So-mtag, 16. D«ze«Ler 1934

'Aben-Llatt und Erstes Morgenblatt der Frankfurter Zeitung

-er Vorjahre erheblich zurück, noch stärker hinter der Verwinde, rung vor einem Jahr, wo sie 12 Prozent betrug. Das Statistische Reichsamt weist darauf hin, daß der Ab st an­der Fertigwarenausfuhr von den Ergeb­nissen des Vorjahres (im Durchschnitt August und Oktober etwa 17 Prozent) )sich im November vermindert hat (auf 6 Prozent).

Im einzelnen har -er Absatz von Textilfertigwaren. -er im Vormonat bereits zurückgegangen war, weiter um 5.1 Mill, ab­genommen. Geringer war ferner nach einer Zunahme im Vormonat die Ausfuhr von Maschinen ( 6.1 Mill.) Einen teilweisen Aus­gleich für diese ziemlich bcveutenden Ausfälle boten Ausfuhrsteige- rungen bei chemischen und pharmazeutigcn Erzeugnissen (+ 1.6 Mill.) und bei Wafferfahrzeuegen (+ 1.5), ferner in geringerem Umfang auch bei einigen durch das.Weihnachtsgeschäft begünstigten Waren wie Kinderspielzeug (+ 0.7 Mill.), Uhren und Musikin­strumente (+ 0.5 Mill.).

Von den Bczugsländern haben mehr Waren abgenom­men Rumänien, Oesterreich, Brasilien und die Vereinigten Staa­ten. Der Rückgang der Ausfuhr entfällt, soweit jetzt schon zu über­sehen, vorwiegend, auf Rußland. HoLan, Dänemark, Frankreich und die Tschechoslowakei

Im ganzen ergab sich im November der Rückgang des Ausfuhrüberschusses aus einer Verminderung der Aktivität im Verkehr mit europäischen Ländern. Dem stand im Verkehr mit den Ueberseeländern eine weitere Verringerung des Einfuhr­überschusses gegenüber. Von beiden Seiten her hat also die Tendenz zu einer ausgeglicheneren Handelsbilanz, deren Her­stellung der Reichsbankpräsident kürzlich als dasFernziel des Neuen Planes" bezeichnet hat, auch im vergangenen Monat Fortschritte gemacht.

Monatliche Mewegung der Kandeksbikanze«.

(Rein» Warenverkehrs Revarattonsiachlieferungen emgeichtoiien, ob 1928 bis Juni 1932.)

fttSML A*)

August September Oktober November

Monatsdurchichn-1913

' 1929

" 1930

* 1931

1932

Gan». Aadr 1931 Gaa». Jahr 1932

Oktober 1933 November Dezember, Gan». Jahr 1933 Januar-h 1934 Februar »

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445 394

424 4871

350 343

401 316

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339 321

334 350 366

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64

66 I 278

78 I 259

71 260

) Beri chtigte Zahlen.

Go« spricht «der feine Unterredung mit Adolf Hitler.

Paris, 15. Dez. (DNB.) Der Abgeordnete Jean G o y, der als französischer Kriegsteilnehmer kürzlich von Reichskanzler Hit­ler empfangen wurde, hat von neuem in einem Pariser Theater vor ausgesuchter Hörerschaft Über seine Unterredung mit dem Führer gesprochen. Goy sprach über die Tätigkeit, die er sowohl unter den Parlamentariern als auch in den Kreisen der Kriegs­teilnehmer für die deutsch-französische Annäherung entfaltet habe. Er wies besonders darauf hin, wie zweckmäßig sein Schritt in Berlin gerade in dem Augenblick gewesen sei, in dem gewisse Auslegungen bezüglich der Saarabstimmung den Frieden zu stören drohten. Goy ging dann des näheren auf die Frage der Militärbündnisse «in, die seiner Ansicht nach ganz allgemein anfechtbar und oft wenig sicher seien. Zum Schluß erklärte er, daß man auf die Gewaltpolitik, die unver­meidlich zum Kriege führe, verzichten und entschlossen den Weg unmittelbarer Verhandlungen ohne Rücksicht auf Politik und Parteifragen beschreiten müsse.

Der Z«s de» Führer« «nd Reichskanzler» keim Unglück in Langwedel.

Berlin, 15. Dez. (DNB.) Wie zu dem Unglück bet Langwedel ergänzend mitgeteilt wirb, handelt es sich um den Zug, mit dem der Führer und Reichskanzler von Bremerhaven nach Berlin zurückfuhr. Im Zug selbst blieben alle Mitfahrenden ein­schließlich des Personals unverletzt. Nur die Maschine wurde leicht beschädigt. Der Führer traf mit seiner Begleitung abends 23.37 Uhr auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin ein.

(Wiederholt, weil nur in einem Teil der Auflage.) w

Ein weiteres Todesopfer deS Kraftwagenunglücks bei Langwedel.

Berden, 15. Dez. (DNB.) Zu dem schweren Kraftwagenunglück auf der Eisenbahnstrecke BremenUelzen wird gemeldet, daß der Musiker Fritz Scheel im Krankenhaus seinen schweren Ver­letzungen erlegen ist. Scheel starb, ohne da? Bewußtsein wieder­erlangt zu haben.

Aus dem Saargediet.

Por der Ankunst der Truppen.

Vorbereitungen im Saargcbiet. Tie Riesenarbeit der Post.

Saarbrücken, 15. Dez. Im Laufe des gestrigen Tage? ist nun auch der Kommandant 'bei italienischen Abstimmungstruppen, Brigadegeneral Visconte Prasca, hier eingetroffen: er hat, wie der holländische General van den Hoorst, beim Präsidenten Knox im früheren Landratsamt Wohnung genommen.

Saarbrücken wurde zum Hauptquartier der Abstimmungstruppen bestimmt. Ten größten Teil des Hauptquartiers werden die eng­lischen Offiziere, bis jetzt 27, stellen, zu denen in den nächsten Tagen die italienischen, holländischen und schwedischen Offiziere stoßen werden. Ein großer Teil des englischen Truppenkontingents wird in der leerstehenden Fabrik von Villeroy & Boch in Waller­fangen an der lothringischen Grenze, dem Besitztum des Herrn von Papen, untergebracht werden. Auch Neunkirchen und Homburg sind als Standorte englischer Truppenkontingente ausersehen. So wird das Saargebiet in den kommenden Wochen ein buntes militärisches Bild aufweiscn. Für die Verpflegung der englischen Abteilung der Abstimmungstruppen werden aKntinen errichtet. Die Regierungs­kommission forderte durch die Presse die Geschäfte zur Abgabe von Angeboten auf frisches Obst und Gemüse, Eier, Brot, Backwaren, Fleisch, Oel und Kohlen auf. Ferner wurde die Einwohnerschaft von Saarbrücken durch, die Regierungskommission gebeten, zur Unterbringung von Offizieren möblierte und unmöblierte Zimmer und Wohnungen anzubieten letztere unter Angabe der Größe. Außer­dem wird ein ganzes Haus mit 15 bis 20 Räumen zu mieten gesucht.

Tie saarländische Post wird vbm 20. Dezember ab vor eine Riesenaufgabe gestellt werden. Von diesem Tage an btzz zum 6. Januar werden von der Abstimmungs-Kommission unter Ein­schreiben mit Rückschein die Stimmzettel an die Stimmberechtigten versandt. Es handelt sich um 543 000 Zettel, von denen allein 85 000 auf die Stimmberechtigten der Stadt Saarbrücken entfallen. Das Postpersonal wird neben dieser Maffenzustellung auch noch den großen Weihnachts- und Neujahrsverkehr zu bewältigen haben.

In den Hotels herrscht seit einigen Tagen ein großer Betrieb. Zahlreiche deutsche und französische Journalisten, auch solche aus weit entfernten Ländern, Offiziere und Geschäftsleute haben die. Zimmer der Hotels auf Wochen hinaus belegt.

Eniehungsfragen.

Die Gefahr geistiger Enge im abgetrennten Gebiet.

A Saarbrücken, 14. Dez. Zu einer eindrucksvollen Kundgebung deutschen Erziehergeister an der Saar gestaltete sich die Haupk- vensammlung de? Deutschen Lehrerbundes (Saar). Seinem Referat über diepädagogische Lage des Saargebietes seit dem Ausgang des Weltkrieges stellte Stadtschulrat Mart in bas Bekenntnis voraus.-In unseren Reihen gibt es keinen Menschen, der noch politisch beeinflußt werden könnte ober wollte, weil sie alle Verbänden angchören, die schon durch ihre Satzungen zu etwas gehalten sind, was Voraussetzung unseres Berufes und sittliche Pflicht eines joden Erziehers ist, nämlich .zur Treue." Der Redner fuhr dann fort: Noch der Abtrennung des Saargebietes vom Reich ist eine ganz eigentümliche geistige Atmosphäre hier entstanden. Sie kann ihr gutes haben; es scheint aber, daß räumliche Enge auch geistige Enge bedingt. Diese geistige Enge führte zu An­gebereien, gegenseitigem Mißtrauen und Mißachtung der Obrigkeit, alles Dinge, die auch der Jugend bekannt wurden, und die einer gesunden Erziehung abträglich werden mußten. Das saargebiet ist keine Brücke der Verständigung zwischen zwei großen Kultur- natianen geworden. Die von der Saarregierung eingeleiteten Maß­nahmen zur gegenseitigen Hochachtung durch Einführung des fron- zösischcn Unterricht scheiterten und machten das Saargebiet zum Tummelplatz schärfster kultureller Kämpfe. Auch die zur Stärkung, des Völkerbundsgeda.nkens erlassenen Verfügungen konnten kaum Erfolge aufweisen, weil im Saargebiet sogar den

Schülern der Unterschied zwischen Theorie und Praxis des Völker­bundes offenbar wurde, oder außerhalb der Schule offenbar ge­macht worden ist. Der Status quo hat auch keine einzige fruchtbare pädagogisch« Ide« erzeugt. Was im Saargebiet an pädagogischen Gedanken anregend gewirkt habe, sei saarländische Anleihe im Reich gewesen. Gebe Gott, so schloß der Redner, daß wir nie die deutsche mütterliche Erde unter unfern Füßen und nie die Durch­dringung unseres Wesens mit deutschen Geist« verlieren.

Sodann sprach der Leiter des Deutschen Lehrerbundes an der Saar Dr. Helmut Schweig über das ThemaNationalpolitische Erziehung und wir". Ein« fünfzehnjährig« Erfahrung habe be­wiesen, wenn anders dies noch notwendig gewesen wäre, daß es absuÄ) und eine Unmöglichkeit sei, das Ideal nationalpolitischer Erziehung, zu dem auch die saarländische Lehrerschaft sich bekenne, etwa in. einem Anschluß an Frankreich oder der grotesken Schöpfung eines Zwergstaates zu erstreben und barnit herausgehoben zu wer­den aus demLlahmen unseres Volkstums. Erste pädagogische Vor­aussetzung allkr Lehrertätigkeit sei die Rückgliederung an die Nation und ans angestammte Reich.

Die Einreise in das Saargebiet.

Neue Bestimmungen. Abstimmungsberechtigte brauchen keine Zusatzgenehmigung.

Berlin, 15. Dez. (DNB.) Amtlich wird bekanntgegeben:

Nach der Verordnung der RegierungAommission vom 29. November 1934 gilt für die Einreise in das Saargebiet für die Zeit vom 27. Dezember 1934 bis 26. Januar 1935 einschließlich folgender:

Die Personen, die in der oben genannten Zeit in das Saar­gebiet cinreisen, müssen im Besitz

1. eines ordnungsmäßigen Reisepasses,

2. einer besonderen Genehmigung zur Einreise -in das Saargebiet fein.

Der Äntrikh auf Einreisegenehmigung ist unter Uebersendung des Reisepasses an die Regierungskommission, Abteilung des Innern, in Saarbrücken zu richten. Bei Stellung des Antrages erfolgt zweckdienliche Beratung durch die Vertrauensleute und Ortsgrup- pest des SaarvereinS.

Tie Einreisegenehmigung sst innerhalb 24 Stunden nach der Einreise der Ortspolizeibehörde de! Saargebietes »orzulsgen. Sie berechtigt zu wiederholter Einreise in das Saargebiet innerhalb des in dem Genehmigungsvermerk bezeichneten Zeitraums.

Personen, denen die Genehmigung zum vorübergehenden Auf­enthalt im Saargebiet schon jetzt erteilt ist, müssen diese Genehm mitzung box dem 27. Dezember 1934 erneuern. Die erneuerte Ge­nehmigung berechtigt sie zu wiederholter Ein- und Ausreise in das Saargebiet.

Mit Geldstrafe.bis zu 750 Franken oder mit entsprechender Haft wird bestraft, wer diesen Bestimmungen zuwiderhandelt.

Die Gebühr für. die Einreisegenehmigung beträgt 20 Franken, die Gebühr für die erneuerte Genehmigung 2 Franken. Die Ge­bühr kann in begründeten Fällen, insbesondere bei Bedürftigkeit der einreisenden Personen, falls ein dringlicher Anlaß zur Ein­reise besteht, erlassen werden.

Einer Einreisegenehmigung bedürfen dagegen nicht

a) außerhalb des Saargebiets wohnende abstimmungs­berechtigte Personen. Für sie genügt der von der MstimmungSkommission ausgestellte AbstimmuwgsauSweis in Verbindung mit dem Reisepaß;

d) Personen, die im Besitz eines saarlSndis ch e n Reis e- Passes oder eines saarländischen Personenausweises sind;

c) Personen, die die auf Grund der Verordnung der Regie- rungskommisflon vom 27. Januar 1932 betreffend die Ar- Leitszentralstelle für das Saargebiet ausgestellten Legi­timationskarten sowie für GrenzauSweise gemäß. Protokoll über die Gebrauchsrechte an der saarländisch-fran­zösischen Grenze vom 13. November 1926 besitzen. .

Ho kann r» nicht weiter sehen!"

Ein Aufruf an die Kraftfahrer.

Berlin, 14. Dez. Der Korpsführer des NSKK, Obergruppenführer Hühnlein, erläßt an di« Kraftfahrer einen Aufruf, in dem es heißt, es vergehe kein Tag, ohne daß die Presse über Kraftfahrzeug-Unfälle schwerster Art zu berichten wisse. Nebel, Rutschasphalt und glatte Landstraßen erforderten eben mehr als dasAuch-Fahren-Können" des An­fängers. Ein Kraftfahrzeug zu führen sei eine ernste und im Sinne d.e r nationalsozialistischen Volksgemein­schaft doppelt verantwortungsvolle Aufgabe. Unerfahrenheit, Leichtsinn, Alkohol und Renommiersucht seien meist des Unfalls beste Wegbereiter. Wer nach burchzechter Nacht ba$i Steuer des sonst vom BerufSchaufseur gefahrenen Wagen! sewst ergreife, um nur vor dem anderen Geschlecht mit seinen. Farhr- künsten zu prahlen, beweise damit nicht etwa seine Forschheit, son­dern allein fein mangelndes Verantwortungsgefühl. DaS lieber- holen um jeden Preis gehöre ebenso zu den Grundübeln im Kraft­fahrzeugverkehr wie die fehlende Hilfsbereitschaft gegenüber ande­ren Wegbenutzern. Undisziplinierte Kraftfahrer seien die Schritt­macher für eine Wiederverschärfung der Verkehrsgesetze und die Saboteure des Fortschritts. Sie sollten durch Vorbild erzogen werden ober, wo dies Not tue, sei ihnen Gelegenheit zu einer Belehrung durch die Polizei zu geben. So wie bisher könne es nicht weiter gehens

Bevorzugte Arbeitsvermittlung

für alle, die vor dem 30. Januar 1933 Mitglieder der NSDAP waren.

Berlin, 15. Dez. Der P r äsi"d ent der R e lch»a nstalt hat im Einvernehmen mit der Reichrleitung der NSDAP und der obersten SA-Führung den Personenkreis für die Sonder­aktion der b e vor äugten Arbeitsvermittlung zu- gunsten der alten Käinpfer auf f S rn t l i ch e P a r t e i m i t g l i e - der, beten Mitgliedskarten bis zum 30. Januar 1933 guSgestellt waren, erweitert. Bisher war die Sonderaktion auf die Parteimitglieder bis zur Mitgliedknummer 500 000 beschränkt.

Mechrmchts-Uuterstützimgerr.

Berlin, 15. Dez. Auf Anordnung der Berliner städti­schen S t i ft u n gs v e r w a l t u n g werden zum kommenden Weihnachtsfest Familien mit 5 und mehr vorschul- und schul­pflichtigen Kindern unterstützt und zwar mit RM. 5 für jedes Kind. Insgesamt können über 1300 Famiien mit zusammen soft 7600 Kindern bedacht werden. Weiter werden den bedürftigen Hinterbliebenen der für die NSDAP gefalle» nen Kämpfer, soweit sie in Berlin ihren Wohnsitz haben, Eon« derunterstützungen gezahlt. Die Namhaftmachung der zu Beden­kenden erfolgte durch die NSDAP, Gau Groß-Berlin.

plötzlich ein armer Mann geworden. Wie sollte er ohne Sorgen leben, wenn der andere doch verdiente? Dos Geld, das Malwitz hätte verdienen fönnnen, wäre er nicht allzu leichtsinnig gewesen. In ihm verdichtete sich die Vorstellung, daß sein Vermögen, aus einer Bank sicher angelegt, dahin schwand in gleichem Maße, als der Nachfolger da oben Geld verdiente. Es war Malwitz' Existenz, die der andere untergrub, je länger er auf dem Golm den Wirt spielte. Er war der Wirt, Malwih, nicht der Fremde. Er war sein Golm, es war sein Haus, seine Tische, an denen die Gäste saßen. Sie saßen unter, den grünen Bäumen, wie sie immer dagesessen hatten. Und er hatte keinen Vorteil mehr an ihnen. ...

Er hatte den Blick niedergeschlagen, als er nach Hause kam. Er grübelte, wie er sich vor der Armut retten sollte.

Es kam dann die Zeit, in bet Verhandlungen über den Rück- kiauf der Wirtshauses auf dem Golm hin und wider gingen. Katrinchen horchte auf, ihr schien diese Ungewißheit und ferne Möglichkeit allein schon großes Glück. Aber die Summe, die der andere forderte, war allzu hoch. Malwitz hätte fein Vermögen dran geben müssen, den Golm für sich zurückzuholen. Ihm schien ti nun gewiß, daß er ein armer Mann werden sollte.

Er begann nun auf seine Weise, sich gegen dieses Schicksal zu wehren. Er nahm mit, was die andern ihm freiwillig ohne Geld nicht gaben. Er stahl. Er steckte nur kleine Dinge ein, ein Stück Kuchen, ein Stück Wurst, eine Apfelsine. Es beruhigte ihn lief, auf diese Weise dem Untergang seines Vermögens entgegen zu arbeiten, er wollte kein armer Mann werden. Er mußte es tun, solange der andere auf dem Golm rührig war und Geld ver­diente.

*

Der Kaufmann Knepel wat Malwitz' Schulkamerad. Er hatte einen Laden an der Hauptstraße, er hatte viele Dinge in diesem Laden zu verkaufen. Tinge der Landwirtschaft und Dinge für die Fischerei, dazu Seife, Brot, Mehl, Zucker und Korinthen. Es roch wunderbar gut in diesem Laden, dessen Dielen blankgescheuert und abgenutzt waren

Eines Abends fragte Knepel den Labendiener, wer bie fran­zösische Seife, die in einem Kästchen auf der Theke stand, gekauft halte. Aber der Ladendiener wies auf den Lehrjungen und meinte, Franz würde sie verkauft haben. Er selbst wüßte von nichts. Aber Franz hatte die Seife nicht verkauft. Knepel sah den Jungen an, und der errötete über den Blick. Sein Herz schlug, und es war ihm einen Augenblick nicht klar, ob er di« Seife nicht vielleicht doch genommen hätte. Ter Kaufmann ging wortlos hinaus, und der Junge legte den Kopf auf den Tisch.

Ein paar Tage später fehlte das zweite Stück aus dem bunten Kasten, in den die Seife gepackt war. Und als Malwitz aus der Tür getreten war, sah Franz beit Kaufmann an und sagte, Mal­witz habe b:e Seife. Knepel fuhr zurück, schwieg und sagte dann nach einer Weile, daß ein Mann wie Malwitz zu stehlen nicht nötig hätte, und daß der Junge sich bedenken solle, eines Mit­menschen Ehre anzurühren. Der Junge wehrte -sich, nun schon zornig, und behauptete, er.hätte recht gesehen. .Knepel, der . nicht

der Mann war, der Unbewiesenes Beitritt, ging in sein Kontor, das klein und schmal hinter dem Laden lag.

Tags darauf steckte Malwitz das letzte Stück Seife in die Tasche seiner alten Lodenjoppe. Er stand in bloßen Haaren, die nun schon ganz weiß waren, vor dem Ladentisch, als Knepel zu ihm trat, nach einem Blick auf die leere Packung in Malwitz' Tasche griff und das Stück Seife auf den Tisch legte.

So bist du, Malwitz," sagte er, jäh erkennend und sah den Weißhaarigen an, der fein Schulkamerad war. Ihm schienen plötz­lich viele Rätsel gelöst.

Knepels Ehrbegriffe waren sehr einfach, er hatte Malwitz zu seinen Freunden gezählt, (ach, Dlalwitz war niemandes Freund), er hatte ihn geehrt als einen Mann, der ein Leben fang gedient hatte um der Arbeit willen Knepel mußte erkennen,. daß dieser Mann fremd und unbegreiflich war. Etwas in ihm sträubte sich, Malwitz schlechthin einen Dieb zu nennen. Und dennoch, wer mochte jetzt wissen, was Malwitz ehrlich erworben hatte, und was zusammengerasft worden war auf diese Weise. Knepel sah plötz­lich das sonderbare Potpourri Malwitzscher Nippesfiguren vor sich, die so unerträglich bunt und mannigfaltig waren, und die von Malwitz in einer unerklärlichen geheimnisvollen Zuneigung ge­hütet wurden. Der Zorn überfiel Knepel, «r wollte dem andern wehe tun, wie der ihm Weh getan hatte.Hast du deine Raritäten auch so zusammengestohlen?" fragte er leise. Malwitz hob den. Blick und verstand nicht. ..Hast du deine Porzellanhunde auch so gesammelt?" fragte Knepel noch mal. Der Ladendiener kicherte. Malwitz sah den breiten Mund, der über ihn lachte, er sah die Brillengläser, die die Augen Wegnahmen, et sah die Stirn des Ladendieners. Walwitz' Blick ging zu . Knepel, nur einen Augen­blick, und er erschrak über das tief verstörte Gesicht, das sich ihm zuwandte. Und jetzt sagte er fast unhörbar:Zeig' mi doch nich an," in seiner Sprache, die eine Mischung von Hoch und Platt war, und die alten Leuten dieser Gegend eigentümlich ist.

Knepel hatte nicht im Sinn, den Schulkameraden eines Stückes Seife wegen anzuzeigen, und wollte Maiwitz eben verächtlich dessen versichern, als sich die Ladentür öffnete und ein Polizeidiener er­schien, der ahnungslos einkaufen wollte. Malwitz schrie auf, als er ihn sah, da er sich umstellt glaubte, gewann mit einem Sprung bie Tür und jagte davon, instinktiv die alte Hauptstraße ver­meidend, durch «ine kleine Gasse, die leicht bergan führte, von win- zigen Häusern mit friedlichen Vorgärten bestanden war, und bie über einen Bahndamm auf den Wald zu führte.

Erst am Waldrand sah Malwitz sich um, und war unverfolgt. Er begann langsam zu gehen, aber der Wechsel in diese Gangart tat den Seinen weh. Er steckte die Hände in seine Taschen, die waren leer. Seine Gedanken waren wirr und unklar. Er schluckt«, immer wieder kamen die Tränen, stand das Unerhörte auf, das mit ihm geschehen war. Es war, als wäre er aus der Welf heraus- gerissen worden, und als hätten seine Füße keinen Boden mehr. Er konnte nicht klar denken. Es war, als liefe er mit geschlossenen Augen irrsinnig und betäubt im Kreise. Gott hat ibn verlassen, sein ganzes Leben war ein einziger Irrtum gewesen. Alles, was et

je getan hatte, war falsch, unter falschen Voraussetzungen geschehen. Er hatte sein Leben vergeudet. Könnte er noch einmal anfangen! Gott hatte ihm in sein Herz geschlagen, und nun endlich, da er sechzig Jahre- alt war, unter Gottes Hand, wurde auch er ein Mensch, verzweifelt, ausgestoßen und ohne jede Hoffnung auf Ver­gebung.

Er blieb unter den Säumen stehen, aber die Säume waren für sich allein und hatten keinen Anteil an ihm. Die Menschen, die weit weg waren, lebten ihr eigene« Leben, sie entbehrten Malwitz nicht, sie konnten ohne ihn fein. Er hatte unter ihnen nichts mehr zu schaffen, da er ihre Gemeinschaft verraten hatte, er würde unter ihnen .keinen Platz mehr finden. Er stöhnte. Was sollte geschehen?

Er trieb sich umher, oben auf den Kalkbergen. Eine Schlange lag auf dem Stein in der letzten warmen Oktobersonne, und als Malwitz zögernd feine Hand ausstreckte, in dem angstvollen Ver­langen, von ihr den tödlichen Biß zu bekommen, glitt dar Tier ruhig.fort, ohne auf ihn zu achten. Er nahm er auf sich wie einen Spruch.

Er legte sich zur Nacht in das dichte Gebüsch, da! au8 Fich­ten und Buchen gemischt war, und dar den Tieren als Unter­schlupf diente. Die Tiere gehörten hierhin, sie fühlten sich wohl hier in ihrer Heimat. Sie alle waren in Gottes Hand, et allein war der Verworfene. Es war kalt, eS war gegen Ende Oktober, unmöglich, still zu liegen. Er lag zusammengekrümmt, bie Hände in der Achselhöhle vergraben, den Kopf in Erde und Kraut ge­drückt. Sein Körper bebte vor Frost und fein Herz schlug und nahm ihm den Atem. Er hörte fein Herz pochen, es war ein fremdes Herz. Er war sich selbst ftemd und unverständlich.

Ohne Ende war die lange Nacht. Nie mehr würde er au8 dieser Nacht herauskommen, so lange er noch leben mußte, würbe sie um ihn fein. Unüberwindlich und stark zerbrach sie fein Gemüt, dar niemals zu sich selbst gefunden hatte.

Er geriet am zweiten Tag in die moorige Gegend um den Zernin-See, der mit den Jahren immer mehr verlandet war, und nun sich einen Gürtel nahezu unzugänglichen Moorer geschaffen hatte. Malwitz stand auf bem Weg, der an den Kalkbergen vorbei im Kreis um das Moor herumführte und auf die Landstraße mündet«, die am Golm vorbeilief, die dann später bie alte Haupt­straße wurde. Immer wieder die Straße, immer wieder der Golm. Malwitz hatte die Fingerspitzen mit einer verlorenen und zarten Gebärde aneinanbergelegt, er stand auf ein Sein gestützt, das andere leicht vorgesetzt, und sah aus einem grauen und furchtbar verwilderten Gesicht hinauf, wo «r fein HauS, fein HauS ver­mutete. Er hatte da oben dreißig Jahre gelebt und sich zugehörig und sicher gefühlt. Niemals hatte er daran gedacht, daß «r dieses Haus und diese Bäume liebte, baß eS seine Heimat war, die er verschmäht hatte. Damals, als er sich noch einen Ehrenmann dünkte. Jetzt wußten es alle, daß er keiner war, die Polizei wollte ihn holen. Und erst jetzt war er ein Dieb, seit die Menschen er wußten. Die Fischcrfrauen fielen ihm ein. Er hatte sie dreißig Jahre um Pfennige betrogen. Er hatte mit gestohlenen Eiern sein Vermögen erworben. Sein Geld gehörte den Fischerfrauen..

Nummer 639 Serie r

Die Parteien und die Partei.

Tr. Goebbels auf dem Berliner Gautag der NSDAP.

Auf bem Gautag des Gaues Groß-Berlin der NSDAP, -lnt Berliner Sportpalast hielt Dr. Goebbels in seiner Eigensch^ als Gauleiter eine Rede, die einer Rückschau auf bie vergangenen Jahre und grundsätzlichen innerpolitischen Fragen gewidmet war, Es genügte Mittelmäßigkeit," so erklärte Dr. Goebbels nach bem Bericht des Deutschen Nachrichtenbüros,wenn das Zentrum den Ehrgeiz hatte, das Zünglein an der Waage zu sein, wenn die Deutschnationalen in bescheidenem Maße mitteben wollten, und wenn die Sozialdemokraten die in ihren, merkwürdigen Programm liegende Umwälzung zu vollziehen suchten." Wenn aber die nationalsozialistische Bewegung auf jjj Ziel losgesteuert sei, das ganze Reich zu erobern und dabei hqz Volk für sich zu gewinnen, dann habe dieser Ziel ganz besondere Opfer und Aufwendungen erforderlich gemacht.

Dr. Goebbels kam im Lauf seiner Ausführungen noch einntgf auf seine Trierer Rede zurück (Dgl. die Ausgabe vom 14. Dez). Ich habe in meiner Trierer Rede daraus hingewiesen," sagte er daß in der Vergangenheit eine andere Praxis geübt worden i(t als heute. Ich habe nicht bezweifelt, daß die katholisch^ K i r ch e n f ü rst e n in den vergangenen Jahren, als wir noch nicht an der Macht waren, den Atheismus bekämpft haben. gibt nichts, was mir ferner gelegen hätte. Ich habe behauptet- Für den Atheismus, für die Gott- und Sittenlosigkeit und bei, charakterlichen Verfall des deutschen Volkes war neben der Sozial» demokratie vor allem das Zentrum verantwortlich, denn feine Sundesgenossenschaft mit der Sozialdemokratie hat ja dar allez erst möglich gemacht. Ich habe nicht festzustellen versucht, daß bie katholischen Kircheusürsten sich nicht gegen den Atheismus gewandt hätten, sondern nur, daß sie sich nicht gegen bie Partei gewandt haben, die die Ursache dessen war. Tas ist ein kleiner Unterschied von sehr großem Belang. Mich interessiert, was die, die uns heute Heidentum vorwerfen, damals gegen Sozialdemokratie und Zep. trum getan haben. Und da wird die Ernte sehr mager und dünn ausfallen, denn ich kann mich nicht erinnern, daß irgendwo jn diesen Reihen ein flammendes Protestwort gegen diese Parteien erhoben worden wäre."

Im letzten Teil seiner Rede beschäftigte sich Dr. Goebbels mit den Problemen Staat, Partei und Wehrmacht. Die Frage bei Verhältnisses zwischen Staat und Partei sei an sich überhaupt keine Frage, da die Männer her Partei und bie des Staates meistenteils dieselben feien. Die starken Potenzen der Partei seien in den Staat dirigiert worden, um ihn zu be­fehligen. Das mache die Partei nicht überflüssig, sondern gebe ihr erst den eigentlichen Wert.ES wäre als Wahnsinn, die Partei oder einzelne Gliederungen aufzulösen, wie es ebenso Unsinn, wäre, in einem rein katholischen Land bie katholische Kirche auf. zulösen, weil c§ dort ja nur Katholiken gäbe."Die Partei gibt uns Menschen, mit denen wir führen, und der Staat gibt uns die Mittel, die wir zur Führung der Menschen ansetzen. Diese Mittel sind zwar tot, wir können sie aber eben durch die Menschen oer- lebendigen. Es darf auch außerhalb der Partei keinen zweiten politischen Willensfaktor geben."

Partei und Wehrmacht sind die beiden Säulen, auf denen der Staat ruht. Ebenso wie die Partei eifersüchtig darüber wacht, daß niemand außerhalb von ihr Politik macht, ebenso muß die Wehrmacht eifersüchtig darauf achten, daß niemand außer ihr selbst die Waffen führt. ES ist kindisch und lächerlich, wenn bai Emigrantentum auS der Tatsache, baß sich die Wehrmacht alt Armee nach eigenem Willen ans dem politischen Diskussionsstoff des Alltags herausschält, Spekulationen über ein konträrer Ver­hältnis zwischen Wehrmacht und Nationalsozialismus herzuleiten versucht. Die Wehrmacht hat mit Begeisterung dem Führer nicht nur für fein Regime, sondern auch für seine Person den Treueid abgelegt. Zwischen den Politikern und den Soldaten des Dritten Reiches besteht nicht nur Kameradschaft, sondern ein tiefes und herzliches freundschasliches Verhältnis."

Revisto« vor» Kreuzer-Urteile«.

Eine Strafverschärfung zwei Freisprüche.

aCx Stockholm, Mitte Dez. Das Amtsgericht in Stockholm hatte. | die Direktoren her A. S. Kreuzer u. Toll, Oscar' Rhdbeck, Direktor der Skandinaviska Kredit A. S., Ingenieur Paul Toll, i Carl Andren und Juhlin-Dannselt zu je vier Monaten Gefängnis wegen Veruntreuung und Rydbeck zu 7500 Kr. Straf» | wegen Vergehens gegen das Fondkommissionsgesetz verurteilt. Tas 1 OberlandeSgericht hat jetzt Rydbecks Strafe von 4 auf s 10 Monate Gefängnis erhöht, indem die Geldsttase durch - 6 Monate Gefängnis ersetzt wurde. Juhlin-Dannselts Strafe blieb unverändert. Toll und Andren wurden sreigesprochen.

Maudschukuo wird konstitutionelle Monarchie, t

Hsingting, Mitte Dez. (DNB.) Der mandschurische Innenminister ist gemeinsam mit den japanischen Ratgebern mit der Ausarbeitung' eines Gesetzentwurfes über die Umwandlung der mand­schurischen Staatsform in eine konstitutionelle Monarchie nach japanischem Muster beschäftigt. Es soll ein Parlament ge­schaffen werden, das anläßlich des dreijährigen Bestehens bei mandschurischen Kaiserreichs am 1. März 1935 zum erstenmal zu­sammentreten soll. Der mandschurische Kaiser Puji hat seine grund­sätzliche Genehmigung zur Einführung der konstituionellen Mo- : narchie gegeben. Der Vorschlag stammt von japanischer Seite. -W

Sein Anzug gehörte den Fischerfrauen, seine Uhr, die Porzellan- Hunde daheim, alles was er sein Eigentum genannt hatte. Nach Recht und Vergeltung hätte er fortan nackt gehen müssen.

Malwitz atmete schwer auf. Wie wollte er weiter leben unter den Menschen, die er betrogen hatte, zu denen er nun keinen Zu- | gang mehr finden sollte, und die ihn ihre Verachtung fühlen lassen würden. Ach, was hatte sein Leben für einen Wert gehabt? Gr hatte gelebt, ohne die Menschen zu lieben, er hatte sie ge­braucht, um reich zu werden. Er hatte gesündigt an den Menschen, ~. er war verloren und verlassen. Malwitz stöhnte und biß in feine Hand. Er ging den Weg hinab auf die Wiese, die moorig war, und immer mehr unter den Füßen nachgab. Er hatte keinen Platz auf der Welt. Wenn man nicht leben kann, so muß man sterben. J Ern Zwischenland würde es nicht geben. Und sicher ist eS leichter zu sterben als zu leben, ohne Anspruch auf Eigentum, ohne ein­gebettet zu fein in die Zugehörigkeit zu den Menschen, die man nicht lieben konnte, und die einen nun nicht wieder lieben würden. =

Er versuchte, den Weg zu finden an das tiefe Wasser, durch Moor und Schilf hindurch. Wie ist eS schwer, Schritt vor Schritt den Weg in den Tod zu gehen! Weit auf dem See sah er die wilden Schwäne schwimmen, sie waren ruhig und in Sicherheit. Der See war unzugänglich, lieber dem Wasser, das eisblau war, : leicht gekräuselt, war im verglimmenden Abendrot sehr hart und t düster bie Silhouette der Äalfberge. Es war hier das Reich der Tiere, bie in der Wildnis lebten, der Schwäne und der Reiber, j Es war das verwunschene Reich der Insel. Es war kein Platz hier für Malwitz, auch hier nicht, bei den Tieren. Er war der Eindringling. Er hatte dreißig Jahre am Rande der Einöde j gehaust, ohne sich Mühe zu geben, von ihr zu wissen. Sein Wes war immer nur die staubige Landstraße gewesen, die ihn in bie Stadt führt« zum Schacher. Ter Golm da oben war seine ver­lorene Heimat, er hatte keinen Anspruch mehr auf diese! Stück Erde, dar zu lieben er verschmäht hatte.

Malwitz blieb stehen, der sumpfige Grund ließ feine Füße ein* finken, aber er kam nicht weiter. Allzu schwer ist er, den Weg den Tod zu finden. Er halte nicht den Mut, sich aus bem Leben zu schaffen, bas nichts mehr von ihm wollte. Wenn man nicht sterben kann, so muß man auf sich nehmen, zu leben. So muß man i nach Haufe gehen und als Betrüger leben. Es schien ihm leichter, fortab als Setrüger zu leben, al! unter den Tieren, die ihn ttW wollten, zu sterben. Nichts gab eS mehr, daran er Anteil habe» durfte.

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Malwih kam in der Nacht nach dem zweiten Tag nach Haufe, zu der Zeit, da Katrinchen unter dem Bilde der Sektfirma auf die letzten Vorübergehenden hörte, die vom Nachtzug kamen, und rat' lor aufgegeben hatte, nach dem Vater zu suchen. Sie erstarrte, all sie ihn kommen hörte, sie blieb still liegen. Malwitz züude'e fei», Licht an, er konnte eS nicht ertragen, sich selbst zu sehen Mit blinden Augen tastete er sich zurecht, ließ Wasser über die Hände rinnen, wusch sein Gesicht, stöhnte leise dabei. Er fand das | kärgliche Bett zur Nacht bereitet, es war aufgeschlagen und sollt» +