Zweite- Morgenblatt der FraiSfurter Zeitu»^

Nummer 618 Seite 3

Sonntag, 20. Augnst 1933

sten heraus war, das begonnene Werk auszubauen und wieder

so etwas wie «in« Normalität des gesamten Lebens herzustellen, der man zeitweise nahegerückt zu sein schien, die sich aber dann, wie jedem erinnerlich ist, als trügerisch erwies. Der Versuch der Zusammenarbeit der drei Parteien glückte fürs erste nicht schlecht. Die entsetzliche Not der Menschen und das dauernde Bedrohtsein der neuen Ordnung waren feste Klam­mern, und ein Mindestmaß von gutem Willen zur Behebung der inneren Schwierigkeiten war bei allen Regierungpartnern vorhanden. Speziell das Zentrum, das sehr bald der weitaus stärkste Faktor wurde, hatte damals in dem Prälaten Schoscr einen Führer von Weitblick und Dcrantwortungsbewußtsein. Ihn hatte die bittere Erinnerung an die Zeit des Großblocks, da sich die gesamte übrige Bevölkerung gegen das Zentrum zusammentat, nicht verkästen, und er war daher darauf bedacht, sein von HauS aus sehr starkes Temperament zu zügeln und den Lockungen deS Machtmißbrauchs zu widerstehen. Als später seine Kraft nachließ und als nach seinem Tode die Führung an andere überging, die schwächer oder herrschsüch- tiger waren, wurde der Zusammenhalt zwischen den Regie­rungspartnern von Jahr zu Jahr lockerer. Das Zentrum pochte auf seine Allmacht; seine Partner, die ihrerseits ihre eigene Entwicklung nahmen, mußten in hartem täglichen Ringen ihre Stellung innerhalb der Regierung zu behaupten suchen. Das Land wurde trotzdem im ganzen ordentlich verwaltet; abstoßend war vor allem das niedere Niveau, auf dem sich alles vollzog. Es wurde immer deutlicher, daß die Länder zu ungewichtig geworden waren, um neben der großen Politik im Reich und dem ReichsparlamentariSmus auch noch eine Länderpolitik und einen Länderparlamentarismus zu tragen; die unitarische Forderung nach Entpolitisierung der Länder erhielt aus der Beobachtung der Verhältniffe in den Ländern täglich neue Bestätigung. Je mehr aber In Baden die Regierungskoalition innerlich auseinanderfiel, eine je stärkere Opposition neben ihr aufkam, um so mehr traten neben der primären Scheidung zwischen Gemäßigten und Radikalen, die blieb, Spuren der früheren Großblock-Konstellation auf. Die Konkordatsfrage trieb die latenten Stimmungen zu offenem Ausbruch. In dem­selben Augenblick, in dem das Zentrum, ohne direkt in seiner Machtstellung erschüttert zu werden, sich seines hauptsächlichsten Regierungs-Teilhabers, der Sozialdemokratie, entledigen konnte und damit auf dem äußeren Höhepunkt seiner Macht angelangt war, in demselben Augenblick wurde es an die Grenzen seiner Macht erinnert, dadurch, daß es, selbst immer­hin nur Minderheit, sich wieder einmal einer geschlosse­nen Front aller anderen gegenübersah. Bevor das alles in gerader Linie weiterwirken konnte, machte die natio­nalsozialistische Revolution ihren tiefen Einschnitt in den Gang der Dinge.

Man würde indes die Situation im Augenblick vor der nationalsozialistischen Revolution unvollständig charakterisieren, wenn man übersähe, daß die beiden Gegner aus den letzten hundert Jahren, politischer Katholizismus und Liberalismus, gerade in dieser Zeit nicht nur Merkmale erneuter Verfein­dung, sondern daneben nicht speziell in Baden, aber im Reich auch Symptom einer'sehr intereffanten inneren Annäherung aufgewiesen hatten. Es hatte Katholiken von geistigem Rang gegeben, die den Liberalismus keineswegs endgültig verloren gegeben hatten, die vielmehr einer bestimm­ten neuen Erscheinungsform des Liberalismus, wie sie ihnen vorschwebte, gerade für die Gegenwart eine starke Daseinsberech­tigung und Lebenskraft zutrauten. Sie hielten es für richtig, daß sich der politifche Katholizismus aus der antiliberalen Front, die den totalen Staat erstrebte, herausziehe und sich auf seine eigentümlichen politisch-ethischen Grundlagen besinne, die mit gutem Recht als liberal anzusprechen seien. Gemein­samkeiten mit einem Liberalismus, der seine individualisttsche Haltung revidiert habe, lagen für sie darin, daß auch die poli­tische Ethik des Katholizismus die gegenwärtigen Bestrebungen auf staatliche Allgewalt und .auf Selbstherrlichkeit der Nation ablehne, die Unterstellung des Staates unter das Sittengeseh" fordere, seine Gewalt grundsätzlich gegenüber der Person, der Familie und der Gesellschaft begrenze und für deren Eigen­leben selbständigen Raum verlange. So schienen die zwei scheinbar unversöhnlichen Gegner, nachdem sie über ein Jahr­zehnt lang praktisch zusammengearbeitet hatten, trotz aller auf diesem Gebiet «ingetretenen Entfremdung zuletzt auch grundsätzlich eine gemeinsame Basis zu finden, eine gemein­same Basis gegen den Tritten, dem sie unmittelbar danach beide erlagen. Heute sind diese Gegensätze aus völlig anderen Ursachen wie weggewischt. Sie sind weggewischt, weil ihre Träger nicht mehr vorhanden sind: liberale und marxistische Parteien sind vernichtet, und der politische Katho­lizismus hat sich im Reichskonkordat selbst feierlich das Todes­urteil gesprochen. Dazu kommt, daß die Schaffung des Ein­heitsstaats die große Politik auf das Reich konzentriert hat und für die kleine Länderpolitik keinen Raum mehr läßt. Die Wandlung, die sich im letzten halben Jahr nicht nur im Reich, sondern auch in den besonderen Verhältnissen einer Landes wie Baden vollzogen hat, ist in der Tat tief ein­schneidend.

Belgien imb die Hakerckreuzsiagge.

Brüssel, 19. Aug. Deutsche Schiffe, die die Hakenkreuz- flagge gehißt hatten, sind vom Ufer des Kanals von Willebroeck mit Steinen beworfen worden. Man versuchte in erster Linie die Hakenkreuzsahne zu treffen. Dazu schreibt die ka­tholischeLibre Belgique":Unsere Leser wissen, daß wir dem neuen Regime in Deutschland niemals besondere Sympathien ent­gegengebracht haben. Wir sind deshalb am ersten in der Lage, ein­deutig zu erklären, daß die in Frage stehende Steinigung eine Ungeschicklichkeit ist, die nur zu tadeln ist. Deutschland hat dos Hitlerregime angenommen, das ist eine rein innerdeutsche An- gelegenheit, wie er auch nur Italien ongeht, wenn es den fascistischen Staat akzeptiert hat, oder Spanien, das die Republik zugelassen hat. Die Hakenkreuzsahne ist deutsches Hoheitsabzeichen geworden, auch das geht nur Deutschland an.

Wenn Deutsche auf Ausflügen und Reisen die Hitler-Fahne zeigen, so ist ihnen dieses Recht nicht abzusprechen. Man muß vollkommen die Sachlage verkennen, wenn man' in diesem Um- stand allein schon eine Herausforderung sehen roilL

Auf Grund bet bisherigen Zwischenfälle sind strenge An- Weisungen an die Polizei und Gendarmerie gegeben worden, um in Zukunft derartige Vorgänge zu vermeiden. Aber es ist zu hoffen, daß alle unsere Mitbürger auch so schon einsehen, daß sie in Ausübung einer Geste, wie sie oben berichtet wird, eine Geste, die mit Patriotismus nichts zu tuy Hot, die eigene Regierung in die unangenehme Verpflichtung bringen können, sich bei einem Lande entschuldigen zu müssen, mit dem wir in diplo­matischen Beziehungen leben."

Arbeitsvrrrvriger««- ««gesetzlich"

in Dänemark, wenn ein deutsches Schiff die Hakenkreuzfahne führt.

Kopenhagen, 19. Aug. (Wolff.) Vor dem staatlichen Schieds" gerecht wurde heute die A r b c i t s v e r w e i g e t u n g bei den mit Hakenkreuzfahnen versehenen deutschen SchiffenMimi" sm Haien von Nakskov am 19. Juni 1933 undHeluon" im Hafen von Nyberg am 20. Juli 1933 für ungesetzlich erklärt. Tie örtlichen Arbeitsverbände hoben eine Geld st rase von 400 bezw. 800 Kronen ju zahlen und tragen die Kosten des Verfahrens.

Daladier empfangt.

Paris, 19. Aug. (Wolff.) Ministerpräsident Da lädier emp­fing den Botschafter der Vereinigten Staaten Isidor Strauß. Außerdem batte Taladier eine Unterredung mit dem spanischen Botschafter de Madariaga.

Herrist i« Angora.

Angora, 19. Aug. (Wolff.) Der ehemalige französische Mi- Xrpräftbent Herriot ist heute hier eingetroffen. Sein. Besuch Apolitischen Charakter.

IubUanms-FirnkattssteUung Herlin 1933.

(Fortsetzung von Seite 1.)

telegrapbie fest in der Hand hielt, die berühmte Kehrtwendung durchsührte.

In einer umfangreichen und interessanten Weise wich die Be­deutung der Funktechnik für das Heer vom Reichswehr- miuisterium gezeigt. Hier finden wir zahlreiche trag- und fahrbare Funkstellen aus der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit original ausgestellt, so daß sich ein lückenloser Ueberblick über den HeeteS- funk seit 1912 ergibt. Einen Glanzpunkt dieser außerordentlich reichhaltigen Darstellungen bildet ein geschickt nachgebildeter, als Nachrichtenzentrale ausgebauter Schützengrabenunterstand au» dem Stellungskrieg, der alle Nachrichtenmittel vereinigt, die im Stel­lungskampf auf dem Befehlsstand in der Front eingesetzt werden konnten, . ':

Störschutz und Weltraumecho.

In einer Störschutz-Mteilung führt die ReichSpoft die Organi­sation ihres Störungsdienstes vor Augen. Sie zeigt die verschie­denen Maßnahmen zur Entstörung von elektrischen Gebrauchs- getäten und führt in einem abgeschirmten Raum die Wirkung der Störschutzmittel für den Rundfunkempfang vor. Auch hier wird in allen einschlägigen Fragen Auskunft erteilt. Im gleichen Raume hat der Besucher auch Gelegeicheit, dar Weltraumecho, das durch die Zurückwerfung von der Erde ausgestrahlter Funkwellen an den in großen Höhen vorhandenen, elektrisch besonderSartigen Schichten zustandekommt, kennen zu lernen. Er erfährt auch, wie das ihn beim Fernempfang ost empfindlich störende Fading (Schwunderscheinungen) mit diesen eigenartigen Schichten zusam­menhängt.

Tas Fernsehen.

Einen der Hauptanziehungspunkte der Ausstellung bildet die vom Reichspostzentralamt organisierte SonderschauFernsehen", in der alle Unternehmen, die sich gegenwärtig in Deutschland mit der Entwicklung der Fernsehtechnik befassen und die auf diesem Gebiete arbeitenden Forschungsinstitute ihre neuesten Apparate ausstellen und im verdunkelten Raum vorführen. Die Darbietungen lassen hauptsächlich zwei Fortschritte erkennen. Einmal geht man in stärkerem Maße zur mittelbaren Bildabtastung über, bei der nicht das bewegte Bild selbst, sondern ein von ihm aufgenommener Film fernübertragen wird. Die erstaunlichste Leistung ist hier in einer Zwischenfilmeinrichtung verwirklicht, in der die Zwischenzeit zwischen der kinomatographischen Aufnahme der be­wegten Szene und der Fernübertragung der von ihr aufgenomme­nen Filmbildchen nur noch Bruchteile einer Minute beträgt, so daß man am Empfänger praktisch fast gleichzeitig die vom Sender über­tragene bewegte Szene sieht. Ein zweites Merkmal der modernen Fernseh-Entwicklung ist die Verwendung der Braun'schen Röhre, die einen Empfänger darstellt, der leicht auf verschiedene Zeilen- und Bildpunktzahlen umgeschaltet werden kann, sich also der noch zu erwartenden weiteren Entwicklung auf der Sendeseite im voraus anpatzt. Was im ganzen an Fernsehen auf der Ausstellung gezeigt wird, ist außerordentlich befriedigend, doch darf man nicht ver­gessen, daß es sich in allen Fällen um Wiedergaben handelt, bei denen der Sender in allernächster Nähe des Empfängers aufgebaut ist. Durch das Hinzukommen längerer Drahtleitungen oder gar drahtloser UebertragungSsysteme würden die Verhältnisse sich doch ganz erheblich ungünstiger gestalten. Es hätte da» Bild vom heuti­gen Stand der Fernsehtechnik wesentlich abgerundet, wenn der Besucher Gelegenheit gehabt hätte, auch, einmal die praktischen Ergebnisse einer wirklichen Fernseh- oder Fernkinoübertragung kennen zu lernen.

Flugfunk und Flugsicherung.

Erwähnung verdient auch hier die im Auftrag de» ReschSlusi- fahrtministerium» vom ReichSamt für Flugsicherung geschaffene Uebersicht über die Verwendung deS Funkwesens im Luftverkehr. Tas Reichsamt zeigt hier die gesamte Organisation deS Flugfunk­dienstes und seine technischen Mittel. Wir finden interessante Dar­stellungen der Schlechwetter-Landeverfahren. In einer Geräte­sammlung wird die historische Entwicklung der Flugzeugfunkgeräte gezeigt. Wir sehen neuzeitliches Bordfunkgerät, ferner Funkpeil­gerät und Zielfluggerät; ja sogar eine Radiosonde, mit deren Hilfe meteorologische Daten aus großer Höhe zum Boden über­mittelt werden, ist hier zu sinden.

Begibt der Besucher sich nun noch in den großen VotttagSsaal, in dem täglich Vorführungen elektrischer Musikinstrumente statt- finben, so hat er räumlich und zeitlich bereits gut die Hälfte der Ausstellung zurückgelegt, ohne überhaupt noch in die industrielle Abteilung gelangt zu fein. Auch darin äußert sich wieder der weniger messe- als ausstellungsmäßige Charakter der Veranstaltung. Wenn man zu diesem gewaltigen Material, das hier in eifriger Arbeit von den verschiedensten Stellen zusammengetragen worden ist, einen Wunsch äußern dürfte, fo wäre es allenfalls der, den Besucher durch noch ausführlichere Hinweise bei den einzelnen Ausstellungsgegenständen in möglichst leichtverständlicher Form noch näher über das zu unterrichten, was er sieht. Der intelligente Besucher der Ausstellung weiß, auch wenn er nicht technisch be­sonders vorgebildet ist, soviel ojtn Funkwesen, daß er bei sehr vielen gezeigten Geräten mehr von demwarum?" undwie?" dieser Dinge wissen will, daß er nicht nur bewunderungsvoll schauen, sondern auch verstehen lernen will. Nichts macht eine Ausstellung so populär im besten Sinne dieses Wortes, als wenn die gezeigten Dingefür sich selbst sprechen", in der Sprache des Publikums, das an ihnen vorbeiwandert, im Sinne seiner Begriffs- und Vorstellungswelt. Es sind manchmal fast unschein­bare und doch überaus wirkungsvolle Mittel, durch die man er­reichen kann, daß der Besucher über den allgemeinen Eindruck hin­aus ein vertieftes Verständnis für die technischen Dinge mitnimmt, auf die eS ja, da das Radio letztlich und endlich doch eine technische Einrichtung ist, für jeden in gewissem Ausmaße ankommt.

Die Industrie-Abteilung.

Auf den Inhalt der industriellen Abteilung werden wir in einer Sonderausgabe unserer Blätter für Technik und WirtschaftDie Leistung" in Kürze näher eingehen. Hier sei nur so viel festgestellt, oaß die Leistungen der Industrie heute stärker als je i m Z e i ch e n deS QualitätSgedankens stehen. ES mag das wohl auf die Wirufa-Verträge zurückzuführen sein, durch die eine derartige Vergleichsmäßigung der Wettbewerbsverhältniffe innerhalb der Rundfunkapparatefabriken geschaffen wurde, daß Unternehmungen, die ihre Konkurrenz überflügeln wollen, dies nur mehr auf dem Wege der technischen Mehrleistung erreichen können. Im übrigen bil­det bet Volksempfänger, der auf allen Ständen im Mittel­punkt steht, gewissermaßen den Ruhepol in der Flucht bet Erschei­nungen. Er ist als Netzgerät sowohl für Gleich- wie für Wechsel­strom, aber auch als Batteriegerät vorhanden. Don den 100 000 Stück der ersten Auflage dieses Gerätes sind vom Funkhandel be­reit? 30 000 Stück vorbestellt, ohne daß der Handel bislang auch nur ein Exemplar beS Apparates in Händen gehabt hätte ein Rekord, der sich dem Organisations-Ternpotekord - 3% Monate von der ersten Aufgabestellung durch baS Propaganda-Ministerium dir zur beginnenden Massenlieferung bei Gerätes würdig an die Seite stellt.

AUS D

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Dr. Goebbels spricht mit Siam.

Die FunkauSstellung.

Berlin, 19. Aug. (Conti.) Bei dem Runsgang durch die Funk- ausstellung im Anschluß an die Eröffnungsfeier wurde in Gegen­wart des Reichsministers Di. Goebbels in der Abteilung für den postalischen Funksprechverkehr eine drahtlose Sprechverbindunz zwischen den Hauptstädten Berlin und Bangkok hergestellt. Dr. Goebbels sprach mit dem deutschen Monteur in Bangkok und übermittelte Grüße an alle deutschen Landsleute. Weiter hatte der Minister Gelegenheit, mit dem sich gerade meldenden Ozeandampfer Bremen" ein paar Worte zu wechseln. Kapitän Ziegenbein sprach mit hörbarer Freude davon, daß et so unverhofft den ReichSminister begrüßen könne. Der Minister wünschte weiter gute Fahrt und sandte Grüße an die Passagiere und die Besatzung.

3ulalTnttg«rptrrr für Zahnarzt? aufgehobeu.

ch Berlin, 19. Aug. 3m Anschluß an die Verordnung über die Zulassung von Zahnärzten und Zahntechnikern zur Tätigkeit bei den Krankenkassen ist die am 3. Mai angeord­nete ZulassungSsperre für Zahnärzte und Zahntechniker vom ReichsarbeitSminister aufgehoben worden. Die Zulas­sungssperre für die sonstigen Kassenärzte besteht schon längere Zeit nicht mehr, da hier die Neuordnung des ZulassungSwesens schon vor mehreren Wochen erfolgt ist.

Pr-f. Christi«« Pri«! -estsrbe«.

München, 19. Aug. Im 56. Lebensjahr ist unerwartet rasch Geheimrat Prof. Christian Prinz, der die Professur für Werk­zeugmaschinenbau und Fabrikbetriebe an der Technischen Hoch­schule in München innehatte, gestorben. 1909 war er an die Münchner Technische Hochschule berufen worden.

Komm««istische Funktionäre in Uurntzers fest-e«omme«.

Nürnberg, 19. Aug. (Conti.) Die Polizei nahm hier in den letzten Tagen 30 Funktionäre deS kommunistischen Jugendver- bandes fest, der sich durch eine außerordentliche Aktivität aus- zeichnete. Die Festgenommenen wurden in das Konzentra- ki onslager Dachau eingeliefert. Damit ist es der Polizei gelungen, den größten Teil der kommunistischen Führer Nord- bayerns unschädlich zu machen.

Schaff««- <i«e« thüringische« Luftamts.

0 Weimar, 17. Aug. Das Thüringische Staatsministerium hat beschlossen, mit Wirkung vom 1. Oktober ab ein Luftamt für Thüringen zu errichten, dar dem Wirtschaftsministerium unter- stehen und für alle Angelegenheiten deS Luftverkehrs zuständig sein wird.

Dame» merke« getzete«, nicht j« rauchen'."

Ter Polizeipräsident in Erfurt gibt bekannt:

Um der Unsitte, daß Personen weiblichen Geschlechts in bet Oefsentlichkeit rauchen, entgegenzutreten, werden alle Inhaber von Gaststätten, CasöS, Weinstuben usw. gebeten, in ihren Gast­räumen deutlich lesbare Schilder mit der AufschriftDamen wer­den gebeten, nicht zu rauchen!" anzubringen. Alle Volksgenossen aber wollen dazu beitragen, bei der Bekämpfung dieser Unsitte mitzuwirken und Frauen, die auf der Straße rauchend angetroffen werden, an ihre Pflicht als deutsche Frau und Mutter erinnern."

Einfuhr««- de« Hitler-rutze«

i« de« sachstsche« Schule«.

Schulklassen grüßen künftig zu Beginn und Schluß der Unter­richts, bei Wechsel der Lehrer zu Beginn und Schluß der Unter­richtsstunden, beim Eintreten der Direktors usw. nicht nur, wie bisher, durch Aufftehen, ober, wie beim Turnen unb Sport, durch Stillstehen, sondern erweisen in diesen Fällen den zum deutschen Gruß gewordenen H i t l e r g r u ß durch Aufstehen, Einnehmen von Haltung unb Erheben des rechten Armes. Lehrer und Leh­rerinnen etroibern mit bem Hitlergruß. Schüler unb Schülerinnen erweisen außerhalb der Unterrichtsstunden, innerhalb und außer­halb des Schulgebäudes den Mitgliedern des Lehrkörperr den gleichen Gruß. (Bekanntmachung der Sächsischen MnisteriumS für Volksbildung unb beS Wirffch.-Min. vom 10. August 1933.)

Der bayerische K«ltv*«ri«ister Kchemm i« Kam.

Rom, 19. Aug. (Europapteß.) Der bayerische Kulturminister Sche m m ist in Begleitung seiner Kabineitches« sowie einiger nationalsozialistischer Persönlichkeiten in Rom eingetroffen, um die Organisation ber italienischen Jugend zu stu- b t e r e n. Ter Minister wurde von bem italienischen Minister für Rationale Erziehung, Ercole, empfangen.

Peichsminister Darrs

läßt eine Operette vom Spielplan absetzen.

AugSburg, 18. Aug. (Conti.) Der ReichSminister für Er- nährung und Landwirtschaft, Darre, hat bei seinem Aufent­halt in Bad Wörishofen eine drastische Maßnahme zur Wahrung der Ehre und des Ansehens des deutschen Bauern­standes ergriffen. Die Liedertafel Bad Wörishofen hatte in An­wesenheit des Ministers und Reichsbauernführers die Operette Der fidele Bauer" zur Aufführung gebracht. Wegen bet satirisch-abfälligen Behandlung des Bauerntums und der Hervor­hebung von Klassenunterschieden, die unvereinbar sind mit dem Gedanken, daß der Bauernstand die Grundlage für dak neue Deutschland ist, hat ReichSminister Dr. Darre veranlaßt, baß weitere Aufführungen dieser Operette unter­biet b e n.

Gefa«gnis für den Betrieb desNate« Senders"

Leipzig, 18. August. (Wolff.) Das R e i ch r g e r i ch t verurteilte heute den Mechaniker Werner Marx und den Techniker Erwin K e r n n auS Berlin wegen Vorbereitung zum Hochverrat, den Arbeiter Fritz Schmidt wegen Beihilfe zu neun Monaten Gefängnis.

Die drei Angeklagten hatten in Berlin mit Hilfe eines Schwarz­senders im November und Dezember vorigen Jahrer hochver­räterische Propaganda getrieben. Die Propaganda­tätigkeit des geheimnisvollenRoten Senders", wie er sich selbst bezeichnete, wurde regelmäßig eingeleitet mit dem Spiel ber In­ternationale, und dann folgten programmatische Reden, die für die Ziele Moskaus warben. Anläßlich des Wahlsonntags am 6. No­vember erging die Ausforderung, mit ber Waffe in ber Hand auf die Straße zu gehen unb bie Liste bet KPD zu wählen. Ein an­dermal konnte ber unerhörte Hetzaufruf aufgefangen werben, daß eine Nacht ber langen Messer veranstaltet werden müsse.

Merimrr-skoste« der freie« Krr«fe.

Nach § 46 EStG, sind die amtlichfestgesetztenDurch- schnittssätze grundsätzlich anzuwenden, wenn nicht gegen den Steuerpflichtigen besondere Verhältnisse festzu- stellen sind, die bie amtlichen Sätze als zu hoch ober zu niedrig erscheinen lassen. In einem Urteil v. 30. 5. 1933 (VI A 2063/32) hat der RFH. ausgeführt, daß eine genügende tatsächliche Grund­lage zur Annahme eines solchen besonderen Verhältnisser vorhan­den sein muß. Es muß ohne weiterer erkennbar sein, daß der Unterschied zwischen der Pauschberechnung unb den tatsächlichen Werbungskosten mindestens ein Viertel beträgt. Die Finanzämter sind nicht befugt, sich durch eine Buchprüfung oder auf andere Weise darüber Klarheit zu verschaffen, ob Tatsachen vorliegen, die ein erhebliches Abweichen bet Pauschalsätze von ben taffächlichen Werbungskosten rechtfertigen. Der Gesetzgeber hat eine Sicherung des Reichs durch eine rohe pauschmäßige Ansetzung der Werbungs- kosten angestrebt. Die Steuerbehörden buffen nicht weitergehen und die Anwendjing der Pauschalsätze ausschließen, wenn nicht alle Voraussetzungen für die Ausnahme gegeben sind. Ma.

GesetzessammI««- des preußische« Recht«.

Die Staatssekretäre Dr. Roland F r e i s l e t Dom preußi­schen ffltlstizministetium unb & rauer t vom preußischen Innenministerium werden eine kurz erläuterte Gesetz­sammlungDas neue Recht in Preußen" hetausgeben. Darin werden fortlaufend alle preußischen Gesetze beginnend mit dem 24. März 1933, ferner alle wichtigen Verordnungen, AuS- sührungsvorschriften und Erlasse in Leseblättersorm systematisch zusammengestellt. Die erste Lieferung erfolgt mit etwa 200 Seiten bereits am 25. August. Sie berücksichtigt die Gesetze und Verotd- nungen bis zum 1. Juli. Am 15. September sollen bann bie wei­teren bis zum 1. August erschienenen Gesetze herauskommen, so daß die Sammlung schon in kürzester Zeit auf bem Laufenden ist. Unter Mitwirkung des Deutschen Gemeindetages soll in dieser Ge­setzsammlung mit besonderer Sorgfalt das Recht der preußischen Kommunalverwaltung unb der Kommunalwirtschaft be­handelt werden.

Eharakterpr«f»«g i« Anhalt.

G Dessau, 19. Aug. Die auch in Anhalt eingefühtte Charaktet- ptüfung der Anwärter für den höheren Iustiz - und D er- waltungSdienst wurde in Anwesenheit der anhaltischen StaatSministers Freyberg zum ersten Mal durchgeführt. Alle drei Prüflinge, die vorher bereits das Examen zum Gerichtsassessor ab­gelegt hatten, bestanden die Prüfung, die sich unter anderem mit ber deutschen Vorkriegspolitik, dem Weltkrieg, bem Versailler Ver­trag, ber Entwicklung der letzten.14 Jahre, der Raffenfrage unb bet Siedlung befaßte,

Engen Schmalendach.

Iam 60. Gelmrtstag.

Der Kölner Betriebswirtschaftler, einer der Bahnbrecher dieses jüngsten Zweiges der Wrtschasts--issen» schäften, wird am 20. August sechzig Jahre alt. Zügle, - "tu er auf dreißig Jahve besonders intensiver und vielt Dozententätigkeit an der Kölner Handelshoe l :: zurückblicken, die (trotz der auf eigenen Antrag erfolgte Be­urlaubung) ihr Ende wohl noch nicht gefunden hat. deiner der in dem letzten Jahrzehnt so zahlreich gewordenen Schüler der BetriebswissietfschastÄchre ist von der ungewöhnlichen Leistung und Persönlichkeit Schmalenbachs unberührt, geblie­ben. Das Undogmatische seiner Denkungsweise hat ihn be­fähigt, weite Gebiete wissenschaftlichen Neulandes zu beackern und neben der Theorie auch der Praxis Fingerzeige zn ffeben. Diese Verbindung von beitem ist ihm von jeher be- tonders angelegen gewesen. Sohn eines westfälischen Schloß­fabrikanten, machte er zunächst eine technische und kaufmän­nische Schulung durch. Erst mit 25 Jahren besuchte er die Leipziger Universität und Handelshochschule und kam nach kurzer Tätigkit als Redakteur in die akademische Laufbahn, mit 31 Jahren schon Ordinarius. Noch heute aber drückt di« Herkunft aus ter Praxis dem Wesen des allezeit Lebendigen und Frischen den Stempel auf; nicht nur darin, daß er sein« Erholung in der Arbeit in der Werkstatt sucht.

Im Mittelpunkt von Schmalenbachs wissen­schaftlicher Arbeit steht die exakte Erfassung ter wirtschaftlichen Vorgänge des Betriebs. Mit seiner dynamischen Bilanzauffassung" führte er das betriebliche Rechnungswesen aus der formalen Betrachtungs­weise früherer Anschauungen heraus. Neben der Frage der Bilanzierung beschäftigte sich Schmalenbach mit den Grund­lagen der Selbstkostenrechnung und ter Finanzplanung (Kon- tenrahmen) von der rechnerischen Seite her. Dies führte ihn stärker zu den volkswirtschaftlichen Problemen, denen die Wirtschaft ter Nachkriegszeit gegenüberstand. Aus ter Erkenntnis, die Schmalenbach bei der Untersuchung ter Stein- und Braunkohlenindustrie gewonnen hatte, (die viel­besprochenen Gutachten von 1928), verlangte er in Anbettacht ter an Bedeutung zunehmendenfixen K o st e n" zur Ver­meidung der Schäden der privaten Monopole staatlich einge­richtete Zwangskartelle. Dabei denkt aber Schmalen- bach durchaus privatkapitalistisch: Stärkung ter Verantwort­lichkeit und Unternehmerinitiative, stärkere Kapitalbildung durch Umlagerung ter Steuern von der Kapitalentstehungs- auf die Verzehrsseite. Hiermit wird sich noch besonders eine gegen Jahresende erscheinend« Arbeit überKapital und Zins in betriebswirtschaftlicher Beleuchtung" befassen.

Zu dem Jubiläum haben frühere Schüler eine Fest­schrift und die von Schmalenbach begründeteZeitschrift für hantelswissenschaftliche Forschung" eine Festnummer her­ausgegeben.

Aus aller Welt.

Neue Nachrichten von der Sven-Hedin-Grpeditia«.

Stockholm, 19. Aug. (Wolff.) TaS schwedische Mitglied ber Sven-Hedin-Expedition, Dr. Nils Ambolt, ber lange Zeit verschollen war, ist jetzt in Leh in Kaschmir auf britifrfiem Boden eingetroffen. Er begann seinen Marsch in Kohton <2siturle­st an) .am 14. Juni. In einem Telegramm anStockholms Tid- ningen* erzählt Dr. Ambolt von einem furchtbaren Bürger­krieg in Turkestan. Chinesen und Ausländer würden mit Gewalt zum MohammedaniSrnuS bekchtt. Eine Menge Inder und Chinesen fei kurzerhand getötet worden. Jetzt herrsche jedoch wieder Ruhe in Turkestan.

Sech« Woche« Arrest für ei«e Innsbrucker Fussballmannschaft.

Innsbruck, 18. August. (Wolff.) Ein aufsehenerregendes Urteil wurde Wer die Mitglieder eines Fußballklubs gefällt. Der Klub führte vor ungefähr drei Wachen ein Spiel in K u f st e i n durch. Aus der Rückfahrt sollen Mitglieder des Klubs be­leidigende Rufe gegen bie Regierung auSgebracht haben. Da bie Angeber aber die einzelnenTäter" nicht namhaft machen konnten, wurden einfach die zwölf Mitglieder des Klubs zu je sechs Wochen Arrest unb je 1000 Schilling Geld­strafe und im Falle ber Nichtzahlung der Geldstrafe zu weiteren Vier Wochen Arrest verurteilt. Vier Mädchen, bie sich in Begleitung der Sportler befanden, wurden zu je vier Wochen Arrest und Schilling Geldstrafe verurteilt.

Ue«er britischer Hoher Kommissar fürAe-ypte«

London, 19. Aug. (Europapreß.) Zum Nachfolger des zum englischen Botschafter in Ankara ernannten ägyptischen Hohen Kom­missars Sir Percy Loraino ist der gegenwärtige englische Ge­sandte in Peking, Sir MileS Lampson, ernannt worden. Sir Mikes, der eigentliche Schöpfer des Locarno-Vertrages, ist durch seine Vermittlungstätigkeit während ber chinesisch-japanischen Feind­seligkeiten heroorgetreten. Seine Ernennung zum ägyptischen Kom­missar bedeutet eine Fortsetzung der gegenwärtigen englischen Politik in Aegvpien, wo man in einflußreichen Kreisen gehofft hatte, daß der Diplomatenwechsel zugleich auch einen Shstemwechsel bedeuten würbe.

Aristide Sria«d.

Paris, 18. Aug. (Wolff.) Am 3. September wird in Trebeur- d«n vom Außenminister Paul-Boncour ein G e b e n I ft e i n f ü t Briand enthüllt werden. Der Marineminister hat mehrere Kriegsschiffe unb mehrere Flugzeuge zur Teilnahme an der Feier abkommandiert. Auch der Völkerbund wird sich vertreten lassen.

Fr««kreichverwundert"

über die rumänische Transfer-Einstellung.

Bukarest, 19. August. (Wolff.) Die Einstellung des rumäni­schen Transfers für di« Auslandsschulden hat zu einer gewissen Spannung in ben Beziehungen zwischen Rumänien unb seinem wichtigsten Gläubigerstaat Frankreich geführt. Der französische Ge­sandte in Bukarest und ber französische Finanzsachverständige bei der Rumänischen Nationalbank haben ihren Urlaub plötzlich unter­brochen unb sind nach Bukarest zurückgekehrt. Der französische Ge­sandte hatte «ine Unterredung mit bem Ministerpräsidenten und dem Finanzminister, bei ber er bet Verwunderung ber franzö «fischen Regierung über diese plötzliche Maß­nahme Rumäniens Ausdruck gibt. Die rumänische Regierung soll darauf mit der Ueberreichung des vorn Finanzminister dem Mini- rat erftatteteten Berichtes geantwortet haben, in bem bie Not­wendigkeit ber Aenderung des Transfers motiviert wird. Ein ähn­licher Schritt ber englischen Regierung wirb für die nächsten Tage erwartet,

Bezirk«- und Postsperre

wegen Zunahme illegaler Propaganda.

Der Wuppertaler Polizeipräsident gibt bekannt, daß ihm das Zunehmen bet kommunistischen Propaganda durch Verteilen von Druckschriften usw. Veranlassung gegeben habe, über sämt­liche auf seine Anordnung in Schutzhaft genommenen Personen bis auf weiterer eine Besuchs- und Postspette zu ver­hängen.

Von bet Neustrelitzer Kriminalpolizei würbe bet Guts­besitzer unb Gemeinbevotstehet Bank in NeuhauS in Schutzhaft genommen. Bank hatte feinen Leuten gegenüber bie Aeußetung getan, daß er ben Hitlergruß als Kinbetei auffasse unb ihnen denselben in seinem Betriebe verbiete.

Ei« italieuischframöstsches Komitee für Wirtschaft- ««d Kulturdepehunge«.

Xb Rom, im Aug. Mit Senator So rletti-Mailand als Präsident ist ein KomiteeI t a l i e n F r a n k r e i ch" ge» gründet worden, welches für eine Jntensierung der geistigen unb wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Italien und Frankreich arbeiten will. Der Direktionstat besteht aus einigen hervorragen­den Persönlichkeiten der italienischen Wirtschaft unb Finanz. Das Komitee wirb zum ersten Male in Erscheinung treten beim Emp­fang einer parlamentarischen Mission französischer Kammerdepu- tierteg mch Senatoren, Me jm gesternter in Italien erwartet wirb,