Zweimalige Krrsga de
Ur. 379
Zweites Margrndlatt 80. Iahrg
15 Pfg
Samstag. 27. Juli 1935
in Fragen, die auch Italien interessieren. Nicht zuletzt auch des-
Sterilisation
Schmangerschaftsmrterkrechung
Eine Ausführungsverordnung
von 1928, den Kellogg-Pakt und den Völker-
Hamm hat Dr. Ossenberg noch vollenden können.
b.
dessen Tagesordnung durch die italienische Note eingeschränkt/
Man hat es mit dem seit längerer Zeit ersten aktiven Beitrag Italiens zu den Bemühungen um die Schonung Genfs zu tun. Wenn Italien sich zunächst diesen Bemühungen gegenüber spröde verhalten hat, so bedeutet das, wie wir wiederholt hervor- gehoben haben, keineswegs, daß ihm die Genfer Institution völlig gleichgültig sei. Man hat in Rom, wenn man es auch jetzt nicht hervorhebt und wenn die fascistischen Organisationen bei Demonstrationen Transparente mit höhnischen Schmähungen des Genfer Instituts vorantragen, durchaus den Sinn für das französische Bedenken, daß bei einer Schwächung des Völkerbundes etwa durch Italiens Austritt die Mitarbeit Englands in Europa weiter in Frage gestellt erscheint. Trotz der anhaltenden englischitalienischen Spannung kennt man im Palazzo Chigi ihren Nutzen
Gewißheit, in der Frage von Ual-Ual völlig im Recht zu sein, will die fascistische Regierung mit diesem geschickten diplomatischen Schritt die abessinische Regierung an die Wand drücken. Was immer der Ausgang sein wird, die italienische Regierung muß den Vorteil haben. Stimmt Abessinien der Aufnahme der Verhandlungen zu, so wird Italien durch die Kommission zu zeigen in der Lage sein, daß Abessinien der Angreifer war. Lehnt es ab, so ist ein neuer Beweis für die Bösgläubigkeit der abessinischen Regierung erbracht, und die fascistische Regierung gewinnt auch gegenüber Genf größere Bewegungsfreiheit. Selbst im Falle der Einberufung des Völkerbundsrates wird
sagen, daß Großbritannien seine gegenwärtige Haltung aufgeben werde, falls Italien sich gegenüber dem Völkerbunde, allzu widerspenstig zeigen sollte. Auch in dieser Sache befindet sich die britische Politik fürs erste völlig auf der französischen Linie.
Angesichts der scharfen Angriffe, zu denen es wiederum in den italienischen Zeitungen gekommen ist, befleißigt sich die britische Presse anerkennenswerter Mäßigung. In London ist man
Nb Rom, 26. Juli. Italiens diplomatischer Schritt, mit dem es seine Bereitschaft zur Wiederaufnahme der Verhandlungen der Ual - Ual - Kommission erklärte, wird als ein wichtiges Entgegenkommen an Frankreich zur Wahrung der Genfer Positionen angesehen.
Der „Corriere della Sera' schreibt: „Wenn auch der Zwischenfall von Ual-Ual und die sonstigen Zwischenfälle nicht die italienisch-abessinische Frage erschöpfen, so haben sie doch zweifellos ans Tageslicht gebracht, welches die wirklichen Absichten der Regierung in Adis Abeba waren, die sich nicht gescheut hat, lange Monate den Ueberfall von Ual-Ual vorzubereiten. In ihrer
müssen.
Ein Diplomat einer der an den Verhandlungen unmittelbar interessierten Mächte sagte uns, daß er noch nie eine so gründliche und prompte Kenntnis der Völkerbundssatzungen bei den Beamten des italienischen Außenministeriums angetroffen habe wie jetzt. Man hat alle aufgetauchten Möglichkeiten des Spiels mit den verschiedenen Artikeln geprüft und sich eigene Lösungen überlegt, wenn auch nicht vorgeschlagen. Jedenfalls zeigt dieses Studium die Ernsthaftigkeit des italienischen Wunsches, Genf trotz Ostafrika zu retten. Am Ende aber kommt Italien immer wieder auf die ursprüngliche einfache Vorstellung zurück, wie Genf über die Klippe des jetzigen Streitfalls hinweggebracht werden sollte: nämlich einfach dadurch, daß die Mitgliedereigenschaft Abessiniens wegen seiner „Barbarei" rückgängig gemacht wird mitsamt allen ihren Folgerungen. Der Völkerbund soll einfach die ganze Angelegenheit als nicht in seiner Kompetenz stehend betrachten. Und man muß sagen, daß die Reihe der bisherigen Be
worben, daß eine SchwangerschaftmitEinwilligung der Schwangeren unterbrochen werden kann, wenn ein Erb- gcsundheitsgericht rechtskräftig auf Unfruchtbarmachung einer zur
,,Frankfurter Zeitun g".)
werden soll. Kann ihm nach Ansicht des Amtsarztes die Bedeutung der Maßnahme nicht verständlich gemacht werden, fo ist die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters oder des Pflegers erforderlich. Ohne die Einwilligung ist der Eingriff nur statthaft, wenn er wegen unmittelbarer Gefahr für Leben oder Gesundheit nicht aufgeschoben werden kann.
Eine Unfruchtbarmachung oder Schwangerschaftsunterbrechung gemäß § 14 Abs. 1 des Gesetzes darf erst vorgcnommen werden, nachdem eine G u t a ch t e r st e l l e den Eingriff für ersgrder- I i ch erklärt hat, es sei denn, daß er wegen unmittelbarer Gefahr für Leben oder Gesundheit nicht aufgeschoben werden kann. Der Anrufung der Gutachterstelle beüarf es nicht, wenn die Unfruchtbarmachung dadurch bewirkt wird, daß erkrankte Teile der Geschlechtsorgane entfernt werden. (Artikel 5 der Verordnung.)
Der Reichsminister des Innern bildet nach Bedarf Gutachterstellen, die darüber entscheiden, ob gesundheitliche Gründe die Unterbrechung der Schwangerschaft oder die Unfruchtbarmachung erfordern; er erläßt auch Richtlinien über b te Voraussetzungen, unter denen solche Gründe als vorhanden anzusehen sind. Der Leiter der Gutachterstelle wird von dem Reichsminister des Innern berufen und abberufen.
Zum Gutachteramt dürfen nur Aerzte arischer Abstammung im Sinne der Ziffer 2 Abs. 1 der Ersten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums berufen werden. Von der Gutachtertätigkeit ist der Arzt ausgeschlossen, der die Maßnahme beantragt hat. Tie 'Berufung als Gutachter kann nicht abgelehnt werden.
Zur Einleitung des Verfahrens bei der Gutachterstelle bedarf eS des schriftlichen Antrags eines approbierten Arztes.. Die Gutachterstelle läßt jeden einzelnen Fall durch zwei approbierte Aerzte schriftlich begutachten. Diese sollen ihr Gutachten nach persönlicher Untersuchung des Betroffenen in der Weise erstatten, daß
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schiedenen Genreaktionen veranlaßt werden, und von hier aus läßt sich nun die ganze Entwicklung als eine Kette von Genwirkungen auffassen, die immer wieder neue und in verschiedenen Keimesrogionen verschiedene Genwirkungen auslösen müssen. Schließlich ist der fertige Organismus da, in dessen Zellen nun derselbe Kern, dessen Erbanlagen die Entwicklung leiteten, auch noch die weiteren Lebensfunktionen der Zelle lenkt. Es tst nicht ausgeschlossen, daß dabei wieder dieselben Bestandteile des Kerns in Tätigkeit sind, zu ihrer neuen Aufgabe bestimmt durch das von ihrer letzten Tätigkeit geschaffene Substrat.
, Dr. K. Henke (Berlin-Dahlem).
geographischen Rassen stets gleichermaßen vorhandene Abgestimmt- heit der Geschlcchisfaktoren aufeinander doch je nach der Rasse auf verschiedenen Niveaus liegen kann. Bei Kreuzungen verschiedener Rassen untereinander verhalten sich dann die Faktoren der beiden gekreuzten Raffen für ein bestimmtes Geschlecht in ihrem Erbgang so zueinander wie sonst Normalform und Mutation eines Gens, ohne daß aber hier einer der beiden Zustände als mutiert, der andere als normal angesehen werden könnte, da sie für sich beide normal sind. Indem nun durch die Kreuzung starke Faktoren des einen und schwache des anderen Geschlechts kombiniert werden, treten Störungen in der Realisation der Geschlechter ein, weil das Verhältnis zwischen den Wirkungsstärken der gegensinnigen Anlagen gestört ist, das zur Entscheidung zugunsten des einen oder anderen Geschlechts nötig ist. So können schließlich, wenn extrem starke Männlichkeits- und schwache Weiblichkeitsfaktoren zusammenkommen, nur noch Männchen entstehen oder nur Weibchen bei der umgekehrten Kombination. Dies Ergebnis deutet aber darauf hin, daß die verschiedenen Wirkungsstärken der Geschlechtsfaktoren bei den verschiedenen Rassen genau so auf einfachen Quantitäten der beteiligten Erbfaktoren beruhen, wie bei der normalen Geschlechtsbestimmung das sichtbare Vorhandensein von einem oder zwei Geschlechtschromosomen (und damit der entsprechenden Mengenabstufung der in ihnen gelegenen Geschlechtsfaktoren) über das Geschlecht entscheidet. Diese Folgerung bewährt sich dadurch, daß auch die Wirkungsweise zahlreicher Mutationen verständlich wird, wenn sie als quantitative Aenderungen eines Gens aufgefaßt werden, durch welche ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Anlagen gestört wird. So kann man bei Drosophila durch bestimmte Kreuzungs- cxperimente ein einzelnes mutiertes Gen, das die Borstenbildung unterdrückt (mit wenigen anderen zusammen, die mit ihm fest gekoppelt sind, in diesem Fall aber das Resultat nicht beeinflussen) in einfacher, doppelter, dreifacher oder vierfacher Dosis mit dem normalen übrigen Anlagenschatz kombinieren. Bei Anwesenheit der einfachen Dosts des mutierten Gens ist die Beborstung sehr stark rückgebildet, bei doppelter Dosis schwächer, bei dreifacher noch schwächer, und bei vierfacher findet überhaupt keine Reduktion mehr statt, es werden sogar überzählige Borsten gebildet. Erhöht man zugleich die Zahl der übrigen Chromosomen, so ergibt sich umgekehrt eine Verstärkung der Rückbildung der Borsten. Offenbar beruht hier die Wirkung der Mutation auf einer Störung des Gleichgewichts zwischen verschiedenen Genen, welcher durch Aenderungen ihres zahlenmäßigen Verhältnisses im Erbgut entgegengcwirkt werden kann.
Die bisher angeführten allgemeinen Gesetzmäßigkeiten in der Art der Gegenwirkung ergeben sich aus einer Zusammenfassung zahlreicher Kreuzungsexperimente, in denen die verschiedensten Merkmale bei zahlreichen verschiedenen Objekten des Tier- und Pflanzenreiches studiert wurden. Diesen allgemeinen Aussagen haftet begreiflicherweise noch eine gewisse Unbestimmtheit an, welche nicht zuletzt dadurch bedingt ist, daß eine Isolierung einzelner Entwicklungsprozesse durch das Kreuzungsexperiment unmöglich ist. Hier führt eine in der Entwicklungsphysiologie sonst mit großem
erkannt hat, es sei denn, daß die Frucht schon lebensfähig ist, oder die Unterbrechung der Schwangerschaft eine ernste Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Frau mit sich bringen würde. (§ 10a).
Freundschaft die Gefahr einer zu ausschließlichen Beziehung zu Frankreich bewußt bleibt. Man ist hellhörig, wenn z. B. eine französische "Zeitung taktlos genug ist zu schreiben, daß Italien, in seinen afrikanischen Interessen von England, in seinen europäischen durch die Anschlußgefahr bedrängt, schließlich doch, auch in der Genfer Frage, der französischen Führung werde folgen
mühungen, einen Artikel aus dem Abschnitt „Die Regelung der Streitigkeiten" der Völkerbundssatzung in einer zweckentsprechenden Art anzuwenden, nach und nach eine gewisse Annäherung an die italienische Auffassung herbeizuführen schien. Artikel 15, Absatz 7, bedeutet doch schon die Ausschließung des Streitfalles aus dem Völkerbundsbereich. Warum aber genügt er Italien noch nicht? Zunächst handelt es sich um die drei Monate Wartezeit, die zwischen dem Ratsbericht und dem Beginn der Feindseligkeiten verstreichen müssen, was gerade im abessinischen Fall mit der entscheidenden Bedeutung der klimatischen Vcrhältnifle von Bedeutung sein kann. Zu diesem Grund kommen noch andere hinzu, die heute der „Popolo di Roma" vorbringt. Um zu dem Schluß des Absatzes 7, der den Parteien die Handlungsfreiheit gibt, zu gelangen, muß die Streitfrage nach Absatz 2 vor den Völkerbund gebracht und von den Parteien dort vertreten werden. Italien und Abessinien würden also auf eine Ebene gestellt erscheinen, was Italien eben vermeiden will. Weiterhin setzt Absatz 1 voraus, daß die Frage nicht einer Schiedsgerichtsbarkeit unterworfen ist. Und da das ja der Fall sei, könne der Völkerbund nicht befaßt werden. Auch von dieser Seite her kommt man dazu, in der Wiederaufnahme der Arbeiten der Ual Kommission den geeigneten Weg zu finden, auf dem man um Genf herumgehen kann. Italien kann seine Meinung üb:" Abessinien durch die Kommission deutlich machen. Schließlich ist freilich mit allem Bisherigen das Problem, wie der Völkerbund sich verhalten soll, nur auf die lange Bank geschoben, denn am Ende muß man ja doch nach Genf hinein. Aber das werde, so meint man,' später leichter sein als jetzt. Wenn die abessinische Bürde abgeworfen ist, wird Italien seinen Platz wieder einnehmen.
Die Trup p e nv ersend un gen gehen in beschleunigtem Tempo vor sich. In Neapel wurden Maschinengewehrabteilungen und Spezialarbeiter vom Kriegsminister verabschiedet. Aus Terrera, Sulmona, Bologna, Palermo, Caserta Rieti, Messina, kurz aus allen Teilen Italiens, wurden Truppenkontingente nach den Häfen verfrachtet. In Neapel trafen 300 Freiwillige aus Tunis ein. Die Zahl der Auslandsitaliener, die sich freiwillig gemeldet haben, beträgt nach ener gestrigen Bekanntgcbung über 10 000.
(Weitere Meldungen siehe Seite 2.)
In dem Aenderungsgesetz war ferner gesagt worden, daß eine Unfruchtbarmachung oder Schwangerschaftsunterbrechung, die nicht nach den Vorschriften des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses erfolgt, sowie eine Entfernung der Keimdrüsen nur zulässig sind, wenn ein Arzt sie nach den Regeln der ärztlichen K u n st zur Abwendung einer ernsten Gefahr für das Leben oder die Gesundheit desjenigen, an dem er sie vornimmt, und mit dessen Einwilligung, vollzieht (§ 14).
Die zuständigen Ministerien haben nunmehr zu diesem Aenderungsgesetz eine Ausführungsverordnung erlassen, die im wesentlichen folgendes bestimmt:
Die Unterbrechung der Schwangerschaft nach § 10a des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses und die Unfruchtbarmachung sollen nach Möglichkeit gleichzeitig durchgeführt werden. Der Unterbrechung der Schwangerschaft int Sinne des § 14 des Gesetzes steht die Tötung eines in der Geburt befindlichen Kindes gleich.
Die Einwilligung zur Schwangerschaftsunterbrechung nach § iöa und zur Unfruchtbarmachung, Schwangerschaftsunterbrechung oder Entfernung der Keimdrüsen nach § 14 des Gesetzes ist von demjenigen zu erklären, an dem der Eingriff vorgenommen
Erfolg verwandte Methode weiter, nämlich die Transplantation. Sie erlaubt es, Reaktionen von Teilen, die verschiedene Anlagen besitzen, aufeinander zu studieren. Ihre Anwendung auf verschiedene Raffen der Mehlmotte hat zu sehr interessanten Ergebnissen geführt. In dem 1. Aufsatz wurde ein Mendelfaktor erwähnt, welcher neben anderen Wirkungen die Augenfarbe und die Pigmentierung der Hodenhülle beeinflußt. Wenn der Faktor A in den Zustand a mutiert, erhalten die Augen statt der normalen schwarzen eine rote Farbe, und die dunkle Pigmentierung der Hodenhülle der männlichen Tiere, die normalerweise in der Heranwachsenden Raupe sichtbar wird, bleibt aus. Wenn man nun Tieren der rotäugigen Rasse, die statt des Faktors A eine abgeänderte Form a führen, bestimmte Organe — geprüft wurden bisher Hoden und Ovarien — normaler Tiere mit dem Faktor A implantiert, so erhalten Augen und Hodenhülle des operierten Tieres die dunkle Pigmentierung, wie sie für die A-Tiere charakteristisch ist. Umgekehrt kann man den Hoden eines a-Tieres auch durch Einpflanzung in ein A-Tier zur Ausbildung einer dunklen Hülle veranlassen. Diese Versuchsergebniffe besagen, daß die Wirkung des Gens nicht auf die Zellen beschränkt ist, in denen es liegt, sondern daß es in anderen Körperregionen, in denen es nicht selbst vertreten ist, Wirkungen auslösen kann. Von dem Gen A geht also eine Art von Hormonwirkung aus, wie sie als Resultat der Tätigkeit innersekretorischer Drüsen seit langem bekannt ist. In diesem Fall ist aber die Bildung eines solchen die Entwicklung lenkenden Stoffes nicht die Folge der vorhergehenden Entwicklung eines bestimmten Organs, einer Drüse mit innerer Sekretion, sondern sie stellt die mehr oder weniger unmittelbare Wirkung eines einzelnen Gens dar. Es ist zu hoffen, daß es gelingt, diesen interessanten Ueberträger der Wirkung eines einzelnen Gens aus dem Blut der Tiere zu isolieren.
Ta wir über das Wirken der einzelnen Gene noch so wenig wiffen, ist es nicht verwunderlich, daß zur Frage nach dem Zusammenwirken der einzelnen Erbfaktoren zur Bildung eines harmonischen Ganzen noch kaum konkretes Material vorliegt. Wir haben gesehen, daß die mendelnden Anlagen als ein Mosaik übertragen werden, scheinbar ohne Beziehung zueinanoer. Daß ihre Wirkungen ein harmonisches Ganzes ergeben, läßt sich darauf zurückführen, daß jeweils im richtigen Augenblick am richtigen Ort die richtigen Erbfaktoren die richtige Wirkung aus- üben. So gesehen läuft die Frage nach dem harmonischen Zusammenwirken der Gene auf die Frage nach der Genaktivieruug hinaus, von der in dem ersten Aufsatz die Rede war. Die herrschende Vorstellung über dieses Problem ist die, daß die durch die Tätigkeit der Gene immerfort umgewandelte Situation im Ke«m selbst immer wieder andere Gene in Tätigkeit setzt oder dieselben Gene zu anderen Wirkungen veranlaßt. Eine gewisse Differenziertheit hat der Keim ja jedenfalls in jedem Stadium, auch schon als Zelle des mütterlichen Körpers. So können schon die Produkte der ersten Kernteilung, wenn der Keim in die Entwicklung ein- tritt, in verschiedene Umgebungen gelangen und damit zu ver
Zeila ist in dem italienisch-abessinischen Streitfall die Führung an Frankreich übergegangen. Der französische Premierminister Laval muß schon seil einiger Zeit als der europäische Staatsmann angesehen werden, der über die Art der Weiterbehandlung der Sache entscheidet. Für England ist diese Entwicklung einigermaßen beunruhigend. Immer wieder aber sieht die britische Außenpolitik keine andere Möglichkeit als die, in die franzö- fische Linie e i n z u f ch w e n k e n.
Das wird voraussichtlich auch in der Frage der Ratstagung der Fall fein. Großbritannien ist bekanntlich der Meinung, daß sich Genf mit dem Streitfall in feinem ganzen Ausmaße befassen sollte, während die französische Regierung dies für unpolitisch hält und die Ratsaussprache auf den Versuch, das niedergebrochene Schiedsverfahren wieder in Gang zu setzen, beschränken möchte. Der von französischer Seite angegebene Grund, daß auf solche Weise Zeit für weitere diplomatische Friedensbemühungen zwischen London, Paris und Rom gewönnen werden könnte, hat gewiß manches für sich. Er wird indessen von den britischen Regierungskreisen angesichts der unmittelbar drohenden Kriegsgefahr als irreal empfunden. Eden, der wieder zum britischen Vertreter auf der Ratstagung bestellt worden ist, wird London wahrscheinlich einige Tage vorher verlassen, um sich in Paris mit dem französischen Premierminister über das weitere Verfahren aussprechen zu können. Viel Hoffnung, daß er die britische Auffassung durchsetzen werde, besteht hier nicht, zumal ,da ja bereits von der italienischen Presse angekündigt wird, daß sich Italien in Genf nicht vertreten lassen werde, falls der Völkerbund den Versuch machen sollte, den Streitfall in seinem ganzen Umfange aufzunehmen. Das gestrige von Suvich nach Genf gerichtete Telegramm macht mit der italienischen Bereitschaftserklärung, das Scheveninger Verfahren wieder in Gang zu fetzen, in eindeutiger Weise klar, daß Rom in Genf nur über das Schiedsverfahren und über nichts anderes sprechen will. Diesem Wunsche scheint auch der Ratspräsident Litwinow in seiner heutigen Einberufungsdepesche zuzustimmen.
Wie sehr auch der britischen Regierung daran liegt, durch freundschaftliche Verhandlungen den Ausbruch eines Krieges zu verhüten, hat die Eröffnung bewiesen, die Sir Samuel Hoare gestern in der Sache des Waffenhandels im Unterhaus gemacht hat. Ihr Inhalt war für die britische Oeffent- lichkeit völlig unerwartet. Erst vor einigen Tagen hatten offiziöse Auslassungen zu erkennen gegeben, daß die britische Regierung eine Sperrung des Waffengeschäfis nach Abessinien nicht für fair halten würde. Es hatte sogar geheißen, daß der britische Außenminister demnächst in diesem Sinne eine Erklärung ab geben würde. Da dies aber zu neuen Zornausbvüchen der italienischen Presse gegen England führte, so ist es inzwischen zu einer Aende- rung der britischen Regierungsmeinung gekommen. Was noch gestern verworfen worden war, soll nun mit Rücksicht aus d i e italienische Stimmung geschehen. Denn man har in London eingesehen, daß eine Zulassung der Waffenausfuhr nach Abessinien jede Aussicht auf freundschaftliche Verhandlungen mit
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Berlin, 26. Juli. Wie erinnerlich, hat das Reichskabinett am 26. Juni ein Gesetz zur Aenderung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses verabschiedet. In ihm war u. a. bestimmt
über das englandfeindliche Verhalten Italiens sehr betroffen. Ge-^ wegen,' weil trotz der augenblicklichen italienisch-französischen wiß stehen hinter der abessinischen Frage sehr schwerwiegende bn^'c '■ - - -■ "
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tische Interessen. Aber Großbritannien ist sich nicht bewußt, gegenüber Italien irgendwie unfreundlich gehandelt zu haben. Es habe im Gegenteil, so sagt man hier, alles getan, um den abessinischen Kaiser zu wirklich außerordentlich weitgehendem Nachgeben zu überreden, und habe als Preis dafür sogar britisches Gebiet angeboten. Im Londoner Kabinett gibt es einige M i n i st e r , die jetzt über Italiens Benehmen sehr scharf urteilen, und es ist zu hören, es sei deren Meinung, daß Großbritannien zu gegebener Stunde die italienische Regierung, sei es in Genf, sei cs in anderer Form, mit allem Ernst darauf aufmerksam machen sollte, daß sie Gefahr laufe, vierfachen Vertragsbruch zu begehen, denn sie schicke sich an, den Dreimächtevertrag von 1906, den italienisch-abessinischen Vertrag von 1928, die Völkerbundssatzung und den Kellog-Pakt zu mißachten.
Rom—London.
Paris, 26. Juli. (DNB.) Der Londoner Berichterstatter des „Echo de Paris" glaubt fesfftellen zu können, daß die Meinungsverschiedenheiten zwischen Großbritannien und Italien sich immer mehr verschärfen Die britische Regierung sei auch nicht geneigt, der französischen Anregung zu folgen und in Adis Abeba eine Wiederaufnahme der Besprechungen über den Grenzzwischenfall von Ual Ual zu begünstigen. Es habe vielmehr den Anschein, daß die Haltung Großbritanniens gegenüber Italien sich verstettc. Der Berichterstatter geht sogar soweit, zu behaupten, daß man in London bereits so handle, „als ob man an hoher Stelle auf den Sturz des faseistischen Regimes spekuliere". Unglücklicherweise verstehe man jedoch in London nicht, so sagt der Berichterstatter, daß eine Niederlage und ein Zusammenbruch des Mussolinischen Faseismus als Hauptergebnis „einen Triumph des Germanismus" (!) in Europa mit sich bringen würde. Es sei seltsam, daß die Engländer diese Schlußfolgerung nicht berücksichtigen. Gegenwärtig werde der Druck Großbritanniens auf Italien jedenfalls immer stärker. So fordere England die sofortige Bezahlung einer Rechnung von über einer Million Pfund für eine Kohlenlieferung nach Italien. Rom habe einen Zahlungsaufschub erlangt, aber zur Antwort bekommen, daß in diesem Falle keine weiteren Kohlen
Gin Aild von Hischöein.
Das Landesmuseum Hannover hat einige glückliche Neuerwerbungen gemacht, darunter ein kleines Bild „Morgento-.- leite" von Joh. Heinr. WilhelmTischbein, dem „Äoethe- Tischbein", ein signiertes und 1778 datiertes Werk, das unter den schönsten deutschen Bildern des verklingenden Rokokos vermerkt zu werden erbient. Der Titel „Morgentoilette" müßte mit der heiteren Umständlichkeit der Zeit ausgedrückt „Angenehme Unterbrechung der Morgentoilette einer glücklichen Mutter nach beendetem Frühstück" heißen, wollte man dem vergnüglich ausmalea- den Pinsel folgen. Das anmutige Glück, das geschildert wird, ist das einer Mutter, die ihren kleinen Jungen an sich gezogen bat, der ihr wichtig aus seiner Fibel vorliest und sie abhält, ihre Toilette zu beenden: Der Zopf liegt halbgeflochten in der Hand und das Antlitz der jungen Schönen ist ganz Andacht, wiewohl weniger bei den Worten als dem Antlitz des kleinen Sprechers. Der Maler, der sie Szene auszukosten weiß, erhascht im Spiegel der non weißen dusligen Stosfkaskaden übergangenen Frisiertoilette selbst noch das andere, dem Beschauer abgewandte Profil der Schönen, in der Eleganz und Mütterlichkeit sich ein aller Tugenden teilhaftiges Stelldichein geben: die Unschuld des Antlitzes und die Anmut des zierlichen Fußes — sie sind Eigenschaften einer wohlgeratenen, die Seele erheiternden Natur. Die Farben des Bildes sind schimmerndes Weiß im Kleid der Dame, zartes Grün in der Seide des Sessels und ein munteres Orange im Anzug des Jungen, wozu noch Himmelblau in Schleife und Schärpen und ein verhauchendes Rosa in der Wange der Schönen und dem Blumenflor treten. 27jähng, 4 Jahre bevor er nach Rom ging und fast ein Jahrzehnt vor dem großartigeren, aber auch frostigeren „Goethe in der Campagna" des Staedel hat Tischbein dieses Bild gemalt, vor dem man Goethes Wort gedenkt, der Tischbeins „Künstlerauge und Künstlerlust an sinnlichen Dingen" zu rühmen wußte. b.
In Hamm 1. W. starb im Alter von 36 Jahren der zuletzt am dortigen Gustav-Lübke-Museum tätige Kunsthistoriker Dr. Heinrich Ossenberg. Mit ihm hat Westfalen einen der aktivsten Wegbereiter jungen Kunstschaffens verloren. Um den Nachlaß des im Weltkrieg gebliebenen Malers Wilhelm Morgner war er liebevoll bemüht. Ein letztes im Auftrage der Provinzial Verwaltung geschriebenes Werk über die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt
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(Frankfurter Handelsleitung) | Ullb fj ftttbtflöb Itttt (Nene Frankfurter Zeitung) d Jr
Begründet von Leopold Sonnemann
Die Wirkungsweise der Erbfaktoren.
Naturwissenschaftlicher Bericht (38)
’ In einem ersten Aufsatz über die Wirkungsweise der Erbfaktoren (erschienen am 20. Juli) wurde geschildert, wie der fertige Organismus aus dem Anlagengefüge des Keimes nicht etwa dadurch entsteht, daß die einzelnen Anlagen des Mosaiks der Gene oder Mendelfaktoren jede für sich bestimmte Teile des Organismus aufbauen, sondern daß die einzelnen Gene zu verschiedenen Zeitpunkten und an verschiedenen Orten des sich entwickelnden Organismus ihre Wirkungen ausüben (Pleiotropie), während andererseits jeder Zug des fertigen Organismus durch gleichsinniges oder ergänzendes Zusammenwirken zahlreicher Anlagen entsteht (Polymerie). Einen interessanten Beleg dafür, daß die Gene nicht nur zu bestimmten Zeiten einzelne Entwicklungsaufgaben zu lösen haben, im übrigen aber unwirksam sind und ruhen, bilden neue Untersuchungen an der Fliege Drosophila über die Wirkung des Ausfalles einzelner ganz kleiner, wahrscheinlich nur aus jeweils einem einzigen Gen bestehender Stücke der Genkette eines Chromosoms. Betrifft ein solcher Ausfall die Keimzellen, so ist das Individuum, das aus ihnen gebildet wird, nicht lebensfähig, es geht früher oder später zugrunde. Wer auch wenn er erst ganz spät in der Entwicklung nur in einzelnen Körperzellgruppen eintritt, wirkt er in der überwiegenden Mehrheit der Fälle ■ (unter 12 geprüften waren nur 2 Ausnahmen) tödlich auf die betroffenen Zellen. Diese Wirkung tritt auch bei Zellen ein, an denen sonst nichts für eine Tätigkeit der betreffenden Gene spricht, z. B. für die Zellen der Rückenseite des Brustabschnitts bei Genen, für die sich sonst nur ein Einfluß auf Augen oder Flügel nach- weisen läßt. Hieraus läßt sich wohl folgern, daß die Gene ganz allgemein in allen Zellen und zu jeder Zeit mehr oder weniger lebensnotwendige Funktionen erfüllen.
Tas Jneinanderverwobensein der Entwicklungsabläufe, das sich in den Erscheinungen der Pleiotropie und der Polymerie ausdrückt, macht cs begreiflich, daß die quantitativen Verhältnisse bei der Genwirkung eine große Rolle spielen. Das klassische Beispiel hierfür bietet die verbreitete Form der Geschlechtsbestimmung durch Geschlechtschromosomen. Ist nur eines von ihnen vorhanden, so entsteht das eine, sind zwei vorhanden, so entsteht das andere Ge- fchlecht. Ob das männliche oder das weibliche Geschlecht zwei Geschlechtschromosomen führt, ist bei den verschiedenen Tiergruppcn verschieden. Diese Art der Geschlechtsbestimmung beruht darauf, daß die Faktoren, welche das eine Geschlecht bestimmen, im Geschlechtschromosom liegen, die für das andere Geschlecht anderweitig im Keim, und daß die Wirkungsstärken dieser gegensinnig wirkenden Faktoren so abgestimmt sind, daß die im Geschlechtschromosom . liegenden Anlagen in einfacher Dosis von den gegensinnigen unter- drückt werden, in doppelter Dosis aber sie unterdrücken. Die eingehende Analvse dieser Form der Geschechtsbestimmung bei einem 7 Schmetterling hat weiterhin gezeigt, daß diese bei verschiedenen
Der Weg um Genf herum.
Itulieursche Note. — Artikel;«r Ausmahl. — Aufmarsch.
Rom verderben würde. Immerhin wird von amtlicher britischer.... . . . ,
Seite klar gemacht, daß die Sp err maß n ahm e nur tem-1 abessinischen Vertrag porärer Natur fei’ und sich die Regierung Vorbehalte-, die | bundspakt.
“n fallen geliefert würden. Weiter versuche ? . ' Durchführung der Unfruchtbarmachung fchwangeren Frau
zahlreiche britische Offiziere, in die abessinische Armee . ... ~ .... . , ...
als Instrukteure ausgenommen zu werden. Es habe sich bereits ein Fliegerkorps gebildet, das unter Führung des amerikanischen Fliegers Hall du Berrier und des Dr. Torrance stehe. In dem Augenblick, wo Italien den Krieg eröffne, werde England sämtliche in Frage kommenden Verträge öffentlich aufrollen, so den englisch-französisch-italienischen Vertrag von 1906, den italienisch-
Auf der franMschcn Linie.
Großbritannien nnd der Streit um Abessinien.
(DrahlmeldungenunsererKorrespondenten.)
W vD London, 26. Juli. Seit dem britischen Angebot von Waffenexporke später wieder zu erlauben. Das soll natürlich be-
