Mittwoch, 4. Oktober 1911
Drttkes Morgeüvratt der Frankfurter JeiMng
M«mÄer 27^ $dfe 2
Die Heuerung
Sag Nachsehen.
c Solingen, 3. CItbr. (Priv.-Tel.) Die Stadtverordneten beauftragten heute die Stadtverwaltung, unverzüglich bei der Neichöregirung vorstellig zu werden und diese angesichts der autzerordentlichen Preissteigerung der Lebens- mittel zu ersuchen, durch Oeffnung der Grenzen für Fleisch und Vieh und die Genehmigung der Einfuhr gefrorenen und gekühlten Fleisches eine Verbilligung der Fleischpreis« herbeizuführen und ferner die Aufhebung der Zollsätze auf Lebens- und Futtermittel, die Beseitigung der Gctreideeinfuhrscheine, eine Herabsetzung der Frachttarife auf Lebensmittel anzuordnen. Dre Stadtverwaltung wurde weiter beauftragt, auch selbst Maßnahmen zu treffen, welche eine Verbilligung der Lebensmittel herbeizuführen geeignet sind, insbesondere die kommunale Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch, Fischen, Milch, Kartoffeln und dergl. in die Wege zu leiten.
Münstereifel, 3. Lkt. Die hiesigen Milchhändler haben den Preit der Mtlq um 2 Psg. pro Liter aus 22 Pfg. erhöht.
sönirchkeiten Rücksprache genommen, dabei aber- stets betont, daß er im Falke seiner Vfghl der liberaldemokratischen Fraktion, beitreten werde. ' ~ ......'
LllftschiffaM.
Die Johanniöthaler Flugwoche.
kV Berlin, 3. Oktbr. (Priv.-Tel.) Die Gewinne der einzelnen Flieger der Johannisthaler Flu-gwoche beziffern, sich wie folgt: Wettbewerb B Pietschker 3716 M. (82Q Mm.), Suvelack 3258 M. (788 Min.), Witte 2809 M. (632 Mm.), Gru- lieb 2711 M. (610 Min.), Frl. Beese 2498 M. (562 Min.), Kabnt 2009 M. (452 Min.), Engelhard 1818 M. (409 Min.), Schirrmeister 1489 M. (335 Min.), Schwandt 1471 M. (381
Bellinzona, sei mir gegrüßt! Wer, von hier aus dem nun gemächlicher dahinrauschenden Ticino folgt, bis wo er seine kristallenen Fluten in den Lago maggiore ein« schießen läßt, dem steigt wie ein Zauberbild Locarno herauf. Ich denke noch des steilen Aufstieges hinan zur Madonna del Sasso, wie aus dem Säulengange des ehemaligen Klosters mein Auge trunken über den felsgerahmten See schweift, wie ich dann im Verglimmen des Tages drunten unter den 53er« kaufslauben des Stadtleins wandelte und dem emsigen Hämmern der Kupferschmiede zusah. Dann zogen die Sterne herauf, die Brunnen in dem Garten meines Gasthauses sangen lockend und zwischen schwer duftenden südlichen Sträuchern wandelte ein hohes, schlankes deutsches Mägdlein, deren Augen mir alle Sehnsucht nach der Heimat und der deutschen Liebe entzündeten.
Heute sause ich weiter, dem. Endziele zu. Noch durch ein paar letzte Tunnel und plötzlich öffnet sich links tief zu unseren Füßen Lugano, hie Königin des Ccresio. Im weiten Bogen schwingt sich die lachende Stadt um eine weiche, weite Bucht des Sees. Türme steigen über dem bunten Dächermeere empor. Eine baumbesetzte Uferstraße windet sich zwischen dem Paradiso und der Talmündung des C a s s e r a t e hin. Dort wogt das Leben der internationalen Stadt, die an Gröhe und Schönheit die erste bcS Tessiner Landes heute ist, wenn auch Bellinzona durch Beschluß zur offiziellen Hauptstadt erhoben wurde. Glockenförmig strebt der düstere San Salvatore in den tiefblauen Himmel und wirft seinen düsteren Schatten in den Ceresio hinein. Allüberall lachen uns heitere Gefilde entgegen, geradezu überschüttet mit gartenumzogenen Landhäusern, Siedelungen, eingebettet in Wein» terrassen und Kastanienhainen. Daß man von keiner Stelle aus den so wunderlich verzweigten See zu überschauen ver- mag, das macht ebenfalls einen Teil seiner hohen Reize aus. So spielt er dauernd mit uns Verstecken und jede Wegbiegung, jeder Fels, den wir umklettert haben, verbirgt und enthüllt dann wieder überraschende Bilder.
Der Abend sieht mich am Kai. All die großen Karawanse- reien längs des Ufers sind bis unter das Dach in elektrische Lichterflut eingetaucht. Elektrische Wagen schießen wie Wasserfliegen hin und her, elektrische Funken sprühen die Augen der schönen Frauen, die da mit Schleier und Fächer oder unter exotischen und exzentrischen Hüten einherwandeln. Dazu klirrt und schmettert es aus den Vorgärten von Spielern und Sängern, Geigen weinen, an einer Ecke hält ein neuer Caruso und während feine blaffe Gefährtin die Laute zupft, rollt er die Augen, teilt er die Luft mit gelassener, königlicher Handgebärde und vermehrt den Ruhm MaScagniS und anderer italienischer Säulenheiliger. Pose in jeder Bewegung, Pose, wie sie dieses ki/ldlich.-gutmütige, eitle und schönheitstrunkene Volk nun einmal liebt, Jci es auf dem Friedhöfe ober der
! wald), ^arbeitet worden. 800 fortschrittliche Vertrauens- ! männer sind im Kreise vorhanden., Im Idsteiner Bezirk wird mit bebender Energie die fortschrittliche Sache vertreten. — Zum 1. Vorsitzenden wurde Justizrat Dr. Alberti wieder-, zum 2. der Rgjchstagskandidat der Partei für den 2. nas- säuischen Wahlkreis Albert Sturm gewählt. Neu wurden in den Vorstand gewählt die Herren Kalkbrenner und H e u s e r, — Am Samstag den 7. d. M. beginnt die Reihe der öffentlichen Wahlversammlungen mit einem Vortrage von Tr. Baes an tz- Köln über daS Thema .Freiheit und
; Vaterland.
= Wiesbaden. Der Verein zur Wahrung der Rhein- schiffahrtsirrjeressen hält seine VII. geschloffene ordentliche Hauptversammlung am 14. Oktober zu
tote au» einer anderen Welt die Firnen und Gletscher des Monte Rosa und des Simplen sehnsuchtweckend leüch- ten. Von Castagnola trägt uns ein Schifflein werter nach dem toie ein Räubernest anmutenden Gandria, weiter.an Crta vorüber nach San Mamette. Hier öffnet sich das köstliche Tal So I b a, malerische Ortschaften und entzückende Kirchlein sind über die halbrunde Bucht verstreut, dahinter stehen die Riesen wie aus Bronze gegoffen. In diesem Tale war die Heimat de? am 7. März 1911 verstorbenen Antonro Fogaz- z a r o, der voll Inbrunst und Jugendliebe sein Dal Solda besungen hat, wohin es ihn jedes Jahr in das von Zypressen und Palmen umschattete Landhaus zog.
Steige ist von meinem gastlichen Hause im Paradiso zu Lugano die gewundene Straße seitlich des Salvatore hinan, so führt sie mich rasch aus dem bunten Gewimmel der Stadt in erfrischende und friedvolle Einsamkeiten. See und Stadt versinken, immer mächtiger entrollt sich das feierliche Gemälde der Bergriesen, tote sie sich gegen das Massiv des Gotthard aufstufen. Matten, über denen einzelne Rinder und Schafe gehen, wechseln mit Weinanlagen und Kastanienhainen. Der westlichste Arm des Ceresio öffnet sich in der Tiefe. Dahinter grüßen die Gewände, die den Langen See fchützen, schimmerndes Weitz deutet an, wo im Sonnenglaste bet Monte Rosa und seine Trabanten von Jahrmillionen träumen. Durch malerische Bergdörfchen führt mein Weg. Durch den torge« wölbten Anbau eines Kirchleins schaue ich in ein sattgrünes Tal und wundere mich fast, datz statt Thüringer Laute weicher italischer Klang einiger vorüberschreitender Frauen mich weckt. Höher und höher steigt der Pfad. Jetzt ist der Bergrücken so schmal geworden, daß gegenüber sich nun auch der See bis Porlczza auftut. Nun habe ich Corona erreicht. In der Tiefe blaut der See. Drüben runzelt der mächtige G e n e» r o s o die faltige Felsenstirn. Ich trete in das Kirchlein ein, über dessen Eingang der heilige Drachentöter Georg den Spieß schwingt. Künstler, die einst hier in den finsteren, engen, kalten Torfgaffen spielten, sind auS diesem Felsenneste weit in ble Welt gegangen. Sie sogen die Macht der Schönheit aus dem immervollen Becher, den hier oben die Natur ihnen täglich im Wechsel der Jahreszeiten bot. In dieser Stunde hebe auch ich ihn empor, da ich auf dem Mauerrande sitze, der die kleine Piazza umfriedet. Dunkeläugiger Kindervolk hat sich um mich geschart, knabbert Kastanien und schaut mich fragend an. Von der Höhe des wilden Arbostora läutet .ein Glöcklcin vom Turme eines weltstilleu Heiligtums. ,
den Karlstädter Vertrag und den Jntegritätsoertraz. Ob seine Kritik des Karlstädter Vertrags berechtigt ist, kann ig Frage gestellt werden. Das Bestehcnblcibev der Grenzbefestigungen hätte zweifellos das gegenseitige Mißtrauen er- höht. Treffender ist vieles, was er über den Jntegritätsver- ttag sagt; dieser stipuliert eine Art Schutzherrschaft der vier Großmächte ohne mehr als einen papierenen Schutz zu bieten. In seiner heutigen Gestalt ist er wirklich nichtssagend. Dann aber das Hauptargument Ibsens: sein Abschluß wurde vor Schweden geheim gehalten. Tas sieht Ibsen als eine unnötige Brüskierung Schwedens an, umsomehr als durch den neuen Jntegritätsvertrag alte Garantieverträge, die Schweden und Norwegen gemeinsam abgeschlossen hatten, aufgehoben wurden. Durch das Versteckenspiel vor Schweden hat biefer Vertrag eine Spitze gegen Schweden erhalten. Nach Jb- sens Auffassung gifit der Vertrag keinen wirklichen Schutz, nützt also nichts, während et durch seine Existenz schadet, da ct Schweden verletzt. Der unausgesprochene Grundgedanke von Ibsens Kritik: unsere auswärtige Politik läßt sich ausschließlich von Schutzmaßregeln gegenüber Schweden leiten, das ist aber unvernünftig, weil wir von Schweden gar nichts zu fürchten haben.
Die beiden skandinavischen Brudervölker können Ibsen nur dankbar sein, daß er hier mutig sich der ösfentlichen Meinung Norwegens gegenüberstellt. Schreiber dieses hat gerade in der letzten Zeit des öfteren und gründlich die schwedischen Stimmungen kennen gelernt und muß Ibsen unbedingt beipflichten. Nirgends in ernsten schwedischen Kreisen macht sich eine Abneigung gegen Norwegen geltend, mit Ausnahme der großschwedischen Beamten, Offiziere und ganz besonders Priester. Aber im Volke nicht. Man ist über die Form der Unions- lüsung verletzt, gibt aber heute rückhaltslos zu, daß die Lösung das Beste war. Man wartet auf eine Annäherung an
Bühne des Lebens. In die Sternenpracht ragen unnahbar bie dunklen Berge. Je mehr der Lärm der Straße erftirbt, um so lauter erklingen bie heimlichen Melodien ber Wellen, auf benen nach und nach bie weihen Schiffe, lichtloS und fast gespenstisch anzuschauen, vor Anker gehen. Dann und wann blitzt ein schräger Lichtstrahl über den See, irrt suchend eine Weile hin und her, um ebenso plötzlich zu verlöschen. DaS ist der Zollkutter der Beamten, die zwischen der Schweiz und Italien auf dem Wasser nach Schmugglern fahnden.
Wer die Schönheiten erfragen will, die sich in unermeßlicher Fülle um Lugano und den Ceresio scharen, der wende sich beileibe nicht an die Hochzettspärchen. Duste sehen die Welt gegenseitig in den Augen. Sie folgen nur den gedruckten Sternen ihrer Führer, und jeder berühmte Aussichtspunkt dient ihnen dazu, ihre „ewige Liebe" aufs neue zu beschwören. Der Wanderer wird hier immer wreder zum Störenfried, bei dessen Anblick die Lippen auseinanderfahren und vorwurfsvolle Blicke ihn nur zu bald von hinnen scheuchen. Denn so altmodisch cs manchem erscheinen mag: der Ceresio bleibt mit den anderen oberitalienischen Seen noch immer das Ziel deutscher Pärchen.
Ein reger Dampfer verkehr sowie eine Veihe von Bergbahnen geben Gelegenheit, Stätten und .lusstcht»- punltc bequem zu erreichen, die ein rechter Wanderer sich lieber selbst erringt. Was aber birgt diese Bergwelt nicht alles an versteckten Schönheiten! Tagelang kann man steigen und schwärmen, schauen und träumen. Da sind wir Herren und Besitzer und können die Luft erschüttern mit den Hellen Jubelrufen unseres Entzückens, ober (innen baruber, rote cuift, ter Jahrtausenden, deutsche Stämme über diesen Bergtoall zum heißen Süden Krängten, die Wunder deS leuchtenden Meeres zu schauen, wie deutsche Könige über bie Alpen zogen, sich in St. Peter zu Rom salben zu lagen. Und tote deutsche Kunst- gelehrte und Kunstfreunde herüberkamen, der getarnten Kul- turtoelt zu künden, welch ein nimmer zu erschöpfender Schah an Kunst und Schönheit dieses Land beherbergt. Italien hat dies immer wieder vergessen. „Sono teaesco («ch bin ein Deutscher) war nicht immer eine Empfehlung jenfeitä ber Alpen. .. ,
Welch ein prächtiger Gang hinüber nach bem von sub- tropischer Blumen- und Pflanzenpracht umgürteten Casta- gnola, das sich gegenüber dem Paradiso von Lugano aufbaut! Von hier steigt man unter Edelkastanien und durch den süßen Duft der Trauben steil hinan zum Monte Bre, der bereits einen Ausblick wie in alle Herrlichkeiten bet Welt gewährt. Unb wen es noch höher drängt, der gehe über versengte Mat- ten, Wildbäche unb Geröll zum boppeltgegipfelten Monte B o- g I i a, um hier mit einem Blick alle dre, Seen zu umfassen, in die lombardische Tiefebene zu schauen, aus bet bie Marmor- spitzen des DomS zu M a i,l a n b tagen, während nach Westen
Wiesbaden ah.
i n Darmstadt, 3. Oktbr. -Die Vertrauensmänner der Nationalliberalen und der Bund der Sanbtoirte stellten für den Wahlkreis Wöllstein den Bürgermeister Schott - Uffhofen als Kandidaten auf. Für die Fortschrittliche Volkspartei kandidiert in diesem Wahlkreise der seitherige Abgeordnete Bürgermeister Ei dach ° Pfafsen- ischroabenheim. Mi dieser Gelegenheit fei eine irrtümliche I Meldung berichtigt, bie fast in ber gesamten hessischen Presse Verbreitung gefunden hat, wonach Eibach von seinem Bürget- meifterpoften zurückgetreten sei. Es liegt hier eine Verwechslung mit dem gleichnamigen Bürgermeister Eibach in Armsheim vor, der sich au4 Gesundheitsrücksichten genötigt sah, sein Amt niederzulegen.
wh Gießen, 3. Oktbr. Für die Landtagswahl stellten die SRationglliberalen im Wahlkreise Gießen- W i e s e ck den Zigarrenfabrikanten Adolf K l i n g f p o r als -Kandidaten auf, der sich bereit erklärt hat, eine auf ihn fallende Wahl anzunehmen. Klingspor ist im Wahlkreis als linksliberaler Politiker bekannt und war von seinen Freunden stn Aussicht genommen, als gemeinsamer Kandidat bet Volks- .partei in Vorschlag gebracht zu werden, falls es zu einer -Einigung über ein gemeinsames Vorgehen bei der Landtagswahl im Wahlkreise gekommen wäre.
An Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurückgetretenen Dr. G u t f l e i s ch ist Rechtsanwalt E n g i s ch ° Gießen zum Vorsitzenden des Oberhessiscken Anwaltsvereins und damit zum Vorstandsmitglied der hessischen Anwaltskammer gewählt worden.
i n TroiSdorf, 3. Oktbr. In der hiesigen Pulver-, Zündhütchen- und Zelluloidfabrik ist ein partieller S tr eiI aus- gebrochen, da die Firma den Arbeitern das Koalitionsrecht 'verweigert. Etwa 200 Arbeiter haben die Arbeit niebergclcgt, (während sich 600 Arbeiter der Bewegung nicht angeschlossen haben.
| * Dresden, 3. Oktbr. Der P r eu tz i sche L au de sv cr-
ein für das höhere Mädchenschul wesen, der sich im Laufe dieses Jahres durch Zusammenschluß älterer Organisationen gebildet hat, hielt gestern hier im Anschluß an die Hauptversammlung des Deutschen Vereins für das höhere Mädchenschulwesen seine erste Hauptversammlung ab. Nach Begrüßung der Versammlung durch den Vertreter des preußischen Kultusministers, Geheimrat E n g w e r aus Berlin, sowie durch den Vorsitzenden des Deutschen Vereins, Gehennrat Keim aus Karlsruhe, erftatete der erste Vorsitzende, Direktor Dr. May dorn aus Thorn, den Geschäftsbericht, aus dem hervorgeht, daß der Verein schon fast 2000 Mitglieder hat. Hierauf sprach Oberlehrer L a n d g r a b e aus Dortmund über die in Preußen bevorstehende Dienstanweisung für die Dir.-k- toten und die Lehrkräfte. An den Vortrag, auf den eine ausgedehnte Debatte folgte, schloß sich ein Referat des Direktors Tr. Güldner auS Magdeburg über die Kandidatenfrage; er begründete die Forderung, daß die Kandidaten des höheren Lehramts die Anstellungsfähigkeit für alle höheren Schulen erlangen sollten, auch wenn sie das Probejahr au M ä d ch e n - schulen abgeleistet haben. Hierauf wurden einige Anträge verhandelt, von denen der aus Einführung eines Normaletats für die seminatisch gebildeten Lehrkräfte der höheren Mädchenschulen allgemeine Zustimmung fand. Zum Schluß berichtete Frl. Günther (Charlottenburg) über die Unternehmungen zur Förderung des internationalen Schülerinnenaustausches. In der anschließenden Debatte wurden durchweg nur die Bedenken gegen die neue Einrichtung laut, sodaß sich ber Verein zu einer Förderung dieser Angelegenheit nicht bereit erklären konnte, vielmehr eine abwartende Stellung auch fernerhin einnehmen will.
fünfte Jahresversammlung der Gesellschaft deutscher Uervenarfte.
Siu ■. II.
o Frankfurt, 3. Oktbr.
In der Nachmittagssitzung vom 2. Oktober sprachen Mendel und Tobias- Berlin über die Syphilisätiologie des Frauentabes. F. Krause und H. O p p e n he i m - Berlin demonstrierten Fälle von seltenen Hirnerkrankungen, die durch Operation geheilt waren. Anton- Halle sprach über einige Methoden der operativen Entlastung des Gehirns bei Hirndruck, speziell über den sog. „Balkenstich". Es folgten die Vorträge der Herren Eduard "Müll er-Marburg „über die bulbäre Form her epidemischen Kinderlähmung, S ch l e- finger- Wien „über Polyneuritis der Hauknerven'ft M a r- biir g-Wien über Muskelatrophien in früher Kindheit, Rosenfeld- Straßburg über die diagnostische Verwertbarkeit des salorischen Nystagmus in der' Nervenheilkunde, und Garant)- Wien über die Beziehungen des Vestibularappa- rates zum Zentralnervensystem. Die Vormittagssitzung am Dienstag brachte zunächst bie Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten. Als Versammlungsort des' nächsten Jahres wurde Hamburg in Aussicht genommen. Geheimrat Erb- Heidelberg. der aus seinem Amt als erster Vorsitzender aus- schied, wurde unter lebhaftem Beifall ber Versammlung zum immerwährenden Ehrenvorsitzenden gewählt. Als erster Vorsitzender wurde H Oppenheim - Berlin, als zweiter Nonne- Hamburg neu gewählt.
Das zweite Hauptreferat der Tagung behandelte den Einfluß des Tabak rauchens auf das Nervensystem. Zunächst sprach A. Fröhlich- Wien über bie Giftwirkung des TabakraucheS vom toxikologischen Standpunkt aus. Die Giftwirkung des Tabakrauches ist ausschließ- lich an das Nikotin gebunden. Andere giftige Bestandteile, wie Kohlenoxyd und Blausäure, kommen wegen ihrer verschwindend geringen Menge kaum in Betracht. Akute Vergiftungen durch Nikotin beim Tabakrauchen sind fast nie tödlich, sondern charakterisieren sich als die bekannten Erscheinungen bei den ersten Rauchversuchen. Die slrsache dieser Erscheinungen ist eine Erregung des vegetativen (Eingeweide-) Nervensystems, auf dessen Ganglienzellen das Nikotin einen spezifischen Einfluß ausübt. Insbesondere ist die Herztätigkeit und die Verdauung den Störungen durch Nikotin
Norwegen.
Kritik Sigurd Ibsens über Norwegens auswärtige Politik.
-<>- Kristiania, 24. Septbr. Nach der Lösung der Union im Jahre 1905 war das schwierigste Problem für Norwegen zweifellos die auswärtige Politik. Vierhundert Jahre hindurch, zur Zeit der dänischen Herrschaft, wurde diese von K o p e n h a g'e n aus geleitet, und seit dem Jahre 1814, als bie Union begann, von Stockholm aus. Norwegen hatte keine geschulten Diplomaten und keine Tradition der auswärtigen'Politik. Der einzige Posten, der diese Fragen halbwegs zu berühren Gelegenheit gab, war jener eines norwegischen Staatsministers am schwedischen Hof. Zur Zeit des Konfliktes war dies Sigurd Ibsen, der einzige Sohn Henrik Ibsens. Er war mit dem norwegischen Vorgehen nicht vollständig einverstanden und als die Union getrennt wurde, zog er sich aus bem öffentlichen Leben zurück unb lebte größtenteils im Auslände. Jetzt hat er sich aber seit einem halben Jahre wieder in den Vordergrund des ösfentlichen Lebens gestellt, erst durch die Veröffentlichung eines glänzenden Bandes historischer und philosophischer Studien ^Menschliche Quintessenz", in dem er rücksichtslos ausspricht, was er für wahr hält und den verbreitetsten Glaubenssätzen mutig und mit Geist entgegentritt, sodann durch die Verössentlichung eines Artikels, der in der denkbar schärfsten Weise die auswärtige Politik Norwegens angriff, ihr Unfähigkeit, Grobheit und den Verrat der nationalen Interessen durch Abschluß des Karl- städter Vertrages und des Jntegritätsvertvages aus dem Jahre 1907 vorwarf. Dieser Artikel erregte in allen Kreisen Verblüffung, aber man fühlte, daß hier ein wohlüberlegtes, patriotisch empfundenes Wort _ gesprochen wird. Unb man wußte, daß Sigurd Ibsen, infolge feiner- Stellung als Staatsminister in Stockholm, besser als icder andere bie Stimmungen der schwedischen Kreise tm Jahre 1905 kannte. So war man mit der Gegekikritik äußerst vorsichtig, trotzdem die von Ibsen angegriffenen Verträge allgemein als Triumph einer klugen auswärtigen Politik galten unb gelten. Der Karlstadter Vertrag regelt, das Verhältnis mit Schweden und bestimmt, daß alle Befestigungen im Grenzgebiete geschleift werden müssen, der Jnteqritäts- traitat vom Jahre 1907 (der bis zum Jahre ^1917 gilt) enthält die Garantie Deutschlands, Englands, Frankreichs unb Rußlands für die Neutralität und Unverletzlichkeit Norwegens.
Nachdem Ibsen jetzt durch mehrere Monate regelmäßig sehr kluge und unabhängig-gedachte Artikel publizierte, die großes Aufsehen erregten, hielt er gestern im „Stubentenverein" einen Vortrag über „Karlstad" oder vielmehr über die auswärtige Politik Norwegens. Er gab da auch die erste a u t h e n t t- f die Schilderung über die Absichten und <51 immun- gen des schwedischen Hofes während der Unions- trife Er sagte, daß zwischen Schweden und Norwegen niemals wirklich Haß oder Verachtung eriftiert hat. Er hat in Schwe- den überall Sympathie und Achtung für Norwegen gefunden. Als sich dann die Dinge zuspitzten, hatte er, im Jahre 1904 dem Kronprinzen Gustav (dem jetzigen König) vorgeschlagen, die Reichsakte (die die Union bestimmen) aufzuheben unb bie Personalunion einzuführen. Das hatte der, Kronprinz abgelohnt unb erklärt, baß er dem die vollständige Umonslosung vorziehe. Als später — um eine friedliche Trennung zu ermöglichen — bann bie Rede war, einen Prinzen des Hanfes Bernadotte zum norwegischen König zu erwählem wurde dem König hiervon durch den Kronprinzen abgeraten. In.Schweden selbst sanh aber Ibsen für seinen Plan der Personalunion neue Anhänger, so unter anderem beim Reichsmarschall von Essen. Der Kronprinz vertrat aber immer wieder die Auffassung, daß wenn die beiden Völker nicht gemeinsam in der Union ihr Glück finden, es am besten ist, daß sie sich vollständig trennen. Damit zerstörte Ibsen die in Norwegen allgemein verbreitete Auffassung, daß der jetzige König Gustav ein (Segnet der Umonslöfung, ein Anhänger der großschweblschen Partei und im Jahre 1905 zum militärischen Einmarsch in Norwegen bereit war. Daß Ibsen diese allgemein geglaubte Legende aus der Welt schafft, ist sehr verdienstvoll. ,
Dann kritisierte er wieder mit außerordentlicher Schärfe
Norwegen. Aber das dort herrschende Mißtrauen gegen Schweben hindert diese Annäherung. Ganz zweifellos mußte von Norwegen aus — das die Unionslösung herbeiführte — der erste Versuch zur Annäherung gemacht werben. Das hat Sigurd Ibsen, der in Schweben viel Sympathie genießt, jetzt unternommen. In Schweden findet er eine (unausgesprochene) freundliche Aufnahme. Aber es ist zu befürchten, daß das Vorurteil unb das Mißtrauen in Norwegen noch zu stark ist, um Ibsen dahin Recht zu geben, daß Norwegens ganze auswärtige Politik geändert, daß Schweden nicht mehr als geheimer Feind angesehen wird.
müder Blätter niedorweht, Zugvögel schreiend die Luft durchschneiden, nächtens der Brunstschrei des Hochgetvcihten bie Bergwälder schütter» macht: um den Ceresio webt noch alle Wonne des Som in ers. Er scheint zu zögern, diesem Erdenparadipse den Rücken zu wenden. Aus den Gärten und Hainen bringt ber weiche, süße Duft reifender Früchte; Tag und Nacht hallt es in den weiten Wäldern von dem Schnellfeuer niederprassclnder Kastanien; Mais, Wein unb grellbunte Kürbisse werden überall eingeheimst. Die Sonne malt ihre lachenden Ringel in dem blauen Gewoge des Sees, den bis m den sinkenden Abend schmucke, Weiße Dampfer pflügen. Hunderte von Ortschafteii leuchten weiß von den Höhen. Kapellen und Kirchen klettern bis hoch hinauf zu den. unwegsamsten Gipfeln des scharf profilierten Gebirges. Und wenn dann zuweilen das große, allgemeine Läuten anhebt, wenn diese lustig durcheinander schwirrenden, sich fast übermütig streitenden Töne Himmel und Erde erfüllen, dann blickt man unwillkürlich empor, ob nicht droben der liebe Herrgott auf dem ewigen Throne zu schauen sei, vergnüglich auf das Ge- kribbel zu seinen Füßen niederblickend, toie die Menschlein sich emsig mühen, den Weg zu feinem Herzen zu finden. Hier kasteiend in brünstiger Selbstzerfleischung, dort mit allem Pompe unb berückender Sinnenpracht, wie solchen die katholische Kirche klug unb verstänbig ausbaute. Seltsame Gegensätze! Und doch nur ein und dasselbe Sehnen und Ziel!
O, dieses stille, große, feierliche Erwarten, wenn unser Zug das wilde Tal der Reuß emporächzt, sich in das fin- stere Gestein einwühlt, das grünpcrlenbe Wildwasser überbrückt, über Schluchten und Geröllmassen unruhig weiter drängt! Uns ist's, als stünde jenseits des Gebirges eine lichte Frauengestalt: die ticfbunllcn Augen sind auf un5 gerichtet, weiße, volle Arme leuchten, weicher Laut heißt uns willkommen. In Göschenen verschnauft sich der Zug ein wenig, ehe er in die schwarzgähneiide Oeffnung hineintaucht. Am Bahnsteig steht Ernst Zahn, allerlei Papierncs unter dem Arm, unb nimmt freundlich grüßend die Defilierkur über die Getreuen ab. Dann ein heiserer Schrei, und das Mafssv des Gotthard türmt sich über uns. Gespenstisch kriechen Rauchwolken an den geschlossenen Fenstern entlang. Dann und wann zuckt ein rötliches Licht auf. Minute auf Minute verrinnt. Hochzeitspärchen drängen sich enger an einander. Ungeduldige Fahrgäste ziehen wiederholt die Uhr. Jetzt setzt der Zuge ui rasende Eile um. Endlich wieder ein wildes Geben!. Die Helle vor uns wächst, dann strahlt blauer Himmel gnädig über unS. Wohl steigen noch himmeltrotzende Gewände zu Seiten deS zischenden Ticino nieder, von Waffergarben überschüttet, aber alles, was unser Ange trunken erfassen kann, zeigt bereit» italienischen Charakter. Erste Rebenhänge tauchen auf, Kirchen und Hütten, alles predigt un», daß Halt« fd&et Boden sich unter unS breitet, wenn auch fett Jahrhun- betten die freie Schweiz Pa» politische Hüteramt verwaltet.
X Berlin, 3. Oktbr. (Priv.-Tel.) Wie beridjtet _n>irb, nimmt ber Bundesrat diesen Donnerstag seine Tätigkeit wieder auf. Wie es heißt, wird er sich mit 91 o t ft a n b s- maßregeln beschäftigen, bas heißt also mit der Frage, ob der Maiszoll ermäßigt werden, ein Ausfuhrverbot für Kartoffeln ergehen und das System der Einfuhrscheine für Getreide geändert werden soll. Alle diese Maßnahmen haben ja, wie wir bereits vor einiger Zeit meldeten, die Reichsregierung beschäftigt. Daß wirksamere Maßregeln, als sie bisher angeordnet sind, noch getroffen werden müssen, ist eine Ueberzeugung, die nachgerade auch bis in die agrarisch gesinnten Kreise Boden saßt. Hat doch neuerdings die Wirtschaftliche Vereinigung unter der Führung des Abgeordneten V o g t - C r a i l s h e i m an den Reichskanzler eine Eingabe gerichtet, in der unter Hinweis auf bie Dürre dieses Jahres und den Mangel an Futtermitteln gebeten wird, daß eine zeitweilige Rückvergütung ber Mais- und Futtergerste-Zölle unmittelbar an die Viehhalter eintreten solle und dem Reichstag dahingehend« Vorlagen gleich bei seinem Zusammentreten gemacht werden möchten. Mit anderen Worten: Die Futtermittelzölle sollen einstweilen bei bet direkten Lieferung an Produzenten zeitweilig suspendiert werden, Tie „Deutsche Tageszeitung" beeilt sich, zu versichern, daß sie diesen Antrag nicht für zweckmäßig erachte, und als Grund schiebt sie vor, daß die Händler schon Mittel und Wege finden würden, durch Preissteigerungen oder durch vertragliche Abmachungen zu bewirken, daß ihnen die neuen Maßregeln entweder ausschließlich oder doch in der Hauptsache zu Gute kommen würden. Diese Stellungnahme ist nicht weiter verwunderlich, aber neugierig sind wir, wann die „Deutsche Tageszeitung" die Konsequenz aus ihren Befürchtungen ziehen und behaupten wird, bie sämtlichen Zölle kämen nur den Händlern zu Gute unb die Landwirte hätten
unterworfen. Bei chronischer, Nikotinvergiftung^ durch fortgesetzten Tabakmißbrauch gewohnt sich der Drgänismus. an bäV" Gift, aber nur in beschränktem Maße. Im Gegensatz zu anderen Giften wie z. B. Morphium, findet eine Qk- wöhnung an die sonst tödliche Dosis nie flott, auch erstreckt sich die Gewöhnung nur auf das vegetative Nervensystem. Tas häufige Auftreten von Gefüßkrämpsen bei chronischem Nikotinismus erklärt sich durch die heftige Einwirkung des - Nikotins auf die arteriellen Blutgefäße. Bei Tabakarbeiterinnen äußert sich der Einfluß des Nikotins aus bie glatte Kör- permuskulatur häufig dadurch, daß Aborte auft’reten. In Anbetracht der hohen Giftigkeit des Nikotins sind vom toxikologischen Standpunkt aus die entnikotinisierten Rauchpräparate zu empfehlen.
Die nervösen Erkrankungen ber Tabakraucher (hauptsächlich Zigarren- unb Zigarettenraucher) besprach Prof. v. Frankl - Hochwart • Wien, gestützt auf ein eigenes, sehr reichhaltiges Material. Von 800 Männern (Nicht-Patienten), bie bet Vortragende darum befragte, waren 570 Raucher. Von diesen gab etwa ein Drittel an, öfters an vorübergebenden nervösen Beschwerden zu leiden, die sie selbst auf das Rauchen zurückführten. Unter 1500 Patienten, die an den Folgen des Nikotinmißbrauchs litten, waren 800 Fälle, die noch mit anderen Krankheiten kompliziert waren,, während 700 reine Nikotinerkrankungen barstellten. Bei diesen sanden sich die verschiedenartigsten krankhaften Erscheinungen: Kopsschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Stimmungsstörungen, geistiger Rückgang, Bewußtseinsstörungen, Epilepsie, ferner Krankheitsbilber, bie an Meningitis erinnerten, dann schwerere Symptome von Seiten des Gehirsts unb der Hirnnerven, ferner verschiedentliche Schmerz-Affektionen, Neuralgien, Nervenentzündungen, intermittierenbesHinken. Dazu kommen noch die nervösen Erkrankungen inuererCrgane, des Herzens, des Darms, der Blase, ber Geschlechtssphäre usw. Häufig kombinieren sch die Erscheinungen ber chronischen Nikotinvergiftung mit anderen Schädlichkeiten, vor. allem mit Alkoholismus, Diabetes, Syphilis. Ueberhaupt ist eine gewisse Aehnlichkeit zwischen den vic'^estaltigen Erscheinungen des chronischen Nikotinismus und den luetischen Nervenkrankheiten nicht zu verkennen. In der Diskussion berichtete u. a. E r b - Heidelberg über weitere Fälle von „intermittierendem Hinken", einer Erkrankung, bie von ihm zuerst auf Nikotinmißbrauch zurückgeführt wurde.
A. Sänger- Hamburg berichtete über sog. „formen Trustes" von Myxödem unb ihre Beeinflussung durch Schilb- biü|'enpräparate. Bauer - Wien sprach über bie physikalischen Verhältnisse ber Ouellung im Nervengewebe. Boet- tiger- Hamburg brachte Neues aus bem Gebiete ber Elcktro- biagnoftif. Erben - Wien sprach über das Graefesche Symptom bei Basedowscher Krankheit. Tie Schlußsitzung der Versammlung nahm den Nachmittag in Anspruch. Es sprachen Trömner - Hamburg „über normale unb pathologische Extremitätenreflexe", Lindau - Melius - Baltimore über die Unterschiede im Zellenaufbau ber Brocaschon Windung der rechten und der linken Gehirnhälfte. Roth- mann - Berlin konnte experimentell den Nachweis liefern, daß die Leitung für Berührungsempsindungen im gleichseitigen- Hinterstrang und gekreuzten Vorderstrang des Rückenmarks verläuft und erhofft von dieser Erkenntnis neue Möglichkeiten für bie Zukunft der Rückenmarkschirurgie. BayerthaI - Worms sprach über die Beziehungen zwischen Hirngröße unb Intelligenz, Beyer - Leichlingen über bie Heilungsausfich- ten der Unfallsneurosen bei Telephonistinnen, Friedländer - Hohe Mark über Wert und Unwert ber Hypnose. Die Vorträge ber Herren Reich - Wien, Fischer - Weleslawin in Böhmen, ©olbftein - Königsberg, Kohnstamrn- Königstein, Berkoroits - Nagyvarad behandelten Themen von 'mehr speziell-wissenschaftlichem Interesse. Stühmer- Magdeburg sprach über das Vorkommen der Wassermannschen Reaktion im Blut unb im Liquor bei Nerven- unb Geisteskrankheit.
Für den Rest des Tages folgte ein Teil bet Kongreßbesucher den Einladungen ber Herren Kohn stamm unb Friedländer nach Königstein und Hohe Mark. Für Mittwoch Vormittag sind noch wissenschaftliche Demonstrationen im Sitzungssaal des Senckenbergischen Museums vorgesehen, veranstaltet von den Herren Edinger - Frankfurt, S. Auerbach - Frankfurt, LiIienstein - Nauheim, Voß - Tüffeldorf, Schwarz - Riga, Knoblauch- Frankfurt. ___
KeichstagskandidaLmen.
G Stuttgart, 3. Oktbr. Die Mitteilung des „Schwäbischen Merkur", baß die nationalliberale Partei Verhandlungen mit der Fortschrittlichen Volks- partei über einen Austausch des 14. und des 4. roürttem- bergischen Wahlkreises antnüpfen wolle, wird von „wohlunterrichteter Leite" in demselben Blatte dementiert. Von einem solchen Austausch könne keine Rede mehr fein. Ebenso könne auch ein Antrag der nationalliberalcn Partei auf Wiedereinleitung von Verhandlungen nicht in Frage kommen. Ein solcher Schritt müßte nach dem ganzen Gange ber früheren Verhandlungen von der Leitung ber Volkspättei aus geschehen. Natürlich würde auch heute noch eine Einigung' im 14. Wahlkreise von der nationalliberalen Partei begrüßt unb durch entsprechend der Sachlage begründetes Entgegenkommen gefördert werden.
Berlin, 3. Oktbr. AuS dem Werke deö H a n fabun - d es' über die öffentlich rechtlichen Belastungen von Gewerbe Handel und Industrie werden jetzt die Tabellen über die Be- läftifng der Elektrizitätsindustrie veröffentlicht. Die Tabellen kamen zu folgendem Ergebnis: Eingezabltes Aktien- kapital (in 1000 Mk. nominal) im Jahre 1900 : 64,390, 1901: 1191,890. 1902: 120,890, 1903: 120,890, 1904: 120,890, 1905: 14M5, 1906: 1'44,850, 1907: 144,350, 1908: 153,860, 1909: 154,850; Äzghlte Dividenden 1900 : 3,764, 1901: 5,996, 1902; 5,062, 190'3r 6,164. 1904: <819, 1905: 12,604, 1906: 18,953, 1907: 13M8, 1908: 13,353, 1909: 13,098; Belastung in Pro- zenten der bezahlten Dividende 1900: 13,5, 1901: 22,8, 1902: 29, 1Ö03 : 26,K, 1904: 18,47, 1905: 14,4, 1906: 16,3, 1907: 19,03, 1908: 25,4, 1909 : 30,41. Außerdem freiwillige Wobt- iahrt-leistUnacn in Prozenten ber bezahlten Dividende 1900: 2,2, 1901': 873, 1902 : 8, 1903 : 6, 1904 : 7, 1905 : 7,2 1906 : 8,7, 1901: 7,8, 1908: 10,2, 1909 : 8,9. .Hiernach ist,also bie öffentlich rechtliche Belastung der Elektrizitätsindustrie von 1900 .bis 1909 von 13,5 auf 80,41 Prozent der bezahlten Dividenden gestiegen -- die allerdings, toie binzuzufügen ist, gleichzeitig [Urtb trotzdem von 8)8 auf 8,4 Prozent des Nominalkapitals ge- l stiegen ist.
* Berlin, 3. Oktbr. Die nationallrberale Parier ftiält ihttn diesjährigen allgemeinen Bertretertag ‘am 3. Dezember in Berlin ab. Ihm geht am 2. Dezember seine Sitzung de« Zentralvorstandes voraus, in welcher nach Mittelkling der „Narionalliberalen Correspondenz" der Wahl- aufrüs seslgestellt werden soll.
r Wiesbaden, 2. Oktbr. In der heutigen Versammlung des WchhU'ereiüs der Fortschrittlichen V 0 l k s p a r- fei für den zweiten nassauischen Wahlkreis (Wiesbaden- Rheichgau), berichtete Patteisekretär Rüder über die im letzten Jahre geleistete Arbeit. Es sind 111 Versammlungen, davon 81 öffentliche, abgehalten in 78 Orten von den 88, die zum WahltreiS gehören. Sehr intensiv und erfolgreich ist ! auch ittt fünften nassauischen Wahlkreis (O b e r w e st e r -