»lag, 12. Januar 1932
20 Pfg
Abendblatt
Erstes Morgeublatt
76. Jahrgang gtr» 28—29
Drermalrge Ausgabe
Wird Kriinings Uersuch erfolglos bleiden?
Eine nattonalfofialistische Erklärung
Hindrubnrg rvird fich
Volerian Ossinski wurde zum ftetfüeptreteni>en Vorsitzenden der
1931 etwa 5% Milliarden Mark betragen. Seitdem habe sich die staatlichen Planwirtschaflskommifsion der UdSSR, ernannt.
ter i eL‘,e bie Produzenten nur Verfügung zu stellen, das wechselseitig Verbindliche und Bindende,
. o-icheidenstcr Posten des Etats; als Ausgaben für das zwischen manchen Kunst-Verlagen, mancher Zeitung und deren
einer Uolkswahl uuternehen mu^ru.
(Privattelegramm der „Frankfurter Zeitung'.)
Aus den Röten, die mit der Zeit dadurch entstanden, daß sich der immerhin begrenzte Kreis des Repertoires enger und enger zog und außer Schlagern und Platten-Folgen mit Werken von längerer Zeitdauer im alten Fahrwaffer keine Möglichkeiten mehr zuließ - aus dieser ersten Rot der Schallplattenproduktion erwuchs die Notwendigkeit: sich mit dem eigentlichen Sinn des Ganzen, wenn auch obenhin und von außen, zu befassen. Dieser erste und letzte Sinn der Platte ist doch der: daß durch das. Medium der tönenden Scheibe dem Menschen Musik erschlossen wird Beide Begriffe aber waren in der bisherigen. Rechnung sekundäre Faktoren; für Musik stand: Reproduzierender, für Mensch stand: Publikum. .Als der Stoff ausging, merkte man, daß der Stoff nicht Reproduzierender, sondern Musik, heiße; als die Bedürfnisse des Konsumenten „Publikum" gesättigt erschienen, als man sich notgedrungen an bestimmte Abnehmerschichten wenden mußte, erkannte man, daß der Konsument nicht Publikum, sondern Mensch heißt. Was bei älteren Wirtschaftsunternehmungen, deren Produktion im stofflichen auch schon kulturell oder künstlerisch bedingt ist,^ längst selbstverständlich und wesentlich geworden war: das Auffpüren geistiger Bedürfnisse bestimmter Kreise, um diesen aus ideeller Gemeinsamkeit heraus das gewünschte Material zur
London, 11. Ian. (Wolff.) Wie „Times" meldet, wird die britische Delegation auf der Abrüstungskonferenz aus Premierminister MacDonald, dem Staatssekretär des Aeußern Sir John Simon, dem Staatssekretär für die Kolonien Cunliffe-Lister, dem Kriegsminister Lord Hailtham, dem Luftfahrtminister Lord London- derry und dem Ersten Lord der Admiralität Sir Bolton Eures Mansell bestehen.
Sbg London, 11. Jan. Die Erklärungen des Reichskanzlers über die deutsche Unfähigkeit, Reparationen zu zahlen, werden in hiesigen Regierungskreisen heute e r n st e r betrachtet als bei ihrem Bekanntwerden am Samstag, und zwar fast ausschließlich wegen ihrer schlechten Aufnahme in Frankreich. Der Premiermini- st e r hat eine Verlautbarung ausgegeben, in deren Einleitungssatz er die Form der deutschen Erklärung zwar indirekt tadelt, ihren Inhalt als nicht überraschend infolge des Basler Berichtes bezeichnet und unterstreicht, daß die Reparationskonserenz nunmehr notwendiger denn je sei, da man die Dinge nicht so ruhen lassen könnte, wie sie seien. Er spricht die Hoffnung aus, daß die betreffenden Regierungen verstehen möchten, wie sehr Europas Erholung und Befriedung davon abhänge, daß man den Tatsachen ins Auge sehe. Die amtliche Ansicht, die uns auch aus anderer Quelle bekannt ist, geht also dahin, daß Dr. Brüning nichts gesagt habe, was der englischen Regierung, ja der ganzen Welt nicht schon seit langem bekannt sei. Man ist sich hier darüber klar, daß der Kanzler keinerlei Ultimatum gestellt oder gar gesagt habe, Deutschland wolle nicht zahlen. Er habe in seiner Unterhaltung mit dem englischen Botschafter in Berlin lediglich erklärt, daß Deutschland nicht zahlen könne und das es nicht klar sei, ob Deutschland überhaupt je wieder die Zahlungen aufzunehmen imstande sein werde. Diese Auslassungen an den englischen Botschafter bedürfen nach hiesiger amtlicher Ansicht weder dem Gegenstand noch dem Zeitpunkt nach, zu dem sie erfolgt sind, einer Erklärung, wenn auch die naheliegende Verknüpfung mit den Unterhandlungen der Reichsregierung und der Nationalsozialistischen Partei über die Präsidentenwahl häufig geltend gemacht wird. Großes Kopsschütteln herrscht an zuständiger Stelle über die Art und Weise, wie die Unterhaltung Dr. Brünings mit Sir Horace Rumbold an die Oeffentlichkett gekommen ist. Man versteht nicht recht, wieso die von dem Engländer nachgesuchte Unterredung, obwohl sie nur eine von mehreren ähnlichen war, so aufgebauscht wurde, und hält es fast für möglich, daß hier ein S tö ru ng sv er such vondritterSeite vorliegt. Uebrigens gehen hier zwei Dinge dauernd durcheinander, die Aeußerungen Dr. Brünings gegenüber dem englischen Botschafter und seine Erklärungen an das Wolff-Büro, die die ersterwähnten Aeußerungen abschwächten. Wenn also ein leiser Tadel an der deutschen Taktik in der ganzen Angelegenheit laut wird, so bezieht er sich auf die Unterhaltung mit Sir Horace Rumbold, obwohl diese, durch eine tadelnswerte Indiskretion in entstellter Form bekannt geworden ist, also gar nicht für die Oeffentlichkett bestimmt war. Der sehr scharf formulierte Vorwurf der „Times", die Reichsregierung sei ungeschickt und lasse den Eindruck entstehen, als ob sie England gegen Frankreich ausspielen wolle, ist also leichtfertig erhoben.
Immerhin, so ruhig wie am Samstga ist die Stimmung nicht mehr, und zwar, es sei wiederholt, wegen der Anlegung, die Dr. Brünings Worte in Frankreich fietontgerufen haben. Wit einigere Nachduck wird gesagt, daß der heutige Ministervat,
sozialistische Parteiführer, unter Aufrechterhaltung seiner verfassungsrechtlichen Bedenken gegen eine Wiederwahl Hindenburgs durch den Reichstag, die Würde und das Ansehen des Reichspräsidenten nur dann gewahrt glaubt, wenn er im Wege einer Volkswohl wieder gewählt würde. '
Wir vermuten, daß in diesem Sinne die Antwort Hitlers an Dr. Brüning ausfällt, und daß der Führer der Nationalsozialisten seine Bereitschaft erklärt, untergewissenVorausse tzun- geneineneueKandidaturHindenburgsbeieiner Bolkswahl zuunter stützen. Von Herrn Hugenberg ist gleichfalls, wie wir schon berichteten, anzunehmen, daß er die Lösung der Prästdentschaftsfrage auf parlamentarischem Wege ablehnt. Wenn somit nach mehrtägigen Verhandlungen der Versuch schettern wird, Herrn von Hindenburg durch den Reichstag wieder wählen zu lassen, dann wird man sich darauf einstellen müssen, daß die nationalistische Rechte dies als einen Erfolg Hugenbergs gegen den Reichskanzler und seine Regierung wird auszuwerten versuchen. Solchen Versuchen gegenüber wäre allerdings auf die Tatsache hinzuweisen, daß der Vorschlag Dr. Brünings die volle Billigung des Reichspräsidenten gefunden hatte, und die Führer der sogenannten „Nationalen Opposition" werden fich fragen müssen, ob ihr erfolgreicher Widerstand allein den Kanzler trifft.
Wenn voraussichtlich heute abend der negative AuSgang der Verhandlungen der Reichsregierung feststeht, dann tritt die Frage der P r ä sid ent s ch a f t s v e rl ä ng erung Hin- benburgs in ihr entscheidendes Stadium. Wir möchten• auch heute bemerken, daß uns bisher nichts darüber bekannt geworden ist, daß Herr von Hindenburg unter keinen Umständen mehr bei einer Volkswahl kandidieren werde. Wenn sich die „Nationale Opposition" dahin verständigen sollte, eine neue Wahl Hindenburgs zu unterstützen, dann möchten-wir annehmen, daß sich der Reichspräsident, vor allem angesichts der. außenpolitischen Eitt-
Die deutsche Kraftleistrmg.
Mggr« «der die Kurzfristigen Schulde«.
New Dort, 11. Jan. (Europapreß.) Der Präsident der Chase National Bank, Albert Wiggins, der gegenwärtig in Berlin an den Verhandlungen über die kurzfristigen Kredite teilnimmt, erklärte in seinem Jahresbericht, Deutschland habe die kurzfristigen Kredite im allgemeinen klug verwendet. Ein großer Teil.der Schulden könnte schnell zurückgezahlt weiden, wenn die Gläubiger bereit seien, Reichsmark statt Devisen in Zahlung zu nehmen Deutschland habe in den Schwierigkeiten der letzten beiden Jahre eine große kommerzielle und finanzielle Vitalität bewiesen. Es habe den Gläubigern seit dem Herbst 1930 rund fünf Milliarden Reichsmark zurückgezahlt und leiste auch gegenwärtig noch beträchtliche Zahlungen. Die gesamte unter das Stillhalteabkommen fallende Schuld Deutschlands habe am 31. Juli
KII und Kaseler Kericht.
Die NertLugeruug der Kredite. - . ...
. (Drahtmeldung unseres Korrespondenten.)
dt Basel, 1L Jan. Der Schatten, den die Konferenz von Lausanne vorauswirst, und der starke Eindruck, den die Erklärungen deS deutschen Reichskanzlers, über die llrenöglichkeit weiterer deutscher Reparationszahlungen im Ausland und natürlich auch in den Kreisen der „Reparationsbank" hervor- gerufen haben, hat die heutige Sitzung des Verwaltungsrates der BIZ etwas in den Hintergrund des Interesses gerückt. Von stgendwelcher Erregung über Dr. Brünings Aeußerungen, wie sie zum Teil infolge eines ersten allzu knappen Reutertelegramms anderswo zutage getreten ist, konnte in Basel und beim Board der 8JZ allerdings keine Rede sein, denn hier kennt man den Bericht des Basier Sonderausschusses und seine Entstehunggeschichte gut 8«nug, um zu wissen, daß der Reichskanzler aus dem schwerwiegenden Dokument, das die Grundlage für die Lausanner Verhandlungen bilden wird, nur die gegebenen Folgerungen ge- S»gen hat, Folgerungen, die in jenem Bericht zwar nicht ausgesprochen, aber deutlich zwischen den Zeilen zu lesen sind.
Wenn der Verwaltungsrat der BIZ heute auch seinerseits zum Bericht des Sonderausschusses Stellung zu nehmen «tte, so bedeutete dies doch nicht, daß er darüber ein formuliertes
Berlin 11. Jan. Auch wenn sich über den Ausgang der Don dem Reichskanzler Dr. Brüning in Gemeinschaft mit Herrn Kroener eingeleiteten Aktion nichts Endgültiges sagen läßt, ehe eine offizielle Erklärung der Herren Hitler und Hugenberg vor- Begt — man muß schließlich mit Ueberraschungen in der letzten Minute rechnen —, so ist in den Mittagsstunden festzustellen, daß aller Voraussicht nach mit einem Scheitern des Versuchs gerechnet werden muß, auf parlamentarischem Skge die Amtszeit des Reichspräsidenten zu verlängern, lieber diesen negativen Stand der Dinge wird auch eine Erklärung nicht hinwegtäuschen dürfen, die heute vormittag Adolf Hitler durch die Pressestelle seiner Parteileitung hat veröffentlichen lassen. Diese Erklärung hatte folgenden Wortlaut:
' Die Reichsleitung der NSDAP, teilt in einem Schreiben mit, daß der Führer der NSDAP, schon am 6. Januar d I. durch den Reichsinnenminister Groener im Auftrage des Reichs- dnzlerS unterrichtet worden sei, es bestünde die Misicht, die Amtsdauer des Reichspräsidenten durch Parlamentsbeschluß zu verlängern, und daß Adolf Hiller sich zur Zeit bemühe, die Situation zu klären. Tas Schreiben fährt fort:
' „Die endgültige Entscheidung, die noch nicht festliegt, wird misfchließlich besttmmt sein von den Rücksichten auf die Lebensinteressen der durch die nationalsozia- listische Bewegung öertretenen deutschen Nation einerseits und die Würde und das Ansehen der Person der Herrn Reichspräschenien anderer'eits.
Alle bisher von nichtnationalistischer Seite in der Presse verbreiteten Versionen über die Haltung, die Adolf Hitler bei den Serhandlungen mit dem Reichskanzler eingenommen hat, sind un- »ntreffenb unb beruhen lediglich auf tendenziösen Kombinationen."
In dieser Erklärung ist davon die Rede, daß die nationalsozia- listische Entscheidung von den Rücksichten auf die Lebensintereffen der deutschen Nation und die Würde und das Ansehen der Person deS Herrn Reichspräsidenten bestimmt sein werde, und man wäre derhalb zu der Annahme versucht, Herr Hiller habe sich nunmehr
Notenmaterial, Bearbeitungshonorar und Tantieme. Mit dem einzigen Bedacht reproduktiver Vollkommenheit im musikhandtoerk- lichen Sinne wurde so nun vom Reproduzierenden aus und durch ihn auf die Platte gebannt, was nach dem schönen Begriff ber „Musikalischen Ebelsteige" aus ber konzertanten, der Tanz- und Bühnenmusik „populär" war. Zeitgenössisches Schassen wurde nur soweit einbezogen, als es in der Haltung eines Tanz-, Tonfilm- und Kabarettschlagers modische Tagesbedeutung hatte. Daneben in den Katalogen die geheimnisvollen Gruppen „Diverses" und „Spezialitäten": Chansons, militärische und studentische Potpourris, Weihnachtsplatten mit viel Glockenbimbam und Bescherungstongemälde, Dialekt- und Komikervorträge. Wer Gelegenheit nimmt, die Gesamtproduktion zu überschauen, wird hier einen Mangel jeglicher Initiative und Ordnung, Arbeits- und Kräfteverteilung feststellen können: er wird eine nach jeder Seite hin völlig planlose Breite konstatieren, wo jede Einzelproduktion (irrtümlich) meinte, auf diesen oder jenen „Treffer" (sei es das „Largo" von Händel oder irgend ein anderes Musikstück allgemeiner Beliebtheit) nicht verzichten zu können, obwohl es bereits bet sämtlichen zehn anderen Produktionsfirmen vorlag, was über kurz oder lang dahin führen mußte, daß eines Tages bis auf die genannten „Aktualitäten" der Stoff ausging.
Technik ohne Geist; Form ohne Idee; Zivilisation ohne Kuk- turgewiffen! Nichts ist — auf die Dauer — aber gewinnbringender als die reine Einheit: Geist — Technik - Wirtschaft. Die emsig kontinuierliche Rentabilität der Schallplatte (des Tonfilms) liegt auf diesem Wege noch in der Zukunft ...
Auswege unb Versuche.
Urteil abgeben mußte. Nach den Bestimmungen des Young-Plans hatte er nur als Treuhänder der Gläubigerländer den Bericht zu begutitf&ten. Der Derwaltungsrrtt beschloß zü Äestättgen, waL der Präsident der BIZ bereits den beteiligten Regierungen telegraphisch erklärt hat, daß nämlich die Ansichten des beratenden^ Sonderausschusses von der BIZ bestätigt und g n t g e= beißen werden. Da der Basier Bericht keine konkreten Schlußfolgerungen enthielt, hatte die BIZ auch nicht Anlaß, etwa : zu Fragen Stellung zu nehmen, die ihre Existenz als Repartations- bank berührt hätten.
Die Hauptaufgabe dieser Jänuarsitzung bestand im übrigen 7— symptomatisch für die gegenwärtige Weltlage — in der V e r - längerung von Krediten. Deutschland, Oesterreich, Ungarn und Südslawien mußten die Erneuerung solcher Kredtte nachsuchen, die teils in diesem Monat, teils Anfang Februar fällig werden. (Näheres vergl. im Handelsteil.)
»Nun erst recht die Konferenz!"
MacDormld äußert sich. — Eine Indiskretion. — Besorgter Klick nach Frankreich
(Drahtmeldung unseres Korrespondenten.)
schuld um eine Milliarde SO Millionen vermindert. Der augenblickliche Gesamtbetrag der deutschen Schuld sei also, niedriger, als die Summe, die Deutschland feit Herbst 1930 bezahlt habe. Die' von Deutschland bisher geleisteten Zahlungen müßten als übermäßig hoch betrachtet werden. - ■■
Generaldirektor Dr. ing. e. ff. Richard Platz (Hackethal Draht- und Kabelwerke A.-G.) hat aus gesundheitlichen Rücksichten sein Amt als Präsident der Jndusttie- und Handelskammer H an n 0 v e r niebergelegt Zum Kammerpräsidenten wurde neu- gewählt der Vorsitzende des Auffichtsrats der Jlseder Hütte Regierungsrat a. D. Hecker (Hannover) und zum Vizepräsidenten Generaldirektor 11 e b e I e n von ber Mechanischen Weber-i zu Linden.
Leserkreisen positiv bis zum Verhältnis: Führerschaft und Gefolgschaft festzustellen ist, — das mußte bald auch der jungen Schall- platten-Wirtschast erstrebenswert erscheinen.
Die Konzerne begründeten — gleichsam als Versuchsstellen unb um einer Repräsentationspflicht zu genügen — neben dem bleibenden Produktionsbetrieb herkömmlicher Art Kulturabteilun- g e n und kleinere Produktionsgesellschaften m. b. H. mit einem besonderen Kulturplatten-Reportoire. Zu einer Gesamt-Umstellung fehlte entweder der einsichtsvolle Mut oder die Macht zur wirtschaftlichen Sicherung des „Experiments" (wie sie beim Rundfunk durch bas Hörabonnement unb bie staatliche Obhut gegeben ist unb selbstverständlich zu mehr verpflichtet, als man von der Privat, wittschast verlangen kann). — Die Kulturabteilungen und Kultur- Probuktionsgesellschasten fanden sich erst langsam und mit manchen Kompromissen — die der Gesamtentwicklung nicht von Vorteil waren unb deshalb dort, wo sie enttäuschen mußten, den Entschluß zur grundsätzlichen Wandlung der Produktion überhaupt noch schwerer machten — obgleich auch ber Mindererfolg einer „Halbheit" für die Aussicht auf den Erfolg eines ganzen Entschlusses nicht maßgeblich sein kann — in die eigentliche Aufgabe, die überhaupt von Anfang an hätte erkannt und aufgegriffen werden müssen Sie sahen auch nicht das Ganze, sondern nur Teile der Aufgabe. Sie erkannten vom Menschlichen bas Teil-Gesellschaftliche, aber noch nicht das Gemeinschaftliche; vom Kulturganzen nahmen sie Sonderausgaben: das Pädagogische, das Kultische in Angriff. Aber es geschah wenigstens etwas. Einzelwege wurden erschlossen und begangen, die für den engeren Bereich fruchtbar waren und für die Gesamtsituatton vorbereitend wirkten.
Die Kultur-Platte.
Der früheste und breiteste Versuch einer besonderen Kultur- Platten-Produktion geschah durch spezielle Produktionsgesellschaften, bie aus einer kulturprogrammatischen Gesinnung das Gebiet der kirchenmusikalischen und geistlichen Schallplatte in Angriff nahmen; in ber Folge des Entstehens die Gesellschaften: „Spielmann", „Christschall", „Musica sacra" auf katholischer, die „Kantorei" auf evangelischer Seite. Es liegt nicht in der Absicht dieser Ausführungen, hier Einzelleistungen zu werten unb gar aneinander zu messen, sondern da? grundsätzlich Neue des ,Mis" unb „wie" hervorzuheben.
Begrenzte sich bie bisherige Produktion hauptsächlich herauf: aus Kult und Liturgie ober geistlichem Konzert das auf bie Platte zu übernehmen, „was gefiel", so tat man hier einen entscheidenden Schritt vorwärts, als man dieses stofflich-ästhetische Programm gestaltbestimmend neuen Gesetzen unterwarf: denen einer arteigenen Schallplattenmusik aus neuen soziologischen und künstlerischen Bedingungen unb denen musikvolitisch- kunsterzieherischer Tendenz. Im Laufe ber Arbeit entstanden beispielsweise Bolksliebbearbeitungen für eine ober mehrere Stimmen mit einigen Instrumenten, Bearbeitungen, die in ihrer Struktur unb äußeren Besetzungsanlage bie neuen Möglichketten des Mikrophons schöpferisch auswettetm. Die w geistiger
der sich ursprünglich mit der Burmah-Konferenz beschäftigen sollte, nun hauptsächlich Dr. Brünings Erklärung und ihre Wirkung auf die bevorstehende Lausanner Tagung behandeln werde. Auch ist es bemerkenswert, daß die eingangs erwähnte Verlautbarung Mr. MacTonals erst nach einer eilig zusammengerufenen Besprechung des Premierministers mit Sir John Simons und Mr. Chamberlain formuliert wurde, also als eine politische Erklärung ersten Ranges behandelt wurde. Vermutlich haben sowohl Sir Frederie Leith-Roß, der in Paris mit dem dortigen Finanzminister verhandelt, als auch der in bezug auf jede deutsche Politik grundsätzlich etwas nervöse englische Botschafter in Paris, Lord Tyrrell, Hilferufe hierhergesandt und London von ber Aufregung in Paris unb von der angeblichen Gefährdung ber Lausanner Konferenz unterrichtet. Es verdient auch Erwähnung, daß die City, bie am Samstag Dr. Brünings Erklärungen sehr ruhig, ja günstig aufnahm, heute etwas ängstlicher ist, was sich auch darin ausdrückt, daß die heutige Börse flau eröffnete und die deutschen Werte schwach waren.
Was nun die Presse angeht, so ist der schon erwähnte Tadel der „Times" an der deutschen Taktik besonders bemerkenswert. Das Blatt sagt, daß der Fehler der Reichsregierung eher eine Ungeschicklichkeit als eine Böswilligkeit gewesen sei, aber keine Regierung könne es hinnehmen, daß irgendein Teilnehmer an der Diskussion in Lausanne die Konferenz durch eine Art von Ultimatum vorher festlege. Im übrigen weist die „Times" wie fast alle Blätter auf die innerpolitische Lage in Deutschland, insbesondere auf die Verhandlungen zwischen Dr. Brüning und Hitler hin, erklärt aber, daß diese schwierige Lage in Deutschland weitgehend bie Folge des Reparationsdruckes sei. „New Chronicle" erklärt bie Aeußerung Dr. Brünings als außerordentlich bedeutsam unb be- grüfjt sie als eine Klärung der Atmosphäre. Wenn man auch die Form, in der sie erfolgt sei, verschiedenartig beurteilen könne, so habe Dr. Brüning doch nur ausgesprochen, was jeder vernünftige Staatsmann unb Bankier außer in Frankreich schon seit langem wisse, unb daß die englische Regierung die Gelegenheit wahrnehmen solle einzusehen, daß das englische Volk von den ewigen Reparationskrisen herzlich genug habe. Sehr ungnädig geht die „Morning Post" mit der Aeußerung Dr. Brünings ins Gericht und bezeichnet sie als eine Umschreibung für glatte Zahlungsverweigerung. Die Abwicklung der Kriegsschuldenfrage werde durch diesen Vorstoß außerordentlich erschwert.
Es ist überhaupt wichtig zu bemerken, daß die Haltung ber Presse im wesentlichen etwas weniger ruhig unb überlegt ist als bie_ber amtlichen Kreise, was angesichts ber Empfindlichkeit dieses Instruments ber öffentlichen Meinung ja auch nicht verwunderlich ist. Immerhin sieht man mit Erstaunen, daß ein Blatt wie bet „Daily Telegraph" die Frage der Sanktionen, die er Mar als ausgeschlossen bezeichnet, doch immerhin ernsthaft erwähnt-
' ; (Weitere Meldungen s. S. 3.)
Verbundenheit mit der Gegenwart, mit ihrem „neuen* Menschen und iptet „neuen“ Musik zusammenklangen — und „trotz" des geistlichen Stoffes und bei allem Willen zur „objektiven Einfachheit", zu einer „anti-individualistischen" Volkstümlichkeit eine klangfrohe Erwärmung des Gefühls erreichten, wie es die „Kitschmusik". Platte als ein Surrogat im Sentimentalen vorzutäuschen sucht ohne eih Erlebnis zu erreichen. - Würde man sich hier vom gern' heilen Stoff (der eigentlich letzte Aufgabe sein sollte) lösen unb formte man so auch weltliches Volksliedgut in ben freien unb frischen Formen der neuen Gebrauchsmusik, abseits von den in me j.Un& Porm antikisierenden Begrenzungen jugendbewegter flersuche, vielmehr aus einer temperamentvollen Konkurrenz gegen- über dem oft gut gebauten, frisch pulsenden Jazz — es wäre unb bltebe die dankbarste Aufgabe der Schallplattenproduktion!
Ern bedeutungsvoller Versuch, der zum ersten Mal.kausal sich von allen früheren scheidet, der bei erhöhter Verantwortung un= geahnte Möglichkeiten in sich schließt, war der der .Lieder- plat.ten zum Mit sing en"! Sind die erften • groben auch technisch noch nicht ganz nach Wunsch ausgefallen (eine Vervollkommnung ist leicht möglich), so haben sie doch grundsätzlich die Gangbarkeit dieses Wegs erwiesen. — Das mufikpolitische Haupt - argument der Schallplatten-Gegner: das mechanische Mittel werde den letzten Anlaß geben, den Musikliebhaber gänzlich zu passivieren ihn völlig von der Selbstausübung abzubringen, wird idamtt hinfällig. (Ganz abgesehen davon, daß am Ende die innere Aktivität des bewußten Hörers für den Sinn musikalischen Laientums tote als Verwurzelung jeglicher Musikkultur entscheidend ist Und diese innere Aktivität wird von selbst erreicht, wenn künstlerisches Tun im „was" und „wie" einer soziologischen Sinngebung unterworfen ist!). So wie im gesamten Musikleben bie Frage des Musikgebrauchs und der Gebrauchsmusik als wichtige Ausgabe neben allen künstlerischen und wissenschaftlichen erkannt un“ . fllV8e9riffen wurde, so bleibt, nachdem die Schallplatte gimlitattv vollkommen vorliegt, als eine dem geistig-künstlerischen schaffen abäguate Aufgabe bie: eine sinnvolle Einordnung, rechte Nutznießung und einen fruchtbaren Gebrauch dieses 'dem Konsumenten übermittelten Materials verantwortungsvoll zu erstreben. Schon bet Beginn ber Arbeit: die lebensverbundene Wahl unb lebenbedeutende Bearbeitung und Ordnung des Stoffes roirb von dieser Absicht bestimmt; nicht nur als eine künstlerisch-ästhetische Aufgabe, sondern als eine menschliche.
Der zweite Vorstoß, die Kulturplatte zu schassen, den Menschen für die gute Schallplatte und ihre fruchtbare geben?- einorbnung zu erobern, erfolgte durch die Bemühungen um eine pädagogische Gebrauchsplatte. Hier dominiert einstweilen die Arbeit der Kulturabteilung des Lindstrom-Konzerns, die gemeinsam mit den verschiedensten Bildungsinstitutionen die ersten Schallplattentagungen veranstaltete.
Natürlich kann all diese Bemühung nur Leitwerk bleiben; selbst mit ihrer Verbreiterung auf gleichet Ebene wird sich bie grundsätzliche Situation in absehbarer Zeit nicht ändern können. Aber darin: wie hier eine einheitlich ausgeschlossene Kunsterziehung
hatte^zu Anfang die Erfindung einer Platte, die willig »efc-11??- 6on 3ahr zu Jahr in technischer Dervollkorerenung immer mürbe: Laute als Klang und Geräusch zu notieren, dik'^^h"" unb wiederzugeben. Welch herrliche Möglichkeit, ^Wulaifte aller Künste: die Musik in kleinen Dosen von bret. 6ttnflteie"1"1<1‘^ MiiEen Dauer für jeden Geschmack und für jede Sorübt ~in Klangbereitschaft zu stellen! Welche Musik? - Pgs Frage! Genügte es nicht, daß die Erfindnug, daß die
tscf.n-- „ waten, daß man sich um tadellose Aufnahmen und 'e Plattenherstellung bemühte? — Wenn darüber hinaus tunt- $ ? »sestaltgebend" mrtwirkte, so war es die Forderung nach rsepertoire, dessen Popularität „lOOprozentig" erprobt war: Sc»"! ' ? wünscht". Wer wußte, wer batte zu bieten, was ber r J wünscht? Das waren bie Reproduzierenden, die Stars «tftet tt,' des Konzertsaals, des Kabaretts, ber Tanzdiele; Sterne es in, Ordnung. Also stand nicht das Werk von Anfang des ,tdtlunIt des Interesses, im Angelpunkt her Pläne unb Eiß^<v ^ENS, sondern die Reproduzierenden bestimmten dieses.
D.E^'n: Die Gleichsetzung des „Populären" mit „dem, was Cfyef, . unscht". — Mit dem Star, dem Reproduzierenden als faab bt,™|-Lbem technischen Patent als Mittel ber Produktion 5 1 Einer lukrativen Auswertung der Erfindung ihre Ne 'kL ^werter entscheidenungssckwcrer Irrtum: Das Essen- Ä- Kunstwerk selbst interessierte die Produzenten
Situation der Schallplatte.
Stagnation ober Sinngebung?
Von Walter Berten.
Der alarmierende Wirtschaftsbericht.
Do Kultur und Wirtschaft einander jung verbunden find, wie bei bet Schallplatte und beim Tonfilm, und keinerlei macht- -olttische Autorität besteht, die auf diese Verbindung Einfluß hat, «a hören ihre Nutznießer zunächst wenig auf den Seismograph der ..^urkritik und beginnen erst dann aufzumerken, wenn der Wirt- ^^tSbericht eine das äußere Leben ihres Unternehmens un- ^utelbar bedrohende Gefahr meldet. Die Tatsache, daß die Zei- wngen jetzt eine Krise und drohende Stagnation des Schallplatten- ^tttes anzeigen, spricht für die Notwendigkeit ber Diagnose eines «wnkheitsbildes, das nicht nur durch bie allgemeine Wirtschafts- ~5e bedingt ist und bas je nach der Einsicht der Verantwort- PJeyie nach ihrer Fähigkeit, sich zur Operation zu entschließen ^r nicht, sich zum Guten ober Schlechten ändern kann. Nach Jah- s,, Irrtums und de? Raubbaues unb nach vereinzelten Ad- und Gesunbungsmaßnahmen schon während ber letzten Jahre __ t man auf dem Gebiet der Schollplattenprodicktion gerade 39 °ent Druck ber Wirtschaftskrise jetzt mehr unb mehr eine ^"Ung zum Guten erwarten dürfen.
Technik und Idee.
GESCHÄFTSSTELLEN und Generalvertretungen
Frankfun a M., Grube Esdienbeimeg Str 31-V Schillerstr 1&-24 Berlin W9, Potsdamer Straße fiel. ß 2 Ltitzow 59N1). Hamburg, Mönche- berget raße 19 Köln a Rh., Pisdj» Baus and Kaiser Wilhelm-Ring lOL Hannover Podbieisktstr3i München, Perusastr 'ond Emeranstr. 20 Stuttgart. Kronpnnzst r 22. 1-eiprig W 13, Goetastr 2, 1 Zürich. Bahnhoistr 78, Paris 8, 44, Rne de Lisbonne ^ondon S.W l.25. Evelyn Mansiou< ^'Vlisle Place. Haag-Voorburg. Dr etr. 21 New York. 164 Eifth
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?? ta^s zwei Ausgaben. Beilagen: vy^g^echnfsche Khtt. Literaturblatt. » __
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ohnajazbindüdikeit Begründet Ton Leopold Sonnemann
ctörnnr. d- böh. Gewalt od. Ausstand nicht z. Ersatzansprüchen FemsDrech-SammeLNr: Ortsruf 2 02 02, Fernruf 20301 — Telegramme t Zeitung Frankhirtm&in — Postscheck: Frankfurt-M 4430
scheidungen, bereitfinden werde, nochmals eine Kandidatur anzu- füi «ne Unterstützung des Vorschlages der Reichsregierung ent-! nehmen. Er würde gewiß von einer großen Mehrheit des deutschen schieden. Wir glauben indessen zutreffend unterrichtet zu sein, wenn | Volkes wiedergewählt werden. Vorläufig liegen aber allerdings «st die nationalsozialistische Erllärung in dem Sinne deuten, daß von Seiten der Rechten, noch keinerlei offizielle Erklärungen über sie einer Absage gleichkommt, unb daß der national- eine Entscheidung in dieser Richtung vor.
