Samstag, 15. GktölM i»TO.

DftsWMtt IchMg.

Ufr, «ss. Drittes Morgenblittt

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1 litth Virnidelsblatt. flfene Frankfurter Zeitung.)

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Verlag u. Druck der Frankfurter Societäts-Druckerei

(Gesellschaft m. beschr. Haftung).

MB

1910

1910

Landwirtjch. 1907

Durch Abg. DurchAbg

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i) Zentrum, Polen, Elfäßer, -) je nachdem ob di- Lothringer zu den katholischen Parteien gerechnet werden oder nicht.

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den Kleinstädten 4142 5859

Kathol. Wahl, kreise

1905

Städtische Wahl, helfe

1905

12bezw 9») 1

Vertreten durch Abg. kathol. Parteien

19101)

u. Großstädten 2324 76-77

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1

Hechten Lid. und t d. Zentr. Soziald. vertreten ! vertreten

Berusszu- Wahlkreis- gehörig in t;

gegliederten Wahlkreise auf die verschiedenen politischen Par­teien verteilt. ___________

gen land» männl. Er» werbsläligkeil

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P Hamburg, 14. CH., 1115 N. (Priv.-Tek.) I« ve«e«. Verlaufe der heutigen Sitzung der Viererkommission wurden auch in der Frage der Einstellung der Arbeiter bei der Wiederauf« nähme der Arbeit befriedigende Resultate erzielt. Die Anerkennung des Anipruches der Arbeiter auf die A k k o r d ü b e r s ch ü s s e und deren Auszahlung wurde setzt auch formell von den Werften r u< gestanden und die Einzelheiten darüber wurden schriftlich fest« gelegt. Hebet einige unwesentliche Punkte, bei denen die Vertreter der Arbeiter noch Forderungen gesi'llt haben, muß die Einwilligung der Wersten eingeholt werden. Die» soll seitens der Kommisfion morgen erfolgen

Der franMche Eilenbalmllreik.

1 Genf, 14. Olt., 11.50 N. Priv -Tel.) In einer heule Abend stat'gefundenen Versammlung der streikendenEisenbahuer, die ohne Zwischenfälle verlief, wurde die euer gif chi Fort« fetzun g deS Streiks beschlossen.

Paris, 14. Okt. (W. B.) Ministerpräsident B r i a n d empfing heute die Deputierten des Seinedepartemenls und erklärte, daß er das Streikomitee nicht anerkenne und nur den hierzu berufenen Vertretern des Eifenbahnpersonals eine Unter­redung gewähren würde.

Paris, 14. Okt. Streikende Maurer versammel- ten sich heute Nachmittag auf dem M o n t m a r t r e, um einen Demonstrationszug zu veranstalten, wurden aber auf dem Marsch nach dem Clichyplatz von Polizei und Gendar­merie zerstreut. Bei dem Zusammenstoß wurde ein Gen­darm durch einen Flaschemvurs verletzt. Als etwa 1000 De­monstranten sich wieder zu einem Zug« vereinigten und über die Rue de Faubomg nach dem Montmartre zurückmarschterten, wurden sie abermals von der Polizei zerstreut, wobei der P o l t- zeiin' "ektor erheblich verletzt wurde.

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Gewerbe 1907

Betusszn-1 Wahlkreise ge! irig jo mit Uebetto e °/o bet g-ngewetb Levölkc- i männl. Er- rung werbslätigkeit

Baden eine landwirtschaftliche Mehrheit die Waylkrerse Kon­stanz, Billingen, Waldshut, Lahr, Offenburg, Baden während bei deren Nichtberücksichtigung tn allen diesen Wahlkreisen yte Gewerbetreibenden über die absolute oder wenigstens relative Mehrheit verfugen. Ferner sind ausgeschalt-t die Militarpcr- soncn und die Austaltsinsassen als nicht wat,!acrechtigt. Ge­zählt sind als Gewerbetreibende die in den Beruisgruppen B (Bergbau und Industrie) und C (Hande! und Verkehr) im .Hauptberuf tätigen männlichen Erwerbstätigen, also elnschueß- sich der Verkehrsbeamten, die in der Reichsstatistik zur Berufs- abteilung C gehören, dagegen sind d.e Gärtner, Tierzüchter, Fischer der land- und forstwirtschattsichen Bevölkerung (Al- teilung A) beigesellt geblieben. UnterScnstm-" stnd ge­rechnet die verhältnismäßig geringe Zahl der Gelegenheiis-

Don je 100 Stimmen wurden 1903 und 1907 abgegeben den Mittel»

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gie Kkrufsgljrdmmg der RtichstaWWer.

B. Die Mahlrechtskämpfe in Preufen-Deutschland naben das Gute gehabt, daß sich heute wieder weitere BevölkerungL- kreise mit Wahlrcchtsproblemen, aber auch mit der Znsatn- mensetzung der Reichstagswählerschatt befassen. Beionder-c die Frage einer der 40jährigen Entwickelung Deutschlands entsprechenden Neueinteilung der Reichstags- und ^andiagr- wahlkreise wird neben der Beseitigung des Treiklassemvagi- rechts in erster Linie erörtert auch der Hansabunb hat die Beseitigung des aller wirtschaftlichen und kulturellen Entwic.- lung und aller Gerechtigkeit Hohn sprechenden Zustandes, das; gleichviel Wähler in den kleinen Wahlkreisen 205, m den großen nur 89 Abgeordnete bei angeblich gleichem Wahlrecht wählen, in sein Arbeitsgebiet aufgenommen. . .

Der Verfasser dieses Aussatzes , ist gelegentlich feiner Studien über die Reichstagswahlkreise und die Zusammen­setzung der Wählerschaft immer mehr zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Aufrechterhaltung der 1867 bis 1874 ge­schaffenen Wahlkreise durch nichts gerechtfertigt^ ist- fi^ne historische, keine kulturelle Gemeinschaft besteht in zahlreichen dieser Bezirke. Nicht weniger als 210 Wahlkreise enthalten Bestandteile verschiedener Verwaltungsbezirke, die dock altem historische Zusammengehörigkeit besitzen, bei 15 ~?a9rc?ien befinden sich Teile ftemder Provinzen, bei 45 Wahlkreisen Teile fremder Regierungsbezirke. In zahlreichen Fällen.wild eine evangelische Minderheit durch eine katholische Mehrheit, eine städtische Bevölkerung durch Ueberwiegen ländlicher, enie deutsche durch eine polnische Wählerschaft, ein Landkreis durch die Großstadt und umgekehrt dauernd um die Möglichkeit ge­bracht, das Wahlrecht wirksam auszuüben und ebenso werden in zahllosen Fällen Berufs- und soziale Schichten um ihre parlamentarische Vertretung gebracht. Au 62 Wahlkreisen sind katholische und evangelische Verwaltungsbezirte^ zusam- mengekoppclt. Rein städtische und rein ländliche Seätne ver­schwinden gegenüber der Heber,zahl gemischier Wahlkreis". Ueberwiegen int Westen (einschließlich Berlin) schon heute die Wahlkreise mit städtischer Mehrheit (120 gegen 116), so wipd in Ostelbien und den anderen Hauptagrargebieten, dem rechtsrheinischen Bapern und Mecklenburg, die städtische Be­völkerung von der ländlichen fast erdrückt, nur 34 von 161 Wahlkreisen haben städtische Mehrheiten, zusammen also mir 154 von 397, während unter den Wahlberechtigten die länd­liche Bevölkerung nur mit 5 685 000 gegen 7 668 000 Städter vertreten ist. Wem diese Ung leichheit der Vertei­lung der Wahlkreise auf^Stadt und Land zu gute kommt, zeigt folgende kleine Tabelle:

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die von ihm angenommene Regel an einer Ausnahme: ~r. Nitobe Tokeramo gerät in Paris in einen Taifun, in einen Wirbelsturm des Herzens, er mordet seine Geliebte, em lau­nischer Jüngling tritt an des Mörders Statt vor das Gericht, damit Tokeramo seine dem Wohle des Vaterlandes geweihte Mission erfülle. Das Opfer wird nicht vergebens gebracht, denn Tokeramo vermag seine Aufgabe noch zu lösen, dann aber bridft er, den die Liebe zur Toten nicht ruhen laßt, zusam­men und stirbt.Die Luft Europas hat ihn getötet sagen die Japaner mahnend, aber seinen Tod finden sie nicht grau­lich, denn ein Leben ist ihnen nicht wichtig, aber Alles ist die Pflicht. Man hört die These mit einigem Staunen, steht sich den ganzen Abend in eine andere Welt versetzt, auf die totr Europäer uns erst einstellen muffen: Sagten nicht alle untere Großen: Ausbildung und Steigerung aller Lebenskräfte und Wirken für das Allgemeine sei die sittliche Formel? Die japanische Moral will manchem, der des Glaubens ist, sein Rößlein nach Belieben tummeln zu dürfen, nicht eingehen, und am Ende sibüttelt er die Eindrücke desTaifun" von sich ab, wie einen Versuch, 'hm eine Zwangsjacke anzulegen. Die vier Akte durch aber blieb er sitzen, und darauf kommt es Lengyel an, der in der Tat seinen Japanismus sehr glaub­haft demonstriert, wenn diese Glaubhaftigkeit auch nur drei Stunden dauert. Nebenbei hat er nicht vergeblich in Paris gelernt: die ironisch gemeinte Gerichtssaalszene (bte heute auf der unzulänglichen Bühne, stark gekürzt und nicht durch­weg mit guten Kräften besetzt, weit weniger Eindruck machte, als die Lektüre erwarten ließ) mit ihrem vollständigen Um. kehren aller Voraussetzungen und der von den Japanern blitzgeschwind erfaßt«! neuen Situation macht ihm so leicht keiner nach, sie ist ein Theaterbluff von ganz neuer Art und, um Lengyel auch für einen tieferen Zug gerecht zu werden: die Szene, in der Kobayaschi den Tokeramo zur Erkenntnis seiner Pflicht bringt, ist sogar ungewöhnlich fein geführt. Auch die psvchologische Prägung der beiden ^rauengestalten des Dramas ist überraschend gelungen, obwohl oder vielmehr weil sie nickt den üblichen Theatercharakter tragen, der zumeist nur eine Wesensseite zeigt. Sie sind mehr als Mfttel zum Zweck. Die eine, Helene, ist so wirblig, sphrnrhaft, wider, 'pruchsvoll wie, ja wie das Weib, und Therese mit lyrer Weichheit und ftaulichen Güte ist in guten Kon traft dazu ae- setzt. In den Damen Carlsen und Go t tlre b waren die beiten Vertreterinnen dafür gefunden Die Helene der Frau Carlsen unterstrich freilich anfangs ihre Leichtlebigkeit etwas zu geflissentlich, machte sich aber bald davon los und entwickelte sich zu einer gefährlichen Katze, , in der Graufamkelt, -jeb und Komödientum zu einer faszinierenden Mischung OT^m- menschlugen, Frl. Gottlieb zeigte sich als gewandte -Lchau. Bielerin die in ihrem Auftritt vor Gericht vorzüglich den Ausdruck' hilfloser Verängstigung fand und bte letzten Szenen tofe mu einem milden Licht übergoß Vollste Anerkennung gebührt neben Herrn Werner-Kahle, der den ^chrtfe stellet Renard-Bninsky mit einem prachtvolle^ R^lismps {hielte, die Gruppe der Japaner, Schwarzhaarig und aeib

aus bem Lande

für Rechte und Z-ntr. 62

für Lid. und Soziald. 38

arbeitet. Tagelöhner (Abteilung D), die wohl tn der Haupt­sache dem Gewerbe zugehören würde, die Beamten, irrten Be­rufe, Rentner. Die paar hundertausend Ausländer konnten nicht abgezogen, die geringe Zahl wahlberechtigter Angehöriger nicht zugezählt werden, desgleichen konnten die un Alter von 14 bis 25 Jahren stehenden männlichen Erwerbstätigen bet der Berechnung der Berufsgliederung in den einzelnen Wahl- kreisen nicht in Abzug gebracht werden in der unten folgen­den Gesamtzahl der Wahlberechtigten nach Berufszweigen ist diese Gruppe berücksichtigt. Erwägt man noch, daß die gewerb­liche Entwickelung der Jahre 1907 bis 1911 in den Berech­nungen nicht zum Ausdruck kommt, so dürften die folgenden Ziffern eher noch ein der landwirtschaftlichen Bevölkerung zu günstiges Ergebnis zeigen.

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ßmdiiinliskmS in lMlttdch aut Mlsbktz.

Dxr V og elsberg ist einer von den Weltwin- keln die feit Jahrhunderten, von jeher unbeachtet, ab- feits der Heerstraße liegen. Von dem Sonderleben, das L hen beraumschlossenen Dörflern und Städtchen sich ent­wickelte, hatte man kaum eine Ahnung, und dort eine K u I- ;r ,u suchen, sei sie bäuerlicher, sei sie bürgerlicher Art, daran dachte man nicht. Wohl finden sich in einigen Mu. feen und Privatsammlungen, einige Stucke, die für den Vo» aelsberg zeugen und glänzend zeugen, das stnd Fragmente, die meist allein vom Kenner geschätzt und vom Kulturbisto- riker wie erratisch einregistriert werden. Nun ist am 22. sep- tember in Lauterbach, dem Städtchen am Osthang des Gebirgs, eine vom dortigen Volksbildu n gs v er ei n zustande gebrachte Ausstellung an die Oeffentlichkeit oetreten, mit dem deutlich ausgesprochenen Prinzip, das Land werter schaffen der letzten drei Jahrhunderte ans «iLt zu stellen, das Handwerkerschaffen der Kleinsta-i und des Dorfes mit der Beschränkung auf das Alt-Riedesel, frbe Gebiet. Ist die Probe gelungen? Stehen wir Nicht vor einem dev vielen Beispiele lokalpatriotifcher Selbstuber- idbäisuti«, die an sich verzeihlich, die aber mit Wissen und W-ssenschaft nichts zu tun haben? Wer die Räume dreier «auterbacber Ausstellung durchwandert, steht überrascht da, und man ist selber nicht allzu weit von der naiven Freude einiger biederen Autochthonen, die sich vor einem hindrängten: fcaben wir denn das wirklich? Stammt so etwas aus Lau­terback? Das Städtchen mutz im 17. und 18. Jahrhundert, ja "bi6 ins 19. hinein eine hochinteressante Blüte handwerk- licken Lebens entfaltet haben; schön äußerlich ist das klar: Tier Platz zählte kaum über tausend Seelen, und doch be­stehen gegen 25 bis 30 Zünfte und Innungen. Es ist natür­lich daß nur noch Reste von all dem reichen Schaffen der .Handwerksmeister vorhanden sind. Aber man seh^ nur, was an Möbeln hier ausgestellt ist, was von den Färbern und" Zeugdruckern in einzelnen Exemplaren an der Wand hängt, waS Büchsenmacher von dem Rufe eines Tanner leisteten, was in den Arbeiten der Schlosser, der'Häfner und der Leinweber, der bedeutendsten der .Handwerkerkorporationen offenbar wird. Aber reden wir nickt ° allein vometäbtoben, da sind Schränke und Laden, iStiible und Betten von B a u e r n s ch r e i n e r n, Glanzstucke an Technik und Geschmack barunter. An den Wänden hängen oute Aufnahmen großen Formats von vausiüren und gan- 7-n Häusern. Aus der ganzen Ausstellung hebt sich in dellen Farben und eindrucksvollen Strichen ein Bild bäuerlicher ' unb kletnstädti'cher Kultur von nicht gewöhnlicher Bedeutung.

Vor« dem äußeren Eindruck zu sprechen: Tie Ausstellung eintet eine Harmonie, die einem wobltut und dem «chauen das Hastige und Ermüdende nimmt. Die Einteilung in 3im­mer, in Räume, die nach dem Prinzip des Stils, der äett

Ostpreußen

W-stPreußkN ....

Berlin..........

Brandenburg ....

Pommern........

Poren Schlesien Pr. Sachsen Schleswig-Holstein Hannover........

Westfalen Hessen-Nassau.... Rheinprovinz Hohenzollern -

Preußen Bayern Sachten Württemberg .... Baden Hcffen Hamburg Elsaß-Loihringen übriges Reich

Deutsches Reich ..

(raten nur über 37, in den 153 überwiegend städtischen unb gewerblichen Wahlkreisen haben jene Parteien 57 Sitze gegen 96 der Liberalen und Sozialisten. Bon den gewerblichen Wahlkreisen der Konservativen und ihrer Rachbarparteien find die meisten überwiegend ländlich (40 von 62). Das bedeutet, daß die Parteien der Linken in ihrer Agitation auf dem Lande den Interessen der ländlichen Bevölkerung und zwar^auch ihrer gewerblichen Schicht mehr entgegenkommeu müßten als bisher und mehr Verständnis für ländliche Art beweisen sollten. Daß es möglich ist, gerade auch diese fee- biete zu erobern, beweist nicht nur der Umstand, daß die Linke heute bereits über ein Drittel dieser Mandate verfugt, sondern daß selbst die Sozialdemokraten die meisten ihrer Neueroberungen bei den Nachwahlen hier gemacht haben. Eisenach, Koburg, Usedom, Friedberg sind die einzigen länd­lichen Wahlkreise der Sozialdemokratie.

Allerdings, die einseitiaen Parteipolitiker ebenso wie die einseitigen Wirtschaftspolitiker übersehen meist das Vielerlei der Stimmungen und Beeinstussungen, die am, Aage bet Wahl auf den Wählet wirken- Es muß auch den reinen Wirt- fchaftspolitikern jeder Observanz gesagt werden, daß nie­mals im deutschen Volke ausschließlich Berufs- in ter essen ausschlaggebend sein werden. Wre wir em vielfaches' Sichdurchkreuzen von konfessionellen, bruflichen, sozialen, nationalen, städtischen, ländlichen, regionalen und anderen Interessen, Strömungen, Stimmungen sehen, so wer­den auch kulturelle und politische Ideale und vielleicht rn Zu­kunft mehr als gerade gegenwärtig von Bedeutung bleiben. Aber wie deren Entwicklung den Parteien der Linken zugute kommen muß, fo hat unsere Statistik für die wirtschaftlichen Interessen den klaren Beweis dafür erbracht, daß für eine Wirtschaftspolitik nach konservativ-klerikalen Rezepten tn Deutschland schon bei ber jetzigen Wahlkreiseinteilung keine Mehrheit mehr vorhanden ist, sobald die Wähler erst einmal zur Erkenntnis ihrer wahren Interessen gelangt sind, wofür ja die Reichsfinanzreform und die Summe der Vorgänge, die zur Gründung von Hansabund und Bauernbund geführt haben, das beste Lehrmittel sind. Schon jetzt ist es möglich, die große Mehrheit der Wahlstimmen und also die große Atehrheit der Abgeordneten für eine Wirtschaftspolitik zu gewinnen, die wirklich den Jntereffen des ganzen neubeut- scheu Wirtichastsvolkes entspricht, und so eine Politik zu Falle zu bringen, die auch auf dem Gebiete der wirtschaftlichen In­teressen nur den Nutzenkleiner, aber mächtiger Cliquen" ver­folgt. Es ist möglich wenn es erarbeitet wird!

Die antimodernistischen, gewerbefeindlichen und in ihrer Wirtschaftspolitik rein agrarisch, das heißt auf die Vertretung der Großgrundbesitzer - Interessen gerichteten Parteien der Konservativen und des Zentrums nut ihren An­hängseln haben danach allein 57 städtische und 75 ländliche Wahlkreise in Besitz, in denen die gewerbliche Bevölkerung Überwiegt. Diese Ziffern zeigen, was sich allein schon ge­winnen ließe, wenn die Lehren der letzten Jahre endlich Die Uneinigkeit des erwerbstätigen Bürgertums und seine wie der sozialdemokratischen Arbeiterschaft politische Unreife, die sie zu keiner richtigen Frontstellung gegen den wahren Feind kommen läßt, beseitigen würden. Die Ziffern sind aber auch nocy in einer anderen Hinsicht lehrreich- Es ist kaum em Zufall, daß die Linke gerade ebensoviele Wahlkreise vertritt, wie es städtische gibt. In den 112 überwiegend ländlichen Wahl­kreisen mit gewerblicher Mehrheit verfiigen Rechte und Zen­trum noch über 75 Mandate, die Liberalen und Sozialdemo-

) Darunter 1 städt. ') Darunter 5 Els.. 2 Welf., 1 Loihr., s) darunter 1 Wild. 3) darunter 2 Loihr.. 1 Bauernbund, 4) da­runter 1 Däne, 1 Wild., B) darunter 1 Wild., ®) darunter 3 Wild., 7 darunter 1 Wild.

jung entgegen, so begegnet uns im Mittelsatz des an sich ziem­lich fcknnachtend gehaltenen Andante sogar eine veritable rind aut klingende Fuge. Von unmittelbarster Wirkung nt das Scherzo, das besonders bei dem Seitengedanken im Haupftatz vielfach reizende Kombinationen aufweist und durch den Farbenreichtum der Instrumentation die mannigfachen Wie­derholungen, z. B. im Trio, doch interepant gestaltet. Dem Finale möchte man einen plastischeren und bedeutsameren Hauptgedanken wünschen. Es kommt hier nock manches Un­ausgegorene, Zerrissene zum Vorschein und trotz aller kon- trapunktischer .Kunst fließt der Satz nicht glau fort. Ate mehr nur äußerlich gesteigerte Coda bietet hier keine aus­reichende Entschädigung. Die Novität erfuhr von Leiten un­seres Orchesters eine glanzvolle Ausführung, deren Höhe­punkte wobl in dem virtuos gespielten Scherzo lagen. Mit entschieden" stärkerer Anteilnahme folgte man ,edoch den Beethoven scheu Orchesterstücken, von denen die verschiede­nen Sätzcken aus der Balletmustk zu denGeschöpfen des Prometheus" aufs neue erkennen ließen, bay_ em Kerne, au^ wenn es einmal Gelegenheitsmusik schreibt, seine Handschrift nicht zu verleugnen vermag. Mit der unter dem .:amen de- dritten Leonoren-Ouvertüre bekannten großen sinfonischen Dichtung des Meisters aller Meister fanden die Orchesterdar­bietungen ihren krönenden Abschluß Als hochwill^omm nen Gast begrüßte das Auditorium Frau ^ulia C u l P. ihrem vorzüglich geschulten Mezzosopran und st^cmaßcm^ortrag spendete sie zunächst je eine Arie von E. d A storga und Händel. Wußte sie dem ersteren Stuckblorir vogl io einen ungemein empfindungsreichen Ausdruck zu verleihen, w fehlte demTank sei dir, o Herr von Handel k.ine_wegs religiöse Inbrunst. Nicht minder rühmliche Lelstungen bot sie mit ClärchenS Liedern ausEgmont und derAdelaide . bei der die eminente Vortragskunst der mit

feierten Sängerin auf das Vorteilhafteste sich zeigen konnte.

| frankfurter Komödienhaus.) Tas kleine Theater an der Zeil hat sich heute den ersten großen^Erfo^ gehol. Er iit ihm «um Dank für seine ernste künstlerische urocit herftick zu gönnen, obwohl er nickt an die Aufführung etn 5 durch inneren Wert geadelten Werkes geheftet wurde Ten- nochl das UauspielTaifun" des in Pari- ebe-cken U aarn Melchior Lengyel ist mehr als ein geschickigez m wertes Theaterstück. Ob Lengvels Erfahrungen -n der Par - fer Japanerkolonie ihn berechtigen, tmTarfun etne C$nitt läche dieser Nation zu zeigen, wissen wir nicht, Genug, er ze-fit sie und die Nntersuckfung der Struktur ergibt: ^as Le­ben irn Dienste der Raffe ist dem Japaner der feebalt des Lebens, Liebe, Wahrheit, Persönlichkeit treien^dagegen wie fatale '^ealeiterscheinungen des Daseins zurück, -tei Japaner iit nur^ Soldat im Dienst seiner Nation, nur Nummer, nur Maschinenrad sein Ich ist durchaus Nebensache. Vermutlich Z o?7n Wirklichkeit etwas anders, trotz der vielen aus dem japanisch-russisckeu Kriege, bekanntgewordenen

für Lengvels Auffassung sprechen. Der Autor fefbit «.mc-.u

Unsere unausgebildete Wahlstatiflik ermöglichte bisher nur, das Verhältnis der Wählerfchaft und der Parteien zur Siede- [ung (nach Ortsgrößenklassen) und allenfalls das der Bevolte- rung der einzelnen Wahlkreise nach Konfessionen zu unter­suchen. Die (wie oben gezeigt so unhistorische) Gestaltung der Wahlkreise verbot bisher, alle auf die.kleinen Verwaltungs­bezirke, die Kreise usw. zurückgehenden Statistiken mit der Wahlstatistik in Beziehung zu setzen, so insbesondere die Be­rufs» und Gewerbezählung. Dabei wäre cs ein leichtes, Die Wahlstatistik auch nach den kleineren Verwaltungsbezirken auf- zumachen.

Ich habe nun einmal versucht,, den umgekehrten Weg zu geben, und eine Berufsfiat ist ik der Reichstags- Wahlkreise, soweit als möglich, durchzuführen, ioobei die- fertigen Verwaltungsbezirke, die mehr als einem Wahtkrefte angehören, demjenigen zugerechnet sind, dem ihr größerer Leu iugehört. Kaum in einem Falle würde das wichtigste Ergebnis des Inbeziehungsetzens von Beruf und Wahlkreis, das Ver­hältnis der Wahlkreise mit landwirtschaftlicher zu denen mit gewerblicher Mehrheit durch genaue Einzelaufrechnung geän­dert werden. Die Berufszählung bringt für jeden kleineren Verwaltungsbezirk die Zahl der Erwerbstätigen im Haupt- und Nebenberuf und ber Angehörigen, entere geschieden nach dem Geschlecht. Für jeden Wahlkreis wurde nun lediglich die Zahl der männlichen Erwerbstätigen berücksichtigt. Ülbgesehen davon, daß die Frauen noch nicht das Wahlrecht haben, wurde ihre Berücksichtigung insofern ein salsches Bild von der wirtschaft­lichen Struktur der einzelnen Wahlkreise geben als bekannt­lich 1907 im Gegensatz zu früher eine große Zahl weiblicher Angehöriger von Landwirten als erwerbstätig gezählt worden ist, um vergebliche Mühe die Zahl ber erwerbstätigen Lanbwirte möglichst hoch erscheinen zu lassen. Bei Berücksich- tiauna auch der weiblichen Erwerbstätigen hatten z. B. IN

Kleines Feuilleton.

« Frankfurter Museums - Konzerte.) Das zweite Freitagskonzert wurde von Herrn Mengelberg mit einer Novität, der G ckur-Sinfonie op. 22 von Ewald Straesser, eingeleitet. Tas große viersatzige Werk laßt sei­nen Schöpfer, der in Köln als Künstler und Pädagoge wirkt, als einen bereits recht vorgeschrittenen Könner erkennen, der sich mit dem Sinfoniestil der Klassiker wie jenem der neueren Meister, vornehmlich eines Schumann, Berlwz und Brabms wohl vertraut zeigt und auch die einschlägige Technik schon mn Ncktung gebietender Sicherheit beherrscht. Erfreulich ist fer­ner, daß in dieser Sinfonie wieder einmal eine große Korn- Position von absolut-musikalischem, nicht von programmati­schem, Charakter geschaffen ist. Würden die Themen noch eine größere Selbständigkeit und Ausdruckstiefe verraten, und tm allgemeinen die einzelnen Sätze sich organischer entwickeln, so hätte sick vieleicht noch ein rückhaltloserer Erfolg eingestellt. So erscheint beispielsweise in den beiden Außensatzen, von denen uns das Eröffnungs-Allegro der ungleich bedeutendere ist, das Einzelne mehr äußerlich aneinandergereiht. Auf einen frohen, sehr munteren Ton gestimmt setzt dieses erste Stuck ein, das beim Eintritt des ltzrischen Seitenthemas in ruhigere sinnigere Betrachtungen sich verliert. Etwas gelehrt-trocken ist die Durchführung ausgefallen. Nach der Wiederholung des Hauptteils aber weiß der Komponist, der sich auf die ^n- itrumeniatimt vortrefflich versteht, dem Schluffe noch manchen aparten Effekt zu sichern. Tritt uns schon tn diesem Satze ein großes polyphones Geschick in der mntibiiehen Verarbei-

Jn nicht weniger als 2 8 9 v o n d e n 3 9 7 Reichs- tags Wahlkreisen übertraf 1907 nach der oben dar gelegten Berechnung die ni ch t l a n d w i r t f ch as t l, chc die landwirtschaftliche, nur noch in 108 Kreisen hat diese die absolute Mehrheit, in 228 dagegen die Gewerbetreibenden, welche in weiteren 37 Kreisen die relativ stärkste Gruppender männlichen Bevölkerung bilden, (darunter 6 in Schlesien, 5 in Bayern, je 4 in Prandenburg und Baden, 3 in Elsaß- Lothrinzen), während in 24 die Landwirte noch über eine rela­tive Mehrheit verfügen (7 in Ost-, 6 in Westelbien, 4 tn Bagern, 3 in Elfatz-Lothringen). Rechnet man die Waalkreise mit relativer Mehrheit der ftärfiten Gruppe zu, fo sind 2 65 Wahlkreise gewerblich und nur 132 lanbrotrt- schäft lich. Mehr als zwei Drittel ber Reichstagswahl­kreise würden also heute schon trotz der dem Gewerbe so un­günstigen Wahlkreiseinteilung auf eine Wahlparole des agra­rischen Hochschutzzolls ablehnend reagieren, sobald erst das gemeinsame Interesse des Gewerbestandes gegen diese Verteile- rung der Lebenshaltung zugunsten einer verschwindenden Min­derheit hochschutzzöllnerischer Großagrarier geweckt ist. Diese Tatsache ist von erheblichster Bedeutung für bte nächsten Reichstagswahlen. Es ist schon unter ben gegenwärtigen Verhältnissen möglich, im größten Teile bes Deutschen Reichs die Wähler für eine Politik zu interessieren, bie bem Charakter des neuen Deutschlands als eines überwiegenden Industrie­staates entspricht, kurz gesagt, ber Hcmsabunb hat ein weit größeres Wirkungsfelb als man bisher annahm: in Ostelbien 58 von 120, in Westelbien 95 von 116, im übrigen Aorb- deutschlanb 52 von 58, in Sübbeutschland 60 von 103 Wahlkreisen stehen ihm offen. Vertreten doch heute noch Männer wie Olbenburg-Ianuschau, Tieberich Hahn, Rösicke gewerbliche Wahlkreise, wie denn überhaupt noch mehr als die Hälfte der gewerblichen Wahlkreise tm Besitze von Agrariern oder Anhängern agrarischer Parteien sich befindet. Welche überaus dankbare und dringend notwendige Aufgabe es ist, hier von Grund aus Wandel zu schaffen, das zeigt ein Blick auf die folgende kleine Tabelle, die erkennen läßt, wie sich die Vertretung der nach Berufen

und des CbarakterS zusammengestellt sind, ist möglichst ffft- aehalten und hat manch glücklichen Gedanken hervorgebracht. Besonders anheimelnd und stimmungswarm ist ^da? Bieder­meierzimmer ausgefallen. Allzu störend wirken bte Wachs­figuren, ein wunder Punkt nicht allein tn der Lauterbacher Ausstellung. Wäre es nicht besser, man entfernte bte toten Gestalten mit den starren Augen und den steifen Gliedern aus unserem Museum? Einfache Ständer, denen die Kletder übergeworfen werden, täuschen nichts vor und halten diese unfreiwillige Komik und das Groteske fern.

Eine besondere Erwähnung verdienen Bilder, große Tem- peraaemälde aus bem Ausgang der Gotik, es sind Teile eines Flügelaltars. Die Bilder sind von Meisterhand. Wer hat sie ge­malt? Welcher Sckule entstammen sie? Wie sind sie einzureihen, wohin führen die Fäden? Dies lchte Problem legen sie der For­schung vor, während die Ausstellung selber klar und sicher die Existenz einer kleinstädtischen, bürgerlichen und bäuer­lichen Kultur des Vogelsbergs konstatier:. Ein kleiner FührerLauterbach und Umgebung", den ber dortige Ver- kchrsverein Herausgegeben und zu bem ber Offenbacher Maler ßarl Lippmann einige Zeichnungen betgesteuert hat, ist recht geeignet, auf die Besichtigung der Ausstellung vorzu­bereiten. F- C.

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