-orm

in

spricht der Umstand, daß der Demokratie barstellen und

Die Erörterung, die ihr vormlsgel bildender als eine Wahlagitation.

barst« Weg Gedanken '

Positive Er« oder das i

Jahren von dort verzogen ist. Ans ehre vor zwei Jahren an dm Justiüninister gerichtete Beschwerde wurde ihm durch da» Oder- prSstdiu m der Rheinprovinz eröffnet, daß dir Angelegenheit in zwei Teile zu zerlegen seh daß nämlich die Frage der O rt S - angehörigkett von derAufsichtSbehörde entschieden werden muffe, und daß dann die Steuer frage auf dem Wege drS Verwaltungsstreitverfahrens zu erledige« sti. Infolge dieses Bescheides, worin dem Bezirksausschüsse unter Aus­schluß von Rechtsfragen nur eine einfache Abrechnung zugewiesm wurde, klagte. Freudenberg gegen die Gemeinde Süchteln auf R ü ck z a h l u n g der ihm zuviel abgenommenenKommunalsteuem. Die Entscheidung der Au fs tzch tS b örde lautete dahin, daß Rideggen und zwar schon vom Tage seiner Abmeldung, also vom 31. Januar 1908 an alS Wohnsitz des Beschwerdeführers aner­kannt worden fei, und daß feine Steuerveranlagung für 1910 nicht mehr im Kreise Kempen, sondern in Düren fiattzufinden habe, was auch geschehen ist.

Nach dieser Verfügung lag für de» Bezirksausschuß nunmehr die Sache ganz einfach. Für chn verblieb nur die Frage, ob F. gemäß § 33 des Gern. Abg. Gesetzes vom 14. Juli 1893 in Süchteln als Formst in den Jahren 1908 bezw. 1909 sich länger als 90 Tage ausgehaltm habe. Dmn nur dann konnte noch eine Strucrpflicht konstruiert werdm. Drei Zmgm bekunde­ten aber, daß die Eheleute Frmdmberg sich während dieser Jahre im ganzen.nur 4---L Wochen in Süchteln auf Besuch aufgrhaltm hätten. Am 10. Februar dieses Jahres fand sodann eine münd­liche Verhandlung statt, zu der aber dem Kläger weder vom Bezirksausschuß noch von treffen Vertreter eine Ladung oder auch nur eine Benachrichtigung zuging, sodaß sie sich gauz ohne sei» Wissen abjpielte. Das Urteil lautete auf kostenfällige Abweisung der Klage. Dieses Urteil ist in mehrfacher Hinsicht von außerordentlichem Interesse. Es spricht zunächst die sür die Urteilsfähigkeit der Regierung in Düffeldorf sehr wenig schmeichel­hafte Behauptung aus, daß deren oben zitierte, nach 22 Monate dauernder Untersuchung der Sache erlassene Verfügung bezüglich der OrtSangkhörigkeit deS Klägers auf Irrtum beruhe, und daß die ebenfalls eingangs erwähnte Oberpräfidialverfügung für den Be» zirlsausschuß nicht maßgebend fei. Zur Sache selbst stellt eS sich ausschließlich auf den Standpunkt der längst- auch von der Behörde zurückgewiesene» Angabe« der verklagte» Gemeinde, während es die des Klägers abweist. AlS ei» Hauptgrund für die Abweisung der Klag« wird der Um­stand angeführt, daß Freudenberg in Süchteln noch Grundeigentum besitze. Zum Beweise dessen wird behauptet, daß ihm ein Trupp Hühner gehören soll, der in einem von ihm schon vor S Jahre» verkauften Obstgarten umherläuft. Nun ist zwar damalszugleich mit dem Grundeigentum auch sämtliches dazu gehörige Mobiliar und Inventar verkauft worden. Das Urteil erklärt aber frischweg den ganzen, bereits am 3. April 1904 (zum Zweck der Nachlaß- regulierung des jetzt fast 85jährigen Herrn F.) notariell abge­schloffenen und ins Grundbuch eingetragenen VerkaufSatt, für den der Ankäufer seitdem auch alle Steuern bezahlt hat, für einen Scheinvertrag. Es wäre der Mühe wert, de« Versuch zu machen ob sich wohl ein ordentliches Gericht findet- das auf Grund vorstehender Behauptung de» jetzigm Eigentümer des Kaufobjekts seines Eigentumstitels verlustig erklären würde- Der Ernst dieser Sache liegt in dem Umstande, daß F. für den Fall, daß das Oberverwaltungsgericht in dem vorliegende» Urteil keinen RechtSirrtum oder ForMsehler finden sollte, in Zukunft gezwungen sein würde, nach Maßgabe seiner jetzigen staatlichen Steuerveranlagung für einen 814tSgigen Besuch bei Süchttiner Anverwandten etwa die ganze Jahres - Kommunalsteuer von über 5000 Mark in Süchteln zu erlegen haben würde. Der Ar­tikel 3 der deutschen Verfassung lautet dahin, daß jeder Deutsche das Recht hat, seinenWohnsttz nach Belieben zu bestimmen, und daß keine Obrigkeit das Recht hat, ihn in diesem Recht auch nur zu be­schränken. Man sieht, daß hier zu Lande die Grundlagen unserer Verfassung sehr biegsam find.

Frankfurt. Dr. Löwenstein in Elberfeld schreibt unS: .In Ihrem geschätzten Blatte Nr. 152 veröffentlichen Sie einen Vertrag, den ein Vertrauensmann des Leip, ziger Verbandes mit einem der festangestellten Kölner Kassenärzte geschloffen hat. Dieser Vertrauensmann bin ich; der Kölner Augenarzt B. hat den Vertrag auch tatsächlich un­terschrieben. Auf ferne Anregung bin ist er mit ihm gemein­sam beraten und entworfen worden, weil er den Wunsch äußerte, sein der Organisation gegebenes Wort einzulösen. Hätte er das getan, so wäre es allerdings meine Pflicht ge­wesen, das Ehrengericht, bei dem eine Anklage wegen Ehren« wortbruches schwebte, von der veränderten Sachlage in Kennt­nis zu setzen. Ein Versuch, dadurch das Ehrengericht zu be­einflussen, dürfte in einer solchen Mitteilung kaum gefunden Werden können." .

»an gute Erfahrungen mit ihr gemacht und nie- Ascht sie abzuschaffen. Speziell 'über den Kanton W. «sir durch ettte in der letzten Zeit erschienene Hie unterrichtet, die den blühenden Zustand dieser nokratischen Republik" ausführlich schildert. (E. »Eine reift demokratische Republik; tret Kanton Zürich a des 20. Jahrhunderts." Zürich, Verlag von

. .. ,, WWWWDrich, Verlag von

Mi.) Unter diesen Umständen reizt es immer wie-

mtersuchen, ob diese Volksrechte nicht auch in Deutsch-

: dem gleichen Erfolg eingeführt werden könnten und

fche Volkspartei hatte, wie gesagt,1 bisher diese tg in ihrem Programm stehen, die Sozialdemokratie

laments, die von so vielen lokalen und persönlichen Rück­sichten mit abhänat. Auch wäre uns im Reiche mit einer Abstimmung beispielsweise über den Zolltarif besser gedient gewesen, als mit der gewalttätigen, die Volksmeinung fälschenden Art, wie er im Reichstag durchgepeitscht und zum Gesetz gemacht worden ist.

deutsche Einzelstaaten gedacht wurde. Auch m den G « m < kn- den wäre chr Einführung von Vortest, ebenso wie dies jetzt schon in der Schweiz der Fall ist, wo Über Finanzbeschlüffe, Eingemeindungen usw. gewöhnlich das Volk befragt wird. Als Ausweg, der die Vorteile von Referendum und Initia­tive bietet, ohne chre Nachteile befürchten zu lassen, kann das Proportionalwahlrecht angesehen werden, bei dem dann schließlich doch die verantwortlichen und meistens über die gesetzgeberischen Fragen unterrichteten Abgeordneten ab­stimmen. Die Streichung des Referendums aus dem demo­kratischen Programm ist also nach meiner Ansicht zu Recht erfolgt; aber wenn einmal das Volk genügend politisches Interesse, hinreichende politische Bildung und Selbständigkeit haben wird, ein Ziel, das wir alle erstreben, dann ist es viel­leicht reif, auch die größten Volksrechte zu erhalten, die man bis jetzt auf der Erde rennt.

Wir haben diese Zuschrift deshalb zum Abdruck gebracht, weil sie nach mehreren Seiten hin bemerkenswert-ist und Anlaß zu Erörterungen bietet, denn nicht in Allem sind wir selbst mit ihrem Inhalt einverstanden. Daß gegenwärtig das Referendum keinen Bestandteil deS Programms der Fort­schrittlichen Volkspartei zu bilden braucht, geben wir zu, obwohl wir das Postulat darin nur ungern missen: bie vereinigte- liberalen uns demokratischen Gruppen haben ihre Kräfte zi nächst aus die Verwirklichung von Forderungen zu richten, bi eher erreichbar und auch dringlicher sind. Aber wenn die Zu­schrift der Einführung des Referendums immerhin in den Einzelstaaten und in den Gemeinden schon das Wort redet, vermögen wir nicht einzusehen, warum die Institution nicht auch für das Reich passen könnte. Beispielsweise wäre eS doch richtiger, statt den Reichstag aufzulösen, die Frage, welche den Grund der Auslösung vstdet, zur Volksabstimmung zu bringen; das Resultat einer solchen Abstimmung gäbe ein klareres Bild des Volkswillens als die Wiederwahl des Par-'

hundertelange Tradition an den Gebrauch seiner Freiheit gewöhnt, aber auch von ihm find seine Bolksrechke nur schritt­weise errungen worden.

Aus diesen Gründen halte ich für bie nächste Zeit bie Ein­führung des Referendums und der 'Initiative im Deutschen Reich sstr gefährlich und nicht erstrebenswert. Eine andere Sache ist es in den Eiitzelstaaten, wo die Bolksgesetz- gebung vielleicht mit Erfolg Anwendung fände, wie sie ja doch auch von der deutschen Volkspartei als Einrichtung für süd-

Mnzunq zum Referendum ist faie Jni- Recht des Volkes, von sich aus den Erlaß Neuen Gesetzes aber bie Abänberung und Aushebung Wehender Gesche zu verlangen. Auch hier gibt es Äen: Dft BerfassungSin^tjative und die tzcksi n i tiat i v e. Im Bundesgebiet ist bis jetzt t Berfassungsinitiative zugelassen, und zwar wenn uBürger durch ihre Unterschriften die.Vorlegung des chten Gesetzes verlangen. Die Jnittative hat also Wse AehnLchkeit mit einer Maffenpetition, aber sie Miet sich von dieser wesentlich dadurch, daß die Jni- W Recht barstellt, dem entsprochen werden muß, .... . llitionen in den Parlamenten meist zur

Ming überzugehen pflegt. I» de» Kantonen ist H VerfassungSinitiatwe vielfach auch die Gesches- s. eingeführt. Ein weiteres Volksrecht besitzen eine von Kantonen, die es einem einzeln en Bürger Heu, einen Gesetzentwurf tzMÄgntonsrat vorzu- wrattf dann eine gewisse ADchl von Mitgliedern ctonsrats die Ausarbeitung eines entsprechenden ®e- * dessen Vorlage vor das Volk verlangen kann.

i BolkSgesetzgebung hat sich in der Schweiz Be- Eowohl in Der Eidgenossenschaft wie in beft Kanto-

. Wir teilen überhaupt die mancherlei Befürchtungen nicht, welche die Zuschrift gegen die Einführung der direkten Ge­setzgebung hegt, und wir glauben, daß wir im einzelnen nachzu­weisen vermöchten, wie bie schweizerischen Erfahrungen eher eine ermutigende Antwort geben. Die direkte Gesetz­gebung ist auch aas bie Monarchien anwendbar in Belgien wollte sie König Leopold einführen, er hafte seine Minister und eine starke Partei, dafür gewonnen nur wird natürlich in jedem Lande die Applikation eine mehr oder weniger ausgedehnte sein, und in einem großen Staate wird man ein Referendum nur in den wichtigern Fällen veranstalten können. Der Kostenpunkt wäre dabei nebensäch­lich; was schweizerische Bergkantone sich leisten können, ver­mag wohl auch jeder Mlitärstaat. Und wenn die politische Eichung heute in manche» Großstaaten noch sehr rückstän- diz'M, so sind gerade BolksabstimnWngeftMs stärkste Mitteft um das Volk aus seiner Lethargie allmählich herauszubringen und es für seine Lebensfragen zu interessieren. Der gang- '" "" - Ziele hier begegnen wir uns mit einem ... ^,-chrift wieder wäre zunächst die Ein- führung' des Gemeindereferendums. Das proportioncckb Wlchkverfahren, so wertvoll es ist, kann nicht ass ein Ersatz für die direkte Gesetzgebung angesehen «erden: einen Ahge- ordneten wählt man auf Jahre und ohne verpflichtendes Mandat, aber bie Äbsttmnumg bei Gesetzesfragen, die VolkÄlbstimmung, erfolgt gerade über eine einzelne Frage und gruppiert um diese die herrschenden Ideen und Interessen.

MMe »der Volks-Gesetzgebsug.

Wüddeutschland wird uns geschrieben:

,»Mkch stand im Programm der Deutschen Volks- ,om 21. September 1895 die Forderung:Ausbau un- durch Einführung der Bolksab-

gg über grundlegende Gesetze". Das Programm jgwietinigten Volkspartei hat diesen Passus fallen flifet diese Tatsache sind sehr verschiedene Ansichten Es fragt sich, ob diese Streichung ein Aus- MLchwenkung nach rechts fei, ober ob sie doch bered) nur den tatsächlichen Verhältnissen Rechnung W 'diese Frage,zu entscheiden, ist es nötig, pie direkte Wgesetzgebung in dem Staat zu bettachten, in dem wesentlichen Bestandteil der polittschen Rechte W geworoen ist, in der S ch » e i z. Die Bereinigten f «m Amerika können bei Seite bleiben, weil sie hier, Auestens vorschreitend, noch nicht die Bedeutung erlangt i sie in der Schweiz besitzt, wo sie sich ganz natürlich M aus mehreren dort zusammenttessenden geschicht- iedmgungen entwickelt hat.

^Lolksgesetzgebung in , der Eidgenossenschaft und den R der Schweiz besteht in der Hauptsache aus zwei Ein- dem Bolksreferendum und der Volksinitiative. Sie s eine direkte Beteiligung des Volkes, d. h. der sttmm- Etzk Bürger an bet Gesetzgebung. Beim St es er en- lirb dem Volk ein Gesetzentwurf vorgelegt, über den littent Sonntag in geheimer, schriftlicher Abstimmung oder Nein entscheidet. Das Referendum hat zwei Das Beriasfungsreferendum und das Wreferendum. Wie der Name sagt, handelt

beim Versassungsreferendum um ein Berfassungsgesetz, LUifeil des Volkes unterbreitet wird. Es ist in der ssenschäft und in den Kantonen der Schweiz obliga- I. h. über jedes Verfassungsgesetz, das Gültigkeit be- soll, muß das Volk gehört weiden. Die Abstimmung l aus die ganze Verfassung beziehen (sogenannte. Total- loder nur auf einen Ter! derselben (Partialrevision), ^e Art des Äeserenbums ist das Gesetzesreferendum. Msatz zum Verfassungsceferendum ist es im Bunde la t i v, d. h. es wirb nur dann über Gesetze abge- benn dies eine süßere Anzahl von Bürgern unter* i verlangt hat. Im Bund sind dazu mindestens Wähler oder acht Kantone nötig, in den Kantonen eine kAnzahl. In manchen Kantonen besteht das obli- fschF Gesetzesreferendum, bei dem über alle Gesetze werden muß.

Teutsches Reich.

Ein Steuerstreit.

Süchteln (Kreis Kempen). 8. Juni. Die von uns schon Wdfechölt besprochene Steuerfireitfache des Bürger- mnsterS a. D. Frendenberg, bie binnen kurzem in Form einer Densschrift veröffentlicht werden wird, ist in neuerer Zeit in ein Stadium getreten, da? wehr noch als das bisherige Aussehen er­regt.. Der Strett dreht fich bekanntlich darum, daß Freudenberg in Süchteln »och immer Kommunalsteuern zahlen toll und zwangsweise dazu angehalten wirb, obgleich et schon fett

hat sie jetzt noch darin (birefte Volksgefchgebung durch das Volk vermittelst des Vorschlags- und Verwerfungsrechtes").

Für die Einführung von' Referendum und Jnittative sprecht der Umstand, daß sie bis jetzt die weitestgehende Form . ~ .... . ^em $beal der Demokratte,

der Volksherrschaft, am nächsten kommen, wenn mau von den nicht exportfähigen Lanosgemeinden einiger kleiner Schweizer- kantone absieht, wo nicht mittels der Urne abgestimmt wird, sondern alle stimmberechtigten Bürger jährlich einmal an einem Orte zusammenkommen. Referendum und Jnittative find ein Konttollmittel des Volkes gegenüber bem Parlament, das d<church gezwungen wird, der Bolkssümmung Rechnung zu tragen.

Aber auf' ber anbeten Seite siub auch bie erheblichen Gefahren unb Nachteile zu berücksichtigen, die ihre Einfüh­rung in Deutschland mit sich bringen würde. Zunächst wären die Kosten die mit der jedesmaligen Abstimmung für den Staat verbunden find, sehr beträchtlich, ganz abgesehen von den Kosten, die den Parteien entstehen, unb bie einen ^ver­steckten Staatsbebarf darstellen. Sodann müssen die Ge­fahren in Betracht gezogen werden, die in den Institutionen selber liegen. Das obligatorische Referendum kann leicht zur Erschlaffung des polittschen Lebens führen, denn wenn über jedes Gesetz und über.so und so viele Erlässe äbge- stimmt wird, bann erlahmt schließlich das Interesse an dem Inhalt dieser Gesetze. Das fakultative Referendum sodann kann in den Bürgern ein Gefühl der Allmacht aufkommen lassen, da sie. sich sagen: wenn nur 30,000 Unterschriften aufgebracht werden, können wir jedes Gesetz, das von Bern kommt, mit Aussicht auf Erfolg angreifen. Ebenso gefährdet die Initiative die Stabilität dei Gesetze, da ein Gesetz, das eben, erst bie Referendumsklippe glücklich umschifft hat, möglicherweise umgestoßen werben kann. Die Hauptgefahren liegen jedoch im Volk selber. Bor allem hindert uns die notorische Interesselosigkeit unseres Volkes in polittschen An­gelegenheiten, bet Einführung biefer Mischform zwischen repräsentativer und reiner Demokratte das Wort zu reden. Eine rührige Minorität hat bei uns die beste Gelegenheit, eitje faule Majorität zu überrumpeln, sodaß bann schließlich das Resultat gar nicht dem Wunsch der Mehrheit des Volkes entspricht, wie dies schon jetzt häufig bei den Wahlen der Fall ist. Nicht weniger bedenklich ist die politische Unbildung unseres Volkes. Wenn man an unsere Durchschnittswähler einige ganz einfache Fragen über Tatsachen aus unserer Ge­setzgebung stellen würde, j. B.: wie entsteht im Deutschen Reich ein Gesetz? oder: welches find die einzelnen Teile Der sozialen Versicherung?, so würde man in den meisten Fällen eine unbefriedigende Antwort erhalten, vollends aber, wenn es sich' um verwickelter« rechtliche oder wirtschaftliche Zu- Stimmenfänge handelt! . Auch das Verständnis für Staats.- notwendigkelten ist bei uns sehr gering. Welches Schicksal würde z. B. unsere Flottenvorlage.erleiden, wenn sie unsern Wählern vorgelegt würbe, von Denen 1907 ber vierte, Teil sozialdemokratisch gestimmt hatte? In ber Schweiz hat man diese Gefahr nicht zu befürchten, dort ist z. B. vor zwei Jah­ren/die Heeresvorlage, die ejne Verlängerüng des 3Rihtär- dienfios wck>. Mtbesserungen . M HmreSwese« forderte, ange- nontSen worden. (Freilich wurde vor. 10 Jahren auch chier das «ranken- und Unfallversicherun'gsgesetz abgelehnt.) End­lich dqrf die politische Unselbständigkeit unseres Volkes nicht übersehen werden. Sei allem, was es tut, ist es gewohnt, noch oben ju sehen.Es ist jenes Bürgertum, das, wenn es einmal einen kühnen Schritt nach vorwärts getan hat, sofort wieder Angst vor seinem Mut bekommt, iittb scheu nach der Regierung blickt, ob sie ihm nicht etwa diesen Mut verdenken oder gar mit Ablehn u:-q von wünschenswert er­scheinenden Auszeichnungen strafen könnte", wie dies Professor Dr. Rießer in Stuttgart im letzten Herbst so köstlich ausge- fstljtt hat. Bei jeder Reichstagsauflösung hat noch die Re­gierung gesiegt, so bei den Wahlen von 1907, so 20 Jahre vorher fei den Septennatswahlen, und so bei ben anderen beiden Auflösungen, ass es sich um die Durchbrückung des So- zialistenaesetzes und die Annahme der Eaprioischen Milttär- vvrkage handelte. Der Schweizer hingegen iss durch dis iabr-

Gaukler.

lockt. Der andere

er)!" antworte ich.

tr das Ohr eines (Europäers, ent­bot ben Korb unb wartet.

®?nn öffnet er bie linke Hand unb zeigt uns ein Hühnerei, Er nimrnt .es zwischen Daumen unb geige» finger unb läßt es uns in ber Nahe besehen. Dann schlägt >ch: «tt seinem Stmkchen, das bisher vor ihm auf dem Boden Wflctbte Spitze ein unb holt ein lebendiges goldgelbes Küch­lein heraus. Für ein paar Sekunden läßt er das Tierchen, das da» jköpfchen lebhaft bewegt, auf seiner Handfläche sitzen. Dm«u ninunt er es in die linke Hand unb umschließt es mit

nicht genommen haben? Oder doch? Aber wie? Der Alle beantwortet meine Frage nur mit einem stille», listigen Lächeln.

Sann hockt er sich mitten in unserem Halbkreis auf ben Beben, sodaß wir alle ihn genau sehen können. Mit leichten Bewegungen streift er bie wetten Aermel seines Gewandes zurück und strecki. seine mageren, sehnigen Arme in die Höhe. . M zeigt feine flach auSgebretteten leeren Hände. Dann schließt er bie Hände unb lafct bie Arme langsam sinken. (Setne Augen find geschlossen. Sein Gesicht zeigt einen schwer

schwarzbraunen Fingern. Man ficht nur das Köpfchen deS Tieres. Ohne eine Miene zu verziehen, faßt der Alte das Vogelköpfchen mit ber rechten Hand und zieht tatgföm. ben Hals des Vögelchens mehrere Zentimeter lang. Ein leichter Ruck er öffnet beide Hande unb zeigt uns zwei lebendige Küchlein. Unser lebhaftes Beifallsklatschen beantwortet er mit einer leichten Neigung des -Kopfes unb setzt sich da»» zur Seite nieder. Ich biete ihm eine indische, in Stroh gehüllte Zigarette an, bie er dankend akzeptiert.

Nun tragen die beiden jungen Männer einen flachen Korb Herbei, in fern träge unb regungslos eine kräftige Kobra (Brillenschlange) liegt. Der eine ber Kerle nimmt eine Flöte, bet et klagende Töne von recht zweifelhaftem mufika-

Li» Bild aus Sumatra.

Bon Kurt Neumann (Frankfurt).

ist das zweite Mal, daß ich nach P e»a n g auf ben >egangen tot. Ich habe kein Fieber; es soll nut fine Ferien-Reffe fein. Man hat mich gefragt, ob ich »einenHoliday" machen will. Nur etn Idiot sagt

Warten. Ruhe, NirvaiM! Die ganze 'Philosophie des Ostens liegt in diesen drei Worten!

Nach einigen Minuten kommt Leben in die Schlange hinein. Bald hebt das Tier den Kopf über ben Rand des Korbes, fchmtt. züngelnd um sich unb bläht den Kopf auf. Der stehende Indier beginnt zn tanzen, ber blasende verdoppelt feine Anstrengungen. Allmählich richtet fich die Kobra zu ihrer vollen Höhe auf. gast auf dem äußersten Schwanz, ende stehend, macht sie die wiegenden Tanzbewegungen des Indiers mit, nach links unb nach rechts, bald höher und bald tiefer. Der Tanz wird schnellet, das Tier wird lebhafter und züngelt nach bem Tänzer. Es wiegt sich nicht mehr nur seitlich, es gleitet langsam, fast unmerklich aus dem Korb und steht nun hochanfgenchtet vor dem Tänzer. Jetzt ber Malaye zieht mit einer blitzschnellen Bewegung ein Tuch aus dem Aermel und schlingt es dem Tier um den Kopf. Ein paar wütende Schtvanzschlage dann ist die Schlange wieder in ihrem Korb, der schnell geschloffen unb von ben beiben Männern auf die Seite getragen wird.

Und jetzt sammt berClou"! Mitten auf bie zementierte | Terrasse wird ein rundet, flacher Korb gestellt, ber etwa \ 40 Zentimeter hoch ist unb einen Durchmesser von etwa einem i Meter hat. Die Oberseite be» Korbes ist bi» auf eine Oeff-

K Hotels. Eigenllich fitzen wir nicht, sondern liegen 'Teftredt ans unseren .Fieberstühlen", bei denen man miefeten wagerecht in der Längsrichtung aufklappen 1,Beinlehnen benutzen kann. Wir sind eine ganz in» 'fiale Gesellschaft von Kaufleuten'und Pflanzern. Die

Meute sinb in ber lieberzahl; neun Herten. Nut zwei Rite find wir, affo wirb meistens englisch gesprochen, >, da gemischt mit einigen Brocken malayisch.

W» m unsere Unterhaltung hinein platzt eine Truppe au kl er n, btei Manner und eine grau. Im Rn ^re Boys des Hotels unsere Stühle in einem Halbkreis ^Terrasse geordnet. Die Sache kann loSgehen. Wt wff- ssWsWrogtamm mit kleinen Abweichungen immer das- g- Aber immer wieder muß man staunen übet bie gge, beten Erklärlichkeit im umgekehrten Maßstab zu MMngkichkeit unb schier selbstverständlichen Art ihrer siung zu stehen scheint. -

iLt*0?* ®en Männern unb die Frau, jugendliche bieg. Walten, Hocken fich auf ben Boden und beginnen tßsS «rer zu lauen. Der dritte Mann, e;n aller In« » .weißem Haar, kommt auf mich zu und verlangt >sststuck. Ich gebe ihm die Kupfermünze, die unge- ü Größe ein« Markstückes hat. Er betrachtet bas Geld- gen Augenblick und gibt es mir bann zurück. Ich soll

Geldstück fest schließen. Ich tue daS.

.na» Geldstück noch in Deiner Hand, Herr?" fragt

ich habe auch europäische Zauberkünstler scheinbar unerklär­liche Sachen ausführen sehen. Suggestion? Diese Annahme bildet gewöhnlich die letzte Station bei solchen Gesprächen, be­sonders in den letzten Jahren. Sollten wir aus diesem Gebiet zu suchen haben, dann wäre allerdings die Tatsache, daß ein paar Naturmenschen auf elf nüchterne Europäer am hellen Nachmittag eine derartig überwältigende Suggestiv-Wirkung auSüben könnten, fast so wunderbar wie ein -- Wunder selbst! _____________

Die Teufel - AuHtreiSung.

Bon Eberhard Buchner (Eichwalde bei Berlin).

Im hohen Norden Berlins in einer der vielen grauen Straßen, die einander alle gleichen und deren Seele stumpf, und farblos ist, als hätten sie nie etwas anderes gesehen als die Not und die Mühseligkeit des Lebens, wohnt ein Mann, ber Wunder tuen kann. Die Blinden macht er sehend, bie Lahmen gehend und die unsauberen Geister treibt er auS: Ja Sie. glauben doch nicht etwa?" Nein, ich glaube nicht, aber es sind hunderte unb tausende, die es glauben unb die, von der lockenden Stimme ber Hoffnung geführt, den Weg zu dem Wündermann im Norden der Stadt finden, um bei ihm Rettung und Heilung zu suchen. Ich warf einen Blick in das Wartezimmer hinein. Die Stühle, die sich an der Wand herumzogen, waren längst besetzt. Man konnte kaum sehen von wem; denn zu einem dicken Knäuel gehallt, füllte das harrende Volk den ganzen Raum. Sie standen Körper an Körper, Kranke und scheinbar Gesunde; blasse junge Mädchen unb* kräftige Männer; feiste, schon ältliche Frauen und junge Mütter, die idiotische ober mit einem furchtbaren Hautleiden behaftete Kinder auf dem Arm hiel­ten. £ die Not! Und über dem Raum brütet eine Luft, dumpf und schwül und geschwängert bot unreinen Düften und gefährlichen Krankheitskelmen. SSie groß muß ber Glaube derer sein, die fich zu dieser Wallfahr: zusammengefunden, die willig und geduldig Stunde auf Stunde ausharren, bis der Prophet fich ihrer Schwachheit erbarmt!

Der Prophet ist ein Mann aus dem Volke. Er nennt sich Heil-Magnetiseur, obschon er vom Magnetismus so viel ver­steht tote ein Berliner Schusterjunge von ber Suahelisprache. Seine Bildung ist höchst mangelhaft unb kontrastiert mit der Prätention seines Auftretens in grotesker Weise. Er führt - einen gut bürgerlichen Namen, aber bie Eingeweihten wissen, daß sich dinier diesem Namen «in erstaunliches Geheimms verbirgt. Ich werde aus ber Schule plaudern: Elias, der schon einmal geruhte, auf unsere Erde zurückzukommen (da­mals als Johannes der Täufer), hat toteberum Fleisch unb Blut angenommen und ist in die Hülle dieses Heilmagnetiseurs geschlüpft. Und nun wird man nicht länger daran zweifeln wollen, daß überirdische Kräfte hier im Spiel fein müssen.

»Sie sprechen von einem Schwindler?" Ich bitte mir bie Antwort zu erlassen. Je öfter man Gelegenheit hat, Leute von der Art dieses neuen Elias kennen zu lernen und zu studieren, desto vorsichtiger wird man mit so extremen Wor­ten unb Urteilen. Man bedenke, baß dieser Mann seine

meinem Handteller. "

> He. Hand wieder, Herr!" Ich tue, wie

®r klopft mir mit einem dünnen Stöckchen, das er

Wien seines weiten Aermels holt, leicht auf die e,uer .festgeschloffenen Faust.

k dn bu Münze, Herr?"

-ft nochm^s gegen meine Knöchel.

r.fd.18 Herr!" Ich öffne die Hand. Die | k verschtmmden. Der Alle, der während bet ganzen DE« Meter von mit entfernt war, kann sie doch |

i nung von etwa anderthalb Fuß mit Geflecht verschlossen. Das junge Weib, das bishpr in fast unbeweglicher Stellung auf dem Boden gehockt hatte, kommt mit dem anmutig wiegenden Gange ber Jndierinnen heran und kriecht, scheinbar ohne Mühe, in den Korb, in dem sie eiftige Sekunden später fast kreisförmig gekrümmt zu sehen ist. Der eine der beiden Männer breitet ein großes, braunes Wolltuch über ben Korb und steckt die Ränder des Tuches rings zwischen Korb und Erdboden. Wie ein kleiner, ebenmäßiger Erdhügel sieht das Ting jetzt aus. Bor den Alten wird ein Ronking (Holzklaoier) hinge, stellt, das er sofort aus Leibeskräften zu bearbeiten beginnt. Ter zweite der jungen Männer hat inzwischen seinen Ober- körfer entblößt und tritt wieder in unsere Mittei In der Hand des Mannes blitzt ein langes, florettähnliches Schwert. Er beginnt in langsamen Tanzschritten den der- deckten Korb zu umkreffen. Rach einer kleinen Weile werden seine Bewegungen fd^teHer, unb plötzlich führt er mit seinem Schwert einen senkrechten S t o ß durch den Korch so daß man bie Schworffpitze auf dem Zement knirschen hört. Der Stoß hat den Korb so nabe am Rande getroffen, baß bas Weib durchbohrt' sein müßte, wenn sie ihre anfänglich einge­nommene Stellung beibehalten hätte. Rach einigen Sekunden büd!t sich ber Indier mitten im schnellen Tanz unb führt einen kräftigen Horizontal-Stotz ans. Wir sehen für einen Moment die Schwertspitze auf der bem Gaukler entgegengesetzten Seite des Korbes bunt) das Geflecht blitzen. Und jetzt kommt schnell und immer schneller Stoß auj Stoß; bald senkrecht, bald wagerecht. Wir halten unwillkürlich den Atem an. So schnell kann ja ein Mensch in einem derartig engen Raume gar nicht ausweichen! Noch ein besonders kräftiger Stoß dann bleibt der Indier einen Augenblick stehen, seine Brust wogt mächtig auf und nieder. Unser lauter Beifall wftb mit einem ruhigen, würdevollen Neigen des Kopfes beantwortet. Der Mann setzt fich abseits auf eine kleine Matte. Der Alte hört mit seiner Musik auf, erhebt sich vorn Staben, geht lang­sam auf den Korb zu und entfernt daS Tuch. Dann hebt er mit einer Hand ben Korb empor und läßt unS in bie Oeff. nung schauen. Der Korb ist leer!

Wir sind verblüfft Der Nte dreht fich um, murmelt einige unverständliche Worte; er bückt sich und klopft mit seinem Stäbchen einige Male auf ben Boden. Dann ruft er: Njei, mare!" (Mädchen, komm' her!) Wir folgen der Rich­tung seines Blickes unb sehen, daß sich vom stamme einer etoa 15 Meter entfernten Palme bie schlanke Gestalt deS WeibeS lost unb auf uns zukomntt. Wir fassen sie bei bet Hand; wir fragen sie und bekommen Antwort; kein Zweifel, daß eS Fleisch und Blut ist, was hier vor uns steht.

Erneutfe Beifall; Fragen sind zwecklos; das wissen wir aus Erfahrung. Ich sammle Geld für bie Leute. Jeder gibt gern; die meisten einen mexikanischen Dollar (etwa zwei Mark nach deuffchem Gelbe).

Mit vielen blumenreichen Danksagungen und ScgenS- wünschen entfernen fich die Leute. Und nun legen wir unS, wie schon so oft, bie Frage vor: Wunder oder Schwindel, Technik oder Suggestion?

Wunder und Schwindel bars ich wohl ausscheiden; aus rein sachlichen Gründen. Technik? Vieles mag Technik sein, denn 1

Sonntag, 1». Inn! 1910.

Itew York: aOBroad Street, Verlag u. Druck der Frankfurter Societäts Druckerei (Gesellschaft neu beseht. Haftung),

Preis der Asreigen: Cdloneteefl» SO £ AbendbL 76 4, Reklamen -Ä1 -T/AbendM. M Ilia. FamUlenanzeigen ^SL,Platz-tu Daten-Vorschriften ohne Verbind­lichkeit Anzeigen nehmen am Unsere Expeditionen in: Frank. furta.NL: GrSsoh ehheimerstnSS/BT, Mainz: SchiUerpL 8, Berlin: Leipz. PI.8, Dresden-Laubegast f oststr. B, Wtochen: TheatinerstU, Offenbach; Biebererstr. 84, Stuttgart: Lange- BtrX Unsere übrig. Agentur, tu <L Annoncen-Exp. Ferner in: London: MAS Queen victoriastreet. Parte

WWWWWW

(Frankfurter Handelszeitung.) (Neue Frankfurter Zeitung.)

«K-opstL Jowndma«».

i Les