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Wew York. 3L Mai. ( W. B.) Die Goldanafuhr in der vergangenen Woche betrug DolL 7163 nach Westindien die Silberausfubr DolL 5W.915, wovon DolL 597,315 nach London gingt n.
Telegraphische Dampfernachrichtan a der Frankfurter Zeitung. ■■'*4^ (Nachdruck ohne QneEcnangabe nicht gestattet) '
/ An gekommen in Newyork der White Star D. „Celtic' en Liverpool.
Betterdamer Lloyd. Angokommen .Lawoe* in Fading.
Telegraphische Depesche«.
(Nachdruck, telegraphische oder telephonische Verbreitung ist mir mit deutlicher Quellenangabe .Frts. Zig." gestattet.)
Waljffs trlrLrsphisches Corrrfpsndru;- Bureau.
Potsdam, 31. Ma!. Prinz Heinrich ist heute Abend nach Kiel zurück gereist.
Emden. 31. Mai. Schulschiff .Grille* ist heute Abend 8 Uhr in den hiesigen Hafen eing-laufen.
Rom, 81. Mai. Nach einem Telegramm der .Tribuna" ao3 Asmara hat der König Menelit Italien in dem zwischen dem Tana-See, dem Cuna-Berge und dem Achanghi-See belesenen Gebiete eine Minen-Konzession für eine bestimmte Seit gewährt. Zur Ausbeutung der Konzession hat sich eine italienische Gesellschaft gebildet.
Rom, 31. Mai. Bei der Abfahrt desKönigS und der Königin von Palermo nach Neapel hatte daS englische Geschwader zusammen mit dem italienischen die königliche Dicht .Trinacria* begleitet. Der König befahl hierbei der,$tinactia*, dem englischen Admiralschiff folgendes zu signalifiren: »Majestät dankt und wünscht eine glückliche Reise!" DaS englische Admiral- schiff erwiderte bis8 mit einem Dank an de« König für den liebenswürdigen Ging. AIS das englisch« Geschwader sich verabschiedete, gab es einen Salut von 21 Schuß, die Matrosen riefen Hutrah.
Rom, 31. Mai. Der Direktor im Ackerbaumiuisterium Magaldi, Senator de Anzeli und Kapitän Sainteron werden die italienische Regierung aus dem Düsseldorfer Kongreß für Unfallversicherung vertreten.
Rom, 31. Mai. Die amerikanische Mission, die die religiösen Fragen ans den Philippinen mit dem Vatikan regeln soll, ist hier eingetroffen. Die Mission, an deren Spitze der Civilgouvenieur bet Philippinen, Taft, sieht, wird demnächst vom Papst empfangen werden.
Ports, 31. Mai. Im Handelsministerium ist heute unter dem Vorsitze des Handelsministers Millerand die Kommission zusammengetreten, die beauftragt ist, die Kontrolleder Leb enSveasichernngsgesell schäften zu organi» siren.
Pretoria, 31. Mai. (Reuter.) Steijn ist leidend und hat eine Lähmung erlitten. Er hat an der Kon- feien} in Bereeniging nicht theilgenommen, sondern ist nach Krügersdorp gereist.
Wafhtagl»»» 31. Mak. Die Staatseinnahmen im Man t M ai betragen 43,MS44L Doll ir3 und die Ausgaben 38,702,000 Dollars.
Teutsche Schulen in Rumänien.
Wrivattelegr. der »Franks. Ztg.^
N Berti«, 31. Mai, 9 N.
Unter dieser Uebexschrift gibt die „Nordd. Allg. Zig." Kenntniß von folgendem Briefwechsel. Der Vorsitzende des Verbandes der deutschen Schulen R umäniens, Dr. Franz Schmidt in Bukarest, hat an den Reichskanzler Grafen v. Bülow das nachstehende Schreiten gerichtet:
Bukarest, den 1. Mai 1902.
Die heute hier tagende erste allgemeine Konferenz der deutschen Schulen Rumäniens richtet an Euere Excellenz die ergebenste Bitte» dafür eintreten zu wollen, 1. datz der Reichs» Jchulfonds zur Unterstützung der deutschen Schulen im Auslande von Mk. 300,000 auf mindestens Mk. 600,000 erhöht werde; 2. datz denjenigen deutschen Lehrern und Lehrerinnen, die an vom Reiche subventionirten Auslandsschulen thätig gewesen sind, die hier zugebrachten Dienstjahre ohne Weiteres auf ihr staatliches Dienstalter angerechnet und daß für die Pensionirung der im auswärtigen Schuldienste stehenden Lehrkräfte in allen Bundesstaaten geeignete Vorkehrungen getroffen werden; 3. datz im Anschluß an das Auswärtige Amt ein Reichsschulamt errichtet werde, das alle die Beziehungen der deutschen Auslandsschulen zum Reiche betreffenden Angelegenheiten einheitlich zu bearbeiten hätte.
Hierauf ist folgende Erwiderung des Reichskanz- les ergangen:
Berlin, den 15. Mai 1902. Geehrter Herr Direktor!
Mit warmem Interesse habe ich die Anträge entgegengenommen, welche die erste allgemeine Konferenz der deutschen Schulen Rumäniens mir aus Bukarest, der mir in lieber Erinnerung stehenden Stätte meines früheren amtlichen Wirkens unterm 1. d. M. übermittelt hat. Die Sorge für die deutschen Schulen im Auslande hat mir stets besonders am Herzen gelegen. Gern erkenne ich an, daß aus diesem Gebiet' in opferfreudigem Patriotismus, von kleinen Anfängen ausgehend. Großes geleistet worden ist. Aber viel bleibt noch zu thun übrig, wenn das deutsche Auslandsschulwesen einer gedeihlichen Entwicklung entgegengeführt und seiner hohen Aufgabe, fern der Heimath deutsche Sprache und deutsches Wesen zu pflegen und zu erhalten, völlig gerecht werden soll. Daß die deutschen Schulgemeinden an der unteren Donau sich dieser Arbeit in ihren Kreisen mit Eifer widmen und datz sie ihre Wünsche auf diesem Gebiete vertrauensvoll hei mir zur Sprache gebracht haben, ist mir em erfreuliches Zeichen ihrer einsichtsvollen Auffassung der Lage. Wenn diese Wünsche vor Allem darauf gerichtet sind, daß den Bedürftigen unter den deutschen Auslandschulen eine erheblichere Unterstützung von Seiten des Reichs zu theil werde als bisher, so verschließe ich mich dem durchaus nicht. Zum Beweise dafür, für wie wichtig ich gerade diese finanzielle Fürsorge erachte, glaube ich mich darauf berufen ßu können, datz es auf meinen Antrag zurückzuführen ist, wenn der Schulfonds des auswärtigen Amts seiner Zeit für das Rechnungsjahr 1899 von 150,000 auf 300,000 Mark gebracht, also verdoppelt worden ist. Eine weitere von mir für das laufende Rechnungsjahr in Aussicht genommene Erhöhung des Fonds hat allerdings zu meinem lebhaftesten Bedauern zurückgestellt werden müssen. Dies findet aber nicht etwa in mangelndem Interesse für das Schulwesen, sondern lediglich in der Rücksichtnahme auf die augenblickliche allgemeine Finanzlage seine Erklärung. Ich hoffe ernstlich, daß es möglich sein wird, demnächst auf verfassungsmäßigem Wege größere Mittel zu dem gedachten Zwecke bereit zu stellen, und es sollte mich aufrichtig freuen, wenn alsdann auch manchen aus Rumänien lautgewordenen Klagen abgeholfen werden könnte. Auch die übrigen von Ihnen im Namen der Konferenz geäußerten Wünsche verdienen meines Erachtens volle Beachtung.
Was die Frage der Abrechnung der an deutschen Auslandsschulen verbrachten Zeit auf das Dienstalter der Lehrer bei ihrem Rücktritt in den inländischen Schuldienst betrifft, so ist in Preußen bereits, wie Ihnen bekannt sein bürste, ein beachtens- werther Schritt nach dieser Richtung geschehen. Es bleibt zu hoffen, datz auch in den übrigen Bundesstaaten in derselben Richtung vorgegangen wird, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß manche, zum Theile in der Gesetzgebung der Einzelstaaten beruhende Schwierigkeiten zu überwinden sein werden. Auch die Pensionsverhältnisse der dauernd im Auslande bleibenden Lehrer werden sich, wie ich hoffet günstiger gestalten lassen. Zunächst wird dies freilich auf dem bereits mehrfach eingeschlagenen Wege der Gründung von Pensionskassen durch die Schulgemeinden selbst zu erstreben sein.
Die schon von verschiedenen Seiten angeregte Einrichtung eines den Angelegenheiten der deutschen Schulen im Auslande ausschließlich gewidmeten Reichsschulamts hat zwar manches für sich, ich glaube aber, datz sie einstweilen zurücktreten mutz, so lange es in erster Linie noch darauf ankommt, ausgiebigere Mittel für die unmittelbaren Bedürfnisse der deutschen Auslandsschulen flüssig zu machen. Auch find über die Ausgestaltung, die Befugnisse und die Obliegenheiten einer solchen Centralstelle die Ansichten noch ßu wenig geklärt, als daß es räthlich wäre, dieselbe schon letzt ins Leben zu rufen. Bei dem stetig zunehmenden Umfang der an das auswärtige Amt gelangenden Schulsachen habe ich mich jedoch im Interesse ihrer eingehenderen geschäftlichen Behandlung entschlossen, dem Referenten für Kunst und Wissenschaft, zu dessen Aufgaben auch die Schulsachen gehören, einstweilen eine Hilfskraft zuzuordnen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß das so verstärkte Referat im auswärtigen Amt den Kern bildet, ans dem sich im Lause der Zeit das von vielen Seiten gewünschte „Reichs Schulamt" in einer ober der andern Form entwickelt.
Indem ich mich gern der Hoffnung hingebe, daß die von Ihnen geleitete Konferenz segensreiche Folgen für die Entwicklung des deutschen Schulwesens tu Rumänien zeitigen und daß Ihnen und den übrigen Theilnehmern eine fernere ersprießliche Thätigkeit auf Ihrem bedeutsamen Arbeitsfelde beschieden sein möge, verbleibe ich, geehrter Herr Direktor, mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung
Ihr ganz ergebenster
gez. Bülow.
Aus den parlamentarischen Kommissionen, lex Avickes.
(Privattelegr. der .Franks. Ztg."
N Berlin, 31. Mai, 9 N.
, Die Kommission für die Lex Adickes führte heute (wie schon kurz gemeldet) die zweite Lesung zu Ende. Hauptgegenstand der Berathung bildete die E i n-
b e z i e h u n g der freiwilligen Umlegungen in das Gesetz.
Abg. Dr. Inner (koch.) beantragte, einzelne zur Bebauung geeignete Baublpcke von der Umlegung auszuschließen. Die Abgg. Leser und Glatze! hatten unter Mitwirkung der Regierungsvertreter eine Reihe von Anträgen gestellt, die geeignet schienen, die in dem Gesetz vorhandenen Lücken zu ergänzen. In diesen Anträgen werden die verschiedenen Fälle der freiwilligen Umlegung vorgesehen und es bleibt im Wesentlichen den Betheiligten überlasten, ob sie die Umlegung außerhalb oder innerhalb des Gesetzes vollzogen haben wollen. Im letzteren Falle genießen sie die Vortheile des Gesetzes, die in dem wesentlich erleichterten und verbilligten Verfahren bestehen. Zur Herbeiführung freiwilliger Umlegungen kann eine angemessene Frist gegeben werden. Bei einer vollständigen Einigung zwischen Eigenthümern und Magistrat ist der Bezirksausschuß an diese Beschlüsse gebunden. Vereinbarungen über einzelne oder mehrere Baublöcke find von der Kommission zu berücksichtigen, wenn dadurch die sonstige Durchführung der Umlegung nicht beeinträchtigt wird. Diese Beschlüsse wurden angenommen, der Antrag Jrmer abgelehnt.
Bei Paragraph 3 entstand eine Debatte über das Antragsrecht des Magistrats. Der Abg. Göschen wollte dieses Antragsrecht in erster Linie beseitigt haben, in zweiter Linie wollte er den Antrag des Magistrats abhängig machen voü der Zustimmung eines Viertels der Eigen- thistner nach Zahl und Fläche. Dieser Antrag stieß, obgleich der Antragsteller sich auf die Zustimmung des Oberbürgermeisters AdickeS berief, auf Widerstand seitens der Regierungsvertreter und verschiedener Kommissionsmitglieder und ■ touriie ab gelehnt, dagegen wurde zu Paragraph 3 eine Bestimmung hinzugefügt, wonach der Magistrat zustimmen mutz, im Falle bei einem Antrag auf Umlegung durch die Eigenthümer das Umlegungsgebiet so abgegrenzt wird, daß für Straßen und Plätze mehr als 35 Prozent in Anspruch genommen werden. Dieser von den Abgg. Leser und Glatze! beantragte Zusatz soll verhüten, datz ein Antrag lediglich zu dem Zwecke gestellt wird, um eine Entschädigung für das über 35 Prozent hinaus beantragte Stratzengelände zu erzielen. Außerdem wurden in das Gesetz Bestimmungen eingefügt, wonach den Eigenthümern für die Wahrung ihrer Rechte auch im Prozeßwege ein Vertreter zu stellen ist.
Zu Paragraph 28 wurde ein Antrag Glatze! angenommen, wonach den Betheiligten ihre Abfindungen in einem Lokaltermine örtlich anzuweisen sind. Ein Antrag Ceftr fügt einen neuen Paragraphen 44 B ein, wonach die Gemeinde die ihr erwachsenden Kosten und Auslagen von den Eigenthümern nicht wieder auf Grund des Cominunal- abgpbengesetzes beanspruchen kann. Ueber diesen Gegenstand hat es in der Kommission vielfache Auseinandersetzungen gegeben, wobei sich diese Regelung als nothwendig herausstellte, damit nach Abschluß des Umlegungsverfahrens alle Ansprüche erledigt sind. Daß dies nöthig fei, war die einstimmige Meinung der Kommission. Zu Paragraph 17 a wurde nach einem Anträge Leser-Glatze! hinzugefügt, datz die Kommission befugt sei, im Interesse einer erleichterten Durchführung des Umlegungsverfahrens Abänderungen des Bebauungsplans nach dem FlÜchkliniengesetz zu Beantragen. Die übrigen Anträge waren mehr redaktioneller Natur.
Mach Schluß der Berathung gab der Abg. v. Pappenheim eine Erklärung im Namen feiner Freunde ab, wonach das Gesetz lediglich auf Frankfurt' beschränkt werden solle. Seine Freunde hätten schwere Bedenken gegen die. Vorlage gehabt, sie glauben aber, mit Rücksicht auf den ihnen bekannten Zustand in Frankfurt und in der Begrenzung auf diese Stadt diese Bedenken zürücktreten lassen zu sollen. Es solle aber daraus durchaus kein Präjudiz für spätere gesetzliche Maßnahmen geschaffen werden. Diese Erklärung soll in den Bericht ausgenommen werden.
Nach einer längeren Geschäftsordnungsdebatte wurde die von dem Abg. Göschen Beantragte dritte Lesung abge- lehnt, aber die Schlußabstimmnng verschoben, bis die Vorlage in der neuen Fassung vorliegt. Die Redaktionskommission besteht aus den Abgeordneten Glatzel, Göschen, Ferner, Oeser und Wellstein.
Die Budgetkommission des Abgeordnetenhauses berieth u. A. auch, in Abwesenheit des Antragstellers, über den Antrag Werner, betr. die Stellung der Beamten im Eisenbahnab- fertigungSbienft. Minister Thielen bekämpft den Antrag. Die in Frage kommenden Stellen seien in den letzten fünf Jahren um über 50 pCt. vermehrt worden. Weiteres könne nicht geschehen. Fest angestellt seien im Bahnhofsabfertigungsdienst 80 pCt., diätarisch beschäftigt nur 20 pCt. der Beamten. Die Beförderung könne nicht nach dem Resultat der Prüfung, sondern nur nach den Leistungen erfolgen. Bei der ersten Anstellung sei dagegen stets das Resultat der Prüfung maßgebend. Nach dieser Erklärung des Ministers wurde der Antrag Werner abgelehnt und sämmtliche hieraus bezüglichen Petitionen wurden der Regierung als Material überwiesen.
Eine größere Anzahl Petitionen von Eisenbahnbeamten wird durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.
Badischer Landtag.
tPrivattelegr. der „Franks. 3tg.') f
8 Karlsruhe, 3L Mak.
(Erste flammet.)
Freiherr ». Reudrouir berichtete über den Gesetzentwurf, daS WohrrungSgelü der Beamten betreffend, und empfiehlt ihn zur Annahme. Er spricht dabei namenS der Kommission die Hoffnung cu3. daß. sobald die allgemeine Finanzlage sich gebessert, womöglich schon aus dem nächsten Landtag eine Vorlage zur Revision de? Gehalt-tarifS erfolge. — Finanzminister Dr Buchen« beiger erklärt, daß mit dem vorgelegten Gesetzentwurf nicht ein Beschluß der Ausbesserung der Beamten, eiutrete und eine Revision deS Gehaltstarifs ans die lange Bank geschoben werden solle. Auf dem nächsten Landtag werde eine solche Revision noch nicht möglich sein; doch hoffe er, daß eine solche aus dem übernächsten Landtag den Kammern Vorgele gl w.'iden tönne. Des weiteren erledigt die Kammer eine Reihe Bud« gctforderungen nach den Beschlüssen der zweiten Kammer. Zur Frage der Zrrenpjlege erklärt Minister Schenkel, daß zwei neue Heilpflegeanflalten in der nächsten Zeit erstellt werden würden, und zwar WieSloch und Konstanz. Im Ser« lauf der weiteren Debatte kam Geheimer flommerzienrath Dlffent auf die Verhältniße der Badischen Bank zu spr-chm, deren Fortbestehen durch dar Vorgehen der Regierung ermöglicht worden fei.
M,nister Schenkel führt dazu aus, daß die Bank wohl dlS wirihjchaftliche Bedeutung nicht mehr habe wie vor dem Bestehen der R-ichsbank, doch sei ihr Fortbestehen auch jetzt noch zu bet grüß-n, da sie gew ss-n Interessen bester gerecht werden könne als die Reichsbank. Die weitere Debatte über daS landwirth« schaftliche Budget gab zu besonderen Bemerkungen, bfe nicht schon in der 2. Kammer gemacht worden waren keine Set« antaffung.
Nächste Sitzung 18. Juni.
Wiirttembergischer Landtag.
(Privattelegr. der „Franks. 3tg.*)
s Stuttgart, 31. Mak
(2. flammet.)
. Die flammet überwies die Petition deS Verbandes der württembergiicheo Eisenbahn« und Dampfschiffahrt S« bediensteten um Gewährung staatlicher Kredite zur Finanztrung baugenosienschaftltcher Unternehm« nn gen der Regierung zur Berücksichtigung. Die Abgeordneten Lieichiug (Dp.) und Newbold- Aalen (Etr.) sprechen für den ent« sprech-n »«n Kommisfionsanlrag, Hang (Bauernd.) und Prälat vo n Wittich Dagegen.
Zn der Petition der Chor« und Musikdirigenten nm Einreihung in die Klaffe der pensionsbeiechtigten StiftungS« beamten bemerkte bei Kultusminister von Weizsäcker, daß Zwar die Petenten nicht unter die im flörperschastsgesetz genannten Beamten fallen, daß aber eine Aenderung des Gesetzes dennoch zu ermatten sei. Die Petition wurde der Regierung zur E r w äg« n n g übergeben. Nach Erledigung einer weiteren Anzahl von Petitionen vertagt sich das Hans bis Mittwoch den 11. Juni.
Zer Kampf am Zolltarif und Handelsverträge.
(Priva^tel gr. der .Franks. Stg/)
N Berlin, 31. Mai, 9 Uhr Abends. (Telegramm.) Sä liegt nahe, anzunehmen, daß das Staats mini st e- rium sich in seiner heutigen Sitzung über feine Stellung zu dem konservativ - a a r arischen Antrag schlüssig gemacht hat, bet am Montag zur Berathung im Abgeordnetenhaufe sieht- und die preußische Regierung aus« fordert, im Bundesraths für eine Verstärkun g d e s land wirthsch östlichen Zollschutzes übet* Bfe Zolltarifvorlage, hinaus einzutreten. Dieser Antrag gibt auch wieder Anlaß zu der staatsrechtlichen Frage, ob die Einzel- landtage berechtigt sind, in dieser Weise sich mit Reichsangelegenheiten zu beschäftigen und die Stellungnahme des Bundesraths zu beeinflussen. Die „Nationalztg." verneint die Frage ganz entschieden und sie scheint zu erwarten, daß ®ias Bülow am Montag dementsprechend sich auf eine Erörterung gar nicht einlassen und „an der Selbstständigkeit der Reichspolitik festhalten werde, gegenüber dem Versuche, den Bundesrath unter die Vormundschaft der Einzellandtage zu stellen". Angesichts der Bereitwilligkeit jedoch, mit der Graf Bülow schon früher im Abgeordneten- wie int Herrenhause zu Anträgen und Resolutionen über die Stellung der preußischen Regierung zur Zolltarifvorlage geantwortet hat, ist kaum anzunehmen, daß er die Antwort auf eine Frage aus formalen Gründen verweigern sollte, die er als Reichskanzler bereits wiederholt bei festlichen Anlässen gegeben hat. Sollte Graf Bülow aber wirklich in dem konservativen Anträge einen Versuch erblicken, den Bundesrath unter die Vormundschaft der Einzellandtage zu stellen, so würde, wie die „Nationalztg." mit Recht meint, unter den obwaltenden umftänben die Zurückweisung dieses V e r su ch s wohl kaum erfolgen können, ohne daß zugleich zu ersehen wäre, ob bie Regierung an ihrer Stellungnahme z u den „unannehmbaren'
Feuilleton.
(Diese billettistrische Abtheilung des Feuilletons erscheint jeden Sonntag und Mittwoch.)
------- 3)
„Tie heitere Maid von Arcadieu."
Novelle.
<■ — Von Burton Harrison (New-Jork).
I Sutortfirte ttetertragunrt von August« Levys,». Berlin.
(Schluß.)
Sie kaufte Moiräe antique zu einem ganzen Kleide und vertraute es den Händen einer kleinen Französin an. Nun ein Hut! . „Was ist ein Hut?" sagte Miß Pointdexter unternehmend. „Zwei Federn und eine Rose". Die kleine Französin hatte eine Landsmännin, eine einfachere Modistin, „die würde das zusammenstellen für ein Nichts". Handschuhe, 5%" matt, perlgrau, mit schwarzen Nöthen, und das alte Jaquette würde dann Alles bedecken, und die Garderobe abgelegt werden.
WHrend die große Affaire in der Luft schwebte, ging Virginia an ihre Arbeit mit so leichten Schritten, so strahlenden Antlitzes, so heiterer Sprache, daß Diejenigen, die an ihre stille Art gewöhnt waren, sich höchlichst verwunderten.
Jmm-Alexander, der sich lebhaft für ihre Angelegenheiten interessme, theilte ihre Angst, es möchte die zweite Anprobe einige Schwächen der ungeübten Künstlerin verrathen und freute sich, daß ihre gemeinsame Befürchtung sich als unbe- enbet erwies. „Es war dies ebenso mit meinem Frack", te er in einer ihrer geflüsterten Unterhaltungen auf dem 4. Treppenabsätze. „Die Hauptsache bleibt immer, daß das Dina einen nicht unter den Armen preßt, wissen Sie, und daß die Schöße lang, aber nicht zu lang sind."
»Ja Sie, der Sie so viel in die Welt gehen" meinte Miß Pointdexter, während Jung-Alexander ordentlich breit wurde, bei dieser schmeichelhaften Beschuldigung — „Sie sollten wissen, ob da noch etwas Wesentliches war, was ich hätte an- empfehlen müssen, denn wirklich sie ist so entschieden und spricht so schnell, daß ich fürchte, etwas übersehen zu haben, was noch nöthig märe."
. »Nm ein Ting, würde ich ihr sagen, darf nicht fehlen, eme Tas ch ebelehrte der geistvolle Alexander. „Miß Pointdexter, Sie müssen mir "bestimmt erlauben, Sie zu
Thee zu fuhren. Ich muß Ihnen das Haustein Bischen zeigen, und muß Sie fragen, ob Sie je etwas so Drolliges und Hübsches gesehen haben, rote das kleine goldne Fleckchen in Miß Thorne's Haar, grabe wo es sich kräuselt, an der linken Seite des Scheitels. Sie werden es sicher bemerkt haben, daß sie das einzige Mädchen ist, das sein Haar gescheitelt trägt, und nicht über der Stirn abgeschnitten. Diese kleine, ferne Linie ist so weiß und glatt wie eine Eierschale." Hier wechselte Miß Pointdexter das Gespräch. Sie konnte es nicht über sich gewinnen zu gestehen, daß sie thatsächlich die Zauberin nie gesehen batte, von der der junge Mann täglich schwatzte, und um die ihre liebevollen Gedanken sich rote Windenranken drehten.
AIs sie hörte, daß Alexander das Comtoir, in dem er tagsüber in der Stadt beschäftigt war, nicht zeitig genug verlassen konnte, um mehr als einen Blick in den Älger- non-Thorne-Thee werfen zu können, kam sie mit ihm überein, daß er sie dort treffen und dann nach Hause begleiten solle. Das war doch nicht von ihr zu verlangen, daß sie zufrieden sein solle mit eines Vogels Nippen an dieser über- schäumenden Quelle der Gesellschaft! Ihre erste gesellschaftliche Wiederanknüpfung seit zehn langen, dürren Jahren.
Als Miß Pointdexter ihre Pension an dem ereignisreichen Nachmittage erreichte — mit spezieller Erlaubniß ihrer Vorgesetzten eine Stunde eher, als gewöhnlich — flog sie die Treppe so leicht herauf wie cm Distelflaum vor dem Sommerwinde. Da, auf dem Bette, lag das neue Gewand, schön geglättet, die neue Hutschachtel, mit dem neuen Hute daneben. Das Blut stieg Miß Pointdexter zu Kopf und sauste ihr in den Ohren, das atme, alte, blaue Blut! so verspottet durch zeitgenössische Satire! Es hatte dennoch sein Theil gethan, den Kopf des kleinen, verlassenen, vornehmen Wesens hoch zu halten, und ihr Herz standhaft zu machen, gegenüber dem feindlichen Geschicke!
Es schien kaum glaublich, daß sie, die sich nur einen neuen Hut besorgte, wenn das Kleid schon ein Jahr älter war, und die neue Jacke noch ein Jahr später, daß sie mit einem Male es möglich machen konnte, sich eine funkelnagelneue äußere Schale anzuschaffen. Sie schüttelte die glänzenden. raschelnden Falten des Rockes aus, bewunderte die Taille, nahm das kleine Nichts, das zu Unrecht „Kopfbedeckung" benannt wurde, heraus und liebäugelte mit ihm, wie ein Bilderliebhaber mit seinem Corot ober Cazin, ein Porzellansammler mit seinem Hawthorn-Krug, ein Bücher- kundiger mit seinem Elzeoir.
Zögernd und widerstrebend berührte sie die Sachen mit
den Fingerspitzen. Sie seufzte, weil sie es schade sand, ihren armen, schwachen Körper mit so begeisternden, anmuthenden Kunstgegenständen nt bekleiden. Aber, als die Toilette beendet war, welche Veränderung brachte sie in der Trägerin hervor! Selbst Virginias bescheidene Augen sahen, daß bet kleine Spiegel bas Bild einer vornehmen Dame zurückwarf, einer Dame, die, wie sie meinte, werth wäre, zurückgelehnt in den Kissen einer Viktoria zu liegen, oder zu einer Taste Thee heranzukommen, unbekümmert wer auch immer bie Hohepriesterin des Theetisches fei. Irgend Jemand sand vor ein — oder zwei Tagen — es ist Winter, während ich schreibe — im Central-Park zwei blühende Maiblumen, unter einer Eisdecke. In jedem Jahre pflückt der kühne Alpcnbesteiger Edelweiß zwischen den Schneedecken, und diese Finger haben einen schönen Strauß Alpenrosen aufgefunben unter einem Bogen von gefrorenem Ctistall nahe demGipsel des St.Bernhards. MißPointdexter's plötzliches Aufblühen zu Jugend und Schönheit, roar dem zu vergleichen; ihr Auge leuchtete, ihre Wangen färbten sich, ihre ganze Erscheinung war durchdrungen von freudigem Leben. Der kleine Spiegel umrahmte wieder: „Die heitere Maid von Arcadicn."
Aus dem Fenster sehend, gewahrte sie Schneeflocken — ein cntmuthigendes Schauspiel, in Anbetracht, daß sie zu Fuß zu der festlichen Szene wandern mußte. Da war nun nichts zu machen. Sie mußte ihren Hut in einen alten braunen Schleier binden, ihre stattliche Schleppe aufnehmen, ihren häßlichen Regenmantel überziehen und nachdem sie ihre Herrlichkeit so verdunkelt hatte, unter einem schäbigen Regenschirm zur Thüre ihrer alten Freundin eilen. Virginia hätte einen Wagen nehmen können, wenn sie sich nicht die Freude gemacht hätte, der Debütantin einen Strauß Maiglöckchen zu senden. Als sie so dahin arbeitete auf der schlüpfrigen, öligen Straße, wo der Schnee, sobald er bie Erde berührte, zu Schmutz wurde, der Wind rauh durch ihren Schinn blies ein Zipfel ihres neuen Kleides herunter fiel, auf der Erde schleppte und nur mit Mühe wieder hochgenommen werden konnte, würde jede andere Frau ausgerufen haben: „Das Spiel ist den Einsatz nicht werth." An bet Ecke, dicht bei Mrs. Thorne's Hause, stand sie vom Winde gepeitscht und wartete auf bie Möglichkeit, über ben Drnm» schreiten zu können, während sich Equipagen und Cabriolets m langsamer Aufeinanderfolge bis unter das Vordach bewegten. In diesen Gefährten trugen die Gesichter, die so nahe an sie herankamen, ganz und gar nicht den Ausdruck, den man erwarten sollte von Besitzern luxuriöser, leichtfedernder Equi
pagen, die ihre glücklichen Insassen aus dem Schmutze hetl-sP- heben und so rasch von bet schwatzen Sorge hinwegführen.
Abgehetzt, selbstgenügsam stumpf, gewöhnlich, geldstolz, — abgehetzt, wieder, wieder, wieder, Alle ruhelos, hier ein junges glattes Gesicht, aber selbst dieses mit einem Blicke nach Dem strebend, was nicht ist, und mit Höchs?er Gleichgiltigkeit gegen Das, was ist, bie kleine Miß Virginia einbegriffen, die mit dem Rest der Menschheit auf bet Straße geduldig dastand, aus die Geneigtheit bet pelzverbrämten Kutscher roartenb, um hinüberzukommen.
In der Oper, auf ben Straßen promenirenb, im Parke fahrend, wo immer die Mode ihre Kleiderparade hat, da zeigt sich bei wahre Menscki nicht, weder Mann noch Frau. Um ihn, oder sie in ungeschminktem Selbst zu sehens müßte man Miß Virginia's momentane Stellung gegenüber den begünstigten Klassen einnehmen.
„Rem, nein," sagte die kleine Dame zu sich selbst, „das kann das luftige Völkchen nicht fein, von dem die alte Mrs. Parker uns Sonntags, nach dem Frühstück in der Pension vorliest, aus der Seite der Zeitung, die uns Allen in die Augen sticht."
Als sie endlich das Vordach erreichte und sich bescheiden zwischen ben breiten Rücken der Diener, die zu beiden Seilen bet Halle standen, hindurchwand, befiel sie das erste Lampenfieber ihres Lebens.
Es schien, nein es war schrecklich, diese Stufen hinanzusteigen unter dem gestreiften Dache von Segeltuch, über ben rothen Teppich bei- schon unehrerbietige Füße, bie nicht in Karossen gekommen waren, befleckt hatten.
Niemanb bemerkte sie; in New-Hort hat Keiner Zeit, ein unbekanntes Gesicht zu bemerken, tinb in dieser bescheidenen Art glitt Virginia übet Alida's Schwelle.
In bie Garberobe, zur Linken des Entr6e's geschoben, sand sie bie Dienerinnen alle beschäftigt unb zog in einer Ecke, unter einem Meisionier ihre Ueberschuhe aus. Eine dicke, anmaßende Französin übernahm Miß Pointdexter's Sachen und betrachtete mit Staunen ben Schmetterling, der aus dieser Puppe hervorging. Als Virginia einer Anzahl anderer Tomen, bie sich kopfnickend begrüßten unb über gesehene — und noch zu sehende Dinge schwatzte«, die Treppe hinauf folgte, bemächtigte sich ihrer ein Gefühl großer Verlassenheit. Dort, in dem Meer von Köpfen, war auch nicht ein bekanntes Gesicht.
„Mrs. Thorne befindet sich am Ende des Saals, gnä* Frau," wiederholte mechanisch der oben . auf der Ttepve stehende Diener.