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Aus Italien.

T Mailand, 6. Oktbr., 12.15 N. (Priv.-Tel.) Nach fbtm BlattPerseveranza" befindet sich das ganze Arsenal :n .Spezia in vollkommenem Kriegszustand. Gestern Abend 'kam das KriegsschiffGcmdolo" an, das mit, den beiden !DampfschiffenRegina Margherita" undRegina Helena" ^bestimmt ist, die H o sp ita l sch iffe zu eskortieren. sTas KriegsschiffLiguria" erwartet Befehl. Es soll ins Mote Meer gehen.

! Im Hafen von Neapel werden die Vorbereitungen zur Wreise der Transportschiffe fieberhaft betrieben. Ein s großer Dampfer wird mit Holz für Barkenbauten beladen. Aedes einzelne der 46 Transportschiffe erhält Flosse zur -Landung der Truppen. Die Abfahrt soll am 1 0. O k t o b e r "erfolgen.

1 F Mailand, 6. Oktbr., 12.30 N. (Priv.-Tel.) Der erriete" schreibt in einem Leitartikel über die Besetzung svon Tripolis folgendes:Tripolis ist unser. Unsere .Fahne, die jetzt dort weht, versichert uns feierlich die Tatsache .der Einnahme, zu der uns unsere Stellung in Europa und das Beispiel der übrigen Nationen berechtigt hat. Die Fahne isst das Symbol dafür, daß nun unwiderruflich geworden ist, iwas nicht nur die italienische Regierungspolitik, sondern auch das italienische Nationalbewußtsein gewünscht hat." Indessen ;fei die Einnahme von Tripolis nur als der erste Schritt ru betrachten, dem andere entschiedenere Schritte unmittelbar "zu folgen haben. Es wird nun Italiens Aufgabe sein, in Tripolis Truppen in genügender Anzahl zu landen, um zum Mindesten die italienische Herrschaft in der Hauptstadt zu sichern.

Das klerikale Mailänder BlattUnion e" versichert, saus bester Quelle zu wissen, daß die Expedition nach Tripolis durch die Gefahr, daß Deutschland Tripolis besetzen -werde, nötig gemacht wurde. Diese Vorgeschichte des Krieges habe den Dreibund erschüttert; Italien werde nach Hessen Ablauf einer anderen Mächtegruppe beitreten. (Diese -unsinnige Erfindung von deutschen Absichten auf Tripolis braucht nicht ernsthaft zurückgewiesen zu werden, doch ist be­achtenswert, daß sie hier von klerikaler Seite verbreitet wird. Die Red.) , .

, Das militärische FachblattE s e r c l t o I t a I l a n o" richtet an die italienische Regierung die Aufforderung, die ^militärischen Aktionen nicht bloß auf Tripolita- nicit zu beschränken.

OM Rom, 6. Oktbr-, 10 V. (Priv.-Tel.) Der Dampfer !.Citta di Milano" soll ein KabelTripolis -Sizilien legen.

i Rom, 5. Oktbr. (W. B.) Für die Schiffe der italiem- jschen Regierung wurde der strenge Befehl erneuert, keinerlei «militärische Operationen an den ottomani- s ch e n K ü st e n im Adriatischen und Jonischen Meere vorzu­nehmen.

Gn Senbon, 6. Oktbr., 10.25 V. (Priv.-Tel.) Wie der ^..Standard" ans Malta meldet, hat gestern eine Anzahl ^Preßkorrespondenten die Erlaubnis erhalten, mit dem Tamp- 'ferBisageno" nach Tripolis abzureisen, aber ohne die ^Garantie, landen zu können.

V Aeusternnge« des Generals Robilant.

/' F Mailand, 6. Oktbr., 1.15 N. (Priv.-Tel.) Ein Redakteur desGiornale d' Italia" hatte mit dem General >br Robilant, dem bisherigen Gendarmerie-Kommandanten in Konstantinopel ein Interview. Robilant hat bekanntlich die Grenzgendarmerie reorganisiert und wurde dann vor etwa drei Jahren nach Konstantinopel berufen. Er und die anderen italienischen Gendarmerieoffiziere sind vor der Stellung des «Ultimatums zurückberufen worden. Robilant sagte dem Inter­viewer, daß bis zum letzten Augenblick niemand in der Türkei tin den Krieg mit Italien glauben wollte. Was die I t a I i e- ner in der Türkei betreffe, so hätten sie in den größeren Städten nichts zu fürchten. Er selbst habe in Konstantinopel feine Frau und seine Kinder zurückgelassen. Ucber die Be­setzung von Tripolis äußerte er sich wie folgt: Die Türken können uns in Tripolis nicht soviel Truppen entgegen­stellen, daß wir deshalb ernste Befürchtungen hegen sollten. Eine Schwierigkeit könnte sich nur daraus ergeben, daß. die -Eingeborenen sich gegen die- Italiener wenden, und daß es einem zweiten Abd-el-Kadcr gelänge, die A r aber ju einem Kampfe gegen uns aufzureizen. Man solle sich dabei insbeson­dere vergegenwärtigen, welche Schwierigkeiten die Franzosen bei der Besetzung von Algier zu überwinden hatten. Wenn es zu einem Guerilla-Kriege kommen sollte, so würde das sehr unangenehm sein. Robilant hofft jcbod),, daß die Araber in kluger Abwägung der Vorteile einer italienischen Okkupation sich nicht gegen die Italiener werden aufreizen lassen,da es immer eine ungewisse Sache sei. Die Türkei- sei zu weit vom Kriegs- fckauplatz entfernt, um tatkräftig eingreifen zu können. Es fehle ihr an einer genügend starken Flotte, um Truppenlan­dungen zu ermöglichen. Was das osmanische Heer betreffe,

inahmen drei andere Offiziere von Dscherba den Versuch, doch smit gleichem Mißerfolge. Sie sahen sich zur Rückkehr mach. Sfat genötigt. -

- Ga London, 6. Oktbr., 10.25 V. (Priv.-Tel.) Aus Malta -meldet dieMorning Post", daß die hundert Türken, die vor dem Angriff bet Italiener mit dem DampferDerna" -nach ^Tripolis kamen, sämtlich Offiziere sind. Sie sollen jetzt ! bamit beschäftigt sein, Regimenter zu formieren und die Hügel außerhalb der Stadt zu befestigen.

> London, 6. Oktbr. Dem Reuter-Bureau geht aus H o - deida übet Perim folgende Nachricht zu: Am 2. Oktober !feuertcn zwei italienische Kriegsschiffe 21 Granaten über die Stadt, von denen eine ein Begleitboot 'der im Hafen liegenden englischenGuildhall" zum Sinken "brachte.

Nstendbkatk der 3-rrtttRfnrfer Aerknng

so lasse es sich trotz der bekannten Anstrengungen, die das jungtürkische Regime zu feiner Reorganisation, gemacht- habe,, nicht mit einer europäischen Armee vergleichen. Zuhem seien die einzelnen Truppenteile über das ganze Reich verstreut und nicht zu einem Kampfe vorbereitet. Die türkischen Soldaten seien ziemlich gut ausgerüstet und gut einexerziert.. Die im vorigen Jahr vorgenommenen Manöver hätten bewiesen, daß sich die türkische Armee in letzter Zeit noch etwas vervollkomm­net habe. Der Türke sei ein ausgezeichneter Soldat,, wider­standsfähig, nüchtern und kaltblütig. Er habe zwar nicht den Elan der italienischen Soldaten, aber fein ruhiges Blut ver­hindere ihn, daß er sich leicht entmutigen und in Panik ver­setzen laste. . ..

Aus der Türkei«

1 Konstantinopel, 6. Oktbr., 8 V. (Priv.-Tel.) Der italienische Delegierte der D e 11 e PubIique, Marquis Thcodoli, hat sich in Urlaub begeben. Die wöchentlichen Sitzungen des Berwaltungsrates dieser Körperschaft werden bis auf weiteres ausfallen, da außer dem englischen Dele­gierten kein weiteres fremdes Mitglied anwesend ist.

Konstantinopel, 6. Oktbr. (Wien. Korr.-Bur.) Der französische Botschafter traf gestern hier ein und hatte mit dem Großwesir am Nachmittag eine Besprechung.

Gestern ereignete sich auch der erste Fall von Boykott gegen Italien. Er betraf italienische Waren, die mit einem bulgarischen Dampfer eintrafen.

Konstantinopel, 6. Oktbr. (Wien. Korr.-Bur.) Die Meldung eines Berliner Blattes über die M o b i l i s ie r u n g von 600 000 türkischen Soldaten ist unzutreffend. Die gesamte Mobilisierung der europäischen Türkei umfaßt sie­ben Divisionen. In A n a t o I i e n fand überhaupt keine Mobilmachung statt, sondern nur eine Verschiebung der aktiven Truppen aus dem Innern nach den Hafenplähen.

Gn London, 6, Oktbr., 10 V. (Priv.-Tel.) Mehrere Blätter veröffentlichen Interviews mit Kiamil Pascha, in denen dieser tu phrasenhaften Ausdrücken seine Anhäng­lichkeit an England bekundet. Rach derDaily Mail" soll er gesagt haben, daß er bald Großwesir sein und seine Politik mit der britischen identifizieren werde. , ,

Die diplomatische Lage.

Paris, 6. Oktbr. (W. B.) . DerPetit Parisien" schreibt: Keiner der beiden Kriegführenden zeigt sich geneigt, eine Ver­mittlung anzunehmen, die ihm nicht eine wirkliche Genug­tuung bringen würde. Die Türkei weigert sich, sich zu er­niedrigen, und Italien, das erst am Beginn feiner Unter- nehmungen steht, drückt bereits den Wunsch aus, dem Kabi­nett von Konstantinopel keine Entschädigung anzubieten. Aller Voraussicht nach würden die beiden Länder einem ge­wissen Appell Europas gegenüber nicht taub fein; aber dieser Appell muß, um praktisch zu fein, von allen Mächten gleichzeitig ausgehen.

Aus dcu Balkanstaaten.

Athen, 6. Oktbr. (Agence d'Athtznes.) Man mißt hier der Einberufung der Reservisten zweier Bataillone, zur Bewachung der Grenze von Epirus, keine Bedeutung bei. Die Türkei hat im Wilajet Janina die Reservisten von 22 Bataillonen unter die Fahnen einberufen. Dieses ungeheure Mißverhältnis kennzeichnet die friedlichen Absichten der hellenischen Regierung. Tas Kabinett in Athen hat den Mächte u von den durch Griechenland getroffenen militärischen Maßnahmen Mitteilung gemacht, damit diese für den Fall, daß über diese Maßnahmen in der Presse un­genaue Angaben gemacht würden, unterrichtet feien.

Athen, 6. Oktbr. DieAgenee d'Athenes" veröffentlicht folgende Erklärung: Wir sind ermächtigt, in der entschiedensten Weise die Meldung derAgence Ottomane" als unwahr zu bezeichnen, nach welcher zwei Banden unter dem Befehl hellenischer Offiziere zwischen Elassona und Diskata sowie zwischen Elaffona und ©erfibje bemerkt worden seien und daß sich andere Banden in Griechenland bilden wollen, um in ottomanisches Gebiet einzufallen. Es ist allgemein bekannt, daß Räuberbanden das gesamte Gebiet ständig verheeren.

Odessa, 5. Oktbr. Infolge des Krieges macht sich eine starke Abnahme der (pafen tätigfeit bemerkbar. Die G e t r e i d ev e r l a d ung auf die ausländischen Damp­fer ist sehr gering. 900 Waggons stehen unausgeladen.

Die Warokkofrage.

Kundgebung des Verbandes Sächsischer Industrieller.

Der Vorstandsrat des Verbandes Sächsischer Industrieller hat in seiner letzten Sitzung folgende Kundgebung an den Reichskanzler und an den Staatssekretär des Auswärtigen beschlossen:

Der Verband Sächsischer Industrieller, dem 4700 sächsische Industriebetriebe, die saft sämtlich auf den Export angewiesen sind, angehüren, hat mit lebhaster Beunruhigung aus den letzten Veröffentlichungen über den Stand der deutsch-fran­zösischen Verhandlungen betreffs Marokkos ersehen, daß auf deutscher Seite tatsächlich die Frage eines französischen Pro­te k t o r a - s über Marokko' erwogen wird. In der Ueber- zeugung, daß die wirtschaftliche Gleichberechtigung in Marokko undurchführbar ist, wenn einer einzelnen Macht, wie es das Protektorat mit sich bringt, die politische Herrschaft überlassen wird, hegt der Verband die Besorgnis, daß Frankreich allen denjenigen Marokkanern Schwierigkeiten machen wird, die mit deutschen Firmen in geschäftlicher Verbindung stehen. Die politische Vormachtstellung Frankreichs in Marokko würde daher nicht nur die weitere Ausdehnung des deutsch-marok­kanischen Handels, sondern auch die Ausbeutung und Zu­führung der reichen Bodenschätze, namentlich der Eisenerze, durch und für die deutsche Industrie unmöglich machen können. Ter Verband richtet an Ew. Exzellenz das dringende Ersuchen,

bei den Verhandlungen nicht nur auf die formelle Anerken­nung der wirtschaftlichen Gleichberechtigung zu bringen, son­dern sich darüber hinaus solcher Garantien zu verge­wissern, welche die Aufrechterhaltung bet-- wirtschaftlichen Gleichberechtigung für alle Zeiten gewährleisten. Wir halten cs im Interesse der auf die Verarbeitung ausländischer Roh­produkte und der auf den Export angewiesenen deutschen In­dustrie für dringend geboten, daß die von deutscher Seite ge­forderte Vertretung des Deutschen Reiches in den bureaux arabes und eine deutsche konsulare Gerichtsbarkeit gewähr­leistet und die Möglichkeit der Ausstellung von Schutzbriefen für marokkanische Untertanen durch das Deutsche Reich auf­rechterhalten bleibt. Diese Forderungen bilden das Mindest­maß dessen, was zur Aufrechterhaltung der Möglichkeit eine» deutschen Wettbewerbes unter allen Umständen gefordert wer- den muß. Wir bitten Ew. Exzellenz, überzeugt zu fein, daß die Reichsregierung die Sympathien des gesamten deutschen Volkes auf ihrer Seite hat, wenn sie dem französischen Stre­ben auf Alleinherrschaft in Marokko in diesem Sinne mit aller Entschiedenheit entgegentritt

y Paris, 6. Oktbr., 11.10 V. (Priv.-Tel.) Die Pariser Zeitungen sind auch heute noch sehr zurückhaltend bei der Be­sprechung der neuen in den deutsch-französischen Verhand­lungen eingetretenen Verzögerung. Sie wollen offen­bar, da sie nicht wissen, war hinter den Kulissen vorgeht, die Regierung nicht stören. Sie verraten aber keine Unruhe und einzelne Blätter wie derStatin und derPetit Parisien" geben der Ueberzeugung Ausdruck, daß der günstige Abschluß der Verhandlungen trotz aller Verzögerungen nahe bevorsteht.

X Berlin, 6. Oktbr.» 1.30 N. (Priv.-Tel.) Der sogenannte Zwischenfall in Agadir, wo Franzosen die Flagge auf dem Fort gehißt haben, ist den beiden Regierungen schon seit mehreren Tagen bekannt. Es handelt sich um einen jugend­lichen Streich einiger int Fort wohnender Franzosen, dem weder der Kommandant des deutschen Kreuzers, noch die fron« zösische ober bie beutsche Regierung irgendwelche politische Bedeutung beigemessen haben. Die Flagge ist auch sehr bald auf Weisung der französischen Regierung wieder herunter­genommen worden.

^orfugaf.

Gn London, 6. Oktbr., 10.23 N. (Priv.-Tel.) Heber die Vorgänge in Portugal fehlt es an genauen Angaben; aber daß die monarchistischen Aufstandsversuche ernster sind, als bie Republik zugibt, dürste kaum zu bezweifeln sein. In Richmond, wo Exkönig Manuel residiert, herrscht lebhafte Bewegung, obwohl ber König offiziell erklären ließ, baß er nicht aus politischen, fonbern aus privaten Grünben so plötz­lich zurückgekehrt sei. Tatsächlich würbe er, wie berStan­dard" erfährt, von dem Marquis Sovcral, dem früheren por­tugiesischen Gesandten in London, von Lord Lonsdales Be­sitzung hierher zurückgeholt. Mehrfache Beratungen mit her­vorragenden Monarchisten fanden seitdem statt. Der Privat- fclretär des Königs, Marquis de L a v r a d i o, reifte gestern nach Paris ab.

lieber den Aufstand im Nordeir Portugals erhält die dieDaily News", ein Blatt, das keiner übergroßen Shm- pathie mit dem gestürzten monarchischen Regime verdächtig ist, von ihrem Spezialkorrespondenten einen Bericht aus Tuy an der Grenze, der auf eine ziemlich große Ausdehnung der Bewegung schließen läßt. Nach den Aussagen eines Führers der monarchischen Revolution hätte Capitän Conceiro an der Spitze mehrerer Tausend völlig bewaffneter Anhänger den portugiesischen Boden Betreten. Auf seinem Marsche sei er von den Einwohnern überall begrüßt und die königliche Flagge gehißt worden. Conceiro hat die Absicht, unter den Bauern des Nordens zu rekrutieren und O p o r t o mit 30 000 Mann zu erreichen. Hier würde dann Manuel erscheinen. Zwischen Conceiro und den Regierungstruppen soll gestern nach einem an der Grenze verbreiteten Gerücht, ein heftiges Scharmützel stattgefunden haben. Die spanische Regierung hat Kavallerie an die Grenze beordert. Gleichzeitig wird aber auch berichtet, daß zwei Söhne bcS Dom Miguel von Braganza bei Conceiro sind. Danach würde es sich aller­dings fragen, ob der Einfall im Interesse des Exkönigs Manuel erfolgt.

ßßina.

DaS neue Flottenprogramm. ~ r-

Die Agence d'Extröme Orient" meldet aus Peking: Das Flottenproqramm der chinesischen Regierung ist beträcht­lich herabgemindert worden. Das Programm sieht jetzt die Gründung von drei Flottenabteilungen vor: 1. Die Flotte für die Küstenüberwachung, die sich gegenwärtig aus vier Kreuzern, mehreren Torpedo- und Kanonenbooten zu- smnmensetzt; sie soll um vier Kreuzer vermehrt werden, die gegenwärtig in verschiedenen Ländern gebaut werden. 2. Die Jangtseflotte' die aus 12 Kanonenbooten besteht. 3. Die Schulschiffe zur Ausbildung der zukünftigen Offiziere; diese setzen sich zusammen aus zwei Kreuzern, 10 Kanonenbooten und verschiedenen Torpedos. Drei kleine Kreuzer sind neuerdings in Deutschland hergestellt wor­den. Eine neue Flottenkriegsschule wird gegründet im Hafen von Chiansham. Dagegen wurden mehrere ältere See­fahrtsschulen aufgehoben.

Die Regulierung der mandschurischen Grenze.

Die Verhandlungen zwischen China und Rußland, die gegenwärtig in Petersburg geführt werden, beziehen sich - u. a, auf die Grenze zwischen der Mandschurei und S i - b i r i e n. Die Russen wollen vor allen Dingen die kleine Stadt Mandschurin an sich nehmen, an der sich der erste Bahnhof aus chinesischem Gebiet befindet. Die Verhandlungen

Ireikag, 6. Zkkover 1911

beziehen sich ferner auf den Artikel 1 des Vertrags von 1860,: der die Grenze längs der Flüsse und einiger Gebirgsketten Jefticgt. Diese Meinungsverschiedenheit ist ziemlich tvichtig.;

da sie sich auf eine ziemlich lange Grenzstrecke bezieht.-

Deutsches Reich.

Wahlvorbereitungen in Heffe«.

k Offenbach, 5. Oktober. Der Ausschuß der hiesigen Ortsgruppe des H a n s a - B u n d e 8 beschloß ein. stimmig, bie von den Nationalliberalen aufgestellte Kandida­tur bc» Syndikus ber hiesigen Hanbelstammer Dr. Josef Cratz bei den am 3. November ftattfinbenben Landtags«. Wahlen zu unterstützen. In einer gestern Abend abgc. haltenen, zahlreich besuchten Mitgliederversammlung bei Zentrum - Wahlvereins würbe bet Arbeitersekretär S r e b e als Lanbtagskanbibat ausgestellt.

z Vom Odenwald, 4. Oktbr. Im Landtagswahlbezirk Reichelsheim - Lindenfels Fürth ist, wie be­kannt, von den Liberalen nunmehr definitiv der Postsekretär: Mergel! - Reichelsheim, von den Büudlern, im Verein mit: den Christlich-Sozialen der Hofpächter Sief er t-Reichels- heim als Kandidat für die demnächstige Landtagswahl aufge-: stellt. Für die Sozialdemokratie kandidiert Rechtsanwalt SturNlfels - Groß - Umstadt. Der bisherige Vertreter, Kammerpräsident Haas -Darmstadt, der die National-liberale Partei und den Bund der Landwirte hinter sich hatte, wollte - infolge langwieriger schwerer Krankheit kein Mandat mehr annehmen. Soweit wäre also alles in Ordnung gewesen. Run soll aber Herr Haas die Sache sich überlegt haben. Es geht ihin gesundheitlich feit einiger Zeit erfreulicherweise wieder besser, so daß er den Gedanken an eine vollständige Aufgabe seiner parlamentarischen Tätigkeit vorerst wieder aufgegeben; hat. Auf das Reichstagsmanoat für BenSheim-Erbach, für das an seiner Stelle Herr Fr. Scior-Erbach kandidiert, will er verzichten, den Landtagssitz und damit das Präsidium der Zweiten Kammer möchte er indessen gern behalten. Dazu aber braucht er seinen alten Wahlkreis wieder. Wie wir nun ans guter Quelle hören, will er wieder kandidieren, und zwar soll ihm hierzu der Bund der Landwirte behilflich fei», dessen Kandidat auch bereit sei, zu feinen Gunsten zu­rückzutreten. Die Rationalliberalen dagegen seien entschlossen, an der Kandidatur Mergel! festzuhalten. Unter diesen Um­ständen dürfte sich der Wahlkampf in Reichelsheim-Lindenfels- Fürth zu einem der interessantesten gestalten, der diesmal in einem ländlichen hessischen Bezirk ausgefochten wird, dies umso mehr, als es sich , erstmals um die direkte Wahl und damit um ' ein intensives persönliches Hervorireten der einzelnen Kandi­daten handelt.

Ä Bübingen (Oberhessen), 5. Oktbr. Im Wahlkreis Nidda - Ortenberg stellt ber Bund ber Landwirte den Landwirt W. Dorsch II. aus Wölfersheim als Kandidaten für bie hessische Lanbtagswahl auf. Eine Vertrauensmän- uerberfatnmlung bes Bunbes der Sanbtoirte im Bezirk B ü - hingen beschloß, bie Landtagskairbidatur des Bauernbund- lers Bahr zu unterstützen. Der Verein ber Fortschritt- lichen Volkspartei hat beschlossen, eine eigene Sanbibatut für bie Lanbtagswahl aufzustellen.

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preußischer AorMl'dungsschuttag.

v Hagen, 6. Okt. (Priv.-Tel.) Heute sprach E. Baar (Berlin) über das Thema .Staatsbürgerliche Erziehung und Fort­bildungsschule". Er stellte folgende Leitsätze auf:

1. Die Fortbildungsschule hat als Pflcgestätte staatsbürger- licher Erziehung die Aufgabe, ihren Schülern den Zusammen- bang _bed Einzelnen mit dem Gemeinschaftsleben in Familie, Beruf, Gemeinde und Staat zum Bewußtsein zu bringen und sie nach Kräften anzuregen, alle Berufs- und.Lebensfragen im Sinne ber Mitverantwortlichkeit für das Wohl bes staatlichen Gemeinwesens zu behanbeln.

2. Die staatsbürgerliche Erziehung ist in ber FortbilbungS- schule auf bas Engste mit der Erziehung zur beruflichen Tüch- tigkeit zu verbinben. Auf bie methodische Ausnützung ber be­ruflichen Bilbungsstoffe für bie Ziele ber staatsbürgerlichen Erziehung ist mehr Wert zu legen als auf bie Uebcrmittlung eines möglichst umfangreichen Wissens vom Staate und feinen Einrichtungen.

3. Ein besonderes Unterrichtsfach für staatsbürgerliche SBe- lehrungen ist in Fortbildungsschulen nicht erforderlich. Biir- gerkundliche Stoffe, die für eine ungesuchte Konzentration mit ber Berufskunbe nicht geeignet find, werden zweckmäßig als ein in sich geschlossenes Stoffgebiet am Ende des Lehrgänge» behandelt. ;

4. Zum Zwecke ber praktischen Willensbildung in ber Rich­tung ber staatsbürgerlichen Erziehung ist bie Einführung einer besonnenen Form ber Selbsixegierung zu empfehlen, bamit die Schüler Gelegenheit zur Betätigung des Gemeinschaftssinnes finden und an der Aufrechterhaltung der Ordnung innerhalb einer Gemeinschaft bewußt und überlegt Mitwirken lernen.

Erster Deutscher Hemeindeöeamlenlag.

w München, 6. Oktbr. (Priv.-Tel.) Zur Gründungs- Versammlung des deutschen Gemeindebeamten­bundes haben sich die Delegierten der einzelnen Gemeinde- beamten-Organisationen aus dem ganzen Reich in stattlicher Zahl eingefunden, ebenso sind manche städtische Behörden ver-- treten. Dec zweite Vorsitzende des Zentralverbandes der bayerischen Gemeindebeamtcn, Oberinspektor Jehle, er­öffnet im Saale des Alten Rathauses die Verhandlungen. Er verliest ein in herzlichen Worten gehaltenes Begrüßungs- und Glückwunschschreiben des abwesenden Münchener Oberbürger­meisters Dr. v. Borscht, des Ehrenpräsidenten ber Tagung. Dann entbietet Bürgermeister Dr. v. Brunner im Warnen der Stadt München der Versammlung den Willkommengruß. Der Gedanke eines Zusammenschlusses aller deutschen Ge- ntcinbebcaintcn müssen von den Stadtverwaltungen gtit Ge­nugtuung ausgenommen werden. Unsere Zeit stellt infolge

ähnlicher Art beginnt baS folgende Trio plötzlich lichtet unb einer fast

samt dessen

Scherzo, bis es sich im l liebenswürdigen Eingebung Raum läßt. So ringt sich auch im Largo aus dieser tönenden Reflexion, deren Fluß noch dazu verschiedentlich ins Stocken gerät und bann durch eine fast ver­

legene Solophrase scheinbar an einem ganz anderen Ende, in verwunderlich entlegener Tonart, wieder in Gang gebracht wird, allmählich etwas hindurch, was sich fassen läßt unb mit seiner schmachtenben, tristansehnsüchtigen Empfinbung auch einer gewissen Wärme nicht entbehrt; so kommt auch das Schlutz-Allegro zuguterletzt noch zu einiger Klarheit der Ge­stalt unb der Meinung. Hier unb namentlich im Largo gab der gestrige Vortrag, der bie Freublosigkeit bes ersten Satzes burch absolut reine Tongebung wohl noch etwas gemildert hätte, mit großer Vollkommenheit unb Innigkeit lunb, wie liebevoll man sich des äußerst heiklen Tonwerkes angenommen hatte, wie eingehenb cs studiert unb wie glücklich es in seinen Höhepunkten ersaßt war. Dies und wohl auch bie genießbaren Partien ber Komposition würben von beit Hörern leb­haft anerkannt. Aber um wie viel freubiger mochten bie Meisten von ihnen danach von ber zweiten und letzten Pro­grammnummer berührt werben, von dem Klavierquintett op. 34 von Brahms, der doch auch zu den Gedankenreichen unb nicht ausgesprochen Sinnlichen zählt unb sich nun, neben dem Reger scheu Fdur, das so viele harte Nüsse zu knacken gab, mit seinem Fmoll beinahe wirklichmollig" ausnahm. Wie offen unb abgeklärt liegt hier bie Erfinbung auSgebreitct, wie zart und eindringlich zugleich endet ber erste Satz ohne jedes Geberden, und rote unwiderstehlich drängt sich der zweite Satz mit dem pikant phrasierten Andante schließlich ans Herz! Auch bei diesem Anlaß lernte man die Leistung des Hockschen Quar­tetts wieder aufrichtig wertschätzen, ebenso aber auch bie pianistische Assistenz von Frau Elly Ney-Van Hoogstraa- t e n, bie ihr Instrument so kraftvoll zu traktieren unb dabei doch von jeder Aufdringlichkeit fernzuhalten versteht. Gern dürfen wir ihre natürliche, gesunde. Interpretation von Brahms mit zu den erfreulichsten Eindrücken bes Abends rechnen. H. Pf,

- Anhangsbau fast ganz gefüllt sahen, sind selten um eine Neu­heit verlegen. Auch gestern boten sie wieder eine: Max Re­gers Streichsextett op. 118, bei dessen Ausführung ihnen Herr Ludwig K e i p e r mit der Viola und Herr Ang. W e i-fjie r mit dem zweiten Cello beiftanb. Beim Hören dieser neuesten Schöpfung des unermüdlich unb in raschem Tempo produzie- i renden Komponisten kehrten so .manche. Eindrücke seiner vor­hergegangenen Werke wieder, Eindrücke, die bekanntlich un-:

' gemischte Freude nicht aufkommen lassen wollten. Es scheint auch diesmal leider wieder so vieles erfunden, damit es spreche und unmittelbar vom reflektierenden Geiste erfaßt werbe, nicht bamit es klinge unb dem Ohre eingänglich sei, ehe es tzu Geist unb Herz bringt. Vor allem in bem ersten Allegro ist dieses wie geflissentliche Ignorieren der sinnlichen Klang­wirkung fast quälerisch; dunkel unb freudlos, an Gestaltung molluskenhaff verschwommen zieht baS Stück bis zum Schluß- takt vorüber, und in ähnlicher Art beginnt das folgende

Magistrat den Vorschlag, das Theater schleunigst zu schließen Es ist jedoch nicht geschlossen, sondern eröffnet worden. Denn in feiner unergründlichen Weisheit hat der Magistrat trotz der ernsten Mahnung ber Kommission bem Direktor bie Spiel- Iizenz erteilt, allerdings nicht ohne zuvor sein eigenes Ge> wissen unb bie Bürger ber Stadt Naghbecskerek mit ber fol-' genben Begründung seines famosen Beschlusses beruhigt zu haben:Wir erteilen diesmal bie Spiellizenz im Vertrauen auf bie göttliche Vorsehung..." u. s. w. Im Theater wirb heute bereits lustig gespielt, ohne baß an bem gefährlichen Gebäube bas Minbeste geänbert wor- penist. Das wäre ja auch nach Ansicht bes Magistrats ganz fiferflüffig, benn bas Theater steht in Gottes Hanb, wo es güt aufgehoben unb vor ben Elementen sicherer behütet ist As durch bie solideste Bauart unb bie beftfunltionicrenben Vcuerlöschvorrichtungen. Dieses Gottvertrauen bes Nagy- '»ecskereker Magistrats ist einfach rührenb unb kostet so tzenig, bah es verwunderlich wäre, wenn andere Stadtvertre- jungen diese wohlfeile Art der Feuerversicherung nicht auch Xnfüljrcn sollten.

fs [(»tnc neue französische Heine Ausgabe. I Aus Paris wird uns geschrieben: Der VerlagBibliopolis" hat eine neue Ausgabe von Heines Werken in französischer ließet« setzung veranstaltet. Die vier hübsch ausgestatteten und billigen Bände sind für einen großen Leserkreis berechnet, unb es gelingt ihnen vielleicht, ben deutschen Dichter, ber bis- her nur bem literarischen Publikum vertraut war, populär zu machen. In der Hauptsache wurden die llebersetzungen gewählt, welche Heine selbst für die ersten französischen Aus- gaben seiner Werke gutgeheißen hatte. Die großen Schwie­rigkeiten, die ihm bei der Uebertragung in einer fremden Sprache begegnen, hat der Dichter selbst schon erkannt. Im Vorwort zu denReisebildern", deren deutschen Titel et auch im Französischen bei behielt, stellt er sich die Frage, ob man daswilde Deutsch" in eingezähmtes Französisch" ver­wandeln, oder ob man ihm seine ganze Originalität, seine Germanismen und romantischen Verzierungen lassen solle. \sr neigte zur zweiten Manier. Wenn sich diese in einer fast wörtlichen Uebertragung bestehende Art für bie Prosa eignete, sq mag man sie in ber Lyrik bedauern. Die Gedichte sind bloß in Prosa roiebcrgcgcbcii, wie uns scheint, in gar zu nüchterner und zu moderner Prosa. Ter poetische Reiz ber deutschen Form geht völlig verloren. DieJntellektualttät" der französischen Sprache läßt alle Gefühlstöne ermatten. Aber mußte um der wörtlichen Treue willen notwendig auf die Verse verzichtet werden? Seit Muffet hat die französische Poesie gelernt, sehr warme, wenig verstandesmäßige Akkorde anzuschlagen. Die Lieder Verlaines und Maeterlincks, auch einzelne ber jüngste» Lyriker haben das Französische weich unb biegsam genug gemacht, um jede Gefühlsnüance auszu­drücken, just jene Nüancen, die Heine imBuch der Lieder" zuerst gefunden hat. Zu "solcher Uebertragung gehört freilich ein Dichter, ber den ganzen Reiz des deutschen Originals zu empfinden vermag. Die Ausgabe der .Bibliopolis" ist

übrigens gegenüber den älteren llebersetzungen vermehrt. DieJungen Leiden" unb bieHeimkehr" erscheinen so zum ersten Male in französischem Gewände. Außer bemBuch ber Lieber" enthält die AusgabeAtta Troll" und das Wintermärchen", ferner bieReisebilber" unb bie beiden Teile von -.Deutschlands die unter dem TitelDe lAlle- magne zuerst in berRevue des Deux«Mondes" erschienen warn. .' ; .... . . . -

= [Tie geweihte Rute.1 Die ZeitschriftNeue Welt­anschauung" gibt aus einer in Donauwörth erscheinenbenZeit- schrift für katholische Mütter unb Hausfrauen", betiteltMo­nika", deren Mitarbeiter zumeist katholische Pfarrer sind, eine bemerkenswerte PLobe geistlicher Pädagogik. In Nr. 8 bis 10 (1911) jenes bayerischen BlättchenS vertritt ein geistlicher Einsender in einem ArtikelDie Rute, daS geweihte V i r I e n r e i S", die Anschauung, daß in der Erziehung an körperlicher Züchtigung nicht gespart werden dürfe. Sie sei besonders bann am Platze,wenn daS Tierische deS Leibes derart alles Überwuchert, baß die anberen empfohlenen Straf­mittel nichts helfen". Die Rute mrosse abermit bem Vaterunser gebunden unb mit ,Go11 segne es" aufgelegt werben"! Sollte einem Christen ber Name Gottes nicht höher stehen, als bah er ihn in dieser Weise mißbrauchen bürste?

[6üt «euer österreichischer AlpenseeJ Den secb» bekannten A l p e n f e e n Niederösterreichs hat sich , tv.ie unS berichtet wird, feit dem vorigen Jahre ein sie- benter zugesellt, der durch einen Bergrutsch entstanden ist.' Die heftige Regenperiode im April unb Mai 1910 hatte bekanntlich vielfach Bobenbewegungen zur Folge. Die Gegenb von Scheibbs in Nieberösterreich würbe von brei Bergrutschungen heimgesucht, barunter war eine ber bebeutenbftcn bie, welche eine solche Stauung bcS ReifbachS verursachte, daß sich an dieser Stelle ein rich­tiger See bildete, ber eine Tiefe von 10 Metern besitzt unb 7i Kilometer lang ist. Die anfänglich ausgesprochene Erwar- tung, daß die Wassermassen wieder abfließen würben, ist nicht eingetroffen, vielmehr ist jetzt ein Dauerzustand eingetreten, indem das bem neuen See durch den Reisbach zugeführte Wasser unterirdisch abfließt, ber See selbst aber fast vollstän­dig den Umfang behalten hat, den er nach seiner Entstehung hatte. Die Ursach? für dieser eigenartige Naturspiel ist darin 8u suchen, daß bie Staumasse nicht, wie es sonst wohl bei Bergrutschen der Fall ist, zum großen Teil auS losem Ma- terial, sondern aus bem FelSgestein selbst besteht, wel­ches aus bem Abhang ausgebrochen unb burch Wässer nicht auswaschbar ist. So toitb der neue Alpensee in Zukunft eine Zierde für die Gegend bilden und viele Besucher anlocken.

z.

[Akademische Nachrichten.) Wie verlautet, hat der o. Professor der Chirurgie in Greifswald, Dr. Friedrich König, den Ruf nach Marburg als Direktor der Chirur- I gischen Klinik und Nachfolger von Professor P. Friedrich an­genommen. Man berichtet uns aus Marburg: An ber hiesigen Universität beginnt das Wintersemester am. 15j ds. - Die Meldungen zur Immatrikulation müssen in der Zeit vorn 15-.- Oktober bis zum 5. November erfolgen. Der Privat- dozent für forstliche Produktionslehre an der Universität München, Forstamtsassessor Dr. L. FabrieiuS, wurde zum etatSmähigen a. o. Professor ernannt. >.

[Kleine Mitteilungen.^ Daß ein echter westfäli­scher Bauern schädel mit dem ob seiner Härte berühm­ten bayrischen sehr gut konkurrieren kann, beweist einVorfäll, der sich, wie dieKölnische Zeitung" berichtet, bei Stein erg­angen ereignet hat. Dort fiel ein Landwirt von seinem Wagen und zwar so unglücklich, daß ein Hinterrad ihm über den Kopf hinwegfuhr. Nachdem ihm die nötige Hilfe zuteil ge­worden war, erschien er nach kurzer Zeit, vergnügt eine Zigarre rauchend, wieder auf der Bildfläche, bestieg feinen Wagen unb fuhr nach Hause. In Ebinburgh ist ber bekannte Chi­rurg Prof. Dr. Josef Bell, ber Chefarzt des kgl. Kinderkran­kenhauses, im Alter von 74 Jahren gestorben. Bell war daS Urbild deS Detektivs Sherlock Holmes, dessen Figur, wie man weiß, der Literat Conan Doyle geschaffen hat, tzer selber Arzt ist unb ein Schüler Bell? war.

[Chronik der Rüitftc.] Vinnen kurzem wird ein politisches Notizbuch von Friedrich Rückert mit 172 ungedruckten Gedichten ays den Jahren 1848 und 1864, das der Rückert-Forscher Dr. L. Hirschberg entdeckt hat, in einer billigen Ausgabe erscheinen. Die Konzert- Agentur B. Firnberg in Frankfurt hat soeben ihr Äon« z e r t-Verzeichnis 1911/12 ausgegeben. Bei Philipp Bode in Frankfurt wird vom 16. bis zum 18. dS. eine Nachlaß-Sammlung von Kupferstilyen, Radierungen, Holzschnitten usw. des 16. bis 19. Jahrhunderts versteigert werden. Der Katalog^zählt 1155 Nummern auf. Der Ausschuß des Nemzeti-Salons in Budapest hat beschlossen, eine Ausstellung ber S8 erlitt er Sezession aufzu­nehmen. Man wird mit ber Eröffnung so lange warten, bis bie Ausstellung in Rom unb Düsseldorf geschlossen sind, wo die Sezession zur Zeit mit Werken vertreten ist. Künstler wie Liebermann, Slevogt, Corinth, Habermann u. v. a. wer­den in der ungarischen Hauptstadt vertreten fein. AuS Bern wird uns berichtet: Der Stadtrat hat die Subvention für daS Stadttheater auf 60 000 beztv. 70 000 Frs. er­höht unter dem Vorbehalt, daß man für eine fünfjährige Garantieperiode von privater Seite 35 000 FrS. aufbringe. Andernfalls soll die Schließung des Theaters zum 30. April 1912 verlangt werden.

[Frankfurter Konzerte.^ Die Kammermusikgenoffen Hermann Hock, Fr. Dippel, Goth. Graf unb Hrjnr. Appunn, die sich mit ihren zahlreichen fyreunben unb Gön­nern jetzt im Saalbau zusammenfinden, unb bei ihrem ersten Auftreten in der neuen Saison den kleineren Saal samt dessen