Montag. S8. August 1911

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yr. SS8. Zweites Morgenhlntt

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Teichen, Tümpeln und Kanälen dagegen ist stets verdächtig I mal recht teuer, und da wird vielfcu und muß von seiner Verwendung im Haushalte entschieden | Natureis zurückgegrisscn werden. Ai

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Spitälern nur Kunsteis und zwar aus gutem Leitungs­wasser oder destilliertem Wasser hergestellteS K l a r(Krystall)eis zu verwenden ist.

Dieser glänzende Erfolg ist deshalb so bedeutsam, weil relativ ungünstige Verhältnisse vorlagen. Der Wert der Er­gebnisse ist darin zu erblicken, daß es gelungen ist, ein stark

»**) Die Gothenburger Infiltrations-Anlage soll neuer­dings ebenfalls eine Vorreinigungs-Anlage erhalten Haden.

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*) Beitrag zur Frage der Erzeugung künstlichen Grund- trassers aus Flutzwaffer. Von Baurat Scheelhaasc, Frankfurt a. M., imJournal für Gas und Wasser", Juli 1911.

**)The Engineering Record" New-Dork 1911.

Notizen.

= ^Verwendung des Torfes zur Krafterzeugung.^ Auf der Ostdeutschen Ausstellung in Posen erregt eine ausgestellte TorfgaSkraftanlage, welche sich im Be­triebe befindet und zur elektrischen Stromerzeugung für die Ausstellung dient, die Aufmerksamkeit der Besucher und be­sonders der technischen Fachwelt. Diese eigenartige Torfgas­kraftanlage eröffnet Perspektiven für die wirtschaftliche A u s- Nutzung der großen Torfmoore Deutschlands, denen man bekanntlich neuerdings ein großes Interesse ent- gcgenbringt. Es wird hier der Torf in besonders konstruierte Generatoren vergast und das erhaltene Gas alsdann zum Be­triebe der Gasmaschine verwendet. Am 19. und 20. Juli d. I. wurden an dieser Anlage von Herrn Professor. Dr.-Jng. Baer, Vorstand des Mazchinenlaboratoriums der Kgl. techn. Hoch­schule in Breslau, eingehende Versuche in der Weise vorgc- nommen, daß die Torfmenge, die int Generator vergast wor­den war, gewogen und die von der Maschine geleistete Arbeit genau gcmeffen wurde. Das Ergebnis dieser Untersuchungen war ein sehr günstiges: bei einem Preis von Mk. 4 für die Tonne, kostet die am Schaltbrctt gemessene Kilowattstunde nur 0,6 Pfg. Dabei ist der für den Torf angegebene Prets verhältnismäßig hoch; bei rationeller Gewinnung, besonders mittels Maschinen ergibt sich der Preis von Mk. 2 für die

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5. Die Verluste, die durch die Infiltration entstehen, konn­ten nach dreijähriger Betriebszeit noch nicht genügend sicher ermittelt werden. Doch sind Anhaltspunkte dahin vorhanden, daß diese nicht sehr erheblich sind. Schon auf 100 Meter von der Verfickerungsstelle, -:~- Strecke, die das Infiltrat i durchfließt, ist demnach das Mainwasser, das wohl den am m ei st en verschmutzten Fluß- zu einem dem Grün d-

verschmutztes Wasser, das bis zu 100 000 Keime in 1 ccm enthält, dann außerdem, durch sonstige Beimengungen, und Mängel, wie ungleichmäßige Temperatur, Trübung, unange­nehmer, moderiger Geschmack und Geruch, dem jedes Attribut eines Trinkwassers fehlt, daß dieses so wenig geeignete Wasser in ein völlig einwandfreies, sogar gutes Trmkwasser, über- qeführt werden konnte und dies ohne ein besonders kostspieliges Verfahren. Ein Eindruck von den Schwierigkeiten, die das Mainwasser bietet, läßt sich aus einer vergleichenden Gegen­überstellung der Analysen anderer Wässer gewinnen. Die fol­gende Tabelle zeigt die Analyse des Mainwassers zwischen der des hygienisch einwandfreien Grundwassers und der des Rhein­wassers :

Bewegung, namentlich in ,_______7... ____u. , nur hierbei die für eine

völlige" Reinigung ^notwendige Anreicherung mit Sauerstoff erfolgen kann. In dieser sinnreichen Anordnung liegt, wie schon erwähnt, der Vorzug des Scheelhaascschen Verfahrens und ist darin der Erfolg bedingt, den der Erfinder nach dreijährigen Versuchen dahin zusammenfaßk:

lfach immer wieder zum Auch ist Kunsteis nicht überall erhältlich. Wo aber beide Produkte zur Verfügung stehen, da sollt.' das Natureis nur $ur Kühlung von Räu­men, Fässern usw., kurz gesagt rein äußerlich Ver­wendung finden, während int Haushalte, in Metzgereien, Restaurätionsbetrieben, Konditoreien und namentlich in

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Tonne, sodaß der ersterwähnte Kilowattstundenpreis sich auf die Hälfte, also 0,3 Pfg. stellt. Die Anlage ist von der Gor- litzer Maschinenbau-Anstalt und Eisengießerei, Görlitz, gebaut und auf dieser Ausstellung zum ersten Male der Oeffentlich- leit zugänglich gemacht worden. Wie uns mitgeterlt wird, ist eine solche Anlage in Rußland zur Ausführung gekommen.

= fsTie größte Lokomotive.^ Die Amerikaner haben bekanntlich eine besondere Vorliebe für Superlative, die sich in der letzten Zeit besonders im Lokomotivbau gezeigt hat: sie haben in den letzten Jahren wiederholt diegrößte Lokomotive der Welt" gebaut, die dann binnen kurzem durch eine andere überholt wurde, der nunmehr diese Bezeichnung zukam. Die neueste Lokomotive, die unter dem Namen die größte bekannt wird, ist, wie dieZtg. des 53er. deut­scher Eisenbahn-Verw." berichtet, eine Mall et-Lobo- motive der Atchison, Topeca und Santa Fe-Eisenbahn, die aus zwei sechsachsigen Lokomotiven, jede mit fünf Triebach-' fen, zusammengesetzt worden ist. Die Laufachsen, ze eine, befinden sich an den beiden Enden in einem Abstand von. 20,13 Meter voneinander, und zwischen ihnen laufen die zweimal fünf Triebachsen. Die Lokomotive ist für O e l - feueruttg eingerichtet und hat 790 qm Heizfläche'» sie ar­beitet mit Ueberhitzung. Das Speisewasser wird vor dem Gebrauche vorgewärmt. Ter Dampfdruck betragt 16 Atm. und die Zugkraft 50 t. Die Lokomotive wiegt 22o t. Der feste Achsstand der Triebräder beträgt 6 m. Der sechsachsige Tender faßt 54,5 cbm Wasser und 18 cbm Oel. Wegen ihrer großen Länge, die einschließlich Tender 36,9 in beträgt, würde der Führer, wenn die Lokomotive mit dem Schornstein voran­führe, die Strecke sehr schlecht übersehen können, sie ist des- halb für die Fahrt mit dem Tender voran eingerichtet; des- halb ist der letztere sehr niedrig gehalten, um freies Gesichts- ] seid für den Führer zu schaffen, und vorn zugescharft, um: den Luftwiderstand zu vermindern. Die Eisenbahngesell-: schäft hat drei solche Ungetüme bauen lassen, die für Gebirgs-s strecken in Arizona bestimmt sind. Ob sie im Betriebe wirk- lich vorteilhafter sind als kleinere, handlichere Lokomotiven, mag dahingestellt fein. Schon- die Schwierigkeit, sie zu drehen, spricht dagegen, jr

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(Gesellschaft m. beschr. Haftung).

Matureis und Kunsteis.

Von Erwin Sack (Burzweiler bei Mülhausen i. E.).

' Der heurige Sommer zeitigt einen ganz außergewöhnlichen Eisverbrauch und da taucht auch die alte Frage wieder auf, wel­ches Eis ist besser: Natureis oder Kunsteis? Dem Na­tureis wird allgemein -rühmend nachgesagt, daß es fester sei uls Kunsteis und weniger leicht schmelze; das Kunsteis dagegen gilt als das reinere Ets, das in allen Fällen, wo cs direkt mit Speisen und Getränken in Berührung kommen soll, dem Na­tureis vorzuziehen ist. Wie liegt die Sache nun in Wirklich­keit? Natureis wird aus fließendem oder stehendem Ge­wässer gewonnen. Tie fließenden Gewässer, die Flußläufe, Enthalten sehr viele Unreinlichkciten: Abwässer von Fabriken, Zuläufe aus den Kanälen führen dem Wasser die gesundheits- fchädlichsten und unappetitlichsten Stoffe tagtäglich in größ­ten Mengen zu. Ein Teil dieser Stoffe bezw. deren Zerfall- Produkte, darunter zahllose auch pathogene Keime, gehen in das Eis mit über. Der weit verbreitete Glaube, daß die letz- fc-ttn beim Gefrieren des Wassers absterben, ist irrig. Viele Batterien, speziell auch pathogene (krankmachenoej überdauern Temperaturen unter 0 Grad ganz gut. Manche Flußläufe iwar, namentlich größere, haben trotz der vielen verunreini­genden Zuflüsse, zum Teil infolge der sog. Selbstreinigung der Nüsse, ein verhältnismäßig reines Wasser, das dann auch t,n schönes, klares Eis gibt, welches man seinem Aussehen ^.ch unbedenklich in der Küche, im Haushalt verwenden wird, chie bakteriologische Prüfung allerdings wird zu einem anderen Resultat kommen und _uon der Verwendung desselben zur bi- 5'kten Kühlung von Speisen und Getränken abraten. Von stehenden Gewässern liefern die Seen, namentlich die höher Megenen Gebirgsseen, ein sehr reines Eis, das unter Um- Panben auch hygienisch völlig einroanbfrei ist. Das Eis von

Es mürbe eine Wassermenge von zunächst . täglich 400 bis 500 cbm nach ber Vorreinigung durch die Filter in den Graben zur Versickerung gebracht. Nach 1% Jahren wurden täglich 700800 cbm zugeführt. Das feinverteilte Infil­trat hat in senkrechter Richtung die 13 bis 14 m mächtigen Sandschichten über dem Grundwasser zu durchdringen. Dabei ist aber nicht anzunehmen, daß das Wasser nur auf ber kleinen Fläche bes Sickergrabens in den Boben bringt. . Er tritt in weitem Wege, sich trichterartig ausbreitenb auSeinanber unb ist durch Messungen festgestellt worben, baß es in 70 m Entfernung von ber Versickerungsstelle noch 1 in über dem Grundwasserspiegel vorkommt. Es legt somit bis zum Grundwasser einen weit größeren Weg zurück, als ber Abstand zwischen Oberfläche und Grundwasserspiegel beträgt. Noch bedeutsamer als die Länge des Weges ist die Zeit, die notwendig ist, ihn zurückzulegen. Das Fortschreiten bes Infiltrats im Untergrunb würbe durch Standrohre kontrol­liert und dabei festgestellt, daß zur Zurücklegung des senkrech­ten Weges bis zum Grundwasser 14 Tage erforderlich sind. Dabei muß festgestellt werden, daß nur sehr wenige Teile des Infiltrats in senkrechter Richtung, also dem kürzesten Weg, in bas Grunbwasscr gelangen. Aber auch dieser Weg ist schon

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Da biefe künstlichen Reinigungsarten nach ben erwähnten Gesichtspunkten versagen, so legte Baurat Scheelhaase auf bem von ihm beschrittenen neuen Wege den Gedanken zu Grunde, den natürlichen Vorgang nachzuahmen, indem er das meist in nächster Nähe vorhandene Flußwasser zum Aus­gangspunkt seines Kreislaufes zurückführt und künstlich es Grundwasser erzeugt, von dem man, erfahrungsgemäß, alle guten Eigenschaften erwarten durfte.

Der Weg dazu aber war weit. Da sich über die Ent- stehungsweise des natürlichen Grundwassers heute noch Geo­logen und Ingenieure streiten, und ein Einfluß aur die Bil­dung desselben noch außerhalb der menschlichen Machtsphäre liegt, so konnte der unbekannte Vorgang in der Natur nicht nachgeahmt werden, es galt vielmehr, etwas Entsprechendes zu erfinden. Der grundlegende Gedanke,- durch Infiltra­tion von Oberflächenwasser einen Grund- wasser ström zu erzeugen ober ben vorhanbenen vnzureichern, ist an sich nicht neu. So berichtet Philipp Bur- greß in einem in bem Jngenieurverein in Ohio (Amerika) ge­haltenen Vortrag:Some Features of Design of In­filtration Plants"**) über die Methode, die schon lange

wassergebiet niedergebrachten Brunnenreihe eine Filtrations­grube, welche zugleich Infiltrationsgrube ist, bis auf den Grundwasserstand ausgehoben. Infolge des hydraulischen Druckes tritt das eingeführte Wasser in den Boden, vereinigt sich mit dem Grunbwasser und hebt dessen Spiegel.

Die Frankfurter Methode unterscheibet sich,von ben beiben genannten im wesentlichen unb in ber Unterschei- bung liegt ihr außerorbentlicher Vorteil. Baurat Scheel- Haase hat die Anordnung so getroffen, baß bas Roh- wasser, hier Mainwasser, zunächst von den gröbsten Beimengungen befreit wird, indem man. es zunächst durch ein Grob- und bann burch ein Feinsanbsilter (mit ber ge­ringen Geschwindigkeit von 3 m in 24 Stunden) hindurch- treten läßt.***) Dieses so vorgereinigte Wasser wirb nun nicht, wie unter b beschrieben, direkt bem Grunbwasserstrom zugeführt, sonbern cs wird gezwungen, unter Ausnützung des natür­lichen Filters, das die Bodenschichten darstellen, durch diese zunächst in senkrechter Richtung hindurch zu treten, und sich dann erst mit dem Grundwasserstrom zu vereinigen, mit bem es ber Fassungsanlage zufließt.

Als Ort bes Versuches war nach Bereitstellung ber Mittel burch bie oberen stäbtischen Behörben bie Grundwasser­versorgungsanlage im östlichen Frankfurter Stabtwald ge­wählt worden, da dort durch bie Untergrunbverhältnisse, ben Kies und Sand, die notwendigen Voraussetzungen einer Filtration gegeben waren, dann aber lagen dort, wo seit dem Jahre 1885 die erste Grundwassersassungsanlage im Be­trieb ist, weitere günstige Vorbedingungen, weniger für den Erfolg, als die Sicherung der Wertung vor, da der Ort geo­logisch und hydrologisch gut bekannt war.

Die Ver uchsanorbnung ist aus ber Abbilbung zu ersehen, bie einen etwas verzerrten Längenschnitt barstellt. 500 in oberhalb ber 1 km langen Brunnenreihe, bie zu ber Pumpstation Forsthaus gehört, ist senkrecht zur Mitte biefer ausgebehnten Fassungsanlage ein 50 m langer unb 3 m tiefer Sickergraben (|. Zeichnung Jnfiltrationsstelle) ausge­hoben worden. Vor bemfelben liegen bas Grob- und das Feinfilter. Die Verbuche haben am 5. April 1908 begonnen.

bekannt fei, aber, wie er selbst sagt, seither wenig Beachtung gefunden und keine guten Ergebnisse gezeitigt hat. In Gothen­burg ist eine Anlage nach dem Grundgedanken von Ingenieur Professor I. Gust. Richert, dem Direktor ber Sto^holmer Wasserwerke, ausgeführt, und für Chemnitz besteht eine Ver­sickerungsanlage von Direktor E. F. Nau.

Dem »technischen Prinzip nach kamen seither zwei hauptsächliche Ausführungsweisen in Betracht. Saurat Scheel­haase erläutert die beiden wie folgt: _a)Parallel dem Fluß- ufer, in einiger Entfernung von demselben, wird eine Brun­nenreihe hergeftellt, aus der die Pumpe das Wasser aufsaugt. Es senkt sich dadurch der Wasserspiegel in den Brunnen bis tief unter den Flußwasserstand. Das erzeugte Gesälle nötigt das Flußwasser bei durchlässigem Bett, den Brunnen zuzu­fließen; auf dem Wege dahin wird es filtriert. Die Filtra­tionswirkung ist eine mangelhafte bei geringer Entfernung der Brunnen vom Flusse, sowie bei Hochwasser. Ein größerer Abstand ber Brunnen vom Flußufer beeinträchtigt aber bie Ergiebigkeit.

b) Bei ber anbern Richtung, die bie Stäbte Gothenburg unb Chemnitz verfolgten, wird oberhalb einer in einem Grund-

Krundwasser aus Alußwaffer.

Das Frankfurter Verfahren zur Erzeugung künstlichen Grundwassers aus Flußwasser.

Von Dipl.-Jng. Kauth (Frankfurt).

Die Hitzwelle bei letzten Zeit und der überall fühlbare Wassermangel, als ihre Folge, haben auch bei den sonst in technischen Fragen weniger Interessierten, bei jenen, die sich durch die heutige mühelose Zuführung aller Subsistenz, wie beispielsweise Licht unb Wasser, selten zu ber Frage nach bem Woher unb Wie angeregt fühlen, bie Aufmerksamkeit auf bas Problem ber Wasserversorgung lenken müssen. Es barf des­halb angezeigt erscheinen, von einer Erfindung auf diesem Gebiete, die der Direktor der Wasserwerke zu Frankfurt a. M Saurat Scheelhaase, vor kurzem ber Oeffentlichkeit über­geben hat,*) zu berichten, ba bieselbe nicht allein in ber Fach­welt beachtet wirb, sonbern geeignet erscheint, auch bas In­teresse der Allgemeinheit herauszufordern. Um ihren vollen Wert zu würdigen, muß man sich vergegenwärtigen, daß die Zuführung von genügendem einwandfreien Trinkwasser für die Großstadt nicht "allein in Hitzeperioden,, sondern über­haupt, eine elementare Lebensfrage geworden ist, von ber Ge- sunbheit, Leben und zum Teil auch das Eigentum abhängen können.

Der stets zunehmenbe Andrang ber Bevölkerung nach ben größeren Städten, beren vielfach erstrebte territoriale Aus­dehnung burch Eingemeindungen, und nicht zum wenigsten die absolut« Zunahme des Wasserverbrauchs pro Kopf der Bevölkerung, infolge Verbesserung und Verfeinerung der Lebenshaltung und Gewohnheiten, zwingt fortbauernb zur Erschließung und Zuführung neuer Wassermengen. So sind schon im weiten Umkreis vieler Städte die Vorräte ausge- beutet unb macht sich ein fühlbarer Wassermangel _ geltend. Es genügt daher vielfach nicht mehr, seitens ber Wasserwerks­verwaltungen bie Erschließung neuer Wasservorräte durch Vergrößerung ber Anlagen ober bie Entwicklung unb Vervoll­kommnung der Zuführungsweisen als ihre technische Aufgabe zu betrachten. Das Ziek muß heute weiter gesteckt werben, es muß Wasser nicht gefunben, sonbern geradezu erfunbeg werben. Alle Methoben ber Gewinnung aus Grundwasser, aus Quellen oder Stauweihern können dem immer stärkeren Bcbarf nicht Staub halten, ba Grundwasserströme, Quellen unb Stauweiher nicht unerschöpflich sinb. So Hot man schon seit einiger Zeit in verschiedenen Städten die Aufmerksam­keit dem vorher verschmähten Oberflächenwasser wieder zu- wenden müssen, um überhaupt den Bedarf becken zu können. Während man z. B. in London noch in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das Themsewasser für bie Trink­wasserversorgung ungeeignet hielt, hat inzwischen bie Not, nachdem allerbings eine Vervollkommnung der Reinigungs- methoben erreicht wurde, dazu gezwungen, ans der Themse den Riesenbedarf zu decken. Kürzlich ist mit der Ausführung eines Projekts einer Flußwasserversorgung begonnen worden, das so gewaltig ist, daß es erst im Jahre 1941 vollendet fein soll und die Summe von 120 Millionen Mark verschlingen wird. Allerdings wird kaum zu erwarten sein, baß dieses Wasser, wenn auch in hygienischer Hinsicht einwandfrei, unse­ren sonstigen Ansprüchen in Bezug auf gleichmäßig niedere Temperatur usw. entsprechen wird.

Das Wasser, wie es die Flüsse führen, und auch, das Meteorwasser ist nach unfern heutigen hygienischen Anforde­rungen als Trinkwasser nicht ohne weiteres zu gebrauchen. Die verschiedenen künstlichen Reinigungsverfahren, wie Fil­trierung, Sedimentierung oder Ozonisierung liefern, wenn sich auch ein genügender Relnigungseffekt durch dieselben erzielen läßt, doch nicht zu allen Zeiten ein Wasser, das in Bezug auf Temperatur, Geschmack, Geruch und Aussehen allen Anforbe-

abgeraten werden. Die Kanäle, vor allem wo sie größere Städte durchziehen, nehmen nicht nur alle Abfälle von den Kanalschiffen und aus ben benachbarten Häusern auf, es ver­dichten sich auch auf ber Oberfläche bcs Wassers aller Straßen­staub und Kohlenstaub (von Kaminen, Fabriken, Eisenbahnen herrührend) und übelriechende und gesundheitsschädliche Gase werden absorbiert. Daß ein solches Wasser ein Tummelplatz aller möglichen Mikroben ist, liegt auf der Hand. Vor dem Gebrauch von Kanaleis, das in der Nähe größerer Ortschaften gewonnen wurde, ist auf das nachdrücklichste zu warnen!

Wie steht es nun mit bem Kunst eis? Tas unkerschei- benbe Hauptmerkmal zwischen Natur- und Kunsteis besteht darin, daß im ersteren Falle natürliche, im_ letzteren künstlich erzeugte Kälte zum Gefrierenlassen des Wassers benutzt wird. Die Qualität des Eises wird dadurch natürlich direkt nicht beeinflußt. Wird unreines Wasser, aus Flußläufen, Tei­chen, Kanälen zur Eiserzeugung genommen, dann enthält das Kunsteis dieselben Verunreinigungen wie das Natureis. Wird das Wasser nicht genügend tief (8 bis10 Gr. Celsius) ober genügenb lange (25 Kilostangen zirka 30 Stunben) abgekühlt ober wirb nicht burch geeignete Rührvor­richtungen usw. für bie Entfernung ber absorbierten Gase, namentlich ber Luft, gesorgt, bann resultiert ein leichtes (spez. Gewicht ea. 0.85), schneeig aussehendes Eis, das leicht zer­fällt, schnell schmilzt, viel Lust und andere Verunreinigungen enthalt und technisch unb hygienisch wenig brauchbar ist (Trüb eis). Wird aber reines Wasser gutes Leitungs­wasser ober am besten destilliertes Wasier genommen unb vorschriftsmäßig fabriziert, bann wirb ein hartes, wasser- klares Eis, bas bem besten Natureis nicht nur gleichkommt, sondern dasselbe noch übertrifft (K la reis, Krystalleis) erhalten. Dieses Eis nun (spez. Gewicht 0.92) ist ein technisch unb hygienisch einwanbfreies Probukt. Freilich ist es manch-

1. Durch bie Infiltration wirb bas Wasser bakteriologisch bereits auf 20 Meter (Entfernung von ber Verfickerungsstelle; nach 45 Tagen) bem Grunbwasser gleich.

2. Die Temperatur bes Infiltrats würbe in einer Ent­fernung von 75 Meter (nach 140 Tagen) bem Grunbwasser gleich.

3. Ter Geruch unb Geschmack bes Infiltrats war bis 100 Meter (nach 90 Tagen) so gut wie geschwunden.

4. Die Färbung konnte wohl bei 130 Meter (nach 250 Tagen) noch wahrgenommen werden, ist jedoch selbst bei 100 Meter (nach 190 Tagen) nur noch ganz unbedeutend und gibt zu Beanstandungen keinen Anlaß mehr.

Frankfurter Zeünng

(Frankfurter Handelszeitung.) 1 und Handelsblatt. (Neue Frankfurter Zeitung.) I

Wenn man danach, als Maßstab, ben zur Reinigung er­forderlichen Verbrauch an K Mn O« (Kaliumpermanganat) annimmt, so ergibt sich, im Vergleich zu Rheinwasser, eine sy2 und gegen Grundwasser gar eine 57,9 mal größere Ver­unreinigung des Mainwassers.

Somit muß bie Erzielung brauchbaren Trinkwassers aus so hochzrabig verschmutztem Rohwasser schon auf 100 Meter hinter der Jnfiltrationsstelle als eine überraschende Tatsache unb ein großer Fortschritt in ben technischen Erkenntnissen bezeichnet werben. Denn biefe Versuche haben Anhaltspunkte gegeben für bie wichtige Frage über bie notroenbige Stärke unb Beschaffenheit ber natürlichen Fil­trationsschicht. Es ist einleuchtend, daß die Stärke dieser Bodenschichten maßgebend für den Reinigunaseffekt ist, und daß bei starken Bodenschichten, d. h. tiefem Grundwasserstand bas Wasser einen großem Weg zurückzulegen bat, und dabei auch mehr Zeit zur Säuberung, b» h. zur Sauerstoffausnahme, finbet. Wie stark bie Schicht sein muß, hängt natürlich ebenso sehr ab von dem Grabe ber Verunreinigung bes Wassers, als von ber Zusammensetzung bei filttieienben Schicht.

Die Bestimmung biesei Grenzweite, bie bie Sicherheit in bei Anwenbung füi anbeie Fälle garantieren, ist <-ache weiterer Stubien und der Zukunft vorbehalten. Immerhin aber geben die in Frankfurt a. M. ausgeführten Versuche, bie ber Erfinder mit den ihm eigenen, klaren Dispositionen und der scharfen Erkenntnis des, Zieles durchgeführt hat, nach manchen Richtungen so ergiebige Aufschlüsse, daß, er nut Sicherheit die Anwendung des Verfahrens schon für eine neue Wassergewinnungsanlage der Stadt Offenbach a. M. emp­fehlen konnte.

Was in wirtschaftlicher unb finanziellerBe­ziehung dieser Erfolg bebrütet, ist zur Zeit noch nicht völlig zu übersehen. Es scheinen große Hoffnungen für die Zukunft berechtigt; insbefonbere eröffnen sich günstige, Perspektiven für bie gefährdeten Grundwasserwerke. Anscheinend ist em Mittel gefunden, das die in bedrohliche Nähe gerückte Ab- fenkung des Grundwasserspiegels, in für bie Hebung unwirt­schaftliche Tiefen, aufhält, woburch die Außerbetriebsetzung mancher Wasserwerke verhütet werden kann. Zur Hebung des durch jahrelange Entnahme abgesenkten Grundwasser- spiegels bedarf es jedoch großer Wassermengen und wird so- mit die wirtschaftliche Wertung des Verfahrens sich vor allem auf die Erzeugung großer Mengen künstlichen Grundwassers gründen. Denn diese nur fallen bei dem Massenkonsum bei Gioßstabt in bie Wagschale unb wird bie wirtschaftliche Be- beutung natürlich umso großer, je tiefer ber Grundwasser- spiegel abgesenkt ist. Man wird daher, bevor man in dieser Richtung zu abschließenden Urteilen gelangt, die beabsichtig- ten weiteren Versuche mit größeren Wassermengen abwarfen nmssen.

Die vorstehenden Ausführungen lassen erkennen, daß die besprochenen unb in Frage stehenben Versuche von ungeheurer Wichtigkeit für das gesamte Wasserversorgungswesen sein können. Aus biesem Bewußtsein besteht an maßgebenber Stelle bie Absicht, auch bie weiteren Versuche, wie seither, mit aller gebotenen Vorsicht unb nach jeber Richtung so burch- zuführen, "baß jeglicher Einwanb, ber neuen Wegen unb Jbeen naturgemäß, unb gerabe in einer solchen Frag« begegnet, bie Spitze abgebrochen wirb, unb daß selbst ber Schein eines Bedenkens, auch in Laienkreisen, zerstört werden muß.

So eröffnet dieser Fortschritt außerordentliche Aussichten, und er darf wohl als ein schöner Erfolg der wissenschaftlichen Technik bezeichnet werben, bie sich indirekt auch so wieder als hochwertiger, kulturbildender Faftor erweist.

genügend, um ein Wasser zu erzeugen, bas ben bestehenden hygienischen Vorschriften für Trinkwasser entspricht. Nun kommt aber hinzu, daß noch der ganze Weg durch die Boden­schichten bis zur Fassungsanlage zurückgelegi werden muß. Die Bewegung in horizontaler Richtung ist noch langsamer und ist sestgestellt, daß dieselbe am Tage nicht mehr als ca. 0,5 m beträgt. Diese langsame l" senkrechter Richtung, ist nötig, ba nur hier!

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Bestandteile rag int Liter

1.

Gruud- wafler

2. Main- Wasser

3.

Rhein- Wasser

Abdampfrückstand ..............

99.50

445.00

216.00

Glühverlust....................

8.00

165.00

46.00

Verbrauch an KMn 0< ........

0.90

52.17

9.24

Entsprechend Sauerstoff..........

0.23

13.21

2.34

Alkalität (Ca C03) ............

20

125

120

Chlor ........................

10.14

60.18

7.08

Gesamthärte (deutsch)............

1.68»

11-13»

10.24»

Schwefelsäure..................

12.20

22.14

9.85

Salpetersäure...................

Spuren

) stark

1 stark

Salpetrische Säure ............

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