Kittrooch, 1. November 1933
SV Pfg.
Abendblatt
GrKe» Morgenblatt
78. Jahrgang Ur. 787
Zmermalige Ausgabe
GESCHÄFTSSTELLEN
PeffispfeA ■ Saume! • Nr i OfBftrf 102 02. FernrtJ 2 03 01 - Telegramme, Zeitung Frankfurtmata — Postsdiedr: Frankfurt - M 4430
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zu
Welcher Art sind nun diese amerikanischen Bedingungen?
Die Beantwortung dieser Frage enthält zugleich eine Erklärung Kredit bilden. Zu dem schon früher gewahrten amerikannmen der bisherigen Zurückhaltung der Vereinigten Staaten gegen-1 Baumwollkredit für Rußland durften Darlehen zur Finanz
erheben.
a) im Fall« der Genehmigung zur Abhaltung von Messen und Ausstellungen von der aus der Messe oder aus der Ausstellung erzielten Gesamteinnahme des Veranstalters,
> Berlin, 31. Okt. Zu dem Gesetz über Wirtschaftswerbung vom 12. September liegt nunmehr eine zweite Durchführungsverordnung vom 27. Oktober vor, die die Tätigkeit des Werberats näher umschreibt. Der Werberat ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dem Sitz in Berlin, sein Präsident und die Geschäftsführer haben die Rechte und Pflichten von Reichsbeamten. Nach § 4 der Durchführungsverordnung gibt der Werberat bekannt, welchen Personen und Gesellschaften er die Genehmigung zur Wirtschaftswerbung allgemein erteilt und welche Arten von Wirtschaftswerbung er allgemein genehmigt. Bestimmten Arten der Werbung kann er die Genehmigung allgemein versagen. Er kann ferner die Genehmigung jederzeit zurückziehen, evtl, auch nur für einzelne Fälle oder bestimmte Arten der Werbung. Er gibt ferner die allgemeinen Richtlinien bekannt, nach denen die gesamte Wirtschaftswerbung gestaltet werden soll, und setzt die Grundsätze fest, nach denen er die Werbung, unbeschadet der im einzelnen Falle aufzuerlegenden Bedingungen, genehmigen will. Nach § 5 ist es die Aufgabe des Werberats, Mißstände zu beseitigen, für die Wahrheit der Werbung und für die Einhaltung der Werbetarife zu sorgen, sowie den Auflagenschwindel zu beseitigen. Der Werberat hat gegen Unzuverlässigkeit und Untreue in der Wirtschaftswerbung einzuschreiten. Nach § 6 ist er berechtigt, zu bestimmen, in welchen Gebieten und an welchen Stellen Außenreklame nicht gesührt werden darf. Er kann auch eine Norm der Reklamemittel und der Auftragsbedingungen herbeiführen und bestimmen, daß sich Unternehmungen, die gewerbsmäßig Werbemittel zur Verfügung stellen oder vermitteln, in bestimmter Weise zu Vereinigungen zusammenschließen, die die Genehmigung?- und Zulassungsanträge vorzuprüfen und die Abgabe einzuziehen haben. § 7 bestimmt, daß
Werbungsmittler
Ausnahmezustand in Jerusalem.
Jerusalem, 31. Okt. (United Preß.) Der Ob e rk o m m issa r von Palästina hat auf Grund einer Regierungsverordnung voin Jahre 1931 den Ausnahmezustand in Jerusalem verhängt. Dies kommt einem Belagerungszustand fast gleich. Der Regierung worden weitgehende Vollmachten zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ruhe eingeräumt, u. a. auch das Recht, jeden Staatsbürger zu verhaften, zu verbannen oder vor ein Kriegsgericht zu stellen.
Die Zensur für Pressetelegramme und Zeitungen ist am Montag abend von der Regierung eingeführt worden.
Marman Dams erklärt seinen Entschluß.
Genf, 31. Okt. (Europapreß.) Norman Davis, der sich bekanntlich überraschend entschlossen hat, zur Berichter st at- tungnach Washington zu fahren, erklärte bei einem Emp- sillng der amerikanischen Presse in Grenf in ziemlich vorsichtig gehaltenen Wendungen u. «., daß seine Anwesenheit aus der nächsten Bürositzung nicht unbedingt erforderlich sei, da das Büro der Abrüstungskonferenz ohnehin nur technische Fragen zu entscheiden habe. Er hoffe dagegen zur nächsten Sitzung des Hauptausschusses, also am 4. Dezember, wieder in Gens zu sein.
In Genf wird dieser Schritt von Norman Davis sowohl mit seiner persönlichen Verstimmung wegen des Scheiterns seiner gemeinsam mit Henderson unternommenen Initiative, die Konfe- renzarbeiten schon zu einem früheren Datum beginnen zu lassen, als auch mit der Erkenntnis, daß die Abrüstungskonferenz praktisch bis zum Dezember zum Still st and verurteilt ist, erklärt. Am meisten wundert man sich hier über die vorsichtige Form mit der Norman Davis seine Rückkehr zum 4. Dezember lediglich als „möglich" hingestellt hat.
KlU««g des Kurs» der AlrrnftungsKonserem am 9. November.
Genf, 31. Okt. (Europapreß.) Präsident Henderson teilte heute vormittag offiziell mit, daß das Datum für die Sitzung des Büros der Konferenz, wie es ursprünglich festgesetzt worden war, der 9. November bleibe, da, wie die Verlautbarung es ausdrückt, „gewisse materielle Schwierigkeiten" sich einer Vorverlegung dieses Datums entgegengestellt hätten.
Gelegentlich einer Verhandlung int Münchener Rathaus teilte Oberbürgermeister F i e h l e r mit, es solle, wenn es bei der Kürze der Zeit möglich sei, am 15. Jahrestag der Befreiung Münchens von der Räteherrschaft, nämlich im M a i 1 9 3 4, ein Befreiungs- deukmal der Stadt München übergeben werden.
über Rußland und einen Hinweis auf die jetzigen Ziele der amerikanischen Regierung. Zunächst erwartet man von der Sowjet-Union, sie werde darauf verzichten, durch die Dritte Internationale hier irgendwie kommunistische Propaganda zu treiben. Ferner sollen Besprechungen über amerikanische Schuldenansprüche stattfinden. Dieser Punkt wird heute wohl keine allzu große Bedeutung mehr haben, zumal da der Gesamtkomplex der internationalen Kriegsschulden heute überhaupt in den Hintergrund getreten ist. Ueberdies waren die Schulden der Kerensky-Regierung an die Vereinigten Staaten nicht so groß, daß sie heute noch stark ins Gewicht fielen. Sie stellten sich auf etwa 192 Millionen Dollar ohne Zinsen. Allerdings kommen hierzu noch amerikanische Privatansprüche in einer Höhe von etwa 441 Millionen Dollar für notleidend gewordene russische Bonds, konfisziertes Privateigentum usw. Wenn nun auch eine volle Befriedigung dieser amerikanischen Ansprüche — wie man hier einsieht — ausgeschlossen ist, so bleibt doch immerhin die Möglichkeit bestehen, ein bescheidenes Kompromiß zu suchen. Dabei wird man voraussichtlich an die schon geführten Verhandlungen der Sowjet-Union mit England und Frankreich anknüpsen können. Die wichtigste Frage bei den kommenden Verhandlungen wird aber zweifellos ein Abkommen über russische Käufe in den Vereinigten Staaten und amerikanischen
Die Stellung der nichtarischeu Aertte.
Ein Urteil des Kasseler Landgerichts.
Kassel, 31. Okt. Das WSN-Büro meldet: Das Kasseler Landgericht fällte gegen den Facharzt Dr. Otto Hornberger (Kassel), der nichtarischer Abstammung ist, ein Urteil, das wegen seiner allgemeinen Bedeutung Beachtung verdient. Dr. Homberger hatte gegen die ,Mirtschaftliche Aerztevereinigung" eine Feststellungsklage erhoben, weil der zwischen dieser und der Stadt Kassel abgeschlossene Vertrag bestimmte, daß Aerzten nichtarifcher Abstammung die Zulassung zur Behänd- lung der städtischen W o hlfa hr t s u n t e r st ütz u n g s - empfang er, Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen entzogen wird. Trotzdem der Kläger evangelisch getauft ist, der Schwiegersohn eines evangelischen Psarrers ist, und sich im Weltkrieg das E. K. I und E. K. II erworben hat, aber semitischer Abstammung ist, stellt das Urteil fest, daß die Entscheidung der Wirtschaftlichen Aerztevereinigung zu Recht besteht. Wohl würden die nichtarischen Frontkämpfer in der Ausübung ihres Berufs nicht behindert und würden auch zu den Krankenkassen zugelassen, aber sie hätten keinen Anspruch, bei Vergebung von Dienstleistungen, die durch den Staat oder durch die Kommunal b e hö r d e n bezahlt werden, Berücksichtigung zu finden. Aus diesen Gründen wurde die Klage abgewiesen.
b) • im Falle der Genehmigung zu einer anderen Wirtschaftswerbung von der Gesamteinnahme des Werbers aus Werbung, auch wenn diese nicht zu rein wirtschaftlichen Zwecken dienen sollte.
Sie beträgt 2 Prozent und fft nach oben auf volle Reichsmark obzurunden. Die Einziehung der Abgabe kann den in § 6 erwähnten Zusammenschlüssen von Unternehmern übertragen werden. Sie hat die Eigenschaft einer öffentlichen Abgabe. Für die Durchführung des Gesetzes über Wirtschaftswerbung haben die Reichsund Landesbehörden, Rechts- und Verwaltungshilfe zu leisten.
§ 11 bestimmt, daß die Verordnung am 1. November in Kraft tritt. Einzelgenehmigungen und Zulassungen, die nach dem Gesetz über Wirtschaftswerbung und den Durchführungsbestimmungen einzuholen sind, müssen binnen einer Frist von sechs Wochen nach Inkrafttreten beantragt werden. Bis zur Entscheidung des Wcrberats gelten die Anträge als erteilt, sofern sie innerhalb der angegebenen Frist gestellt worden sind.
Haifa, 31. Okt. (Reuter.) Der Oberkommiffar von Palästina Hai beschloffon, die Festlichkeiten bei der Eröffnung der neuen großen Hafenanlagen von Haifa einzuschränken. Tie amtliche Mitteilung besagt, es sei unpassend, die Feier in dem geplanten Rahmen abzuhalten in einer Zeit, wo Menschen ihr Leben in den letzten Unruhen verloren hätten und viels Familien in Trauer versetzt worden seien.
Roosevelts Industriepolitik.
Washington, 31. Okt. (United Preß.) Das von der Regierung in Anspruch genommene Recht, solchen Firmen keine Regierungsaufträge zukommen zu lassen, die nicht den „Blauen Adler" der NRA führen, wird in vielen Kreisen ongezweifelt. Am 3. November findet eins Gerichtsverhandlung statt, in der zu dieser Frage Stellung genommen werden wird. In der Oeffentlich- keit sieht man dem Urteil int Hinblick auf die Haltung von Ford mit größtem Interesse entgegen. (Nach einer anderen Meldung hat Roosevelt der Armeeverwaltung neuerdings untersagt, aus den Fordfabriken irgendwelches Material zu beziehen.) Eine Brooklyner Firma, der dis Regierung bereits erteilte Aufträge entziehen wollte, hat bei dem Distriktsgericht von Columbia eine einst
weilige Verfügung gegen die Regierung erwirkt. Der Regierung wird darin auf getragen, bis zur Klärung der Rechtmäßigkeit ihrer Haltung gegenüber IRA-feindlichen Firmen am 3. November von einer Entziehung der Aufträge der Brooklyner Firma abzuschen.
Zwischen der Regierung und den Vertretern der Stahlgesellschaften, die Kohlengruben besitzen, ist eS nunmehr zu einer Einigung gekommen, durch die der Streik der Bergwerksarbeiter in dem pennsylvanischen Kohlengebiete beigelegt worden dürfte. Einzelheiten über das erzielte Einverständnis zwischen Roosevelt und den Stahlgesellschasten sind bisher noch nicht bekannt geworden.
Rentendank-PersanaUen.
Mit Beendigung der ersten zehn Lebensjahre der Deutschen Rentenbank (ursprünglich Währungshilfsinstitut, jetzt Spitzenbank für Agrarkredite) tritt in der Präsidentschaft ein Wechsel ein. Unser Handelsteil wird auf Entwicklung und Aufgaben des Instituts als solche noch eingehen. Hinsichtlich des Personalwechsels rufen wir in Erinnerung, daß der in Ruhestand tretende Vorsitzende, Herr Dr. August Lentze, heute 73 Jahre alt, aus der preußischen Kommunalverwaltung stammte, Herrenhausmitglied war und 1910 Finanzminister wurde. Er nahm seinen Abschied 1917, betätigte sich auf industriellem Gebiete, u. a. im Aufsichtsrat von Krupp, ferner beim Wiederaufbau Ostpreußens und in der Organisation der Zwangswirtschaft für Lebensrnittel, bis er 1923 zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats der eben gegründeten Deutschen Rentenbank berufen wurde. In Uebereinftimmung damit übernahm er 1925 bei der Errichtung der „Deutsche Rentenbank-Kreditanstalt" auch deren Vorsitz. Man hat ihn jetzt durch Wahl zum Ehrenpräsidenten der Deutschen Rentenbank ausgezeichnet.
An seine Stelle, und zwar ebenfalls bei beiden Parallelinstituten, tritt der Ministerpräsident a. D. Granzow. Granzow wurde 1887 als Sohn einer mecklenburgischen Bauernfamilie geboren, trieb landwirtschaftliche Studien, und leitete verschiedene Güter. Mit 23 Jahren erwarb er sich einen mittleren Hof in der Altmark. Nach Rückkehr aus dem Felde wurde er Deichhauptmann in der Unterschau (Altmark), erhielt im Juli 1932 die Berufung zum mecklenbuvgffchen Ministerpräsidenten, legte aber auf Wunsch des Reichsernährungsministeriums nach einem Jahre nieder, um als Vertrauensmann von Minister Darrä das Amt als Siedlungskommissar zu übernehmen. Erfolge im mecklenburgischen Siedlungswesen waren vorausgegangen. Granzow ist Vorsitzender der Deutschen Siedlungsbank, der Domänenbank (künftigen Deutschen Pachtbank) und Vizepräsident des Reichsverbandes der landwirtschaftlichen Genossenschaften.
Der Deginn der geregelten Wlrtschnstswerdnng Die Funktionen des Merkerates. — Genehmigungs-Anträge innerhalb sechs Machen zu stellen.
In Erwartung Litwinows.
(Bon unserem Korrespondenten.)
M New Dort, Ende Oktober.
Obgleich die Wiederaufnahme der diploma- .fischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjet-Union seit vielen Monaten erwärtet tvurde, wirkte die Veröffentlichung des Telegrammwechsels zwischen dem Präsidenten Roosevelt und Mr. Mikhail Kalinin, dem Vorsitzenden des russischen Zentralexekutivausschusses, hier überall wie eine Sensation ersten Ranges. In der Tat sind die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Kabelwechsels außerordentlich groß; man rechnet jetzt mit einer völkerrechtlichen Anerkennung Rußlands durch die Vereinigten Staaten. Man bemerkt allerdings, daß Präsident Roosevelt in seinem Einladungskabel an Kalinin ausdrücklich jede Verbindlichkeit für eine formelle Wiederaufnahme der Beziehungen ablehnt. Aber dies hat an sich wohl nicht mehr zu bedeuten als eine Vorsichtsmaßregel, die man hier aus innerpolitischen Gründen anzuwenden für ratsam hielt und die den Russen gleichzeitig zu verstehen gibt, daß die Anerkennung ihrer Regierung von bestimmten Voraussetzungen abhängig ist. Aber — wie Roosevelt selbst andeutet — dürften diese Bedingungen wohl keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bieten und durch eine „freie und freundschaftliche Unterhaltung" aus der Welt geschafft werden können.
Usch deine Sp«r
trutt dem Hnmimrger Komdennttentntev.
Hamburg, 31. Okt. (TU.) Wie wir zu dem Bombenanschlag auf Reickisstatthalter Kaufmann erfahren, waren in dem „Gaschos zur Rennbahn" etwa 2000 Teilnehmer versammelt, von denen der größte TM nichts von dem Anschlag gemerkt hat. Die Versammlung wurde in Ruhe beendet, und erst zum Schluß wurde der Vorgang mitgeteilt und weckte ungeheure Entrüstung.
Gleich nach dem Bekanntwerden des Anschlags erschienen Polizeipräsident Boltz, Hauptmann Köser vom Kommando zur besonderen Verwendung und mehrere Polizeiofsizisre am Tatort. Der Sprengkörper ist mit größter Sachkenntnis angefertigt worden Wäre die Bombe im Versammlungslokal explodiert, hätte sie durch eine gewaltige Stichflamme zu schweren Verbrennungen und durch die sich entwickelnden Gass zu Vergiftungen führen können Trotz umfangreicher Nachforschungen konnte der Tater nicht gefaßt werden Man glaubt, daß an der Vorbereitung des Attentats m eh- r e r e P e r s o n e n beteiligt waren. Die Verletzungen des Polizer- beamten, der auf der Verfolgung des Täters von diesem angs- schossen worden war, sind nicht erheblich.
der Zulassung durch den Werberat bedürfen, die auch allgemeln erfolgen kann. Werbungsmittler ist, wer Personen oder Gesell- sckwften, die Werbung für andere durchführen, Werbeaufträge für andere im eigenen Namen und für eigene Rechnung erteilt. Der Werberat hat die Zulassung bekanntzugeben, ebenso eine eventuelle Zurückziehung der Zulassung.
Nach § 8 ist die
Werbeabgabe
Westdeutsche Wannschaft der Künstler.
Zur Ausstellung ,Ile st front 193 3"
Essen, im Oktober.
Durch die Tatkraft und Mühe der Nord-West-Gruppe im „Kampfbund für deutsche Kultur" ist diese erste nationalsozialistische Kunstschau zustande gekommen, — nicht zuletzt mit dem Ziel, eine „Mannschaft" auszuwählen, auf die man sich verlassen kann. Die Auslese will so auch in der Kunst den völkischen Zusammenhalt des deutschen Westens erprobt sehen. Darin ist sie aufschlußreich und zugleich nicht ohne Feinsinn und Qualitätsgefühl zusammengestellt. Obwohl die Leiter genau zusahen und keine leeren Abstraktheiten gelten ließen, bestätigt sich doch ein bestimmter Tonfall, der auch das Ausstellungswesen der letzten Jahre durchströmte. Das ist natürlich. Denn auch in fünfter Zeit waren die Künstler aus der eigensten, visuell kaum jemals mühelos gewesenen Bildveranlagung unseres Volkes nicht einfach ent» flohen, wenngleich sie dem Volksempfinden selber nur noch selten zusagten. Doch lediglich in einigen Grenzerscheinungen unter den Künstlern drängte die Suche nach neuen Formgebieten so sehr über die „Verständlichkeit" hinaus, daß ihre Ergebnisse nur „gewagt" erscheinen mußten Nach deren Ausscheiden aber, das die „Westfront" durchführt, bleibt noch genug des Anspruchsvollen, das den unvorbereiteten Besucher anftrengt und die populäre „Natürlich- keits"-Erwartung täuscht. Dieser Teil der „Problematik" ist nicht undeutsch, liegt eher in unserer Zeit und so auch in deren Kunst beschlossen. Die „Wesffront" verhehlt sie nicht. Und das will sagen: nicht nur der Künstler, auch das Publikum muß sich auf den weiten Spielraum deutscher Formgebärde besinnen, muß fein Teil binzutun, damit es jetzt erfährt, was alles deuffche Form umschließt. Um an Grünewald und Schwind trotz ihrer Gegensätze das Deutsche zu erfahren, braucht es nicht weniger Mühe. Nur der „historische Respekt" läßt es als Leichtigkeit erscheinen.
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Die Ausstellung hält sich zwischen zwei Grenzen, die sie zugleich in Beispielen vorweist. Die eine Grenze stellen die Vorbilder: gefallene ober früh gestorbene Künstler des Westens, deren Art nicht nachzuahmen, aber doch wegen der kühnen Anschauungswerte, die in ihnen verdichtet scheinen, als Einfluß erwünscht ist. Im Eingangsraum Lehmbruck mit manchen seiner schönsten Skulpturen. Deren hart steigende, wölbenoe und dennoch aus sinnlichster Körperlinie empfangene Linie zu Preisen, ist hier nicht nötig. Doch zwei seiner Werke fielen mir diesmal besonders auf. Das eine: ein Frauenkopf aus weißestem Marmor und also der ■ Sprache fester Flächenrundung nicht eben günstig; gleichwohl ist et groß und weit wie jene Hellen, ausblickenden alexandrinischen Porträts, in denen zuerst im späten Altertum der „Blick" und i damit das Innerste sich anssprach — auch bei Lehmbruck wirkt gerade dies Ungreifbarfte wieder „jung", vergleichbar jenem spätesten, überwachen Aufblick der Antike. Tas zweite: der Torso
eines Mädchens, unten fest, von weicher Schwere, nach den emporgeworfenen Armen hin aber schmal uno hochgerissen wie von einem Sturm — Verwandlung der Daphne, fliehendes Versinken in den Dingen der Natur. Dann folgen, als Eröffnung der großen Halle, die Hingeschiedenen, verehrten Maler: Macke mit dem schwebenden, leuchffatbigen uno doch auch undurchsichtigen Gewölk seiner Natur; Mare, der aus der gleitenden Biegsamkeit der roten Pferde den ganzen Farbenraum der Landschaft entfaltet; Morg - ners bäuerliche Wildheit im Entflammen farbiger Figur; und endlich Weisgerber mit seinem dunkel reifen, halb verschütteten Wald-Raum — neben einigen anderen minder Beträchtlichen.
Die andere Grenze bilden die eingeladenen Italiener. Sie haben in eigener Jury ihre Gemälde ausgewählt. Am stärksten sind die Bilder von Carra: — eine trocken steinige, halbdunkle Welt, in der Frauen schwsr, wie angewurzelt stehen, von einer Nebelfarbe eingehüllt, die den Raum verschlingt und nut eine kurze Rätselspanne übrig läßt. Conti matt bunte Masken- menschen in runden schwarzen Scharfschatten wie um 1520 jener Beccafumi, bei dem zum erstenmal der dinglich versperrte Rau n in fTatfernbe schmale Schatten aufging; doch derselbe Mann ist sentimental und vermag eine Bettlerin nur dekorativ zu malen. G h e r i n g h e l l i hat die pünktelnd flächigen, physiognomisch so stark ätzenden Züge der Dilettantenbilder künstlich und mit Glück verwendet. Aber außer diesen dreien wirkt alles akademisch oder äußerlich. Es ist nicht bekannt geworden, aus welchem Anlaß so bedeutende Maler des heutigen Italien fehlen wie Funi, Russolo, Chirico, Sironi, Severini und Casorati. Freilich dientsn auch die hier Erschienenen schon genügend zur völkischen Unterscheidung vom romanischen Formengeist und seinen Einflüssen, welche malerisch allerdings eher von Frankreich zu uns gekommen find, wie hinwiederum die modernen Italiener nicht ohne Mtwirkung der deutschen (Barra, Chirico) und der franzöfischen Kunst (Severin!) zu denken find.
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Gegen diese beiden Grenzen nun setzt sich die westdeutsche Bild- bemüfmng ab und findet sich. Boden, Heimat und Umwelt find vorerst in jeglicher Anschauungsweise gesucht. Also überwiegen naturgemäß die Landschaften und Stadtwinkel. Doch ihre Gestaltung wird auf sehr unterschiedliche Arten gewonnen. Vier von ihnen mag man bald als die herrschenden bemerken.
Die erste erschöpft sich darin, der Landschaft eine expressionistische Gestensprache gleichsam anzusehen. Dafür gibt es die großen Anreger R o h l f s und B ö ck st i e g e I, die selber hier zu sehen find mit ihrem merkwürdig verhüllenden Farbbrand, der die karge Dunkelheit wesffälischer Natur darunter spüren läßt und nie eigentlich verzehrt. Ihnen eifert @t ermann nach, ein wenig äußerlich das Land mit großen Bogensilhouetten überziehend, und (beim Porträt) nicht ohne die pflanzlichen, lang- oesransten Formen Kirchners mitzunehmen. Benkert schwemmt die Aussagekraft der großen Farbgehänge in matten Rinnen davon; und Nauens Empfindsamkeit singt ftlbern in dis Luft, die von
Gauguin noch übrig ist. Eigentlich wahrt nur Pankok, wiewohl er schwarz in Kohle „matt', die Bezeichnungskraft, die jenem farbigen Zugwind für das Landfchaftsbild gegeben ist.
Ein anderer Weg ist jene neue, überall nachpolierende „Romantik", die durch künstliche Abschöpfung aus bem dunkleren, auch ernsteren Untergrund des jüngst verflossenen „magischen Realismus" entftanben ist. Der Beliebteste auf diesem Blütenweg ist Ch am p i o n, der in seiner dünn knospenden Weise wohl noch die ganze Welt wie einen Park zu malen unternehmen wird. Jedoch bereits das westdeuffche Land widersetzt sich dem, ist selber eine Welt, die ihr volles, starkes Bild wahrhaftig nicht, auf solche Art umfriebrt und bekränzt, in glitzerndem Jdyllgehäuse findet. Was soll es uns schon bedeuten, wenn ein anderer Maler dieser Gestnnung, Ridder, das verrauchte Industriegebiet uns mit Spitzwegfarben und in träumend grauem Nimbus matt! Was gegen diese idyllischen Zauberstücke zu sagen bleibt, ist sinsach. Sie formen eine bloße Fluchtwelt; denn fie lassen nie mehr durchblicken, welchen Ernst sie in Wahrheit doch nur halb verhüllen. Ja, diese Maler sehen ihre Bildaufgabe schließlich darin, den Vorhang dicht zu machen, als bestünde das Idyll allein. Ohns die Durchlässigkeit gegen das „Dunkel" aber ist noch niemals in der Geschichte der Kunst das idyllische Thema echt gewesen. Oder es war so wie hier: abgedichtet gegen die Welt, Naturschutzpark, eine halbe, nicht einmal heimische Welt. Lehrreich und als böseres Beispiel dieser Art hängen nun gleich daneben die Bilder von Lanken: gewiß nicht so schmuck, aber gut. Ein granfeftcr Jndustriehof, das Laub der Bäume wie zähgrüne Gerten — das ist freilich still, nicht ganz geheuer, aber ohne jenes fade und doch bloß dekorative Lüftchen der anbern.
Am häufigsten ist jener Landschaftseindruck, der undicht verweht und daneben in vielerlei wendigen Dingen au» wieder gleichsam „gerinnt*. Er entsteht fast ststs im Anklang an die französischen Spätimpressionisten, vor allem an Dusy und Utrillo. Urbach und Tappeser halten sich an den ersten, ohne viel damit anzufangen. Des letzteren grauen Ton erwählt sich Pieper, obgleich seine sonst ganz skizzenhaften Fonnsn sich nichts damit erschließen können; da geht Hölscher weiter, der im Halblicht aus dicker Paste seine winterlichen Häuser sehen läßt. Auch ein paar selbständige Ergebnisse fanden sich aus diesem Ansatz heraus. Am wesentlichsten das Straßsnbild von V. Ta la ga: eine rötlich-graue baumbestandene Bahn, die in sich selber dunkelwolkig scheint und so auch offen läßt, ob sie die Ferne sucht oder wie ein enget Traum in sich selbst zusammenschlägt. Es ist eins der wenigen Bilder der Ausstellung, die selber „Misne machen", wenn wir sie ansehen. Daneben find die leichten Flecken einer Landschaft von A. Krüger und das weiße Fabrikgehöft vor dem dunkelgrünen „Damm" der Bäume von K. Schneiders durchaus in eigener Physiognomie ihrer Natur begriffen. Die gleiche dringliche „Sprache des Kleinen" steckt in der „Radrennhalle* Bon I. A. Stock, bei der nun etwas wie „flämische" Kleinmaler- buntßcit die andere Wurzel verdrängt.
Der vierte Weg endlich trifft in der Landschaft auf die
heimatliche Lokal färbe, ohne habet an den Spät- imprssstonismus starr gebunden zu bleiben. Ein gutes Beispiel ist das verhängte, regnerische Grünlandbild von L. ten Rempel. Stärker noch im Blick sind I. Horns Bilder der verstreuten, gar nicht sehr „frischen" Vorstadthäuser, die wie vechrickt in den dumpfgrünen Feldern liegen. Hier wird dann auch die verblasene. weiche Malweise, wie sie etwa Blechen hatte, auf legitime Art mit einer g raub es» wertem Fleckigkeit verbunden.
Auffällig ist, daß es, trotz merklicher Neigung des Gebotenen zum Intimen, kaum Stilleben gibt Und wenn es einmal vor- fommt, so hat es etwas von der Durchfahrung mit fremden, nie gesehenen Blickbahnen, die seit Cezanne gerade aus dem StiUeben nicht mehr wegzüdenken sind (auch falls man wie H. Kraft gar nicht mehr weiß, was das für die Gegenstände bedeutet, die er nur ein wenig im Hohlspiegel matt). Seither bot das Stilleben nicht mehr, wie es vor Jahrhunderten entstanden war, eine Sammlung zu dichtester Kleinwelt, sondern ein Aufspringen ungeahnter, großer Raumvisionen gerade im Kleinen. Vom Stilleben aus ist jede realistische Raumenge und jeder landschaftliche Horizont, sobald sie uns nichts mehr galten, aufgebrochen und in eine räumlich eher unberechenbare Bildwelt aufgeweitet worden.
Mit dem Figurenbild war es ähnlich. Nach bem Impressionismus biente die Figur dazu, um an ihr selber die mehr objektiven (statt bloß durch genehmen „Ausblick" bestimmten) Raumkräfte ausgreifen und sich öffnen zu lassen. Man sieht hier kaum etwas davon. Die „alten Leute", die S ch m u t r immer matt, haben gewiß ihre Verdienste, aber sie sind in ihrer grauen Dämmerung von der feierlichen Fläche des vorigen Jahrhunderts abgeleitet. Nur Pudlich zeigt sich in der Lage, den neuen Zug des „Monumentalen" zu verfolgen, aber mit seinen fahrigen, wolligen Formen, die manchmal „wie von selbst" bedeutsam scheinen, macht er es sich zu leicht, baut zu wenig. Und der bäuerlich-urwüchsige Anschein V i e g e n e r s ist allzu geschmackvofl in seinem gummiweichen grauen Farbglanz (zudem von einer großen Unselbständigkeit gegen Cezanne), als daß die drängende, auch räumlich aus der Fläche vorgehende Figur gelingen könnte.
Plastik gelangt, wie meist in solchen Ausstellungen, kaum zur Wirkung. Nicht nur weil hier wenig Besonderes vorkommt (außer Z s ch o k k e s scharf gefaßten und zugleich vielfältigen Porträtköpfen allenfalls ein paar Teilreize bei C. M. Schreiner und Rübsam), sondern weil Figuren im Verein mit Bildern nur wie hemmende Blöcke der Anschauung entgegenstehen, die auf Bildausbreitung gerichtet ist. Sie erfordern ein „anderes Auge" als die Flächenkunst. Einziges Mittel ist der gesonderte Raum.
Viel „angewandte Kunst", die immer noch gern komfortabel oder rührend daherspielt. Architekturen der Aachener und Textilien der Dortmunder Schule fielen mir auf.
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Wie man sieht, enthält die Ausstellung einen aufgeschlossenen, schönen Bilderreichtum. Kein theoretisches Kunstprogramm drängt sich vor, das Deutliche, Wahre kann in vielerlei Gewand sich zeigen. Die Haltung gegen die Künstler ist also verständig, ja Ion«