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Adev-dLatt der frankfurter Jettmrg.
Frankreich.
Großbritannien.
* Bern, 18. Aug. Die .Basler Nachrichten' beschäftigen sich mit einem Schreiben, welches der frühere Minister Lvz» z a t t i an die römische ,$ribuna' gerichtet hat. Suyotli betrachtet rS als Voraussetzung für Italien, bau eS der Schweiz ans ihre« Tarif jür .industrielle' Produkte größere Konzes- siouen machen müsse als 1891/92. .Aber wird di« Schwyz gänzlich auf die hohe« Wein-, Vieh- und andere Zölle, welche Italien berühren- verzichten vollen? Diese Frage ist von höchstem Interesse für mich und daher beobachte ich mit aller Sorgfalt alles, was in jenem kleinen und bewunderns wert Heu Lande vorgeht.' Luzzatti bemerkt, daß die Hoteliers und Konsumvereine, die Freunde billiger Lebensmittel, ihre gewichtige Srimme noch geltend mache« werden, und wen« die Bundesversammlung keine Ermäßigungen eintreten lasse, die 30,000 Stimmen zum Referendum liefern werden. Auch wenn das Volk den Tarif annehm«« sollte, so werde eine starke Minorität immerhin dazubeitragen, die ichweizerifchen Unterhändler etwas nachgieber zu stimmen. Dazu bemerkt der BundeSfladtkorrespondent der .Basier Nachr.': .DaS ist wahrscheinlich, aber dann müsse« die italieniichen Unterhändler vom Geiste LuzzattiS beseelt fein, erst bann daks man auf einen Abschluß hosten. Ja erster Linie werde« die Italiener einsehea müsten, daß Italien beim Vertrag 1891/92 alles und die Schweiz nichts gewonnen hat.' — Man liest in den Genfer Blättern, daß der S t a a t S r a t h ein Dekret ver- üstentlicht habe, worin er den Bürgern das Gesetz vom Jahre 1872 in Erinnerung ruft, welches Diejenigen, die mit Vorwissen ihrBesttzthum nichtautorisirten religiösen Genossenschaften zum Gebrauch überlassen, mit 500 bis 10,000 Frs. Buße beugt. Die Publikation soll dadurch veranlaßt fein, daß der Regierungsrath Mittheilung erhielt, drei weibliche religiöse Kon- gregationen auS Frankreich hätten die Absicht, sich aus Genfer Gebiet niederzulassen. Die protestantische .Suisse' findet immerhin de« Ches der Polizei um die künftigen Handlungen der Bürger gar za besorgt und macht die maiitlöse Bemerkung, «S müßten sich hundert Kongregationen in Gens niederlasten, um durch das Bußengeld das Staatsbudget ins Gleichgewicht zu setze«!
■«b UatrroWer bedroht, der eS ablehnt, einer Hülse- R-qaisition der bürgerlichen Behörde« Folg« zu leiste«. Da» Gericht hat also g« entscheiden, ob die Uebermitllung der Requisition deß Präfekten durch dm DivistonSge«ral an den Obersten ihr nicht dm Charakter eines mA- tärischen Dimstbefehtt verliehm hat. Die klerikale Presse fährt fort, dm ungehorsamen Oberst gu vertheidigen ; sie verweist auf daS Beispiel des OberstenLadordire. der es am 13. December 1876 in Limoges ablehnte, die A«. ordnungen der Regierung Mac MahonS zur Unterdrückung etwaiger Unruhm bet dem geplanten Staatsstreich gegen di« Republik zu befolgen; sie güitt ferner den Schritt des Generals Bellamare. der im Octoder 1873 an dm Kriegsminister schrted, er bitte um seine Entlastung an dem Tage, wo der Gras Cham- bord König von Frankreich werdm sollte. Die radikale Preste antwortet uicht mit Unrecht, daß weder Labordere noch Bella- mar« sich im Falle des Obersten be Samt-Remy befanden, der eS ablehnte, seine Untergebnen zur Unterstützung der Behördm in Anwendung eines rechtlich bestehenden Staatsgesetzes zu kommandiren. Wenn der Oberst das Vereinsgesetz nicht btilge, so hätte et eben am Tage seines Vollzugs feine Entlastung nehmen sollen.
Die Attswandernng «ach Südafrika.
* London, 13. Aug. Bei den DiSkustionen über die Verhältnisse in Südafrika spielt natürlich dtk Auswanderfrage eine hervorragende Rolle. Lord Milner scheint sich darüber allerdings im Klare« zu sein, daß wenn fich uicht geeignete Einwanderer in Transvaal und dem Oranjestaate niederlasten, die Anfjchließuug beider Lände» «och lange verzögert werde« mag; auch Herr Chamberlain scheint die Anfiedlung von Eng» ländem in den neuen Kolonien für wünscheaswerth zu erachten. Englische Zeitungen, vor allen Dingen die .Time»', geben von Zett gu Zeit allerlei Anregungen, wie die Auswanderung zu fördern sej, und find auscheinend ungehalten darüber, daß die Regiemng bezüglich der An- gelegenste noch keine bestimmte JnÜiatioe ergriffen hat. Auch die »Morning Post' beklagt fich darüber, daß bis jetzt nur Dimstboten in vereinzelten Fällen Reifeunter» iützung gewährt wtrd, und sie macht darauf aufmerkfam, daß >erade im jetzigen Augenblicke Neigung zur Auswanderung nach Afrika bestehe und das Eisen geschmiedet werden muss«, so lange eS heiß sei. Chamberlain solle ohne Verzug eine Erklärung abgeben, daß geeigneten Personen freie Reift gewährt werde. Die jetzige Politik in Südafrika sei zu sehr daraus bedacht, eine Aussöhnung mit de« Buren herbeizuführen, während man die Interessen der eigenen Landsleute außer Acht laste. Damit verhalte e» sich genau so, wie mit dem Freihandel, der anderen Staate« zu gute kommen England selbst ober nur wenig Gewinn bringe. t'jfc u-:‘ ...... .... ----
Destmeich-Angmm.
Tas (fntx des Feldardeiterstreiks in Galizien.
* Wien, 18. Aug. Wie der ,Arb.-Z.' au8 Lern berg aeschriede« wird, geht der große Kamps der Bauern feinem Ende entgegen. In wenigen Tagen sei die Ernte vorbey und dann werde in Galizien wieder .Ruhe und Frieden' herrsche«. Die Schlachzizenpreste suche indeß der Welt eingareben, daß die Bauer« den Streik verlorm hätten, indem sie auf die paar tausend Streikbrecher Hinweise, die die Großgrundbesitzer aufgebracht haben, aber bei diesem Streik, an dem gewiß 100,000 Bauern theilgenommen haben, habe die relativ kleine Zahl von Streikbrecher« gar nicht ins Gewicht fallen können. Wenn man das Gefammtergebniß ins Auge faste, könne man ruhig sagen: Der Streik ende mit einem riesigen Erfolge bjt Streikenden. Mit einem moralischen Erfolg«, denn sie hätten viele Wochen lang ihre durch musterhafte Disziplin die Bewunderung der ganzen Oeffenttichkeit erregt; aber auch mit einem großen materiellen Erfolge: den« in der über- wiegenden Anzahl der Gemeinden sei der Streik mit nicht unbedeutende« Lohnerhöhungen beendet worden, und selbst dort, wo die Bauern, dem Drucke der Schlachzizen und Bezirks- Hauptleute nachgebend, die Arbeit wieder ausgenommen haben, feien ihnen die Löhne erhöht worden. Die Zahl der Gemeinden, wo der Streik ganz verloren ging, sei verschwindend klein. — Ob die B o u e r n selbst auch eine so optimistische Auffassung des Ergebnistes ihrer Bemühungen Haden, ist doch fraglich. — In den Gefängnissen in Zloczow sitzen mehr als 100 Bauern wegen Streikvergehens. Etwa 80 Häftlinge wurden in die Höfe gebracht und dort zur Arbeit gezwungen. In Bort kow, wo schon vor zehn Tagen der Streik beendet wurde, wurdm dieser Tage von Gendarmen ohne jeden Anlaß 22 Bauern verhaftet. In Trembowla beschimpfte der polnische Pfarrer Korzeniowski die Bauern von der Kanzel herab. (Er schrie: .Für das Gesindel, das streikt, wird auf dem Felde ein hoher Galgen «richtet »erben, und dort wird man diese statt hängen!' Die Geistlichkeit scheint über» Haupt auf Seiten ber Gutsbesitzer zu stehen.
die Frachtberechnung zwei Frachttafeln; in ber einen Tafel » sind die Erhebungsbeilräge für Sendungen bis 100 Kilogramm auf Entfernungen bis 270 Kilometer angegeben, wahrend die Tafel b die Frachtsätze für je 100 Kilogramm auf Entfernungen über 270 Kilometer enthält. Der Nacht«, Wird an Interessenten unentgeltlich verabfolgt. Di« Mahrege bezweckt die Erleicht«ung des Absatzes landwiribschafrlicher Erzeugnisse nach den Verbrauchssätzen. Bi» auf Weitere» werden die Expreßgutsendungen mit landwirthschaftlichen Erzeugnisten mit den für die Beförderung von Expreßgut freigegebenen Personen» und Schnellzügen befördert. Wenn jedoch bei den besonders stark belasteten Schnellzügen infolge regelmäßigen Andranges einer größeren Zahl solcher Sendungen die Beförderung nur durch Einstellen weiterer Wagen, deren Mitführung bei der starken Belastung unthunlich wäre, möglich ist, steht der Ausschluß der betreffenden Schnellzüge zu erwarten. Immerhin ist durch die große Zahl der zur Verfügung stehenden sonstigen Züge eine rasche Beförderung gewährleistet, so daß die Sendungen auch auf weitere Entfernungen in der Regel am Tage der Auflieferung, und bei Aufgabe am Spätnachmittage ober Abend im Laufe des folgenden Vormittags ihren Bestimmungsort erreichen.
Oberstleutnant ve Saint-Remy.
y Paris, 13. August. Im Departement Fiui- stire waren 38 Klosterfchulen von SchließungS- dekrelen betroffen worden; dis heute sind 26 Schulen geschloffen, ohne daß Blut gefloffe« ist, dank der Zurückhaltung ber Be- hörben, ber Gensdarm«ie und bet Truppen. In drei Ortschaften beharrt die Bevölkerung «och auf ihrem Widerstand; «der die Führ« der kl«ikale« Bewegung haben endlich einge- sehen, daß die B«antwortung für ein etwaiges Blntvttgießen schließlich nur ihnen selbst zugeschrieben w«den könnte und in Roscoff hat b« Graf be 3Run fich vorgestern selbst entschloffe«, die Menge zu beruhige« und dem Polizeikommissar den Zugang zur Klosterschule zu öffne«. In Paris und im übrige« Frankreich habm die vielfach übertriebenen Schilderungen der Unruhen in der Bretagne sch gar feinen Eindruck hervorgebrachl. Das zeigt am besten die AbstimmlmgSiiste des Wahlkreis« Pontoise, wo vor vierzehn Tagen ebenfalls mehrere Schulen unter heftigen Kundgebungen geschloffen wurde«, mitten ist der Wahlbewegung. Die Resultate der einzelnen Wahlbezirke ergebe«, daß gerade an de« Orten der klerikale« Kundgebungen die radikale« Stimme« nicht unwesentlich guge- nommen habe«. — In der Pariser Presse wird die Erörterung über de« Oberstleutnant de Saint-Rimy und seine Gehorsams • Verweigerung lebhaft fortgesetzt. Der »Radieal'stellt fest, baß dieTruppen-Requisition vom Präsekten nicht an den Obersten selbst, sondern ordnungsgemäß an dessr« vorgesetzten Divisionsgeneral gerichtet war. Der General be- fahl dem Obttst sofort, eine Schwadron Chasseurs teilen zu S lasten; er «hielt keine Antwort. Am Nachmittaatelegraphirte bet General nochmals; aber erst am nächsten Morgen antwortete der Obttst, er könne den Befehl aus GewiffenSbedenken nicht «Men; in diesem Augenblick hätte« die Truppen aber schon an ihrem Bestimmungsort sein solle«. Aus Befehl de» Kriegsministers wird Oberst de Saint-Rimy vor daS Kriegs- gtticht gestellt. DaS Mititärstrafgesetzbuch, daS bekanntlich sehr drakonisch gegen ungehorsame Soldaten ist, behandelt die Offiziere recht mild; da in der Bretagne der Belagerungs- gstand nicht «klärt ist, droht dem ungehorsamen Oberst nut bie träfe bet Dienstentlastung, falls das Kriegsgericht de« Artikel 218 des Militärstrafgesetzbuchs übet den Ungehorsam anwendbar erstatt. Das Kriegsgericht könnte aber auch zum Artikel 234 des allgemeine« Strafgesetzes greife«, welcher mit Gefäugnißstrafe von 1 bis zu 8 Monaten jeden Offizier
Der Kaiser «ad das bayerische Centrum.
(Privattelegr. ber »Franks. Zig.')
N Berlin, 14. A«z, 11 V. Dar Telegramm bei Kaiser» au den Prtnzregcnte« von Bayer« wirb von einzelne« Blätter«, wie bet ,Nai.<Zlg.' und »Kreuzzig.', bezeichueuderweise ohne jeden Kommentar abgedruckt. Alle übrigen Blätter behandel« e» al» de« impulsiven Ausfluß einer momentanen SNmmung und machen mehr ober weniger deutlich laatlrechtliche und politische Bedenken gegen^tese Kundgebung geltend. Der Gedanke, daß dadurch partikularisttsche Stimmungen verschärft werden, und daß der E »griff dem Centrum nicht scha
den, sondern ihm in seiner gegenwärtige« Klemme sehr nützen werde, kehrt vielfach wieder.
K München, 14. August. Zu best Depeschenwechsel des Kaisers und des Prinzregenten schreibt die München« »Allgemeine Zeitung':
Der Depeschenwechsel »wischen dem Äatfer und unserem ehrwürdigen Prmzregenten spricht eine so natürliche Sprache, daß sie Kberall in Bayern und im Reiche verstanden wird und ein Scho sympathischen Empfindens Wecken wird» ausgenommen allerdings dort, wo es Gewohnheit ist, dem ersten Privatmann im Volke, dem Fürsten, das Recht des freien Mannes auf freie Meinungsäußerung mit pseudo » konstitutionellen Einwänden zu bestreiten und wo das Gewisten von der tiefen und berechtigten Verstimmung schlägt, die die Verweigerung ber Kun ftaufWendung bei allen vornehm empfindenden deutschen Mitbürgern wachgerufen hat. Seinen Namen nur hat der Kaiser unter das Telegramm gesetzt. Er will nicht als Kaiser, nicht als König sprechen, sondern als erster deutscher Mann und Freund des ehrwürdigen Freundes dem Empfinden Ausdruck geben, daS die Kunde von dem kunstfeindlichen fast frivol begründeten Beschluß ber zweiten Kammer überall erweckt hat, wo man de» edlen Strebens des Regenten bewußt ist und darum den Schlag der also Sjen seinen Schützling, die Kunst, in Bayern geführt wurde, merzlich mitfuhlen mußte. Darum wird eS im Lande, tief in die Kreise d« Bevölkerung hinein, bie bie Centrumsfraktion als ewig zu sich gehörend bezeichnen möchte, als Echo deS durch den Kammerbeschluß verletzten Bolksbewuht- seins empfunden werden, daß der Kaiser auf die erste Kunde von dem unglücklichen Beschluß so spontan und so herzlich ber Gefühle be» ehrwürdigen Bundesfürsten gedacht hat, und es wird in Bayern bis hoch in die Berge noch lange nachklingen, wie der Regent für das Freundschaftswort des Kaisers und das kaiserliche Interesse dankend, ohne auch nur mit einem Worte den Schmerz über die ihm angethane Un- bill zu verrathen, so schlicht ber Freude darüber Ausdruck geben konnte, daß ihm bereits einer seiner Reichsräthe die Summe zur Verfügung gestellt hat, mit deren Bewilligung die zweite Kammer an einer der vornehmsten Ausgaben Bayerns mitwirken und einem fürsorgenden Herrscherhause und dem Lande gegenüber ihre Schuldigkeit hätte thun können.'
Die »Münchener Neuesten Nachrichten' schreiben:
»Daß die Ablehnung ber von ber Regierung geforderten 100,000 Mark zur Erwerbung von Kunstwerken weit über Bayerns Grenze hinaus beachtet und als ein Angriff des Centrums auf unseren kunstfreundlichen Regenten überall verstanden worden ist, das war in diesen Wochen unschwer festzustellen. Die überraschende impulsive Aeußerung des Kaisers aber läßt erst in voller Schärfe den Eindruck erkennen, den das Verhalten des Centrums im ■übrigen Deutschland hervorgerufen hat. Deutlicher ist in diesen Wochen den Ultramontanen die Meinung über ihren thörichten und böswilligen Schritt wohl nirgends gesagt worden, als in der kaiserlichen Depesche. Es werden sich freilich auch all Denen, die ber Gefühlsregung, au» der heran» ber Kaiser feine Motte an unseren Regenten richtete, von Herzen zufttunnen, gewisse Bedenken dem kais«lichen Telegramm gegenüber auf drängen. Indem Wilhelm II. an einem Beschluß der Sammermajorität eines deutschen Bundesstaates so scharfe Kritik übt, stellt er seine Person in ein« Weise, bie schon öfter gerade im Interesse de» monarchischen PttnzipS als nicht ungefährlich bezeichnet werden mußte, mitten hinein in den Kampf ber politischen Parteien. Die pattikularisttsche Preffe wird nicht verfehlen, dem Kaiser, der zugleich König ist, Einmischung in die inneren Ange« legenhetten eines anderen BundeSsmates vorzuwerfen und das Anerbieten, dem Oberhaupt des Königreichs Bayern die der Regierung von der Karnrnermehrhete verweigerte Summe als persönliche Gabe zu überreichen, wird gleichfalls gerade in diesem Zusammenhang nicht unktttisitt bleiben. Sicherlich verbessert eS die Situation, daß diese Summe schon aus Bayttn selbst dem Staat zur Verfügung gestellt worden war. Statt mit einer Ablehrill nj des kaiserlichen Anerbietens, die wohl hätte erfolgen müssen, konnte nun der herzliche Dank des Regenten mit dem erfreulichen Hinweis auf den Edelsinn eines bayerischen Kunstfreundes verbunden werden, dessen raschem und großmüthigem Handeln auch der Kaiser freundliche Anerkennung zollen wird. Und so können wir unfl um so eifriger dessen freuen, was durch den Depeschenwechsel ber beiden hohen Herren so nachdrücklich und unanfechtbar bezeugt wird: die herzliche persönliche Freundschaft, die unseren Prinzregenten mit dem Kaiser verbindet, bie aufrichtige Verehrung, bie Wilhelm II., ber in ber Blüthe des thatenfrohen, rasch vorwärts rennendenManneSalters stehende Herr, ber milden Ruhe und bedächtigen Weisheit Pttnz LuiHwlds entgegenbringt, dem Las Älter denSchatz fürstlicher Würde und klarer Einsicht mehtt, ohne ihm Rüstigkeit und Arbeitsfrische zu nehmen. Das verschiedenartige Naturell der beiden Herrscher kommt auch in den beiden Telegrammen klar zum Ausdruck. Solcbe Verschiedenattigkeit fuhrt sonst leicht zu Mißverständnis,. und Gegensätzen. Jeden guten Bayern, jeden aufrichtigen Deutschen muß eS von Herzen freuen, wie in diesem Fall ber Contrast überwunden wird durch gegenseitige Hochichätzung und Sympathie, durch da» gemeinsame Bewußtsein, im Dienste deS großen deutschen Vaterlandes zum Wohle deS ganzen deutschen Volkes der Erfüllung ber schweren Pflichten zu leben, bie ber Herrscherberuf den Trägern ber Krone auferlegt.*
DaS klerikale »Neue Münchener Tageblatt' schreibt:
„Um jeder Legendenbildung und jeder ungehöttgen Ausbeutung ber kaiserlichen Depesche energisch zu begegnen, ist es - nöthig , den Depeschenwechsel zu glossiren. Zunächst muß mit aller Entschiedenheit bie bcm Kaiser von schlecht informirter oder übelwollender Seite fuggerirter Auffassung zurückgewiesen werden, al» ob die Streichung ber 100,000 Mark durch bie Centrumspattei ihre Spitze gegen das Mäcenaten- thmn des Hauses WittelSbach oder gar gegen bie Perion des Prinz rezenten Luitpold gerichtet habe. Wer diese An
14.M19O2*
schaumig dem Kaiser beigebracht hat, hat in unerhörter Weise die Unwahrheit gesagt. Ausdrücklich wurde in benbe* trefenben Kammerverhandlungen vom Referenten wie von allen Rednern ber Centrumspattei immer wieder betont daß bie Streichung ber 100,000 Mark lediglich aus politischen Gründen erfolgte, daß sie nur ber Ausdruck fein soll, für daS unbegrenzte und unabändettiche Mißtrauen der Mehrhett ber Volksvertretung gegen das Ministerium Crailsheim; ausdrücklich wurde aber auch betont, daß jedem anberen Ministerium das Postulat genehmigt worden wäre, wie es feit 12 Jahren genehmigt wurde und zwar vielfach durch eine Centrumsmehrheit. Wie man bei dieser Sachlage dem Kaiser eine so grobe Entstellung der wirklichen Thatsache unterbreiten komite, ist ein Räthsel. Fast war man versucht anzunehmen, daß Leute dabei ihre Hand im Spiele haben, bte in erster Linie intereffirt sind. Da bie Voraussetzung unb Information des Kaisers positiv falsch sind, tarnt die Empörung beS Kaisers die bayerische Centrumspattei in gar keiner Weise treffen, doch wirb sie zweifellos bewirken, daß bas bayerische Centrum nur noch unbeugsamer unb energischer in feiner Opposition gegen das Ministerium Crailsheim beharrt Wo daS Jntttgantenthum so wett gediehen, daß es nicht einmal vor ber Majestät des Kaisers Hall macht, ba muß die glücklicher Weise vorhandene Mehrheit ber Volksvertretung mit eisernen Waffen dreinfahren. Auch wirb die kaiserliche Depesche zweifellos ba» Gute haben, baß sie dem bayerischen Volke, wo eS noch nöthig ist, den Staat sticht und ihm Aufklärung bringt über die betspeillosen Dunkelwerke, bie in der Umgebung allerhöchster Personen mit unglaublicher Vermessenheit gewirkt werden. Deshalb begrüßen wir bie kaiserliche Depesche, wird sie ja doch ein nachhaltiges Festigungsmittel für alle treu unb loyal gesinnten Bayern sein. Hätte der Kaiser, der über den Parteien und partei- polttischen Kämpfen steht gewußt, daß die Streichung ber 100,000 Mk. kein unfreundlicher All gegen das Haus Wittelsbach, am allerwenigsten aber ein unfreundlicher All gegen unseren allverehtten Prinzregenten war, wir find überzeugt, er hätte nie und nimmer tn diese rein innerpolitische bayerische Angelegenheit eingegriffen, wie er es überhaupt stets sorgsam vermeidet, seinen Einfluß auf interne Angelegenheiten der innerljalb ber Reichsverfassung selbstständigen und souveränen Bundesstaaten gellend zu machen. Die kaiserliche Depesche läßt sich eben nur so erklären, daß beim Kaiser durch unwahre Vorbringung die Anschauung erweckt wurde, als sei gegen den Prinzregenten Luitpold und die bayerische Dynastie Illoyalität und Undankbattieit geübt worden. Ueber eine solche Anschuldigung ist aber die bayerische Centrumspattei gottlob thurmhoch erhaben. 2sie Antwott des Prinzregenten auf bie kaiserliche Depesche muhte erfolgen. Erfreulicherweise läßt ihr Wottlwtt deutlich erkennen, daß unser Regent, ber ja die thatsächlichen Verhältniße naturgemäß bester kennt als ber Kaiser, eine Stellungnahme zu patteipolittschen Fragen bermeibet, ein Bestreben, das fett Wochen im ganzen Verlauf der Angelegenheit beobachttt worden ist.
Gerichtszettung.
= Frankfurt, 13 Aug. Kriegsgericht Heute wird bte Verhandlung gegen denEinjährigenArnoldvon hier zu Ende geführt der am 29. Juli 1900 fahnenflüchtig geworden war, sich zwei Jahre lang in der Schweiz aufgehalten und bann Ende Juni d. I. in Karlsruhe den Behörden gestellt hatte. Er diente in der 4. Kompagnie des 81. Jns.-Regt». und behauptete jetzt, nur die schlechte Behandlung durch den Kompagniechef Hauptmann v. Roque» habe ihn zur Flucht getrieben. Dte Sache war vor einigen Wochen behufs weiterer Aufklärung vertagt worden, und e» findet nunmehr eine umfangreiche Beweisaufnahme statt Arnold ist der Cohn einer wohlhabenden Wittwe, die fich wieder mit einem Agenten verheirathet hat. Er studirte in Freiburg unb München und will fich in der Schweiz von schriftstellerischen Arbeiter» ernährt haben. Nebenher ließ er fich übrigens von feiner Mutt« Geld unter Deckadressen schicken. Er ist während der zehn Monate fein« Dienstzeit als Einjähriger etwa ein Dutzend Mal bestraft behauptet aber, er habe verschiedene von bieten Strafen nicht verdient. Er erhielt u. A. durch den BatallonSkornmandeuS sieben Tag« strengen Arrests wegen Trunkenheit irn Dienst. _ »Er wurde mir ja befohlen, daß ich betrunken fei/ sagte der Angeklagte. »Der Unteroffizier hat mir befohlen: Gehen Sie zum Herr« Leutnant und melden Ste, baß Die betrunken ftnbl Ich war aber am Tage vorher betrunken.' Wetter beschwert er fich, daß « in der Kaserne schlafen maßte. Da» geschah aber nur deshalb, weil ihm ein Mädchen von München nachgereist war, mit dem er jufammenteben wollte, und bie Angehörigen be» Mädchen» hatten den Oberst gebeten, dagegen einzuichreiten. Auch Schulden und zwei VaterfchaftSllagen spielen in bie Sache mit herein. Die anderen Einjährigen d« Kompagnie bekunden, daß der Hauptmann sie streng, aber gerecht behandelt habe. Jeden nach feinet Führung, und die Führung des Arnold fei derart gewesen, daß schließlich kein Einjähriger mehr mit ihm verkehrt habe. Al» Beweis dafür, daß er fich nicht dauernd der Dienstpflicht entziehen wollte, führt der Angeklagte an, er habe sich freiwillig nach China gemeldet. Das ist richtig, er wurde ab« wegen feiner schlechten Führung nicht genommen. Mit feinem Stiefvater ist der Angeklagte auch völlig zerfallen; zu Haufe wollte er fich deshalb einmal mit feinem Seitengewehr erstechen. DaS Kriegsgericht trägt den unglücklichen Familten- verhältniffen Rechnung und nimmt nicht Fahnenflucht, sondern nur unerlaubte Entfernung vom Heere an. Da» Urtheil lautet demgemäß auf vier Monate Gefängniß unter Anrechnung der Untersuchungshaft, da er fich freiwillig gestellt hat.
m Berlin, 13. Aug. Die früheren Differenzen im deutschen Flottenverein habe« auch bteGerichte beschäftigt. Der Berleger der Zeitschrift be» deutsche« Flottenverein», Pasch, hatte von dem Flottenverein über 30,000 Mk. z» so, been. Wegen der nicht rechtzeitige» Zahl- nag de» Gelde» gerieth er mit dem Kanzler bei Vereins tn Konflikt unb hatte fich schließlich wegen Beleidigung de» Kanzler» vor dem Schöffengericht zu verantworten, da» ihn zu 800 Mk. Geldstrafe verurtheilte, nachdem er da» Verhalten de» Kanzler» einem BereinSmitglieoe gegenüber recht scharf tritt- firt hatte. Paich hatte erfahren, daß eine reiche Dame dem Verein 10,000 Mk. geschenkt hatte, doch waren von dieser Summe nur 6000 Mk. gebucht worden; 5000 Mk. hatte der Kanzler für einen DirpofitiouSsoudS behalten. Siu Sachverständiger hatte begutachtet, bte Buchführung bet Flottenvereins fei keine korrekte tauf«
Ziitung berichtet, um 8. August in AbaS-Tuman im Kaukasus, 67 Jahre alt, gestorben.
= fKleine Mttthetlvngert,j Der Inspektor der Pariser Gehetmpotizec Hamard erhielt, so wird aus Pari» berichtet, am Dienstag durch die Post ein Käst chen zugestellt, in dem fich ein goldener, mit Edelsteinen besetzter 6ch»etter« ling befand. Der Sendung war ein Brief beigelegt, in de» der anonyme Absender den Beamten ersuchte, da» Kleinod sein« Be« fitzerin, der bekannten Schauspielerin Madame Rtjane zurück« zuerstatten. »Ich habe da» Gelübde abgelegt, ein gutes Werk zu thun, wenn ich den Ocean «aff «en würde, ohne dabei nutet Leben zu verlieren,' schrieb der reuige Süuder. »Ich kann meiner Schutzheiligen nicht bester meinen Dank abstatten, al» indem ich dieses ünglückskleinod zurückerstatte.' Frau iRöjane war natürlich hoch «freut, den längst oetloeengegloubten Schmetterling wieder zu erhalten. — Einem Berliner Stachrichtenburean wird, beut dortigen Tagblatt zufolge, von privater Sette an» M Ün chen geschrieben: Prinz Ludwig Ferdtnaud von Bayern, b« nicht nur ein vielgefuchter Arzt, sondern auch Mnfiker und KnnstmScen ist, hat al» erster Violinist bei der Aufführnngder »Meister- finger' im Orchester de» Prinzregenten-Theater» mitgewirkt. — Wie den Basler Nachrichten berichtet wtrd, traf der 15jährige Enrico a Marca an» Mefocco (Graubünden) ans der Alp Arbea drei große Adler, dte miteinander stritte«. 6» gelang ihm, mit einem Schlag« feine» Knotenstocke» da» eine der Thiere zu erlegen. Der Bogel mißt 1 m 15 Spannweite. — Dteotelerörterte Ehescheidungs-Affäre Mattencloit-Taaffe ist beendet. Au» Budapest wttd berichtet: Der Gerichtshof hat am 13. d». im Ehefcheidungr-Prozeste der Samin Helene Matteaclott, gebotene« GräfinTaaffe, das Urtheil gefällt. Dte Emwendnngen be» Baron Richard Mattencloit wurden zn- rückgewtefen, der Gerichtshof sprach die Lösung der Ehe au» und stellte zugleich die Schuld de» Gatten fest. Dte Gegenklage be» Baron Mattencloit wurde zurückgewiesen, da er al» Ausländer kein «lagerecht besitze. — Wie dte Wiener «läUer berichien, war da» Grab Lenau'» gestern in pietätvoller Weist geschmückt. Ans dem Grabe selbst wurde ein Kranz niebetgelegt, dessen Schieisen die Inschrift tragen- .Dem Unsterblichen zur Feier leine» hundertsten Geburtstage,. Der Journalist«, nnb Schrift- stellerverein.Concordia'. Außerdem wurde «och eine Anzahl von Kränzen ntedergelegt. Ein prachtvolle» Gewmde mit schwarz« roth-goldener Schleife trägt dte Widmung: »Verein deutscher Hochfchüler au» den Ländern der nngariicheu Krone — Dem größten deutschen Dichter stines ungarische» Vaterlandes.' «inen «ranz mit der Widmuna: »Dem Sänger tar deutschen Freiheit' Haider nordameritanifcheDeutsche Turnerbund in Jndiano- poli» niederlegen taffen; «In dritter Kranz stammt von der Richte de. Dicht«,, Fran Käthe M auch. I» Laufe de» gestrigen Tage» haben viele Wiener und Sommergäste an» Weidling und Umgebung da» Grad Le«««'» besucht.
grauen. Die russischen Vornamen sind fast alle griechischen Ursprungs, besonders bie Vornamen der Männer. Auch biblische Namen sind nicht selten. Neuerdings beginnt man wieder auf alte Namen zurückzugreifen. So hat Großfürst Konstantin Konstantinowitsch zwei feiner Söhne Oleg und I g a r genannt. So hießen zwei Warägerfürsten, die im neunten Jahrhundert in Rußland herrschten. Andere alt- russische Namen, wie Sswtoopolk, SfwjatoSslaw, Jaros- slaw und Jaropolk kommen heute nicht mehr vor. Einer ber wenigen nichtgriechischen Taufnamen, bie noch jetzt gebräuchlich sind, ist der stelze altruffische Name Wladimir, b. h. ber Beherrscher ber Welt. Unter den Frauennamen gibt es ebenfalls nur wenige, die nicht griechisch sind, so Olga (ursprünglich Helga), Wera, Nadeshda, Ljubow. Wera bedeutet Glaube, NadeShda — Hoffnung und Ljubow — Liebe. Für Namen, die im russischen «alenber fehlen unb von Personen geführt werden, die nicht zur gricchifch-ortho- doxen Kirche gehören, fetzt der Stusse gern ähnlich brütende russische Taufnamen. Ein Deutscher, ber z. B. Wilhelm heißt unb besten Vater Robert heißt, wird nicht etwa Wilhelm Robertowitsch,, sondern Wastili Romanowitsch genannt. AuS einem Heinrich machen die Rusten oft einen Andrei, daneben findet sich aber auch Genrich; statt Friedrich sagt man Feodor und statt Ludwig — Loggin. Die Zahl ber nichtrus« fischen Namen, bie gerne geändert werden, ist übrigen» ziemlich Hein.
---sAkavemischeNachricht««.) Au» Hall« wttdder Bos fischen Zeitung gemeldet: Entgegen btm früheren Beschluß wird da» 400jührige Jubiläum der Universität Wittenberg-Halle am 1. November durch Festakt und Einweihung bei neuen Auditoriengebäudes gefeiert — Amtlich gibt der Württem- bergifdje Staatsanzeiger bekannt, daß dem o. Prost Dr. M a i e r tu Z ü r t ch die an der Universität Tübingen erledigte o.Pro- feffur für Philosophie übertrage« worden ist. — .Au» Jena wirb un» geschrieben: Die Ernennung bei Licencta ös lettres Aon DeSdouit» in Berlin zum Lektor der französische» Sprache an derüuiverfiiät Jenaist jetzt erfolgt —Der Profestor «« der Baugewerkfchnte in König»berg, Emil Müller jst zum o. Profestor ber darstellenden Geometrie an der technischen Hochschule in ästen ernannt worden. — Zum ersten Assistenten an ber Augenklinik in Zürich wurde, wtedteAllgemeineZeitung mittheilt, Dr. meb.Jb. Streif f an» Simm»ernannt — Demselben Blatt infolge ist dem e. Professor für angewandte Thermodynamik an der Münchner Technische« Hmhschule Dr. K. von Linde vom Kuratorium de« Jnbiläumrstiftung der deutschen Industrie ein Bettag von 10,000 •£ zur Verfügung gestellt worden dehus» Einiettang und Anstellung der für die gesammte Techntt wichtigen Versuche über dte AuSflußerscheiunugen von «asint Dämpfe«und von erhitzten Müssigkeiten. —«. v. Kem- -»et Seueralstabiarit der ruffifcheu Armee, ist. wie die National,
Keller und einen geräumigen Gastraum. Die Hütte wird am bequemsten von der Station Maudling der Stute Btfchofshoseu- Staiuach-Jrduiug in ungefähr 8% Stunden erreicht. Von Mandltug führt ein schöner Weg tn 1% Stunden durch einen herrllcten Hochwald nach" Filzmoos und von hier in weiteren 1% Stunden zur Hütte. Bei der Hütte eröffnet fich rin großartiges Panorama. Irn Norden ist bte dolornttartige Formation der großen unb kleinen Bischofsmütze, ferner find bie jähen Felsabstürze der Mofermandl und des ThorsteineS sichtbar, im Süden find es dte Tauern, vor Allem aber die Glocknergruppe bis zum Großen Wtesbachhorn, welche da» Auge des Wanderer» fesseln. Im Westen schließt da» Mastiv des Hochkönigs da» grandiose Panorama ab. Äon der Hütte aus können nunmehr unschwer die Gipfel de» Stuhlloch», bte Bischofsmütze, die 'loser- man bl, die Grawand, der Steiglkogl, der Thorstein und Retten« Pein bestiegen werden. Weiter erleichtert dte Hütte Uebergäuge von Gofau über bie Steigt« oder Zwieselalpe nach Maudling oder zur Austria-Hütte unb über den Bittgang oder Reibgang zur Grobgesteinhütte. Der Eröffnungsfeier wohnten nebst dem Präst. deuten Ypfeu de» Eeutral-AuSfchuste» nnb viele«Mitgliedern der Eeltto« auch zahlreiche Touristen bei.
c lEin Gymnasium für Kolonial-Zweckes Aus Pari» wird berichtet: Em »kllmatif cheS Gyrn naf turn' soll demnächst in Arcachou bet Bordeaux eröffnet werden. Der Zweck dieser Anstalt, für bte fich der Kammerpräsident Bourgeois sehr lebhaft intereffirt, besteht darin, die Zöglinge mit de» Sitte«, Bräuchen und LebeuSgewohnheiten der Eingeborene» in be» französischen Kolonie» nnb Schutzgebieten vertraut zu machen, um sich, wie e> in dem Prospekte heißt, ihnen zu offtmiliren unb ans diese Weise ihre wahrhaft aufrichtige Zuneigung zu gewinnen. Zugelaffen werden nur junge Leute, dte sich entweder zu dauernder Niederlassung oder zu längerem Aufenthalte tn den Kolonie» verpflichten.
ata. Mr« Doyen über das Experiment Garnantt'S.j Auch der bekannte franMjche Forscher Dr. Doyen findet da» Experiment feine» Kollegen Garnault uicht ernsthaft; er hätt eS sogar für »albern . Er sagte, daß die Männer der Wissenschaft über die Mittheilung .lächeln', daß die Tuberkulose schon einige Wochen nach der Operation »angesteckt yat'. Ferner wäre da» Experiment nicht gut angeordnet. Dieses Impfen der Tuberkulose «* de» Arm bedeute nicht». «Da unser Landsmann bte Falschheit bei deutschen Theorie beweisen wollte, warum wollte er fich dann bte Tuberkulose anders etaimpfen al» durch bte Operation, nie ste
de« Laboratorien bei Meerschweinchen üblich ist! I» diesem »all totebbte Einspritzung unter ba» Brustfell oder befftt unter da» Bauchfell gemacht. Hub bann folgt der Ein« ivrttznng «»ter ba» Bauchfell zwei Monate ob« mehr nach bet ttottotio« der Tod... Sine Impfung i» ba» Bauchfell oder »»ttüfea würde sicherlich in einem sehr ringen Zeitraum eine M«tg liefern, beispielsweise durch die Leichenschau beSSe» Mpiteul
--- sDa» amerikanische Theater-Syndikat. 1 In ber „Franks. Ztg.' war vor Kurzem vom amerikanischen Theater- Trust die Rebe und darauf hingewiesen worben, baß die Trust-Wirthschaft für den Schauspieler die reine Versklavung bebeute. Dazu bemerkt bie Correfpondem beS American- Preß-Bureau (Herausgeber I. Brücker u. A. ®ratter) u. A.: DaS ist aber nicht bie einzige verhängnihvolle Wirkung bes »Theateriruftö'. Das Unheil geht viel tiefer. Der Trust ist geradezu literaiurfeinblich; benn es ist ihm nicht um Kunstwerke zu thun, sondern um „shows", welche »ziehen'. ■ Der Trust schmeichelt dem seichten Allerwelts- gefchmack in einer Weise, welche jedem besseren Kunstschaffen grimmig feindlich ist. Das Hauptgewicht wird auf prunkvolle Ausstattung und Kostüme, auf derbe Effektsscenen und »Schlager' gelegt. Der Trust ist ein Geschäft und «ur ein Geschäft; erzieherisch auf die Massen zu wirken, liegt ihm vollständig fern; bei der Volkserziehung schaut kein Profit heraus. Große Schauspieler und Schauipielerinnen, welche, wie die arme Fanny Janaufcheck, noch vor 10—15 Jahren in den klastischen Tragödien auftraten unb eine begeisterte Gemeinde fanden, sind heute von ber dramatischen Bühnenfläche Amerikas verschwunden. So korrumpiri der Theatertrust dramatische Produktion, Schauspieler unb Publimm.
x jRufsische Namengebung.] Man schreibt uns aus St. ^Petersburg: 3n Deutschland wttd es tttnig Leute geben, die den Vornamen aller ihrer Freunde und Bekannten kennen. Anders in Rußland. Im Zarenreich muß man nicht nur den Vornamen, sondern auch den Vatersnamen von den Freunden und Bekannten wiffen und man mutz sie nicht nur kennen, sondern auch fortwährend gebrauchen, wenn man von ihren Besitzern redet. In Rußland führt Jeder unb Jede einen Taufnamen (imja), unb nicht wie in Amerika fast stets unb in Deutschland sehr häufig zwei oder drei, ferner seinen Vatersname« unb endlich den Familiennamen ffamilija). Der Vatersname — russisch Otschestwo, von otez, Vater, — endigt bei den Männern auf — wttjch oder —jitsch, bei Frauen auf —ewna ober —owna. Wird man Jemand oorgestellt, so heißt eS gewöhnlich unter Weglassung des Titels z. B. einfach: Wladimir Waffttjewitfch Iwanow ober Anna Michailowna Dawydowa. Ob die betreffenbe Dame eine Frau ober ein Fräulein ist, erfährt man dabei nicht. ES gibt im Russischen zwar Ausdrilcke, bie unseren Bezeichnungen »gnädige Fran' unb .gnädiges Fräulein' entsprechen, sie werden aber meist nur von den Dienstboten benutzt. Auch bie Dienstboten pflegen ihre Herrschaft tote bie Fremden mit deren Tauf« unb Vaternamen anzureden. ES ist nicht üblich, einen Bekannten mit »Herr' unter Hinzufügung seines Familiennamens anzureden, sondern man nennt ihn bei seinem Kore ynb Vaternamen. Da» gift natürlich aucb efcetfe fixn