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Frankfurt, 27. Dezember.
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_ ^chon vor zwanzig Jahren hat Binving, der Leipziger .Strafrechtslehrer, gegenüber der Bismarckfchen Redewendung, dich die Deutschen nur Gott und sonst nichts auf der Welt .fürchteten, von der „ewigen Angst" des Deutschen gesprochen, seine Ehre könne ihm jeden Augenblick von jedem frivolen Gesellen geraubt werden, von seiner „bebenden Sorge", sie sei vielleicht schon durch das Naserümpfen oder das spöttisch: M. Wort eines Lassen in die Brüche gegangen, lind bei einer späteren Gelegenheit erklärte Binding^in ähnlicheni Zusammenhänge: „Dieser ewige Argwohn, daß es jemand aus unsere Ehre abgesehen hätte, ist für den Völkerpsycholoocn
Zeichen der stärke eines Bolles, sondern der lleberreizi- heit; er muß darin etwas Ungesundes, eine Schwäche des mdwtduellcn Selbstgefühls erblicken." Was Binding hier von der Ucberreiztheit des Ehrgefühls sagt, das gilt nicht nur von der individuellen Ehre; es trifft auch auf die Kollektiv- Ehre zu, und das Sinnlose der llebertreibung tritt hier für ein unbefangenes Gefühl umso greller hervor, je weniger man im Grund- genommen bei einem Kollektiv-Begriff von k. „Ehre" im eigentlichen, ursprünglichen Sinne des Worts
I reden rann._ Eine Gruppe, eine Korporation, ein Stand kann
nur insofern Ehre beanspruchen, als die Ehrenhaftigkeit Der einzelnen Mitglieder in ihrer Summierung für das Ganze ein gewisses Recht auf Ansehen begründet, und als die Ver- l 'Plgung dieses Ansehens unter Umständen auf jeden Einzelnen zurückfällt; abgesehen hiervon kann ein so höchstpersönliches k Gut wie die Ehre direkt nur an einem Individuum und nicht . an Der Gruppe haften. Wenn man sich hierüber immer klar F- wäre, so würden die Kämpfe zwischen den einzelnen Gliedc-
§ ruugen und Schichtungen unseres Volkes manches von ihrer Bitterkeit verlieren können, weil dann nicht in jedem Angriff auf eine Partei oder einen Stand die davon Betroffenen eine Verletzung ihrer Ehre zu erblicken brauchten. Bis jetzt Et keider von solcher vernunftgemäßen Erkenntnis in Dcutsch- sand^ wenig zu verspüren, ja es scheint, als ob die Nervosität in fragen der Stan des ehre immer schlimmer würde.
I ‘ Gf/ade in der letzten Zeit hat eine allzu empfindsame Auffassung dieser Dinge seltsame Blüten getrieben.
M. ^ie deutschen Richter haben sich vor einigen Jahren einen - Richterbund geschaffen, durch den sie die ideellen und materiellen Jnteresfen ihres Standes vertreten wollen. Das war - sehr verständig; in einer Zeit, da alle Stände sich orgaui-
- fieren, lag es nahe, daß die Richter nicht isoliert blieben.
!'■ ®&er warum muß nun das Organ des Bundes, die „Deutsche A Richter-Zeitung" in jeder Nummer mit heiligem Eifer ein - paar vermeintliche oder wirkliche Angriffe brandmarken, die
irgendwo in der bösen DageSpresse gegen den Richtcrstand I 1 ^shienen find? Besonders empfindlich ist man gegen den I ; Vorwurf der Weltfremdheit, der öfter gegen die Richter er- I fTTW» wird, und man sieht darin eine ehrverletzende .v-rab- MDtzt»ssdes gesamten Standes. Nun ist ja gewiß der Äegrifs g/ Weltfremdheit ein Schlagwort geworden, das manchmal, wie E • IfdeS Schlagwort, auch mißbräuchlich angewendet wird; aber
: ein gesunder Kern steckt deshalb doch in ihm, und auf jeden | , Fall, auch wenn man das nicht zugeben will, handelt es sich ! bei der Diskussion über die Weltfremdheit doch nicht um Ehre oder Unehre der deutschen Richter, sondern um einen sachlichen Streit über Mängel, die in den Leistungen unserer - Richter hervortreten oder hervorzutreten scheinen. Wenn die |' Richter die Diskussion hierüber allzu gereizt führen, so laufen k ■ sie Gefahr, daß sie schließlich auch für die Erkenntnis solcher
Dinge blind werden, an denen sie, gerade int Interesse Der ft Geltung ihres Standes, nicht vorübergehen sollten. Ein Vor- Lv aus den letzten Dagen kann ihneij in dieser Beziehung zu denken geben. Während ein großer Teil der Richter in denen, die gelegentlich einmal das Wort weltfremd auf den
■- deutschen Richter amvenden, lediglich böswillige oder ver- ■ ftänDnisfofe Kritiker sah, hat die sachliche Bewegung zur : Reform der Methode unserer Rechtsprechung stetig Fort- Uz schritte gemacht; sie ist auch in den Richterstand eingedrungen,
. Und in der vorigen Woche ist ein Aufruf zur Organisierung !■’ der Bewegung veröffentlicht worden, an dessen Spitze ein 'Richter, der Oberlandesgerichtsrat Bozi in Hamm, steht. In I - diesem Aufruf ist gewiß von Weltfremdhcit mit keinem Wort ; die Rede, aber es sind doch Ausführungen darin, die bedcnk- | i'ch an den Vorwurf der Weltfremdheit ankliitgen. Wer etwa
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schreibt der Herausgeber der Zeitschrift, Rechtsanwalt Soldau. Es wäre aber, wie wir glauben, eine bedenkliche Anwendung der Disziplinar-Gerichtsbarkeit, wenn man auf Grund solcher litei arischen Analysen hochnotpeinliche Verfahren einleiten wollte. Gerade ein freier Beruf wie die Anwaltschaft sollte die oben zitierten Worte Bindings beherzigen und zusehen, daß Fr nicht unter das Gericht dieser Worte falle,
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Tages-Rundschau.
Tas ..Neustädter Wochenblatt", der Generalanzeiger für Swdt und Land im östlichen Holstein, erzählt ein merk- würdiges Begebnis, das sich in N c u ft et ö t zugetraaen hat u»d an den Fall der acht Monate lang in Hast gehaltenen galizischen Dienstmagd Josefa Ciafton erinnert:
Hofbesitzer Schanz hatte zehn russische Polen als ,'lrpertcr nn IL.teuft. Plötzlich, im Dezember 1909, kam, so berichtet das- Blatt, vom Landrat die Order, Herr Schanz habe Äc Sorte sofort zu entlassen. Dies geschah, die Rusten, wurden entlassen, die nötigen Papiere wurden ihnen ctngcbär.bigt. Am Äiorgen nach der Entlassung traf der setzt pensionierte P o l i z e i w a ch t m e i st e r K. die Russen aus dem Marktplatz und verhaftete sie. Der eine wurde dann entlassen, während seine beiden Leidensgenossen, Bednacz und Adammk, in Haft blieben und volle drei Monate „gesesten" haben. Sin Teil des von den Arbeitern ersparten cheldes wurde zur Deckung der .Hafttoiten verbraucht. Auf eingelegte Beichwerde kam seitens'des Neustadter Polizeioer- walters der Bescheid, beide seien russische Polen und sollten, da ne.mtt der t u ss i sche n Po I i z e i i n K o u f l i kt stän- den, über dte Grenze spediert werden; die UnlCrhandlungcn mn den russischen Behörden seien aber regelmäßig sehr lang-
• l^ogt sich aber doch, ob zu einer Auslieferung wirklich ent ganzes Viertelsahr notwendig ist, wenn Verbrechen jo klar zutage liegen, wies dies doch — als Grund ! Der p prompten Verhaftung — anscheinend der Fall ge- I tocien ist. schließlich wurden beide forttransportiert, und nun kam ein Nachspiel: Herr Schanz, der Arbeit- ge.ber, erhielt, trotzdem er seine Leute ordnungsmäßig ent- laßen und mit den erforderlichen Papieren ausgerüstet "batte, zwet .iteÄnungen: die für Beonacz lautete über achtzig, dte pzr Adamiak gar über Hunde, tunddreißig Mark! Nachdem Herr tim. guttotllig dte erste bezahlt hatte, legte er Protest ein, doch der nützte ihm wenig, denn fetzt erhielt cE P r o- z^eß a n d r o h u n g. Nach weiteren Protesten wurde Herrn I «schanz mttgeleilt, daß die direkten Saftkosten — nebenbei: eine relativ geringe Summe, etwa 12 Mk. — für Ädamiak gestrichen werden ;ollten. Daraufhin erklärte sich &err Sch. I nut den behördlichen Maßnahmen — des lieben Kriedeus hal- ber — eitwerstanden, wenn die direkten Hafttosten auch für I ^sdnacz geitnchen würden. Dies erfolgte, und so bat der Ar- bettgeber, der völlig korrekt gehandelt hatte, für zwei feiner to«' , unil gut gearbeitet haben, insgesamt etwa 130 Mk. bezahlt, — für Nichts und wieder Nichts!
Das „Neustädter Wochenblatt« teilt noch mit, daß es sich an den dortigen. Polizeiverwaltet zwecks Information über I die Gründe für die auffallende behördliche Maßnahme gewendet, aber die Antwort erhalten hatte, das feien Polizeiiachen, über die er keine Auskunft erteilen könne. Dann hat 'der I Minister des Innern uniiomehr Ursache, darüber schleunige Auskunft zu gehen, ob der Vorfall sich wirklich so abgespielt hat, weil im bejahenden Fall hier eine Rechtswidrigkeit vorläge.
nur die Entrüstungsartikel gewisser Richter über die Angriffe gegen den Richterstand gelesen hat, der muß über diese ÄnS- führimgen in dem Aufruf höchst erstaunt sein.
Immerhin haben die Richter sich auf Den Kampf mit geistigen Waffen beschränkt; es ist bisher niemand auf dßr ■ Gedanken verfallen. Den Deutschen Richterbund als Jnstrn- I ment zur Anstrengung von Beleidigungsklagen zu benutzen. I a lese letzte Grenze ist in den vergangenen Wochen von zwei andern StandeSorganisationeu überschritten worden. Zunächst hat der Deutsche Verein für Psychiatrie seine StandeS- kommission beauftragt, Vorschläge zu machen, wie den geaeu die Psychiater gerichteten Angriffen zu begegnen sei, und di: Kommission scheint nun die Errichtung eines Rechtsbureous zu planen, das gegebenenfalls auch auf ein gerichtliches Einschreiten gegen die Presse hinwirken soll. Etwas Verkehrteres I konnten die Piychiater kaum unternehmen. Gewiß sind Die Angriffe mancher Blätter gegen die Psychiater außerordentlich ungerecht und für die Entwicklung unserer Straftechtä- pflege in hohem Maße gefährlich, aber mit Beleidigunas- prozcssen würden die Psychiater ganz sicher die Sache noch schlimmer machen. Vielleicht würden sie damit einige Unvorsichtigkeiten in der Form verhindern; die Erbitterung über I die gerichtliche Verfolgung aber würde der Verbreitung vernünftiger Einsicht nur im Wege stehen, und auf diese Einsicht allein kann es den Psychiatern doch ankommen. '
Nun sind aber die Psychiater in den letzten Wochen noch übertrumpft worden, und zwar mercwürdigeriveise von einem Organ der Rechtsanwälte, der in Mainz erscheinenden „Deutschen Rechtsanwaltszeitung". Dies Blatt ist durch zwei Zeitschriften-Auffätze in eine uns unverständliche Aufregung geraten. Im „Türmer" hat vor kurzem I. v. Pftuqk- Harttmig einen Artikel „Recht und Gericht" veröffentlicht, der allerlei krause Ausführungen über die verschiedensten Dinge enthielt und 7ich dabei unter anderm auch mit den Rechtsanwälten befaßte. Was der Artikel über die Anwälte sagt, ist zum großen Teil höchst töricht, zum Teil kann man es vielleicht sogar gehässig nennen. Als Probe fei die folgende Stelle wiedcrgegeben: „Manche Anwälte sind weit brauchbarer für unreinliche als für saubere Sachen. Zum Geld- und Reklamcinteresse gesellt sich das juristische. Das Anwälte zu allerlei Handlungen veranlaßt. Die besser unterblieben und dem Klienten nur Anforderungen an Geld und Kraft zumuten. Der Rechtsanwaltsberuf ist eben bisweilen zum Geschäft geworden, wie der Verkauf von Rosinen und Brechputver." Wegen dieser und ähnlicher Ausführungen will die „Deutsche Rechtsanwalts-Zeitung" einen Masscn- | Strafantrag bei der Berliner Staatsanwaltschaft veranlassen, damit so der Artikel als eine „sachlich unbegründete frivole Ehrverletzung" der Anwaltschaft gekennzeichnet werde. Selt- same Vorstellung! Es ist klar, daß das Gericht, wenn es in dieser Sache ein Urteil fällt, nur sagen kann: die Anwälte u.r ihrer Gesamtheit sind brave W, und Angriffe gegen die Ehrenhaftigkeit des Standes sind unberechtigt. Latten die Anwälte wirklich eine solche Feststellung sü? notwendig, und glauben sie, daß ein derartiges Urteil auch nur im leisesten dazu beitragen könnte, ihr Ansehen höher zu heben, als es ohnehin gegründet ist? Der zweite Artikel, der die „Deutsche Rechtsanwalts-Zeitung" in Bewegung gesetzt hat, ist in der „Neuen Rundschau" erschienen und hat sogar einen Berufsgenossen, den Rechtsanwalt Martin Beradt, zum Verfaß er. Es handelt sich um eine psychologische Skizze „Der Verteidiger", in der eine subtile Analyse des Verteidigers versucht wird. Sicherlich nicht des Normal-Verteidigers, sondern offenbar eines Verteidigers, der feine Tätigkeit mit größter Leidenschaft und höchstem Ehrgeiz anpackr und in dem alle Versuchungen und Gefahren, die diese Tätigkeit birgt, aufs höchste potenziert sind. Bei dieser Zergliederung kommt Beradt bann auf einige heikle Fragen, auf die Situation des Verteidigers im Falle einer Erschütterung seines Glaubens an die Unschuld des Angeklagten, und er gelangt da zu Resultaten, die verfehlt fein mögen; es muß aber schließlich erlaubt sein, sie auszusprechen, wenn man sie für richtig hält. Beradt sieht die psychologische Erklärung für das Verhalten des Verteidigers in manchen Prozessen in einer „künstlich bewahrten bona fides", und wegen dieser Aus- safsung will die „Deutsche Rechtsanwalts-Zeitung" jetzt die Änwaltskammer gegen ihn mobil machen. „Wir erwarten, daß die StandesdiWliu ihm gegenüber nicht versagen wird,"
- ) ..Garibaldi — poema autobiografko gfirnis al la Morte c altri canti inediti“
A. C h r ä t o 1 p, Balostria.
lutionäre dürfte es allerdings vorbei sein, wenn die Entwürfe I Gei eh werden. Die gemäßigten Organe sind aber ebenfalls
nicht zuftieden. Der „Temps" findet cs geradezu ungeheuer» nri), daß dem Gesetz vom 21. Juli 1909 über die Pensionen der Eisenbahner rückwirkende Kraft verliehen werden fall; das sei, so führt er aus, nicht bloß ein Eingriff in ein schwebendes Per» sichren, da die Eisenbahngesellschanen den Rekurs gegen die in lenem Gesetze ihnen auferlegten Verpflichtungen erariffeu haben., sondern es sei auch eine Verletzung der Rechte der Gesell» I Ichaftcn, denen man vertragswidrige Lasten auserlege; mit beut»
selben Rechte könnte der 'Staat 'den Gesellschaften beihnnntc Löhne. einen bestimmten Arbeitstag usw. vorichrerben. Die Regierung hat dies wohl erwogen, sie hat ober in der Beorun- bung rundweg erklärt, im allgemeinen Interesse habe der istaat das Recht, die Geiellschaften zur Gewährung einer Wersver» largung für ihre Arbeiter zu veranlrssen und im Notfall zu I zwingen. Tie Regierung ist auch offenbar der Anstcht gewesen, wenn man den Eisenbahnarbeitern das Slreikrecht nehme, was I großer Vorteil für die Gesellichaften sei, so Dürfe man dreieii-dastir auch einige Lasten auserlegen. Daß die Arbeiter das Ltreikrecht verlieren, da- gefällt dem „Temps", aber die Gesellschaften sind heilig; an sie soll nicht gerührr werden'. Auch das „Journal des DLbatS" hat einiges an den Entwürfen aus» zufttzen; ihm will cs namentlich nicht in den Sinn, daß das Streifen erst dann mit sofortiger Entlassung bestraft werden fall, wenn e- nach Abschluß des ganzen Verfahrens, alio nach dem Spruch des Schiedsgerichts erfolgt; warum, so fragt dos Blatt, nicht sofort jeden Streikenden entlassen, da könnte man ja das umständliche und zeitraubende Einigung-- und Schied-» gerichtsverfahren ersparen! Zu einer solchen Eisenbart-Kur wird sich freilich weder die Regierung noch auch die Majorität des Parlaments verstehen.
---------- MBB l , Deutsches Reich. Politik aus ver Kanzel.
* Aus Vaden. Mit Bezug auf die unter vorstehender Ueberschrist veröffentlichte Korrespondenz schreibt uns Here .Pfarrverweser La Huer in Ibach r
Vereheliche Redaktion!
Unter dem Titel: „Politik auf der Kanzel" brachten Sie in Ihrer Zeitung, Nr. 351, 2. Morgenblart, einen Artikel, der pch mit meiner Person bezw. mit dessen Tätigkeit auf der Kanzel betreffs des Z e i t u n g s l e s e n s beschäftigte. In dem;eiben Artikel sind mehrere Unrichtigkeiten, weshalb der Unierzeichnete um Aufnahme ff. Berichtigung auf Grund 8 11 des Preßgesetzes bittet.
,r...P ist unwahr, daß ich Vorlesungen aus zwei Zentrums- mattern, dem „Badischen Beobachter" und der „Neuen Walds- huter Zeitung" hielt, was ich verlas, stand in anderen Blät» ' lern ;ogar Konservativen.
, 2) Es ist unwahr, daß ich an die Wand geschlagen, gerade bet jener; Anführung, wo diese Tätigkeit geschehen sein soll, sprach ich ruhig mit einer gewissen Nüaneierung.
3) Es. ist unwahr, daß ich den Ausdruck: „die heilige Ma- L>onna getrau egt?.
. 4) Cs ist unwahr, daß ich gesagt.- neben dran der Albbote" Ioniern die glaubens- nnd kirchenfeindliche Zeitung, denn es werden auch noch andere als der „Albbote" hier oben qeleiei:
o) Es ist unwahr, daß ich die Anfübrung ber-betr. Ausdrucke in der Nethenfolge machte, wie betr. - Artikel sie hat? wodurch aoer nur cm Zerrbild entstehen kann: denn dich« sind ganz aus dem Zusammenhang herausgerissen.
Achtungsvoll
Ibachs den 22. Dezember 1910.
Joh. Lahner Pfarrverweser.
Was der Herr Pfarrverweser da berichtigt, ist ziemlich neben)ädjttdjer Ratur. Ob er den 2ert zu feiner Philippika uitramontanen oder Konservativen Blättern entnommen, ob er bei der in der Korrespondenz behaupteten oder einer anderen Stelle an die Wand geschlagen hat, ist ziemlich belanglos und darum wird an dem Urteil~über die von Herrn Lahner im vor- .legenden Hall betriebene Seelsorge auch durch diese Richtig, stellung nichts geändert. *
_,x «erkeLurgz 25. Dezbr. Gegen den Land rat Tr. « ch: ü c n tn Berleburg ist von einem an dem bekannten 'Siegener istratprozeß Beteiligten bei dem Minister des Innern der Antrag auf,Einleitung des D i szip l i n a r v er f ah - rens zur Prüfung der tm Prozeß feftgeMten Vorgänge ge» IjeUt worben. Aer Minister wird nun Gelegenheit haben, |tdj zu äugern, ob aud; für Landräte, nicht nur für untere, mittlere und ricyterliche Beamte, das Disziplinarverfahren vorhanden ist, oder ob er die Vorgänge nur als ganz gering» fugtg ansteht. J ä s ä
München^ 25. Dez. Im mittleren äußer e n Dienst der oai)eriichen S t aaisb a h n e n ist schon seit Jahren eine ^^Mteisende^e^organia t io n geplant, durch die nicht
Kanöaldi als Dichter.
Bon Dr. Albert Bacher (Rom).
. Garkbaldi und Dichter? Tatmensch und Sänger?
Em Rhapsode soll in dem Heros stecken? Es scheint unglaub- R.'A» „Sara een o (Luigo Lodi) protestiert denn auch in der
-Vtta" mit Pauken- und Trompetenton gegen den U. Frevler, der die poetischen Sünden des Selben von
: Marsala ans Licht bringt. Earduceis Nachfolger aut Mwem bolognesischen Lehrstuhl, der Tichter Paseoli k htelt ober über Garibaldis Tichterwerk schon vor sei. 8 5.c,w. Erscheinen eine dithyrambische Vorlesung vor seinen fc «Mdenten, worin er cs mit der „Ilias" verglich. Ter Heraus- U.zever des am Weihnachtsabend erschienenen Werksft schreibt L; ftbr begeistert, ihm erscheint es als das ivichtigste
V. Zcnichliche Dokument, das die Welt von der legendarischen
ck'gur des Helden zweier Welten besitze, es zeige eine neue p der Psyche Garibaldis, der so einzig in der Weltgeschickte C'.vC'IC'ie- (larüueci habe von ihm geschrieben: „In der Lebens- £ Garibaldis sieht man nickt recht, wo die Rolle Ariosts
au-hore, die des Titus Livius beginne und wo sich Mackia- cinschleiche." Was würde Cardueci aber gesagt haben | ,°cttc er gehört, daß einst eine Dichtung von dresiausend Ver- U l*L- crl<?ctI,cl1 lvsirde, die der Heros mit eigener Hand oc= f schrieben! Atc;c Dichtung verfaßte Garibaldi Ende 1862, i' cr noch an der Wund? litt, die er am Berge Aipromonte M.0U der «tratze von Messina empfangen hatte. Das autooio- k MPhriche Poem bat neumkndz,wanzig Gelänge, die Garibaldis U^^nteuerleven als Seefahrer, als Korsar in Montevideo, als " ; ?nd als Condottiere schildern und mit dem Ge-
I Aipromonte cndigem Es folgen der „Sang an den
| nnd lechzebn bisher unveröffentlichte Eing:laedichte, M-vorunter eins an Viktor Emanuel und eins auf seine vm°
«sckerstadHNizza. En, großer Teil der Verse stammt, M«nt Bleitzift geichr:eben, von Garibaldis eigener Hand, ein k gieret wurde von Mrs. Roberts kopiert, die lange in , -aprera lebte. Garibaldis der, wie man weiß, kaum ortho- ■ ZgHffch richtig schrieb, ist in feiner Poesie oft ungelenk, K p1 bizarr und wild. Nun von ihm, der immer ein „Jrrcau. RAnrer" war, kann man nickt Cardueeis klassische Technik ver- £ Wen. Dafür ist er • in seinen „Elffilbenern" lebenswahr, B^ind’.tig, impulsiv. Hier seien einige Proben in flücktiarr Ms-shersetzung mitgeteilt, lieber das Treffen von Cala- i-tlfinri (Sizilien) singt er:
Et -Sier sieht man nicht den bunten und obszönen Livreenprunk der Sklaven, nein, die Plebs nur ■L Zum Kriegervolk gewandelt, nicht zu Rosse ' ■K, Än eitlem Stolz. Der schlichte Rock umkleidet
In j-: anfreidj spenden nur die regierungsfreundlichen ibiättcr lcu Gesetzentwürfen über die RedstSverbältnisie der Eisenbahner ungeteilten Beifall; „Action". „Aurore", „Statin", „Radical", „Petile Mpublique", „Lanierne". „Sivele" und „Voltaire" sinden die Vorlaaen vortrefflich und erhoften von ihnen die gründliche Lösung aller Konflikte und die endgültige Beseitigung aller Ausstandsgefahren. Richt zufrieden sind die Sozialisten, die befürchten, daß ihnen ein Haupt- mittel der Agitation entzogen roirbi Die „Humanitd" nimmt Anstoß an dem langen Verfahren, bis zu dessen Beendigung die Arbeiter nid;t warten könnten, und dann besonders daran, daß tn allen Entwürfen von Anfang bis zum Ende nicht mit einem einzigen Worte von den Syndikaten die Rede ist. Ter „Hu- mamtd" wäre es natürlich lieber gewesen, wenn die Syndikate alchgleichberechrigte Macht gegenüber den Gesellschaften berufen unö ausgestaltet worden wären, und davon steht allerdings nichts in den Entwürfen. Mit guter Absicht, denn die Regierung hat es gerade^ verhindern wollen, daß die Streikangc- legenheiten in die Hände der Syndikatsfühler gelangen, die fdjon oft aus politischen Gründen die wirklichen Interessen der Arbeiter vernachlässigt und geschädigt haben; aber gleichzeitig hat .die Regierung dafür gesorgt, daß in allen Instanzen des Cinigungs- und Schiedsgerichtsverfahrens die Arbeiter ausrei- chend zum Worte kommen und ihre Interessen nachdrücklick) ver- treten können. Mit der Gewaltherrschaft der Syndikatsrevo»
ibeL* | ie.- ' >ent* 3 belle. 4 ibeL* | 'Teile. - bona.
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Graf boaa. ;
'»st, daß der Versuch, durch Verpachtung r«? gunstigere Verhältnisse zu erzielen, zum weuig-
st.n nicht hintertrieben werben lollte. Rach der Meinung der Ageaterrommriiion ist. der Grund für den mangelhaften Thea, t-^beinch und damit für die schwierige Lage der feinan-en in bet ungenügenden Anerkennung der chllerdingk ffte eine Äange der diesigen durchaus rcfpettablen) künst. er i| er en Leistungen leitens des Feuilletonredakteurs und Kritiker^ euies meflgen Blattes, und diese Meinung hat sich — aus welchem Wege lagt pch zur Zeit nicht nachweifen, wobl ab^r vermuten — auch aur den Prinzen H ei nr i ch Überträgen, der am »-re-tag den gedachten Kritiker in feine Loge rufen heb und ihm Vorhaltungen über seine Beurteilung der ge- botenen Buhnenlei)tungen machte; ein Verfahren, das zu den ernstesten Bedenken Anlaß geben mutz. Denn wenn man
Eobmen mag, dag der Prinz nur in der'Ueberzeugung gehandelt hat, dem guten Zweck zu dienen, und andererseits kaum beiirerten kann, dag die Leistungen der Bühne eine posi- lwere Anerlenuung verdienen, als sie ihnen von der erwähnten eetie bisweilen zuteil geworden ist, so ist es doch nicht an- gaiig-g. datz die «reibeit der Kritik durch Einmischung einer Uuto-nat gefährde: ioird, die als solche durch gesellschaftliche Stellung und berufliche Tüchtigkeit begründet ist, aber mit dem hier in terage stehenden Gebiet in keinerlei Zufammen. Hang irehr. «elbitverständlich hat ein Prinz, leie jeder andere Theaterbeiuwer, das Recht einer anderen, von dem Urteil der Pressekritik abweichenden Meinung, aber es dient schwerlich dem allgemeinen Besten, wenn das Gewicht einer perfön- "ckpn Stellung — mit oder ohne den Willen, sich auf diefe ist, stutzen — in die Wagsüiale geworfen wird, um auf die ouen.ttiche Kritik einen Einfluß zu üben. Auch hat der Ver- luch, die Krilik zu beeinflussen, selbstverständlich den Glauben zur Vorausietzung, daß der Kritiker sich tatsächlich Becinfluffeit lauen tonnte, und das zeugt nickt von allzu hoher Achtung vor üeyen Persönlichkeit. Da Prinz Heinrich sich bisher niemals tn ähnlicher Weise mit seiner Autorität in öffenilicke Tinge gemischt hat, so rechtfertigt sich die Annahme, daß ibn die Vorstellungen eenes Tritten veranlaßt haben, aus seiner Reserve herauszutreten; dieser Tritte aber wäre natürlick im Lager der TI)eaterverwaltung bezw. ihrer Freunde zu suchen.
....= TolstoisJ Ungedrucktes von Tolstoi ver
öffentlicht Dr. Adolf Hetz int „Türmer" (Verlag Greine:, u. Pfeiffer, Stuttgart), Aphorismen, die für den dereinstigeu Einsiedler von Jasnasa Poljana ungemein charakteristisch sind, z. B. folgende:
Wer fein» Kraft hat, zu Brennen und Lickt auLzuströmen, soll wenigstens, anderen nicht im Lichte stehen.
♦
Die ganze Geschichte d-r Menschheit, seit wir sie kennen,! ist ein Streben zu immer engerer Vereinigun g. Diese! Bereinigung geschieht mit den verschiedensten Mitteln, und ihr dienen nicht nur diejenigen, die für sie arbeiten, sondern sogar diejenigen, die sich ihr widersetzen, 3
Kleines Feuilleton.
Ii ,Prinz und Presse.^ Aus Kiel wird uns geschrieben: A-er Abend der Uraufführung von Hermann Bahrs neuer Komödie „T i e Kinder" hat hier nach dem ersten Akt ein kleines Intermezzo gebracht, das sich zwar hinter der ge- icklopenen Tur einer Fürstenloge abspielte, aber gleichwohl auch das Interesse der Oeffentlichkeit finden dürfte. Anlaß zu dem Zwischenipiel gab die finanziell höchst mißliche Lage, in welche die Stadt Kiel, als Verwalrerin des hiesigen neuen Stadttheaters und als solche vertreten duirh die Körperschaft einer vielköpfigen Th e a t e r k o m m i s s i o n, geraten 'ist. Agg diese Kommission, in der. sich nicht ein einziges Mitglied befindet, dos sich aus praktische Vertrautheit mit Theater- öingen — literarische Interessen sind keine Bühnenerfahrungen — stützen könnte, bei Verwaltung ihres Amts sonderliches Talent bekundet Hätte, läßt sich schwerlich behaupten, so bereitwillig man auch ihren guten Willen anerkennen mag. Umso verständlicher ist angesichts der Tatsache, daß die wirt- ichaftlich ohnehin nicht eben günstig gestellte, steuerlich schwer belastete Burgerichaft die gleichen oder gar höhere Opfer für das gegenwärtig einschließlich Verzinsung des Gebäudes rund 300 000 Mark Zuschuß fordernde Theater nicht zu leisten vermag, die Erregung über eine neuerliche Magistratsvor- Lage, derzufolge das bisherige erfolglose Stzstem der eigenen 9tegte bis zum Jahre 1917 festgelegt werden soll. Die Kenntnis dieser Sachlage ist erforderlich, damit man verstehe daß hte_ Verwaltung des Theaters nach einem Prügelknaben sucht, auf den sie die Schuld an ihrem Mißerfolg abschieben kann, und diesen, wie gelvöhnlich, in der Haltung der Presse findet, die. soweit es fick um die bürgerlichen Organe handelt,
Aus der -e-char des Exils. Geächtet lebte, Ilachdem cr die Sbtrren geäfft, ohne Waffen, Ten Städten fern, allein cr im Syalb hier. ' Wie Iris im. Sturm, mir erschien er. Fast leblos folgt’ ich, bedacht nur, Die Teuere zu stützen, zum gastlichen Dache. Ein Haufen Streu sich bot ihr als Lager/ llnd als sie. fick legend, die Hand mir Boll Liebe drückte, da wandelt sich ihre Zu frost'gem Eis, und zum Himmel'enteilte. Mich fliehend, die Seele Anitas."
., Zam Schlüsse noch eine Bemerkung. Da Garibaldi in leister Dichtung sehr oft zum Politiker wird, könnte der Lefer sich deshalb leicht in den historischen Kritiker wandeln. Doch wehren wir diese Versuchungchb. Tas Buch, das Cura- tolo jetzt herauSgab, ist kein Geschichtsbuch, sondern eine i n- t • ut e Urkunde, das nach Befreiung ringende Auffeuf-en einer Seele. Garibaldis Gedichte find ein psychologisches Dokument, da§ sich oft zur Höhe der Kunst erhebt, aber an das man nicht die Regeln der Kunst als^ Maßstab anlegen kann. Es will mit dem Herzen beurteilt sein.
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(Fraukfurter Handelszeitung.) UNd ...
’ (Neue Frankfurter Zeitunsr.) n«wYork: 20Broad Street.
Begründet von Lespslö Kanrrerrrarrn. ’
(Gesellschaft m. beschr. Haftung).
2cn Mann, der hinter'm Pflug ging, oder Sich Jonften ehrbar plagte. Des Königs Truppe, Die freche, höhnte, als sie an sich schickte, Die Uni formlosen zu bestürmen.
Doch bald ersah, beschämt, sie, daß nicht Goldkleid Der Männer Tapferkeit erzeuget.
Nein Freiheitstolz und eig'nen WertsBewußffein."
Damit vergleiche man den Gesang auf Neapel. Nachdem^ Garibaldi an Eapua erinnert hat, dessen Ueppigkeit die Kraft der Karthager Haunibals bracch fährt er fort:
»Doch diese Plage griff nicht unsere Reihen, Von Mut geschwellt, von rotem Hemd geschmückt. Ter Berg, das Tal, die Fluren werden sehen, Ob minder ward die Tüchtigkeit der Starten. Zum 'Sturm I Tu unerschrockene Phalanx!
Des Königs Reisige sind dem Tode nah' schon Ob deiner vielen Siege!" , . .
_r Entrüstung, Trauer, Zorn schallen aus der Klage über .1 s p r a m 0 n t e, wo der Heros auf seinem Zuge nach Rom von den Italienern gefangen genommen wurde:
„Schweige, Tämon der SchlachtenI Tas'Schwert Rimmer steht es mir an!
Es brach mir der Mut, nicht von dem Alter, Mein, geknickt von der Zornwut Ob meines sklavischen Landes.
Tie vor der Priester Altären Lchimpflich gebückt, sich geschändet, Sucht' ich zu retten. Vergebens! Hohn war mein Lohn! Verspottet, Verlacht hat man mich, überlassen Des Gebieters Laune und Grille!"
Sentimental, ja weich, ganz wie er im Leben so oft war, tetrö Garibaldi in dem Sang auf den Tod seiner Gattin A nita. Diese batte ihn, wie bekannt, 1849, obgleich sie ge- legnetest ~citie§ War, auf dem epopöischen Zuge von Rom über die Apenninen bis zur Republik San Marino begleitet, von wo ue beide, als die Oesterreicher nahten, nach der adria- tilchen Küste fliehen mußten. Im Pinienwalde am Strande von Ravenna erlag Anita den Strapazen. Garibaldi klagt:
„Tod! Ich lachte dreist dir in's Antlitz, nimmer Zum ersten Male, meine Mienen jedoch Erzuckten im Schmerz, und in welchem!
Im Todeskampf mein Weib, das ich liebte Mit Feuers Glut. Und kein Trunk in der Nähe Sie lechzenden Lippen zu kühlen!
Und ich lachte. Doch tear’5 der Verzweiflung, Des Dämonen Lachen. Mich zehrte
Der Hölle Geflamm', und dennoch: ich lebte.
Als Genotz mir ein Unglück zur Seite sswft L e g g i e r 0 , der unkund des Wege«, Zn fpähen. behutsam drob ausging.
Er fand-einen Held. Es war mein Bon etil
