8. Issettrusr 1908

WWWWEWW

und Handelsblatt.

Heue ftwnktnrter ZeitungA

gegenüber der Forderung des direkten Wahlrechts

Agitatoren und eine

'a

*) Marguerite van de Wiele. .Fleurs de Civilisation.1 Roman. Paria. Librairie Paul Ollendorfl 1901..

Elsaß - Lothringens durch >aS in rinemBeztete, des

Ruysdael und Claude Sonata haben herrliche Bor- DaS ist doch ein wenig interessanter ÄS lch rechts nist» der Eatenpfuhl mit dem Baume ges Ohnet «Les Batailles de la Via.'Le Gr6- Paris. Librairie Paul Oltendorff. 1902.

) Maurice MontdgutLes Archives de Guibray. Roman. Paris, Librairie P. Oltendorff 1902.

*) Marcel Boulenger.La Croix de Malte« Roman. Paris» Ediüons de la Revue Blanche 1902.

für Hofgeschichten und skandalösen Hofklatsch kann Scheffer freilich auch hier nicht verleugnen, aber er bestreitet ihn mit Ausnahme der Katastrophe die er dem Tode Lodwigs des Zwrite« in den Wellen des Starnberger Sees nachbildete, mit eigenen Kosten und macht aus dem Ganzen ein phantastisches Schreckbild des GotteSgnadenthums und des dynastischen Vor- urtheilS. Sei« impotenter König läßt fich, ohne seine Frau irPS Geheimniß zu ziehe«, durch einen brutalen Unteroffizier ver­treten und gelaugt so zur Verlängerung feines StammdaumeS, aber nur auf kurze Zeit, denn daS Kind stirbt und er ertränkt sich. Die Königin-Wittwe kann nun endlich ihr verwunschenes Bergschloß, den .Palast der Proserptaa" des Titels, verleben und dem Manne ihrer Wahl folgen. Scheffer hat den richtige« mystisch-symbolischen To« gefunden, der fich allein für eine solche tolle Ausgeburt einer krankhastm Phantasie eignet, so daß man ihm mit einigem guten Willen immerhin folge« kann.

Feudale Vorurtheile bekämpft auch Maurice MontLgut inLes Archives de Guibray'*), aber er thut eS ohne Phcmtasterei «ab sieht auf sicherem historischen Boden, wen« er auch die eigentliche Handlung frei erfunden hat. Sein Held, der Erbe der abeiigen Familie Guibray, der daS Äle Schloß zurückerwirbt, und die Heldin, die vom lefjten Intendanten jenes Hauses abstammt, der ta der Revolution feinen Herrn verrieth, stehen beide im Banne dieser finsteren Vergangenheit. Er wird dadurch gelöst, daß das Archiv den Beweis liefert, daß die Fra« jenes Intendanten die Geliebte des Urgroßvaters Guibray «ud der Großvater der Heldin dessen «Mrlicher Sohn waren. Guibray darf also die angebliche Urenkelin des Ver- rätherS heirathen. Noch mehr als in VogüisLes Morts qui parlent', an die Montegut gedacht haben mag, erscheinen hier die handelnde« Personen als Puppen, deren Fäden von ihre« Ahnen gezogen werden. Das ist dec Nachtheil des historische« Hintergrundes, wie ihn MontLgut erfunden hat, aber sein Vor­theil ist die abwechselnde Parallelakiion. Wir befinden uns bald im Jahre 1792, bald hundert Jahre später und die Ver­gleiche zwischen damals und heute find interessant und lehrreich.

La Croix de Malte nennt Marcel Boulenger,**) der Verfasser des mit großer Gunst aufgenommene«Page, seinen zweiten Roman und auch das klingt sehr feudal, aber Boulenger besitzt sehr wenig Respekt für daS Kreuz des Marquis de Pom und fein Held RLmy Sa Missale noch weniger. Er verschafft das Kreuz einem reichen Liqueurfabrikanlen, der sein ProduktLa Chevaltere nennt, um die Geschästsreklame zu

Die irische Liga.

* London, 8. Februar. DerPall Mall Gazette' wird auS Dublin gemeldet, daß in verschiedenen Theilen der Grafschaft Roscommon Pächter, von denen man annimmt, daß sie ihre Pacht bezahlt haben, bei Nachtzeit von bewaffneten Leute« bedroht worden sind. Vor einigen Tagen sei ein Agent des Lord de Frchne «nr mit knapper Noth einer drohenden Volksmenge von etwa 800 Per­sonen entkommen. Fast jede Nacht würben sogenannte Mitter­nachtsversammlungen abgehalten. Die aufdensSben gehaltenen Reden seien bisweilen hochverrötherisch. Sy habe daS Mitglied des Parlaments O'Donnell in einer Mitternachtsver­sammlung in Fairmount gesagt:

Ich bin froh, daß die jungen Leute wie Soldaten zum Bann« bet Liga strömen und daß sie Bänd« trage« zu» Beweise ihrer Zugehörigkeit zu btt Organisation. Die Regierung hat «nS den Handschuh hingeworfen, und wir haben ihn aufgehoben. Nun wohl, wir wollen jetzt George Wyndham herausfordern, mit 5000 oder 10,000 Mann herauSzukowmen. Man gebe den Senfen von

Tonnaughi einen Monat Zelt, und ich hin überzeugt, daß tote dieser Mannschaft Manu für Mann enigegeutretm können oder ihnen numerisch sogar weit überlegen sein werden, und daß tote die Sandsrage auf diese Weise erledigen^werden.'

Die Behörden, so fügt diePall Mall Gazette' hinzu, seien außerordentlich beunruhigt und man erwarte mit Sehnsucht Befehle von Dublin und Verstärkungen für die Sanbbijlrifte.,

Vermischtes.

b Iunsvrnck, 5.Febr. Im Pnstertha! ist btt Verkehr infolge bet Schneefälle, die z. B. im Hochpusterthal eine Schnee« decke von einem Meter Höhe brachten, noch immer unregelmäßig, weniastenS der Frachteuverkehr. Wie heute aus Primiero Iele« graphirt wird, ist wegen S a w i u e n und hohen Schnees auf dem Rollepaß und in bet Scheverfchlucht bet Postverkehr von unb nach Primiero fett Sonntag eingestellt, Primieto also von Tirol abgeschnitten. Auch bet Telegraph mar einen halben Tag unterbrochen. In Lienz (Pusterthal) stieß am 2. ds. ein P e r s o u e n z u g mit einer Lokomotive zusammen, tot» bei mehrere ReisenbeDerletzungen erlitten.

Preise der Anzeigen:

Die8-spaltige Coloneizeile oder deren Baum 45 Pfg- , im Abendblatt 60 Pfg.; die

Aspalt-Rekl.-Zeüe *1.50.

Anzeigen nehmen an: Frankfurt a.M.:u. Em. Gr. Eschenheimerstr. 37. Mainz: Schillerplatz 3.

Berlin: Leipzigerstr. 136.

Stuttgart: Langestr. L I München: Maffeistr. IS.

1 X.ondon,Basinghallstr.73 U.-York 149World Build, unsere übr. Agenturen u.

die Annoncen-Bureaux.

Verlag u. Druck d. Frank­furter Societäts-Druckeret (Gesellschaft m-b.IL)

... . f-.if V... CilL - ... ff

rrvolmumäre Ideen, und all

' deutschen Reichs, zu dessen fund bas allgemeine, gleiche,, gcheime. ....

. Den Ahepnnkt der Köllcrischen AuSfi bttdete die Versicherung, er würde lieber ht den . ib treten, als zugeben, daß das allgemeine direkte Wahlrecht für bett Landesausschuß in Elsaß-Lothringen etageführt würde. Die Haltung KölleriS ht der Wahlrechtsfrage erscheint in rechtem Licht erst dann, wen« man sie mtt der Stellung vergleiche welche er gegenüber der BeibehMuug des Diktaturpara- grap he« einnimmt. In beiden Fällen handelt es sich um Angelegenhettkn, in welchen die Reichsgesetzgebung daS letzte Wort zu sprechen hat. Bei der Diktatmfmge trat Herr von Köller bescheiden in den Hintergrund und verwies die Deputis auf die gesetzgebenden Faktoren des Reichs. Bei der Wahl- rechtsfrage legte er das Gewicht feiner ganzen Stellung in die Wagschale. Es hätte im Lande zweifellos einen befferen Ein-

abschreckend philiströsen TitelFleurs de Civilisation*), bet uns zum ersten Male die Bekanntschaft der belgischen Schrist- flellerin Marguerite van deWiele verrntttett. Dem Titel entspricht leib« auch die Tendenz des Buches, wonach eine be­gabte Künstlerin, die nur ihrer Kunst lebt nicht glücklich sein kann; aber diese Tendenz ist sehr schwach ausgetragen. Die Erzählerin verliert sie unwillkürlich selbst aus den Augen und so istttotzdem ein sehr anziehendes Bild aus dem Brüsseler Kunstleben zu Stande gekommen. Rosiane verliebt sich unglücklicherweise in eine« verheiratheten Mann, bet seit« gefleht nicht abschütteln kann, aber ihr Künstlerthum trägt keine birekie Schulb daran, denn es sollte sie ja vielmehr zu dem ledigen BUdhauer hinziehen. Sie gibt dem eleganten Musik- dilettanten nur darum den Vorzug, weil er, wie sie. der vor­nehmen Welt desTout Bruxelles angehört während bet gute Büdhauer etwas Maurergeselle geblieben i{t ®te Ser­

itals, aber es ist eben auch weniger leicht!' Schlag­fertig entgegnete bet junge Künstler:Nichts ist leicht unb Alles ist interessant! Die Hauptsache ist, im An­blick bet Natur etwas zu empfinden und seine Empfindung dem Publikum mitzuthetten.' Der Alte ist genöthigt, ihm hierin zuzustimmen:Guter Junge! Das ist ganz einfach das Ge­heimniß der großen Kunst. Ja, mein Lieber, naiv und über­zeugt sei«, fich nicht um die Kniffe des Handwerks kümmern unb andächtig darflellen, was man sieht, dazu einige Handfertigkeit! Damit ist man Quentin Metsys oder Antonio Moro, um nicht mehr zu sagen.' Ohnet ist wie diese Sätze zeigen, auch in der Aesthetik unb in der Geschichte bet Malerei hinreichend be­wandert, um einem Künstlerroman Interesse und volle SebenS- wahthett zu geben. In Mels, dem alten Meister, der von {einen Schülern zugleich verehrt und ohne ihre Schuld getäuscht wird, hat Ohnet Züge von Henner, Puvis deChavannes und CarMS Duran vereinigt, Therese hat einiges von der talentvollen Julia Romani, die bei Henner und bei CaroluS studirt hat. In bet Journalisten- unb Hundefreundin Zilie finden wir ein sehr an­ziehendes und wohlgetroffenes Portrait der bekannten Severine. Der junge MalerMayrault, der so uneigennützig für den Ruhm, feines alten Lehrers arbeitet, bürste dagegen ein reines Phan- tafiegebilde sein. Er gleicht auch zu sehr den exemplarischen Ingenieuren, Architetten, Chemikern unb Hüttenbesitzern, die sonst bei Ohnet als erste Liebhaber auftreten. Eigene Schmerzm über bis Undankbarkeit bet Zeitgenossen hat Ohnet offenbar dem beredten unb stellenweise recht geistreichen Krittlet Ttairan in

bet Nichtbeseitigung des Diktaturparagraphen mit seinem Rücktritt gedroht hätte. Als geeignetes Mittel zur Srfritigung der Diktatur empfahl Herr von Köller das alte RegterungS- rezept: je ruhiger die Forderung verfochten werde, desto rascher werde die Diktatur fallen. An Ruhe unb Entgegenkommen hat es, wie auch von der Regierung anerkannt wurde, seither weder die Bevölkerung noch der Landesausschuß fehlen laflen. Eine prinzipielle Opposition gegen bett Frankfurter Frieden tritt im Lande nirgends mehr hervor. Der Landesausschuß aber that im vorigen Jahre «och ein Uebriges unb opferte die HohkönigS- burgfrebite auf dem Altare bet Diktatur. Alles umsonst. Die Nachgiebigkeit gegenüber den Forderungen des Gouvernements führte nicht zum Ziel. In bet unabhängigen Presse wurde dem Landesausschusse wiederholt nahe gelegt, ans dem Gebiet des Budgets Fraktur zu sprechen, um die Aufhebung der Dittatur durchzusetzen. Ob der LandesauSichuß sich in absehbarer Zeit zu einem solchen Entschluß ausraffen wird, kann dahingestellt bfetbtfc

Deutsches Reich.

KT Berlin, S. Febr. Die Ungerechtigkett unb Härte bet Brennsteuervorlage, wie sie bmch benagrarische« Antrag gestaltet werben soll, geigt hauptsächlich folgende Be­trachtung. Aus keinem anderen Grunde, als um bet llebet- produktion unb der Entwerthung des Branntweins entgegen- zutreten, ist bet Antrag der Breunsteuer in bet Form bet pro­gressiv wmenben Belastung gestellt, ganz ebenso wie dies ta bem Entwurf bet Steuernovelle vom Mai vor. I. burch ben Denaturirnngszwang erreicht werden follte. Von selbst wiest fich ba bte Frage auf: welcher Theil bet Produzenten hat denn die zum Helle des Brennereigewerbes als nothwendig erachtete neue Belastung verschuldet? Die Statistik gibt hierüber dankens- werthe Auskunft. Im Durchschnitt der beiden Jahre 1898/1899 und 1899/1900 wurde daS Kontingent von 2,222,000 Hect. im Reiche um 1,520,000 Hect. überschritten, welche sich ver- thelle« wie folgt:

DaS Gebiet bet früheren Steuergemeinschaft mit einem Kontingent von 1,949,000 Hect. überschritt eS um 1,502.000 Hect. oder rund 77 pCt. Bayern» Kontingent von 156,000 Hect. wurde um 24,000 Hect. oder 14% pCt., Badens Kontingent von 49,000 Hect. wurde nm 14,500 Hect. oder 29,6pCt. überschritten, während Württemberg mit59,000 Hect. Kontingent mit 21,000 Hect. oder 85,8 pCt. unter ihm blieb. Bo« der Gesarnmtproduktlon in der früheren Etenerge- meinschastentfielen aufbie sechs östlichen Provinzen Preußens 2,571,162Hect.oder 74,5pEt.

Da unterliegt eS doch keinem Zweifel, wer die Beronlaffung zu der Brennsteuerbelaflung gab: bie Ostelbier. Zu ihren Gunsten sollen nicht nur. bie süddeutschen Gewerbetreibenden bluten, welche zum Theil, wie Württemberg, daS Kontingent nicht einmal abgebrannt habe«, sondern auch alle die landwirth- schastlichen und gewerblichen Brenner, welche tal Rahmen des -«getheilte« Kontingents blieben oder eS nicht ta gleicher Höhe tote die östlichen Provinzen überschrttte«. Rach der Wirkung der Brennsteuerstaffel wird ja geradezu eine Prämie ausgesetzt -mf bie Uebrrproduktiou. Nach dem Anträge bet Agrarier muß der kleine Brenner, ben man schützen zu wollen »ergibt, nach 100 Heriolitern Erzeugung seine 2 Mark lediglich beisteuern, um den Ostelbiern Lust für ihre begangenen Fehler zu metehen. Die bayerische« Brenner, bte vor einiger Zeit in einer Versamm­lung bem Brennsteuerantrage zustimmten, müssen sich bte Sache wohl nicht ganz richtig überlegt haben oder auch in völliger Unkenntniß obiger Zahlen gewesen sein. Das einzige unb wirkende Mittel ist, den Branntwetaproduzenten nach einem gewissen Prozentsatz der Ueberschreitung des Kontingents 10 JL Brennsteuer extra abzunehmen, wie es ben Melassebrennern, frellich ohne alle Ursache, zugemuthet wird.

* Bre«e«/ 5. Febr. Ueber einen neuen gerichtlich- polizeilichen Mißgriff wird derFreisinnigen Zig.' von hier berichtet: Der Kommis St. der Firma C. U. kasfirt

* " Januar cr., einen Check über 20,200 Mark

ck ein und glaubt beim Nachzählen 21,200 m. Er ritt zum Kontor, um sich Gr­ob der Check vielleicht über 21,200 Mark et hier, daß er 1000 Mark < zuviel be- , zur Reichsbank zurück, sagt derKajff«, daß

kein Versehen 'vorgekommen. Darauf theilt bet junge Mann bem Kassier mit, daß er 1000 Mark zuviel erhalten unb vor einiget Zett 20 Mark.»« wenig, zählt 880 Markaus ben Tisch mb gcht in sein Geschäft zurück. Am Samstag' früh wird St. im Kontor von einem Schutzmann verhaftet Unten erwarten chn noch wittere zwei Schutzleute nnb St. wirb zum Stadthaus gebracht. Hier eröffnet ihm ein Kommissar, daß er hinreichend verdächtig, noch weitere 1000 Mark erhalten zu Habnr, die dem Kasfier Abends beim Kassensturz noch gefehü. Trotz Betheuernng seiner Unschuld und Angebot von Kaution von jeder Höhe seitens des Prinzipals wird St. gefesselt über die Straße ins Gefängniß geführt. Vom Samstag Morgen bis Montag Vormittag ist St. eta- gesperrt gewesen. Die Firma C. U. hat dem jungen Mann vor derOeffentlichkrit ein Vertrauensvotum ertheilt, indem 1 sie dessen Ernennung znm Prokuristen veröffentlichte. Wenn der Fall fich wirilich so abgespielt hat, so liegt hier eine grobe Ungehörigkeit vor, welche die schärfste Remedur «fordert. Ober soll es wirklich ein Rechtszustand fein, daß der unbe­scholtene Bürger gegenüber dem polizeilichen ob« richterlichen Belieben einfach vogelfrei ist? Wenn hter noch bazu eine Fesselung vorgenommen worden ist, so fordert das- um so mehr die Kritik h«aus. DieWesttzeitang', welche die Dar­stellung bestätigt, weist noch besonders daraufhin, daß hi«, entgegen dm gesetzlichen Bestimmungen, d« Verhaftete nicht innerhalb 24 Stunden dem Richt« zur Vernehmung vorgeführt wordmist. D« von d«Behandlung Untersuchungsgefangen« handelnde § 115 der Strafprozeßordnung lautet:Der Ver­haftete muß spätestms am Tage nach seiner Einlieferung in das

Rene französische Romane «nd Novellen.

Von Felix Bogt (Paris).

Von Zett zu Zett nimmt Georges Ohnet einen Anlauf, um wie der ländliche Schulmeister Goethesin bessere Gesell­schaft z« kommen'. Er sucht alsdann seine Charaktere zn ver­tiefen unb überwacht seinen Stil. Er that bies zu«st fürLes Dames de Croix-Mort, sein sechstes Werk, well « e? für bie Revue des deux Mondes schrieb und zuletzt fürLe CnSpuscule*), bem die Opuszahl 28, zukommt, weil er vorn Temps einen .ehrenvollen Auftrag' erhalten hatte. Was « aber dort unb später taLe Docteur Rarneau unbLe Droit de lEnfant nur versuchte, ist ihm hier wirklich ge­lungen, beimLe Qröpuscule soll nicht nur ein inter­essant« Künstlerroman sein, sondern er ist es in d« That. Ohnet'S gewöhnliche Leser werden freilich finde«, daß ihr Lieb» liugsautor diesmal wenig Handlung biete, denn diese läßt sich in den Satz zusammenfassen: der fünsztajährige Mal« Mels verliebt fich in seine Schülerin unb Adoptiptocht« Therese, aber biefe zieht ihm den MUschüler Mayrault vor unb b« alte Künstler, btt auch als solcher trübe Erfahrungen zu machen beginnt, gibt sich selbst dm Tob. D« Roma« ist auch viel kürzer als bte früheren. DaS wirkliche Lesefutter, baS Ohnet sonst in einem Bande aufzuhSufm Pflegt, findet man hier nicht, ab«, was da ist, daS ist fast alles von «fier Dualität. Gleich der Anfang ist sehr anziehend und stimmungsvoll. Der be­rühmte Künstler wird von feinen Bewunderern ta Satat-Ger» ; durch ein Bankett gefeiert. Nach bem Esten begeben sich ese, Mayrault und btt alte Kritiker TLnkan, MelS' bester , auf bie berühmte Terrasse, wo man den uberraschmdm :Uen Ausblick auf Paris hat. Begeistert ruft der Kritiker Das ist verteufelt schön! Aber wie tonn man das ? Nicht wahr, Mayrault. diese vibrirende Flüssig- b« Luft, diese Entwickelung der Massen, diese Vertheilung l W« würde unter unseren heutigen Landschaftern

ganz Recht, baut es fpW fich gegenwärtig in bet Abgeord- netert Jammer der Kampf barfiba ab, ob bie Lehrer unter das CentrmnSjoch gebeugt werden sollen, oder ob sie frei irreS Amtes sollen «alten dürfen. Die Hoffnung der Lehr«, daß eine Aus­besserung rückwirkend sür 1901 »erben solle, ist gescheitert. Der liberale Antrag, die Aufbesserung vom 1. Januar 1901 wie versprochen beginnen zu lassen, ist vom Centrum im Schul- ausschirß abgelehnt worden.

8 Straßburg, 5. gebt. Der Landesausschuß führte heute die erste Lesung des E t a t S zu Ende. Der Ton, welcher zwischen Gouvernemstt und Volksvertretung herrschte, war ein sehr verbindlicher. Immerhin routben vereinzelt schärfere Accente angeschlagen. Rückhaltlos beleuchtete Dt.Ricklta bte AdelS- und Reserveoffizier-Frage ta d« reichsländische« Verwaltung. Ebenso Nlchm Wetterte kein Blatt vor ben 3Runb. Auch Staatssekretär von Köller hatte Menweise de«mildsrTo« satt und Mgt ««- verhüllt den reaktionären Pferdefuß. Das geschah vor Allem, als« vyn den Arbeiter« behauptete, siegeben tu guten Tagen das Geld Sonntags in ben Kneipmt aus unb behriten für schlechte Zetten nichts übrig. Eine berattige Aeußerung er- scheint in den Reichslanden, in beten Bereich bte Arbeiter ein gesichertes Koalitionsrecht entbehren und bähet in bet Geltend»

Gerichtszeitung.

Og*Darmstadt, 6. Febr. Ein und ein halbJah« Gefängniß unschuldig verbüßt hat der Fuhrmann Jakob Sch wöbe l von Siedelsbrunn. Schwöbel wurde seinerzeit wegen Mißhandlung zu 1 Jahr 10 Monaten Gefängniß verur» theilt abzüglich 2 Monate Untersuchungshaft. Obwohl er unaus­gesetzt seine Schuld in Abrede stellte und verschiedene Gesuche um Wiederaufnahme des Bertahrens einreichte, mußte er die Strafe onireten. Nachdem er 1% Jahre verbüßt hatte, wurde er am 26. October v. I. entlasten, wett ein inzwischen festgenommentt Sieiuhaner Knapp gestanden hatte, er sei der Thäter, «m 5. Februar d. I. wurde nun der Knapp, obwohl er in der Haupt. Verhandlung vor der hiesigen Strafkammer sein Geständniß Plötz, lich widerrief, zu 2 Jahren und 1 Monat Gefängniß veruriheiH abzüglich 8 Monate üutersnchungShaft. Bei dem nunmehr ein» geleiteten Wiederaufnahmeverfahren wird Schwöbel ja wohl Ent» schädigungSausprüche sür seine unschuldig verbüßte Strafzeit stellen und durchsetzen, aber für die unschuldig verbüßte Unter- suchnngShaft steht ihm kein Entschädigungsanspruch zu. <88 ist wahrlich Zeit, daß auch diese Anzelegenheit endlich geregelt wirb.

O Lübeck, 3. Febr. Aufsehen erregt hi« eine Verhandlung, die heute vor der IL Strafkammer des Lübecker Landgerichts z« Ende geführt wurde. Zwei hiesige Mdelfabrikanten, die Gebt. Wilhelm und Eduard Senfs, tonten wegen Erpressung ange­klagt. Sie hatten für ihren States der von dem Bankgeschäft Luckmann «. Soltau einen Girokredit ta Höhe von 15,000 forderte, eine Bürgschaft über 5000 JC übernommen, während bte restirenden 10.000 JL S-uff len. selbst durch Eta- tragung einer Hypothek auf sein Grundstück deckte. Außerdem er­hielt Bankier Soltau einen Sicherheit swechsel über 15,000 <JL Seuff sm. hob einen Theil der 15,000 JL ab und verwendete fte für sein Geschäft. Obgleich et nur einen Theil des Geldes abge. hicken hatte, mußte «die Zinsen für die volle Summe bezahlen, und zwar, da zu jener Ziit der Lombardztasfnß sehr hoch stand, recht hohe Zinsen. Senff mußte verschiedentlich da» Geld mit 8 pCt. verzinsen; ferner mußte er 1 pCt. sogen. Eta» führungSprovifion zahlen und Vs vCt. pro Quartal Baukprovifio»! Unb das alles sür die vollen 15,000 <X! Außerdem begab Srita» den Sicherheitswechsel weiter, so daß Senff sen., der den Wechsel alle Vierteljahre nur prolongiren konnte, seinen Kredtt immer mehr schwinden sah. Senff fen. mußte schließlich feinen Ko«, kurs anmelden, unb nun zog Soltau ohne Wettens sofort die Gebrüder Senff mtt ihrer Bürgschaft heran. Diese be­zahlten 4000 JL an Soltau; einen Prozeß nm ben Rest von 1000 Mk. gewannen sie. Darauf schriebe« fte an Soltau um Rückgabe der 4000 Mk., die er sich widerrechtlich augeeignet hätte. Der Schlußsatz jenes Briefes lautete:Beim Nachdenken werden Sie selbst einseben, daß die Angriegenhett bester die Gerichte nicht beschäftigt.' Hierin sah bte Staats, anwalischast eine Drohung, die gefallen sei, um den Gebr. Senff einen rechtswidrigen VermögenSvortheil zu verschaffen. DaS Gericht ttfannte indessen auf Freisprechung. In der Be­gründung des Urtheils wurde gesagt, daß der Schlußsatz Wohl eine Drohung enthalte; aber der VermögenSvortheil, mu sie von Soltau verlangt hätten, sei jedenfalls berechtigt gewesen; denn Soltau habe sich rechtswidrige Vorth eile argen den alten Senff verschafft, unb biete Vortheile konnten zweifellos zu« rückgefordert werden. Die Gebr. Senff hätt« mtt Recht bte Ueberzeugung gehabt, von Soltan unreell behandelt zu fein. De» Präsident hob im Laufe der Berhandlung besonders hervor, daß das Publikum vor solchen Banken gewarnt werden müßte. Dm Staat sauwaüschaft behielt sosori die Geschäftsbücher so daß bte Angelegenheit wohl noch ein Nachspiel haben

Sämig, 6.Febr. Das Marineoberkriegsgericht zu Danzig hat nach demBerl. Tagebl.' ta einer unter Ausschluß der Oesftnilichkeit geführten Verhandlung gegen den Leutnant zur See Otto Jobst vom KüstenpanzerschiffAegir' vtv handelt. Da? Urtheil des Kriegsgerichts, da» wegen Beleidig» un g und vorschriftswidriger Behandlung Untere geSenet auf drei Monate Festungshaft gelautet hatte, wurde aufgehoben und dafür auf sechs Wochen zwei Tage Gefängniß und Entlassung aus dem Dienst erkannt.

Gefängniß durch eine« Richter über ben Gegenstand ba Be­schuldigung gehört werde«.' Eine Anmerkung zu § 115 laufet: .Auch wenn bief« Sag ein Sonntag ist, muß bas Verhör erfolgen.' DaS ist nicht geschehen. Eine möglichst balgtge Klarstellung beS eigenartigen Falles ist bah« bringend zu wünschen.

* Aus Sachsen, 6. Febr. Ein förmlicher Konflikt broht zwischen b« sächsischen Regierung und ber Zweiten Kammer ausznbrechen infolge erheblicher Hebers Breitling en ber für Eisenbahnbauten bewilligten Summen. Die Finanzbeputatton ber flammet hat bei einem Eiaistttel über ben Ban einer Nebenbahn Chemnitz-Wechselburg bie mehrere Millionen betrageuben Ueberschreitungen scharf ge­rügt unb ausgesprochen, baß solche außerordentliche Ueber- schrettuvgenmttbenGrundsätzen ber Verfassung nicht in Einklang zn bringen feien, unb daß babnrch bie Rechte ba Stände bei Festsetzung des Etats ta wesentlichen Stücken beeinträchtigt werde«. Die Deputattote billigte daher auch ein­stimmig bie von ihrem Vorsitzenden abgegebene Erklärung, daß solches Verfahren in konstitutionell fei. Die Depn» latton hat zunächst die zn diesen Punkten gehörende« Aktenstücke bnrchgesehen und mit bem Finanzministerium eingehend übet bie Etat-überschreitungen verhandelt. Bei bet Verhandlung über bie verfassungsmäßige Frage erklärte bie Staatsregierung, daß sie eine Verletzung bet Verfassung nicht anerkennen könne, unb baß sie demnach keinen Grund sehe, nm Indemnität bei ben Stäuben wegen bet gebuchten Ueberschreitung nachzusuchen. Da bie Deputation aber fest blieb, gab baS Finanzministerium schließlich folgenbe Erklärung ab:

Wenn auch die Regierung der Ansicht ist, daß lleberschreitungeu des Etats nicht ohne Weiteres eine VerfaffuttgSverletzung tavol- viren und wenn auch noch langjähriger, von der Ständeversamm- luug zu keiner Zeit angefochtener Uebnng die Unternehmungm, für welche die Bewilligungen erfolgt waren, nicht eingestellt, son­dern fortgesetzt worden sind ta der Annahme, daß die Leberkchreit» nttgen später auf erfolgte Rechtfertigung nachträglich: Zustimm­ung der Stände finden werden, io will gleichwohl die Regierung' im Hinblick auf die Höhe der Ueberschreitungen bei den Titel« 51, 52 und37 deS außerordentliche« Etats ausdrücklich nm Indemnität nachge^jucht haben.

Die Deputation hat daraufhta beantragt, die nachgesuchte Indemnität zn ertheile« unb bte als Nachpostulat eingestellten 2,695,000 Mark «ach bet Vorlage zu bewilligen. Die DreSben« Nachr." «innern hierbei an die Konfliktszeit in Preußen vor 1866, wo die Regierung ohne ständische Bewillig­ung die ©teuern fort erhob und die Staatswirthfchast toeiter- sührte unb spricht daun die Vermuthung aus, daß die jetzige« Vorgänge die Pers onalveränder unge«, denen mau schon fett längerer Zett entgegensehe, noch sicher« zur Entwickel­ung bringen. All« Wahrscheinlichkeit nach ab« dürsten diese doch nicht vor Schluß des Landtags eintreten.

L5.Febr. Im Schulbedarfsaus­schuß d« Abgeordnetenkammer ist nun der An­trag bet CentemnSabgeordneten Pfarrer Kohl und Lehrer Wörle angenommen, daß von ben refettirten 3 Millionen Mk. 1 Mllio« für die Kreispenfionskasfen zur Ausgleichung der Pensionen unb 2 Millionen zur Gründung eines allgemeinen UnterMtzmigsvereins für LehrerreMen unter Aufgehen ber be­stehenden Unterstützungskasten (Waisenstist beS Bayerischen LehrervereinS) ta berselben verwendet werden sollen. Abg. Kohl «klärte gestern nach betReuen Bayerische«Zeitung* wenn btt Bayerische Lehrerverein unter Preisgebung seines Waisenstiftes nicht zustimme, würben die 2 Millionen für biefen Zweck für tarntet verloren feite, denn man werde sie bann zu ein« PensionSkafle für Lehrer auf bem Laube verwenden. Die Schultadarfsfrage hat sich jetzt unter dem Einfluß des Centrums baS Kultusministerium thut, wag das Centrum will übtthaupt schon zu einer FrageLand contra Stadt', genau wie ans anderen Gebieten, zugespitzt. Die Verwalt­ungen Mr Städte voraus Würzburg, Augsburg Haven denn auch schon begonnen, Proteste gegen diese Beschlüsse des Schul - Ausschusses zu fassen und . Mittel bet Gegeubeweguug (Vorstellung beim Prtazregenteu) zn beschließen. Mit Recht! Auf der einen Seite sollen die Städte einet neuen indirekten Besteuerung im Schulwesen unter- morsen werden unb das Land soll bevorzugt werden, ondttsetts sollen die Städte aber unter dem KonfesfionSdruck des Zentrums bleiben, sollen keine Simultanschulen errichten, solle« ben Äon- sessionsunterricht nicht von bem Realuntereicht trennen bürfeu, sollen bie Religionslehrer wie anbere Lehr« honoriten, unb baz« macht man ihnen Schwierigkeiten in ber Errichtung fakul­tativ« achter Volksschulklaffen. Auch die katholischen Stadl- lehret rühren fich gegen bte Beschlüsse bes Schulausschusses. Der katholische Bezttkslehrerv«eta Ludwigshafen hat bereits mit bet Abwendung vom Centrum gedroht. Dte Bezitksvereine des Bayerischen Lehrerveteins' haben begonnen, gegen bie Preis­gebung bes Waisenstiftes fich zu erklären. Sie Haben bannt

fafletta hat also Unrecht, einWas zu beweisen wat' unter ihre Arbeit zu setzen, abet diese behält trotzdem ihren Werth als Erzählung und Schildenmg ein« interessanten gesellschaftlichen Mitte.

Andri Theutiet frischt seine bekannten reizende« Land- schaftsschildenmgen taLAmie de Noel Trtmorrt*), seinem neuesten Werke, dadurch auf, daß a seinem Roman einen ziem­lich genau studirten historisch - politischen Hintergrund gibt. Tremont ist ein lothringischer Advokat, der von seiner Mutt« zum Republikaner «zogen wurde und bah« unter bet Juli- monarchie ein zurückgezogenes Leben führte. Die Revolution von 1848, beten Wirkung in ein« kleinen Provinzstabt Theutiet seht hübsch beschreibt, indem « bie Maske eines Schuljungen von damals annimmt, bringt Trimont als Abgeordneten nach Paris, wo « von bet koketten Tochter eines Kollegen zu einem thörichten Eheversprechen verkettet wird, obschon « daheim rin Vtthältniß mit rin« vortrefflichen Schneiderin, für bte er einen Prozeß gewonnen, angebanbelt Hot. Entrüstet zieht sich diese von ihm zurück und gebiert ihm insgeheim in Nancy einen Sohn, von dessen Existenz « nichts ahnt. Der Staatsstreich Ludwig Bonavarte's machte ab« glücklichttweise der polttischen Laufbahn $remonfS und feinem unbequemen Verlöbniß ein Ende. Er flieht mtt der .Freundin' unb feinem freudig aner­kannten Sohne nach Belgien und tegittrnttt dort sein Vtthältniß. Vielleicht wirb manch« Leser TrLmout etwas zn passiv und seine Freundin, bte sich «st so leicht verführen ließ und nachher so würdevoll thut, nicht so sympathisch finde«, wie fich Themiet etabilden mag, ater baS Bilb des große« Jahres 1848 ist gut gezeichnet. Wie namentlich bie Republikaner von 1848 in den folgenden Jahren ta ein schiefes Licht gerieihen und ben Wähler- massen verkappte Aristokraten verdächtig wurden, das hat der Verfasser ben ma« mit Unrecht als reinen Idylliker hin- stellt, gut« Historik« und liberaler Politiker klar bargelegt.

Robert Scheffer war als jung« Man« Vorleser b« gekrönten Schriftstellerin Carmen Sylva und führte sich dann recht ungünstig in die Literatur bmch zwei Schlüsselromane ein, worin « bte Verlobung unb Entlobung des Thronfolgers und andere unangenehme Ereignisse am Bukarest« Hofe ohne Takt ausbeutete. Ist ihm ber Stoff ausgegangen oder hat er seinen Irrthum eingesehen? Jedenfalls läßt fein neuester RomanLe Palais de Proserpine**) keine rumänische Deutung zu, und daS ist ein großer Fortschritt. Die Vorliebe

*) Andrb Theutiet de iAcad&nie Frangaise. .LAmie de No61 Trbmont*. Roman. Paris, Librairie P. Oltendorff 1902.

**} Robert Sch es ser. ,Le Palais, des Proserpine . Roman. Paris. Edition de b Revue Blanche 1902.

I^antechland.. . . JL9. Oesterreich (Wien auch Ztg.d3ur.WoUz. 6) Kr.11.49

Kt.12.62

.Fr. 13^6 .Fr. 13.92 .Fr. 1618 ,.4Liae

______ Bbl.4^3

ImWeltpos tverei n ;

London Siegle,SOLüneSL; Pnria Agence Havas; Wew-Tork uns. Agentur 149 World Buüdmg.

h- I U