Freitag, ! Juni 1934

SO Pfg

78» Jahrgang

Ur. 272

Zmeimalige Ansgalre

F ernspr edi - Sammel - Nr.: Ortsruf 20202. Fernruf 20301 Telegramme: Zeitung Frankfurtmain Postschedä: Frankfurt-M 4430

Trr Verlag derFrankfurter Zeitung".

® Warschau, Ende Mai.

s.- s. j s. r ...... ^iqiuuixs yui lyn uuii jajuil ly.'.J einmal eni-

~.bcr|t Beck die Situation, die durch die französischen Wer-, wickelt, und auch der frühere polnische Außenminister Zalesli

J. H.

Stiftungen 4. höhere Gewalt oder Anastang berechtigen nicht au Ersatzansprüchen

Operation, einen Blutsturz hcrbeizusührcn und das Körpergleich- gewicht zu vernichten.

Ein Organismus, in dem ein so ungewöhnlich feiner Sinn wie der der Statik bis in die Vegetation der Augen hochgezüchtet ist und wie eine Mimose die zauberhaftesten Leistungen hcrvor- bringt, ist keinem gewaltsamen, äußeren Eingriff gewachsen wie der einer phlegmatischen Natur.

Wie ein Nachtwandler, der im Traum über die höchsten Dächer geht, wurde der Körper Rastellis durch diese Operation angerufen und stürzte in den Tod. Es gibt Pflanzen, die so zart sind, das; sie nur von einem Instrument berührt wcrven dürfen, um zu sterben.

Und so verließ denn ein Herr den Ball, um für immer zu einem Ball zu gehen, der nur die größten und verliebtesten Tänzer so früh und uns alle überraschend zu sich rüst.

Paris, 31. Mai. (Europaprcß.) In dem Büro bet Union Bancaire Continentale, dem von dem englischen Obersten Norris begründeten Finanzinstitut, wurde am Mittwoch auf Anord­nung des Untersuchungsrichters eine Haussuchung vorgenommen. Da­bei wurde das persönliche Konto des gegenwärtig in Loudon «eilen­den Obersten Nortis gerichtlich gesperrt. Auch in der Wohnung des Obersten fand eine Haussuchung statt.

In der nächsten Mitgliederversammlung des Völkerbundes, die ain 10. September in Genf Zusammentritt, wird der Antrag Polens zur Verhandlung kommen, der die Ersetzung der bisherigen völkerrechtlichen Mindcrheitsschuhverpflich- tungen einer Anzahl von osteuropäischen Staaten durch eine für alle Mitgliedsländer des Bundes gleichmäßig verbind­liche Konvention fordert. Schon in den nichtoffiziellcn Be­sprechungen, die in dieser Woche während der Sitzung des Hauptausschusscs der Abrüstungskonferenz in Genf stattfindcn wird dieser polnische Vorstoß sicherlich eingehend erörtert werden. Tic westeuropäische $ reffe unter der Führung der Times" hat ihn in enge Verbindung mit den Bemühungen gebracht, die auch die Sowjet-Union endgültig in die Organi­sation der Liga der Nationen hineinzichen wollen. Tie For­derung der Pilsudski-Regierung erscheint dadurch gewisser­maßen als eine polnische Bedingung für die Aufnahme des Rätereichs in den Genfer Rat. Von Warschau aus ist dieser Zusammenhang nicht konstruiert worden. Das soll nicht heißen, daß ein so gewandter Taktiker wie der Außenminister

bin ich?

War's Traum mir, vag ich sank?

Agathe inFreischütz".

Wo bin ich? Es ist tiefe Nacht. War das nicht Agaihe, die eben noch so hoch und schon ihre Arie sang? Offenbar kam ich soeben aus dcr^Opcr, und da klingt so manches nach. Aber es gibt doch kein Opernhaus in diesem kleinen Irgendwo am See zwischeii^ den Rebbergen, Und ich liege im Bett. Ein furchtbarer Schmerz bohrt sich mir in die rechte Weiche, da etwa, wo der Blinddarm sitzt. Za, gerade da. Traf Kaspars Kugel doch? Warum aber gerade in den Blinddarm? Zweifel­los, ich bin verwundet.

AverrddlaN

Erke« MorgeuNatL

Die Entscheidung, die unseren Lesern durch diese Mittei­lung unseres Verlages bekanntgegeben wird, greift tief in die Geschichte unseres Blattes ein. Während dreier Generationen war die .Frankfurter Zeitung" der Besitz und der Stolz der Familie ihres Gründers. Als wir vor drei Jahren die Feier des 75jährigen Geburtstages unserer Zeitung begingen, war dies zugleich her Ehrentag einer Familie. Die Tochter des Gründers, Frau Therese Simon-Sonnemann, gehörte wie ihr Sohn Kurt dem Aufsichtsrat an und nahm stets regsten Anteil. Dr. Heinrich Simon verband das Amt eines Geschäftsführers mit der Funktion eines Vorsitzenden her Redaktionskonferenz. Alles, was unsere Zeitung in den vergangenen Dezennien an Glück und Mißgeschick erlebte, hat Heinrich Simon stärker er­lebt als jeder andere aus unserem Kreise; denn auf ihm lastete zugleich die Sorge der geschäftlichen Leitung, die ihm und lange Jahre auch seinem Bruder Kurt anvertraut war. Die verlegerischen Erfolge der Zeitung konnten nur durch Hoch- haltung her Qualität erzielt werden. Das bedingte und be­dingt einen kostspieligen Apparat. Die wirtschaftliche Krise der letzten Jahre, die sich auch bei unserem Unternehmen fühlbar machen mußte, verlangte Opfer. Die Gründerfamilie brachte sie, zunächst allein, jpäter durch die Hilfe bewährter Partner- Freunde. Diese übernehmen heute den Verlag. Um den An­forderungen des Schriftleitergefetzes zu genügen, fetzten wir, wie unseren Lesern bekannt ist, schon zu Beginn des Jähns eine Hauptschriftleitung ein.

bringen um Moskau entstanden ist, nicht auch für die Durch­setzung dieses^Antrages ausnutzen wird. Aber auch wenn ber' Eintritt der Sowjet-Union in den Völkerbund nicht zustande käme, würde das polnische Verlangen nach der Verallgemeine­rung des bisherigen Mindcrheiten-Schutzrechtcs aufrecht er­halten werden. Es handelt sich hier nicht um ein nur taktisches Manöver, sondern um eine Forderung von grundsätzlicher Bedeutung.

Tas Schreiben des polnischen Delegierten Graf Raczhnski an den Generalsekretär des Völkerbundes, das formell die Einberufung einer internationalen S o n der-

Um die Minder Heits-Kchntzvrrträge

iMtits Antrag an den Völkerbund.

(Von unserem Korrespondenten.)

t o n f e r e n 8 für die Ausarbeitung der künftigen Kon­vention über den Schutz der Minderheiten vorschlägt, spricht sich nur ganz allgemein über den Inhalt einer solchen Ver­einbarung aus. Sie solltealle Mitgliedsstaaten des Völker­bundes gleichmäßig verpflichten" undallen Minoritäten her Rasse, der Sprache und der Religion" den gleichen zwischen­staatlichen schütz sichern. Der Gedanke wird nicht zum ersten­mal in Genf zur Diskussion gestellt. Der Vertreter eines kleineren Oststaatcs hat ihn dort schon 1925 einmal ent-

BEZCGSPKJEIS

fte sweimalige Ausgabe und Reichsausgabe (einmal täglich, vereinigt Abendblatt, I. und TL Morgenblatt) in Deutschland monatli h RH 6.. Preis einachliellich Postzeitungs­gebahr und zuzüglich Poetbestellgeld oder ertsüblich.Trigerlohn. Im Ausland nach dem Tarif der am Weltpostverein beteiligten Postanstalten. Unter Streifband Portozu. schlag. Einzelpreis: zweimalige Ausgabe t Abend- und Erstes Morgenblatt (vereinigt): $0 Pfennig. II. Morgenblatt 15 Pfennig. Mon­tag-Morgenblatt 20 Pfennig. Reicheausgabe |

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Sonderberichterstatter 8,)'

Im allgemeinen wird jedoch die Auffassung vertreten, baß die Rede Don- Barthou der Konferenz den Todesstoß versetzt hat. Wei.er gilt es für feststehend, daß sich der Abgrund zwischen der englischen und der französischen Auffassung so erweitert hat, daß Frankreich nunmehr alle Hossnungen auf eine englische Unterstützung aufgegeben hat und mit Rußland ein Bündnis abschließen wird.

Japan nimmt die Einladung m vorbereitenden Flottendesprechnngen an.

London, 30. Mai. (DNB.) Ter japanische Botschafter in London hat am Mittwoch nachmittag im Foreign Office mitgeteilt, daß Japan die Einladung zu Vorbesprechungen in der Flotten- frage auf dem gewöhnlichen diplomatischen Wege angenommen habe. Diese Unterredungen dürften sich jetzt mit Verfahrens­und technischen Fragen befassen und aller Wahrschein­lichkeit nach in London stattfindcn.

Eine Arabeske über Kastelli.

Wie ein großer Gaukler und Zauberer aller Zeit spannte er feinen Körper als blutrotes Seil über die Bühne, auf dem die Sonnenibälle stiegen und fielen, bis der Blitz aus dem heiteren Himmel der Götter dieses märchenhafte Seil zerriß und dieser Tänzer- der Sterne selber wie ein roter Ball sich im Raum verlor.

Den statischen Sinn trainierten Rastellis Vorfahren bereits, als sic sich als Seiltänzer und Schwebekünstler ausbildeten. Rastelli ging schon in der Jugend, nach einer Schulterverletzung, nicht mehr übers Seil. Ter statische Sinn für alle Muskeln, Sehnen uni) Crganc seines Körpers war durchgebildet und dominierte bereits m dem sonnenähnlichsten Organ des Körpers, den Augen. Tas toar bas Unerhörte, dieser Kopf mit den Knospen und Blüten der kugen war selbständig geworden und begann mit den kleinen konnenbällen zu spielen. Der Körper selbst war jetzt ein Seil aus 5tabl geworden, auf dem die Bälle tanzen konnten, im Gleich­gewicht gehalten durch die Augen. Und Bälle mußten es schon stin, das Beweglichste, was es nach dem Wasser -gibt.

Einen Menschen mit solch überlegenem statischen Sinn mußte hie Bewegung der Kugel aufs äußerste reizen. Rastelli war lei- ^nsehaftlich in das Kreisen verliebt, in das Kreisen vieler, kleiner gönnen. Schon sein Name war dafür ein Symbol: Raftellcn, die Gelungen des Sonnenkreises. Wäre es möglich gewesen, er hätte

den höchsten Traum aller Gaukler erfüllt, zu fliegen, die -chwere des Körpers völlig aufzuheben. Tenn was ist der Tanz, IQI Spiel mit dem Ball anders als der Versuch davonzufliegen, -a das nur mechanisch möglich war, machte er, der Individualist !l* Thnamiker, das Umgekehrte. Er wird selber der Mittelpunkt weggeschleuderten und um ihn rotierenden Sonnen, die er wie

ein Wunder lächelnder Ruhe immer wieder anzicht. Tie tanzten verzückt aus dem feinen stählernen Seil seines Kor- wie auf einem seidenen Haar und umgaben ihn schmeichelnd die Trabanten eines Gestirns. Bälle waren seine Lieblinge.

Kor dem Ausbruch des GrntestreiKs.

Maßnahmen der spanischen Regierung.

(Trahtmeldung unseres Korrespondenten.)

I' IV Madrid, 30. Mai. Die Gefahr eines allgemeinen Ernte- streiks weckt wachsende Besorgnis. Zwar erklärt der sozialistische Landarbcitcrverband, daß es ihm nicht etwa auf die Erzwingung höherer Löhne ankomme, sondern nur auf d i e Sicherung der bestehenden lohn- und a r b ei ts r e ch t.l.i ch e n Verpflichtungen, denen sich die Mehrzahl der Arbeitgeber bisher stets zu entziehen gewußt hätte. Inzwischen gehen die Vor­bereitungen des auf den 5. Juni angefehten Ausstandes in gllen Provinzen weiter. Da in vielen Gebieten, besonders im Sstden, die treibende Kraft der Bewegung bei den anarcho-syndika­listischen Organisationen liegt und diese kaum gewillt sind, sich in neue Unterhandlungen einzulassen, ist nicht abzusehen, wie die maßlos entfachte Erregung der Landarbeiter rechtzeitig wieder zur Ruhe gebracht werden soll.

Tie Regierung hat heute ein Dekret erlassen, in dem sie den E r n te streik für ungesetzlich erklärt und alle auf seine Herbeiführung gerichteten Kundgebungen und Versammlungen ver­bietet. Zeitungen oder Druckschriften unterliegen, soweit sie sich mit dem Streik befassen, der Vorzensur. Diese Vorschrift bezieht ich auch aus den Informationsdienst der spanischen Presse. Gleich­zeitig wird allen landwirtschaftlichen Arbeitgebern bei schwerer Strafe die Innehaltung der Tarifabkommen jur Pflicht gemacht. Die Provinzgouverneure sind angewiesen, die Anordnungen der Regierung ohne Ansehen der Person mit allen Mitteln unnach- 'ichtlich durchzuführen. Ein Minister erklärte, Gutsbesitzer und Arbeiter würden, wenn sie dem Dekret znividerhandelt-n, mit­einander in dieselbe Gefängniszelle gesperrt werden.

Kritisches Stadium in Genf.

Abrüstungsbebatte verschoben.

war nur cm Loch im Bewußtsein. In der Bauchhöhle wühlt etwas wie cm fressendes Tier unb bringt mich zur Vernunft. Das mit der Wolfsschlucht ist wohl doch Unsiun. Und die Kugel hat mir der Mediziner Otto mit manchem tapferer Cbnitt längst aus dem Darm herausgeholt. Das wäre vorbei, und ich will jetzt keine Oper. Will nicht in «inernfort die tm[he_ Jagd über den Tannen heulen hören. Will schlafen. Auslöschen das Licht. Ich greife rechts, treffe sogleich Den Schalter, drehe. Die Finsternis fällt über mich herein. Kein Mond. Keine Zeit.

Aber nach und nach bringen durch die Läden Morgen- lichter. Tie Vogel in den böhmischen Wäldern zwitschern fehr früh zu Gott empor. Sie singen sich die Augst weg vor der Nacht, als der rote Uhu schrie. Das ist ihr Teufel Jetzt piepsen sie munter ins Licht. Also wäre die Nacht vor­bei. Die Zunge ist trocken wie ein Stück rissiges Holz Ich bin wie em gefällter Baum. Mein Arm ist ein Ast. Aber ich strecke ihn aus. Ich läute am Tannzapfen, der über mir hängt. Ein Engel tritt ins Zimmer und gibt mir zu trinken. Er tiagt~ eine weiße Haube. Agathe wacht immer um meiner armen eeele willen. Sie braucht nur zu lächeln unb ^amict verschwindet im Waschtisch. Ja, sie gibt mir zu trinken. Sie öffnet die Läden.

Weitung aus der Wokfslchlucht

Von Bernhard Tiebold.

(Trahtmclbung unseres

P Gens, 31. Mai. Ter V o lk e r b u n d s r a t nimmt seit vor­mittags 10 Uhr Berichte über den Stand des Ehaco- konfliktes entgegen. Aber diese zweifellos wichtige Frage hatte heute stark an Interesse eingebübtz weil alle Welt innerlich mit der europäischen Lage beschäftigt ist. Herr Barthou hat sich vor­mittags nicht tm Völkerbundsgebäude sehen lassen, und Sir John Simon läßt fich, während er am Ratstisch das britische Interesse an der Ehaco-Angelcgenheit pflichtgemäß dokumentiert, zwischen­durch von seinen Sekretären Berichte und Telegramme reichen, von denen man ohne weiteres annehmen kann, daß in ihnen keines­wegs vom Gran Ehaco die Rede ist. Tie noch gestern spät abends bekanntgegebene Verschiebung der Fortsetzung der Abrüstungsdebatte auf Freitag, um dem vonmehreren Delegationen" geäußerten Wunsch entsprechende Zeit für eine Stellungnahme zur neugeschaffenen Lage zu geben, bringt auch äußerlich zum Ausdruck, daß die Konferenz in jenes, regelmäßig einmal in jeder Zession eintretende kritische Stadium eingetreten ist. Tie englisch^ Verstimmung, über deren Auswirkung man sich natürlich keine Illusionen machen sollte, wird in der Presse nicht auf französischer Seite ist man hier keineswegs einmütig mit Herrn Barthou einverstanden. Baron Aloisi hat die Andeutung machen lassen, daß für die italienische Delegation Ic.n Anlaß vorliege, neue Erklärungen abzugeben, nachdem Herr Mussolini seinen Standpunkt in der Abrüstungsfrage hinreichend und eindeutig dargelegt habe. Dagegen erwartet man, daß der polnische Außenminister Beck und der tschechoslowakische Außen­minister B e n e s ch morgen das Wort ergreifen werden, um einen Brückenschlag zu erleichtern. Vor allen Dingen geht die bestimmte Ankündigung um, daß Herr Litwinow seine Anrxgung auf Um­wandlung der Abrüstungskonferenz in einen permanenten Sicher- heitsausschuß nunmehr formell als. Antrag einbringen werde.

"3n den Laarverhandlungen sind, da von -französischer Seite noch keine klaren und verwertbaren Aeußerungen zu den Vermittlungssormulierungen von Baron Aloisi vorliegen, noch keine Fortschritte zu verzeichnen.

Englische Entrüstung «her hie Kehr KartHons.

London, 31. Mai. (Europapreß.) Die Genfer Rede des fran­zösischen Außenministers Barthou mit ihren Ausfällen gegen Sir John Simon und Englands Haltung in der Frage des Rüstungs­ausgleichs hat in der englischen Presse einen Sturm ber Entrüstung ausgelöst. Mit Ausnahme der ultrakonservativen Morning Poft", die wie immer den französischen Standpunkt vertritt, stellt sich die englische Presse einmütig hinter den eng­lischen Außenminister und seine Ausführungen und bezeichnet die Rede von Bvrthou als ein negatives und provozierendes Mach­werk, das auf die englische Delegation in Genf einen äußerst schlechten Eindruck gemacht habe.Sir John Simon", schreibt der Dailv Expreß",braucht sich keine Sorge über die Meinung feinet Landsleute zu machen. Die Wut der'Franzosen ist zugleich such der Maßstab für die Zustimmung ber englischen Oefsentlich- hit* Auch bieDaily Mail" billigt bie Ausführungen von Sir John Simon, fügt jeboch hinzu, baß man erkennen solle, baß die Abrüstungskonferenz erledigt fei. DerDaily Telegraph" sieht ebenfalls das Ende der Konferenz voraus unb betont, baß Frankreich, bas zwischen Deutschlands unkontrollierter unb kon­trollierter Aufrüstung zu wählen gehabt habe, nach englischer Aufsassung eine schlechte Wahl getroffen habe. Mit Bezug auf Barthous Vorwürfe gegen Englanb unb im Hinblick auf bie französischen Sicherheitsforderungen erinnert bas Blatt baran, daß bie englische Regierung bie französische ersucht hätte, ihre Garantie- forberungen eingehend darzulegen, unb baß Paris überhaupt nicht daraus geantwortet habe.

Auch ldieTimes" schreibt, baß bie Rede des Außenministers bon der gesamten englifdien Oeffenilichkcit gebilligt würde, daß ter Minister sich auf die uneingeschränkte Unterstützung des Landes verlassen 'könne, wenn er nun versuchen würde, seine Worte in bie 2.at umzuietzen. Das offiziöse Organ hält im Gegensatz zu den .ihrigen Blättern die Lage noch keineswegs für verzweifelt, , lonbern .glaubt, daß es gelingen müsse, Deutschland zu bewegen, nach Genf zurückzukehren unb bori eine sich auf bie deutsche Denk- fdjrift ovrn 16. April stützende Abrüstungskonoention abzuschließen.

ein Mensch, der sich im körperlichen und seelischen Gleichgewicht befindet, eine Ausnahnieerfcheinung, ein Wunder. Ja cs scheint säst, als dulde unsere furchtbare Zeit heute nicht einmal diese wenigen Lieblinge ber Götter, bie sie täglich zu Rekordleistungen herausfordert, bis sie vernichtet.sind. Hat diese Zeit nicht auch das entzückende Spiel Rastellis mit seinen goldenen und silbernen Bällen srühzeitig vernichtet? Aeußerlich ist die Erklärung für feinen frühen Tod leichter zu finden. Rastelli ist nach einer kleinen Zahnoperation einer Gehirnblutung zum Opfer gefallen. Ein Blut- sturz ins Gehirn. Ist das in der Tat nicht ein Absturz wie jeder andere?

Wenn ein Mensch in so unglaublicher Weise den statischen -lnn von den Füßen, die ja Hände sind, bis zum Kopf entwickelt, dessen Ober- und Unterkiefer ebenfalls wieder Hände sind, wenn dieser schließlich ganz im Kopfe ruht, wo et so saszinicrcnd in i den Augen zum Ausdruck kommt, dann genügt bie kleinste Zahn-

Tcr ArbeitsgemeinschaftFrankfurter Zeitung" hat Heinrich Simon 28 Jahre gedient. Das ist mehr als die Hälfte feines bisherigen Lebens. Tas großväterliche Erbe trat damals ein noch junger Mann an, der im Feuilleton das Handwerk der Journalistik erlernte. Ein Kamerad unter Kameraden. Der Beginn des Weltkrieges und das Ausscheiden Theodor Eurtis, der lange Jahre die Stellung eines Direktors öcrFrankfurter Zeitung" bekleidet hatte, erweiterten rasch den Arbeitskreis und die Kompetenzen des jungen Redakteurs und setzten ihn an die Spitze des Kollegiums. Ein primus inter pures, überragend nicht so sehr durch das Gewicht des Besitzes als durch das Umfassende seines Wissens und Könnens. Ter neue Typ eines Verleger-Redakteurs wuchs innerhalb einer Zeitung heran, die nicht als Geldmaschine, sondern als Institution, als Trägerin eines geistigen Gutes gedacht war: gefestigt durch Tradition, aufgeschlossen für die Gegenwart. Idee und Person schufen eine Gemeinschaft. Dies, vor allem andern, war die eigentliche Leistung Heinrich Simons für dieFrankfurter Zeitung". In welch hohem Grade dieser Verleger auch Journalist war, Anreger, Aufspürer, Gestalter, konnte dem Leser nur mangelhaft zum Bewußtsein kommen, allenfalls vor einigen Jahren, als unter dem TitelArbeit am Tage" eine Sammlung seiner wichtigsten Aufsätze erschien.

Tie innerste schöpferische Leistung des Verlegers war die ständig bewiesene Begabung, Menschen zu finden und zu fesseln. Er hat dafür gesorgt, daß die Tradition der Zeitung niemals abriß, weil er immer wieder Männer entdeckte, denen dieser Begriff als täglich neu zu losend« Aufgabe vor Augen stand. So überdauerte unsere Gemeinschaft alle vergangenen Stürme. Das gibt ihr zugleich die Kraft für die Zukunft, die vor uns liegt.' Die Jahre des gemeinsamen Ringens um neue Er­kenntnis im Kreuzfeuer zwischen Tradition und Gegen- wart bleiben uns als leuchtende Verpflichtung über den trüben Tag des Abschieds hinaus.

Es ist der Kern des Vermächtnisses, das Sonnemann der Zeitung hinterließ: geistige Gemeinschaft und redaktionelle Unabhängigkeit gegen jeden egoistischen Einfluß. Heinrich Simon hat dieses Vermächtnis getreulich verwaltet, cs bleibt uns auch künftig gesichert: auch unter den neuen Besttzver- hältnisfen kann und wird cs nur eine einzige Schranke unserer redaktionellen Unabhängigkeit geben, nämlich diejenige, die sich für di« gesamte Presse aus dem Schriftleitergesetz ergibt.

Die Schriftleitung derFrankfurter Zeitung", '

S3o bin iw?... Es ist dunkel um mich. Ich habe nicht getduafen, und erwache doch aus einer Dämmerung. Wie Agathe nach der Ohnmacht frage im: wo bin ich? Aber die ^.eufelskugel hat sie nicht durchbohrt. Denn der heilige Ere­mit stand neben ihr. Aber mich traf dafür die siebente in den L<ib. Ich greif« nach der Nachttischlamp« links hinüber Ich will hell machen und nach der Hör sehen. Links ist keine Lampe. Die Richtung stimmt nicht. Aha, ich liege in einem fremden Bett. In einem eisernen Spital-Bett. Im Asyl von irgendwo. Und man nennt mich hier: Herrn Sowieso

Wie komme ich nur hierher? Jetzt suche ich mit der rechten Hand nach rechts hinüber. Rur mit der Hand, ohne im ge­ringsten den Leib zu rnrrücken. Denn ber tut grausam weh unb hütet sich. Die Finger ertasten den eisernen Lampen- bogen, kalt wie ein Büchsenlauf; sie fassen den Schalter. Ich will ihn drehen. Beim dritten Versuch wird cs hell.

Nein, das sind nicht di« böhmischen Wälder. Samiel, der

böse Geist, ist-weg. Auch das mit dem Schuß ich hörte ihn deutlich kann nicht gut stimmen. Die siebente Geisterkugel traf mich nicht. Ich bin nicht Mar, der Jägerbursche; bin offenbar auch nicht Agathe, die Förstcrstochter. Aber immer­hin ... da liegt meine Taschenuhr auf dem moosigen Wald­boden. Ein Käfer läuft über das Zifferblatt. Ich verscheuche ihn. Vor mir an «der Wand steht eine Madonna im Walde. Lieblich ist sie und das Kind. Wie kommt sie in den tiefen 2^ald so spät? Ich sehe rasch, daß bie Uhr in meiner Hand halb brei Uhr morgens zeigt. Die Geistcrstunbe ist, Gott sei gelobt, vorüber. Ich bin auf bem Heimweg von ber Wolfsschlucht. Rechts unten am Leib wurde ich augeschossen vom schwarzen Jäger. Tolle Mitternacht war das. Toten- kopfc unb Ringelreihen zwischen Felsen. Jetzt schleppe ich mich, schwer auf meinen Gewehrlauf gestützt, zum Forsthaus. öd) höre mick ächzen. Ter Mond kommt plötzlich voll und leuchtend zwischen den Tamienkronen herauf, da drüben im Wald mit der Madonna. Auf dem runden Mond weifen die Zeiger die Zeit. Ja, es ist halb drei Uhr auf dem Mond Jetzt fällt er vom Himmel herab. Ich fühle bie Taschenuhr 'sicht mehr in meiner Hand. Ich sinke nut dem Mond. Ich fglle tief ins Schwarze. Aber über meinem Spital-Bett ist qm Seif; baran kann ich mich halten. Doch bie Arme erreichen ess nicht mehr... Ich sinke...

4-

Ich schlaf« nicht. Ich träume auch nicht, wie Schlafend« itäumcn. ,idj sehe geradeaus vor mir in den Mabonncnwalb ,/War's Traum nut, daß ich sank?" Vorhin der Sturz, das

DieFrankfurter Zeitung"

Der Verlag ber .Frankfurter Zeitung" (Frankfurter Socictäts-Druckerei G. m. b. H.) ist in das Eigentum des lang­jährigen Jnhäbers ber Minderheit der Anteile übergegangen. Sie Mitglieder der Gründerfamilie, Fran Therese Simon- Sonnemann, Dr. Heinrich -Simon und Tr. Kurt Simon, scheiden damit aus Besitz und Leitung des Unternehmens aus.

Im spinne des schriftleitergefetzes und entsprechend der Tradition ber .Frankfurter Zeitung" liegt bie redaktionelle Führung de» Blatte» wie bisher allein in den Händen der Schriftlcitung.

<lt eine Sonne schleuderte er sie in den Raum und alle kehrten ' su ihm zurück ins Gleichgewicht. Wie ein Orkan setzte nach 'cher Leistung der Beifallssturm ein.

hörte einmal, daß Rastellis Frau und seine Bekannten als einen ungewöhnlich harmonischen und heiteren Menschen Äderten, ohne Hemmungen unv Zwiespalt. Für einen Menschen Nahrungssorgen, dessen Sinne in allen Funktionen durch ''Eches Training seit Generationen ausbalanciert sind, kann es noch ganz ungewöhnliche Störungen von außen geben. Gerade 'E Artisten sind als besonders liebenswürdige, bescheidene und Mr» arbeitende Menschen bekannt. Und sicherlich ist gerade heul:!

Tas alles klingt sehr energisch, und die Regierung ist von ber erwünschten Wirkung ihrer Maßnahmen zum voraus überzeugt. Gegenüber diesem Optimismus der offiziellen Stellen macht sich in der' Ocffentlichkeit jedoch eine zunehmende Beunruhi - gu n g breit. Schon der Gedanke, daß eine der reichsten Ernten, die Spanien seit Jahrzehnten zu verzeichnen hat, dem Verderben preis- gegeben sein könnte, löst Helles Entsetzen aus. Der an sich schon schwer erschütterte landwirtschaftliche Kredit müßte in diesem Falle völlig zusammenbrechen, und das Hunger elend, in dem notorisch der größte Teil der Landbevölkerung lebt, würde auch auf weite Schichten des übrigen Volkes übergreifen. Es handelt sich, wie man allgemein empfindet, wohl um das schwerste Ver­hängnis, von dem die Republik seit ihrem Bestehen bedroht er­scheint.

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FranksurlerZeilunq

(FraakfarterRandelsxei taug) |«d HaNdklsblatt >*/ (Seae Frankfurter Zeitung)

Berrflndet ton Leopold Sonaemaaa

Hinter den schwarzblauen Bergen am See duckt sich bie ionne unb verkündet sich schon... Aller Spuk ist weg Ich lehe auch die Madonna im Walde. Der Wald ist eingerahmt. >ttt ein Bild. Ich werde mich nicht mehr verirren in den Wäldern Böhmens.Es ist nach vier Uhr," sagt Agathe und verschwindet hinter den Tannen in der Hellen Lichtung aber da wo der See liegt - im Fenster. Sie fliegt völlig regungslos ins Blaue. Ihre Engelsflügelchen stehen starr unb überflüssig wie aus gestärkter Leinwand ausgefchnitten Jetzt >,t sie nur uech ein Punkt. Eine Mücke in der Sonne.'

Ich spüre den Sonnenstrahl, der immer weiter vorwärts

1 nett Jcnftcr unb nuf meinem 33ett. Die 2flfdjenu6t glitzert. Jetzt ist es sechs Uhr. Schwester Emma kommt. Nicht euren das yenfter, durch bas Agathe unlängst entschwand. Sie kommt ganz wirklich und ordentlich durch die Türe. Mein Gelenk liegt tot in ihrer Hand. Sie zählt Pulsfchläge... sie zahlt nochmals, ^ch will an ihrem stillen Gesicht und ihren schmalen Lippen di« Schläge mitzählen. Aber sie verrät keiii Gehelinins. ,)cb will es auch nicht wissen. Mein Rücken brennt wie Feuer. Auf meinem Bauch spüre ich den Truck , cdie» Baumstammes, der aus mir herauswächst. Ich will inebt deuken was da unten ist. Ich bin nur ein Kopf und habe zwei Arme. Ein Thermometer mißt und kontrolliert für sich mein klebriges, das von mir abgespalten ist unb feindlich ichmerzt. ^as ist ein zweiter Körper, ein Fremdkörper Ich erholte micber zu trinken. Es ist gut... Tic Sonne läuft ihren Bogen und mißt die Stunden auf meiner Bettdecke.