Sonntag, i. Oktober 1911

ZchSMWiiistiOr Jahrgang

Ur. S7S Drittes Morgenblntt

Für Auswärts: Amt I 29, 154, 2616, 4429.

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Wegrünöet von Leopold Sonnernernn.

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fünft von zwei Schiffen mit Truppen, Waffen und Munition angekündigt wurde. Heute Mittag verließen mehr als 1000 Kamele die Stadt, mit Gewehren und Munition beladen, die aus dem DampferDema" ausgeschifft worden sino. Dieser Transport ist für die Araber bestimmt, welche die türkische Regierung zu gewinnen hofft.

Rom, 30. Septbr. (Agenzia Stesani.) An der türkischen Botschaft ist das Schild abgcnommcn worden. Nur der Pförtner bleibt zurück. Der Geschäftsträger wird diesen Abend nach Wien abreifen.

Rom, 30. Septbr. DerCorriere d'Jtalia" erfährt aus sicherer Quelle, daß das in Paris auf Grund einer De­pesche aus Tunis verbreitete Gerücht über die beabsichtigte Besetzung Bombas durch den englischen KreuzerMcdca" jeder Begründung entbehre. (Das Gerücht ist bereits im 1. Morgenblatt sachlich widerlegt worden. D. Red.) Das­selbe Blatt veröffentlicht die schriftliche Antwort auf ein In­terview mit einem K a rdinal, in dem dieser erklärt, die italienischen Katholiken müßten in dieser schweren Zeit an das Vaterland Lenker- und an dein Triumph der gemeinsamen Sache Mitarbeiten.

Ter Großmeister der Freimaurerloge erließ ein Rundschreiben, in dem dem Wunsche Ausdruck gegeben wird, daß Italiens Sache in Tripolis triumphieren möge. Heute Abend kam es während einer Musikaufführung auf der Piazza Colonna zu einer Massenkundgebung für das , Vorgehen Italiens in Tripolis. Der Zug bewegte sich unter . Beifallsrufen zur Consulta und zum Viktor Emanuel-Denk- , mal. Ein großer Zug marschierte zur deutschen Bot­schaft und veranstaltete dort unter Rufen:Es lebe der Kaiser! Es lebe Deutschland!" eine herzliche Kundgebung.

Salonik, 30. Septbr. (Wiener Korr.-Bureau.) Trotz tiefgehender Erregung der Mohammedaner herrscht hier völ­lige Ruhe. Das Komitee für Einheit und Fortschritt sorgte bisher dafür, das; sich keine Zwischen­falle ereigneten. Ein endgültiger Entschluß, wie gegen die italienischen Staatsangehörigen vorzugehen sei, "wurde noch nicht gefaßt. Das Komitee, das mit den Komitees in Kon­stantinopel und Tripolis im Meinungsaustausch steht, ist sest entschlossen, Angriffe auf den Bestand der Türkei bis zum letz­ten Blutstropfen z u r u ck z u w e i s e n.

Wien, 30. Septbr.. 10 N. (Priv.-Tel.) Heute wurde von Wiener-Neustadt ein für die italienische Heeres­verwaltung bestellter E t r i ch - M o n op l a n als Eilgut abgesandt.

Aie Warokkofrage.

Zk Berlin, 30. Septbr. (Priv.-Tel.) In Blattern wie. derPost" wird verlangt, daß Deutschland die Marokko-Ver­handlungen vertagen solle, weil der Ausbruch des tür- ? Uch'' talienischen Krieges die politischen Verhall» nisie von Grund aus verändert habe. Wie aber die neueren Nachrichten aus Paris zeigen, rechnet man dort mit dem bal- digen Abschluß des eigentlichen Marokko-Vertrages und dasselbe nimmt man hier, wie wir bereits in den letzteii Tagen mitteilen konnten, als garnicht zweifelhaft an, weil es sich in der Hauptsache wirklich nur noch um redaktionelle Festlegungen einzelner Bestimmungen handelt, über die man sachlich be­reits einig ist. Der inzwischen ausgebrochene Kriegszustand zwischen Italien und. der Türkei ändert am Fortgang stind Ab­schluß dieser Verhandlungen nichts. Ihr vielfach beklagtes langsames Fortschreilen erklärt sich zum größten Lei! durch' die Natur der Dinge, über die es gilt, detaillierte Abmachungen^ zu treffen. Es gehören zu ihnen schwierige wirtschaftliche Fra-" gen, die Bergwerke, Eisenbahnen, Staatslieferungen und Fi­schereien betreffen und sehr eingehend geregelt werden müssen oder richtiger gesagt: geregelt worden sind.

schon den beiden Klaviertitanen beobachten ließ, ist seinerzeit in einer französischen Zeitung erzählt worden. Es war zu der Zeit, als beide Sünftlcr auf der Höhe 'ihres Ruhmes standen und zusammen als Gäste einer vornehmen, kunstsinnigen Dame auf deren Landschlosse in der Nähe von Paris weilten. Außer ihnen war dort manche Berühmtheit aus den Kreisen der Dichter, Maler und Schauspieler anwesend, und es herrschte neben großzügiger Gastfreundschaft absolute Frei­heit für. jeden. Da wurde denn nach Herzenslust deklamiert, gemalt und musiziert. Chopin spielte selten und nur, wenn er des vollen Erfolges sicher war. Liszt hingegen war fast immer bereit zu spielen, selbst.wenn er dazu nicht besonders auf­gelegt war. Eines Abends, im Mai, waren die Gäste des Schloßes noch spät versammelr; durch die geöffneten Fenster wehte aus dem Garten Blumenduft ins Zimmer, und das Mondlicht fiel hell herein. Liszt spielte ein Notturno von Chopin, versah es aber nach seiner Manier mit Zutaten, Ver­zierungen und ^dergleichen. Chopin hatte schon längst Unge­duld merken lagen, endlich trat er zum Flügel und sagte zu Liszt:Ich bitte Dich, mein Lieber, wenn Du mir die Ehre erzeigst, ein Stück von mir zu spielen, so spiele es s o, wie es geschrieben steht, oder spiele lieber ein anderes."Eh bien," sagte Liszt, indem er ein wenig piquiert aufstand,so spiele selbst!"Recht gern!" erwiderte Chopin. Man wollte Lampen anzünden, aber Chopin rief:Im Gegenteil, löscht alle Lichter! Der Mondschein genügt mir." Und er spielte fast eine Stunde lang. Wie'er spielte, hätte keiner der Hörer zu schildern vermocht, man hatte kaum zu atmen gewagt, und als Chopin schloß, waren aller Augen voll Trä­nen. Besonders aber war Liszt ergriffea. Er umarmte Chopin und rief aus:Du hattest recht, mein Freund, die Werke eines Genies wie das Deinige sind geheiligt, es ist eine Entweihung, sie anzurühren. Du bist ein wahrer Dichter und ich bin nur ein Stümper."Ach geh!" erwiderte lebhaft Chopin,von uns hat eben jeder fein Genre, das ist alles. Niemand vermag so wie Du, Weber und Beethoven zu spie- len. Ich bitte Dich, spiele nur das Adagio in Cis mol! von Beethoven, aber mit vollem Ernst, wie Du es kannst, wenn Du willst." Und Liszt spielte das Adagio und er ver­senkte seine ganze Seele, fein ganzes Wollen darein. Der Hörer bemächtigte sich nun gleichfalls eine tiefe Rührung, man weinte und schluchzte; .aber es waren nicht sanfte Tränen, wie sie Chopin ihnen entlockt hatte, es waren Tränen starker Erarisfenheit. denn es war keine Elegie, was der geniale Künstler ' spielte, sondern ein Drama. Gleichwohl glaubte Chopin, feinem Rivalen an dem Abend einen Streich gespielt zu haben, und er rühmte sich dessen, indem er sagte: Wie habe ich ihn drangekriegt!" Liszt erfuhr von biefer Aeußerung und rächte sich, wie eS nur ein so geistreicher Künstler wie er konnte. Einige Tage später war die @e;ell= schäft wieder um die Mitternachtstunde versammelt. L:szl

Kleines Jemlketon.

= IFrankfurter Opernhaus.1 Eine neue Operette ist ja kein seltenes Ereignis auf unserer Opernbühne; schon eher ists die Uraufführung eines solchen Werkes, und fügt es sich auch dann, daß das Publikum für die noch nicht anderweit erprobte Sache Partei nimmt, so mag der Fall besonders vermerkt wer­den. So ist es denn der phantastischen OperetteFrau lein Teufel" von Tr. Otto Schwartz und Leop. Arnold am Samstag Abend wirklich ergangen. Tie beiden Autoren, von denen der erstere als Komponist zeichnet, durften sich nach der Stimmung, die in dem vollbesetzten Zuschauerraum den ganzen Abend über anhielt, nach den Hervorrufen, die ihnen bei dem zumeist ausschlaggebenden zweiten Aktschlüsse mit anderen Auszeichnungen zuteil wurden, wohl gestehen, daß sie nicht ver­geblich gearbeitet hatten. Und wie man auch über die Operette der Gegenwart, deren Typ das neueste Bühnenerzeugnis ziem­lich deutlich widerspiegelt, deiiken mag das muß man den Verfassern lassen, daß sie ihr Publikum kennen und gut wissen, wo man es packt. Sie wissen, daß dieHandlung" einer Ope­rette up to date nur noch die Rolle einer Enveloppe für eine Reihe gehöriger Schlager, für ein Cabaretprogramm bedeutet, daß e3_abcr allerdings geraten ist, im Dessin dieser dünnen Hülle.Originalität ober auch nur den Anschein davon zu be­zeigen. Lassen darum den ersten Akt mal in der Hölle spielen, wo Fräulein Satanella sich partout einen Leutnant als Spiel­zeug wünscht, den Ihr aber Papa Satan nicht verschaffen kann, weil es in der Hölleauch nicht den allerkleinsten Leutnant gibt". Tas Töchterchen macht deshalb einen Abstecher nach Monte Carlo, wo der zweite Akt spielt, wo aber die Bemühun­gen um das gesuchte Spielzeug, vereint mit den Schlichen des Eektteufels Pipifax, an dem feschen Husarenleutnant Poldi nur vorübergehend verfangen, weil das hübsche Konfektions­fräulein Pepi für Poldi den stärkeren Magnet bildet. Auch der Höllentrug des auf dem Stammschloß des Offiziers spielen­den Schlußaktes, wo Poldis Trauung mit dem Teufelsfräulein erlistet werden soll, fcheitert schließlich; der Himmel und die Wiener Konfektion siegt und die höllischen Herrschaften verschwin­den in der Versenkung. Das läßt sich sehen, ist vielfach mit guter, und stellenweise mit nur etwas erzwungener Laune ausgeführt Und vor allem gehörig mit den bewußtenSchlagern" durch­setzt, hier mit einem kräftig auf Ohr und Beinmuskulatur wir­kenden Marschlied zum Preise des Allsiegers Leutnant, dort mit einem wonnig wiegenden Walzer weanerischer Weise (der ^-Takt ,steht wieder stark in oem Werk um), hier mit einer besonders hüo- fdfien Gavotte, wo unter vier Sonnenschirmen gesungen und gebusserlt wird, dort mit einem Miau-Duett, oder einer Num- wcr, bei der allerhand Kinderspielzeug mitwirkt oder mit einem Due.tt vom Aeroplan denn natürlich ist auch für den

Set Krieg $im Tripolis.

Sie türkischen Positionen in Tripolis H. *)

Von Dr. Kurt Weigelt.

so berückenden Zauber der Aktualität kräftig gesorgt, und ein Aufzug in der Hölle bildet eine Art Revue, bei dem die To- selli-Memoiren, der Mona-Lisa-Raub und anderes in Erin- nerung gebracht wird. Musikalisch springt ja im Punkte bet Erfindung schwerlich Neues heraus, aber woran sie anklingt, das ist von schwer zu verwüstendem Reiz, und namentlich das Wie, die Instrumentation, bei der mit dem Glissando und Arpeggio der Harfe und den Tönen betStrohfiedel" nicht ge­spart wird, von glücklicher, sorgfältigerer Faktur. Bei der ersten Vorstellung dieser Arbeit haben den Verfasser aber auch die darstellenden Kräfte mit einem Eifer, mit einem Aufgebot ihrer besten Mittel, von Stimme und Laune zur Seite ge­standen, wonach auch sie einen wackeren Anteil am Erfolge mit beanspruchen durften, der ihnen denn vorn Publikum auch nicht vorenthalten wurde. Vielleicht hätte man der Trägerin der Titelrolle, Ftäul. Sellin noch ein ausgesprochener ope- rettenhaftes Temperament wünschen dürfen; im übrigen ver­körperte sie ihre Rolle ebenso glücklich wie Herr Wirk den ßufarenleutnant, Fraul. Doninger die Pepi und Herr Schramm den Pipifax, der nahezu in einem Dutzend ver­schiedener Kostüme zu erscheinen hat und daher schon beinahe mehr auf einen Verwandlungsartisten denn auf einen zur Oper ausgebildeten Künstler reflektiert. Besonders stark mit­beteiligt Waren noch die Herren Steffens (als Satan), Hauck und Gareis, Fräul. S. König, Frau Wellig, vergessen loir aber auch nicht den großen Anteil des Herrn Kapellmeisters Neumann, der über dem Ganzen den Diri­gentenstab schwang und mit seinen Temponilancen so mancher Nummer elektrisierende Wirkung abzugewinnen wußte. Zur äußeren Ausstattung und an sichtbaren Essekten des Werkes trug außer der Regie des Herrn K o r s ch c n u. a. in dem Höllen-Auszug" eine Ballettnummer bei, welche der jetzigen Ballettmeisterin, Frl. P. Kochanowska uttb der Solistin Frl. G a e b I e r gleichermaßen zum Lobe gereichen mußte, ebenso aber darf auch der reiche Aufwand an neuen Deko­rationen und Kostümen nicht unerwähnt bleiben. Möchte die Gebelaune, welche hier zu Gunsten einer Arbeit vom leich­ten Schlage so opulent gewaltet hat, wieder lobend zu ver­merken fein. Wenn es gilt, auch einmal einem Meisterwerke seriöserer Art die rechte Geltung zu verschaffen. H. Pf.

sWie Liszt au Chopin Rache nahm.| Eine Samt die seinerzeit mir Liszt befreunbet war, teilt uns in dieser Zeit der Rüstungen zur Hundertjahrfeier des Geburtstages des Künstlers folgende interessante Anekdote mit: Liszt und Chopin Waren wie bekannt gute Freunde. Aber wenn der hochherzige Liszt gern und in der liebenswürdigsten Weise andere zur Geltung kommen ließ, und echte Künstler stets mit Rat und Tat förderte, so war Chopin nicht frei von Eifersucht, wenn Schüler und Freunde Liszts freudig erklär­ten: Er ist doch unser aller Meister." Ein interessantes kleines Vorkommnis, bei dem sich eine Art von Rivalität zwi-

bat Chopin, zu spielen und nach vielen Förmlichkeiten willigte dieser ein. Liszt bat, auch diesmal alle Lampen und Lichter zu löschen, damit vollständiges Dunkel herrsche. Es geschaht Als sich nun Chopin an den Flügel setzen wallte, sluiterte «iszt ihm rasch einige Worte zu und nahm unbemerit )einen Platz am Klavier ein, indes Chopin, Weit entfernt zu erraten, was der Freund und Rivale beabsichtigte, sich still in einen nahen Fauteuil niederließ. Liszt spielte nun alle Kompontio- neu, die Chopin an jenem ersten Abend vorgetragen hatte, aber er ahmte dabei den Stil und die Manier seines Ri­valen so wunderbar geschickt nach, daß es äauz unmöglich war die Täuschung zu entdecken. Die ganze Gcsellichaft ließ sich anführen. Begeisterung und Rührung gaben gaj m b e m- selben'Mahe kunb wie an dem Abend, an dem der Kompo­nist selbst geipiclt hatte. Was Chopin zu dieser feinen und geistvollen Rache Liszts gesagt und ob er bie)cn Scherz denn daö blieb der kleine Streich doch immer als ,olchen aufgefaßt, hat man nicht erfahren. L. R.

= [Ctoib als OMiitfbrüiger.l Der im August d. gestorbene französische Mediziner Dr. Dieulafoy war ein großer Freund humanistischer Bildung und liebte es, zu er«, zählen, daß er seine vielbeneidete Lausbahn gewistermaßen sei­ner K e n n t n i s des k l a s si s ch e n A lt e r tu ms verdanke. Als er nämlich einst, so erzählt dieDeusichc Mediziniiche Wochenschrift", als junger Student der kluiiichen Visite des be­rühmten Professors T r o u s s e a a im Hotel Dien beiwohnte, versuchte eine Patientin durch einen leichten hysterischen Anfall die Ausmerksarnkeit des Professors und seines Gefolges auf sich zu ziehen. Trousseau ging sofort auf den Fall ein und be­sprach die Geiitesverfapung der Hysterischen. Zum Schluß sagte, er lächelnd:Die Sucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sich zu zeigen, ist aber keineswegs spezifisch für bie Hysteri­schen, im Gegenteil, recht viele Frauen sind in dieser Hinsicht etwas; verdreht, und dies War sogar schon im grauen Altertum ber Fall, schon zu den Zeiten des Raubes der Sabine, rinnen, denn in Ovids Gesängen steht, daß die Sabinerin- neu ber Einladung der Römer zu den Schauspielen nicht bloß gefolgt waren, um zu sehen, sondern auch um gesehen zu wer­den." Trousseau Wollte nun die betreffende Stelle ans Ovic zitieren, konnte sie aber in seinem Gedächtnis nicht mehr finden. Er forderte nun seine Zuhörer auf, ihm zu helfen Allgemeines Stillschweigen. Nach einigem Zögern faßt ber junge Dieulafoy, der bie Stelle wohl kannte, Mut und ruft: Spectatum veniunt, veniunt spectentur ut ipsae. . . . Trousseau ist entzückt, er frag den jungen Studenten nach sei­nem Namen und fordert ihn auf, ihn zu besuchen. a.er Pro- seffor findet an Dieulafoy Gefallen, dieser wird sein Lieblings- schüler und später fein Assistent Schließlich, allerdings erst lange nach Trousseaus Tode, wurde Dieulafoy auch der Nach­folger auf seinem Lehrstuhle.

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(Gesellschaft m. beseht. Haltung).

Wien, 30. Septbr. iW. B.) Der Kaiser empfing den österreichisch-ungarischen Botschafter in K o n st a n t i n - opcl, Markgraf Pa11avicini, in besonderer Audienz.

tin London, 30. Septbr., 7.40 N. (Priv.-Tel.) An authen­tischen Nachrichten vom K ri c g s s ch a n p l a tz herrscht hier beinahe völliger Mangel; man ist auf die amtlichen kontrollier­ten italienischen Meldungen angewiesen. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Grey, ist entgegen seiner Absicht in der Stadt verblieben. Aus Cardiff wird gemeldet, daß I t a- lien dort mehrere Dampfer gechartert habe, um auf ihnen eiligst zu teurem Preise gekaufte Dampferkohle nach dem Mittclmeer bringen zu lassen. Auch wird von einem Kohlenankauf der englischen Regierung für Malta be­achtet. Eine hiesige Agentur, die etwas sensationell arbeitet, meldet ferner, daß Frankreich in Cardiff 250000 Tonnen wallisische Kohle zu hohem Preise aufgekauft habe.

DieWestminster Gazette" sucht in ihrem Leit­artikel die bitteren Angriffe zu entkräften, bie von radikaler und unabhängiger konservativer Seite gegen Sir Edward Grey erheben werden und den Leiter ber britischen Aus­landspolitik unzweideutig der Begünstigung des italienischen Vorgehens beschuldigen. Das offiziöse Blatt sagt:

Wir glauben, es ist wahr, daß die italienische Regierung vor mehr als zwei Monaten kundgab, sie habe Beschwerden in Tripolis, die sie zwingen würden, auf eine gewisse Reme­dur (some sort of remedy) zu bringen, aber es ist entschie­den nicht Wahr, daß das britische Auswärtige Amt ober, soweit wir wissen, überhaupt ein auswärtiges Amt mit den von Italien geplanten tatsächlichen Schritten vertraut War, bevor biete bereits unwiderruflich Waren.

DaS Blatt mach» im übrigen kein Hehl aus seinem Miß­vergnügen über das italienische Vorgehen, das es als pure Ausnutzung der Uebcrmadjt in einem sorgfältig gewähl­ten Augenblick bezeichnet. Das Werk, den Streit einzuschrän- ken und zu schlichten, sei schwer, dürfe aber nicht auf gegeben werden. Wenn Deutschland daran arbeite, werde cs die energische Unterstützung der englischen Regierung zur Seite haben.

Der als Pazifist und Vorkämpfer des Schiedsgerichtsge­dankens bekannt Jurist Sir Thomas Barclay sicht einem heute Abend publizierten Interview zufolge ein hoffnungs­volles Zeiclicn in der Ernennung KiamilPaschas zum türkischen Minister des Auswärtigen. Kiamil fei zweifellos der bedeutendste türkische Staatsmann und überdies anglo- phil. Wie das bisherige Kabinett nach Deutschland, werde das neue daher au England blicken und letzteres könne somit vermittelnd einwirken. Vielleicht würde sich Italien auch

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rigkeiten. Da aber für die nächsten Monate der reiche Gc- treideexport fortfällt und die Ausfuhr von Gerste und Schlacht­vieh noch in diesem Sommer beträchtlich war, so braucht vor der Hand die Türkei Besorgnisse nicht zu hegen. Die Muni­tion hat bisher in der Sahara immer Wege gefunden, um zu den wichtigen Stationen zu gelangen. Was haben nicht die Franzosen angestellt, um die Munitionszufuhr nach W a d a i zu unterbinden I Nichts hat geholfen. Auch jetzt sind ver­schiedene Möglichkeiten gegeben. Am wahrscheinlichsten er­scheint die Zufuhr über Oberägypten und Kufra, die von den Engländern kaum gehindert "werden dürfte, wenn englische Firmen gehörige Beteiligung sinden. Selbst im Falle eines Widerstandes der englischen Machthaber am Nil ist diese Waffenzufuhr durchführbar. Aus dieser Situation ergibt sich für Italien die Notwendigkeit, sobald als möglich zu versuchen, diese Muniiionszuführungskanäle abzuschneiden. Eine Expedition zu den Oasen von Kufra dürfte daher bald zu erwarten fein.

Das Vorgehen Italiens nach der Besetzung von Küsten­punkten wird sich daher in zwei verschiedenen Richtungen be­wegen. DaS Gros der sich von dem eigentlichen Tripolis selbst ins Innere zurückziehenden türkischen Truppen wird in den Bergen des Hinterlandes hartnäckigen Widerstand leisten und in Djebcl Nefusa etwa in der Linie Bagda-Misda-Wadun stehen bleiben. Zu ihnen werden die jetzt im Hinterland" stehenden Truppen stoßen, die etwa 2000 Köpfe betragen wür­den. Die Berge dieses Landes sind etwa 300 bis 500 Meter hoch, steigen aber nach Süden zu immer größeren Höhen an. In Tibesti sind einzelne Kuppen über 2000 Meter hoch. Die genaue Kenntnis des dürren Landes und der Oasen wird in' dem folgenden Kleinkriege für die Verteidiger von enormem Vorteil gegenüber den Angreifern fein, die durch lange Etappenreifen und recht beschwerliche Proviantnachschübe sehr behindert sein werden. Bevor eine genügende Zahl von Kamelen beschafft ist, wird irgend ein Weitermarfch in hie)en Gegenden überhaupt nicht angetreten werden können. Die zweite Aktion muß gegen Kufra gerichtet fein und etwa von Benghasi ausgehen. Benghasi selbst ist so gut wie unge­schützt. Auch hat es nur eine offene Reede. Das Gleiche gilt von Derna. Einen kleinen Vorteil gewähren hier den Ver­teidigern die bestehenden drahtlosen Verbindungen nach Rhobus. In der Eyrenaika an der Küste standen im Sommer nicht mehr als etwa 1000 Mann und in Kufra lag eine Besatzung von etwa 500 Mann, aber auch hier ist die feste Haltung der Bevölkerung ein nicht zu unterschätzender -Faktor; ein Zug nach Kufra, der bei einem schwerfälligen Meeresweg mindestens zwei Wochen beansprucht, würde ein. recht gefährliches Abenteuer sein. Die Zusammenstellung aller Militärposten ergibt nach meiner Berechnung nur einen aktiven Bestand von etwa 10 000 Mann, zu, denen vier Jahrgänge Reserve treten. Das ist wenig, weniger als bisher in der Presse genannt wurde. Aber neben diesen Regularen kämpfen Irreguläre und der panislamitische Funke wird bei den Se- nuffiftämmen den heiligen Krieg entflammen. Die türkischen Beamten rechnen besonders auf die starke Unterstützung der Jnlandsstämme.

Bombardement von Tripolis.

Tripolis, 30. Septbr. (Agence Havas.) Das italie­nische Geschwader eröffnete heute Vormittag ioy2 Uhr das F e u c r auf die F o r t s der Stadt.

Italienische Aktionen zur See.

Konstantiopel, 30. Septbr. (Agence Havas.) Amtlich wird bekanntgegeben, daß italienische Kriegsschiffe heute Vormittag zwei türkische Torpedoboote in der Bai von Durazzo an griffen.

Rom, 30. Septbr. (Agenzia Stefani.) Das Marine- Ministerium erhielt folgendes Telegramm aus C a p o Santa Maria di Leuca: Die Torpedobootzerstörer A r t i g l i e r e" undC o r r a z i e r e" bohrten heute Vor­mittag bei Prev esa einen feindlichen Torpedobootzerstörer und ein Torpedoboot in den Grund. DerCorraziere" befindet sich auf der Fahrt nach Tarent, wohin er eine ge­kaperte Jagd begleitet. Der TorpedobootzerstörerAlpin c" brachte einen Dampfer mit griechischer Besatzung, der von Norden kommend im Begriffe war, in den Hafen von Pre- vesa mit fünf türkischen Offizieren, 162 türkischen Soldaten, und einer großen Menge von Munition und Getreide einzu- fahren, auf; die Italiener hatten keine Verluste.

Rom, 30. Septbr. (W. B.) DasGiornale d'Jtalia" meldet aus Tripolis unter dem gestrigen Datum: Auf einer heute früh abgehaltenen Versammlung der Offiziere der türkischen Garnison ließ der stellvertretende Wall eine Depesche der ottomanischen Regierung vorlesen, in ber die allergrößte Ordnung und absolute Zurückhaltung gegen­über den europäischen.Einwohnern anempsohlen und die An-

- - Noch vor vier Jahren waren die Positionen ber Türkei m Tripolis und Eyrenaika bedeutend schlechter geweien. eie Knute sich auf die Bevölkerung unter dem alten Regime nicht verlassen. Gerade aber dieser Punkt ist in der jetzigen Lage von ganz besonderer Wichtigkeit. Italien hat den Zeitpunkt aewählt in dem es der türkischen Seemacht bet weitem übet- legen ift und die starke türkische Landmacht infolge des Mangels einer entsprechenden Flotte, bie bie Truppentrans­porte zu schützen vermöchte, den Italienern selbst sehr wenig anhaben kann. Rom braucht sich daher vor einem Angriff zu Land nicht zu fürchten und, was bei der Okkupation. Norb- afrikas noch wichtiger ist, auch vor türkischen Truppennach- schüben nicht. Es bleiben also die dortigen militärischen Kräfte auch auf sich angewiesen und man rechnet in Konstanti­nopel damit, daß die Bevölkerung in Tripolis nicht müßig zuschauen wirb. . _ , .

Woher aber dieser Umschwung in den vier Jahren der Verfassung? Es sind nicht diese vier Jahre allein. Die Jungtürken haben vorgearbeitetl Ein großer wcu, ihrer besten Kräfte hat in Tripolis und in der Sudprovinz, in tfepan, in Gefangenschaft und Verbannung gesessen, unter ihnen Leute wie Bekier Sani Bey, der neuernannte Zwilgouverneur und Dr. Suleiman (5min, der sich jetzt noch in Berlin be­findet. Sie haben, von Abdul Hamids Argwohn ver­folgt, erst in Ketten, bann in leichterer Form der Verbannung in dem großen Gefängnis, das damals die Oasen von sJiur- fpk.und Tripolis bildeten, Dezennien ihres Lebens ccrtrauer.. Diese warmherzigen Patrioten, auch kluge Köpfe, getrieben vom Impuls des Einheitsgedankens, meist begabt mit einem für die damaligen türkischen Verhältnisse ungewöhnlichen Wissensschatz, konnten nicht ruhig in ihrer Gefangeistchaft rerljarten. Aus ihrer Propaganda lernte die tripolitanische Bevölkerung, die unter dem geldfchröpfenden, blutsaugenden Joch der Vcrres-Figuren von Abdul Hamids Gnaden, bie m den! höchsten Aerntern ihr Wesen trieben, verängstigt war, zum ersten Mal einen neuen Schlag osmanischer Führer kennen, mit denen sie sympathisiert und unter denen sie, als die Leute nach dem Sturz des alten ^Regiments nunmehr die leitenden Stellungen der nordafrikanischen Provinz cm- nahmeii, zu ihrem Recht kommen konnte. Diese Saat der verbannten Patrioten hat nicht nur bewirkt, daß die bis dahin Jane Bevölkerung ber alten türkischen Landesteile tn Nord- nfrika, bie bisher nur immer neue Mittel erfinden mußte, um sich dem Druck von Konstantinopel, zu entziehen, zu, einer streng türkifchen wurde. Sie hat weiter bie bedeutsame Frucht getragen, baß bie fanatischen Stäi'nme des Innern von Aibriti bis Borku und im Osten bis Kufrai Stämme wie die wegen ihrer panislamitischen Umtriebe gefürchteten Senusst, die ,ich uor dem türkischen Machthaber von Djarabud nach Kufra und xchesti .geflüchtet hatten, daß diese Völker jetzt uni die _ otto- mastilche Verwaltung baten und es so ermöglichten, baß jetzt der Halbmondstsis'chinab.nach A.im Galakka weht.. Aus dieser Bevölkerung heraus wirb .ein Freischärlertum entstehen, wie es an keiner Stelle passender: operieren könnte als gerade ui diesen Ländern. Die Eroberung der Oasen an der Küste wie Tripolis selbst, Misrata, Benghasi, Terna wird den Italienern mit leichten Opfern unter Mitwirkung der Flotte "dingen. Aber schon die Kommunikation an ber Küste ist selbst ' zu Fricdenszciten recht beschwerlich, besonders die Strecke an der,Großen Syrte. Auf dieser werden Torpedo­boote einen Nachrichtendienst aufrecht erhalten müssen, da cm Feldtelegraph zu leicht von bqn Eingeborenen zerstört und von Sanddünen vernichtet werden würbe, denn bie Sahara tritt auf dem größten Teil ber Strecke zwischen Tripolis und Benghasi unmittelbar an baS Meer heran. . Der wunderschöne fruchtbare Oasenaiirtel von Tripolis zieht sich nach Osten nur noch etwa bis halbwegs Misrata hin. Um manche der kleinen Oasen wird der Kampf entbrennen und die Aufrechterhaltung der Verbindungen der großen Angriffsbasis wird bei häufigen kleineren UeberfäHen mit der Zeit viele Opfer kosten. Ein Zug ms Innere, etwa nach Mursuk, wird den Italienern noch größere Opfer kosten. Der Küstenstreifen unter den Kanonen ihrer Schiffe in italienischem Besitz und das Hinterland in der Hand der türkischen Truppen unter Assistenz ber aus dem Innern hinzuströmenden fanatischen Stämme, bas dürfte für längere Zeit der Zustand in Tripolis bleiben. Man wird fragen: Wie können bie Kämpfer im Innern mit Muni­tion und Proviant versorgt werben? Die Proviant­frage bietet in der Tat bei dieser.Hungersnot zu leicht Schwie-

*) Vergl. das I. Mgbl.

Deutsches Reich.

Der Münchener Bahnhofsnmbau.

W München, 30. Sept. (Priv.-Tel.) Mit dem Entwurf; des E t a t s ist dem bayerischen Landtage zugleich eine Denk- i fchrift über den Münch euer Hauptbahnhof zuge-! gangen. Die Münchener Bahnhofsanlagen sind, wie wir erst unlängst näher dargekegt haben, feit langem den Anforderungen - der heutigen Verkehrs-.und.Betriebsyerhüttnifse nicht mehr gc- wachsen. Die schwersten Mängel sollen nun endlich durch um-- fassende Umbauten und betriebstechnische Verbesserungen be­hoben werden. Der 'Entwurf des Verkehrsministeriums sieht den Umbau des Starnberger Bahnhofs, der 80 Meter näher- gegen das Stadtinnere rückt, und den Neubau eines Flügel-' bahnhofs vor, der auch zivei Ladegeleise für den Paketpostdienst und einen Posttunnbl-enthalten wird. Der Abstellbahnhof, ber' nur für Züge dient, die länger darin verbleiben, sowie der Rangierbahnhof irörben erheblich vergrößert. Westlich der bestehenden Eilguthalle wird ein erweiterungsfähiger Eilgut­bahnhof errichtet. Dazu soll eine moderne Sicherheitsanlage mit zentraler Weichenstellung kommen. Mit einem Kostenauf- wande von 19 Millionen hofft das Verkehrsministerium die Leistungsfähigkeit, des Bahnhofs auf Jahre hinaus zu sichern. In der Zukunft," so führt die Denkschrift zum Schlüsse aus, wird für den Wohn- (Vororts-) und Ausflugverkehr die, Zentralisation nicht' mehr aufrechterhalten werden können, wenn die Entwicklung der Stadt nicht darunter leiden fall. Bei der Schaffung weiterer Verkehrslinien, die diesem Verkehr vor­zugsweise dienen sollen, wird man darauf bedacht sein müssen, Endpunkte zu finden, die den Verkehr von einer andern Seite- her zum Mittelpunkte der Geschäftstätigkeit bringen. Der Per­sonenverkehr muß in den engeren und weiteren Fernverkehr und in den Nahverkehr geschieden werden. Er wird mit der Zeit einen solchen Umfang annehmen, daß die Ausführung einer Untergrundbahn für die Züge des Durchgangsver­kehrs nach Osten und Südm notwendig sein wird. Auch für den Nahverkehr wirb sich bas Bebürfnis nach einer Unter-

ATinililurler Zeiimm

(Frankfurter Handelszeitung..) 1 und Handelsblatt. (Neue Frankfurter Zeitung.)

jetzt noch mit der Zuerkennung des nächsten Ansprucks auf TripoliZ begnügen, für den Fall, daß die Türken dickes Gebiet einmal aufgaben, so wie Frankreich das erste Erwerbs- recht am Kongo-Staat habe. Auch wäre cs nach Barclays Mei­nung denkbar, daß die Pforte, wie im Falle Bosniens Q"coen eine Abfindung in die Abtretung cinwillige. u u

L. Petersburg, 30. Septbr., 11.40 N. (Priv.-Tel) In Dumakrciscn herrscht Beunruhigung wegen der möglichen Folgen des Krieges. Mehrere Abgeordnete haben sich an Kabmettsmitglieder um Auskunft gewandt. In den parla­mentarischen Kreisen herrscht die Ansicht, daß der Krieg, falls er lokalisiert bleibe, Rußland günstig sei. Beunruhia- ung ruft leboch der Gedanke an den B a l k a n hervor, wo ein Hcrvortrcten Bulgariens (das nach den Versicherungen maßgebender bulgarischer Stellen nicht erfolgen soll. D. Red.) Rußland in einen neuen Konflikt hineinziehen würde, der un­bedingt mit einer Störung des Weltfriedens verknüpft wäre. Der Verlust von Tripolis fei notwendigerweise mit einer Schwächung des j u n g t ü r r i s ch e n Regimes verbunden, ' was für Rußland vorteilhaft sei, weil die neue Türkei Ruß­land bedrohe, besonders an der kaukasischen Grenze, wo sie bei Elementen, die zu ihr hinncigten, Unterstützung finden könnte. ...

Sofia, 30. Septbr. (W. B.) Nach Erklärungcm bie den Blattern von Mitgliedern des K a b i n e 11 s gemacht morden sind, wird Bulgarien während des italienisch-türkischen Krieges eine rr lebt iche Haltung beobachten.v (Bergl.die> beiden' Pnvatdepeschen im 2. Morgenblatt. D. Red.p- /

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