Zweimalige Ausgabe

Ur. 614

81. Jahrgang

80 Pfg

(einmal täglich. ver II. Morgenblatt' in l

6. auzügl. ortsühl,

CSlPiV.. Reivbiausg*.9 47-2Pfg. zuzüglich

Weitere Zweigstellen an den grOteren Orte»

Dabei war 1935 das weitaus wichtigste Exportprodutt

der

um die Auffindung non Möglichkeiten der Aufrcckter-

aber

*

auffallender, wie unbedingt sie in ihrem Leben von den bcson-

Ausfuhr der Türkei nach Deutschland:

18.95

33.75

46.69

iffg, so men g 'Neigung zur für zügellose Leidcnsckaiten, k zu Leiten kühl verschlossen, >nnte wie fassungslos be­kleben der Di H. Lawrences, nmentare zu den verwickelten eundeter Gestalten der Lon-

von

Ge-

igerlohn. Festpreis: ltzeitungegebühr bei

Cinfuir der lürrti airä Deutschland:

' 18.15

V 25.45

33.67

daß man nicht mehr als zwei ober drei hintereinander mit Verständnis lesen kann.Eine kleine aber vollkommene Lei­stung" nennt es die Encyclopcdia Britannica: und T. H. Lawrence, einer ihrer nächsten Freunde, schrieb nach ihrem

Es liehe sich zu den Lebensgeschichten der wichtigen eng­lischen Schriftstcllcrinn.m eine zusammcnfassende Untersuchung denken, aus der über das Frauenleben des Landes mindestens ebenso viel und Wertvolles zu erfahren wäre, wie über seine Literatur. Wenn nämlich einige dieser berühmten Frauen es in ihrem Werk zustandcbrachtcn, das Format der Besten ihrer Zeit zu erreichen stellt doch das heutige Urteil Jane Austen als ebenbürtigenKlassiker neben Tesoü, die Brontüs und

zeigt, obwohl erst Anfang zw Lcichtsebigkeit oder Geschmack daß ist auf ihre wilderen Frcur ja bürgerlich schockiert wirken stürzt ste etwa das stürmiiche

Eme Truppenschau der Wiener Garnison

zu Ehren des ungarischen Rcichsverwcscrs Horthy.

W J Wien, 30. November. Am Montag vormittag sand auf der Wiener Ringstraße zu Ehren des ungarischen Reichsverwesers Horthy eine Truppenschau der Wiener Garnison statt. Fünf Jnfanterieregimenter, drei Artillerieregimentcr, ein Tragoner- rcgiment, die Lustschutztruuppe, Panzerwagenbataillone und eine Tclegraphenabkeilung hatten in der Ringstraße Aufstellung genom-

den Beziehungen. Eine weitere Verbreiterung des deutsch- türkischen Warentauschs erscheint, was bcstimmtc^Warcngat- tungen anlangt, trotzdem als nicht ausgeschlossen. So befindet fid) augenblicklich eine Delegation des Reemtsma-Konzcrns in

- ---.j ; i

Dienstag,1» Dezember 1936

Verlag und Druck : Trankfurter Societäte» Drucker

der Türkei, die voraussichtlich aus der reicheren diesjährigen Tabakernte größere Einkäufe als im Vorjahre tätigen wird. Auch die mit jedem Jahre wachsende Bereitstellung von tür­kischer Erportbaumwollc oder der große Ucbcrschuß an Ge­treide, wie er und) guten Ernten, z. B, in diesem Jahre, greifbar ist, dürfte eine Ausweitung derartiger Sonderge­schäfte mit Deutschland gestatten.

In Teheran, wohin Dr. Schacht sich von Ankara aus begeben hat, dürfte gleichfalls Gegenstand der Prüfung gewesen sein, wie die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Iran erweitert werden könnten. Auch der Iran erzeugt eine Reihe von .Rohstoffen und Lebensmitteln wie Baum­wolle, Reis, Braugerste, Trockenfrüchte, für die Deutschland Verwendung hat. Verhältnismäßig ähnlich bedeutend wie in der Türkei ist auch der iranische Bedarf an Kapital­gütern. Dazu kommt dort die Neigung, die bisherige starke

Der, Reichsbauerntag in Goslar ist am Sonntag abge­schlossen worden. Die im Montagsblatt veröffentlichte Schilde­rung unseres Sonderberichterstatters ließ schon erkennen, daß die Tagungsteilnehmer diese letzte Veranstaltung als einen Höhepunkt der Goslarer Tage empfunden haben. Besonderes Gewicht gaben ihr die Reden des Ministerpräsidenten Göring und der Reichsminister Darrd und Heß. Auf Grund des Be­richtes des Deutschen Nachrichtenbüros lassen wir diese Reden in ihren wesentlichsten Teilen folgen. Voran stellen wir den Appell, den Göring an die Landwirtschaft richtete.

Ministerpräsident Göring erklärte zu Beginn seiner Rede, daß es ihm eine aufrichtige Freude sei, zum Führerkorps der Bauernschaft sprechen zu können, die jetzt eine der Hauptlasten in dem neuen großen Plan Adolf Hitlers trage. Er sagte u. a.: Kein Mensch vermag den deutschen Bauern heute von seinem Hof zu bringen. Es mögen schwere Zeiten kommen keine Schulden­last, keine wirtschaftliche Not oder Unalücksernte vermag das zu zerbrechen, was ausgebaut worden ist. Wenn es manchmal schwer für Euch wird, dann gedenkt das eine: Wenn Ihr das Schicksal Eurer Volksgenossen, der deutschen Arbeiter, anseht, sie haben noch keine Erbhofstellen auf ihrem Arbeitsplatz, sie sind den wirt­schaftlichen Schwankungen preisgegeben und noch abhängig von den Konjunkturen. Dann bankt Gott und nächst ihm dem Führer, baß Ihr davor bewahrt unö behütet sei. Darum muß auch das Baucrn-

Tode:Arme Katherine! So zart und rührend

KM 6. einschließl. - - P

zweimalig.Ausgab.51 Pf?-.mit Stadt-Blatt

Görings vertrauen rum Reichsnährstand

Seine Dede auf dem Peichsbauerntag.

Abendblatt

Erstes Msrgenblatt

B E t C W | > R t IS für zweimalige Ausr-a# "ind Reicheausgabei Abendblatt, I- und yltschlandmonatl. RM

der ihre Begabung zugleich voranbringt und ausnützt; sie erkrankt an einem Lungcnlcidcn, von dem ihre Arbeitsfrcu- digkeit und Bewegungsfreiheit bald ernstlich behindert wird. Sie hat beständig Heimweh, brennendes Heimweh nach Neuseeland und dem Elternhaus, wohin sie sich die Rückkehr abgeschnitten hat; sic sehnt sich sehr nach Kindern, bekommt aber keine mehr. Tas beides und der Verlust eines geliebten Bruders im Kriege sind ihre schlimmsten Kümmernisse, doch muß man sie sich nicht als lebcnsuntüchtig oder schwerblütig denken; sic hat Humor und Mut und vermag sich mit Un­vermeidlichkeiten abzufinden. Rach und nach schreibt sie einige hundert Kurzgeschichten und Skizzen, ist aber nur mit vielleicht zehn davon selber einverstanden es ist viel un­fertige und Gelegenheitsarbeit dabei. Sie führt einen um­fangreichen Briefwechsel mit einigen der wichtigsten litera­rischen Gestalten ihrer Zeit und erweist außerdem ihr klares Urteil, ihre geistige Selbständigkeit und ihr schönes, sicheres Englisch in den Buchbesprechungen, die sie regelmäßig für das von ihrem Mann geleiteteAtheneum liefert. Dem wei­teren Publikum wird sic erst nach dem Kriege durch die NovcllensammlungenBliss" (1920) undThe Garden Party (1922) bekannt, deren Erfolg spontan und deren Wirkung ungewöhnlich stark ist, dock; ist sie zu krank, um die Erfüllung ihrer ehrgeizigen Mädäicnträume zu genießen. Sic stirbt in Frankreich im Januar 1923, vicrunddrcißig Jahre alt.

1933

1934

1935

definitiv nicht groß! Er, der sieben Jahre nach ihr an der­selben Krankheit starb und dem in seinem sehr viel größeren Format dasselbe Schicksal postumen Ruhms beschteden. war, hätte gewiß nie für möglich gehalten, daß Katherines spiele­risch gewichts- und anspruchslos wirkende Beschreibungen weiblicher Nichtigkeiten eine fast ebenso nachhaltige Wirkung haben und internationalen Ruf bekommen könnten, wie seine eigenen tiefsinnigen und bedcutungsschwcrcn Schritten. Er würde wohl lediglich, wie cs ja nahelicgt und auch nicht selten getan wird, diesen geheimnisvollen Erfolg ben uner­müdlichen Bemühungen ihres Witwers um ihr Gedächtnis zuschreiben Bemühungen eines beständig pietätvoll umflor­ten Literaten, die freilich viel dazu bcigetragen haben, die Gestalt der. Toten unwirklich und verschwommen zu machen. In seiner Lesart der Legende erscheint Katherine Mansfield als eine Art Kreuzung zwischen unfreiwilliger komme fatate und tragischer Muse, über die von Anfang an der Schatten des Todes fällt ihr steht natürlich eine andere entgegen, die sie als rein berechnend, unermüdlich sensationshungrig und rücksichtslos in der lilcrarischen Ausnützung jedes Erlebnisses zeigt; in einer dritten wird sie ganz als daz Opfer ihres Mannes dargestcllt, eines unfesten, überempfiirblichen Neuro­tikers und geborenen Pechvogels, der in der Tat weder ihre Gesundheit zu schonen noch ihr erregbares Gemüt zu beruhi­gen verstand, von dem sie aber aubererseits nach zehnjähriger Ehe schreiben konnte:Ich persönlich muß bekennen, daß ich an die Ehe glaube. Es scheint mir die einzig mögliche Be­ziehung, die wirklich befriedigend ist. Und wie sonst soll man die Seelenruhe haben, um das Leben zu genießen und ordent­lich zu arbeiten? ... Klingt das hoffnungslos altmodisch? Wahrscheinlich. Aber da ist es nun mal mit M. Marme­lade einkochen, Blumen suchen, die nie in unserer alpinen Flora stehen, Gemüse ziehen, sogar M. zuschen, wie er seine Socken über einer Zitrone stopft, das febeint all meine Zcit auszufüllen, wenn ick) nicht gerade arbeite. Die Leute leben heutzutage in solch einer Konfusion. Jch^habc einen Horror vor dunklem Durcheinander. Ich wollte. Sie schrieben mal einen Roman über eine glückliche Ehe..."

Um keine falschen Erwartungen zu erwecken, sei Anfang an gesagt, daß cs sich mehr um ein literarisches heimnis, als um eines des Privattcbens handelt. Eine Privat­person Katherine Mansfield hat cs, genau genommen, nie gegeben; der Name war ein Pseudonym, unter dem die

Kerlin, Ankara, Teheran.

Die Zukunft der Haudelsdrzirhungen auch der Keile Dr. Schachts

(Von unserem Korrespondenten.)

Ausrichtung der Ausfuhr aus den reichen nordiranischen Wirt­schaftsgebieten auf Sowjet-Rußland im Sinne einer Risikoverteilung abzuschwächen. Tr. Schacht hat in Teheran auch eine türkische Delegation angetroffen, die dort Wirtschaftsverhandlungen führt. Sie bespricht u. a. die Mög­lichkeiten, die sich nad; der Oeffnung der Handelsstraße von Trapczunt an die iranische Grenze ergeben werden; diese Straße ist für den Motorverkehr hergerichtet worden und soll vom Frühjahr an als eine neue iranische Handelsstraße benutzt werden; diesem Zweck dient ein vom türkischen Staat betriebe­ner Lastwagenverkehr. Nach Inbetriebnahme dieser Linie würde auch" der deutsch-iranische Handelsverkehr zweifellos einen erheblichen Aufschwung nehi itn föTrnciT; iranisch^ Aus­fuhrgüter könnten auf diesem Wege an deutsche Schiffe im Schwarzen Mccr herangebracht werden.

*

* Rom, 30. November. Nach italienischen Pressemeldungen

ist Reicbsbankprüsident Tr. Schacht, im Flugzeug von Teheran und Bagdad kommend, am Samstag auf Rhodos eingetroffen. Tcr RcickSwittsckastsministcr, der vom Gouverneur empfangen wurde, bleibt, wie verlautet, einige Tage in Rhodos und kehrt bann int Flugzeug nach Berlin zurück.

Das Geheimnis der Kaiherme Mansüeld.

Pon Irene Seligo.

a Istanbul, im November.

Der eigentliche Zweck der Reife, die RcichSbankpräsident Dr. Schacht «ach der Türkei unternommen hat, war, wie man weiß, die Erwiderung des vor einiger Zeit erfolgten Besuches des Gcneraligrektors der Zentralbank der Türkischen Republik in Berlin,üa wir praktische Menschen sind, so erklärte der Reichsbankpiäsident der türkischen Presse,begleiten mich einige hohe Beamte,- um verschiedene Besprechungen zu führen. Diese llnterrcbungen haben stattgefunben, ohne daß ihnen jedoch auf­sehenerregende Ereignisse folgten, was übrigens weder von deutscher noch von türkischer Seite erwartet wurde. Deutschland ist seit Jahren der beste Kunde und der wichtigste Lieferant der Türkei. Die Stellung, die der Handclsvcrkehr^t-Tcutschland im Rahmen des gesamten türkischen Außenhandels einnimmt, beweist deutlich genug, wie weitgehend büde Länder sich auf­einander eingespielt haben. Bei Zugrunl legung der Angaben des Deutschen Statistischen Reichsamts ergibt sich seit 1933, dem Jahre de§ tiefsten Standes des türkischen Außenhandels, folgende westmäßige Entwicklung (in Millionen Türkcnpfund)c

vergangenen. Jahre, Tabak, an vierte Stelle verwiesen worden. Das wichtigste Ausfuhrprodukt wurde Baumwolle, für die 1935 7,75 (i. V.: 2,5) Mill. Ltg. erlöst wurden. Damit deckte die Türkei 1935 mengenmäßig nahezu 5 Prozent bei deutschen Baumwolleinfuhr (1933: nur 0,2 Prozent). Danach folgten, um noch einige der wichtigsten Erzeugnisse zu nennen, Rosi­nen mit 7,15 (5,15) Mill. Ltg. und einem Anteil von 75 ( 62) Prozent an der deutschen Rosineneinfuhr, ferner Hasel- nüssemit 6,5 (4) Mill. Ltg. oder 64 (46) Prozent, danach erst Tabak mit 6,35 (6,8) Mill. Ltg. oder 23,8 (21) Prozent. Andererseits spiegelte sich; in der Zusammensetzung der türki­schen Bezüge aus Deutschland die zunehmende Industrialisie­rung und Technisierung des Landes wider; charakteristisd; sind die Wertsteigerungen bei folgenden Einfuhrposten (im Ver­gleich zum Vorjahr): Eiscnbahnoberbaumatcrial um 105 Pro­zent, Stab- und Formeisen 120, Blech und Draht 210, Rohre und Walzen 60, Wollgarne um 140 Prozent.

Die Prognose, die dem deutsch-türkischen Handel zu Beginn dieses Jahres gestellt wurde, war durchaus nicht ungünstig und wurde durch die tatsächliche Entwicklung in ben ersten neun Monaten bestätigt. Gegenüber der entsprechenden Zcit bcs Vorjahres hat sich bie nach Deutschland gerichtet^türkische Aus- Jtibr um tvc'st-e«.2S«Pro,-. ;tt auf 36,5 (28,7) Mi». Tüc-keupsund steigern l<ffsen;die deutschen Exporte nach der Türkei stiegen

Damit fängt nun die Geschichte der Katherine Manssielb eigentlich erst an. Denn erst die Haltbarkeit ihres Werkes, die Langlebigkeit der Legende um ifnx Person ist die crstaun- Iid;e und nicht ohne weiteres erklärbare Tatsache an ihr, die sich auch nicht leicht mit dem Ruhm anderer früh Verstorbe­ner vergleichen läßt, weil Umfang und Gewicht des Nach­lasses hier so gering sind. Ein paar Kindheitsgeschichten aus Neuseeland (vor allemPrelude,At tim Bay,The Garden Party, alle ausgesprochen autobiographisch), ein paar Liebes-

Jahre sechzig Prozent der gesamten türkischen Ausfuhr nach Deutschland gerichtet sein werden, weil die Rückschläge, die eines Tages eintrctcn könnten, um so schwerer wiegen wür­den. Tic türkische Regierung hat unseres Wissens ferner die Frage aufgeworfen, ob nicht ein Teil des türkischen Attsfuhr- überschusses infreien Devisen bezahlt werden könne. Den i" d'-.sc Richtu-: zictenden 'ürkischcn Wünscym war keine Äms'ta)t auf Erfolg, beschiedett. Nach dem sehr.herzlich verlaufenen Besuch des englischen Königs in Istanbul wur- den Versuche unternommen, für einen wesentlichen Ted­der türkischen Produktion, die bisher nach Deutschland ging, neue Absatzmärkte, z. B. in England, zu erschließen; bas Gelingen dieses Planes erscheint aber recht zweifelhaft. Falls diese Hoffnungen fist) nicht -erfüllen, würde aber wenig - Neigung bestehen, die enge Wirtschaftsverflechtung mit Deutsch­land künstlich zu lockern; denn dies würde dann nichts an­deres bedeuten als eine Verkleinerung des Gesamtvolumens

Prozesses der Selbstreinigung, der Selbstverseinerung bis zu dem Zustand der Kristallklarheit, um den Katherine Mansfield unbewußt rang und gegen Ende ihres Lebens bewußt betete.' In ihrer eigenen Sprache ausgedrückt:Die Frage ist immer: Wer bin ich? und bis man das heraus hat, sehe ich nicht, wie man jemals wirklid) mit fid) fertig werden soll. Gibt es so ein Ich überhaupt? Man muß darüber ganz fidjer sein, ehe man wissen kann, wo man seine Füße hat. Und ist) glaube keinen Augenblick, daß solche Fragen allein mit dein Kopf ge­löst werden können. Es ist das Gehirnlcbcn, das intellektuelle Leben auf Kosten von allem übrigen, bas uns alle in diesen Zustand gebracht hat. Wie kommen wir wieder heraus? Ich sehe keine Hoffnung zu entkommen, außer indem wir lernen, auch durch das Gefühl und ben Instinkt zu leben und die brei Elemente in uns einander auswiegcn zu lassen. Ziehst du, wenn mir von Gott ein einziger Wunsch freigestellt wäre, würde er sein: Ich möchte wirklich sein." (Brief an ihren Mann, 1922.)

Es sind gerade diese Briefe, besonders die in ihren letzten Jahren aus der Verbannung südlicher Kurorte geschriebenen, die am häufigsten in modernen Anthologien abgedruckt und auch sonst zitiert werden. Ist doch gesagt worden, sie fände darin immer wieder in ihrem Bedürfnis, ueni Angercdeten einen Zustand, einen Gedanken, ein Bild deutlich zu machen, Ausdruck für etwas Allgemeingültiges und Wesentliches, etwas bis dahin Unausgesprochenes, das schon lange in der Luft ge­legen hat als höre man die Stimme einer ganzen Fraucu- gcneration. Tas gleiche überraschende Licht auf dunkle Zu­sammenhänge und Vorgänge im Frauen- und Kinderleben gibt es auch in ihren späteren Novellen; und es kann sein, daß in dieser Eigenschaft das Geheimnis ihrer sonderbar herausge- hobcncn Stellung unter den übrigen modernen Verfassern guter Kurzgeschichten zu suchen ist. Nur läßt sich der flüchtige Reiz, die verhaltene Lebensbejahung ihrer paar Mcistererzählungen auch mit solchen schwerfälligen Definitionen nicht recht cin- fangen. Sie gehört da in eine Tradition ausgesvrochm weib­licher Ausdruckskunst, eine Tradition des Unbewußten, die gerade in der englischen Literatur einen wichtigen Platz hat; und vielleicht ist sic aus der Tradition heraus am besten zu verstehen.

men. Reichsverweser von Horthy, Bundespräsident Miklas, Bundes­kanzler Dr. Schuschnigg, die anderen ungarischen Gäste und Spitzen der österreichischen Behörden fuhren die Front ab. Ta es dicht schneite und die Straßen mit Glatteis bedeckt waren, wurde auf Wunsch Horthys der beabsichtigte Vorbeimarsch abgesagt. Nach einer Besichtigung der Wassensammlung der Hofburg mar der ungarische Reichsverweser am Mittag Gast des Bundespräsidenten. Gegen Mitternacht erfolgt nach einer Festvorstcllung in der Oper die Abreise der ungarischen Gäste.

Neuer Angriff der Nationalen

' , bei Madrid.

Tie Kampftätigkeit lebt wieder aus.

Nach einem Bericht des TNB aus Salamanca teilt der ^Heeres­bericht mit, daß die nationalen Truppen bei^Madrid am Sonntag wieder zum Angriff übergegangen sind. Tie haben das Dorf Pozuelo de Alareon genommen und dem Feinde schwere Verluste zugefügt. Auch die Ortschaft Humera wurde von den Nationalisten besetzt. Humera liegt vier Kilometer nordwestlich von Madrid. Tie Häfen von Alicante und Cartagena wurden erneu: mit Bomben belegt.

Der Rundfunksender Tenerissa meßet, daß die Anarchisten den ehemaligen spanischen Innenminister Casares Ouiroga ver­haftet hätten. Quiroga war im Sommer Ministerpräsident und gilt als einer der Urheber der Ermordung des Monarchistensührers Calvo Sotelo, die dann der Anlaß zu der nationalen Erhebung in Spanien war.

Der Sender Salamanca teilt mit, daß entgegen allen anderen Meldungen der Sohn Caballeros, der sich in den Händen I der Nationalisten befindet, nicht erschossen worden fei.

In Bilbao sind die Konsuln Oesterreichs und Para g.u a v s vom Pöbel ermordet worden. Der oberste Befehlshaber in Salamanca veröffentlicht dazu folgende Erklä- rung:Die Konsuln Oesterreichs und Paraguays wurden durch tote Separatisten in Bilbao schmählich ermordet. Um dieses Ver­brechen zu rechtfertigen, hatte man bie Konsuln bet Lpiouage cm- geklagt. Der Wahrheit muß bie Ehre gegeben werden. Tie spa­nische Armee fühlt sich daher Bctpflidjtct, fcicrlichst zu erklären, daß sie niemals in Fühlung ober Verbindung mit diesen ausländischen diplomatischen Vertretern gestanden hat. Sie versichert die Regierungen Oesterreichs und Paraguays ihres tiefsten Schmerzes angesichts dieser abstoßenden infamen Tat, die auf spanischer Erde niemals hätte vorkommen dürfen."

als dic Bezüge aus Deutschland, erforderte starkc Beachtung. Anläßlich des Bcsuchcs des Rcichsbankpräsidcnten wird von türkischer Seite' auch über die Möglichkeit cincs besseren Ausgleichs- der Handelsbilanz gesprochen worden sein. Angesichts dcs bedeutenden Einfuhrbedarss der Türkei an In­vestitionsgütern, die der zweite Fün s j a h r e s p la n erfordern wird, könnte cs nicht allzu schwer fein, diesen Aus­gleich ..crbeizuführen. In Anatolien soll eine Reihe von neuen Fabriken gegründet werden. Eine wesentliche Erweiterung der Handclsslsttc ist vorgesehen; in diesem Zusammenhang wur­den bereits Aufträge nach Deutschland und England gelegt. Gleichzeitig wird die Verringerung des Einfuhrbcdarfcs an .einfachen Konsumwaren, die zunehmend von der nationalen Industrie hergestellt werden sollen, größeren Spielraum für den Import von Luxus- und Spczialwaren ge­statten, bei deren Lieferung Deutschland leistungsfähiger ist als in der Lieferung einfacher Konsumwaren. Auf türkischer Seite bestehen jcbodi gewisse Hemmungen, den Außenhandel über ein bestimmtes Maß hinaus auf Deutschland abzustcllcn. Man hält cs für bedenklich, daß voraussichtlich in diesem

des Außenhandels, das zu steigern man gerade im zweiten Fünfjahresplan sich bemüht. So-wird man auf. andere Möm lichkeiten sinnen müssen, das Risiko, das nad) türkischer An­sicht in -der starken Abstellung der Außenwirtschaft auf Teutick- land liegt, nad) Kräften auszuschalten. Insbesondere solle die Türkei es sich angelegen fein lassen, ihre Erzeugung nod) weitgehender als bisher auf die Bedürfnisse des deutschen Handelspartners einzurichten, damit sic später nach einer Auflockerung des Welthandels den in der Gegenwart errunge­nen Platz im deutschen Außenhandel fernerhin zu behaupten vermag. In dieser Richtung lag z. B. die Einladung d's Reichsb^austragten für.Baum wolle nach der Türkei; nach einer Studienfahrt durch die türfijdjen Bau.n- wollproduktionsgebiete im Hinterland von Izmir und Adana brachte er Wünsche der deutschen Verbraucher vor. Umgekehrt hat auch 'Tcutschlaud nicht nur ein Augenblicksinteresse an der Aufrechterhaltung der engen Beziehungen zur Türkei, beson­ders tuenn man berücksichtigt, daß für deutsche Produktions­mittel und Spezialitäten gerade mit fortschreitender Indu­strialisierung nod; für unabsehbare Zeit und sogar in wachsen­dem Maße die Türkei ein reizvoller Markt bleiben1 Wirb. Wünschenswert wäre cs, Wege zu finden, der türkischen Kapi­talarmut durch Gewährung von W a r e n k r e d i t e n Rechnung tragen zu können, da stets dic Gefahr besteht, daß kapitalarme Länder, wie heute Deutschland, bei ihren Bc- mühungcn, an der Entwicklung anderer kapitalarmcr Staaten Anteil zu nehmen, durch kreditfähigere Konkurrenten aus dem Felde geschlagen werden.

Nad) den skizzierten Richtungen müssen sowohl von deut­scher als auch von türkisd)er Seite dic Ikbertegungcn ange- ! stellt werden. Im Augenblick handelt cs sich also..weniger v 1 eine weitere wesentliche Verdichtung des Warentauschs als

Tag der nationalen Solidarität."

Samstag, den 5. Dezember.

Berlin, 30. November. (TNB.) TerTag der nationalen Solidarität" findet in diesem Jahre am Samstag, den 5. De­zember, statt. Wie bisher werden auch in diesem Jahre wiederum die führenben und bekannten Persönlichkeiten aus Partei, Staat. Kunst und Wissenschaft für das Winter- hilsSwerk sammeln. Die Sammlung wirb in ben Nach- Mittagsstunden des 5. Dezembers durchgesührt.

Jet , lag bet nationalen Solibarität" 1935 erbrachte fast 4.1 Millionen Reichsmark zugunsten des Winterhilfswerkes. Er muß auch in diesem Jahre ein voller Ersolg werden.

voll und vor allem sein Führerkorps verstehen, baß auf feine Schultern eine schwere Verantwortung gelegt ist. und daß bas deutsche Volk ein Recht hat zu verlangen, daß die deutsche Bauernschaft auch dicfe Verantwortung trägt. Und ich weiß, Ihr werdet Eure Pflicht erfüllen als echte Bauern des Tritten Reiches.

Wenn wir jetzt daran gehen, den großen Wirtjchaftsplan in vier Jahren zu erfüllen, wenn wir Deutschland frei machen wollen, muß ich an Euch, meine deutschen Bauern, appellieren, und ver­langen, daß Ihr in meiner Gesolgschaft als erstes Sturmbataillon bereit steht, bie deutsche Ernährungsfreiheit, die ja die Grundlage der Gesamtwirtschast ist. zu erringen. Wenn man fragt, was der deutsche Bauer innerhalb dieses Vierjahresplanes tun solle, bann kann ich nur antworten: Ihr habt von Eurer Führung bereits bie Richtlinien bekommen. Jahrelang habt Ihr eine Erzeugungsschlacht nach bet anberen gewonnen. Ihr sollt nid)t§ weiter tun, als au di bie nächste Erzeugungsschlacht mit noch mehr Willen und nod) größerem Einsatz als bisher schlagen, damit sie zu einem noch größeren Erfolge führt.

Aus der Tatsache, daß der Führer mich beauftragt hat, alle Strafte von Partei und Staat zu sammeln und einheitlid) zu lenken, hat mancher geglaubt, daß ich ein angenehmer Prellbock gegen bie Partei sein würbe, hat mancher geglaubt, baß er meine Autorität mißbrauchen könne, um durchzusetzen, was man bisher ohne einen Nationalsozialisten nicht hat durchsetzen können. Um diese -ringe

rote hochmütig klingen ihre K PnsÄvcrhältnisten anderer b< boncr Boheme, an bereit Ra: fast klösterlicher Abgeschlossenstit, L.... .

lidiung als jhr Ideal ansicbt. Sic wendet ihre starke nervöse Ener-ic ganz ihrer Schriftstalcrei zu, mit der sie bald in einem gewissen streife Anklanff findet, ohne zunächst besonders Hervorragendes zu leisten elfer in Aussicht zu stellen (ihr erster Novellenband,In a Lier man Pen? >n, 1911 er­schienen, verrät Talent, aber vcnig von den g ückliclicn Eigen­schaften ihrer besten Strbeiten); sie heiratet en jugendlichen Herausgeber einer literarischen Zeitschrift,. Mtüdleton Murry,

Wie es nun wohl mit solchen Legenden meistens ist, finden sich Anhaltspunkte und Belege für jede einzelne Lesart in Zitaten aus eigenen und fremden Werken, Briefen, Tagebuch­stellen, sogar Romanfiguren, zu denen sie Modell gestanden hat (roic zur Gudrun in LawrencesWonnen in Lore") ftc hatte unzweifelhaft die Eigenschaft, die Phantasie der Menschen anzuregen, mit denen sie in Berührung kam. Alle ihre Freunde zerbrachen sich schon zu ihren Lebzeiten den Kopf darüber, was hinter der auffallenden Einfachheit ihres Wesens, wie sie in ihrer besten Arbeit aus jeder Zeile erkennbar ist, verborgen lag. .......v. u« ultu

Diese Aufrichtigkeit und Durchsichtigkeit sind das Produkt George Eliot neben Tickens und Thackeray so ist cs um so langer Seclenkämpfc, schreibt Middleton Murry in seinem .

Vorwort zu einer Biographie (1933),eines unaufhörlichen deren, den hemmenden Gesetzen gebunden blieben, denen sie

Tochter eines rcichgewordenen neuseeländischen Kolonisten, namens Beauchamp (die in ihrer hauptsächlich produktiven Zeit Mrs. Murry hieß) in den stghrcn zwischen 1911 und 1923 eine Anzahl Novellen veröffentlichte, von deren ab« sonderlichen Rolle in der heutigen englischen Literatur hier die Rebe sein soll. Sie hatte ihn angenommen, nachdem ihr durch allerhand kummervoll jugendliche Unordnung der Gebrauch ihres. eigenen verleidet worden War, nach einem privaten Schiffbruch, der in der später um ihre Gestalt gebildeten Legende keine geringe Rolle spielt. Aber an sich hat dieser einleitenbe Sturm und Trang, das Aus-der-Bahn-Kommen einer zugleich frühreifen und unerfehrcncn Neunzehnjährigen, dic ihren protestierenden Eltern ein Musikstudium in London abgctrvtzt und sich dann in cineKmglückliche Liebschaft ver­rannt hatte, kaum etwas GeheiHssvolles. Eine überftürzte, kurzleligeEhe und ein Kind vom iqschenVater waren ihre wcib- lidien Fehltritte nid)t sehr ungenHhnlichcr oder uncrklärbarcr Natur; sie wurden von den um ihren guten Namen besorgten Eltern mit der Verbannung der Sünderin in einen abgelege­nen bayrischen Badeort bestrafte wo die Tragödie mit der Geburt eines toten Kindes, tangfcmcr Genesung und entschie­dener Abkehr von der Sergangcficit ihr Ende fand.

2-titcr kommt dann cigentjb nichts febr Dramatisches mehr. Die als Katherine Mans^ld gleichsam Wicdergcborenc

KravksilrierAeitung

I und Handelsblatt O b »J

Becrflndei von Leopold Sonnemann

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geschickten, lcise und ganz in Moll, roteBliss oder das höchst unhcimlid)«, schwer zu vergessendeJe ne parle pas Frangais; einige in sonderbar herben Tönen gehaltene dramatisch-rea- listiscke Erzählungen, in denen aber auck die cigcntlid)«n Ereignisse nur angedcutct sind, gleichsam hinter der Szene stattfinden, rote der Gattcnmord inThe Wnman at the ,£ sie lebt.und ein Leben 1 Store" und in alledem ein Uebcrfluß an brillant gctroffe- T, Disziplin .und Bcrinncr- nen, nicht selten auch brillant boshaften Potträtskizzcn ihrer ' Bekannten und Freunde. Zch^ wirklick vollkommen geglückte, geschloffene Erzählungc«, oder zwanzig im Höchstfälle, zwanzig Geschichten, die zusammen noch nicht dic Länge ciiicS Romans ausmacken und noch dazu so spinnwebzart von Textur sind,

um etwa 9 Prozent. Dte Tatsache, daß die tittkische Ausfuhr 7och b^n Abstimmu^er bestehen,

noch Deutschland neuerdings wieder ungleich starker anwuchs \ - " - - - -- -