Samstag wurde Herrn ^Jaures das Reden über die marokkanische Angelegenheit und ritt auswärtige Politik im allgemeinen durch eine noch größere . Mehrheit einfach verboten. Der Patriotismus des Herrn MZaures, der turmhoch erhaben ist Wer die an Landesverrat Mstreifenden Bekenntnisse Bebels, ist den nichtsozialistischen Fran- Uzosen nichts als eine schillernde Zweideutigkeit. Aus den heute ßlhier vorliegenden Ausführungen desTempS" und desJour- Unal des Debats" ist ersichtlich, wie die Franzosen empfinden. MDerTempS" bezeichnet Jaures als .Komplizen der Vater- Mlandsfeindlichen Genossen und die Radikalen als Komplizen U des Herrn Jaures. Die Wähler würden nun zu unterscheiden UVissen zwischen den guten Franzosen und den anderen. Das kJournal des Debals" konstatiert, daß JaureS aus die Frage ^DescbanelS, ob Jaures unzweideutig für oder wider die anli- vatrotische Agitation Stellung nehme, die Antwort schuldig ge. ^Meben sei, und verurteilte auf das entschiedenste die Haltung von Volksvertretern, die in einem Zeitpunkt ernster Entwick­lungen ihre Schulweisheit leuchten lassen. Solche? widerfährt

Frankreich einem Jaures, der sich eifrig bemüht hat, seine nationale Gesinnung ins rechte Licht zu setzen. Wir fragen, "»6 wohl mit einem französischen Abgeordneten geschehen re, der sich nicht gescheut hätte, gleich Bebel die Fahnonfluchi dem Feinde, wenn auch nur hypothetisch, zu predigen?

E DieNational-Zlg" bemerkt zu demselben Thema:

-1 Darmstadt, 17. Dezbr. Der Verbandstag der hessischen landwirtschafllichen Genossenschaften, der gestern hier statt­fand, war sehr stark besucht. Die Regierung hatte zu den Ver­handlungen Vertreter entsandt. Der Vorsitzende VerbandS- direktor Geheimrat H a a S erstattete den Jahresbericht. Er er­wähnte als ein wichtiges Moment in der Geschichte der Ge- nössenschaften ihre Einigung mit dem Neuwieder Verband. Das Netz der Spar- und Darlehnskaffen und sonstigen landwirt­schaftlichen Genossenschaften sei über das Großherzogtum fast lückenlos ausgebreitet. Ihr Umsatz fei bedeutend gestiegen und die Reserven erheblich gestärkt. Daß der Geldzufluß gegen das vorige Jahr allerdings wesentlich nachgelassen hat, sei aus der Läge des allgemeinen Geldmarktes zu erklären. Tie Grün­dung des gegen die Genossenschaften gerichteten HandelSschutz- Vereins werde auch die letzten, noch säumigen Landwirte dem Verbände gewinnen und ihm so noch günstigere Bezugsbedm- gungen ermöglichen. Man werde besonders der Milchversor- gung der großen Städte Aufmerksamkeit zuzuwenden haben und danach trachten, den Milchpreis auf einer angemessenen Höhe zu halten. Mit den Winzergenossenschaften habe man die besten Erkahrunaen gemacht. Weniger gute dagegen mit den Getreidegenoffenschasten. Ter Verband umfaßt heute 631 Ge­nossenschaften mit 63,785 Mitgliedern. Der Gesamtumsatz der Kaffen betrug Mk. 135.340,416. Ter Gewinn belief sich auf Mk. 579,730. Der Verlust auf Mk. 9332 und die Reserven sind zur Höhe von Mk. 2,560,472 gestiegen. Das Verbands, vermögen tetiagi 6 Millionen Mark. Da Re Geschäftsführung vieler Genoffenswaften mancherlei Mängel aufweist, soll künf­tighin eine öftere und zwar jährliche Revision stattfiilden. Es ist ein Teirain erworben worden, ans dem die Errichtung meh- rererGc bände geplant ist, um der neuenLandwirtschaftskammer, einer landwirtschaftlichen Genossenschaftsschule und einem Landwlrtschasts-Museum ein gemeinsames Heim zu bieten. Dem 'Bericht des Präsidenten folgte lebhafter Beifall. Dann sprach der Generalsekretär des deutschen LandwirtfchaftSrateS Prof. Dr. D ad e-Berlin über das ThemaWelche Maßnahmen sind angezeigt, um eine planmäßige und dauernd wirksameEnt- schuldung des ländlichen Grundbesitzes herbeizuführen, und in welcher Art kann zu diesem Zweck eine Mitwirkung der land, lichen Genossenschaften stattfinden?" Der Redner bedangt; datz die Landwirtschaft die Gelegenheit nutze, unter dem Schutze der Schutzzölle ihre Position zu sichern. Dazu muffe vor allein daS Kreditwesen eine Neuorganisation erfahren. Man hat erkannt, datz die Verschuldung wächst, je größer der landwirtschaftliche Betrieb ist, und datz er im Osten deS Reiches am stärksten ist. Die Hauptursache der fortschreitenden Ueberbcrschuldung be­ruhe in der mangelnden Rentabilität der landwirtschaftlichen Produktion. Durch eine Regelung der bäuerlichen Erbabfin. düng und des Kaufes kann eine wesentliche Besserung herbei, geführt werden. Außerdem aber vor allem durch eine scharfe Abgrenzung des Realkredits vom Personalkredit, die beide

----------- - - t, -..... Jahren fe.

WS Lebens trotz schwacher Gesundheit als Verfaffer von ®c- von Gedichtsammlungen, als Essayist, ^ovellist, Biograph von Shelley, Heine, Browning und Saintc- «Beitoe eine fruchtbare Tätigkeit entfaltet hat. Gleichzeitig mit - Ser Nachricht von seinem fcobe traf nun aber auch die über- kraschende Nachricht ein, datz in der Person des Mlliam Sharp x auch die geheimnisvolle gälische DichterinFiona Mac- fleok dahingeschieden sei, deren Dichtungen in poetischer I yt»fa an Ossian erinnerten und die für das Bedeutendste ge- : y®Iten werden, was in dieser Art seit Macpherson und Chatter. herdorgebracht worden ist. Daß ein Mann nicht nur unter : weiblichem Namen schrieb, sondern sich in diesen Schriften auch : als weibliche Natur gab, dürste zu den größten Selten,

f Kften gehören, und noch weniger dürfte dies je von einem tipwiiftftetter versucht worden sein, dessen zahlreiche nicht pscu. tont) ine Werke wohlbekannt und geschätzt waren. Sharp gelang l F.* diese Doppelexistenz durckzusühren, und erst im Augenblicke j fernes Todes offenbarte er sein Geheimnis.

k K Berlin, 18. Dezbr., 9 N. (Priv.-Tel.) Dieletzten Worgänge in Dresden sind natürlich eine Unter- I pützung für diejenigen Strömungen, die auf besondere Maß» ?- Regeln gegen die Sozialdemokratie hindrängen. Es wird tz'Niemand überraschen, daß dieP o st" neuerdings schreibt:

Der Antor mit der Doppelexistenz.

O London, 16. Dezember.

Staates New Jersey geflüchtet haben, »erden noch lange Zeit vom Arm des Bundes nicht erreicht werden tonnen. Allgemein schwach wird die Stelle in der Botschaft gefunden, die sich mit den jüngsten Versicherungs-Skandalen beschäftigt. Die Forderung, die Verficherunasgesellfchaften unter Bundesaufsicht zu stellen, wurde schon von mehreren Vorgängern Roosevelts erhoben. Man hatte aber allgemein erwartet, baß die Botschaft mit flammen­den Worten die politische K o r r n p t i o n, die von den Versicherungsgesellschaften in unerhörter Weise betrieben werde, geißeln roüroe. aber der Hinweis daraus wird nicht von der Stimme eine- Cato getragen. Die Freunde der Reziprozität werden davon enttäuscht sein, daß Roosevelt nur recht zag auf sie hinweist und sie nicht mit den schwebenden Verhandlungen mit Deutsch­land, sondern mit dem Wunsche nach engerer Verbindung mit den anderen amerikanischen Völkern begruaoet. Für Europa sind noch folgende Punkte der Botschaft beachtenswert: Durch schärfere Beaufsichligung der Schiffahrtsgesellschasten und möglicherweise durch Mitwirkung ter europäischen Regierungen könne man eine bessere Auslese der wünschenswerten Elemente für die Einwan­derung herbcifühien. Die Zahl der Einwanderer in New 9)ort und den anderen Großstädten möchte Rooievelt beschränken und die Auswanderungsströme mehr nach dem Süden lenken. Die Be­dingungen bet Einbürgerung sollen erschwert und verschärft »erben. Ein neues Gesetz über die Verfasser» und Ver­lagsrechte hält Rooievelt sür wünschenswert, ferner die Schaffung einer amerikanischen Handelsflotte und die Ent­wickelung der Kriegsflotte, weniger durch Vermehrung als durch Erneuerung und Modernisierung.

Kammer vertraulich mitgetr.lt, daß sie die Absicht habe, noch in dieser Session neue Vorschläge für eine Wahlrechtsreform zu machen. Ferner soll auf Anregung des Präsidenten Dr. Mehnert in der Zweiten Kammer eine freie Kommission ge- bildet werden, die Vorschläge für eine Reform des Wcchlr "'' machen soll. Selbstverständlich werden diese Pläne der gierung und der Zweiten Kammer durch die Straßenkund- gedungen nicht gefördert, sondern gehindert. Es liegt auf der Hand und ist sowohl von der Regierung als auch von den Mehr- heitsparteien der Zweiten Kammer öffentlich ausgesprochen worden, datz an eine Steform des Wahlrechts nicht gedacht wer­den sann, solange auf den Stratzen gesetzwidrige Demonstra­tionen und gewalttätige Kundgebungen stattfinden.

... Zig-" bringt eine Betrachtung über die Kammer- laris, die sich wie die Ausführung des Themas lieft: Du hast es besser als ich. Das offiziöse Blatt eibt nämlich d

S Berk«. 18. Dezbr. 9 N1. (Priv.-Tel.) Als feiner für die M a rokko -Konferenz zunächst Tanger und ein möglichst nahegelegener spanischer Ort voraefchlaaei pttbe, geschah das auf Wunsch und im Interesse Marokwk sssen Regierung nickt über ein telegraphisches Chiffriersysteti jfögt und deshalb die Konferenz m/glichst na. ,

stadt haben will. Davon abgesehen ist es ziemlich gleichgültig, iyi welchem Orte die Marokko-Konferenz stattfindet', und wenn die spanische Regierung, allerdings auffallend spät, er- rt, daß Algeciras zur Aufnahme des Apparates einer solchen «seien» nicht die nötigen Raume biete, so wird die Wahl «es andern Ortes hauptfächlich von der Zustimmung der aroflanischcn Regierung abhängen. Keine der andern Mächte besonderen Wert auf Algeciras leisen.

Die hiesigen Blätter halien mit einem Urteil über Rou- viers letzte Rede am Samstag und über die Kund­gebung der ftanzösischen Kammer auffallend zurück, wie das ja oft in Fragen der auswärtigen Politik der Fall ist. DieNord- deutsche Allg. Ztg." bringt eine Betrachtung über die Kammer- Atzung in Paris, die sich wie die Ausführung des Themas liest:

5>ie Wevokutton in Wußkand.

AuS Königsberg, 18. Dezember, wird dem .Sok.-Anz,E gemeldet: Die kurländische Stadt Tuckum war '24 Stunden in der Gewalt der Revolutionäre. 19 Solda- t e n wurden in einem Hause verbrannt. Die Stabt ist durch Artillerie und Dragoner.wiedererobert mürben, wobei eine große Zahl Revolutionäre vom Milftär in ein Haus ge­drängt rind zur Bergettung ebenfalls verbrannt wuroe. Ein Oberleutnant Müller »mbe von Rrvofuuonärcn gefangen, unb unter entsetzlichen Martern zerfleifcht. Der Rest der Banden , hat kapituliert.

Vierteljahr in Frankfurt 5 Mainz bei. der Exp.^tZ.50 r den Agenturen .48.25 *n Postämtern in

Lrtechland......<9.

Lterreich (Wien auch 7 gSr. Wollz. Ul. . . Kr. t

gefaßt, in der besonders hervorgehoben wird, daß bei der Revi­sion deS Gemeindesteuergesetzes die eingetragenen Genossen­schaften unter den gleichen Bedingungen wie bisher gewerbe- steuerfrei bleiben mussten.

Der Kampf um die Schule.

= Wiesbaden' 17. Dezbr. In einer gestern stattgefun­denen Versammlung des Wiesbadener L ehr er ver­ein s stand u. a. auch das Schulgesetz auf der. Tagesord­nung. Die Versammlung war ockrin einig, daß man dem Ge­setzentwurf nur sehr wenig Sympathie entgegenbringen könne, daß an ihm ein liberaler Monn keine Freude haben könne. Hauptsächlich könne dies nicht der Fall fein wegen der im Ent­wurf enthaltenen konfessionellen Bestimmungen. Wen» es zwar im Gebiet des ehemaligen Herzogtums Nassau bei den seitherigen Zuständen bleiben soll, so mußten doch gerade die naffauischen Lehrer, die die Wohltaten unb den Segen der Simultanschule aus ihrer Praxis kennen gelernt haben und zu. schätzen wissen, es tief bedauern, daß man anderwärts der St- multanschule die Bahn für freie Entwicklung zu sperren suche. Besonders bedauert wurde es, baß man für unseren Re­gierungsbezirk bie früher nicht zu Nassau gehörigen Gebiete (Kreis Biedenkopf, Frankfurt, Homburg ufro.), die doch auch Simultanschulen haben, nicht mit in den Pa­ragraphen 25 ausgenommen hat. Daß der kirchliche Ein­fluß auf Schule und Lehrer durch bas Gesetz ganz gewaltig verstärkt werbe, sei zweifelsohne. Tas Ansteliungs- recht erfahre für die großen Städte eine Verschlechterung; jedoch würben die städtischen Behörden wohl ihre seitherigen Rechte zu verteidigen wissen.

Tentsches Reich.

Frankfurt, 16. Dezember.

g Zu dem kürzlich gebrachten KapitelZuwendungen an ^Kirchen" wird uns au8 Lothringen geschrieben:

£ Gar häufig nach einem Slerbefall eriahren hier im westlichen Grenz» land die Erben, daß das verstorbene Familienmftglied einen Schuld- schein ausqestellt hat, der besagt, daß an dieKirchenfabrrk" eine UEchuld von 300 Mark zn zahlen ist. Der Schuldsarein lautet einfach: i'-Zch schulde der Kirchenfabrik 300 Mark: Datum und Unterschrrst, sowie die Unterschrrft zweier Zeugen sind der ganze Inbalt des auf s einem Stempclbogen geschriebenen Schuldbriefs. Die Stempelboaen k fallen gewisse Herren zu dem Zweck, für die Kirchenfabrck d. h. für AHeelenmessen Geld zu gewinnen, aus Lager halten. Leider sind unter k diesen Vermächtnissen viele, die von Leuten herrühren, die in schlechten UMermögensverhältnissen leben und besser daran getan bitten; das tz G ld ihren bedürftigen FaniilienangehSugen zu Htnleilaffen. Eine ^darüber bei den Bekehrssteuerämlern anzust-llende Statistik wüide Wttn recht interessantes Bild geben, tnsdesondere dann, wenn auch die damit zusammen hängenden Begleiterjcheinuugen und Folgen veimeikt würden.

j Frankfurter Aertuug

(Frankfurter Handelszeitung,) lltÜf (Nene Frankfurter Zeitung.)