Zweim ölige Ausgabe
Ur. 168
79. Jahrgang
Montag, 1. April 1935
Morgenblatt
(SO Piff.)
BEZUGSPREIS
M dem
Zürich 7, Jupiteretr. 47, TeL 28883
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Amt nicht bedingungslos übertragen.
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liebsten gegeben hatte.
Die Mrsteigerung der AMiEek Aarlkous.
gehrt.
h. n.
Störungen d. höhere Gewalt oder Aneetend berechtigen nicht en Ereetieneprnchee
GESCH.1FTSSTELLEM und Generalvertretungen!
Es hatte keinen Zweck mehr, auf Mr. Redle zu warten. . , Als Lary zu McCoy kam, hielt der ihm eine Karte unter die Nase: „Look here, kannst du sehen . . .?"
Die Karten, mit denen sie gespielt hatten, waren gezinkt gewesen . . . Mit Hilfe einer Brille, die Vergrößerungsgläser hatte, konnte man genau sehen, welches Blatt der Gegner in der Hand hielt . . .
Japan rechnen dürfe.
Dom selben Augenblick an, wo Deutschland die allgemeine Wehrpflicht einführte, war es klar, daß Frankreich diesen Vor- gang solange als eine unerträgliche Niederlage für sich betrachten
F ußball-Repräsentativspiel:
In Marseille:
Siidostfrankreich—Süddeutschland . . <
F ußball-Privatspiele:
SpGde Eintracht-Frankfurt—SpVg Fürth , Kickers Offenbach—SH Hamern 07 . , FSV Mainz 05—Union Niederrad . . .. SV Wiesbaden—VfL Neu-Isenburg . .
europa unternähmen und nicht andere ermutigten, ihnen Widerstand entgegenzusetzen. Mr. Eden soll also in Moskau dafür gewonnen werden, daß die Sympathie Englands sich nach dem Scheitern des Ostpaktplanes nunmehr der unverhüllten Bündnispolitik, die Moskau zusammen mit Paris und Prag betreiben will, zuzuwenden habe. Damit würde man sich allerdings reichlich weit von dem Londoner Kommunique und seinem Postulat der kollektiven Sicherheit entfernen. In diesem Zusammenhang fällt auf, daß von einer Rüstungsregelung in Moskau überhaupt nicht gesprochen worden zu sein scheint. Hier fehlt es noch an Aufklärungen.
Die Sowjetrepublik ist im übrigen jetzt kein Geheimnis für das übrige Europa mehr. Es ist wohl nicht zu viel verlangt, wenn bei dieser Sachlage Deutschland darauf besteht, daß, wenn der russische Beitrag zu dem in London von Frankreich und England geplanten System der Befriedung Europas seine Berücksichtigung findet, andererseits auch die deutschen Notwendigkeiten und Bedenken, seine nützlichen Anregungen den ihren Wert entsprechenden Niederschlag finden werden."
Was eine richtige Seegeschichte ist, darin haben vorzukommen —: Hamburg, St. Pauli-Reeperbahn, ein versoffener Segelschifss- kapitän mit fuchsigem Bart, der Pazifische Ozean, Malaien, ein Seelenverkäufer (d.i. ein Schiff, das ohne Papiere, halbleck und mit geschanghaiter Mannschaft fährt. Die Ladung besteht aus Maschinengewehrteilen, die als Apfelsinen deklariert sind —: fo eine Art „Totenschiff" also . . .), eine exotische Schöne — und Grog, sehr viel Grog. Das alles durchsetzt mit einem Geruch, gemischt aus Teer, Tran, Algen, faulem Schellfisch — und die vorschriftsmäßige „wahre" Seegeschichte ist fertig.
Verschiedenes davon fehlt in der Geschichte von den Abenteuern des Captain Lary. Trotzdem ist sie auch erlogen.
das er sich intereffierte, bezogen, ließ sie hineinbinden und so mit dem Werke vereinigen. Er verband sozusagen das Werk ^nit der Umgebung, aus der es entstanden war. Tics erklärt zum Teil die hohen Preise, die erreicht wurden.
So wurde ein Exemplar der Friedensbeding unff e n , dem Handschriften von Clemenceau, Poincare und Fach eingeheftet waren, eine Ausgabe von Baude l air es „Fleurs du Mal" mit einer Widmung des Dichters an Theophile Gautier, Briese Napoleons an Josephine, die vo. hundert Jahren herausgegeben wurden, je für ungefähr 50 000 Franken verkauft. Es entfachte sich ein heißer Kampf um kostbare Manuskripte von Alfred de V i g n y ; sür die Handschrift von „Chatterwn" mit Vorwort bot man von privater Seite 75 000 Franken, sie wurde aber auf Grund des staatlichen Vorkaufsrechtes in Frankreich der französischen Nationalbibliothek übergeben, die in den nächsten Tagen ihr Recht noch in bezug auf andere versteigerte Werke geltend machen kann. Tas Manuskript von „Servitude und grandeur militaires" erreichte sogar den Preis von 140 000 Franken. Für eine Anzahl weniger umfangreicher Handschriften desselben Autors Überboten sich die Liebhaber. Eine Sammlung von Originalausgaben von Racine überschritt gleichfalls 50 000; für interessante Ausgaben und Autographien von Racine la Fontaine und Voltaire, von Müsset und L a m a r t i n e, von glaub ert und Balzac wurden über Erwarten geboten. Eine Ausgabe der „Chanson des Gueux" von R i ch e p i n mit handschriftlichen Einlagen des Autors und Originalaquarellen von Steinlen stieg bis zu annähernd 70 000 Franken. Aus der Fülle ungenannter Kostbarkeiten müssen zuletzt noch die Werke von Victor Hugo genannt werden: unter anderem wurde z. B. eine von dem Versasser selbst verbesserte Ausgabe der „Legende des Siecles", die Juliette Drouot gewidmet war, besonders be-
Mar Donald und Daldwin.
Aemtertausch wahrscheinlich im Spätsommer (Drahtmcldung unse res Korrespondenten.)
Ter ermordete französische Minister, der ein leidenschaftlicher Bücher- und Handschriftensammler gewesen ist, hat in seinen Erwerbungen außerordentlich viel Glück gehabk. Ter Lcffentlichkeit wird es heute bewußt, nachdem die erste, dreitägige Versteigerung stattgefunden hat, auf die noch zwei weitere, wahrscheinlich genau so umfangreiche, folgen werden. Man war erstaunt, als man in Barthous Testament las, daß seine umfangreiche und kostbare, mit Geduld und Umsicht angelegte Bibliothek öffentlich verkauft, also in alle Winde zerstreut werden sollte. Ta er den Erlös der französischen Akademie übergab, hätte er seine Sammlung genau so gut irgend einem staatlichen Institut als Schenkung vermachen können I Aber Barthou legte keinen Wert darauf, die Kulturwerte, die er gesammelt hatte, in einer Museumsoitrine vor Staub geschützt zu wissen, er wünschte vielmehr, daß sie weiter von Hand zu Hand gingen und auf diese Weise lebendig blieben. Seine Bücher werden nicht mit Nennung des Gebers in den Katalogen der staatlichen Bibliotheken geführt werden, sic werden dafür aber immer wieder in den Zeitungen zur Aktualität gehören, bei Gelegenheit irgend einer Versteigerung oder einer privaten Schenkung.
Barthou hatte richtig empfunden: die erste Versteigerung seines Nachlasse? hat gezeigt, wie rege gerade in privaten Kreisen der Wunsch ist, in den Besitz solcher Tinge zu kommen, hat doch der Verkauf des ersten Teiles seiner Bücher und Autographien die Summe von 3A Millionen Franken, weit mehr als man erwartete, überschritten. Barthou hatte allerdings eine Art, Sammlungen anzulegen, die den Wert jedes einzelnen Stückes steigerte: er mar von dem Drang beseelt, Zusammenhänge aufzuspüren, Kräfte zu entdecken, die den Ausgangspunkt für Taten und Werke bildeten, geheime Berbindungen zu erkennen, die neue Gesichtspunkte eröffneten. Er suchte daher Widmungen, Briefe, Erklärungen und Aussprüche zu sammeln, die sich auf ein bestimmtes Werk, für
Abwertung des Kelga um 28 u.A.
Brüssel, 31. März. (DNB.) Unter dem Vorsitz des Mini- sterprästdentcn van Zeeland sand am Sonntag ein Minister r a t statt, der die Abwertung des B e l g a um 28 v. H. festsetzte. Tie Effekten- und Wechselbörsen, die seit Donnerstag geschlossen waren, werden Montag wieder geöffnet. Tie Devisenkontrolle wird von Montag ab auf der Grundlage der Abwertung des Belga von 28 v. H. gehandhabt. Aus dem Ausland sind, wie amtlich mitgeteilt wird, beträchtliche Nachfragen nach belgischen Renten eingegangen.
Vor der Abstimmung im Senat ergriff (wie schon kurz gemeldet) der Ministerpräsident noch einmal das Wort. Er bestätigte dabei, daß sein Vorgänger Theunis gehofft hatte, bei feinen Pariser Besprechungen Mitte dieses Monats in Paris eine wirtschaftliche Unterstützung zu erhalten. Als diese Erwartung getäuscht worden sei, sei die Regierung zu sofortiger Einführung der Devisenkontrolle gezwungen gewesen.
Aus einen großen Teil des Senats machte diese Mitteilung einen starken Eindruck.
(Näheres vergl. auch Handelsteil.)
In irgendeiner Weise werden die Franzosen zweifellos versuchen, ihn mit der V ö l k e r b u n d s s a tz u n g in Einklang zu bringen und die militärische Hilfeleistung erst dann spielen zu lassen, wenn Einstimmigkeit im Völkerbundsrat über den Charakter des Konflikts nicht erzielt worden ist. Der Völkerbund würde also in einer bisher noch nicht klaren Form eingeschaltet werden und so die Möglichkeit, die militärische Zusammenarbeit des Bündnisses automatisch zu entfesseln, verhindern. Es ist offenbar daran gedacht, zunächst einmal mit die Tschechoslowakei heranzuziehen,
so daß der Ostpakt ein Instrument zwischen Frankreich, der Sowjet-Union und der Tschechoslowakei sein werde, während England und Italien sich damit begnügen würden, ihn zu patroni- fteren. Daß weittragende Pläne für eine militärische Zusammenarbeit zwischen der Sowjet-Union und der Tschechoslowakei, vor allem, was die Luftwaffe angeht, seit langem bestehen und von Frankreich gefördert werden, ist ja bekannt. Aber selbstverständlich ist — das geht schon aus der geographischen Sage der Tschechoslowakei hervor — eine solche Zusammenarbeit, die das Kriegsinstrument der Lowjet-Union unmittelbar an die deutschen Grenzen heransühren würde, nicht ohne Zustimmung und Mitwirkung der übrigen Mächte der Kleinen Entente möglich. Laval wird sich zweifellos bemühen, dem Vertrag eine solche Form zu geben, daß er den übrigen in Frage kommenden Mächten, d. h. also dem Deutschen Reich und Polen, theoretisch offen steht. Darauf dürften auch die Engländer den größten Wert legen. Eine Zeitungsmeldung, daß Laval die Absicht habe, auf dem Rückweg von Moskau sich in Berlin aufzuhalten, wird hier jedoch mit dem größten Nachdruck, ja mit einer gewissen Gehässigkeit dementiert.
Berliner Bericht.
Am Samstag, eine Stunde vor Mitternacht, stieg eine Junkersmaschine Ju 52 zum ersten Male zu dem von 5 auf 3 Tage verkürzten Flug von Deutschland nach Südamerika auf dem Tempelhoser Feld in den Himmel auf. Es war ein ungewöhnlich feierlicher Start, Vertreter der Ministerien, des Auswärtigen Amts und südamerikanischer Gesandtschaften — in Uniform und im Frack, und die Damen in Abendtoilette — standen in der Lichtellipse des Flughasenscheinwerfers, und die Propeller übertönten die Blasmusik einer Kapelle des Luftsportverbandes, das Surren der Film-Apparate und das Murmeln der Funkreporter. Vorher hatten der Reichspostminister, Freiherr von Eltz-Rübenach, und die Vertreter von Argentinien, Brasilien und Urpquay im Vorraum der Gepäckausgabe vor den geladenen Ehrengästen die Eröfsnungsrcden gehalten. Reichsluft- fahrtminister General der Flieger G Öring war nicht erschienen, ließ aber seine Grüße durch Staatssekretär Milch bestellen, nach dessen Ansprache zwei Berliner Postbeamte besonders wichtigen Briefen, die mit auf diesen ersten Flug genommen werden sollten, unter dem Lauschen der Ehrengäste laut und nachdrücklich die Stempel der historischen Stunde aufdrückten; es waren dies Briefe von den Spitzen deutscher Ministerien an die gleichen Stellen der südamerikanischen Länder. Die meisten Briefe waren vom Reichsluftfahrtminister selbst. Kurz vor 11 Uhr nachts fuhr die Maschine an und die zwei Piloten, der Bordmonteur und der Funker gaben noch ein Winken durch die Scheiben an die Zurückbleibenden, die beim Start die Hände zum deutschen Gruß erhoben hatten. Die Presseleute, die über den wichtigen Aki zu berichten von der Lufthansa hergebeten worden waren, durften sich das alles nur von Ferne ansehen. Sie stiegen mutig auf die Barrieren, so wie sie bei den Eröffnungsreden im Vorraum mit auf die Leitern der Pressephotographen steigen mußten, um überhaupt sehen zu können, wer der Sprechende jeweils war. Langsam, wie um den Abschied hinauszuzögern, kroch das weiße, vom grellen Licht noch mehr zum Erbleichen gebrachte Flugzeug dem Lichtkegel des Lusthafenscheinwerfers nach, kreuzte über das dunkle Feld, hob sich
Ist England sirr den Ostpakt gewonnen?
Edens Srsnch in Moskau. - Große Befriedigung in Paris.' - Der Guai d'Orsay am Merke. .
(Drahtmeldungunseres Korrespondenten.)
,.Unueichuüte Bündnispolitik."
Eine deutsche Stellungnahme zu den Ostpaktplänen.
(Privattelegramm der „Frankfurter Zeitung".)
Berlin, 31. März. In einer Stellungnahme der „Deutschen diplomatisch-politischen Korrespondenz" zu dem Besuch des englischen Lordsiegelbewahrers Eden in Moskau heißt es:
„Nach der Besprechung zwischen Eden und Stalin sind in Moskau von autorisierter Seite Erklärungen abgegeben worden, aus denen hervorgeht, daß einer der nächsten Schritte der Vorschlag eines französisch-russisch-tschechoslowakischen Paktes der gegenseitigen Unterstützung sein wird. Tas ist für Deutschland zwar keine Ueberraschung, aber in diesem Augenblick doch eine sehr bemerkenswerte Bestätigung für die Richtigkeit der deutschen Einstellung zum Ost Pakt, beschwert mit der Assistance Mutuelle. Deutschland mußte diese ablehnen, weil es in ihr nur die Kulisse erblicken konnte, hinter der sich ein nicht erst heute gegen Deutschland geplantes ober vielleicht gerichtetes Bündnis verbergen sollte. Alle Versuche der Beschönigung dieses Sachverhalts und der Umkehrung der Verantwortlichkeiten konnten diesen Verdacht nicht beseitigen. Es blieb dabei, daß dem Deutschen Reich, unter der nachgerade üblichen Aufforderung, „seinen guten Willen durch Taten zu beweisen", in dem Ostpakt ein System zur Annahme präsentiert wurde, dessen ganzer Wert für die andern in seinen antideutschen Möglichkeiten bestand. Die Situation hat jetzt nur an Klarheit gewonnen. Wer diese Charakterisierung des Ostpaktplanes, soweit sie von deutscher Seite ausging, bisher für übertrieben gehalten hat, wird jetzt wenigstens den Moskauer Erklärungen, die das gleiche besagen, Glauben schenken müssen.
Die Entwicklung ist tatsächlich bereits über den ursprünglichen Ostpaktentwurf hinweggegangen. In den erwähnten Nachrichten au3- Moskau über die geplante Dreiländerkoalition heißt es näm-
Mannschaftskampf im Geräteturnen: In Berlin: DI gegen Reichswehr , , MZ.g ; 965.2
sah ruhig zu Lary auf: „Tas alles, und dann noch zehn Pfund I" Seine verwaschenen Augen schwammen hinter den dicken Brillengläsern.
Lary stand der Schweiß auf der Stirn. Nicht des Geldes wegen, - weil er sich hatte herausbluffen lassen ... Er knallte seine Faust auf den Tisch, daß es dröhnte: „Jetzt ist mit’? gleich! Ich setze mein Bein gegen die Zehn-Psund-Note. Einverstanden-?"
McCoy suchte den Captain zu beruhigen. Aber der schien außer Rand und Band zu sein, der Palmwein hatte vielleicht doch zu sehr gewirkt. — Lary wies das Geld zurück, das McCoy ihm leihen wollte und wiederholte sein Angebot. Mr. Redle bleckte die Zähne. „Allright —I" Schnallen Sie Ihr Bein ab und legen Sie es zu dem Geld auf den Tisch!"
Lary zögerte einen Augenblick. Tann rollte er sein linkes Hosenbein auf und schnallte das Bein ab. Er legte triumphierend seine Karten auf den Tisch: „Also - ich halte die zehn Pfund!" Redle zog die Augenbrauen hoch und deckte seine Karten auf. Er hatte einen Flush in Kreuz . . .
Der Captain war Verlierer. — McCoy wollte vermitteln und das künstliche Bein einlösen. „Ich habe gespielt und verloren," sagte Captain Lary dickköpsig. „Ich werde mir das »ein wieder holen. Morgen verlange ich RevancheI"
„Recht so!" entgegnete Redle.
Der Captain humpelte an zwei Stöcken hinaus. „Bye, bye, ©entfernen! Morgen sehen wir uns wieder!"
---Als der Captain am nächsten Nachmittag kam, war kein Mr. Redle zu sehen. Er hatte am Abend vorher tüchtig getrunken und war — das künstliche Bein des Captains unterm Arm — betrunken wie eine Strandhaubitze nach Hause getorkelt. Lary wartete. Er trank ein Glas Palmwein nach dem andern. Aber Redle kam auch am Abend nicht. Ta schob Captain Lary ab. Wutenbrannt---
Als der Captain am nächsten Morgen ans seiner Kabine humpelte, waren die Segel gerefft und alle Mann beim Deckwaschen. Lary brummte vor sich hin und suchte irgendeinen Grund, um Krach machen zu können. Ta sah er, daß ein .reget nicht richtig verstaut war und an einer Seite herunterhing. Ein fürchterliches Donnerwetter brach aus. Der schuldige Matrose mußte einen wahren Orkan von Flüchen über sich ergehen lassen. Er wurde in die Wanten geschickt, um das Segel in Ordnung zu bringen. Sei es nun, daß der Matrose durch den Wutausbruch des Captains hibbelig' geworden oder nur ungeschickt war — er verlor seinen Halt, als er sich über die Uard lehnte, pendelte einen Augenblick frei in der Luft und schoß mit einem Schreckensruf kopfüber aus den Riggings. Zum Glück rollte der Schoner in der Brandungsflut, und anstatt aufs Teck zu fallen, wo er sich gewiß alle Knochen zerbrochen hatte, stürzte der Matrose in das Meer — das von Haien wimmel.: . . . Lary sprang sofort über Bord. Als guter Schwimmer — trotz nur eines brauchbaren Beines — gelang es jhm, den Mann in wenigen Sekunden zu packen. Im selben Augenblick aber schoß ein riesiger Hai auf die beiden zu. Lary
hielt mit einer Hand den Matrosen übet Wasser, mit der anderen stieß er dem Hai sein Messer in den Leib.
Inzwischen war ein Boot klar gemacht worden. Die Ruderer verscheuchten den Hai. Ter Captain und der Matrose wurden an Bord gezogen.
Nachdem der Captain seine Kleider gewechselt hatte, ging er sofort an Land und suchte McCoy auf. Mr. Redle war nicht gekommen. Kein Mensch wußte, wo er geblieben war. Lary mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen. „Ich werde warten, bis Redle wiederkommt, und wenn es eine Woche und noch länger dauert!"
Am folgenden Morgen, als Captain Lary den -hölzernen Landungssteg entlang humpelte, sah er eine Menschenansammlung etwa fünfzig Meter entfernt am Strand stehen. „Ein toter Hai ist cmgeschwemmt!" wurde ihm zugerufen, als er näherkam. „Ein Riesenbiest mit aufgeschlitztem Bauch . . ."
Es war der Hai, mit dem Captain Lary gekämpft hatte. Die Eingeborenen umstanden bewundernd das tote Untier, zwei Neger hackten mit Beilen aus den Fisch «in. Plötzlich bückten sie sich. Sie rissen und zogen an den Eingeweiden — das künstliche Bein des Captain Lary kam zum Vorschein---
Fernsprech-Sammel-Nr.: Ortsnil 2 02 02. Fernruf 20301 Telegramme > Zeitung Frankfunmain Postscheck.- Frankfurt-M 4430
Nach seiner Meinung, die, wie man annehmen darf, der Ansicht des Königs entspricht, darf nicht zum reinen P a r t e i r e g r m e n t zurückgekehrt, sondern muß der Charakter einer nationalen Regierung bewahrt werden. In der Außenpolitik soll sich der neue Premierminister verbürgen, stets für den Frieden und die Autorität des Völker-
Aie Abenteuer des ßaptain Lary.
Von Erich Preuße.
Zu meiner Zeit sprachen sie in allen Fuselbudiken, Stores und Bars rund um den Pazifischen Ozean vom alten Lary mit dem Holzbein. Der alte Lary versah damals mit seinem schöner „The Naugthy Girl" den Frachtverkehr von Insel zu Insel. Er war ein Hüne von Kerl in den späten Fünfzigern, mit einer Mahne schneeweißen Haares, hellen Augen, deren Pupillen makrelenblau leuchteten, und einem Gesicht, braun wie Borkenspäne.
Das künstliche Bein, das Lary trug, war ein Wunderwerk mit Hebeln, Federn, Drähten und anderen Einrichtungen, die es dem Träger' ermöglichten, außer den Gelenken auch die hölzernen Zehen zu bewegen. Auf seinen Fahrten bastelte Captain Lary dauernd an dem Bein. Und die Pflanzer, Händler und Agenten in jenen Gewässern waren immer scharf darauf, zu erfahren, welche Verbcsierungen Lary wieder erfunden hatte. Das künstliche Bein war mit der Zeit zu einer Art Sehenswürdigkeit geworden — wie der Elbtunnel in Hamburg oder der Tom in Köln. Aber erst durch die folgende Begebenheit kam das künstliche Bein des Captain Lary in aller Munde.
Die „Raughty Girl" war Haina, eine kleine Insel der Ge-ell- schaftsgruppe, angelaufen. Captain Lary gab den Befehl über das Schiff an den ersten Steuermann ab. Er ging an Land und besuchte seinen Freund McCoy, einen reichen Pflanzer.
Als Lary kam, war da noch ein Gast anwesend: Mr. Redle, ein Agent. Was taten die drei selbstverständlich —? Sie tranken. Und spielten Karten. Sie tranken Palmwein und pokerten.
Lary hatte Glück. Er gewann. Als er ungefähr hundert Pfund gewonnen hatte, wendete sich das Blatt. Lary konnte tun, was er wollte: nichts gelang. Alle Tricks, alle Bluffs blieben ohne Wirkung. Lary verlor nicht nur seinen Gewinn, — bald ging auch sein mitgebrachtes Geld zu Ende.
Redle teilte die Karten aus. Sein-hageres, sommersprossiges Gesicht war finster und verschlossen. Gleichmütig nahm er sein Blatt auf. Durch seine dicken Brillengläser musterte er es eingehend und sah fragend zu seinen Mitspielern hinüber. Larv haue vier Asse in der Hand. Das ist, wie jeder Pokerspieler wcitz, eine hohe Karte, auf die man schon etwas wagen kann. Larv setzte, um seinen Gegner nicht gleich kopfscheu zu machen, fünf cdjiHmg. — McCoy hatte zwei kleine Paare. Dennoch bot er mit: „Tic fünf Schillinge und noch fünf 1" — Redle sah Lary herausfordernd an: „Die zehn Schilling und noch ein Pfund dazu . . .1"
Der Captain überbot. McCoy paßte. Und nun entspann sich ein erbittertes Duell zwischen Lary und Redle. Keiner wollte nachgeben. Und in der Hitze des Gefechtes schoß Lary, der ansonst ein ausgekochter Pokerspieler war, einen groben Bock: er schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie: „Ich setze mein letztes Geld auf diese Karte!" Er schob alle Scheine zum Pott. — Redle
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würde, als der Ostpakt nicht abgeschlossen sei. Die Schwierigkeit bestand nur darin, diese Politik inEinklang mit ber eng« lischen z u bringen und nicht für die Annäherung an Moskau den Preis des Verlustes der englischen Intimität zu bezahlen. Ties ist besonders Lavals Bestreben gewesen, feer infolgedessen über den Verlaus der Besprechungen Edens in Moskau eine ganz besondere Genugtuung an den Tag zu legen scheint. Die französische Auffassung geht also dahin, daß der englische Widerstand gegen den Abschluß eines Sicherheits- und militärischen Hilfcleistungsvertragcs zwischen Frankreich und der Sowjet-Union aufgehört habe und daß' die britische Regleru>.^ nunmehr dieser französisch-russischen Sicherheitspolitik ihre „aktive Sympathie" zuzuwenden entschlossen sei. Es ist sogar nicht ausgeschlossen, daß gestern hier bereits eine Art von Text für einen Ostpakt unter Mitwirkung Potemkins und Tituleseus ausgearbeitet worden ist. Viele Zeitungen behaupten jedenfalls heute, daß die demnächste Reise Lavals nach Moskau nicht nur ein allgemeines Ergebnis zeitigen, sondern zu einem greifbaren politischen Abschluß führen werde. Wir haben aber den Eindruck, daß dieser Ostpakt doch nicht den primitiven Charakter eines Militärbündnisses erhalten werde, den die Sowjet-Union am
bundes einzutreten.
Soll das Gesicht der Regierung unter der neuen Führerschaft nicht verändert werden, so wird Baldwin andererseits doch darauf bestehen, daß gewisse Charakterzüge künftighin stärker hervortreten. Da gleichzeitig mit dem Aemtertausch auch eine weitgehende Re- organlsalioy des Kabinetts geplant .ist, könnte sich, schon aus^dcr Umgruppierung der Kräfte die Entfaltung neuer Energien ergehen. In der Wirtschaftspolitik mag dies vielleicht die Uebernaymc einiger der-Wiederbelebungsrezepte Lloyd Georges bedeuten, dessen Gesamtplan zur Zeit von einem Kabinettskornitec studÄrt. wird In den Fragen der Rüstung wird.die Regierung Baldwin vermutlich noch stärkeren Wirklichkeitssinn zeigen, als dies schon in den letzten ÜJionaten bet Fall war. So wird zum Beispiel das Mld- winsche Wort, daß in der Lust keine sich in Kampfentfernung befindende Nation stärker sein dürfe als Großbritannien, eingelöst werden. Vor allem ist aber damit zu rechnen, daß das Kabinett Baldwin sich gerade auch in der Außenpolitik eines großen Realismus befleißigen wird. Die Aera MacDonold war ein Zeitabschnitt, in welchem die britische Außenpolitik noch viel mit Appellen an den Idealismus der Völker operierte. Hiernach wird sich Großbritannien stärker der Nüchternheit der Tatsachen zuwenden.
e W v I> London, 31. März. Als Sir John Simon am Mittwoch abend nach seiner Rückkehr von Berlin mit dem Premier- Minister zusammentraf, hatte nicht nur er Hochinteressantes zu erzählen, sondern auch für MacTonald gab es höchst Wichtiges zu berichten. Der Premierminister war am Nachmittag vom König in Audienz empfangen worden und hatte die Zustimmung des Monarchen zu dem Aemtertausch erhalten, der, wie wir vor einiger Zeit berichtet haben, zwischen ihm und Baldwin geplant ist.
MacDonald liegt daran, in hohen Ehren aus seinem gegenwärtigen Amte zu scheiden. Er will im Mittelpunkt des Glanzes bei den bevorsteheden Jubiläumsfeiern stehen und deshalb den Aemtertausch nicht vor dem Spätsommer vornehmen. Auch auf dem Felde der Außenpolitik möchte er, daß seine Tätigkeit einen ehrenvollen Abschluß finde. Darum 'ant er, Simon z u ber Konferenz von Stresa zu degl eitert, auf der Mussolini eine Hauptfigur fein und die im Hinblick auf die hochgespannte . europäische Lage wahrscheinlich für Europa eine sehr schwerwiegende Bedeutung haben wird. MacTonalds Gesundheit ist äußerlich nach seiner jüngsten Erkältung völlig wiederhergestellt. Der Premierminister hat jedoch eingesehen, daß er die Führung des Kabinetts nicht mehr in Händen behalten dürfe, da seine Popularität im Lande schwer gelitten hat und er selber auch nicht mehr die nötige innere Elastizität besitzt. Vermutlich wird er nach bem Aemtertausch mit Baldwin im Kabinett als Minister ohne Portefeuille an zweithöchster Stelle bleiben. Da er den Wunsch hat, auch weiter die Politik des Kabinetts in entscheidender Weise zu beeinflussen, so will er Baldwin bas höchste
- ...... „k i lich, alles, was man wünsche, sei, baß die Engländer nichts ui* s gegen derartige Bemühungen zur Erzielung der Sicherheit in Ost-
Sbg Paris, 31. März. Die Verhandlungen des englischen Ministers Eden in Moskau haben hier ein umso größeres Interesse gefunden, als sie auf französischer Seite von Verhandlungen begleitet wurden, die geeignet sind, die französisch-russische Politik zu fördern. Der hiesige Sowjetbotschafter Potemkin hat den Außenminister Laval gestern nicht weniger als zweimal ausgesucht. Außerdem hat letzterer den englischen Botschafter empfangen,, der ihn, wie es heißt, über die Verhandlungen Edens, die ja gestern abend schon praktisch zu Ende gegangen sind, ins Bild gesetzt hat. Rechnet man hinzu, daß Titulescu sich zurzeit in Paris tzeftndct und gestern erneut mit Laval verhandel! hat, so gewinnen bie französischen Stimmen an Wahrscheinlichkeit, die behaupten, daß der Abschluß des O st p a k t e s unmittelbar bevorstehe oder doch wenigstens gewaltige Fortschritte gemacht habe. So lückenhaft die hier eintreffenden Nachrichten aus Moskau auch sind, so ersieht man aus ihnen doch, daß die Leiter Sowjetrußlands in ihren Gesprächen mit dem englischen Minister versucht haben, die englisch-russische Politik aus eine sehr breite Basis zu stellen und auch der jahrhundertalten Spannung zwischen England und Rußland in Asien nicht aus dem Wege zu gehen. Man, sieht daraus — was ja auch sehr wahrscheinlich klingt —, daß die Sowjet-Union entschlossen scheint, das Vertrauen Englands vollständig zu gewinnen und diese Macht zur Anhängerin und Förderin der von der Sowjet-Union gewünschten europäischen Sicher- heitspolitik zu machen. In diesem Zusammenhänge heißt es, daß auch die fernöstlichen Probleme von den Russen in einer Weise angepackt worden seien, die Englands Zufriedenheit gesunden haben und daß man infolgedessen in absehbarer Zeit mit einer bedeutenden Entspannung zwischen der Räte-Republik und