KkKes Morgenbkakt der Frankfurter Bettung

Der internationale Arbeitsmarkt

A. C. Ein ziemlich kräftiges Anwachsen der gewerblichen Arbeitsgelegenheit ist in allen Industrieländern im laufenden Jahre zu beobachten. Durchweg sinkt die Zahl der Unbe-

Aie Hlevokution in Katti.

New Hork, 21. Juli. (W. B.) Ein Telegramm aus Port-au-Prince meldet: Die Plünderungen in Cap H a i t i e n wurden infolge energischer Maßnahmen des revo­lutionären Komitees eingestellt. Die amerikanische, deutsche und italienische Gesandtschaft richteten an ihre Regierungen die dringende Bitte um Entsendung von Kriegsschiffen. Tie Regierung erklärte jedoch die Blochade für St. Marie, Go- naives und Fort Liberty; diese ist jedoch unwirksam, da die Regierung nur ein Kriegsfahrzeug besitzt.

* Hanau. Wie wir aus derNatlib. Korresp." ersehen, ist der langjährige Vertreter Hanaus im preußischen Abgeord­netenhause, der Abg. Junghenn in Meran einem Herz­leiden erlegen. .Iungbenn war längere Jahre Geschäftsführer der nationalliberalen Fraktion. Er vertrat «Hanau seit 1893. Sein ruhiges, gefälliges Wesen hat ihm auch außerhalb der nationalliberalen Fraktion Freunde erworben.

= Köln. Der Händlerverband für Gummi, A s b e st und technische Bedarfsartikel, e. V., Sitz Berlin, hielt seine diesjährige Hauptversammlung in Köln ab. Die Vorgänge int Gummi- und Asbestgeschäft wurden einer eingehenden Be­sprechung unterzogen. Tie Versammlung beschloß einstimmig den Beitritt des Verbandes zu dem jüngst ins Leben gerufe­nen Verein gegen B e sr e ch u n g s u n w e s e n in Handel und Gewerbe und nahm ferner den Antrag eines Mitgliedes auf Einsetzung einer Kommiffion zur gutachtlichen Aeußerung in Streitfällen zwischen Verbandsmitgliedern und ihren Abneh­mern an. Als Ort der nächsten Jahreshauptversammlung wurde Hamburg gewählt.

* Esten, 20. Juli. Der Verein für di« bergbau­lichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund zu Esten hat in Jber gestrigen Vcrbandssitzung nach derRb. W. Ztg." beschlagen, aus dem Hansabund auszutretcn. Wen überrascht bog wohl?

Geestemünve, 19. Juli. Auf dem gestern hier abgc- baltenen Handwerkertag der Provinz Hannover hielt der Sekretär der Handwerkskammer zn Hannover, Dr. Wienbeck, einen Vortrag über das Handwerk und seine politischen Ziele. T r Referent ist Reichslagskandidat der rechksstkhcnden Parteien in einem hannoverschen Wahlkreise. Er versuchte in sehr nnvctblümler Weise, unter den Delegierten Propaganda für den schwarz-dlauen Block zu machen. Dem Hansatzund sprach er jede Befähigung ab, dir Jnteresten der Handwerker zu vertreten, da sein Programm nichts von einem Kampf gegen die Warenhäuser und die Sozial- demokratie besage. Was in den letzten Jahren zur Förderung des Handwerks geschehen ist, sei von den rechtsstehenden Parteien und dem Zentrum ausgegangcn. Bei den bevorstehenden Ncichstags- wählen müßten die Handwerker sich nach rechts wenden. Diese Ausführungen fanden nur bei einem sehr begrenzten Teil der 200 Delegierten Beifall. Von mehreren Seiten wurde Dr. Wienbeck darauf hingewiesen, daß die Handwerkerfreundlichkeit der recht?. , stehenden Parteien denn doch manches zu wünschen, übrig laste, wa? sich bei der Reichsfinanzreform erwiesen habe. Als ein Redner der Konservativen den Borwurf machte, daß sie gegen eine Reform deS preußischen Wahlrechts seien, gab Dr. Wienbeck die Erklärung ab, daß ihm das jetzige preußische Wahlrecht immer noch viel lieber sei, alS das ReichStagswahlrecht, das nur immer mehr Sozialdemo, traten in das Parlament bringe. RcichSIagsabgeordneter Dr. Hahn hatte eine Einladung zur Teilnahme an den Verhandlungen angenommen, war aber nicht erschienen. Er konnte also seinem in die Enge geratenen Gesinnungsfreund nicht zur Hilfe eilen.

Italien.

Die Gesundheitsverhäliniffe.

* AuS Rom schreibt man uns: «Mit großen Jnlercste habe ich den Aufsatz über die .Gesuiidheitsverhällnissc in Italien" (Mgbl. 11. vom 16. Juli) gelesen, zu dem ich mir gestalte. Ihnen noch folgendes zu bemerken: Nicht nur ist cs unmöglich, zuverlälsige Auskunft zu erhallen, sonderir die auswärtigen Berichterstatter werden direkt mit Ausweisung bedroht, falls sie es wagen sollten, .Italien zu verleumden", wie der Ausdruck für jeden Bericht lautet, der von der Cholera spricht. Dabei weiß man seit Wochen, daß die Regierung bin andern Staaten amtlich von der Cholera in Neapel und Palermo Mitteilung gemacht hat. Die Aus- führnngen Ihres Mitarbeiters in ersten Abschnitt wird jeder be­stätigen der die Folgen dieses Vertuschungssystems mitansieht. Außer in den von Ihrem Mitarbeiter genannten Orten hat sich die Cholera nach zuverlässigen privaten Mitteilungen auch in S a l c r n o und namentlich in dessen Umgebung, in Capua Vetere und in der Provinz Palermo in Milazzo und Monreale zur Epidemie gesteigert. Da an diesen Orten keine Tageszeitungen er­scheinen, ist es sehr schwierig, sich ständig über den Verlauf der Dinge zu unterrichten. Für Palermo und Neapel geben dagegen die täglichen Bulletins des ZivilstandSamtes einen ziemlich sichern AnhaltSpunksi Während in N e a p e l dir durchschnittliche Sterb» lichkeit in den letzten Wochen täglich um drei oder vier Todesfälle überschritten wurde, was schließlich auch auf andere Sommerkrank- heiteu zurückgeführt werden könnte, hat Palermo, das normal höchstens eine Sterblichkeit von 20 Fällen im Tag haben dürfte, mehrere Tage hintereinander 60, 65, selbst 67 Todesfälle «er» Stichnel und auch jetzt noch, wo sich eine gewisse Abnahme bemerkbar macht, sterben nie weniger als 40 Menschen pro Tag. Dagegen scheinen die beunruhigenden Nachrichten aus Venedig von Anfang an stark übertrieben worden zu fein, da die Sterblichkeit dort tatsächlich geringer war als in den letzten Jahren. ES müßte geradezu daß Zivilstandsamt Fälschung begangen haben, was kaum anzunehmen ist, da man nicht einmal in Unleritalien zu diesem Mittel gegriffen hat. Tie.Times" veröffenllicht schon seit einigen Wochen die von der italienischen Regierung den fremden Staaien wöcyentlich mitgeteilten Erkrankung«. und Sterblichkeitsziffern (die allerdings kaum die volle Wahrheit angeben); es ist wirklich nicht einzusehen. warum diese Ziffern nicht auch in Italien und von Tag zu Tag bekanntgegeben werben sollen. Ihrem Mitarbeiter ist eine Einzelheit offenbar entgangen. Tie obentalicnischen und römischen Blätter reden freilich nie von Cholera, auch das .Giornale di Sicilia", das gegenwärtig die wertvollste Quelle zur Aufklärung

Aer deutsche AtolLenöeluch in Norwegen.

o Kristiania, 21. Juli, 4 N. Der deutsche Kaiser soll in Balestrand seine Mißstimmung ausgesprochen haben über die K r i t i k, die ein Teil der norwegischen Preste über den deutschen Flottenbesuch in Drammen geübt hat. (Vgl. III. Mgbl. vom 21. er.)Ein Jeder kann ja," soll der Kaiser gesagt haben,in der ersten besten Buchhandlung die ausführlichsten und besten Karten über die norwegische Küste kaufen; wie kann dann der Sommerbesuch einiger deut­schen Torpedoboote Bedenklichkeit erwecken?"

Nummer 201 Sette 2

«trtfem machen, daß Ton und Festung der Beschwerde mehrfach zu ernsten Ausstellungen Anlaß geben.

i Pfarrer Heydorn hat inzwischen näheren Anschluß an die frei­heitlichen Kreise der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche gesunden und ihnen mit seiner originellen Kraft wellvolle Dienste geleistet. Er wird sich deshalb über die Ablehnuua feiner Beschwerde zu trösten wiffen.

Die Meuöerin in Arankfurt (1737.)

(Mit einem bisher ungedruckten Briefe.)

Von Hermann Bräuning-Qktavio (Darmstadt).

Wer die N e u 6 c r i n war, brauche ich den Lesern dieses Blattes nicht erst zu sagen; ich mühte längst Bekanntes wie- derholen, und das liegt nicht in meiner Absicht. Ich kann deshalb kurz auf v. Reden-Esbecks 1881 erschienenes Werk:Caroline Neuber und ihre Zeitgenossen" und die Geschichte der Schauspielkunst in Frankfurt a. M." von der bekannten Frankfurter Schriftstellerin E. Mentzel (1882, S. 155/76 u. S. 196/209) verweisen.

Danach trat die Neuberin, der große weibliche Reformator deutscher Bühuenkunst ihres Jahrhunderts, die auch Gottscheds Wirken, wenn auch nur kurze Zeit, durch ihre von den rein- ucn, künstlerischsten Grundsätzen geleitete Bühne den fruchtbar­sten Boden lieh, zum erstenmale in der H e r b st m e s s e 1736 in Frankfurt auf und hatte sich mit ihren Vorstellungen eines io regen Zuspruchs zu erfreuen, daß ihr der Rat der Stadt auf ihre Bitte die Spielzeit noch um 14 Tage verlängerte. Das Wenige, was über das Repertoire dieser und der Spiel­zeit des folgenden Jahres bekanntgeworden ist, lese man in E- Mentzels erwähntem Werke (S. 168 ff.) nach; jedenfalls war es der Neuberin, wenigstens bei ihrem ersten Auftreten, gelungen, die Bewohner Frankfurts leichter als die Hamburgs, woher sie gekommen, für ihre neuen, durch Gottsched be­einflußten Kunstbestrebungen zu gewinnen auf wie lange, werden wir bald sehen. Die berüchtigten Haupt- und Staats­aktionen, die Harlekinaden, die bis dahin die Schaubühne überwucherten und nach dem Weggänge der Neuberin von Frankfurt ihrem Nachfolger und Antipode:,, dem alsstarker Mann" bekannten Carl v. Eckenberg wieder' volle .yäufer während der Lstermefse 1738 machen sollten, blieben von ihrer Bühne verbannt und waren dem französisch-klassischen Drama, seinen Uebersetzungen, und Nachahmungen gewichen. Billig hatte auch die Neuberin in Frankfurt des Harlekins nicht ent. raten können, wenn auch die Zoten und Roheiten terschwan. den; denn noch im Herbste 1736 und, nach einem kurzen Auf­enthalte in Straßburg, bei ihrem zweiten Auftreten zur 4?ficr>

1737 ließ sie den Hauptstücken gewöhnlich eine kleinere Komodie nachfolgen, in der ein verfeinerter H'arlekin fein Zepter schwang.

. sch?kl in der Ostermeffe 1737 scheint die Neuberin ein ähnliches Mißgeschick getroffen zu haben wie im Herbst 1745/46 ber khrem dritten und letzten Erscheinen in Frankfurt. Frau 3ivar, entgegen früheren falschen Vermutungen,

Grund derRechenbücher" undRatsprotokolle" festge- stellt, daß die Neubersche Gesellschaft nicht zwei, sondern vier Wochen,^also beinahe bis Ende Mai 1737 in Frankfur: spielte (vergl. L-. 172), und schließt diesen Abschnitt iw ihrer Dar­stellung mit der Bemerkung, daß die Neuberin, obwohl ihr der Rat schon im voraus die Erö;st ung der Schaubühne für ben Herbst 1737 gestattet hatte, nicht nach Frankfurt zurück- kehrte^ sondern in Leipzig blieb, wo sie im Herbst desselben

M parlamentarische Lage in England.

.. «n London, 21. Juli, 10.38 V. (Priv.-Tel.) In den nächsten Tagen werden in beiden Parteien Verhandlungen über die innere Situation stattfinden. Ein äußerordentlicher K a b i n e t t s r a t ist für heute einberufen, und es wird er­wartet, daß der Premierminister morgen dem König Vor­trag halten wird. Auf Seite der Opposition versammelt Herr Balfour heute die unionistischen früheren Minister und einige andere Herren, die im nächsten konservativen Kabinett Platz finden dürften. Außerdem sind alle Oppositionspeers zu einer großen Beratung in Lansdowne House, dem Palast des Führers dör Oberhaus-Konservativen einberufen worden.

Tie Hauptschwierigkeit bildet der Widerstand, den die in­transigente Gruppe der Bill nach ihrer Wiederkehr aus dem Unterhause bereiten will. An der Spitze der Unversöhnlichen steht der 86jährige Lord H a ls b u r y, der gestern Abend an- kündigte, daß er es für feine Pflicht gegen Gott und das Land halte, wenn die Vorlage ihrer Amendements beraubt werde, in der nächsten Woche gegen sie zu stimmen. Das bringt Lord Lansdowne in eine üble Lage, denn wenn er die Vetobill passieren läßt, könnte die Regierung noch durch den Halsbury-Flügel in die Minderheit geraten. Also müß­ten doch eine Anzahl Peers kreiert werden oder Lansdowne sogar für sie stimmen. Es wird angenommen, daß die Ver­steifung in der .Haltung der offiziellen Opposition auf die Angst vor dieser rebellischen Gruppe zurückzuführen ist, weni­ger dagegen auf eine Hoffnung, daß der König den Liberalen die Kreierung von Peers verweigern würde. Auch ist es sicher nicht der Wunsch von Lansdowne und Balfour, die Krone überhaupt zur Stellungnahme zu zwingen.

Auch die Versicherungsvorlage fängt an, der Regierung ernste Sorgen zu bereiten, weil von der Arbeiter­partei Unheil droht. Die Führung der Arbeiterpartei, in erster Linie Ramsey M a e d o n a l d, hat die Vorlage kräf- tig unterstützt, doch kam in sozialistischen Kreisen von Anfang an wegen angeblicher Ungerechtigkeit gegen die Arbeiter eine starke Opposition zum Ausdruck. Eine parlamentarische Gruppe, an deren Spitze Philipp Snowden steht, be­kämpfte die Bill und weiterhin Maedonald so heftig, daß eine Revision der Haltung der Labour Party zu verzeichnen ist. Bei mehreren Abstimmungen über einzelne Titel des Gesetzes hat jetzt die Arbeiterpartei (wie berichtet) gegen das Kabinett ge­stimmt, und dieses konnte bloß durch die Iren überhaupt eine kleine Majorität erzielen. An ein Fallenlassen der Vorlage ist vorläufig nicht zu denken, aber die anfänglich gehegten Hoffnungen, sie in den nächsten Wochen zum Gesetz zu er­heben, sind nicht mehr so groß.

nicht frei war von Todesahnungen, deren auffälligste, in Form einer _fa!t hallucinatorisch zu nennenden Traumvision, etwa zehn 4.age vor des Malers wirklichem Hinscheiden auftrat. Von hier aber bis zu dem geheimen Wunsch, seinem Leben rin Ende zu machen, und zu dessen uichewußter Erfüllung welch ein riesenweiter Schritt! Zunächst werden die Todes- ahnungen bei Segantini aufs denkbar glücklichste durch seinen fröhlichen Glauben an eine ihm gewordene Prophezeiung ba­lanciert: nämlich daß er das Lebensalter Tizians erreichen JcUe -- neunundneunzig Jabre! Nach Aussage der Gattin hat er hieran fest geglaubt und geradezu sich gefeit gefühlt "s. r « schon mit einundvierzig Jahren ins Grab mußte. Jedenfalls also besieht hier eine innere Unsicherheit, je nach dem Stimmungswechsel in dem leichtbeweglichen Künstler- gemüü Und warum sollen nicht gelegentlich auch Todes- wünsche flüchtig hingehaucht fein über den Spiegel dieser sonst so frohgemuten Seele? Wo gibt es Menschen, denen der- gleichen nicht gelegentlich aufstiege? Darum ist es aber den- ioch ganz verfehlt,fius einem gelegentlichen ermüdeten Sich- iiedersetzcn in den Schnee auf einen latenten und tiefer liegen- Jen Eterbenswunsch zu schließen. Ich rede nicht von der llnrnoglichkeit einer augenblicklichen Anwandlung diese er­gibt sich ja in der sogenannten Bergkrankheit sondern von 'ch". .organischen Begründung im Wesen des Künstlers. Hier- chr ist wenigstens ^keinerlei Beweis beigebracht. Am roenig- !ten aberjur die Tage von Segantiriis traurigem vorzeitigem Gude, -bteje sind vielmehr ganz angcfüllt von einer tiefen

ebene- und schaffenssehnsucht.Voglio vedere le mie montagne!" Dieser Ausspruch des Künstlers und der heiß i mtlammcrnöf Blick, den er darnach, ans Fenster gerückt, auf seine geliebten Berge warf, zeigen ihn uns in der ganzen .bemalt seiner inneren Lebensfülle. Abraham stützt sich dar- auk. da y segantini nachts wiederholt trotz Krankheit und Lturmes die schützende Behausung hoch oben auf dem Schaf- txrg bei Pontresina verlassen habe. Den sehr natürlichen Grund hierfür anzuführen, erübrigt sich wohl, wenn man be- denkt, das; hier ein Unterleibskranker in einer auch der primi- Nosten Bequemlichkeit entbehrenden Hütte sich befand. So berechtigt nichts, aber auch garnicht/ Abraham zu der Be- wiffen (!) es: derselbe Mensch, der in un- endlicher Liebe alles Lebende umarmen wollte, barg in seinem Jnnern ben SBiBen zur Zerstörung des eigenen Lebens " Wir wissen hierüber garnichts. So billig gibt Natur ihre Ge- .ieiinnlsse nicht preis. Wir können mit der Bsycho-Analvfe »ofern sie mit ^akt und künstlerischem Tiffblick gemacht wird,' gewiß erhoffen, einige zarte Schleier zu heben. Aber wir roer- ben uns mcnrnlä brüsten können, daß wir Dingewissen", die die Natur selber gnädig mit Nacht und Grauen bedeckt hat'

ist die Situation im großen und ganzen nicht unbefriedigend. Die gewerbliche Arbeitslosigkeit ist stark zurückgegangen, wäh­rend in den Ackerbaugeaenden die Nachfrage nach Arbeitern jsehr stark zunimmt. Mit großer Spannung sieht man dem Ausfall der Getreide-, bet Baumwoll- und der Tabakernte entgegen, da diese Ernten den Bedarf industrieller Erzeug­nisse für die kommende Saison sehr stark bestimmen. Von den anderen, für das Getriebe der Weltmarktwirtschaft weni­ger wichtigen Ländern kann man sagen, daß sie meist ebenfalls über steigende Arbeitsgelegenheit berichten. So ist der Be­schäftigungsgrad in Frankreich und Belgien erheb- lich günsfiger als im Vorjahre, während er in der Schweiz und in est e r r e i ch - U n g a r n teilweise zu wünschen übrig läßt. Jedenfalls ist aber das Gesamtgepräge des inter­nationalen Arbeitsmarktes günstiger als je in einem Jahre fett 1907. Zwar stand nur das Jahr 1908 im Zeichen einer völligen und allgemeinen Depression; von 1909 ab zeigten sich lchon wieder die Anzeichen der beginnenden Erholung, die aber sich noch keineswegs überall durchsetzte, und die auch 1910 noch nicht soweit vorgeschritten war, daß das Gesamt­bild schon als schattenlos hätte bezeichnet werden können. Erst das lausende Jahr bietet ein allgemein erfreuliches Gepräge, das auch durch die Abschwächung in England, die von Mai auf yunt eingetreten ist, nicht ernstlich beeinträchtigt werden konnte.

B. 1 jqj, L;

Jahres in einem feierlichen, theatralischen Autodafe den Hanswurst für immer von der Bühne verbannte.

Die Neuberin hätte ihr Bühnenhaus sicherlich wieder in I der alten Reichsstadt am Main, vor 1745, anfgeschlagen, wenn > ihre Einnahmen während der Ostermeffe 1737 mir einige» maßen befriedigend gewesen wärm und gute Aussichten bei einem baldigen Wiederkommen versprochen hätten; das war aber, wie ich zeigen werde, keineswegs der Fall. In den Frag- und Anzeigungsnachrichten" (bergt M. Belli-Gontard, Leben in Frankfurt a. M.", Bd. II. Frankfurt 1880, S. 69) findet sich folgende in dieser Frage bisher unbeachtete Anzeige derKönig!. Polnisch-Hochfürstlich Braunschweig. Lüneburg, und Schleswig-Holsteinischen Hof-Commödianten", d. i. der Neuberschen Gesellschaft, unterm 24. Mai 1737:

Allhier in Frankfurth am Mahn auf dem Roßmarkte werden die Königlich Polnisch-Hochfürstl. Braunschweig. Lüneburg, und Schleswig-Holsteinische Hof-Commödianten noch 2 Wochen deutsche Schauspiele vorstellen. Der Anfang ist nach 5 Uhr, und vor jetzo nach der Meffe giebt eine Person auf dem ersten Platze nicht mehr als 30 Kreuzer, auf dem zweiten Platze 20 Kreuzer und auf dem dritten 12 Kreuzer Auf dem großen Kornmarkt im weißen Engel kann man Vormittags Billetts bezahlen und abholen laffen." (Die Preise während der Meffe betrugen für Logen 4 Kopfstücke (= 80 Kreuzer), I. Platz 40, II. Platz 24 und III. Platz 16 Kreuzer.)"

Nach dieser Anzeige hat die Gesellschaft nicht bisbeinahe Ende Mai", sondern bis ungefähr zum 8. oder 9. Juni 1737 in Frankfurt gespielt; noch am 10. Juni ist die Neuberin hier gewesen, wie aus ihrem weiter unten folgenden Briefe her­vorgeht, der uns zugleich einen Einblick gibt in die finanziel- len Mißerfolge der verlängerten, sicherlich nur aus Geldnot, um Geld zu verdienen, verlängerten Spielzeit. Sie drohte mit einem völligen Ruin der Neuberschen Gesellschaft zu enden, als sich diese Frau, die ihr Leben lang den erbarm- lichen, aufreibenden Kampf ihrer Kunstanschauungen wider die Sorgen um ihre Existenz kämpfte, ohne jenen untreu zu werden, in ihrer Not an reiche Gönner wandte. War es in den Jahren 1745/46 das Handelshaus Benjamin Metzler Söhne, das sich ihrer in ihrer mißlichen Lage annahm, so kam diesmal Hilfe von Frau Baronin v. Haeckel u. a. und wohl auch von Johann Hermann Friedrich v. llffenbadj (1687 bis 1769), der aus GoethesDichtung und Wahrheit" als großer Sammler, Kunstliebhaber und vor allem als Musik­freund bekannt genug ist. An ihn ist der folgende Brief der Neuberin, den ich aus dem in der Königlichen Universitäts- Bibliothek zu Göttingen aufbewahrtem handschriftlichen Nach laste Uffenbachs, mit freundlicher Erlaubnis der Bibliothek- Direktion, hier veröffentliche, gerichtet:

Hochwohlgebohrner Herr«

Gnädiger Herr!

Ew. Gnaden durch dieses zu beunruhigen, wird dem ersten Ansehen nach einer großen Vermessenheit ähnlich. Alleine wenn Unglück und Umstände die Feder führen, und das Hertz zu eröffnen mit Gewalt zwingen, mildert sich in etwas bit erste Hefftigkeit. Unser aroßeS Unglück ist bekannt, und dieses

Jahre zu beobachten. Durchweg sinkt die Zahl der Unbe­schäftigten, überall nehmen die Lohnbewegungen zu, so daß eine Verbesserung der Ge' samtlage des inter­nationalen Arbeitsmarktes nicht zu verkennen ist. Zwar fino wir über den Grad der Besserung in den einzelnen Ländern noch wenig unterrichtet, aber es ist als ziemlich wahrscheinlich zu vermuten, daß der wirtschaftliche Aufschwung in Deutsch­land die Verwertung der Arbeitskraft im laufenden Jahre mehr begünstigt hat ais in anderen Ländern. In keinem an­deren Lande war die Nachfrage nach Arbeitskräften auch nur annähernd so stark wie hier. Die Besserung des Arbeils- marktes in England hat im Juni einer Abschwächung Platz machen müssen, die zwar nur vorübergehender Natur sein dürfte, aber doch die Gesamtbesserung des exsten Se­mesters erheblich beeinträchtigt. Die Arbeitslosenziffer, die im Mai 2,5 Prozent betrug, stellte sich für den Juni auf 3, nachdem sie seit Januar von Monat zu Monat zurückgegangen war. Die Geschäftslage hat sich im Baugewerbe, im Schiff­bau und in der Textilindustrie ungünstig verändert. In Lon­don hat die Bautätigkeit im Juni ganz auffallend nachgelassen: bei den an das Arbeitsamt berichtenden Firmen waren 10,7 Prozent weniger Arbeiter beschäftigt als im Mai. Im Schiff­bau stieg die Arbeitslosigkeit von 2,7 Prozent im Mai auf 3,8 Prozent im Juni. In den verschiedenen Distrikten ist.die Lage sehr ungleicharfig; die Arbeitslosenziffer geht bis auf 14,8 Prozent hinauf. Von den verschiedenen Zweigen d-'s Tertilgewerbes ist es vor allem die Baumwollindustrie, die ein Nachlassen des Geschäftsganges zeigt, doch keineswegs in dem Grade, wie man nach den Stimmungsberichten hätte erwarten ollen, die im Juni durch die Presse gegangen sind. Die Ar­beiterziffer hat gegen Mai um 0,2, die Lohnsumme allerdings um 3,3 Prozent abgenommen. Bei der Beurteilung dev'Lage des, Arbeitsmarktes in England während des Monats Juni ist indes die Einwirkung der Krönungsfeierlichkeiten zu be­achten, die zwar nicht die gesamte Abschwächung, ober doch einen Teil erklären. Im Gegensatz zu England lauten die Nachrichten aus den V e r. Staaten von Amerika für den Juni sehr günstig. Ist es bei dem Mangel einer zentralen Arbeitsmarktberichterstattung auch schwer, ein zusammen- assendes Bild zu geben, so läßt sich doch aus den Einzel­berichten die durchgreifende Besserung im laufenden Jahre deutlich ersehen. Die Bautätigkeit ist in der Zunahme be­griffen, die Verarbeitung von Eisen und Metallen, die För­derung von Kohlen ist lebhafter als im Vorjahre, das Beklei­dungsgewerbe, die verschiedenen Branchen der Nahrungs» mittelindustrie sind gut beschäftigt und auch im Textilgeweroe

über die Zustande in Palermo ist, hat den Namen der Krankheit nicht genannt, wohl ober in den wissenschaftlichen Berichten über die Wafferuntersuchung mehrfach ausdrücklich von .Vibrionen" und vom .Kommabazillus" gesprochen. Dem gegenüber wird man hoffentlich nicht wieder mit der .Gastro-EnteritiS" kommen wollen. Bisher hat kein italienifcheS Blatt von Ihrem Aufsatz Kenntnis genommen."

Türkei.

Englisch-französische Rivalitäten.

Z Konstantinopel, 16. Juli. Das politische Zusammen- gehen Englands und Frankreichs hat nicht zu ver- hindern vermocht, daß die wirtschaftlichen Interessen beider Staaten besonders im nahen Orient oft scharf kollidieren. Her- vorragende Engländer verhehlen ihren großen Mißmut nicht, daß hier umfangreiche englische Interessen der Politik zum Opfer gebracht werden, ohne daß der Wert ersichtlich sei. Um zu einem etwas selbständigeren Vorgehen auszuholen, wurde deshalb vor drei Jahren unter den Auspizien der eng­lischen Regierung dieNational Bank of Turkey" ins Leben gerufen. Französiicherseits nahm man diese Gründung mit lebhaftem Unmut auf. Bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit, als Finanzminister D s ch a v i d mit Sir Ernest Gaffel über den Abschluß einer Anleihe verhandelte, trat auch der Ouai d'Orsay mit schwerem Geschütz gegen diese Ver­handlungen auf und die Nationalbank sah sich infolge von Sir Edward Greys Intervention veranlaßt, den Rückzug an­zutreten. Jetzt hat die Nationalbank im Zusammenhang mit der Dreadnought-Bestellung bei Armstrong eine Tresorbon­operation in Höhe des bestellten Betrages mit der Türkei ab­geschlossen. Diese Bons wurden an der Londoner Börse für negoziabel erklärt. Wichtiger aber noch ist das Kon­zessionsverlangen der gleichen Bank für den Ausbau der Häsen von S a m fun und Trapezunt im Schwarzen Meere. Beide Häfen sind mit ihren reichen Hinterländern äußerst zukunftsreich, wenn die prosektierten Bahnen Samsun- Sivas und Trapezunt-Erzerum in Bau genommen werden. In französischen diplomatischen und wirtschaftlichen Kreisen sieht man mit Mißmut den neuen Bestrebungen der National* bank, die über einflußreiche Hintermänner verfügt, zu. Die Franzosen bieten seit Jahren alles auf, diese Bahnbauten zu erhalten. Sie stehen vielleicht zur Zeit einem Erfolge näher als früher. Dieser würde aber stark beeinträchtigt werden, wenn nicht die Ausgangshäsen sich gleichfalls in ihren Hän­den befänden. (Wie jedoch aus dem Konstantinopeler Privat­telegramm des Abendblattes vom 19. Juli ersichtlich, werden diese beiden Bahnlinien voraussichtlich gar nicht an die Fran­zosen, sondern an die anatolifchen Bahnen fallen. D. Red.) Schneider-Creuzot tritt mit der Nationalbank in scharfe Kon­kurrenz wegen des Ausbaus der beiden" Häfen.

Samstag, 22. 5ttfi 1911

Drahtmekdungen.

(Nachdruck, t-Ikgr-whisch- ober telephonische rierbreitung ift nur mft«.

Ouellenangabe.Ficks. Zig." gestattet.)

Prioat-Arprfchen der Frankfurter Zeitu«» H W München, 21. Juli, 6 N. Die Hammelbur 1 Spionageaffäre liegt, wie dieM. Neuesten 'M richten" wiffen wollen, keineswegs so einfach und batZäl tote sie in beschwichtigender Absicht dargestellt wurde könne sich überhaupt noch gar kein richtiges Bild vo» Sache machen. Ja es erscheine sogar noch unaufgeklärt OW zweifelhaft, ob der vcm Wachtposten nachts im Haubitzg-^D beobachtete und dem Lagerkommandanten gemeldete japanu? Major I o s h i m a überhaupt der verscheuchte Spion sen fei. 895i-

Metz, 21. Juli, 5.15 N. Der liberaIe und F, 1 schrittsverein Metz erläßt heute einen Aufruf-! welchem er alle gleichgesinnten Elemente bittet, sich zu auf dem Programm der Versöhnung aller nationalen sätze im Kampfe gegen die Reaktion. Pr will Abwehr gegenüber jenen Bestrebungen, welche berechtigte >3 achtenswerte Gefühle zu persönlichen Zwecken oder im «A tereffe beschränkter Kreise mißbrauchen zum Schaden des des. Die große Zukunft unseres Landes, heißt es, Iiegt'3 dem wirtschaftlichen und industriellen Gebiete. Die bisher^ Vertretung unseres Landes fei diesen Interessen nicht ge;,^ geworden. Zum Schluß bittet der Verein um finangiJj Unterstützung von ^Seiten der liberalen und bemofratifaJ Bürgerschaft von stadt und Land. Der So t bring/: Block wird sich morgen Vormittag in Metz versammeln fei Hufs Stellungnahme zu den Landtagswahlen *1

» Wien 21. Juli, 1 N. Te, deutsche National»,,, b a n i> überreichte in der heutigen Schling des Abgeordnete,, baujes eine I n t e r p e l a t i o n, in der die Aushebung dri Verbotes der Einfuhr argentinischen Fleisches flefotbe« wird. In derselben Angelegenheit siellien die Sozialdea^ k rat en einen Antrag, dessen Verhandlung an erster Stelle Tagesordnung sie fordern. Die Chrifllich.sozialen brachten ((, daraus bechaliten Drinalichteilsantrag ein.

h Budapest, 21. Juli, 1.30 N Es ist in der Situativ keine Veränderung eingetreten. Die Opposition struiert mit der Anordnung namentlicher Abstimmung^, über die unwichtigsten Tinge ruhig weiter. Morgen will die Opposition ausnahmsweise gestatten, über die Wehrvorlage z, sprechen, worauf dann wieder die technische Obstruktion be,: ginnt. .Handelsminister Lukaes reichte heute Vorlagen über die provisorische Regelung der Handelsbeziehungen mit Por­tugal und Japan ein.

o Kristiania, 21. Juli, 1.20 N. Die von der SRegietungj eingeleiteten Verhandlungen im Arbeitskonflikt iDutbtni soeben definitiv abgebrochen. Den Vorschlag der $ermittled die Lösung des Konflikts einem Schiedsgericht zu Übertrages lehnten beide Parteien ab.

Z Konstantinopel, 21. Juli, 3 N. In hiesigen diplom-M scheu Kreisen hat die plötzliche Slbbetufung des itaIiel irischen Botschafters Baron Mayor des PlancheU im Momente wichtiger Vorgänge in der Türkei überrascht.! Die Gründe der Abberufung beruhen nicht in politischen, fotM bern in alten persönlichen Gegensätzen mit ©ioliita (1 Salonik, 21. Juli, 12.5 N. Das hiesige jungtüdifdffl Hauptkomitee wurde von K o n si a n t i n o p e l bet- i ftänbigt, baß die D i s s i d e n t e n der P a r t e i aus Rache für" die ErinordungZ ekki Beys beschlossen haben, die vini ersten Mitglieder des Komitees, darunter den früheren Mi­nister des Innern und den früheren Finanzminister auf gw Heime Weise aus dem Wege schaffen zu lassen. Darüber herrsche Bestürzung.

Walff's telegraphisches Tarrrspondenr-Kurra«.

Posen, 21 Juli. Generalarzt Tr Demuth. Jnipektor bit Ersten eamtäteinfprhion, wurde der Awchied bewilligt. Zn fetmm Nachfolger wurde Generalarzt Tr. Göbel vom 9. Armeekorpi ernannt. ,J

Wien, 21. 3uli. Das Abgeordnetenhaus wählte mit 387 von 429 Stimmen Dr. Sylvester jutn Präsidenten.

des Abgeordnetenhauses wurden bet der Pole German, der Christlichsoziale J u ke l, der Sozialdemokrat Pe r n c r,ft o r f e r, der 2üb-= flame Pogacnik, der Ruthene Romanczuk und'der Tscheche Z o a r s k y gewählt.

Paris, 21. Juli. DieAgence Havas" neröffentliij| vlgende aus dem Ministerium stammende Note: Verschie­dene Pariser Zeitungen verössentlichen seit einigen Tagest In­formationen oder Berichte über diplomatische Besprechungen betreffend die französisch - deutschen Lerhanb- lungen. Wir sind ermächtigt, zu erklären, daß alle dicke Informationen oder Berichte auf keinen Benachrichtigung«- beruhen und die Verantwortung daher nur den Verfassern obliegt.

Cardiff, 21. Juli. Die Angriffe auf die chine- Aschen Waschan st alten dauerten die ganze Nacht Augenblicklich ist die Stabt wieder ruhig, aber man befürchte,f daß es zu weiteren Ruhestörungen komme. Darum wurde der Befehl zur Heranziehung von 500. Mann Infanterie ged geben. j

Asterabad, 21. Juli. (Petersburger Telegraphen-Agen- tut.) Aus Omtschali zurückkehrende Reisende berichten, Mohamed Ali schlage heute fein Lager 15 Kilometer,vor Asterabad auf und werüe morgen vor den Toren der Stadt ankommen. Der Präteiident scheint die Masanderaner, welch«) gestern in Sari eingetroffen sind, abzuwarten. Gegenwättig

Zu Vizepräsidenten Italiener C o n c i.

nöthigt mich mit Gewalt, großmüthige Hilfe zu suchen, wo-1 ferne ich, nebst dem schon gehabten Verlust, nicht auch den I gäntzlichen Untergang erleben will. Es bestehet dieselbe kürz- I lich darinnen: daß 20 Personen auf solche Weise sich meine« | Elends erbarmen laffen, indem mir jede davon 50 Neichsiha»W ler auf 2 Jahre, gegen Wechselverschreibung von meine« I Manne und mir, anvertrauen, und sich alsdann der Ersetzung und Bezahlung von uns versichern sollen. EtuchtH Personen haben schon den gnädigen Anfang gemacht, baMfl I Ihr Gnaden die Frau Baron v. Haeckel die erste gewesen>W welche mir 100 Reichsthaler auf so lange Zeit vertrauet WD Da ich nun auch meine Zuflucht zu Ew. Gnaden großmüM ß gern Vertrauen nehme und mir auf oben genannte Seit p» Reichsthaler zu meiner Hülfe unterthänig ausbitte, fo I daß Ew. Gnaden kein Mißtrauen, noch viel weniger vinMz Unvermögen verhindern und abhalten wird, mir mein llngtuf 1 zu erleichtern und eine Gesellschaft redliche Leute dadurchl wieder in solchen Stand zu setzen, daß sie ihr Brod rebl | haben, und hernach Ew. Gnaden zeitlebens als ein f°"*3 Werkzeug verehren werden, welches zu dieser Erhaltung eine» | großmüthigen, gnädigen Beitrag gegeben. Wenn ich gleimj^j Zeit der Zahlung kürzer setzen wollte, um die Summe eher und leichter zu erhalten, so würde ich doch nicht Stande seyn, es zu erfüllen; deswegen soll Redlichkeit un 1 Wahrheit mein Fürsprecher seyn und die Bezahlung eher -vl fördern, als wir uns schriftlich dazu verbinden. Alles 1 jemals zu einer bemütbigen Bitte erforbert wird, schließ« fv mit der größten Verehrung in dies Blatt. Getroste keines erzürnten, ungnädigen Abschlags und bin dafür lebens

Ew Hochwohlgeb. Gnaden, meines gnädigsten Herrn- untertänige griberica Carolina 91cuberi*j Frauckfurt am 10. Jun. 1737.

Wahrscheinlich gelang es ber Neuberin bic gesuchte stützung zu erhalten; benn im Juli 1737 treffen Hamburg, wo sie am 9. b. M. ihre Vorstellungen erötsi^ um bann im Oktober wieber in Leipzig zu spielen, sie in Hamburg vergebens um ein stänbiges Privileg n gesucht hatte. Jg,

WaS meine Mitteilungen bezweckten, war nichts B als ben Einbruch festzuhalten, ber sich, neben anberm, biefem auch für ben Charakter biefer grau bemerkenswe'kZ Briefe ergibt für bie Zeit ihres Aufenthaltes toMjtetw Ä Ostermeffe bis Mitte Juni 1737 in Frankfurt. So Stabt bei ihrem ersten Besuche 1736 ben neuen &un;)bc, *ja ungen zugejubelt hatte, so schnell manbte sie sich sten Jahre von ber Neuberin ab unb begeisterte sich wreve <3 Poffen unb Harlekinaden, bie ihm berstarke setzte. Als bie Neuberin im Herbste 1745 wiederkehrr - gegnete sie statt freundlicher Aufnahme nur unb Widerstand unb toahbte 1746 nach langwierigen leiten unb Reibereien, um eine schwere Enttäuschung Frankfurt für immer den Rücken, das in der Citermeucg fein Vergnügen an Marionetten fand.