Mirmrner 285 Seile S

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Hawskag, 15. HKkover' 1910

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nicht nur bereitwilligst, sondern auch kostenlos gegeben wird. Dies in ganz Dculschland von den Fabriken gegebene VorbilS wird für den beutidjen Obstbau nnb für die deutsche Lanbwirlschaft von größtem Erfolg und Einfluß j*n. v. Sp.

Deutsche Schutzgebiete.

Der Handel Tsingtaus im Jahre 1909.

3n dem großen Bericht, den dir chinesische Seczollverwaliung jährlich bcrausgibt, berichtet der Direktor des chinesischen Seczoll- amt« in Tsingtau, Ohlmer. über den H a n d e l des deutschen Hafens. Er betont, daß der Handel während deS Berichtsjahrz nach allen Richtungen befriedigend gewesen sei, daß er um 25 pEt. »egen das Vorjahr gestiegen sei. wahrend die Zolleinnahmen um 24 pE>. Zunahmen. Die Umsätze der Kaufleute waren gut, ebenso die Frachten. Der Bruttowert deS Handels betrug 40 250.929 Haikuaniaels der Bruitowcrt des durch Dschunken vermittelten Handels 5,249 637 Hkt. Die Einsuhr ist von 20 auf 25 5 Millio­nen gestiegen, an dem Mehr sind ausländische Güter mit 3 6 Mil­lionen. chinesische Güler mit 18 Millionen beteiligt Die Ausfuhr stieg von 12 auf 14.7 Millionen, und zwar die Ausfuhr nach dem Ausland um 1.8 Millionen (von 2 7 auf 4 5 Millionen) also um 67 pCt. Die Ausfuhr nach anderen chinesischen Häfen stieg von 9 auf 10,2 Millionen, mithin um 13 pEt. Als ganz beiondcrS erfreulich bezeichnet der Bericht das Anwach'en dieser Ausfuhr, daS einmal den starken Abfluß von Silber zur Bezahlung der Einfuhr gemindert hat (1907 4 593,000, 1908 3,079,000. 1909 1,489.000 Hkt.), dann aber auch drei große Dampferge ellschaften, die englische P und O, die japanische Nippon Yusen Kaisha und di- deutsche Hamburg-Am-rika-Linie veranlaßte sich mehr um den Hafen zu kümmern und ihre direkten Dampfer ihn anlaufen zu lassen. Die Waren und Produkte der Provinz erfreuen sich größerer Nachfrage und erzielen bessere Preise so ist die Ausfuhr von Erdnüssen von 21.000 Pikuls im Jahre 1907 auf 95,000. im folgenden und auf 348 000 im letzten Be­richtsjahre gestiegen. DaS sind aber nur die Zahlen für die Au«, fuhr ins Ausland. Ti- Ausfuhr nach den chinesischen Häfen und die Ausfuhr von Erdnußöl entwickeln sich' gleich steigend. Die Schantungerdnuß gilt wegen ihres Orlgchalts als die besten von ganz China. Ganz Schantung produziert etwa 4 Mil­lionen Pikuls. für die Ausfuhr kommen aber wegen der Transport» schwierigkeiten nur etwa l'/z Millionen in Betracht. Die Aussichten für die weitere Steigerung dieses Exports werden als sehr günstig bezeichnet. Die Ausfuhr von Slrohgeflcchten die schon 1908 mit 76,190 Pikuls nahezu 3/< der ganzen chinesischen Ausfuhr auS» machte, ist weiter auf 103,996 Pikuls gestiegen. Schon diese beiden Ausfuhrartikel, so führt der Bericht aus. lassen erkennen, daß der Wert des Hafens nicht allein auf die Provinz Schantung sich er­streckt, sondern weiter auch für die Provinzeu Honan, Shansi und Shenp soweit sie vom Hoangho durchflossen werden, in Betracht kommt. Der Binnenverkehr dieses Flusses, der 1000 Klm. weil de- fahrbar ist, endigt in Lokou, weil der Ausfluß des Stromes ins Meer außerordentlich seicht ist und die vorgelagerte Saudbarre den Dschunken den Austritt ins Meer verbietet. Mit Lokou aber hat Tsingtau von diesem Herbst ab eine direkte Bahnverbindung, da an die deutsche Schantungbahn in Tsinanfu das Stückchen der Tierrtsin- Pukonbahn Tsinansu-Lokou sich anschließt. Für die Provinz Honan, die bisher allein die Peking-Hankau-Bahn zur Verfügung Halle, wird die neue Bahnverbindung eine Verkürzung der Fracht­strecke bringen, sodaß man einen verstärkten Wettbewerb dieser chinr- fischen Erzeugnisse und hauptsächlich der Soyabohnc mit den Pro» butttn der Mandschurei in nächster Zeil erwarten darf. Die Gesamtzolleinnahme des chinesischen Seezollamls in Tsingtau be- Itef sich auf 1,120,243 Hkt gegen 926 716 im Jahre 1908. 149.2,9 Hkt. wurden als Abgabe für die im Schutzgebiet ver­brauchten Waren an das deutsche Gouvernement bezahlt. Der Wert der Einfuhr vom Ausland ist um 3 9 Millionen auf 19,6 Millionen gestiegen. Die Hälfle dieser Steigerung entfällt auf Bahnmateriaiien für die Tienlsin-Puköu-Bahn, ist also vorüber­gehender Natur. Ter Hofen wurde angelaufen von 515 Damvfern »it insgesamt 692,363 Tonnen und 2 Scaclfchiffen von 4549

jene Personen nannten, bei welchen man Waffen finden könne. Einem bulgarischen Geistlichen habe man Baunuvolle in das Ohr gesteckt und diese dann angezündet, oder man legte den Leuten Reifen um die Köpfe, die dann zusanimengeschraubt wurden. Allenthalben werde die B a st o n a d e angewendet, und für diese Torturen habe man nur den glimpflichen Aus­druckPression" gefunden. Wie weit nun all' diese An­schuldigungen auf Wahrheit beruhen, mag dahin gestellt blei­ben. Tatsache ist, daß das Volk klagt und daß selbst Leute, die stets die schärfere Tonart gepredigt haben, nun der Mei­nung sind. daß man doch etwas ungerecht in der Anwendung der Mittel sei und daß es unter diesen Umständen schwer falle, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Diese werde wohl außerordentlich eingeschüchtert, nur werde damit auf die Dauer wenig gewonnen.

Australien.

Die allgemeine Wehrpflicht.

k Sh-nett, 23. Aug. Entsprechend dem neuen Landesver- teidiguvgsgksctz soll mit der Aufstellung der Rekrutierung S- listen am 1.'Januar 1911 begonnen werden. Indessen sollen in diese nur diejenigen Knaben eingetragen werden, die im Alter von 14 bis 17 Jahren stehen, da olle älieren, also insbesondere die­jenigen jungen Leute, die im nächsten Jahre 18 Jahre alt werden, von der Verpflichtung, als Kadellen zubienen*, befreit sind. Die Dienstzeit selbst beginnt mit dem 1. Juli 1911. Man rechnet da­mit. daß auf diese Weise jährlich 100000 solcher Kadetten ausgebildet werden können, sodaß im Jahre 1919 20 vorhanden sein würden: 100,000 sogenannte Senior-Kadetten, 114.000 Mann im Alter von 18 bis 25 Jahren und 13,000 Mann im Alter von 25 bis 26JahrenalS erste Reserve. Die Präsenzstärke soll betragen: 1912: 19,000 Mann. 1913: 36 500 Mann. 1914: 58.500 Mann 1915: 70 000 Mann. 1916: 85 500 Mann, 1917: 100000 Mann. 1918: 114.000 Mann. Nach diesem Plane sollen überdies die Senior- Kadetten deS Jahrgangs 1912 in die M ili z, wie sie schon heute besteht, kingerciht werden, um letztere auf den vorgeschriebenen »Kriegsstqnd* zu bringen.

Tonncn. DaS bedeutet gegen das Vorjahr ein« Zunahme um 68 Dampfer und 136 263 Tonnen. Diese Zunahme entfällt auf die deutsche, englische und chinesische Flagge, während die japanisch« einen Rückgang aufzuweiicn hak. Die Ein» und Ausklarierungen von Dschunken beliefen sich auf 12 083 Dschunken mit 3,426.938 Pikuls Gehalt gegen 9912 Dschunken mit 3,118,197 PikuIS Gehalt im Vorjahre.

Türkei.

Aunere und äußere Sorgen-

G Salonik, 11. Oktbr. In den Steifen des Komitees fürEinheit und Fortschritt" rührt es sich wieder; man Be­ginnt, wieder ungeduldig zu werden wegen der Kreta- fragc und macht sich in mehr oder minder heftigen Ausfällen I gegen die Schutzmächte Lust. Hervorragende Mitglieder des Komitees äußerten sich ziemlich pessimistisch über die Zu­kunft und hoffen, daß der nächste Ko n g reß, der am 23. d. M. feinen Anfang nimmt und bei welchem 33 Provinzen vertreten fein werden, endlich Klarheit darüber bringen wird, welche Haltung die Regierung in dieser Frage fernerhin eimuneh- men hat. Inzwischen kann aber doch die Entlassung der Reservisten, welche im albanischen Feldzüge Ver- Wendung fanden, als beruhigendes Moment angesehen werden, da man doch diese Truppen nicht entlassen würde, wenn man am Vorabend eines ernsten Konfliktes stünde. Der Entlassung der S a m s u n e r Division ist nun auch die der Reservisten von Salonik, Serres und D enizIi gefolgt, und so verbleiben heute im Wilajet Kossowo kaum mehr zehn Bataillone, unter den Fahnen. Mit der Entwaffnung sind im Wilajet Salonik fünf Bataillone beschäftigt, und dazu kom­men noch vier Bataillone, welche heute Nacht hier aus S o r o - w i t s ch erwartet werden, und die bei der zwangsweisen Ent­waffnung Saloniks und seiner Umgebung Verwendung finden sollen. Man ist hier über die Haltung ver Griechen, so­wohl, der griechischen Staatsangehörigen, als auch der otto- manischen Griechen ziemlich aufgebracht. Es hat den An­schein, als wollten diese wieder nur der Gewalt weichen, und die Behörden sind tatsächlich entschlossen, damit nicht zu zögern.Zunächst wird man mit den griechischen Lehrern, welche Hellenen sind, gründlich aufräumen; sie sollen alle aus- gewiesen werden, wogegen sie bereits telegraphisch beim Patriarchat und dem Unterrichtsminister protestiert haben. Die Behörden haben, wie dies auch in Monastir der Fall gewesen ist, die Listen jener Personen, welchen man anläßlich der zwangsweisen Entwaffnung besondere Aufmerksamkeit zu- wenden wird, bereits fertiggestellt, und es sollen umfassende Hausdurchsuchungen vorgenommen werden.

,Die Berichte aus der Provinz lauten inzwischen recht trostlos. Die volle Wahrheit über das Vorgehen der Behörden und Truppen dort wird wohl erst nach und nach ans Licht kommen, denn gegenwärtig ist in Den Gegenden, über die der Belagerungszustand verhängt wurde, jeder Verkehr unter­brochen und selbst der Handel lahm gelegt worden. Man hört Schauergeschichten; so verlautet, daß man verhaftete Bulgaren im vollen Sinne des Wortes folterte; man band ihnen die Hände zusammen und hing sie dann mit den Armen nach oben an einen Baum auf, um sie so lange zu schlagen, bis sie gestanden, wo sie Waffen versteckt hatten oder

Aus den parlamentarischen KonmWseu.

Die Reichsversicherungsordnung.

N Berlin, 14. Oktbr. (Priv.-Tel.) Dic Kommission für die Reichsversicherungsordnung setzte ihre Beratungen heute bei § 1214 fort (Entrichtung per Beiträge). Der Arbeitgeber entrichtet die Beiträge, indem er bei bet Lohn­zahlung für die Tauer der Beschäftigung Marken in die Quittungskarte klebt. Ein Zentrumsabgeordneter beantragt: -Bei Versicherten, die mindestens ein Vierteljahr beim Arbeitgeber durch Vertrag verpflichtet sind, können die Marken zu anderer Zeit, bei Ablauf der Beschäftigung, spä­testens in der letzten Woche jedes Vierteljahrs eingeklebt wer- den. Ministerialdirektor Caspar erklärt, daß Bedenken ge­gen diesen Antrag nicht bestehen. Aus der Miite der Korn- Mission wird ebenfalls die Zustimmung erklärt und über die Zeit der Markenentwertung debattiert. Es soll das Datum der wirklichen Entwertungszeit auch bei nachträglichem Ein- ilebcn gestattet sein, ohne daß man dabei mit dem Strafgesetz in Konflikt kommt. Ter vorerwähnte Zentra msantrag wird angenommen und als § 1412a eingefügt. Tcm § 1412 selbst wird folgender Zusatz gegeben:Wenn eine Lohnzahlung nicht stattftndet, sind die Marken bei Beendigung der Beschäftigung einzukleben." Der saft gleichlautendx Satz in § 1413 wird gestrichen und der Paragraph sodann ange­nommen. In § 1414 wird eingefügt:Als Tag der Ent­wertung soll der letzte Tag hcsjenigeit Zeitraums angegeben werden, für welchen die Marken gelten." Die folgenden Pa­ragraphen bleiben im wesentlichen unverändert. .

§ 1424 lautet:Pflichtbeiträge sind unwirksam, wenn sie

Schweiz.

Proporz-Lrteratur.

* Während der Bewegung für die Einführung der Ver­hältniswahl bei»den schweizerischenN»t l onalr a ts. wm h l e n find me^re rc Broschüren erschienen, die den Zweck verfolgen, für dieses Wahlsystem Propaganda zu machen, eie verdienen im Augenblick noch umsomehr der Erwähnung, als demnächst am 23. Oktober die Abstimmung über daS betreffende Jnitiativbegehren ftattfinben wird.D e m Sckweizervolke der Proporz!" nennt sich,«ine von E. Walter verfaßte Schrift, die der Verlag des Grütlivereins herausgegeben bat. Sie ist zwar nur eine kurze, aber gegenwärtig die vollständigste Geschichte des Pro­porzes^ in der Schweiz, denn das Handbuch Klötis, das den Gegenstand ausführlicher behandelt, kam schon 1900 heraus. Neben feiner Darstellung des geschichtlichen Verlaufs der Proporzbestrebunaen polemisiert Walter gegen die Herrschaft der Mehrheitswahlen, die auch d a S nicht wirklich sind, weil eben einzig durch den Proporz feine künstliche Mehrheit sich bilden läßt, sondern der Mehrheit des Volks die Mehrheit in den Behörden sichert. Ebenso wendet sich Walter mit gutem Grunde gegen denfreiwilligen" Proporz, der darin besteht, daß eine Mehrheitspartei einer MinderheitSPartei Vertreter zngesteht, die ihr nämlich der Mehrheitspartei selbst genehm, nicht aber wahre Repräsentanten des Willens der Minder­heitspartei sind.Daß der Majoritätswille auch dem Gegner die Persönlichkeit seines Vertrauensmannes vorschreiben will, ist eben eine direkte Folge des alles politische Feingefühl nur zu leicht verwildernden Einflusses des Majorzes." TaS Unrecht des heutigen Wahlverfahrens illustrieren eine Reihe Ziffern, welche die Broschüre anführt. In den vier Wabl- fretfen des Kantons Zürich erhielten 40 000 bürgerliche Wäh­ler 20 Mandate, 27 000 Sozialdemokraten nur zwei, davon daS eine erst in der Stichwahl durch die Gnade der Mehrheit. £tm_ Kanton Bern errangen 31000 Radikale 27 Mandmte, 19 700 Sozialdemokraten und Volksparteiler keines und erst eine Stichlvahl gab der Sozialdemokratie bau einen Sitz. In Tessin erhielten 12 3000 Radikale und Sozialdemokraten 6 Mandate, 11900 Konservativen eines. Kürzer gehalten, nur 32 Seiten stark ist die Schrift von Tr. U. Seiler D i e Verhältniswahl", ein Abdruck aus derZü­richer Post" worin in leichtverständlicher Weise die Technik des proporzionalen Wahlverfahrens erläutert wird. Bekannt­lich schreckt man mit dessen angeblicher Kompliziertheit denk- träg« Leute. Eine dritte Schrift ist die KlötisDie Texte der schweizerischen Ver hält niswah l-G «setz e". Wer in sie einen Blick tut, erfährt ebenfalls, daß die Anwen­dung des Proporzes ohne große Schwierigkeiten geschehen kann. Er funktioniert schon in elf Schweizerkantonen für die Wahl von Kantons, oder Gemeindebehörden.

Der Minderheitsvertrotung (statt des Proporzes) redet Oberst D u nt u r (La reforme electorale Lausanne. Impri- meries reunies) soeben noch das Wort. Aber über die Minder­heitsvertretung sind Theorie und Praxis hinausgeschritten. Kor geraumer Zeit ist im Nationalrat ein bezüglicher Antrag gestellt, aber von der radikalen Spartet abgelehnt worden, und nun ist es nur natürlich, wenn man die vollkommene Ver-

Dmtsches Reich.

Lage vcS deutschen Arbeitsmarktes.

A. C. Es ist das erste Mal im laufenden Jahre, daß der Andrang am gewerblichen Arbeitsmarkte nicht allein hinter dem des Jahres 1903. sondern sogar auch h i nt e r b c m des Wahres 1 904 zurückbleibt. Damals hatte der Monat September keine so kräftige Herbstbclebung gebracht wie der September dieses Jahres. Nach den an den Arbeitsmarkt berichtenden östentlichen Arbeitsnachweisen kamen auf je 100 offene Stellen im August 1904 115,9, im September derse.'- den Jahres 108,9 Arbeitsuchende. Der Andrang ging dem­nach um 7,0 zurück. In den entsprechenden Monaten dieses Jahres sank der Andrang von 116,7 auf 107,7; er nahm also um 9,0 ab. Im Vergleich zum Jahre 1897, das genau rote 1904 und 1910 ba» zweite Jahr bet Erholungsperiode war, hat ebenfalls der Monat September zum ersten Mal eine Besserung gebracht. Im vergangenen Jahre betrug der Andrang 120,8; die Erleichterung des Andranges gegenüber 19~9 ist im September gleich groß geblieben rote im August. Wieder hat die Arbeitsgelegenheit im Vergleich sum Vorjahre äußerst kräftig zugenommen; die Vermehrung der offenen Stellen gegenüber September 1909 war größer als die Zunahme des Angebots. Ein wenig verschieden von der Besserung am Arbeitsmarkt für Männliche war die am Arbeitsmarkt für Weibliche im Vergleich zum Vorjahre. Wäh. rend bei den Männlichen der Andrang im August um 19,10 hinter dem vorjährigen zurückblieb, beträgt die Erletch- teiung im September nur 18,75. Bei 333 e i bl idjen dage­gen ist die Besserung von 4,94 im August a*f 5,47 im Sep­tember gestiegen.

Stecher über feine Geschäftsführung^ Geheimrat Tr. S a m w e r über die zur Beilegung von Streitigkeiten zwi- schen den Aerzten und den Versicherungsgesellschaften einge­setzte ständige Kommission und bereit Tätigkeit berichtet hatte, wurden Die seit einem Jahr bestehendenBlätter für Ver- trauensärzte der Lebensversicherung" eingehend besprochen und Vorschläge zu deren weiterem Ausbau genehmigt. In ausführlicher Weise verbreitete sich sodann Direktor Dr. La­bes (Frankfurt a. M.) über das Risiko der Teilnahme an Ballonfahrten und der Fahrten mit Flugmaschinen, welche Frage gerade vom Standpunkt der Leben-Versicherer aus be- sonders wichtig ist. Die verschiedentlich befürwortete Anlage der Kapitalien der Lebensverstcherungsgesellschaften in Staats, papieren (in 25 Proz.) wurde lebhaft'erörtert und es wurve darauf hingewiesen. daß einzig und allein, bei Gcgenscitig- keitsgesellschaften direkt, bei Aktiengesellschaften indirekt bis Versicherten im Fall«, daß bie Lebensversicherungsgeselt- fdxtften gezwungen toerben sollten, ein Viertel ihrer Kapi- talien in Reichs- und Staatsanleihen ansulegcn, die Leid­tragenden toären. Tenn infolge des niederen Kursstandes der StaatSpapiere, infolge der vielfachen Schwankungen wür­den Verluste entstehen, welche einen nicht geringen Umfang annehmen dürften. Diese Verluste müßten fast ausschließlich die Versicherten tragen. Wie in der vorjährigen Generalver­sammlung wurde auch in der heurigen die reichsgesetzliche Regelung der Privatbeamtenfürsorge eingehend behandelt und besonders auf bic hohen Kosten hingewiesen, welche bett Prt- vatbeamten durch Schaffung einer neuen Kasse erstehen dürf­ten. Ein« wichtige Frage bildet« auch das ThemaProvisions. abgabe an Versicherungsnehmer", welche Nichtagenten feien, und es wurde lebhaft gerügt, daß manche Agenten, nur um das Geschäft zu machen, einen Teil der ihnen allein zuftehen- den Provision, von der sie dockt leben müssen, an die Versiche- rungSnehmer abgeben. Mit Bedauern wurde auch kon­statiert, daß manche Versicherungsnehmer sich nicht schämen, von Agenten ohne weiteres einen Teil ihrer Provision zu fordern, ein Unfug, der auf: baS schärfste zu verurteilen fei. Zur weiteren Behandlung dieser Frage wurde eine Kommission eingesetzt. An Stelle des satzungsgemäß aus dem Ausschuß auSscheidenden Direk. tors Dr. Labes wurde Justizrat Senden (Concordia". Köln) und als dessen Ersatzmann Direktor Wolff (Ger» mania"-Stettin) gewählt.

Berlin, 14. Oft.. (Priv.-Tel.) Tic Rede, die der Kaiser beim UniuerfitätSjubiläum gehalten und

! zwar von einem Manuskript abgelesen hat, sollte ihm vorn Prinzen R u p p r e ck> t von Bayern überreicht worden sein und dawuz werden in einzelnen Blattern jetzt beziehungsreiche Schlüffe gezogen. Dir haben in unserem Bericht gleich Zwei­fel ausgedrückt, ob es der Prinz Rupprecht war; der Vorgang war schwer zu beobachten. Nun ist inzwischen feftgesiellt, daß dem Kaiser die Rede vom Chef des Zivilkabinetts, Herrn v. V a l e n t i n i, überreicht worden ist, und damit fallen bie bc- ziehungsreichen Schlüffe weg.

N Berlin, 14. Oktbr. Sie Ist «innahme des R e i- cheS an Zöllen für den Monat September 1910 hat 43,2 Millionen Mark betragen, und in de» Monaten. April bis September 1910, also in der ersten Hälfte des laufenden Rechnungsjahres, 805,5 Mill. Mark. An Einsuhrfcheinen sind tut September d. I. angerechnet: 9,3 Mill. Mark gegen 3,2 Mill. Mark im September 1909. Die Einnahme auz der Branntweinverbrauchsabgabe stellte sich int vergangenen Mo­nat auf rund 14 Mill. Mark. Tarin liegt eine gewisse Stei­gerung gegen bie fünf Vormonate, die insgesamt nur eine Einnahme von 55 Mill. Mark brachten. Tie Brausieuer hat sich im September mit etwa 10L Mill. Mark auf der erwarteten Höbe gehalten.

Hanau, 14. Okt. Einer die Verwaltungsreform betreffenden, von den kleineren Städten der Provinz Schleswig. Holstein an den Minister des Innern zu richtenden Eingabe hat sich auch der hessische Städte tag angeschlossen. In der Eingabe wird darum ersucht, bei der bevorstehenden Reform der inneren Verwaltung bett auf bie Hebertragung ber Staatsaufsicht über bie kleineren Stabte an die Landräte gerichteten Bestrebungen keine Folge zu geben und zu er­wägen. ob e? im Interesse der Stärkung der Selbstverwaltung und einer größeren Wirksamkeit der Dezentralisation ange- zeigt erscheine, allen kreisangehörigen Städten der Monarchie die Stellung der f»genannten selbständigen Städte der Pro­vinz Hannover einzuräumen.

1 München. Ter Verband Deutscher Lebens- I Versicherungsgesellschaften hielt vor kurzem feine I diesjährige ordentliche Generalversammlung in Bad Kifsingen I ab, bei welcher 39 Gesellschaften vertreten waren, ivähreno sich fünf entschuldigt hatten. Ter Vorsitzende, Generaldirektor der Bayerischen Verficherungsbcmk v. R a f p, erstattet« Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr und gab verschiedene Mit­teilungen über interne Angelegenheiten bekannt. Hierbei wurde besonders darauf hingewiesen, daß einzelne Behörden ab und zu einzelne Versicherungsgesellschaften besonders emp­fehlen, ein Vorgehen, das aus verschiedenen Gründen nicht zu billigen sei. Nachdem der Generalsekretär Dr. Zahn-

[ schlossen zu sein, mit den widerspenstigen Elementen jtt^' ins Gericht gehen zu wollen. Immerhin wird cs noch IgW dauern, ehe dic Grundsätze, die jetzt in Amsterdam gelten, o«* für Antwerpen maßgebend fein werden. Dazu muß nicht

! die zwischen beiden Plätzen bestehende Rivalität, sondern t. müssen auch noch tiefer liegende Gegensätze überwunden u>tt. teil so daß es im Interesse einer strammen internationales Organisation nicht mehr vorkommen darf, daß, wie dies kür-, lich einer der ersten Spalter (Kloovcr) in Amsterdam getan hat. die unzufriedenen Elemente ihren Wirkungskreis nach Amsterdam verlegen.

Bulgarien.

Sine Militärvorlage.

Aus Sofia wirb berPol. Korr." gemeldet: Der voy der Budgctkommission ausgearbeiktc Budgetentwurf, welcher der bevorstehenden S o b r a n j c zur Votierung vorgelegt rot^ den wirb, sieht eine Ver mehrun aber bulgarische,, Ar m e e um 72 Kompanien vor. Diese soll in der Weffk enolgen, daß jedes der 36 Jnfanteriercgimenter je zwei neue Kompanien erhält, von denen je eine den aus vier Kom­panien bestehenden zwei Bataillonen eines jeden Regiments angeglicdert werben wirb. Derselbe Entwurf regelt auch bie Auflösung der bulgarischen Flotte als solch«, und deren Umbildung in ein Küstenverteibigungj. korps. Eine eigentliche bulgarische Flotte hat allerdings bi», her nicht existiert, ba «in Schulkreuzer (Nabcschba") und sechs Torpedoboote bie Bezeichnung alsFlotte" kaum rechtfertigen. Diese Ausdrucksweise hat benn auch nur im Hinblick aus bie geplant gewesene Vermehrung der Seestreitkräftc Anwendung gesunden. Der Gedanke ber Ausgestaltung wirb nun durch den neuen Gesetzentwurf fallen gelassen. Dafür sind Maßnahmen für eine ausgiebige Küstcnverteidigung durch Kustcnbat- terien und Minen beabsichtigt, welch« sowohl die beiden Hafen Barna und Burgas, als auch die ganz« etwa 15y Kilometer lange Küste des Schwarzen Meeres hinreichend zu schützen und «ine feindliche Landung unmöglich zu mnmen bc- stimmt sind.

Obstbau unv Fabrikanlage«.

UnS wird geschrieben:

Im Zusammenhang mit den sehr günstigen Erfahrungen des kandwirtfchastlichen Soldatenunierrichts will die preußische Heeresverwaltung unter den Mannschaften eine lobens­werte Bewegung ins Leben rufen: eS soll der N a t u r s ch u tz eine ganz besondere Pflege erfahren. In Betracht kommen hierbei der Bogelschutz. die Pflege bet Landschaft, Obstbau usw Die der Heeresverwaltung gehörigen weiien Plätze sollen dieser Erweiterung de- londwirtschafilichen Unterrichts nutzbar gemacht werden. Ab­gesehen von dem großen Lehrwert, welchen bie praktische Ausübung dieser Pflanzungen für die Soldaten haben wird, wird damit auch eine Stärkung der Liebe zur ländlichen Arbeit und Scholle verbun­den. In Betracht kommen in erster Linie bie Kasernengärten und Mauern, sowie btt Gärten, Mauern und Wänbe ber Garnisons- tazarette, da hier die genesenden Soldaten ihre Muße statt mit töd­licher Langweile, mit einer gefunden und edlen Tätigkeit ouszusüllen Gelegenheit haben. Der ideelle Wert dieser Tätigkeit ist für den Soldaten mindesten» eben so hoch wie der hygienische.

Kaum ist nun diese militärische Absicht laut geworden, so sind schon die Landschaft?» und Ziergärtner und ein Teil der Künstler bei der Hand, die auch hier den Zierbäumen und Ziersträuchern. Ser LandschaftSgärtnerei den Vorrang eintäumen wollen, während doch, um unserem arbeitenden Volke und unserer Land­wirtschaft aufzuhelfen, der Vorrang nutzbringenden Anlagen ge­hören muß, in erster Linie der O b st z u ch t und dem G e in ü s e - bau, welche jetzt bei weitem nicht hervorbringen. waSDeutschland bedarf, denn der Obstimport beträgt über 200 Millionen Mark im Jahr, der Gemüseimport über 50 Millionen Mark. Wir brauchen Obst und Gemüse zur Ernährung, aber nicht italienische Pappeln and sonstige Zierbäume und -sträucher, die zwar da und dort sehr schön sind, oder die mangelnde Magen-E nährung nicht ersetzen. In umfassender Weise sollen ferner die Anlagen von N i st g e - l e g e n h e i t e n für die Vögel in den, den Militärbehörden gehörenden Liegenschaften betrieben werden. Mancherorts geschah in dieser Hinsicht schon viel, so z. B mit der Anlage von Spalier­obst an Kasernen, worin Bayern vorbildlich zu Werke ging; ferner mit Vogel- und Pflonzschutzänlagen wie in Germersheim. Diese Kultuibesirrbungen sollen jetzt aber allen Mannschaften in ganz Deutschland ans Her; gelegt werden. Die Umzäunung großer Uebungsplätze und Etablissement« soll nicht mehr durch hölzerne und eiserne Zäune bewerlstelligt werden, sondern durch Hecken und Beerensträucher, welche wieder den Vögeln Nistgelegenheit geben. Dadurch wird dem Aussteiben vieler Vogelarten entgegengearbeilet werden. Mit Recht ist zn hoffen, daß das militärische Vorbild überall nachgcahmt werde, sodaß die bisher ungenügenden Bestie- bringen von nun ab in weitestem Maße geübt werden.

Wie aber die deutsche Armee in dieser wichtigen Frage der All- Gemeinheit nützen will und nützen kann, so vermag die- auch und fast in höherem Maße dir Industrie mit ihren unermeß- üchen Fabriksanlagen, Höfen, Gärten und ihren zahllosen Arbriterguartieren und Wohnhäusern. Wie viele Millionen geeigneter Wandflächerr besitzt die Industrie, die heule | leer und öde sind und sich für Spaliere eignen und zudem eine sehr I vorteilhafte Verschönerung erfahren würden. Man denke nur an die Fabrikgebäude selbst, an die Lagerhallen. Schuppen, Scheunen und sonstigen Nebengebäude, an die Einfriedigung? mauern und an die Arbeiterwohnhäuser! ES würden diese Bestrebungen sicherlich in politischer und sozialer Hinsicht nicht ohne günstige Folgen bleiben, ja eS wäre vielleicht ein Vorbild gegeben, wie Industrie und Landwirtschaft einmal praktisch zusammen arbeiten, was sich späterhin noch ausbauen ließe. Wie viele tausende Quadratmeter Gartenland sind vorhanden! Die Wände sind ohne Spaliere, die Gärten fast ohne Obstbäume und Beerenhecken, und ohne Gemüse. Hier kann die Industrie Wunder wirken, welche wieder ihr selbst und ihren Arbeitern zu Gute kämen. TeShatb sei an alle Fabrik- bescher und Direktoren und wer jonst noch einen Einfluß in dieser Hinsicht ausüben kann, das Ersuchen gerichtet, zu bewirken, daß erstens alle Wände und Mauern mit Obstipalieranlagen versehen werden und daß zweitens dir Höfe und Gärten so weit wie möglich mit Obstbäumen bepflanzt dezw. auch der Gemüsekultur ertchlossen werden. Bei diesen Anlagen ist es aber nötig, um em Mißlingen 3U verhüten, den Rat der Obstbauwanderlehrer einzuholen, der standen sie da, ungelenk in den Gliedern, mit Gesichtern, die Holzicynittcn entlehnt zu sein schienen, lauernd der Blick, lupstich das gefrorene Lächeln im Verkehr mit Fremden, gc- .EffiniSvolle Zeichen tauschend, immer beherrscht jedes Ge- licht eine Maske. Tie,Leistung der Regie, die sich darin zu erkennen, gab, ist um so höher zu würdigen, wenn man er. mögt, daß bei dem kleinen Ensemble auch weniger routinierte .perren zu beträchtlichen Aufgaben herangezogen werden muß- I ten. Jeder dieser Japaner, die Herren H. W. v. Wolzo- gen, Th. Loos, Vt). R o chol l seien in erster Linie genannt, Dann die Herren Ebelsbacher, Graetz. Steude- a 911 6 m a n n, war mit Erfolg bestrebt, einen Typ tur nch darzustellen, lieber ihnen allen stand und mußte Hohen Der Vertreter der Hauprrollc, Herr E. Dumcke, * CIfL Japaner von feinstem Schliff und später als Mensch

-Taisuu . Dl« dieser Tokeramo bie leidenfcha etlichen .lusbrume hervor,ließ, wie er von der Last seiner Sat'gerät- 3Ft" .»a'ammenfank und endet«, wie er vor dem Kreife der ,enviien hie fern-: Heimat mit weichen schwärmenden Wor-

Hein to,r? sEdem Hörer unvergeßlich fein. Noch tft der Herren Merck-Meer en und I. Karsten zn ge- x men, x.te ihreeuropäischen Partien" gut beherrschten und ' en dar.wie schon erwähnt, der Ge- rrchtsakr an der Unzulänglichkeit der Räumlichkeiten scheiterte. togriffStit flad? ^"gewöhnlich lebhaft und die hawerndic Landtag im Kampf« mit der deutschen Sprache. | Em Münchener Leser schreibt uns: So einer aus einer Msentlicken Bibliothek ein Buch entleiht, mutz er natürlich d,e Tatiache bestätigen. Auch der b a h c r i s ch e La nd ta g bcntzt eine Bibliothek. ' Der biedere Z?n- trumsabgeordneie der nun etwa in Fällen dringender Not einen Band des Herder,ckxm Konversationslexikons der «iblio- t^k entnimmt, mufi hierbei folgende Eidesformel unter-- tchrerben:

t 1 ons- Schein zum Archivariat des baye- n6;r be2 r?<htigen Empfang deS nach- yehenden an den Unterzeichneten auf . . . aus der ßci b c m. l'Clhen sich befindenden Bibliothek gegen sichere Zurück, gäbe verabfolgten Buches, a 13: . . . "

f.y nun eine u n s ich c r e Zurückgabe zn vermeiden, schreibt z lo der Jnitruktion für den Landtagsarchivar vor- c» aWrtgireb der Kammer, in dessen Sander- ein

®I&tOt£La u Verlust geht, ist gehalten, fold-cs ? "ühen, weshalb vor Schlich der Kammer de« Arckioar ,ene Mckglieder, in deren Händen Bücher rüifftänbin (in? Dem ^trcftorium jur Anzeige zu bringen hat. Dieselben Re-' geln gelten vezü glich der BurcauS und ihrer Vorstände rcfrn der Praybial.Kanzleien der Kammern." 1 '

-fr -1-CL hohernd'c Landtag ist, wie bekannt, das gehildetÜL ,r;e-.-., feiner Spitze fielst ein berühmter "si-si ^derstudicnrat und Rektor eines human.

auf 99^^. M dem deutschen Manne bic ! pee auf. .Wo hat der Herr Rektor die rote Tintel"__w.

hältniswahl dem Surrogate Minderheitsvertretung auch für den Bund vorzieht, nachdem die erstere sich schon in den Kmi- ionen bewährt hat.

Die letzten Veröffentlichungen find einW a r n u n g s r u f", den bic Gegner des Proporzes ins Land rufen. Sie warnen davor, daß das Volk bic Proporzinitiative annehmc, benn bicse bedrohe den Freisinn. Ein merkwürdiger Freisinn, scheint uns, der durch einen zeitgemäßen Fortschritt, bie rechtschaffene Anwendung des allgemeinen Wahlrechts, be­droht wirdl Die Anhänger des Proporzes stellen demWar- nungSruf"Stimmen fchweizerifcher Staats­männer zur Verhältniswahl" gegenüber und es will die Ironie der Geschichte, daß sich unter diesen Staats­männern auch einige befinden, deren Anwandlungen von Ge­rechtigkeit keine lange Tauer hatten. Tie Halmng, welche sie früher in ihren Kantonen einnahmen, verleugnen sie jetzt im Bunde aus Parteigeist. Auf sie ist das Wort anwendbar: Ex ore tuo te judico, nach deinen eigenen Worten richte ich dich. Möchte dies auch das Schweizervolk am 23. Oktober tun und der berüchtigtenWahlkreisacometrie", die auf sei­nem BundeSlcben als Odium lastet, den Abschied geben.

Schweden.

Kin konservatives Programm.

E Stockholm, 11. Oft. Die schwedische konservative Partei rüstet sich jetzt mit aller Macht zu einer Kraftprobe im nächsten Reichstag. Zwei ober brei Sozialbemokraten werden wahrscheinlich zum ersten Mal in die geheiligten Raume der Ersten Küinmer eindringen. Die Liberalen werdengleicher­weise zum ersten Mal so stark sein, daß sie als eigene Partei auf. treten können; jedoch wird ihre Anzahl nicht größer aI5 15 bis 20 Abgeordnete sein. Aber bie kompakte Majorität der Kammer ist durchbrochen. Die Liberalen geben sich der Hoffnung hin. daß Staalsminister Sinb man am Schluß ber nächsten ReichstagS- sesssvn obgehrn ober höchsten? bi? zu den großen Neuwahlen für die Zweite Kammer im nächsten Herbst bleiben wird. Dic energische Exzellenz soll nach einem Bericht deS leitenden liberalen Organs Direktor einer großen Aktiengesellschaft mit einem ßlehalt von 100,000 Kronen werden. Er leibst dementierte jedoch dieses Ge­rücht auf das Allerbestimmteste und sicher ist. daß die Linke gar zu früh beginnt, unter sich dar Erbe des Lindmamchen Ministeriums zu verteilen. Die Rechie will sich nicht ohne j ernsten Kampf die Macht entreißen laffcn. Der letzte Schach­zug ist, daß der Leiter der Rechten in der Ersten Kammer neulich in Stockholmein neues Programm für die Partei auf» I I gestellt bat. Die des Aussehens werte Rede wies vor allem darauf hin, daß die Rechie heutzuiage keine Herrenpartei sei, son­dern klar wisse, daß man das, was man für das Volk tut, auch mit dem Volk tun müsse. Das Programm besteht hauplsächlich auS folgenden Punkten: einewirksame Lan desverte idigung ohne unnötige Kostenlasien; Schuß des privaten Eigentums und Erhöhung der ökonomfichen Arbcilskrast der Ration; Unterstützung der Ackerbürger (des Bauernstandes); Einrichiring eines bc- sonderen RegirrungSdepartementS für H a n d e l und Industrie. DaS klingt je sehr gut, und die Linke könnte jedes Wort unter­schreiben. Zudem muß man abwarten, ob die Worte sich in Taten umsetzen werden. Die Linke hat schon auf die merkwürdige, mit einer billigen Landesverteidigung kaum zu vereinbarende Tatsache | hingewiesen, daß die Regierung dem nächsten Reichstag ihre große i Flottenvorlage unterbreiten will und dabei als ersten Punkt den Bau eine? für bie LandeSvcrhölinisse zu großen Panzer­schiffes, dessen Kosten sich auf 12 Millionen Kronen belaufen.

Niederlande.

Arheilerbewegung.

-i Amsterdam, 9. Oft. Nach dem zwischen berAmster­damer JuweliersvcreinrHing" und dem ^Allgemeinen nieber- I ländischen Diamantarbeitersbund" schon im Jahre 1909 ge­schlossenen llebeteinfommen, ist in Arnfcrdarn in der D t a- mantindustrie vorn 1. Oktober 1910 an der 8%ftünbige Arbeitstag eingeführt worben.Noch ein Jahr" schreibt Henri Polak im Wochenblatt bes Bundesund nach demselben Uebereinlommen wird der Hauptpunkt des inter­nationalen Fachvercinigungprogramms: bet achtstündig« A t L c i t s t a g, in unsrer ganzen Industrie verwirklicht sein. Rew-Nork ging voran; dort wird seit einigen Jahren nicht länger als 48 Stunden pro Woche gearbeitet; im Jura, dein bedeutendsten Zentrum der französischen Tiamantindustric wurde schon seit geraumer Zeit 52 Stunden in der Woche ge­arbeitet und jetzt ist auch dort der achtstündige Arbeitstag ohne Mühe erreicht worden. In Paris bieten einig« Arbeit­geber noch Widerstand, dic Arbriter werden dort aber ihr Ziel doch erreichen, denn fic sind entschlossen, die Fabriken kurz­weg zu verlassen, wenn die bestimmte Anzahl Stunden ver­strichen ist. Allerdings besteht bi# Möglichkeit, baß bie borkigen Arbeitgeber zu Rcprcffalmaßr-:geln, also zur Aussperrung, schreiten werben; bies wirb aber, kaum schaben, ba die anderen Arbeitgeber di« Ausgeschlossenin gern« beschäftigen werden. Für bie Schweiz gilt dasselbe wie für den Jura und auch für Deutschland wird am 1. Januar die 51 stündige und ein Jahr später die 48ftünbige Wochenarbeit eingeführt sein." Eine Ausnahme macht jetzt nur noch Belgien mit seiner soge­nannten ..Bultcnmdustric", in welcher von einer Regelung per Arbeitszeit keine Rede sein kann. Wie sich bei dem kürzlich in Amsterdam abgehaltenen Weltkongreß Per Diamantarbeiter aczeigi hat. bestehen innerhalb des allgemeinen Dianiantar- i'eiterbundes noch scharre Gegenfätze. die sogar zu Aus­schließungen geführt haben. In Amsterdam wurde zwar ein versöhnender Ton angeschlagen, aber man scheint doch ent-