ErSes Morgenökakt der Mrankfttrter Bctfttttg

Nummer 846 Seite 2

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>ir gehen wohl nicht fehl in

DieLi> in Paris der Ver-

über die Unterredung informiert werden würde. BertS' glaubt, daß vorläufig weder in Berlin noch eine weitere offiziöse Mitteilung über den Stand Handlungen gemacht werden würde.

;n werden gut be­tte sich eine inter-

Die Feuerung.

r Berlin, 4. Sept., 2.35 N. (Priv.-Tel.) Bei der Handels- kammer Berlin sind von den verschiedenenSeiten Anträge ge- stellt worden, die Handelskammer möge bei der zuständigen Stelle dahin vorstellig werden, daß angesichts der schwierigen Verhältnisse an den Getreidemärkten die Wiedereinfüh­rung des Identitätsnachweises bis auf weiteres verfügt wird, und daß ferner alle Tarife für Getreide und Futtermittel ausnahmslos für die nächsten Mo­nate wesentlich herabgesetzt werden. Die Handelskammer wird sich demnächst mit den Anträgen beschäftigen.

Marokko.

Englische Prctzstimmen über die Lage.

I London, 4. Sept., 12.20 N. (Priv.-Tel.) DerDaily Gra- phic" betrachtet die Aussichten der deutsch-französi­schen Unterhandlungen als hoffnungsvoll, da die deutsche öffentliche Meinung einsehe, daß das alldeutsche Pro- gramm unmöglich, wenn nicht unvernünftig, und auch in Frankreich die Ansicht, datz man nichts zu verlangen also auch nichts zu geben hätte, aufgegeben sei. Was Spanien an- belange, so werde man in London und Berlin schon zusehen, datz es erhält, was ihm als billig zukommt.

Die «Daily Mail' glaubt, datz die spanische Be. s e tz u n g von I f n i die Verhandlungen in Berlin beein- fluffen müffe, da sie, was vielleicht gewünscht werde, der deut- schen Behauptung, datz die Algecirasakte ein toter Buchstabe sei, den Anstrich der Wahrheit verleihe. Spanien nehme keine Rücksichten auf die Interessen seiner französischen und engli- schen Freunde und habe eine sehr schwierige Situation noch wesentlich komplizierter gemacht.

DieTimes' bezeichnet die Atmosphäre, in der die Marokkoverhandlungen sich vollziehen, als hoffnungs­voll, glaubt aber, datz die deutschen Forderungen über die Sicherheiten, die der deutschen Industrie in Ma­rokko gewährt werden sollen, nicht klar definierter seien. Es sei deshalb nicht unbegreiflich, datz man in Frankreich deshalb noch etwas unruhig sei. Das Blatt wirft Spanien vor, datz der Zeitpunkt zur Geltendmachung seiner Ansprüche auf Jfni ungeschickt gewählt sei.

S Paris, 4. Sept., 5.25 N. (Priv.-Tel.) Nach den Berliner Berichten der Pariser Blätter hat der Botschafter Tambon heute der deutschen Regierung die französischen Vor­schläge vorgelegt. Herr v. Kiderlen habe sich darauf be­schränkt, zu erklären, datz er diese Vorschläge prüfen wolle. DerTemps" fügt hinzu, datz die Pariser Regierung im Laufe des morgigen Tages durch einen Spezialkurier genauer

Kritisches aus der Türkei.

Z Konstantinopel, 4. Sept., 3.15 N. (Priv.-Tel.) Während die Kabinettsdifferenzen ihrer Lösung entgegengehen, spitzt sich die Krise der Konstantinopeler Stadtverwal- t u n g zu, da das Kabinett um weitere Konflikte zu vermei- .den, nicht zur Auflösung der Stadtvertretungen schreiten will. Dadurch wäre der Rücktritt des neuen Stadtpräfekten Kiasim Bey unausbleiblich, und eine erfolgreiche Be­kämpfung der Cholera in Frage gestellt.

Konstantinopel, 4. Septbr. Da der Kriegsminister unter Berufung auf die Meinung des Generalstabes j e d e Verminderung des Kriegsbudgets adleynt,

kennen. So münden auch hier die frischen Quellen sehr bald in den Strom der Allgemeinheit und erfüllen ihn mit ihren sprudelnden Wogen. Hier zeigt sich der klaffende Gegensatz zu unseren Verhältnissen am augenfälligsten, und die Vorteile erhellen leicht: Die Leselust wird ständig angeregt, das Urteil frei und empfänglich erhalten. Die "Literatur selber ver­schwendet nicht so gar viel Kraft an den bloßen Kampf um Ruhm und hat daher Muße zu emsiger Entwicklung. Fast alle zehn Jahre rechnet man dort oben auf eine jüngere Richtung.

Doch nicht genug, daß man sich unausgesetzt mit den Wer­ken der eignen Sprache beschäftigt.

von den anderen Nationen schöne Go

der revolutionären Klassenkampfpi sammlung das Gepräge gab. v.v____

bet Annahme, daß der Jenaer Parteitag die Vergewaltigung eines so bedeutenden Teiles der württembergischen Partei- genosfenschaft nicht qutheißen, sondern Mittel und Wege fm- den wird, den Schaden wieder gutzumachen.

Aie Vorgänge in der würiiemöergischen Sozialdemokratie.

<» Stuttgart, 4. Sept. (Priv.-Tel.) Zu den Vorgängen auf der Landesversammlung der Sozialdemokratie äußert sich dieSchwäbische Tagwacht" sehr zurückhaltend. Sie ist überzeugt, daß die Tagung die Entscheidung über den Par- teikonslikt gebracht habe. Die Entstehung des Konfliktes selbst führt sie auf versönliche Gegensätze zurück. Welcher Art diefe Gegensätze sind, fügt sie nicht. Auch ihr sonst recht eingehender Bericht über die Tagung schweigt sich völlig über die Kontro­verse Westmeyer-Keil aus und bringt nur eine einzige Zeile über die eindreiviertelstündige Erwiderung Keils auf die An­griffe Westmeyers. Das Niederschreien des letzteren wird be­dauert. Lediglich registriert wird der Ausmarsch der 57 Dele­gierten, und es wird nur gesagt, ihre Erklärungen könnten vor einer ruhigen Beurteilung nicht standhalten. Auch das Heil­bronner sozialdemokratischeN e ck a r e ch o" bedauert, daß Wcstmeyer durch lärmende Zurufe am Sprechen verhindert wurde. Das Verlassen der Tagung sei eine Haltung, die sehr seltsam anmute gerade von den Genossen, die bei jeder Ge­legenheit hervorheben, daß man den Willen der Mehrheit re­spektieren müsse. Das liberaleStuttgarter Neue T a g b l a t t" spricht von einem Sedan für die Radikalen und die neutraleWürttemberger Zeitung" findet, daß der Parteitag in der Geschichte der württembergischen Sozial­demokratie einen Markstein eigener Art bedeute. Das Zen­trumsorgan, dasDeutsche V o l k s b l a t t" faßt seine Eindrücke wie folgt zusammen:Wenn eine Partei sich so mit ihren eigenen Worten und Taten in Widerspruch setzt wie die Sozialdemokratie, dann zeigt sie nur, daß die Urteilsfähigkeit zu jenen Eigenschaften gerechnet werden muß, die nicht bei ihr zu finden sind, daß ihren Anhängern vielmehr jedes selbständige und ruhige Urteil abgeht."

Die bereits mitgctcilte Nachricht von dem Rücktritt der ge- samtcnTagwacht'-Redaktion bestätigt sich. Der Chefredakteur

DaS bildet betrachtet man die gesamte Menschheit bie eminente Aufgabe der Kleinstaaten: sie sollen die Heimstätten der besten Kulturideen sein. Tie schwerfälligen Ungeheuer, die Großstaaten, sind viel zu beschäftigt mit 6er Versorgung ihrer Riesenmägen, mit der Sicherung ihrer Koloflalleiber, sind viel zu sehr in Anspruch genommen von dem gegenseitigen Wettbewerb, als daß sie Zeit und Ruhe hätten, euren großen Gedanken bei sich ganz aufblühen zu lassen. Das ist die vornehmste Pflicht der kleinen Stationen. Ihre Stimmen können im allgemeinen Konzert nicht die lautesten sein, die reinsten aber gewiß.

Schweden hat nun so will es mir scheinen auf dem Gebiete der Kulturarbeit bereits sehr viel geleistet. Die oben genannten Beispiele gelten in gleicher Weise hier. * Noch allzu aenia trnbmt wird vor allem das Verhalten Schwedens bei

verzeichnen ist, da die Ortsgruppe in der agrarisch-klerikalen Hochburg Göllheim eingegangen ist. Ter überwiegend land­wirtschaftliche Wahlkreis Bergzab^rn-Vermersheim hat sich für die Sozialdemokratie nicht als unzugänglich erwiesen, in­dem schon heute rund 330 eingeschriebene Mitglieder vor­handen sind. An der Spitze aller Wahlkreise hinsichtlich der Organisationen und Mitgliederzahl marschiert Speyer-Lub- wigShasen. An den Geschäftsbericht knüpfte sich ebenfalls eine ausgedehnte Debatte. Erwähnenswert ist, daß mit Rück­sicht auf den unbefriebigenben Stand der Gaukasse die Anttäge auf Anstellung zweier weiterer Parteisekretäre für den Wahl­kreis Neustadt-Landau und die Wahlkreise Homburg-Kusel und Pirmasens-Zweibrücken abgelehnt werden.

Darauf nahm Reichstagsabgeordneter Huber (Neustadt) bas Wort zu feinem Vortrage überD i e nächsten Reichs­ten unb bie Parteien Der Pfalz": i letzten Wahlen habe bas Zentrum erklärt, daß n neue Steuern denke; aber nachher sei das-

nen Sprache beschäftigt. Man läßt zugleich sich .... ......jeren Nationen schöne Gaben reichen und befruchtet seinen Geist damit. Besonders herrscht der f ra n z ö s-i s ch e Einfluß vor, der schon Jahrzehnte lang gedauert und noch heute wirksam ist. Doch auch von England, Deutschland, ja Italien wird gelernt; die fremden Zungen herrscht. So geschieht es, daß der Sebilbi nationale Bildung sammelt, die bei uns weitaus nicht so ver­breitet ist, da es ihm viel leichter wird, sich eine solche anzu­eignen. Nimmt er doch nur den Extrakt, während er das Unkraut des Mittelmäßigen, woran wir beinahe ersticken, bei­seite liegen läßt.

Dann besteht überhaupt bas Glück dieser Völker am Rande Europas: Sie erhalten die Ergebnisse aus dem Rin­gen'der großen Nationen, bie reinen Erze aus den Brenn­öfen und arbeiten damit weiter nach ihrer Art. Es ist sehr wahr: bie Kultur unserer Zeit vermag man bei ihnen am besten zu studieren. Sie eignen sich allein die guten Früchte an unb lassen diese bann zur vollen Reife emporgedeihen. Bei ihnen klärt sich, was bei uns nach Klarheit stiebt, die Schlacken fallen ab, und die Werte als solche offenbaren sich

Sozialdemokratischer Parteitag der Malz.

K Kaiserslautern, 8. Sept. Unter starker Beteiligung ist hier der diesjährige Parteitag zusammengetreten. Die Stimmung ist gehoben, weil alle noch unter dem frischen Ein­druck des riesigen Wählerzuwachses in Homburg stehen doch einer fehlt, den man auch gerne dieses Mal am Vor- standstisch gesehen hätte, Franz Josef Ehrhart, der Pfalzgraf vom Rhein", wie et vielfach humoristisch genannt wurde. Seit dem Ableben Ehrhatts, der noch im Jahre 1907 im Schatten des Speyrer Domes mit dem jetzigen Erzbischof von München bas Bündnis zwischen Zentrum und Sozial­demokratie abgeschlossen,mittels Handschlags", hat sich in Bayern auf innerpolitischem Gebiete ein gründlicher Wandel vollzogen. Ehrhart hatte noch auf dem letzten sozialdemokrati­schen Parteitage in Kaiserslautern durch sein energisches Ein­greifen eine scharfe Stellungnahme gegen das Zentrum ver­hindert heute aber steht die pfälzische Sozialdemo­kratie in klarer Frontstellung g e g e n das Zentrum. Schließ­lich hat aber auch Ehrhart, wie wir von einer Seite, di« ihm nahegestanden, erfahren, feine Stellung gegenüber dem Zen­trum gründlich geändert unb in den nach seinem Tode Vor­gefundenen Aufzeichnungen findet sich ein Entwurf mit Grundzügen für die Bildung eines Großblocks in Bauern.

Das KapitelPresse" wurde in geschlossener, streng- vertraulicher Sitzung behandelt. Aus dem sehr ausführlichen Referat des Verlagschefs derPfälzischen Post", Gert sch (Ludwigshafen), ist zu erwähnen, daß die in Kaiserslautern zum Zweck« der Herausgabe einer Zeitung für die Westpfalz gegründete Genossenschafts-Druckerei zwar eine stattliche An­zahl von Mitgliedern aufweise, .daß «s aber andrerseits an Den entsprechenden Geldmitteln fehle., die heutigen Tages für ein neues Zeitungsunternehmen unbedingt nötig sino. An das Referat von Gerisch knüpfte sich eine sehr lange, zum Teil erregte Debatte. Verschiedene Delegierte sind der Ansicht, daß diePfälzische Post" als Parteiorgan für die Pfalz vollkom- mn ausreiche und daß man das Geld für andere Zwecke sparen könne. Demgegenüber traten mehrere energisch für die Gründung eines selbständigen Organs für bie Westpfalz ein; es müffe nur mehr agitiert unb größere Opferwilligkeit be­zeugt werben.

Dem Geschäfts- und Tätigkeitsbericht, ber von dem neuen zweiten Parteisekretär Lieser erstattet wird, ist zu ent­nehmen, daß sich die Organisationen in der Pfalz um 15 ver- mehrt und der Mitgliederbestand um reichlich 500 ^genom­men hat. Von Interesse ist besonders, daß in dem Wahl­kreise Hombörg-Kusel, wo doch die Sozialdemokraten kürzlich so gut abgeschnitten haben, der Mitgliederstand nicht unerheb- lich abgenommen, in Neustadt-Landau und Zweibrücken- Pirmasens dagegen bedeutend zugenommen hat, während in Kaiserslautern-Kirchheimbolanden eine kleine Minderung zu

Noch vor den letzten Wahlen habe bas Zentrum erklärt, baß kein Mensch an neue Steuern denke; aber nachher fei das­selbe Zentrum dennoch für volksbedrückende Steuern etnge- tretcn. Das fei eine Charakterlosigkeit sondergleichen gewesen; sie habe sich schon bei den Ersatzwahlen gerächt, sie werde sich aber erst recht bei den allgemeinen Wahlen rächen. Das Zentrum habe denn auch Angst vor ber großen Abrechnung; deshalb wolle es Junker unb Scharfmacher gegen die Sozial- demokratie unterstützen. Vor 34 Jahren sei das Zentrum noch mit bet Sozialdemokratie gegangen gegen bie National- liberalen, die es für die Vorfrucht ber Sozialdemokratie er­klärt habe. Erft müßten der Liberalismus, die Großmutter des Teufels, unschädlich gemacht werden, bann könne man an bie Austreibung des sozialistischen Teufels gehen. (Große Heiterkeit.) In wirtschaftlicher Beziehung stehe das Zentrum auf demselben Boden wie ber scharfmacherische Nationallibe- ralismus. Die Drohung der Zentrums, uns den 1. pfälzi­schen Wahlkreis zu entreißen (Speyer-Ludwigshafen), wirb wohs nie in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Sodann wolle es uns Neustadt-Landau abnehmen. Das können wir ruhig abwarten. Aber im Wahlkreise Homburg-Kusel wird bie Sozialdemokratie zu bestimmen haben, wem das Mandat in der Stichwahl zufallen soll. Im Wahlkreise Pirmasens-Zwei­brücken hoffen wir selbst in die Stichwahl zu kommen und den Wahlkreis Kaiserslautern-Kirchheimbolanden gedenken wir zu erobern. Das Zentrum werde allerdings wohl mit dein Bunde zusammengehen; es schrecke vor keinem noch so schlech­ten Mittel zurück. Denunziation sei bei ihm gang und gehe. Noch fei leider nicht daran zu denken, mit dem Liberalismus bei den nächsten Reichstagswahlen das Zentrum niebet- zuringen, aber hoffentlich bei den nächsten Landtagswahlen, wenn bie guten Elemente unter ben Liberalen bis dahin die Oberhand gewonnen hätten. Oie Liberalen könnten bei den Reichstagswahlen in der Pfalz nur bei den Stichwahlen mit fremder Hilfe Erfolge erringen; die Sozialdemokratie gebe ben Ausschlag. Doch darüber sei heute nicht zu reden; wir wollen erst mal den deuffchen Parteitag abwarten. Aber den- jenigen Kandidaten, die wir unterstützen, werden wir unsere Bedingungen vorlegen müssen; ohne solche geht es nicht.

In seinem Schlußwort wendet sich Huber scharf gegen die alldeutschen Kriegstreibereien in ber Marokkofrage. Es wird darauf vom Parteitag einstimmig eine Resolution ange­nommen, in welcher die Agitation der Alldeutschen verurteilt und die sofortige Einberufung des Reichstags verlangt wirb.

Rechtsanwalt Ackermann (Frankenthal) hatte die Reso­lution begründet. Er trat ferner für ein freundliches Ver­hältnis zu den Fortschrittlichen ein, sowie für die Bildung eines Großblocks. Erst müsse aber der Rationalliberalis­mus mehr Schläge bekommen, ehe et bündnisfähig werde.

Der nächste Parteitag soll in Edenkoben statt­finden. __

; Regelung ihres Dienstvertrages zu erzielen, Bei dem Beteiligten Arbeitgeoertum nur eine brüske Ablehnung erfahren. Zum -Schluß wird erklärt, daß sie gewillt seien, den Kampf für ihre Berechtigten Forderungen mit allen Mitteln weiterzuführen und es wird ein Appell an die breite Oeffentlichkeit gerichtet, um moralische Unterstützung in diesem schweren Kampf.

Kongreß des Mundes der Industriellen.

0 Dresden, 4. Septbr., 1 N. (Priv.-Tel.) Nach Erstat- 1 tung des Geschäftsberichts, Vorstand-Wahl und Statutenände­rung beschloß heute der Kongreß des Bundes d r. ^Industriellen einstimmig folgende Resolution zur Pensionsversicherung der Privatange st eilten:

Der Bund der Industriellen hält an seiner früheren Be­fürwortung einer über die Leistungen des Jnvalidcngesetzes hinausgehenden gesetzlichen Pensionsversicherung der Prival- ' angestellten fest; trotz der Bedenken, die sich auS dieser wet- , teren hohen Belastung der deutschen Industrie ergeben, muß er die im Regierungsentwurf in Aussicht gestellten Leistun­gen in Bezug auf das Ausmaß der Rentengewährung, den Beginn des RentenzuschuffeS im Zustand der Berufsinvalidi- - tat oder im 66. Lebensjahr als berechtigt anerkennen, da die Benutzung der bestehenden Invalidenversicherung auf einen organischen Ausbau vermittels Zusatzrente auS versicherungS- technischen Gründen unmöglich ist und überdies eine Diffe- renzierung der Angestellten und der Arbeiter im Rahmen des gleichen Gesetzes zu gerechtfertigten Beschwerden der Arbeiter führen würde, deren Erfüllung sich aus finanziellen Gründen verbieten würde, da weiter der all« 'gemeine Ausbau der Invalidenversicherung Bis zu 300 Mark durch Anfügung neuer tzohnklassen nur unter völliger Umge­staltung der Invalidenversicherung möglich ist. Da nach Schätzung des ReichSamteS des Innern nicht geringere Kosten für die Sonderka e erforderlich würden, ohne auch nur die bescheidensten Wünsche der Angestellten zu erfüllen, erklärt sich der Bund der Industriellen dafür, daß die Privatange­stelltenversicherung in ber Form einer Sonderorgani­sation ohne Reichszuschuh durchgeführt werde. Der Bund der Industriellen verkennt freilich nicht, daß sich aus dem Vor­handensein zweier Versicherungen eine Reihe erheblicher Mängel ergeben werde, die nicht zu umgehen sind. (Schwierig­keiten der Abgrenzung mancher Angestelltenkreise von den Ar­beitern, doppelte Versicherung her Angestellten mit einem Einkommen bis zu 2000 Mk zweiteilige» Verfahren, doppelte Spruch- und Berufsinstanzen.) Soweit die Mängel des Ent­wurfs nicht durch die Trennung der Angestelltenversicherung von ber Invalidenversicherung bedingt sind, erwartet der Bund der Industriellen deren Abstellung. Er hofft, zumal die Rech­nungsunterlage zu optimistisch erscheine, vor allem, daß sich eine Vereinfachung des bureaukratischen Ausbaue» und eine noch weitergehende Berücksichtigung des Selbstverwaltungs­prinzips ermöglichen lassen wird. Der Bund der Industriellen kann umso eher prinzipiell der Sonderkasse zustimmen, als er der Ueberzeugung ist, daß die Sonderkaffe geeignet ist, das StandeSbewußtsein der Angestellten zu stärken und sie damit von dem Versinken in radikal-politische und gewerkschaftliche Anschauungen abrmhalten.

bet bekannten Scheidung von Norwegen. Da hat diese Nation ben zukunftsreichen Gedanken: Krieg zu vermeiden durch friedlich: Verhandlung voll weiser Mäßigung in die Tat umgesetzt unb dadurch seine Lebensfähigkeit schlagend bewiesen. . , . r

Aus allem bisher Gesagten erhellt eine große unb so meine ich für bie Zukunft sehr wichtige Tugend der Schwe­den: ihre Anlage zur I n t e r n a t i o n a I i t ä t. Was ich darunter verstehe, ist klar: Dies Volk besitzt die Zähigkeit, sich dem Geiste anderer Völker zu öffnen und deren jeweils tüchtigste Erzeugnisse zu verstehen. Unb das erhöht seine Be­deutung urteilt man vom Standpunkte der allgemeinen Gntwimung aus, ungemein. Ein kleines Reich kann sich nicht abschließen in genügsamer Selbstgefälligkeit, zumal heute nicht, wo sich überall durch den Verkehr die Grenzen zwischen den einzelnen Ländern zu verwischen beginnen., Es kommt eine Zeit, da der Wert einer Nation wächst mit ihrer Begabung eben zur Jnternationalität. Dabei fehlt der ge­rechte National stolz auf das, was er selber leistet, dem Schweden keineswegs.

Unb es wäre auch seltsam, wenn es anders wärel

Mit zäher Energie entringen sechs Millionen einem kargen unsagbar spröden Boden ihr Brot.' Im Norden arbeiten di verheißungsvollsten Eisen- und Stahlwerke, ausgedehnte Wälder lassen den Holzhandel blühen. Je weiter man nack Süden kommt, desto leichter behaupten sich bie Felder, bis die südlichste Provinz bie eigentliche Kornkammer wirb. Groß iji der industrielle Unternehmergeist und ihm zup Seite steht cm wacher Entdeckersinn. Ich erinnere nur an bie schwedische Telephone, bie ganz Rußland unb neuerdings auch Paris be- herrschen, weil sie die besten auf bet Welt ftnb. Dabei er­zeugen die verschiedenen Teile bes Landes, besonders die von Bauern bewohnten, jeweils ihre ganz eigenartigen_ Kultur- Produkte. An erster Stelle sind hier D a I a r n e mit seinen künstlerischen Eisenarbeiten und wunderbar farbenfrohen Ge­weben, sowie Skane mit herrlichen Spitzen unb gleichfalls phantasiereichen Webereien zu nennen. Tas alles wächst von alters her und hängt aufs innigste mit dem Lande zusammen, ist Heimatkunst in deS Wortes 'schönster Bedeutung.

In Wahrheit! tteberblidt man die gesamte Wirksamkeit dieses regen und äußerst begabten Volkes, rechnet man außer­dem noch bie Großtaten auf dem Gebiete ber Malerei unb Dichtung hinzu, so muß man urteilen: Schweden durchlebt eine Blüteperiobe, der Frühlingswind weht durch seine Gauen. Unb biefer Frühlingswind. er ist nichts anderes als der Atem ber neuen Zeit! Die stärksten Jbeen bes Jahrhunderts leben hier und schaffen Leben. Und wir, bie Kinder ber großen

Reichstags- unb Sanbtaggabgcorbneter Keil trägt sich schon seit einem Jahre mit Rücktrittsgedanken. Er hat auf ben 1. Oktober gekündigt und wird sich ber freien Schriftstellerei wid­men. Redakteur R o ß m a n n übernimmt bie Redaktion des neu zu gründenden Ulmer Parteiblattes. Den Redakteuren W c st m e y e r und Krille wurde gekündigt. Es bleibt so­nach nur Redakteur Sauerbeck übrig, der den provinziel­len Teil bearbeitet. Sonach steht in kürzester Zeit ein völliger Rebaktionswechsel in dem leitenden Organ der roürttembergi- schen Sozialdemokratie bevor. Unter den Protestlern, bie die Landesversammlung verließen, befand sich auch Klara Zet­kin, die Mitglied des Landesvorstandes ist, ferner ein Mit­glied des Landesausschusses. Die Unterlegenen halten sich üb­rigens noch keineswegs für endgültig besiegt. Auf morgen Abend ist eine Mitgliederversammlung des sozialdemokratischen Vereins Stuttgart ausgeschrieben mit der TagesordnungUn­sere Stellungnahme zur Landesversammlung". Für West- m e y e r ist der Kamps, der bisher seinem Ehrgeiz diente, jetzt ein Kampf um bie Existenz geworden.

Als dritte sozialdemokratische Preßstimme sei die Göppinger Freie Volkszeitung" genannt, deren Redakteur Thalheimer an dem Exodus teilgenommen hat. Sie schreibt:Die Mehrzahl der Delegierten hat es vorgezogen, eine katastrophale Entscheidung zu erzwingen. Die feit Jahren betriebene Arbeit in vielen ländlichen Mitgliedschaften, die Genossen gegen die Parteigenossenschaft Groß-Stuttgart einzu­nehmen, hat ihre Früchte getragen, bittere Früchte für di-Partei. Aber auch die Sieger von heute dürsten ihres Sieaes nicht froh werden. Es war her Gegensatz zwischen der reformisti­schen, nur auf ben Augenblickserfolg eingestellten Politik und der revolutionären Kiasfenkampfpolitik, bet bet Landesver-

bare für uns klingt es wie eine Sage vom Parabies, daß ber Mensch dort oben zum Menschen werden kann, daß er es vermag, sich zur Individualität auszureisen unb seiner Eigenart zu leben. Er wird im Durchschnitt viel «her ausge­prägte Persönlichkeit als bei uns. *

Der Trieb zur persönlichen F r e i h e i t ist infolge- dessen stark. Nach außen zeigt er sich z. B. in der geringen Achtung vor ber Majestät des Königtums. Der König vermag sich keinen Heiligenschein zu verleihen, indem er fein Amt von Gottes Gnaden" nennt; er weiß dies und gibt sich darum möglichst schlicht. Rach innen aber zeigt sich der Freiheits­drang in ber erhöhen Selbständigkeit des Individuums, in dessen Unabhängigkeit, vor allem von herrschenden Traditio­nen, die als veraltet erkannt sind. So wirb um nur einen Beleg zu bringen bei der jüngeren Generation die Taufe seltener unb seltener.

Und das Beste ist: neue Ideen setzen sich rasch und sicher durch/ wenn sie dem Geiste des Volkes einleuchten. Dies ist der unschätzbare Vorteil ber kleinen Nation. Große Staaten sind schwerfällige Ungeheuer, erfüllt vom Gesetz ber Trägheit in allen Einrichtungen, nur äußerst langsam bereit zu prallte schen Aenderungen, wenn bas Alte auch lange schon als unver­nünftig erkannt worben ist. Anbers bie Kleinstaaten: sie sind beweglich unb wohl geneigt zum Wechsel, ihr Blut zirkuliert rascher, weil es einen kürzeren Weg zurückzulegen hat. Dabei ist bas ganze Lghen nicht allein rühriger, fonbern auch weitaus intensiver. Die Gesamtheit wird tiefer durchdrungen von allem, was Einfluß gewinnt.

Bewunderungswürdig schnell Haven sich u. a. auch bie neuen Gebanken auf 'dem Gebiete des Erziehungs­wesen s in der Schule eingeführt: Der Lehrplan ist moberni- fiert, die Schülerzahl in den Klassen möglichst reduziert unb in Privatschulen auf 14 als Maximum festgesetzt, ben körper­lichen Hebungen wird ein weiter Spielraum gegönnt, bie Ferien dehnen sich über ben ganzen Sommer aus. ^Für bas Kinb wird überhaupt ungeheuer viel geleistet in Schweden. Es Hai seinen besonderen Tag im Jahre, wo alle Knaben und Mädchen festlich durch die Straßen ziehen, bie Knaben mit eigenen Musikkapellen; bann werden gemeinsame Spiele und Tanze aufgeführt. Nie unb nirgends habe ich so stark empsun- den, daß wir im Jahrhundert bei Kindes leben, als bei solch einer Vorführung, wo die Kleinen mit ihren Liedern, bunten Gewändern unb Reigen ganz Stockholm zum Mitfeiern und fröhlichem Zuschauen zwangen.

Rasch unb sicher pulsiert auch das literarische Le­ben. Es ist so leicht für ben Schriftsteller, bei dieser allge­meinen Uebersichtlichkeft an die Oberfläche zu bringen, so leicht für bas Publikum bte Scbaai bet Lesenswert«» vi

_________Mettskag, 5. September 1911

wird die Frage des Kriegsbudgets von einer Kommission, be­stehend aus dem Großwesir, dem Finanzminister unb einem Vertreter des Chefs des Generalstabes beraten unb hierauf dem Ministerrat vorgelegt.

Drahtmeldungen.

Flachdruck. telegravhlschc ober telephonische Verbreitung ist nut mit deutlich» Quellenangabe,Frks. Zig.- geftattrt.)

Privst-Deprschen der Frankfurter Zeitung.

h Budapest, 4. Sept., 12.10 N. Julius v. Justh erklärte gestern in einer Wählerversammlung in Klausenburg, daß er nach wie vor unbedingt auf der vorherigen Verwirk- lichung des allgemeinen, gleichen und auf der ganzen Linie geheimen Wahlrechts bestehe, die Wehrvorlagen jedoch auch im neuen Hause ohne nationale Konzessionen nicht votiere.

A Glarus, 4. Sept., 5.40 N. Der hier stattfindende schwei­zerische Städtetag verlangt die Nationalisierung der in der Schweiz geborenen Ausländer und erklärte als wei­tere dringende Ausgabe des Bundes die Bekämpfung der Ar­beitslosigkeit.

Wolffs telegraphisches Corrrspondrn; - Ssrean.

Berlin, 5. Septbr. DieNorddeutsche Allgemeine Zei­tung" kündigt an, daß ber Staatssekretär des Innern etwa aig Vertretungen von Handel, Industrie unb Landwirte t zur Teilnahme an einer mündlichen Erörte­rung darüber emlud, wie die im Reichsamt des Innern zu- fammeneefteKtenNachrichten für Handel unb Industrie" noch mehr als bisher den Zwecken unseres Er­werbslebens dienstbar gemacht werben können. Zu her Be­sprechung, die am 29. September in Berlin stattfiiidet, werden auch Vertreter der Presse als Sachverständige zugezogen.

Berlin, 4. Sept. Wie uns von zuständiger Seite mitge- teilt wird, beruht die Meldung von der Ernennung des Oppelner Regierungspräsidenten v. Schwerin zum Ober« prüf identen der Provinz Posen,, auf Zeitungskom­binationen. Amtlich ist noch nichts entschieden.

Berlin, 4. Sept. Zu Ehren des scheidenden amerikanischen Botschafters Hill fand heute bei Staatssekretär v. Kiderlen- Wächter Frühstückstafel statt.

Berlin, 4. Sept. Der Reichskanzler begab sich, der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung' zufolge, anläßlich der Begegnung des Kaisers mit dem Erzherzog Franz Ferdinand nach Kiel.

Kiel, 4. Sept. Der Kaiser besichtigte heute Vormittag das LinienschiffThüringen" und begab sich dann nach Hol­tenau, um die Fortschritte an den Schleusen und den Kanal­arbeiten zu sehen.

Toulon, 4. Sept. Präsident FalliereS ist heute Mdr- gen hier eingetroffen unb begab sich zur Flottenschau an M8rd deS Panzerschiffes lMassena".

Brüssel, 4. Sept. Die Bewegung im Industriezentrum wächst sich zum Boykott aller landwirtschaft­lichen Erzeugnisse durch die Zwischenhändler und Konsumenten aus. Die Fleischer beschlossen, von heute ab zu feiern. Die Hausfrauen wollen am Mittwoch nach Brüssel gehen, um zu demonstrieren. Die Bürgermeister des In­dustriegebietes verlangen von ber Regierung Aufhebung der Lebensmittelzölle.

Brüssel, 4. Septbr. Die Bewegung im Jnbustriezentrum wächst sich zum Boykott aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch die Zwischenhändler unb Konsumenten aus. Die Fleischer beschlossen, von heute ab zu feiern. Die Hausfrauen wollen am Mittwoch nach Brüssel gehen, um zu demonstrieren. Die Bürgermeister des Industriegebiets ver­langen von ber Regierung Aufhebung der Lebensmittelzölle.

Mexiko, 4. Septbr. Als ber Präsidentschaftskandidat Bernardo Reyes gestern an seine Wähler eine Ansprache halten wollte, wurde er von Anhängern Maderos oct-' höhnt, zwanzig Minuten mit Steinen beworfen unb schließ­lich von seinem Balkon vertrieben. Die Polizei ging gegen bie Menge vor. Insgesamt wurden 43 Personen durch Stemwürsö und Säbelhiebe verletzt.

Ä Berlin, 4. Septbr. Zu dem bereits mitgeteilten Re­volverkampf zwischen Kriminalbeamten und der W e d d i n g k o l o n n e" wird berichtet, daß jetzt auch der Wächter des Hauses, in dem der Einbruch verübt werden sollte, verhaftet worden ist. Dieser war Verwalter des Hauses, in dem er wohnt und zugleich Wächter der Grund­besitzergenossenschaft. Er lernte Die Mitglieder derWedding, kolonne' in einer Kneipe kennen und machte sie selbst auf die gute Gelegenheit in dem Baugeschäft von Müller auf­merksam, aber nicht nur diese, sondern auch noch eine an­dere Einbrecherbande. Nach Verabredung mit derWedding­kolonne" stach Schubring gegen 2 Uhr die Kontrolluhre und schloß ab. Als die Einbrecher hineingegangen waren, stach er zum zweitenmal und verschwand dann wieder. Erst nach der Schlacht kehrte er etwas angetrunken aus einer Kneipe zurück und erregte durch seine Haltung dann gleich Verdacht.

Berlin, 4. Sept. Die Schantung-Eisenbahn- g e s e l l s ch a f t teilt nach telegraphischer Meldung aus Tsing­tau mit: Der Betrieb zwischen Kiautsou und Tsi- n a n f u ist in vollem Umfange wiederhergestellt. Auf der Strecke zwischen Kiautschou und Tsingtau besteht noch ein Dammbruch von 300 Meter Länge und mehrere kleinere Dammbrüche. An der Wiederherstellung wird mit aller Kraft gearbeitet.

= Kottbns, 4. Sept. Ein gewaltiger Brand äscherte gestern Nachmittag zwischen Heidenau und R a d e n i ck e l ca. 1000 Morgen Wald ein.

m Hannover, 4. Sept. Zur Leitung des hiesigen kö­niglichen Theaters ist der bei der Intendanz in Stutt­gart tätige Freiherr v. Puttkamer berufen worden.

Bremen, 4. Sept. Das Schulschiff des deutschen Schul­schiffvereinsG r o ß h e r z o g i n Elisabeth" ist gestern wohlbehalten in Eckernförde angekommen und wird am 1. Ok­tober die Heimreise nach Bremerhaven antreten.

Nationen, bie wir nicht froh zu werben vermögen an ber Kul­tur unserer Tage, weil uns ber Widerstreit ihrer Kräfte beengt unb den Blick verdunkelt, sollen hinaufgehen zu den Menschen dort oben und lernen, den Glauben zurückzugewinnen an diese Kultur! An den kleinen Völkern können wir sehen, wohin wir selber müssen. In ihrer Klarheit reifen unsre Ziele!

Iu Angela AöckkinsMemoiren".

Von Dr. HanS Bloesch (Bern).

Nicht jeder große Künstler, auS dessen bewunderten Werken wir uns ein Bild der schaffenden Persönlichkeit formen, kann es vertragen, wenn zu diesem Idealbild berichtigend die intime Wirklichkeit seines realen Daseins tritt, wenn wir ihn bei seinen täglichen Gewohnheiten, feinen Sorgen um die leibliche Existenz und mit all seinen menschlichen Schwä­chen vor unS sehen. Wenn des Künstlers nur nebenher gedacht und der Mensch immer in den Vordergrund des In. tereffeS gestellt wird. Doppelt groß ist die Gefahr, wenn solche knorrige eigenwillige Naturen wie Arnold Böcklin uns in dieser Weise näher gebracht werden sollen, aber um so freudiger nimmt man auch hier wahr, daß wirklich bedeutende Persönlichkeiten durch jeden kleinsten Beitrag zur Kenntnis ihres Lebens nur gewinnen können, daß zur Bewunderung für den schaffenden Genius auch die Liebe zu dem Menschen als schöne Ergänzung hinzutritt, als eine Bereicherung auch der künstlerischen Erkenntnis. Der äußere LebenSgang des IaSIer Meisters mit seinem langjährigen schweren Ringen um daS tägliche Brot und die Anerkennung seines Schaffens lag lange schon klar vor unS, aus den Memoiren*) seiner Frau Angela Böcklin erhalten wir aber durch deren Publikation eine unerwartete Fülle neuer Einzelheiten, einen tiefen Einblick in sein schweres Leben, sein kraftvolles lieber» winden der aufreibendsten Hemmniffe, wie ihn nur der nächststehende Lebensgefährte vermitteln kann.

Seine einsame greife Gattin, dir ihm fast fünfzig Jahre mit unerschütterlicher Treue und bewundernswerter AuS- dauer zur Seite stand, der nach einem Leben voll Sorge und Not auch in den letzten Lebensjahren die schwersten Schick­salsschläge nicht erspart werden, plaudert rückschauend von den bei herbstem Künstlerelend doch so glücklichen und reichen Jahren ihrer jungen Liebe, von den schweren Enttäuschungen der wechselvollen Wanderjahre, von den trüben Erfahrungen im Exil, als das ihr jeder Aufenthalt jenseits der Alpen erscheint, von dem Jubel der wachsenden Anerkennung "nd dem Ausgang des reichen Künstlerlebens, wo die Sorgen für

)Böcklin Memoiren." Tagebuchblätter von Böck, linS Gattin Angela. Mit dem gesamten brieflichen Nach­laß herausgegeben von Ferdinand Runkel. Internationale DerlagSanstalt für Kunst und Literatur. Berlin. 1911. j

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