Abendblatt und Erstes Morgenblatt der Frankfurier Zeitung
Nummer 789-730 Sette 3
DER SPORT
Weitere Lockerungen der Wohnungszwangsmirtschaft
Reisewetterdienst.
Wasserstand,
30 September früh
Kosth-Ünterp 294 - 6 cm
iNeckar ili7+ 8cm
Canb Koblenz Köln Hahrort Trier
• Mosel i
W aldshat Basel Kehl Maxau Mannheim Worms Mainz tih. Bingen
257— 5cm
24«- 4cm
246- 7cm 129-10cm
2^0— 4 cm
98— 1 cm
294— 6 cm 458— 2 cm 3 8- 4 cm
85— 6 cm
15- 5 cm
228- 5 cm
Tennisturnier kn Villa d'Este. Die Ergebnisse: Dameneinzel: Frl. Valerio—Frl. Sigart 8:6, 6:1; Damendoppel: Sigart-Valeriä gegen Dayson-Hemment 6:1, 6:2; Herrendoppel: Salm-Glasser gegen Hillyard-Kleinschroth 6:2, 6:2.
Und Mei GemeittdeKaßen ans geraubt.
Berlin, 30. Sept. (Wolff.) Nachdem gestern nachmittag der Ueberfall auf die Lichterfelder Zweigstelle der Teltower KreiS- fparkaffe ausgeführt war, wurden heute die Gemeindekaffen der
mit weniger als 20 000 Einwohnern eine Beschlagnahme nicht mehr erfolgen. Schließlich wird durch die Verordnung der Mieterschutz für Wohnungen aufgehoben, deren Jahres- miete in Berlin 2400 Mark und mehr beträgt, für die übrigen Orte der Sonderklasse 1900 Mark und mehr, für die Orte der Orts- klaffe A bis D 1400 Mark, 1000 Mark, 600 Mark und 400 Mark und mehr. Bei Untervermietungen usw. wird die bisherige Bestimmung beseitigt, daß die Erlaubnis des Vermieters, den Gebrauch des Wohnraums einem Dritten zu überlaffen, durch die Erlaubnis des Mieteinigungsamts ersetzt werden kann, wie es bisher der Fall war. Ferner wird bestimmt, daß aus Geschäftsräume die Vorschriften de? Wohnungsmangelgesetzes und des Reichsmietengesetzes keine Anwendung mehr finden. — Ob die Verordnung in der vorgeschlagenen Faffung in Kraft tritt, hängt von der Faffung der Bestimmungen über Wohnungsmangel und Mieterschutz ab, die durch die Reichsnotverordnung festgelegt werden.
Schweinfurt Würzburg Lohr Miltenoerg Asch allen bg. Gr.Steinheim Hanau
Aufwertung für Militza von Montenegro.
Rostock, im Sept. (Wolff.) Im Rechtsstreit der Prinzessin Marie zur Lippe, der ffkinzessin Militza von Monte- negro und der früheren Groß Herzogin Elisabeth von Mecklenburg-Strelitz gegen den Freistaat Mecklenburg-Strelitz wegen Aufwertung ihrer Abfindungen hat das Oberlandesgericht zu Rostock das Urteil verkündet, wonach der Freistaat Mecklenburg-Strelitz zu zahlen hat:
An die Prinzessin Marie zur Lippe 161300 Mark,
an die Prinzessin Militza von Montenegro 500 000 Mark.
Bezüglich der Großherzogin wurde der Schiedsspruch in Höhe von einer Million Mark mit 8 Prozent Zinsen seit dem 15. Juli 1925 für vollstreckbar erklärt.
G Berlin, im Sept. Dem preußischen Staatsrat ist eine siebente Verordnung über die Lockerung der Wohnungszwangswirtschaft zugegangen. Es sollen die bisherigen Gren- zen herabgesetzt werden. Auf Wohnungen mit einer Jahresfriedensmiete von 1800 Mark und mehr in Berlin und übrigen Orten der Sonderklasse sollen die Vorschriften des Wohnungsmangelgesetzes grundsätzlich keine Anwendung mehr finden. In den Orten der Ortsklasse A bis D wird der Mietsatz für die Befreiung herabgesetzt auf 1400 Mark, 1000 Mark 600 Mark und 400 Mark. Es wird in Zukunft zulässig sein, daß über Wohnungen in der genannten Methöhe ohne Ersatzgestellung verfügt wird. Ferner wird bestimmt daß bei Wohnungen in Berlin deren Jahresmiete 1200 bis 1800 Mark beträgt, eine Beschlagnahme nicht mehl stattfindet, in den ■ übrigen Orten der Sonderklaffe soll die. entsprechende Miethöhe 1000 bis 1800 Mark betragen, in den Orten der Ortsklasse A bis D 700 bis 1400 Mark, 500 bis 1000 Mark, 300 bis 600 Mark, 240 bis 400 Mark. Ferner soll in Gemeinden
Zwei Haftbefehle,
Berlin, 30. Sept. Der Vernehmungsrichter beim Amtsgericht Charlottenburg hat gemäß dem Antrag der Staatsanwaltschaft gegen den Grafen Helldorf, den obersten S.-A.-Führer in Berlin, und seinen Stabsführer E r n st Haftbefehle erlassen. Gegen beide schwebt, wie berichtet, im Zusammenhang mit den Krawallen am Kurfürstendamm ein Verfahren.
Daububerfaü auf eine Sparkasse.
* Berlin, 29. Sept. Zum zweiten Male innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit wurde auf die Filiale der Teltower Kreissparkasse in Lichterfelde-Ost ein Raubüberfall ausgeführt. Wie schon im Juli, überfielen heute nachmittag zwei junge Männer, die beiden im Schalterraum anwesenden Beamten, «sie waren wie Kunden in den Kaffenraum gekommen, hatten dann plötzlich die Tür hinter sich geschlossen und bedrohten mit erhobenen Revolvern den Kassierer und seinen Volontär. Die beiden Bedrohten versuchten, Hilfe herbeizuholen, darauf schossen die Eindringlinge, und der Volontär wurde getroffen. Einer der Räuber sprang über den Zahltisch und raffte das Geld, das er erreichen konnte, zusammen; es waren etwa 1400 Mark. Die beiden Räuber entkamen.
Krewer schlägt Sawall in Zürich.
Radrennen der Woche — „Weltmeisterschafts-Revanchen"
Italienischer Leichtathletiksieg in Bergamo.
Italien—Schweiz 94,5:63,5 P.
Der in Bergamo auSgetragene Leichtachletik-Länderkampf zwischen Italien und der Schweiz endete mit dem erwarteten Siege der Italiener. Die Leistungen lagen nur teilweise über dem internationalen Durchschnitt. Der Schweizer Riesen stellte im Hochsprung mit 1,85 Meter einen neuen Landesrekord auf.
Die Ergebniffe: 100 Mir.: Maregatti-Jtalien 10.6. — 200 Mir.: Toetti-Jtalien 21.8. — 400 Mir.: Tavernari-Jtalien 50.2. 800 Mtr. Dr. Martin-Schweiz 1:57.2. —1500 Mtr. Furia-J. 4:05. 5000 Mtr. Boero-Jtalien 15:35.2. — 110 Mtr. Hürden: Facelli- Italien 15.2. — 400-Mtr.-Hürden: De Negri-Jtalien 55.6. — 4 mal 100 Mtr.: 1. Italien 42.6; 2. Schweiz 44.8. — 4 mal 400 Mtr.: 1. Italien 3:23.5, 2. Schweiz 3:30.2. — Speerwerfen: Dominutti-Jtalien 59.75 Mtr. — Kugelstoßen: Dr. Zeli-Schweiz 13.86 Mtr. — Hammerwerfen: Poggioli-Jtalien 47.73 Mtr. — Diskuswerfen: Pighi-Jtalien 42.53 Mtr. — Hochsprung: Riesen- Schweiz 1.875 Mtr. (Rekord.) — Weitsprung: Maffei-Italien 7.09 Mtr. — Stabhochsprung: Maier-Schweiz 3.72 Mtr. — Gesamtergebnis: L Italien 94.5 P., 2. Schweiz 63.5 P. (v)
136 + 11 cm 125— 0 cm 158+ 1 cm 13*— 2 cm
64— 0 cm 31— 2 cm
304 ♦ 9 cm
Wetterberichte vom 30. Septbr,
Am Südrande des kräftigen isländischen Tiefdruckwirbels hat sich über England ein stärkerer Teil wirbel entwickelt, der ostwärts vordringt und dabei auch unsere Witterung beeinflussen wird. An seiner Rückseite steigt der Luftdruck wieder an, so daß bald wieder Besserung einsetzt, ohne daß diese jedoch zu voller Beständigkeit führt. Bei Zufuhr von ozeanischen Luftmassen werden die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sich wieder mehr ausgleichen. •
Vorhersage für Donnerstag: Zunächst wieder stärker bewölkt und zeitweise auch Regenfälle. Bei lebhafteren südwestlichen Winden ausgeglichenere und milde Temperaturen: späterhin Bewölkung wieder mehr wechselnd. — Aussichten für Freitag : Bei westlicher Luftzufuhr zwar zeitweise wieder aufheiternd, doch immer noch Neigung zu einzelnen Regenfällen, besonders nachte wieder etwas frischer.
Wetterbeobachtungen vom 30. Sept., 8 Uhr morgens. Frankfurt a. M.: Barom. 55.4, Wind N01, Witterung Nebel, Temp. 4.
-pflichtmäßigen Schulbesuch durchführte. Staatsstipmdien stan-I den immer zur Verfügung, für den Begabten sind Mittelschulen, Universität und sogar zwei Abschlußsemester in England unentgeltlich.
Alle Premiers, die nach dem deutschstämmigen Joseph Vogel und nack 1900 hier eine Regierung führten, werden
------- 57+ 6cm
Biedesheim
Feist deutscher Segelmeister.
Das für eine segelsportliche Veranstaltung ganz ungewöhnliche Interesse, mit dem das Publikum die Veranstaltung der zweiten Deutschen Segelmeisterschaft auf dem Müggelsee verfolgte, zeigt deutlich, wie notwendig eine derartige, in der ersten Zeit hart umstrittene Veranstaltung auch im Interesse der Werbung für den Segelsport ist. Die vollständige . Harmonie und der vorbildliche sportliche Geist, der alle Bewerber um die Meisterschaft beherrschte, machte die Regatta im Verein mit dem vorzüglich geeignten Wetter zu einem Erfolg in jeder Beziehung.
Von den 5 5 Bewerbern, die fast vollzählig zu den Vorregatten erschienen waren, kam entsprechend der Ausschreibung nur ein Drittel in die Endwettfahrt. Rach der Punktwertung für die drei Ausscheidungsregatten mußte Feist (Jngeborg) mit 54 Punkten als Favorit gelten, ferner .Havelschwalbe" (Blankenfeld) mit 46 Punkten, .Trumpf" (Schröder) mit 43, .Windsbraut" (Witt) mit 42, .Loar" (Gaedtke) mit 35 Punkten, „Boe" mit 30, .Dixi" (Magdeburg) mit 28, „Windspiel" mit 26 Punkten. Die Entscheidung war offen bis zuletzt, und wie harte Kämpfe geliefert wurden, mag man daraus ersehen, daß bei allen Wettfahrten aus der langen Strecke zwischen dem ersten und dem letzten Boot immer nur eine Zeitdifferenz von 15 bis 20 Minuten lag. Daraus geht am deutlichsten hervor, wie gleichwertig an Bootßmaterial und seglerischem Können die Bewerber waren. Mit Feist ist aus der zweiten deutschen Segelmeisierschaft verdientermaßen der beste Segler als Meister hervorgegangen. Die Veranstalter aber dürfen sich zu dem unbestrittenen Erfolg der vorbildlich abgewickelten Wettfahrten gratulieren.
von der Persönlichkeit John S e d d o n s überragt: die Jahre zwischen 1893 und 1906 sind Marksteine einer beispiellos fortschrittlichen Sozialgesetzgebung, und wenn selbst in Neuseeland von heute mit seiner steigenden Arbeitslosigkeit alle kommunistischen Wühlversuche ohne Wirkung auf die Arbeiterschaft bleiben, so ist ihre durchaus gemäßigte Haltung nicht allein mit dem „angelsächsischen Temperament" erklärt, sondern viel mehr mit 'Scddons weitschauender und fruchtbarer Sozialgesetzgebung. Arbeitsschiedsgerichte wurden eingeführt, die Altersund Jnvaliditätsfürsorge geschaffen, ein Gesetz über Arbeiterwohnungen, eines zur Gewährung von Regierungskrediten für Einfamilienhäuser wurde erlassen und di« ersten Maternity Homes errichtet, die allen Schwangeren, ob reich oder arm, gleicherweise offenstehen. Auf nichts ist der Neuseeländer heute stolzer, als daß sein Land die g e r i n g st e Kinder st er b- lichkeitderWelt aufweist. Der Schutz des Staates über seine Jugendlichen erstreckt sich (praktisch und nicht nur theoretisch) von der Geburt bis zum siebzehnten Lebensjahr: kostenlose, staatlich geschulte Pflegerinnen für Mutter und Kind, ärztliche Ueberwachung der Heranwachsenden; bei unerfreulichen häuslichen Verhältnissen Unterbringung in einer anderen Familie oder einem Pflegeheim (nicht Erziehungsanstalt) ; Jugendgerichte, die nur in den seltensten Fällen aufGe- fängnis erkennen und die „Sünder" unter Aufsicht von besonders geschulten Beamten geben, die den Eltern assistieren. Die Erfahrung lehrte, daß diese Art „Strafvollzug" weniger schädigend ist als selbst die kürzeste Gefängniszeit, aus der die Jungens physisch verdorben (contaminated) und schlimmer als vorher wieder auftauchen.
Wirklich, ein Land der sozialen Wunder, in dem es keine scharfe Trennung zwischen Besitzendem und Nichtbesitzendem gibt, das nur einen kleinen Schönheitsfehler aufweist, nämlich das whipping, die gesetzliche P rüg e l stra f e, die mit dem englischen Recht über die Meere gebracht wurde. Ihre Beseitigung wäre eine neue Aufgabe für die sehr aktive .Child Welfare"=Setoegtmg Neuseelands.
(Schluß folgt.)
Don den zahlreichen Steherrennen, die am vergangenen Sonn- tag ausgetragen wurden, war die interessanteste Veranstaltung das Rennen auf der Pariser Buffalo-Bahn um den Großen HerbftpceiS über 250 Kilometer. Der einzige deutsche Fahrer M ö ll e r-Hannover konnte sich nicht zur Geltung bringen. Im ersten Lauf belegt« er mit einem Abstand von 7 Metern hinter dem Sieger den dritten Platz zwischen Wambst und Graffin. Mit beträchtlichem Abstand gingen hinter ihm durchs Ziel: Constant, Linart und Paillord. Im zweiten Lauf fiel Möller durch Motordefekte so weit zurück, daß er mit 3500 Meter Abstand hinter dem Sieger Graffin durchs Ziel ging. Im Gesamtklaffement belegte er den fünften Platz, den Sieg errang Graffin vor Wambst und Constant.
Bei der Veranstaltung in Halle, auf der ein Steherrennen in vier Läufen über je 25 Kilometer ausgetragen wurde, ereignete sich im dritten Lauf ein schwerer Sturz, bei dem sich der Chemnitzer Schindler einen Schlüffelbeinbruch zuzog. Sehr gut hielt sich der Wiesbadener Schön, der einmal einen dritten, zweimal den zweiten und einmal den ersten Platz belegte. In der Gesamtwertung siegte er mit 4 Punkten vor dem Kölner Deberichs (5 P.). An dritter und vierter Stelle placierten sich die weniger bekannten Fahrer Neustadt und Horn (beide Halle).
In Aachen wu'de ein f »genannter Länderkampf über 4X25 Klm. ausgetragen. Deutschland wuroe vertreten durch die beiden Fahrer Wolke und C h r i st m a n n, das Ausland durch Leddh und Gooffens. Der Frankfurter Christmann fuhr sehr tapfer, bewies aber keine Ausdauer. Im ersten Lauf siegte er mit der besten Zeit des Tages von 2:17,6 Minuten. Im zweiten Lauf belegte er jedoch mit einem Abstand von 90 Metern den zweiten Platz hinter seinem Landsmann Wolke, der als Sieger die Zeit von 2:23 Min. benötigt hatte. Im dritten Lauf brachte tS der Frankfurter nur auf den dritten Platz. Vor ihm lagen der Sieger Gooffens (23:10 Mm.) und Wolke, der mit einem Abstand von 60 Metern hinter dem Sieger durchs Ziel ging Christmanns Abstand betrug 120 Mr. Den vierten Lauf gewann wieder Wolke, diesmal ganz überlegen. Leddy lag 460 Mtr. zurück, der Belgier Gooffens 1000 Mtr. und erst den vierten Platz belegte Christmann. Im Gesamt» ergebnirsiegteWolke mit 16 Pruchten. Die übrigen Teil- nehmer dieses Rennens errangen je 8 Punkte. In der Länderbewertung beträgt das Punktverhältnis 24:16 zu Gunsten Deutschlands, hauptsächlich ein Verdienst des zuverlässigen Fahrers Wolke.
In Zürich errang der Kölner Krewer in einem Steherrennen über 2X50 Kirn, einen schönen Sieg gegen den Welt- meister Sawall. Den ersten Lauf gewann er nur mit einem Vorsprung von 75 Mtr. Im zweiten Lauf, in dem er eine erheblich bessere Zeit erzielte (42:37,2 gegenüber 44:02,2) zeigte er jedoch mit einem Vorsprung von 940 Metern. Tas Gesamtergebnis: 1. Krewer 100 Klm. 2. Sawall 98,985 Klm., 3. Maronnier (Frankreich) 97,660 Klm., 4. Läuppi (Schweiz) 97,6 Klm., 5. Suter (Schweiz) 97,165 Klm.
Da? Hauptereignis der Züricher Veranstaltung war jedoch nicht dieses Steherrennen, sondern eine der zahllosen Wiedecholun. gen der Flieger-Weltmeisterschaft, die auch hier unter dem Namen „Revanche" durchgesührt wurde. Der Weltmeister Falk- Hansen, dessen Sieg in Kopenhagen mit Recht stark angefvch- ten wurde, und der auf ein Fehlurteil der Zielrichters zurückzu- führen war, spielte eine vollkommen untergeordnet e R 0 l l e. Er konnte nur den Schweizer Richli schlagen, während er in den übrigen Läufen von Kaufmann, Michard, Piani und Dinkelkamp geschlagen wurde. In der Gesamtwertung Placierte sich Kaufmann mit 6 Punkten an erster Stelle. Ihm folgten Michard, Richli, Piani und Dinkelkamp. Falk-Hansen kam mit 9 Punkten nur auf den letzten Platz.
Das Versagen der Weltmeisters dürfte wohl nut darauf zurückzuführen sein, daß er am Abend vorher in Genf gestartet war. Auch hier wurde eine „Weltmeisterschafts-Revanche" ausgetragen, aber nur zwischen den beiden Fahrern Falk-Hansen und Michard. Der Däne gewann diesen Laus mit dem Vorsprung von einer Länge. Das Hauptereignis dieser Veranstaltung bildete der GroßePreiS von Gens, bet in drei Läusen aus- getragen wurde. Im ersten Lauf wurde der Weltmeister nur Dritter hinter Kaufmann und Michard, den zweiten Lauf gewann er jedoch mit einet halben Radlänge und den dritten ganz überlegen, so daß er mit einem Punkt Vorsprung vor Michard und zwei Punkten Vorsprung vor Kaufmann in der Gefamtwetiuna den ersten Platz belegte.
Besondere Beachtung verdient daS Abschlußrennen auf bet Bochholter-Rennbahn Das Hauptereignis wat ein 75 Klm. Mannschaftsfahren, ba8 seht erbitterte Kämpfe brachte und von der Mannschaft Kilian-Pützfeld mit nur einem Punkt Vorsprung vor den bekannten Sechstage- Äennfahtern Rausch-Hürtgen gewonnen wurde. In einem Zeitfahren siegte Rausch vor seiner Partner Hürtgen.
Für den Sieg in einem 100 Klrn.-Einzelfahten im Brüsseler Wintervelodtam kamen nur Belgier in Frage. MaeS siegte in 2:15:50 Std. mit Runden-Votsprung vor Aerts und Ronsse. Der Oeftetteicher Bulla belegte nut den zehnten Platz; bet Deutsche Metze, bet für dieses Rennen gemeldet hatte, erfüllte seine Zusage nicht. Von diesem Dortmunder Straßenfahrer wird gemeldet, daß er sich in Zukunft als Dauerfahrer Betätigen will. Sein Trainingsguartier wird er natürlich in der Dortmunder Westfalen- Halle aufschlagen. Als Schrittmacher hat er Geppert verpflichtet. Am Sonntag gewann Metze die Dortmunder Straßenmeisterschast über 100 Klm in der Zeit von 3:09 Std.
In der Straßen Meisterschaft von Hannover, die auf der 150 Klm langen Strecke Hannover-Braunschweig und zurück ausgetragen wurde, siegte der Außenseiter Sauer» Hannover vor dem Favoriten Schumacher-Hannover. Dritter wurde Walter-Hannover. Die Zeiten: 4:25:40 Std., 4:26:37 Sbt., und 4:31:50 Std.
I Vorortgemeinden Schöneiche und Kleinschönebeck (Kreis | Niederbarnim) von Berliner Geldschrankdieben heimgesucht. Es gelang den Verbrechern in beiden Füllen, die Geldschränke mit einem Gebläse aufzuschneiden. In Schöneiche raubten sie 500, in Kleinschönebeck 1000 Mark. Wahrscheinlich haben sie in Anbetracht der bevorstehenden Gehalts- und Nentenzahlungen in den Behältnissen größere Beträge vermutet. Die Täter sind entkommen.
Außenminister Wang tritt zurück.
Schanghai, 30. Sept. (Wolff.) Außenminister Wang, der dieser Tage bei einem politischen Anschlag von Studenten schwer verwundet wurde, hat seinen Rücktritt erklärt. Zu seinem Nachfolger wurde der bisherige chinesische Gesandte Alfred S z e ernannt.
Don: 1. Oktober 1931
besser als der des europäischen Arbeitnehmers. Es ist selbstverständlich, daß er sein Einfamilienhaus hat; sog. Elendsquartiere sind nur vom Hörensagen bekannt. Selbst in den vier größten Städten — Auckland, Wellington, Christchurch, Dunedin — gibt es feine einzige Mietskaserne, geschweige eine Maffensiedlung. Jeder Arbeitnehmer hat durch die 44- Stundenwoche sein volles Wochenende, und der Füufuhr-Laden- und Büroschluß (Samstags 12 Uhr) läßt auch den Werktag nicht allzu hart erscheinen. Für das Alter braucht nicht gebangt zu werden: von 65 ab erhält jeder Neuseeländer (Frauen von 60 ab), sofern er vermögenslos ist und fein Jahreseinkommen 1040 Mark nicht übersteigt, eine Staatsrente in Höhe von 030 Mark jährlich, sowohl für sich wie seine Frau. Eine Wi; je mit einem Kind kann 20 Mark wöchentlich beanspruche; zuzüglich 10 Mark für jedes weitere Kind bis zu einer Höchstzahl von sieben.
Die Steuerbelastung ist gering: von je 20 Mark sind 56 Pfg. an Steuern zu zahlen, wenn der Jahresverdienst 5000 Mark übersteigt. Ist er mehr als 6000 Mark, so erhöhen sich die 56 Pfg. um einen achtzigstel Pfennig! Wann immer ich hier mit Leuten über die deutschen Steuerbürden sprach, wenn ich ausrechnete, was von 100 Mark Wochenlohn nach allen Abzügen noch übrig bleibt, so sagte man zwar nicht „Mann, Sie schwindeln", schüttelte aber ungläubig den Kopf. Und wenn ich dann hinzufügtx, daß 100 Mark nur der einfachen Rechnung halber zugrunde gelegt seien; gelernte Arbeiter bei uns Wochenlöhne bis herunter zu 40 Mark beziehen, so konnte man das einfach nicht verstehen, da der M i n d e st - lohn für einen ungelernten Fabrikarbeiter 80.50 Mark beträgt.
Ist Neuseeland also wirklich das „Landdersozialen Wunder", als das es von Nationalökonomen so oft bezeichnet wurde; und kennt man in diesem Dominion im Südpazifik (das an Ausdehnung Großbritannien übertrifft) tatsächlich nicht die Kluft zwischen reich und arm? Unbestrittene Tatsache ist, daß bereits Mitte der sechziger Jahre eine Reihe Arbeiterschutzmaßnahmen erlassen wurden und 1878 ein Gewerkschaftsgesetz, also zu einer Zeit, als man in Europa teilweise noch keine Gewerkschaften kannte, zum mindesten sie aber bekämpfte, wo immer sie im Entstehen waren. Das „One man one vote"= Wahlsystem kam 1889 in Kraft und vier Jahre später das Frauenwahlrecht, während fast ein Vierteljahrhundert früher ein Schulgesetz geschaffen wurde, das einen freien, weltlichen,
Ort
Temperatur
(empera- turverlauf
Witterung
Ort
Temperatur
lempera- turveflaui
Witterung
Annaberg ......
4
kßht
Schaue
Freudmtadt....
2
kühl.Nacht
wolkig
Baden-Baden ..
5
kalt
wolkig
Germisch-Partenk
4
kalt
Besserung
Bad Dürkheim ..
2
kühl
Konstanz, Bodens.
7
norme.
wolkki
Bao Ems......
6
Nebel
uoerstdort..
- 1
KÜfo
Bf-sswung
Bad Reinerz....
1
wolkh
Ostseebad Cranz
10
Schauer
Berchtesgaden ..
1
■■
Besserung
Tegernsee......
3
kühl
Besserung
Renommiergäste, wertvoll, weil sie den Schein der Anständigkeit des Hauses erhalten helfen. Sie sind die Anstandsdamen.
*
Sie ljaben hier irgendwie erfahren, daß ich Arzt bin. Gestern nacht hat Herr L. mich rufen lassen: er ist krank, hat Nierenschmerzen. Wir reden von der Ackerstraße in Berlin. Da ist er geboren, der Vater hatte ein Schuhgeschäft. Dummheiten hat er gemacht, sagt et, und er wäre immer zu gut gewesen. An seinem Bett hängen rechts die Bilder der Familie, eine ehrbar aussehende Frau, drei Kinder, und links die Bilder seiner Mädchen. Er hat drei laufen. „Was wollen Sie trinken? Ich habe guten Ein und guten Whisky, kanadische Ware, da brauchen Sie keine Angst zu haben. Wenn Ihnen mal was passiert mit Ihrem Wagen und Sie Überfahren jemand, bann kommen Sie nur zu mir, ich bringe die Sache in Ordnung. Ich bringe alle Sachen in Ordnung hier im Bezirk, ich bin der Wahlvorsteher. Und wenn Sie mal ein Mädchen wollen, ein wirklich gutes Mädchen, bann sagen Sie es mir. Wir haben hier ein feines Haus. Manchmal möchte ich ja auch anders leben, aber das geht ja nicht. Ich bin auch sehr geachtet hier, die Leute im Bezirk ziehen den Hut, wenn sie mich sehen. Sehen Sie, ich bin hier feit zwanzig Jahren, und glauben Sie mir: alles ist Bestechung in dieser Stadt. Die Polizei kann uns nichts wollen; ich kontrolliere hier die Stimmen im Bezirk." Er weiß, daß ich weiß, aber trotzdem spricht er versteckt und in Andeutungen. Wie alle wirklichen Verbrecher hat er große Sehnsucht nach der bürgerlichen Welt. Er fiebert, und seine Stirn ist schweißbedeckt. Ich habe ihm ein Heizkissen unter den Rücken gelegt und habe ihm verboten zu trinken. Die Berührung seines Körpers ist mir ekelhaft. Er ist ein Mensch wie eine Schlange. Man hat mir gesagt, daß L. mehrere Morde auf dem Gewissen hat.
♦
Mein schönes Mädchen von der Bar ist seit heute verschwunden. Bor einigen Tagen sagte es mit, es wäre etwas nicht in Ordnung mit ihren Augen, das eine würde größer als das andere. Ich sagte Nichts, aber am andern Tage fragte ich sie, ob sie mal was gehabt hätte mit ihrem Blut. Sie sah mich fest an und sagte: „Ja. Ganz früher."
„Du solltest mal zum Arzt gehen."
,^Jch habe kein Geld."
Zwei Tage später zeigt sie mir einen Mantel, den sie sich gekauft hat; et steht ihr gut, fünfundzwanzig Dollar hat er gekostet.
Am Tag danach war sie verschwunden. Ich fragte L. Er zuckte die Achsel. „Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie wissen doch, die Mädchen wechseln oft ihre Stellung."
Ich wußte, sie wat im Krankenhaus: „-Sil", Abkürzung für Syphilis.
*
Das Titanc-Hotel ist eins der Berrufenften Häuser von Chicago. Hier wohnen die Gangster und Zuhälter, die den Bezirk
North-Clark-Street beherrschen. Die Mädchen wohnen im Hotel, arbeiten aber auf der Straße. Das Gesetz verbietet ihnen, Männer anzureden. Jeder der Zuhälter, die hier wohnen, hat mindestens zwei Mädchen, manche bis zu sechs. Die Mädchen eines Zuhälters nennen sich untereinander „Schwägerin".
Ich habe in diesem Hotel vier Wochen lang gewohnt. Bin gut Freund geworden mit den Menschen hier; sie sind nicht seht verschieden von andern Menschen, sie sind nicht schlecht. Prostitution und Zuhältertum erscheinen mir wie Krankheiten, deren Ursachen wir noch nicht kennen. Diese Männer und Frauen sind rein körperlich von einem ganz bestimmten Typ.
Ich habe mich wohlgefühlt in diesem Haus, und trotzdem atmete ich auf, als ich es verließ. Die unablässige Spannung von dem ganzen Haus und die Hysterie der Frauen, die der grausige Beruf erzeugt, waten oft mehr, als ich ertragen konnte.
(Wird fortgesetzt.)
„Mckkehr."
Berit«, 26. Sept.
Das Herz auf die Verstandesuht eingestellt, ein wenig Flirt, ein erstaunliches Ausmaß an ehelicher Untreue, ich wiederhole: das Herz derartig auf die Verstandesuhr eingestellt, daß eine gesprächsweise Ueberlegung dem Charakter Haltung, der Kümmernis Stillung bringen kann: - bas .ist Donald Ogden Stewards breiaftlge Komödie „R ückkehr" die mit sanftem Erfolg über die Bühne der Komödie geht. Keine sonderlich erheiternde, eher eine besinnliche Angelegenheit; keine dramatisch erfaßte Situation, eher ein Roman-Geplänkel.
Eine Gesellschafts-Limonade, aber mit einem Schuß menschlicher Güte.
Die wird auf der Bühne zu eignet Kraft. Käthe Dorsch: blond liegt das Haar um das schmale Gesicht, die Züge um den Mund vermögen verräterisch zu zucken. Das Schicksal liegt in den weitossenen Äugen. Die erzählen von den Nöten eines wohl- habenden Mädchens, das nicht mehr ganz jung ist und von allen Seiten gedrängt wird, endlich zu heiraten. An Kurmachem hat es ihr nicht gefehlt. Sie sucht die Liebe. Ob sie sie gefunden hat? Sie heiratet und wird von ihrem Mann hintergangen. Nun liegt es wie Schleier über ihrem Seelenleben, und durch die Schleier leuchten wegweisend die Augen. Sie sucht die Liebe. Und immer wieder denkt man: es ist so furchtbar schwer für sie, die Liebe zu finden, weil sie selber die Liebe ist. Paul Hörbiger: hier der Vater dieser Tochter. In einer unglücklichen, längst geschiedenen Ehe ist er, so scheint es, zu dem geworden, als der er sich jetzt bewährt: ein seelisch unendlich Zarter. Er ahnt dar Leid, das seine Lieben befallen wird, schon ehe es da ist. Er versucht, sie darüber hinwegzutäuschen. Er ist der in schwerer Stunde un- getufen Gegenwärtige. Seine Hände sind sanft, fein Wort ist so verhalten, daß es sich kaum zu einem Rat hervotwagi. Der wird dann doch gestammelt. Und ist der Rat, den Leid an Leid weiter- gibt, bet Rat, stillzuhalten und sich selber treu zu bleiben,
- -• - E.tL
Aus den Jettschristen.
ii.
„Die Literatur“ bringt ein Bekenntnis zu Gott von Ernst Wiechert. J. Reike bespricht den neuen Lindsey, Lissauer Zechs Tier-Gedichte, H. Günther würdigt das Schaffen von H. E. Jacob, Aram schreibt über „Der Weltenraum und sein Rätsel“, C. D. Carls über französische Dramatik. Ferner Beiträge von Th. Heuß, A. Kahanc, 0. Levy. Wichtige Uebereichten. Im Septemberheft Arbeiten von K. Martens (über Thieß und die Jugend), H. Fallada (über Hemingoay), C. v. Scholz (Rechtsfälle), E. Sander. M. Brussot. Sehr besinnlich und anregend die Bemerkungen in der „Zeitlupe“.
Die Internationale Vereinigung revolutionärer Schriftsteller hat eich ein in 4 Sprachen erscheinendes Zentral-Organ geschaffen: „Literatur der W e 11 r e v o lu ti on“ (Staatsverlag Moskau), das natürlich kräftig vorgeht. Es ist nicht nötig, sein Programm zu skizzieren, das „Kampffeuer“ zielt „auf die Illusionen und Vorurteile der demokratischen und sozialdemokratischen Ideologie und auf die Vorurteile des Pazifismus“. Die neue Zeitschrift bringt Geschichten, Gedichte, Berichte, Chroniken aus allen Ländern; selbstverständlich sind sie unter e i n Ziel gestellt. Mitarbeiter: Owalow, Sargidschan, Couturier, E. F. Kisch, Stefan Zweig, Lunatscharski, Arnold! usw.
In „Philosophie und Leben“ verwicht Rudolf Leinen unter Zugrundelegung von Maeterlincks ,Leben der Termiten'1 den Nachweis, daß sich kommunistische Einrichtungen zwar bei fortschreitende! Entwicklung durchsetzen, daß" aber der Kommunismus niemals eine allgemeine und selbstverständliche Lebensform der Menschheit werde. Sehr aufschlußreich in diesem Heft die Aussprachen über das Freiheitsproblem, Kultur und Massen, Gewissens- Chaos u. a.
Der „Literarische Bandweiser“, kritische Monatsschrift für katholische Kreise, stellt unter der Ungunst der Zeiten sein Erscheinen ein. Die Zeitschrift stand im 67. Jahrgang. Sie verkümmerte an der Trägheit. Der Herausgeber Keckeis widmet ihr einen Nachruf und bittet die Leser, den „Graf' und die „Bücherwelt“ zu halten. Zweifellos: die Katholiken verlieren am „Handweiser“ einen ernsten und gründlichen Führer, der freilich niemals mit der Herde lief.
„Stimmen der Zeit.“ Unter dem Titel „Das neue Gesicht unserer Kirchenmusik“ veröffentlicht Johannes1 Hatzfeld einen Artikel, der weitverbreitete Mißverständnisse ausräumen dürfte. .Wir lesen da u. a.: „Es handelt sich in dem Neuen nicht um eine Bewegung, die das Alte beiseite schieben will, weil sie seiner überdrüssig geworden ist oder Platz für sich selber schaffen will, nein, das Neue ist aus Innerem Müssen heraus einfach da, weil das neue Lebensgefühl da ist, ein Lebensgefühl, das auch mit den Gestaltungen einer näheren Vergangenheit, soweit sie Vorläufer oder auch nur Vorfühler seiner selber waren, ganz gute Freundschaft halten kann, ohne doch jenen Weg weiter gehen, jene Formen weiter brauchen und pflegen zu können, Dennoch, wo nichts weiter geschehen ist, als daß man „die Mittel der Zeit“, ohne sie taufen zu können (ich muß immer wieder diesen Ausdruck gebrauchen, weil ich keinen treffenderen finde), in das Heiligtum herübernahm (der gute Wille wird auch da beileibe nicht angetastet), da fühlte man die Unmöglichkeit des Jasagenkönnens zuweilen körperlich-schmerzlich.“ Aus dem weiteren Inhalt: Zur Ethik der politischen Koalition (Fr. X. Köther); Barocke Mystik bei Angelus Silesius (K. Eichstätter); Die dunklen kosmischen Nebelwolken (D. Wettenberg); Thomas von Aquin deutsch (E. Przywara); Selbstzensur der amerikanischen Filmindustrie (J. Overmans).
„Der Kunstwart“ widmet dem Gedächtnis Wilhelm Raabes eine gehaltvolle Würdigung von Hans Böhm, der in diesem Heft auch seine Betrachtungen neuer Lyrik fortsetzt. Walther Unus
schreibt über Schinkel. Ein Aufsatz von Paul Jostock „Entprole- tarisierung“ und Herrigels „Psychologie der Krise“ bezeugen, daß der „Kunstwart“ gegenwärtig sein will. Dazu auch: „Die Deutsche Bau-Ausstellung“ u. a. Proben des Schriftstellers Anker Larsen. Buch- und Film-Besprechungen.
Flämische Kunsttage in Aachen.
Ihrer kraftvoll sich äußernden Geistigkeit und volklichen Beziehungen zum Nachbarvolk bewußt, haben die Flamen in Aachen (zum ersten Male in dieser Art im Ausland übrigens) Kunsttage veranstaltet, die aus allen Schaffensgebieten des Geistes das Wesentliche bieten. Höhepunkt war die Aufführung von von R. R. H rave r s o n s Volks- und Zeitstück „Ulenspiegel“ durch „National Vlaamsch Toneei“. Mit den Mitteln der Stilbühne arbeiten diese Schauspieler volkhaft derb, dabei kräftig humorig, spitzfindig, pathetisch und ekstatisch in seltsamem Gegensatz, über das Motiv „Abfall der Niederlande“. Ihr Tyll ist der auch heute noch lebende, sarkastisch-lustige, vor allem nach Freiheit bebende Geist des Volks. Von den flämischen Dichtern hörte man an einem besonderen Abend Emst Claee und Felix Timmermans. D.
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Mit der Ausstellung im Suermondtmuseum wird dem Ausland zum ersten Mal ein Ueberblick über das künstlerische Schaffen des gerade in dieser Zeit zu starkem Selbstbewußtsein gelangten jungen Flamentums geboten. Während die kiasrische Kunst der Flamen zum eisernen Bestand der Bildung gehört, kannte man von den Neueren wohl nur Leys aus dem Kreis der Romantiker, de Braekeleer von den „Realisten“ und von den Neueren James Ensor und Frans Masereel. Wie Dr. Muis (vom Antwerpener Museum) gelegentlich der Eröffnungsfeier betonte, wehren sich die Flamen gegen die neutrale Bezeichnung des offiziellen Belgien „belgische Kunst*. Die gäbe es nicht. Höchstens eine stark überwiegende flämische und nebenhergehend eine in letzter Zeit, zurüekgehende wallonische. Was nun die zweiundzwanzig Künstler an Werken der Malerei, Plastik und Graphik zeigen, beweist, daß der Zusammenhang mit den Kunstatrömungen West- und Mitteleuropas unverkennbar ist Alle Ismen sind vertreten. Doch ist ein gewisser Gegensatz zum wallonisch-französischen Geistigen in die Augen fallend. Er wird deutlich durch das wuchtige Hervortreten des flämischen, d. i. eines äußerst schwerblütigen, grübelnden, zum Visionären und oft Finsteren neigenden Temperaments. Man sieht, um einzelne zu nennen, ein paar gute Ensorgs; die Holzschnittreihe „De Legende van Thyl Uylenspiegel“, des Frans Masereel, den als Hauptvertreter von den Flamen bezeichneten Rik Wouters (1882—1916), vo" den Nachexpressionisten Tygat, Servaes und M a 1 f a i t. Die angegebenen Preise erregen ob ihrer Höhe Verwunderung. In der heutigen Zeit wird man wohl kaum für einen noch so guten „Pontius Pilatus“ des Jakob Smits hunderttausend Franken zahlen. Auch die übrigen verlangen z. T. Preise, die sich zwischen zwanzig- und dreißigtausend Franken bewegen. Eine für die letzte Zeit häufiger zu beobachtende Erscheinung: Reklame- und Katalogpreise, die sich bei evtl, Kauf nachher um 75 Prozent vermindern. Die ohnehin geringe Kauflust kann dadurch unmöglich angeregt werden.
F. H.
Von den Universitäten.
Berufung: Der ao. Professor für theoretische Physik an der Tübinger Universität Dr. A. Lande ist auf sein Ansuchen aus dem württembergischen Staatsdienst entlassen worden; ihm wurde bereits 1960 ein Lehrstuhl für theoretische Physik an der Staatsuniversität Columbus in den Vereinigten Staaten von Nordamerika angeboten.
Geburtstag: Der Ordinarius für Nationalökonomie an der Universität Leipzig, Profi Dr. jur. Dr. phil. K. Wiedenfeld, begeht am 30. September seinen 60. Geburtstag.