Abendblatt
Zweimalige Ausgabe
Ur. 300
78. Jahrgang
SO Pfg
Samstag, 16. Juni 1934
Erstes Msrgenblatt
Fernsprech - Sammel - Nr.: Ortsruf 20202. Fernruf 20301 - Telegramme: Zeitung Frankfurtmain - Postscheck: Frankfurt-M 4430
Die deutsche Transfer-Note
(Privattelegramm btt „Frankfurter Zeitui
ung")
Bereits im Handclsteil angedeutet Warden. Von dem Augenblick an, wo die'Möglichkeit eines Transseraufschubs auch für die Dawes- und Young-Anleihen auftauchte, hat man sich auf französischer Seite mit dem Gedanken beschäftigt, den dem hiesigen An- lcihebcsitzcr zustchcnden Zinsendienst auf dem Hinwege über die dcutsch-französifchc Handelsbilanz sicherzustellen, da diese Handelsbilanz einen Aussuhrüberschuß zu Gunsten des Reiches aufweist. Man hofft diese teilweise Beanspruchung der deutschen Ausfuhrerlöse bei den bevorstehenden deutsch-französischen Handelsvertrags-Ver- handlungcn regelnzu können, und erst, wenn sich diese Hoffnung als unerfüllbar erweist, denkt man daran, eine dem Recovery Act entsprechende Abgabe einfach zu verhängen, wobei allerdings der lebhafte Wunsch besteht, dies mit den englischen Stellen gemeinsam durchführen zu können. Die hiesige Presse hat von dem Finanzministerium eine Erklärung erhalten, in der darauf hingewiesen wird, daß die technische Lösung der Frage keinerlei Schwierigkeiten bereiten dürfte, daß man aber die Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten habe. Welche von diesen Möglichkeiten schließlich angewandt wird, scheint man noch nicht zu wissen. Zn diesem Zusammenhang weist das Finanzministerium darauf hin, daß es sich lediglich darum handele, den Transfer der für den Zinsendienst der Towes- und Doung-Anleihe bestimmten Beträge zu bewerkstelligen, da die Reichsregierung die entsprechenden Summen in Reichsmark auch weiterhin bei der BIZ, dem Treuhänder für diese Anleihen, einzahlen werde.
Es ist bezeichnend für den schlechten Willen der französischen Presse, daß sie chre Leser van der Möglichkeit überhaupt nicht verständigt, bei den bevorstehenden deutsch-französischen Handels- vertragsverhandlungen gemeinsam mit Deutschland eine Regelung zu erreichen, sondern lediglich von einseitigen Repressalien spricht, also vor ollem die Regierung ausfordert, sofort die Hand auf den in Frankreich erzielten deutschen Ausfuhrüberschuß zu legen, ohne dabei jemanden, außer höchstens die Engländer, um Rat zu fragen.
Die Gehässigkeit der französischen Kommentare muß zum Teil durch das Zusammenfallen der verschiedenen Ereigniffe am gestrigen Tage erklärt werden. Man ist hier über die venezianische B e -
. ytfrnnren d. höhere Gewalt oder Ausstand berechtigen nicht en Ersatzansprüchen
SltS Paris, 15. Ium. Obwohl man hier seit Wochen von der Möglichkeit eines auch die Young- und Tawesanleihe umsassenden deutschen Transfermoratoriums sprach — wobei meistens noch das Schicksal der Mark als besiegelt erklärt wurde — legt Bie. französische Presse heute morgen eine gutgespiclte U e b e r r a s ch u n g an den Tag und will sogar glauben machen, daß die gestrige Berliner Entscheidung auch die hiesigen Regierungsstellen unvorbereitet getroffen und infolgedessen bei ihnen das peinlichste Erstaunen hervorgerufen habe. In Wirklichkeit ist der Transferausschub in Fachkreisen mit Gleichmut hingenommen worden und hat lediglich Betrachtungen darüber zur Folge gehabt, wie Frankreich sich trotzdem den ihm zustehenden Teil des Zinsendienstes sichern könne. (Pgt. den Handelsteil der vorigen Ausgabe. Schriftltg.)
Der deutsche Botschafter Roland Köster hat den Nufeenwin- ster Barth au gestern abend von der Entscheidung verständigt und damit die v o m R e i ch s f i n a n z m i n i st e r i u m a u 8 gearbeitete Note, die heute hier erwartet wird, vorbereitet. Der französische Botschafter in Berlin Francois Poncet, der sich augenblicklich hier besindct, hat ebenfalls den Außenminister gesehen, und zwar in der gleichen Angelegenheit; ferner hat er sich gestern abend noch zum Handelsminister begeben und mit ihm eine lange Besprechung über die deutsch-französischen Handels- Vertragsverhandlungen gehabt, deren Eröffnung ursprünglich für den 18. Zuni ins Auge gefaßt war, die aber nach den letzten hiesigen Verlautbarungen voraussichtlich um einige Tage verschoben und erst am 20. Juni beginnen werden. Gleichzeitig veröffentlicht das Außenministerium folgende Verlautbarung:
„Im Gefolge der Maßnahmen, welche die deutsche Regierung soeben getroffen hat und noch ankündigt, Maßnahmen, welche geeignet sind, sowohl den französischen Importeuren nach Deutschland als auch den Inhabern von Dawes- und Young-Anleihe Eintrag zu tun, hat die französische Regierung eine gründlich e P r ü f u n g der Frage in Angriff genommen und bereitet sich daraus vor, die Maßnahmen zu treffen, die notwendig sind, um die in Frage stehenden französischen Interessen zu schützen."
Worauf sich diese Maßnahmen beziehen können, ist gestern
!ch. Berlin, 15. Juni. Wie bereits gestern mitgeteilt worden ist, hot die Reichsregierung an die Regierungen derjenigen Länder, in denen politisebe deutsche Anleihen aufgelegt worden find, eine Note gerichtet, in der die Transfereinstellung für diese Anleihen näher erläutert wind. Ter Wortlaut der Note dürfte morgen früh bekanntgegeben werden. Sie umfaßt etwa 14 Seiten und gibt eine Darstellung der deutschen Transserfrage und der deutschen Opfer und Anstrengungen, die hauptsächlich durch die Wührungsent- Wertungen des vergangenen Jahres durchkreuzt worden sind. Die Note bringt insbesondere auch eine Darstellung der deutschen Wirtschaftspolitik, die im Sinne, der Empfehlungen der Weltwtzrtschafiskonferenz auf eine verstärkte Aufnahme von Rohstoffen gerichtet war, und eine Ablehnung d e s Vorwurf sau türkischer Bestrebungen.
Es wird dann weiter ausgesührt, Daß die deutschen Anstrengungen das Problem allein nicht lösen können. Die Gläubiger- länder Hütten fast durchweg bei der Aufnahme deutscher Waren versagt. Nichtsdestoweniger handle «s sich nicht um eine deutsche Zahlungsverweigerung. Auch sei keine einseitige Lösung der Frage beabsichtigt. Der deutsche Zahlungswille bestehe fort.
Die Note schildert dann eingehend die Maßnahmen, die getroffen worden sind und weiter getroffen werden müssen, um die deutsche Devisenbilanz in Ordnung zu halten. Es wird erklärt, warum die deutschen Reichsanleihen von dem Transscr- ausschlib nidrt ausgenommen werden können, und gesagt, daß Gegenmaßnahmen des Auslands lediglich zur Folge haben können, den Welthandel völlig zum Erliegen zu bringen. Die Reichsregierung bleibt bereit zur Verständigung, und zur Erörterung praktischer Maßnahmen zur Lösung der Transferfrage.
Frankreich und der Transferauffchnk.
Eine Verlautbarung des Außenministerium«. — Schlechte Faune der Presse.
(Drahtmeldung unseres Korrespondenten.)
die Fixsterne für die Menschen nichts als Lichtpünktchen waren, denn als etwas anderes erscheinen sie auch im stärksten Fernrohr nicht. Dann eröffnete die Spektralanalyse den Weg zur Ersorfchung des Aufbaus der Fixsternhüllen aus den einzelnen chemischen Elementen. Jin Anschluß daran entwickelte sich allmählich, insbesondere durch die Quantentheorie mächtig gefördert, die Theorie vom Aufbau der Fixsterne, ihrem inneren Zustand, ihrem Werden und Vergehen. Immer blieben wir dabei angewiesen auf das Licht, das von einer vergleichsweise hauchdünnen Schicht an der Oberfläche der Sterne zu uns gelangt. Ter Ursprung der Ultrastrahlung liegt aber sicher sehr viel tiefer im Innern der Sterne, in Bereichen, in denen ungeheuer hohe Temperaturen, bis zu mehreren Millionen Grad, herrschen. Es ist daher zu hofsen, daß der künf- iige Fortschritt in der Erforschung der Ultrastrahlung uns einen tieferen Einblick in diese Bereiche und in das Verhalten der Materie bei solchen Temperaturen gewähren wird. Tas ist auch deshalb sehr wichtig, weil die höchsten Temperaturen, die wir im Laboratorium zu erzeugen vermögen, diejenigen an der Oberfläche der kältesten, dem Verlöschen nahen Fixsterne nicht wesentlich übersteigen und noch lange nicht die Temperatur der Obersläche der Sonne erreichen, die unter Brüdern ein recht bescheidener Stern ist.
Es ist übrigens nicht ganz ausgeschlossen, daß die Kenntnis, die uns die Ultrastrahlung zu vermitteln vermag, sozusagen nur historische Bedeutung hat. Wegener hat auf die Möglichkeit hingewiesen, daß die Ultrastrahlung nicht aus Vorgängen der astronomischen Gegenwart beruht, sondern auf Vorgängen, die viel weiter zurückliegen als die, von denen uns das Sternenlicht Kunde gibt. (Auch diese liegen bei den entferntesten Spiralnebeln immerhin schon mehr als 100 Millionen Jahre zurück. Aber das ist noch astronomische Gegenwart.) Nach der Relativitätstheorie ist der Weltraum ein nichteuklidischer, gekrümmter Raum (analog einer Kugelfläche im Zweidimensionalen), und die Lichtstrahlen beschreiben in ihm gekrümmte Bahnen, die schließlich wieder etwa zum Ausgangspunkt zurückführen, wie eine Rundsunkwelle auf der Erde. Es ist also denkbar, daß die Ultrastrahlung eine Art von „fossiler" Strahlung ist, die seit unvordenklichen Zeiten im Weltraum um« herirrt, bis sie einmal auf einem Himipelskörper endet. Dann könnte es fein, daß die Vorgänge, denen sie ihre Entstehung verdankt, einer längst vergangenen Epoche in der Entwicklungsge- fchichte des Weltalls angehören und sich heute nicht mehr ereignen, weil die dafür notwendigen Bedingungen nicht mehr vorliegen. Das kann heute niemand sagen. Aber in einer Zeit, wo aus jungfräulichem Gebiet der Wifsenfchaft Pionierarbeit geleistet werden muß, sind auch kühne Hbpothesen nicht zu entbehren. Der Laie mag .sie zur Kenntnis nehmen. Aber er hüte sich, ihren Eharakter als Hypothese zu übersehen und später die Wissenschaft zu verdammen, wenn die Wirklichkeit sich als völlig anders beschaffen erweist. Der Physiker wird sich darüber gar nicht wundern, vielleicht sogar freuen. Denn in der Mhhfik ist es immer am interessantesten, der Fortschritt am größten, wenn es ganz anders kommt, als man cs sich gedacht hat. (Der näher interessierte Leser sei auf einen Aufsatz von E. Siegener in „Tie Sterne", 1934, Heft 1/2, verwiesen.)
Prof. Dr. Wilh. W estpha.1 (Berlin L -*
Die Zusammenkunft in Venedig
(Drahtmeldungen unserer Korrespondenten.)
gegnung zwischen Hitler und Mussolini äußerst ärgerlich, und die nun schon seit Monaten gehende Kampagne gegen die deutsche Militärpolitik sand gestern, wie berichtet, in der Rede Petains im Cercle Militaire und in der Kammerdebatte über die Militärkredite, die ja ein großer Erfolg für die Regierung war, ihre Gipfelung. Die schlechte Laune Deutschland gegenüber war also gestern abend auf einem neuen Rekordstand angelangt, und das hat die Betrachtungen der Presse weitgehend beeinflußt. Bezeichnend ist, daß kein Kritiker die in Wirtschaftskreisen tatsächlich herrschende Anerkennug darüber, daß Deutsch- land den Stand der Mark ausrecht erhalten und somit internationale Störungen vermieden habe, auszusprechen wagt. Deutschland wird augeklagt, wieder einmal eine internationale Verpflichtung gebrochen zu haben, und Zwar sei es an den Umständen, die dazu geführt hätten, selbst schuld, da seine innere und äußere Politik in der Welt eine Atmosphäre des Mißtrauens aufrecht erhalte und somit die Belebung der Wirtschaft verhindere uftb außerdem, wie das ,Echo de Paris" sagt, „im Auslande Käuie von Rohstoffen und Material tätigt, deren Bestimmung nicht zweifelhaft sein Tann."
Man erwartet hier, daß die Regierung unverzüglich eine auch nach außen hin sichtbare Stellung einnehmen werde, und zwar in erster Linie in dem Bestreben, die hiesigen Inhaber von Dawes- und Noung-Anleihe zu beruhigen und um den Willen darzutun, an der Verhütung von materiellen Schäden für die einzelnen Anlcihebesitzer mitzuarbeiten. In diesem Sinne ist auch die eingangs erwähnte Verlautbarung des Außenministeriums auszufassen. Tie französische Regierung betrachtet sich in gewissem Sinne wenn auch nicht als die tatsächliche, so doch als die moralische Garantin der beiden Anleihen und wünscht entsprechend zu handeln.
England will Verhandeln.
Girre Unterhaus-Grklarnns de« Kchatzkauzler«
(Von unserem Korrespondenten.)
WvD London, 15. Juni. Die amtliche deutsche Entscheidung, die Zahlungen aus den deutschen Ausländsanleihen einschließlich der Dawes- und Noung-Anleihe ab 1. Juli für die Dauer von sechs Monaten einzustellen, wirb früheren Ankündigungen ent- sprechend von der britischen Regierung als eine ernste Wendung behandelt. Der Schatzkanzler Neville Chamberlain beabsichtigt heute nachmittag im Unterhaus in Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage zu der neuen Sachlage Stellung zu nehmen, und es heißt, daß britischerseits schon am gestrigen Abend auf diplomatischem Wege Protest gegen die deutsche Entschef. düng eingelegt worden sei.
Was der Schatzkanzler heute im Parlament sagen wird, ist noch nicht bekannt. Vermutlich wird er ernste Töne anschlagen. Es mag auch sein, daß er bei der Erörterung der zum Schutze der britischen Gläubiger zu treffenden Gegenmaßnahmen auf die Möglichkeit . der Einrichtung eines britischen Devisenclearings hin- ' weisen wird. Aber ziemlich wahrscheinlich wird die britische Regierung zunächst noch einmal auf dem Verhandlungswege versuchen, Erleichterungen für die britischen Gläubiger zu «halten. Es wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß die deutsche Transfereinstellung ja erst am 1. Juli Beginnen solle, womit noch Zeit bleibe, um auf ein Einlenken der deutschen Stellen hinzuwirken ober um durch Vereinbarung eine Regelung zu ’ erzielen.
’ In der City ist, wie bereits gestern gemeldet, die Reaktion auf ■ den deutschen Schritt nicht allzu scharf. In Citykreisen scheint mehr Verständnis für die deutsche Devisenlage zu bestehen
1 als unter den Politikern und Journalisten. In ihnen wirb auch ■ nickt völlig verkannt, daß eine gewisse Parallelität zwischen der
deutschen Haltung und derjenigen Großbritanniens zegenüb r Amerika in der Kricgsschuldensragc vorhanden ist. Doch auch t.t der City wird Deutschland bezichtigt, daß es die gegenwärtig! Situation teilweise durch seine eigene Politik herbeigeführt habe.
Die Aeußerungen der Londoner Presse sind durchweg unfreundlich, aber zögernd. Tie „Time s", die wohl wegen ihrer sonst oft sehr verständigen Haltung glaubt in Deutschland am ehesten Gehör zu finden, läßt die stärksten Töne vernehmen. Aber trotz ihrer reichlich schulmeisterlichen Ausführungen gibt auch dir „Times" zu, daß es unfair sein würde, Deutschland für die ein« i getretene Situation völlig verantwortlich zu machen. So könnten : Schulden ja schließlich nur in Waren und durch Dienste gezahlt ■ werden. Für dieses Blatt ist es klar, daß britischerseits etwas zum
sie überhaupt nur in die nördlichsten und südlichsten Breiten gelangen. Daß der Einfluß bei der Ultrastrahlimg viel geringer ist, erklärt sich ohne weiteres aus der hohen Geschwindigkeit, auf die man aus der großen Durchdringungsfähigkeit schließen muß, und die den Teilchenbahnen eine viel größere Steifigkeit im erdmag-- netischen Feld verleiht.
Andere Gründe ober sprechen wieder dafür, daß die Ultrastrahlung eine überaus kurzwellige elettromagnetifche Wellenstrahlung nach Art bet Röntgen- und Gammastrahlung, aber noch viel kurzwelliger als diese, ist. In diesem Fall muß sie, wie jede derartige Strahlung, aus einzelnen, selbständigen Strahlungs- quanten bestehen. Tie Energie dieser Quanten kann man aus den Absorptionsmeffungen berechnen, und es ergibt sich auf Grund der Messungen im Booensee ein interessantes Resultat für di: beiden durchdringendsten Komponenten der Ultrastrahlung. Zum Verständnis muß vorausgeschickt werden, .daß ein Körper von der Masse m Gramm einen Energieinhalt vom Betrage mc! besitzt (c Lichtgeschwindigkeit). Ein Energiequant der durchdringendsten Komponente hat nun recht genau den Betrag, der in der .Masse eines Heliumatomkerns enthalten ist, die zweite Komponente denieuigen, der der Masse eines Protons (Wasserstofsatomkern) entspricht. Das führt zu der Vermutung, daß diese Komponenten durch spontane Umwandlung von Heliumkernen und Protonen in Strahlung entstehen, einen Vorgang, den man als Zerstrahlung bezeichnet. Die Möglichkeit solcher Prozesse ist bereits früher in Betracht gezogen worden. Die Ustrophpsik befindet sich nämlich in großer Ver- legenbeit, wenn sie die Frage beantworten soll, woher die Firsterne ihre Strahlungsenergie beziehen. wenn sie nicht viel schneller erkalten sollen, als man das ans anderen Gründen annchmen muß. Die Zersirahlungsprozesse würden eine Energiequelle liefern, die alle Schwierigkeiten behebt. Auch bei der am wenigsten durchdringenden Komponente der Ultrastrahlung hat sich eine ähnliche Beziehung ergeben. Ihre Energie entspricht etwa derjenigen, die bei der Bildung eines Heliumatomkerns aus seinen Bestandteilen, also bei einem Ätomaufbauprozeß, frei werden muß. Alles dies sind Spekulationen, wie ja überhaupt zwischen den beiden Annahmen über die Natur der Ultrastrahlung heute noch nicht entschieden werden kann. Vielleicht enthält sie auch beide Arten von Strahlung. Trifft die Wellentheorie zu, so fleht fest, daß die Wellenlänge von der Größenordnung von 10—13 Zentimeter (1 Billiontel Millimeter) ist.
Die Bedeutung, die der Erforschung der Ultrastrahlung zn- kommt, ist augenicheinlich. Dabei soll hier ganz davon abgesehen werden, daß die Ultrastrahlung in von ihr getroffener Materie sehr interessante Erscheinungen auSlöst, die u. a. zur Entdeckung von positiven Elektron en geführt haben. Bisher war das von den Fixsternen kommende Licht der einzige Bote, der uns von der Existenz der Fixsterne, von ihrem Wesen und den sich auf ihnen abspielenden Vorgängen Kunde gab. Zu ihm gesellt sich heute die Ultrastrahlung, von der wir als sicher annehmen müssen, daß sie irgendwo in den Fixsternen entstanden ist, unter Bedingungen, die uns noch unbekannt sind. Es ist noch gaimcht lange 6«, daß
Mttrastraljtung.
Naturwissenschaftliche Berichte
Die Ultrastrahlung oder durchdringende Höhenstrahlung rückt mit dem Fortschritt ihrere Erforschung. mehr und mehr in den Vordergrund des Interesses. Es ,handclt sich um eine L äußerst durchdringende, aus dem Weltraum kommende Strahlung, , deren erste Anzeichen von H. Gockel bemerkt wurden. Ihre Exi- ; stenz wurde in den Jahren 1912/13 durch V. F, H e ß sichergestellt, der bei Ballonaufstiegen bis zu 5 Kilometer Höhe eine Strahlung t nachwies, deren Stärke mit der Höhe zunimmt. Sie kann also nicht von der Erde, sondern nur aus dem Weltraum kommen. Um die | Weitere Erforschung der Ultrastrahlung ist u. a. W. Kohlhör- b st er verdient, der die Ballonaufstiege bis zu 9,3 Kilometer Höhe ausdehnte. Die Ultrastrahlung ist bei Tag und Nacht gleich stark, kommt also in gleicher Stärke aus allen Richtungen, so daß man sie «ls eine den ganzen Weltraum gleichmäßig erfüllende Strahlung «nschen muß. Ihre DurchdringungsfähigEeit ist sehr viel größer als lie irgend einer andern bekannten Strahlenart. Ihre Stärke wird turch die Leitfähigkeit (Ionisation) gemessen, die sie in Lust erzeugt. Tie Zunahme ihrer Intensität mit der Höhe, also ihre Schwächung beim Durchgang durch die Atmosphäre, beruht auf
■ einer Absorption der Ultrastrahlung in der Lust.
Für die Erforschung des Wesens der Ultrastrahlung ist der Be- - trag ihrer Absorption in bekannten Sckichtdickcn durchstrahlter E Substanz von besonderer Bedeutung. Führend auf diesem For- t schung-gebiet ist der deutsche Physiker E. Re gen er (Teckn. I Hochschule Stuttgart), über dessen Arbeiten wir bereits früher kurz berichtet Haden (28. 9. 1932). Seine Untersuchungen bewegen 1 sich in zwei Richtungen, nach unten und nach oben. Bei der einen e Gruppe von Untersuchungen versenkte er eine Apparatur, die die I Stärke der Ultrastrahlung selbsttätig registriert, bis zu 240 Meter f Tiefe in das Wasser des Bodensees, später auch des Alpsees, und i maß die Abnahme der Stärke der Ultrastrahlung mit der Tiese, - also in Abhängigkeit von der Dicke der durchstrahlten Wafferschickt. [ Diese Messungen wurden durch solche von Kohlhörster in r Bergwerken ergänzt, bei denen die in der Erde durchstrahlte f Schichtdicke bezüglich ihrer AbsorPtions'äHigkeit einer Wasser schickt | von 500 Meter Ticke entsprach. Selbst hier zeigten sich noch Spuren | von Ultrastrahlung, ein Beweis für ihre außerordentliche Turch- r drinaungsfähigkeit.
Die zweite Versucksgruppe Regener? bezieht sich auf bit ? Absorption der Ultrastrahlung in der Atmosphäre. Ti- mit großen I Mitteln aufgezogenen Stratosphärenflüge P i c e a r d s hatten die gleiche wissenschaftliche Zielsetzung. Ihre Ergebnisse sind aber überaus dürftig gegenüber denen, die Stegener mit sehr viel einfacheren Mitteln erzielte. Dieser liefe nach dem Vorbild, der Meteorologen unbemannte Registrierballone, und zwar Tandemballone, auffteigen. Ein ähnlicher Registrierapparat, wie er im Bodensee verwendet wurde, wird von zwei gekoppelten Ballonen getragen, So» denen einer in großer Höhe schließlich platzt, während der
arbeit treu, den er dem Sieter palt zu Grunde gelegt habe. Die Begegnung in Venedig könne daher keineswegs eine aussckliefe- lich italienisch-deutsche Zusammenarbeit bedeuten, noch weniger eine Opposition gegen die allgemeinen Bedürfnisse einer Verständigung der großen Westmächte. Das sei auch sicher der Grund- geöante Hitlers.
„Lavoro Fasrista" : Tie Tatsache, daß der Fascismus und der Nationalsozialismus die Samenkörner einer neuen Kultur aufkeimen lassen, ist dix beste Garantie für den Friedenswillen des fascisttschen Italiens und des nationalsozialistischen Deutschlands. Um es klar auszusprechen, wird der Fascismus in aller Welt heutzutage als ein wichtiger Jriedensfaktor betrachtet, während man nicht behaupten kann, daß der Nationalsozialismus in allen Ländern ebenso beurteilt wird. Tatsache aber ist, daß Hitler bei 'dem Abrüstungsproblem seine Ansprüche auf das Mindestmaß herabgesetzt har, atme fick auf frühere Abmachungen zu verfteifen. Tas Problem der 'Sicherheit und des- Friedens könne nicht anders als i-n Geiste des Dicrmächtepaktes gelöst werden.
Popolo di Roma": Nichts dürfte unversucht bleiben,um den "europäischen Frieden zu sichern. Wenn sich Mussolini und Hitler in diesen Tagen in Venedig träfen, sei auch diese Tatsache ein weiterer Schritt zur Befriedung Europas. Der Drehpunkt der heutigen europäischen Politik fei und bleibe für den Duce der Viererpakt, dessen Geist und dessen Buchstaben er stets treu bleiben werde Zwei Fragen müßten in Stra gelöst werben, so meinten die französischen Blätter, die Rückkehr Deutschlands nach Genf und die österreichische Frage. „Wir könnten dagegen sagen, daß sich die beiden großen Führer über die gesamte europäische Lage aussprechen und wohl auch diese beiden Fragen — Genf und Oesterreich — neben anderen nicht weniger wichtigen behandeln werden." । *
andere bann dafür sorgt, daß der Apparat in langsamem Fall wieder heil zur Erde niobergefet, unb zwar so langsam, daß auch noch beim Abstieg eine Anzahl von Registrierungen gewonnen werden. Tie Ballone erreichten Höhen von 25 bis 26 Kilometer, gelangten also bock irf die Stratosphäre. Ter Luftdruck in der größten erreichten Höhe betrug nur noch 17,6 Millimeter. Tas bedeutet, daß oberhalb dieser Höhe nur noch tb. 2 Prozent der atmosphärischen Luft liegen, diese also fast vollständig burchgemeffcn würbe.
Das Ergebnis ber Messungen wat folgendes. Gibt man bie von der Ultrastrahlung in einer luftgefüllten Kammer bes Meßapparats erzeugte Ionisation, bie als Maß ihrer Stärke bient, in einer Einheit J an, deren Definition uns hier nicht interessiert, so beträgt sie in Meereshöhe etwa 2 J, in 5 Kilometer Höhe etwa 20 J. In größerer Höhe steigt sie schneller an und beträgt in 10 Kilometer Höhe bereits rurio 100J. In noch größerer Höhe wird die Zunahme schließlich wieder geringer. Aus ber Kurve, die bie Abhängigkeit jier Intensität von der Höhe darstellt, kann der Wert für die Grenze bet Atmosphäre zu etwa 300 J ermittelt werben Das ist runb 'oa» 150fache bes Betrages in Meereshöhe. Es gelangt also nur '/‘so ber Ultrastrahlung bis in bas Niveau bes Meeres. In größeren Bergeshöhen ist bie Strahlung beträchtlich stärker, z. B. in der Höbe des Montblanc etwa 10 mal stärker als im Meeresniveau. ° Die Energie der Ultrastrahlung beträgt an der oberen Grenze ber Atmosphäre etwa die Hülste ber Energie, bie in Gestalt von Fixsternlicht auf bie Erbe gelangt (runb 0.0035 Erg/cm?sec. Für die ganze Eide berechnet entspricht dies einer Leistung von tunö 1,8 Millionen Kilowatt, also pro Tag einer der Erbe zugeführten Energie von etwa 43 Millionen Kilowattstunden.) Immerhin ist bie Dichte bet Ultrastrahlung selbst in den größten Höben zu schwach, als 'oafe sie, wie gelegentlich vermutet worden ist, biologische Schädigungen Hervorrufen könnte, es sei denn, daß ihre Wirkungen sich von denen der Röntgen- und Gammastrahlen sehr wesentlich unterkhieben.
Aus der Abnahme der Stärke ber Ultrastrahlung beim Durchlaufen vetschicbener Schichlbicken in Lust oder Wasser kann man auf Grund gewisser theoretifcher UÜberlegungen ermitteln, ob es sich nm eine einheitliche ober um eine aus mehreren, verschieden burchbtingcnben Komponenten bestehende Strahlung handelt. Die Messungen ergeben das letztere.
Für die Teutung des Wesen- der Ultrastrahlung gibt es zwei Möglichkeiten, entweder bestehl sie aus äußerst schnell bewegten Teilchen, ober sie ist eine W eilen - strablung. Für bie erstere Annahme, und zwar für elektrisch geladene Teilchen, also vielleicht Elektronen, spricht ber sogenannte B r e i t e n e s s e k t. Messungen au; Schiffen, bie sich von ber Sübspitze Südamerika« bis in 80 Grab nördlicher Breite erstreckten, ergeben, bafe die Stärke ber Ultrastrahlung in ber Nähe des Aequators um etwa 15% geringer ist als in hohen Breiten. Etwas Entsprechenbes ist, und zwar in viel stärkerem Maße, von den negativen Elektronenstrahlen bekannt, die von der Sonne zur Erbe gelangen unb in 'ber Erbatmosphäre bas Nordlicht erzeugen. Diese Strahlen werden bei bet Annäherung an die Erbe durch das erdmagnetische Feld derart abgelcnft, bafe
Nb Venedig, 15. Juni. Die Festlichkeiten bei bet Zu- . sammenkunkt zwischen Hitler unb Mussolini in Venedig haben Astern nacht unb heute vormittag ihren Höhepunkt erreicht. Im großen Hof des Dogenpalastes, dessen venezianische Renaissance-Architektur mit grünem Scheinwerferlicht bestrahlt Mr, gab bas venezianische Orchester im Verein mit hervorragenden Solisten einKonzert. Das Programm bes ersten Teils bestaub aus Ouvertüren, Arien und Duetten aus Opern von Rossini und Verbi, das des zweiten Teils bestritt Wagner, von welchem Ouvertüre unb Duett bes britten Aktes von Lohengrin unb zum Abschluß bes Abends bie Ouvertüre zum dritten Akt der Meistersinger gespielt würben. Die großartige Festlichkeit bieses Musikwerks verfehlte auch in biejer Umgebung nicht ihre Wirkung. In dem Hof drang ber Lärm der braufeen auf bem Markusplatz stehenden Menge, bie mit unermüblicher Gebulb nach dem Duce rief, ber sich schließlich mit Hitler auf bem Balkon zeigte. Beide banken mit erhobener Hanb bem Zuruf der Bevölkerung unb ließen bie Blicke über den inzwischen bengalisch beleuchteten Markusplatz unb bie Lagunen schweifen. Zum Ende des Konzerts wurden die italienische unb bie deutsche Nationalhymne, Deutschland- unb Horst-Wessel-Lied, gespielt.
Der mit Fahnen unb Teppichen geschmückte Markusplatz sah heute vormittag einen großartigen Aufmarsch unb Vorbeimarsch der sascistischen Organisationen von Venedig und den benachbarten Städten vor Mussolini und Hitler. Die Miliz, bie Spezialmilizen, die Jugendorganisationen ber Oer« schiebenen Grabe waren beteiligt. Besonbere Freube erregte bie schmucke Kapelle der Bersaglieri mit ihren wehenden Federbüschen auf den Hüten. Der Vorbeimarsch dauerte über eine halbe Stunde. Nach feiner Beendigung drängte sich das Volk zu der Trswnre, auf welcher Mussolini unb Hitler die Parade abgenommen hatten und jubelte beiden zu.
Telegrammmech td.
Rom, 15- Juni. (DNB.) Reichskanzler Adolf Hitler und Reichsaußenminister von Neurath haben an den König von Italien Telegramme gesandt, die der König erwidert hat.
Das Telegramm des Reichskanzlers an den König von Italien lautet: „Indem ich den Fuß aus italienischen Boden setze, richte ich an Eure Majestät meinen ehrerbietigen Gruß in ber Hoffnung, baß die Begegnung mit dem Chef der Regierung Eurer Majestät zum Wohle ber beiben befreundeten Länber unb zum .grieben der Welt beitragen möge, der von allen Völkern so sehr ersehnt wird. Reichskanzler Aböls Hitler."
Tas Telegramm des R e i ch s a^ fe e n m i n i st e r s an den König: „Nach meiner gemeinsamen Ankunft mit dem Reichskanzler in bem £anbc, mit bem mich so viele Bande der Freundschaft ver- i'knüpfen, entbiete ich Eurer Majestät meinen ehrfurchtsvollen Gruß, von Neurath."
Das Antworttelegramm des Königs an den Reichskanzler: „Ich habe mich herzlich über den Gruß gefreut, den Eure Exzellenz bei der Begegnung mit bem Chef meiner Regierung auf italienischem Boden an mich gerichtet hat. Indem ich meinen lebhaften Tank hierfür ausspreche, gebe ich dem Wunsche Ausdruck, daß unsere beiden Völker in einer friedlichen Zukunft bie von ihnen erstrebten Ziele erreicht sehen mögen. Viktoria Emanuele."
An den Reichsaufeenminister richtete der König folgendes Telegramm: „Ich danke Eurer Exzellenz lebhaftz für den liebenswürdigen Gruß, über den ich mich sehr gefreut habe und den ich herzlich erwidere. Vittorio Emanuele."
Aus der ttaUeurfche« fresse.
„Giornale b'Italia": Tie erste Auslanbsreise des deutschen Kanzlers gelte dem Zusammentreffen unb einem grunb- legenben freien Gebankemmstausch mit bem Duce auf italienischem Boden. Tie Begegnung in Venedig sei eine kraftvolle Kundgebung des Friedens und der Klärung. Die ©teichmäfeigfeit, die der Fascismus und ber Nationalsozialismus in ihrer Politik offenbarten, sei schon in sich selbst ein grundlegender Faktor für den Frieden. Mussolini bleibe seinem politischen Grundsatz der Zusamincn-
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