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Soustag, 1. September 1935
Abendblatt und Erstes Morgenblatt der Frankfurter Zeitung
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(Lchlutz folgt im Zweiten MorgenLIatt.)
berühmten Gebäude zeigen. Andre, fern von hier, verließen jetzt
den Plan gewahr und sahen auch hinein; zum erstenmal viel-
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gangslicht die Richtungen Nord und Süd zu erkennen, sahen eine Alte, die vorbeikam, eine Laterne, die Kneipe an der Ecke forschend an, horchten auf das Rollen des Omnibusses und witterten den Wind, »als würde aus ihm die Zukunft mit leiser Stimme zu ihnen sprechen. Ein Hausierer mit Schnürsenkeln und Bleistiften verließ die Gegend der Porte Saint-Denis und ging den Boulevard Sebastopol hinunter nach dem Chätelet und dem Hotel de Bille zu, mit dem Instinkt eines Fisches für bestimmte Gewässer und günstige Stunden. Die Taschendiebe, die noch feinfühliger für die Unterschiede in der Volksmaffe sind, ergaben sich ähnlichen Wanderungen. Und die Huren, die keine Launen haben, nahmen treulich ihren Posten ein in der Runde der fleischlichen Liebe.
Ein Teil des Zentrums begann sich zu entspannen. Ein lebhafter Strom von Wagen floß nach Westen zu, und ein beständiges Gewimmel von Fußgängern pfropfte alle Strecken voll, die von der Concorde zur Bastille führen. In dieser Stunde überwiegen auf den Straßen die Reichen, die sckarf beleuchteten großen Warenhäuser sind voller Frauen, die Frauen scheinen überall zahlreicher und glücklicher zu sein als die Männer; um diese Zeit raunen, nur von Kerzen beschienen, leise Gebete in den Kirchen, und die Kinder der volkstümlichen Viertel jagen einander schreiend auf den Gehsteigen.
In den Untcrgrundstationen studierten Fahrgäste den Plan und suchten eine Straße, aber sie horchten dabei zugleich auf das Anrollen des nächsten Zuges. Andere, die sie bemerkten, wurden
leicht ipurde ihnen die Form der Stadt deutlich, sie dachten über sie nach, sie wunderten sich über die Lage eines Boulevards, über den Umfang eines Arrondissements. Kutscher und Chauffeure ließen einen Fahrgast einsteigen und hörten auf einen ungewohnten Straßennamen. Dann entwickelte sich Paris. in ihrem Kopf, in ihrem Körper, ein tastbares Paris, gebildet aus lebenden Linien, fühlbaren Abständen, vollgesogen von Bewegungen wie ein Schwamm und aus der Form gebracht durch den beständigen Strom der nahenden und sich entfernenden Dinge. Plötzlich stach sie dann in diesem Paris, das sie mit sich identifiziert hatten, die gesuchte Straße an einer bestimmten Stelle; und sie suchten sie auf wie einen juckenden Fleck. In den Büros der Präfektur saßen am äußersten Ende von schmierigen Korridoren Männer mit Lüsterärmeln und addierten Geburten, Diphtheritisfälle, Unfälle durch Fuhrwerke mit Pferdbespannung und Unfälle durch motorisch betriebene Fuhrwerke, Quadratmeter asphaltierter Chaussee, Zentner Fleisch Lebendgewicht, Untergrundbahnfahrscheine nach Station und Linie, Selbstkostenpreise pro Kilometer und Fahrgast. Wie sezierende Anatome waren sie über ein auS- geblutetes Paris gebeugt, aus dem sie lange Zahlenfetzen herauslösten.
Die Leute in den elf Eilzügen dachten an Paris. Die, welche es kannten, stellten sich schon gewisse Straßenbiegungen, Wohnungen, Gesichter vor, übten im voraus ihre Maßnahmen, Gebärden, Redensarten an genau bestimmten Orten, streckten sich im voraus in einem Bett aus, in dem der Schlaf sie in bestimmter Weise überkommen würde. Die Neuankommenden stellten sich und der Landschaft hinter den Scheiben, ihrem Gepäck, den rasch pas- sierten Stationen, dem Beleuchtungskörper des Abteils, dem Gesicht eines schweigsamen Nachbarn Fragen. Sie suchten beklommen alle Bilder zusammen, die sie sich von Paris gemacht hatten. Sie entwarfen eingebildete Ausstattungen zu bekannten Wesen. Mit einer Stimme, einem Blick, einer Statur begabten sie Namen, die man ihnen auf Zettel geschrieben hatte. Wo das Weichbild beginnt, stampften Terrainspckulanten im Schmutz der unfertigen Straßen, hoben die Köpfe, um nach dem Sonnenunter-
die Kuppel des Pantheons, die Türme von Notre-Dame ober, hielten sich noch auf der Treppe des Eiffelturms auf, starr von Wind und leerer Weite. Vom Balkon seines Ateliers, Rue Cau- laincourt, sah ein Maler die Vorstädte im Norden mit ihren Fabriken, ihrem Dunst und den weißen Flocken der Lokomotiven bis an die Hügel von Pierrefitte branden. Ein andrer entdeckte durch die staubige, gesprungene Scheibe im obersten Stockwerk eines alten Hauses auf dem linken Seineufer ein merkwürdig:s Streiflicht über Schornsteinen und Giebeln. Autobusse mit Verdeck kreuzten sich auf dem Pont-Neuf. Die Türme des Louvre leuchteten noch auf der einen Seite. Die Seine entsandte einen schwarzen kalten Hauch. Im Zentrum waren die weiten Bewegungen des Abends, das nicht endende Hinaufströmen gen Norden und Osten kaum zu bemerken. Tas Innere der Börse und "der Banken war pom Leben verlassen, und in den Stockwerken der Geschäftshäuser nahm es ab, um auf den Straßen mächtig anzuschwellen. Im Hintergründe der Läden wurde Licht angesteckt. Vielerlei Geräusche verfingen sich ineinander.
Sirenen schrillten. Die Bahnhofsuhren zeigte auf fünf. Vier, sieben, elf Schnellzüge fuhren auf Paris zu. Die vier, die in der Ferne krochen, waren noch kaum aus der Provinz heraus. Sie hatten gerade die letzten großen Städte verlassen, die Paris in einem gewissen Abstand aufkommen läßt. Diese stecken rings um die Hauptstadt einen Kreis ab, der wie eine Zeichnung des Schattens von Paris ist. Sobald man in8 Innere dieses Kreises eindringt, hat heimlich Paris schon angefangen.
Drei andere durchquerten schon viel näher Landschaften, die bereits einbezogen und unterworfen, aber in der schrägen Flut des Abendsonnengoldes noch schön waren. Sie kamen in den zweiten Kreis hinein, den zehn Meilen von Notre-Dame die Hauptorte der alten Lande der Ile-de-France bilden.
Die vier Eilzüge, die zuerst kamen, berührten schon die Bannmeile und drangen, langsamer werdend, in sie ein. Der eine kam aus Lyon, ein andrer aus Lille, ein andrer aus Bordeaux und einer aus Amsterdam.
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Jules Romains, vielleicht von Balzacs und Zolas gesellschaftlichen Riesenftesken angeregt, hat eine auf 20 bis 30 Bände berechnete Romanserie begonnen, die den Titel trägt: „Die guten Willens sind." Allerdings ist der gigantische Plan auch von selbst aus den äschetischen Theorien gewachsen, die er vor mehr als zwei Jahrzehnten im Kreise der „Abbaye" gepredigt hat. Die „Vie unanime* erstrebte eine „unmittelbare Poesie, d. h. direkten Ausdruck dessen, was die Seele von der Wirklichkeit beobachtet". Darüber lagert die Vorstellung von der inneren Einheitlichkeit aller sozialen Gruppen, von einer Art „Einbeseelung' des Lebens. 2lu§ dieser Wurzel von Romains Aesthetik sind schon kleinere Serien hervorgegangen, wie die „Puissances de paris". Nunmehr holt er zu einem noch viel größeren Wurfe aus: Ein Querschnitt durch alle Schichten von Paris, hineingestellt in das gesamte politische Leben Europas, das seine Strahlen in jeden Einzelmenschen entsendet. Die schriftstellerische Darstellungskunst leidet keineswegs unter diesen theoretischen Bestrebungen. Es hängt wohl auch mit seinem künstlerischen Weltbilde zusammen, wenn Jules Romains sich früh schon um eine deutsch-französische Verständigung bemühte, die er auch unter schwierigsten politischen Hemmungen in Frankreich nicht aufgegeben hat.
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Unterzeichnung ist gestern morgen vorgenommen worden. Mr.- Rickett begab sich unmittelbar darauf in einen bereitstehenden Expreßzug nach Djibuti. Er wird von dort aus mit dem Flugzeug über Kairo nach London fliegen.
Philips hatte Gelegenheit, Mr. Rickett vor seiner Wreise zu fragen, ob die Ausbeutung der Konzession auch im Falle eines Krieges vorgenommen werden würde, und erhielt die Antwort:. „Ja, Krieg oder nicht Krieg, wir werden so schnell wie möglich begingen." Er bejahte ferner die Frage, ob für die Konzessionen. auch die Erklärung Mussolinis gelten würde, daß dieser sämtliche britischen Rechte respektieren werde. Auf die weitere Frage, ob man Italien an den Vorteilen der Konzession teilnehmen lassen, würde, antwortete er: „Nachdem ich Italien in den Höhengebieten des Irak geholfen habe, hin ich der Ansicht, bqtz für,dM.Duce hinreichend-Raum für eine allgemeine Erschließung eines so gastfreundlichen Landes wie Abessinien vorhanden sein sollte, ohne von den "Waffen Gebrauch zu machen." Zum Verständnis dieser Äeüßerung sei erwähnt, daß Mr. Rickett für die British Oil Development Co., in der bekanntlich auch deutsche und italienische Interessen vertreten waren, -die Aufteilung der Oelfelder des Irak maßgeblich beeinflußt und an der Erteilung der Konzession, durch König Feisal in hohem Grade mitgewirkt hat.
Nach dem Bericht des „Daily Telegraph" sollen gegenwärtig noch andere Verhandlungen schweben, die für Großbritannien mindestens von gleichem, wenn nicht von größerem Interesse fein dürften. Es handelt sich um ein Projekt für eine wirtschaftliche Auswertung der Wasserkräfte des Tanasees und des Blauen Nils. Die neue Gesellschaft, die wahrscheinlich den Namen „Lake Tana Conservant Syndicate“ tragen soll, wird eine Kombination von abessinischen, sudanesischen und ägyptischen Interessen sein. Das Kapital von 10 Millionen Pfund Sterling, das von London und Kairo gestellt werden wird, soll zwischen den drei Gruppen aufgeteilt werden. Es ist an den Bau eines Dammes sowie verschiedener Pumpstationen gedacht, durch die der Wasserabfluß des Tanasees an den Blauen Nil vergrößert werden soll, um dadurch neue, bisher noch dürre Gebiete im Sudan kultivieren zu können. Das Programm sieht u. a. eine erstklassige Umgehungsstraße um den Tanasee sowie den Bau einer direkten Verbindungsstraße vom Sudan nach Adis
Saris fünf Ihr abends
Von Jules Romain
Gegen Eimelaktionen.
Mahnung zur Disziplin in Osthannover.
C Hamburg, 31. Slug. Bei einem Apvell der politischen Leiter des Kreises Harburg-Wilhelmsburg begrüßte der Gauleiter für Osthannover, Staatsrat Telschow, die Abordnungen, die demnächst zum Parteitag nach Nürnberg fahren. Bei dieser Gelegenheit betonte er nachdrücklich die Notwendigkeit einer straffen Disziplin. Es müsse erwartet werden, daß alle, die längere Zeit in Nürnberg weilten, unserer Wehrmacht nacheiferten, und größte Disziplin hielten. Leider hätten sich in letzter Zeit Dinge zu- getragen, die nicht ohne weiteres die Billigung des Führers ge- funoen hätten und finden könnten. Daß es in Deutschland noch eine Judenfrage gebe, stehe außer Zweifel. Die Gesetzgebung werde schon dafür sorgen, daß es den Juden nicht wieder gelinge, Einfluß zu gewinnen und Herrschaftsgelüste auszubreiten. Aber es roerbe ein für allemal jede Einzelaktion gegen Juden.verboten. Wenn sich ein Jude gegen das Gesetz vergangen habe, dann sei et der Staatsgewalt zu übergeben. In diesem Zusammenhänge wies Staatsrat Telschow auch auf Vorfälle hin, die sich in Harburg-Wilhelmsburg ereignet hätten, wonach versucht worden sei, auf eigene Faust Politik zu treiben und ihn, den Gauleiter, vor eine vollendete Tatsache zu stellen. Demgegenüber versichere er, daß er im Interesse der Partei und des Vaterlandes und in seiner Eigenschaft als Gauleiter und Mitglied des preußischen Staatsrats unter allen Umständen verpflichtet sei, den Gesetzen Achtung zu verschaffen, die alle ohne Ausnahme die Unterschrift des Führers trügen. Wer sich in Gegensatz zu dieser Auffassung stelle, der stelle sich auch in Gegensatz zum Führer und zu. dem geleisteten Eid.
Fulda: Gegen Saboteure.
Unter der Ueberschrist „Gegen Saboteure" veröffentlicht die Kreisleitung der NSDAP in Fulda folgende Mitteilung:
„In der Nacht auf Mittwoch wurden bei verschiedenen jüdischen Geschäften Maßnahmen durchgeführt, die mit dem Abwehrkampf um die Erhaltung der Deutschen Geschäfte nichts mehr zu tun haben. Die Kreisleitung der NSDWß deckt alle Maßnahmen, die dazu angetan sind, das kaufende deutsche Publikum von den volkswirtschaftlich schädlichen Warenhäusern und Einheitspreisgeschäften fernzuhalten. Sie ist bereit, sich mit eiserner Konsequenz schützend vor diejenigen Volksgenossen zu stellen, die während der schweren Aufklärungsarbeit vor den jüdischen Geschäften ihren Mann gestanden haben.
Die Kreisleitung hält es aber für ihre Pflicht, in aller Oeffent- lichkeit von jenen Maßnahmen abzurücken, die unkontrollierbare Elemente ausgeführt haben in der Absicht, den Aufklärungskampf der NSDAP zu schädigen und zu sabotieren. Die- Polizei hat den Auftrag, schärfstens darüber zu wachen, daß derartigen Elementen ihr Handwerk gelegt wird, und ohne Rücksicht auf Person und Parteizugehörigkeit unnachsichtlich durchzugreifen."
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treten, in der Jugenderziehung tausendfältig bewährten Erfahrungen sind gleichermaßen die Wurzeln dieser Haltung. „Ueber Vergeltung oder Abschreckung — so etwa würde ein Vertreter dieser Anschauung sprechen — über Zweck und Sinn der Strafe streiten die Denker seit Jahrhunderten. Aber man weiß, was Erziehung ist." Niemanden und nichts aufgeben.
„Niewanden und nichts aufgeben."
Auch diese Manner sind Praktiker; sie verfügen wahrscheinlich über eine längere und lehrreichere Tradition als die Vertreter anderer Länder. Illusionen machen sie sich nicht. Jeder weiß, daß bei einer großen Zahl von Gefangenen alle Erziehungsversuche letzthin doch erfolglos bleiben. Liegt es an der Erziehung oder am Erzogenen? Gibt es unerziehbare Menschen? Unsere Leser kennen die Antwort, die ein Kundiger auf diese Frage in unserem Blatt neulich gegeben hat: es gibt unerziehbare, aber man weiß nicht, wer in diese Klasse gehört. Die praktische Losung kann deshalb nur heißen, daß man „niemanden und nichts aufgeben darf".
Ein großer Strafanstaltspraktiker, der preußische Ministerialdirektor Karl Kröhne, hat dieses Wort geprägt. Es entspricht den Geboten der Erfahrung und des praktischen Christentums. Es entspricht dem Bekenntnis, daß die amerikanische Gefängnisvereinigung in ihre „Grundsätze" ausgenommen hat: Für eine Besserung der Gefangenen ist Voraussetzung, nicht nur ein aufrichtiger Wunsch und eine Absicht, sondern auch eine feste Ueberzeugung der Gefängnis- heamten, daß die Gefangenen besserungsfähig sind." Es entspricht endlich dem, was ein englischer Delegierter auf dem Kongreß als Ergebnis einer dreißigjährigen Erfahrung faßte: „Ich habe uncndlick viele Enttäuschungen erlebt. Aber die Hoffnung, aus den Gefangenen könnte doch noch ein besserer Mensch werden, aufzugeben, wäre der schwerste Fehler, den ich machen könnte." 'M.
Die Bauernunruhen in Alanen.
X Kvwno, 31. Slug. Eine Streikbewegung unter den litauischen Bauern, die sehr unter dem Tiefstand der Lebensmittelpreise leiden, hat in den letzten Tagen zu zahlreichen Zusammenstößen mit den überall verstärkten Polizeikräften geführt. Bei den Unruhen, hauptsächlich in den Kreisen Kaunas, Mariampol, Olita und Koschedaty, die mehr aus wirtschaftlichen, als aus politischen Gründen entstanden sind, wurden zahlreiche Bauern verhaftet. Die meisten Verhafteten wurden jedoch wieder freigelassen. Die auf dem Lande verbreiteten Flugblätter sind auf einen sehr radikalen Ton gestimmt, doch enthalten sie fast nur wirtschaftliche Forderungen, die sich auch gegen die halbstaatlichen Monopolgesellschaften richten. Ueber die Zahl der Opfer dieser Zusammenstöße sind noch leie genauen Angaben möglich.
Abeba vor. Mr. Rickett erttärte auf die Frage nach diesen Projekten, daß es sich um ein Problem handele, das angesichts der damit verbundenen politischen Fragen zwischen London und Adis Abeba gelöst werden müßte. Der Kaiser von Abessinien habe die Oberhoheit über diese Gebiete, und er habe das Recht, jedes Abkommen, das er im Interesse seines Landes für vorteilhaft halte, abzuschließen. Auf die weitere Frage, ob Mr. Rickett bereits das notwendige Syndikat gebildet habe, erwiderte er ausweichend: „Würde das nicht eine ganz gute Sache sein?"
. Vom Foreign. Office liegt bereits die zu erwartende Mit- .teilung vor, daß es sich um private Abmachungen handle, mit denen die Regierung nichts zu tun habe. Eine ähnliche Erklärung ist iy Washington ausgegeben Mocken. Wie außerordentlich geheim diese Verhandlungen vorbereitet worden sind, geht datßus hervor, daß auch sonst gut unterrichtete City-Kreise völlig iMrascht wurden. Da man Rickett und seine gahz besonderen Beziehungen, die sich nicht lediglich auf bedeutende'Kapitalgruppen beschränken, kennt, gelten die vorliegenden Nachrichten für absolut richtig. Von einem hiesigen Bankhaus, das offenbar von den Verhandlungen etwas gehört hat, erfahren wir auf Anfrage, daß voraussichtlich noch nicht die letzten Einzelheiten für die zu gründende Gesellschaft bechlossen seien, daß das aber eine Frage von untergeordneter Bedeutung sei, nachdem die Konzession erteilt worden sei. Mr. Rickett lebt in London. Er ist ober während dr letzten Jahre sehr häufig in Londoner Missionen in Kleinasien und Afrika gewesen.
Welche politischen Folgen sich aus diesen Abmachungen ergeben werden, ist int Augenblick kaum zu übersehen. Falls auch die Tanasee-Konzession abgeschlossen werden sollte, hätten die wirtschaftlichen Gruppen, die von der bisher alle Konzessionen strikt ablehnenden abessinischen Regierung diese bedeutenden Rechte erlangt haben, abgesehen von dem an das westliche Eritrea angrenzenden nördlichen Teil von Abessinien sich die ausschließlichen wirtschaftlichen Rechte in sämtlichen Teilen des Landes gesichert, die Italien zu übernehmen wünscht. Man weiß aus der englischen Geschichte, daß sich Großbritannien stets dafür eingesetzt hat, daß derartige Rechte privatwirtschaftlicher Gesellschaften respektiert werden. Für die gegenwärtig zu lösenden Fragen mag die englische Verhandlungsposition insofern gestärkt worden sein, als sich durch das Angebot einer italienischen Be-
Strenge um der Strenge willen wäre zwecklos und verwerflich. Nicht das Humanitätsideal steht zur Diskussion— wie könnte ein kultiviertes und christliches Volk je daran denken, es preiszugeben! Sondern mir darum handelte es sich, ob die Humanisierung als Methode geeignet sei, den Erziehungsztoeck zu erreichen und ob die Erfolge, die damit erreicht werden, es rechtfertigen, den Erziehungsztoeck so stark in den Vordergrund zu stellen wie bisher. Eine innere Unsicherheit, eine Krisis, wenn man will, ist da. Aber sie trifft den Erziehungsgedanken, nicht das Humanitätsideal.
DerdeutscheStandpunkt.
Das Schlagwort von der Humanitätskrise ist gegen Deutschland geprägt worden. Es ist durch Mißverständnisse der deutschen Bestrebungen entstanden — durch Mißverständnisse, die nicht ganz ohne deutsches Verschulden möglich geworden sind. Niemand bezweifelt ja, daß Deutschland vor 1933 in der Humanisierung des Strafvollzugs zuviel des Guten getan hat. Aber die Stimmen, die den Umschwung begleiteten, hätten hier und da doch stärker betonen sollen, daß auch für das heutige Deutschland, eben weil es ein christliches Deutschland ist, das Hinnanitätsideal unverrückbar feststcht. Wer heute den deutschen Standpunkt beurteilen oder über ihn aburteilen will, der hat die Pflicht, nicht nur auf jene ersten Stimmen zu achten. Es gibt auch andere, „menschlichere Töne", die er nicht überhören darf. Gewiß hatte es grundsätzliche Bedeutung, als das Preußische Strafoollzugsgesetz vom 1. August 1933 mit den bisherigen Vollzugsgrundsätzen brach. Früher hatte man gefordert, den Gefangenen „ernst, gerecht und menschlich zu behandeln"; „mit Ernst und unerbittlicher gerechter Strenge", hieß es jetzt. Aber dieses preußische Gesetz ist schon wieder einer reichsrechilichen Regelung gewichen, die die Nuance bemerkenswert ändert. Das Wort „menschlich" kehrt zwar nicht wieder; aber das „unerbittlich" ist versckwun- den, das Bekenntnis zum Erziehungsgedanken ist wieder stärker betont, und es ist hinzugefügt, daß „unnötige Härten zu vermeiden sind". In gleichem Sinne sagte Reichsjustizminister Dr. Gärtner vor den internationalen Gästen: „Die Strenge, die ich meine, soll auf Ordnung, Unterordnung und Gehorsam halten; sie soll aber durchaus gepaart sein mit einer Menschlichkeit, die den Gefangenen alle Lebensbedürfnisse gewährt, soweit es mit der Gefangenschaft vereinbar ist, und die ihn fürsorglich helfen will, den Weg zur Volksgemeinschaft und zu der richtigen Einstellung zu ihr zu finden."
Erziehungskrise.
An den Erfolgen, den Maßstäben und Methoden der Erziehung sind heute viele irre geworden — nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Ministerialrat Resch aus dem Reichsjustizministerium spricht in der amtlichen Sondernummer des „Deutschen Strafrechts" von einem „völligen Scheitern des Erziehungsstrafvollzuges". Und da er unverkennbar „keinen gehässigen Nekrolog auf eine überlebte Einrichtung", , sondern das Ergebnis reicher Erfahrungen niederschreiben wollte und niedergeschrieben hat, wird diese Feststellung um so eindrucksvoller sein. Anstaltsfrömmigkeit, nicht wirkliche Besserung: das ist. das Aeußerste, was mir erreichen — so etwa könnte man zusammenfassen, was er und andere deutsche Praktiker sagen. Und wenn viele ausländische Praktiker optimistischer sind, an der Feststellung, wie unendlich ost man enttäuscht wird, hat es doch keiner fehlen lassen.
Die Mißerfolge der Vergangenheit werden vielfach auf das Wesen des liberalen Staates zurückgeführt. „Erziehung," so sagte Staatssekretär Tr. Freister in seiner Kongreßrede, „setzt einen Maßstab voraus. Dieser war aber als objektiv gültiger und anerkannter nicht gegeben." Darin liegt sicher viel Wahres, wenn auch natürlich nicht übersehen werden kann, daß auch der Liberalismus einen ikositiven-.Begriff- von rechtlicher und ethischer Gesinnung besitzt. Und es liegt in dieser Wahrheit zugleich ein Hinweis für die Zukunft. Gerade weil der heutige deutsche Staat seine festen Maßstäbe auch da hat, wo der Liberalismus „neutral" bleibt, sind die Möglichkeiten erziehlicher Einwirkung auf den Gestrauchelten heute in einem früher nicht geahnten Maße gewachsen.
„Man weiß, was Erziehung ist."
Ein neuer Inhalt wird in Deutschland den alten Erziehungsgedanken erfüllen und festigen. Eine auf die Gemeinschaft ausgerichtete Erziehung, eine „Verstaatlichung des Erziehungsgedankens" — das ist die Synthese, in der das Pathos des autoritären Strafrechts mit dem Ethos des Erziehungsgedankens sich bereinigt. Richter Muller aus Amsterdam, der Berichterstatter des Kongresses in diesen Fragen und einer der ersten, die die neue deutsche Entwicklung studiert haben, war auch einer der ersten, die diese neue Möglichkeit gesehen haben. Es hängt wohl mit der Neuheit zusammen, wenn sie bei uns zur Zeit noch mehr von den geistigen Führern als von den eigentlichen Praktikern betont wird.
• In den angelsächsischen Ländern, die in der Humanisierung nie so weit gegangen sind wie wir, ist der Glaube an die Erziehung der Sträflinge heute am lebendig-
Aus der Romanfolge „Die guten Pillens sind", Bd. I „Am 6. Oktober" teilen wir (das von uns stark gekürzte) Kapitel „Paris fünf Uhr abends" mit Die Romanserie erscheint demnächst im Verlag Rowohlt, Berlin.
Endlich war Louis Bastide in der Rue Lamarck eingetroffen. Zitternd vor Erschöpfung und mit zu heftig klopfendem Herzen blieb er stehn; seinen Reifen hielt er gut im Arm, er stützte sich auf ihn mit der Achselhöhle und fühlte, wie das elastische Holz sich bog. Und langsam drang nun das Dunkel herauf aus der ganzen Breite und durch alle Ritzen der dichtesten Stadt der Welt. Auf halber Höhe zwischen Himmel und Erde sammelte sich nach und nach die Dämmerung wie eine dumpf raunende Volksmenge; und wenn hoch oben das blau und goldene Licht des 6. Oktober aus noch weitersang, jetzt war es allein. Paris hörte es schon nicht mehr.
Vor dem Portal von Sacrö Coeur standen Leute aus der Provinz und dem Ausland, die gestern angekommen waren, sahen auf das von wellenden Schatten ergriffene Paris und ließen sich die
Frauenkopf von Tizian, dann die Holländer, hier Rembrandt an erster Stelle, aus Frankreich Pesne, Boucher, Watteau. Ich will nicht aufzählen; wie aus den 1500 Blättern dieser Goetheschen Sammlung nur zweihundert zur Schau gestellt sind, so mögen hier wiederum nur wenige Namen für die zweihundert stehen.
Goethe hat lange Zeit sich mit dem Gedanken getragen, zusammen mit Heinrich Meyer eine Kunstgeschichte schreiben zu wollen. Hier ist das Material, hier sind die Vorarbeiten dazu.
Noch sind die naturwissenschaftlichen Sammlungen, die vordem im Anbau von 1914 waren, nicht wieder aufgestellt. Stockungen im Bau in den letzten Wochen haben die Einrichtung verzögert. Aber schon jetzt sehen wir, daß der Frauenplan ein anderes Gesicht bekommen hat. Das alte Haus, die stillen Räume, Arbeits- und Sterbezimmer, der liebe Garten, alles ist noch da. Aber neben dem Leben Goethes steht jetzt sein Lebenswerk, weit, erstaunlich, lynccushast eine Welt überschauend.
Wie diese Lebensleistung nicht das Ergebnis flüchtiger Jahre, sondern nur die mühevolle, verantwortungsbewußte Arbeit von vielen Jahrzehnten war, so soll man nicht denken, daß man mit einem eiligen Besuch, eben zwischen zwei Zügen, diese Dinge in sich aufnehmen könne. Man wird sich zunächst an das halten, was einem nahesteht, aber man wird wieder und immer wieder kommen, nicht zu „kalt staunendem Besuch", sondern zu tieferer, inniger Versenkung, und man wird schließlich auch hier gewahrwerden, was man bei seiner Dichtung verspürt, daß man durch Goethe einen neuen Zugang zur Welt überhaupt gewonnen hat.
Was Jmmermann vor hundert Jahren sagte, als er erschüttert Goethes Haus verließ, das gilt nun für Haus und Museum zusammen: „Hierher soll man junge Leute führen, damit sie den Eindruck eines soliden, redlich verwandten Daseins gewinnen. Hier soll man sie drei Gelübde ablegen lassen, das des Fleißes, der Wahrhaftigkeit, der Konsequenz."
Der Schöpfer dieses Museums ist Hans Wahl. Er hat den Goetheschen Nachlaß gesichtet, geschickt die Sammlungen vermehrt, immer und immer wieder die Notwendigkeit des Baues vertreten und schließlich das Ganze zur Durchführung und glücklichen Aufstellung gebracht. Trotzdem bleibt es fraglich, ob es gelungen wäre, die Mittel zu beschaffen, wenn nicht in entscheidender Stunde Adolf Hitler eingegriffen und sich selbst für den Gedanken dieses Museums mit Wort und Tat eingesetzt hätte. Das hält dankbar die Erinnerungstafel im Treppenhaus fest:
„Erweiterungsbau geschaffen durch die hochherzige Unterstützung des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler im Jahre seiner Regierung, eingeweiht am Geburts-
' M-ethes 1935." -skT-vl
severity“. Denn man der bisherigen Entwicklung vorgeworfen sten. Das beruht auf der festgefügten Gesellschaftsordnung, die hat, sie habe „Humanftät um jeden Preis" gewollt, so hieß das auch ohne Einschaltung des Staates ihre festen Wertmaßstäbe nur, daß neben diesem Ideal der Schuh der Gemeinschaft durch besitzt. Es liegt aber auch an der besonderen Bedeutung, die wirksam abschreckende Strafen zu kurz gekommen sei. Aber es der Erziehung überhaupt dort beigemessen wird. Die Abhieß nicht, daß man nun in den entgegengesetzten Fehler fallen ' Neigung gegen alle Spekulation und der Glaube an die kon- solle, zum Schutz der Gemeinschaft die Humanität aus unserem ' Strafrecht auszumerzen. Eine „School of severity“ gibt es — Gott sei Dank! — wenigstens in Deutschland nicht. Denn
teiligung an den jetzt abgeschlossenen Konzessionen eine neue Ausgleichs mögt ich kett ergeben könnte. Andererseits . ist jedoch kaum anzunehmen, daß der englische Schachzug bagu, bet» tragen wird, die an sich schon wenig auf Versöhnung eingestellte Stimmung in Italien zu verbessern.
Washington vorftchtig.
Washington, 31. Aug. (United Preß.) Beamte des Staats- departements weigern sich, irgendwelche Kommentare zu der großen Investierung englischen und amerikanischen Kapitals in Abessinien abzugeben. Man-weist darauf hin, daß man noch keine offizielle Kenntnis davon habe. Allerdings verlautet .inoffiziell, daß man die geschäftliche Betätigung amerikanischer Unternehmer in einem vom Krieg bedrohten Gebiet nicht sehr günstig beurteile. Trotzdem glaubt man nicht, daß irgend etwas getan wird, um die amerikanischen Geschäftsleute daran- zu hindern, sich in Abessinien zu betätigen. Die Roosevelt-Regierung hat den einzelnen Unternehmen und Geschäslsleuten stets freie Hand gelassen, auf eigenes Risiko auch in kriegbedrohten Gebieten Geschäfte zu machen. Dabei hat die Regierung aber stets festgestellt, daß ihr daraus keinerlei Verpflichtungen erwachsen, dis Interessen solcher Amerikaner zu schützen.
Die Beschlüsse der Kleinen Entente.
* Veldes, 31. August. Freitagabend wurde eine amtliche Mitteilung über die Beschlüsse der Konferenz der drei Außenminister ausgegeben. In ihr wird die völlige Solidarität der (Staaten der Kleinen Entente in sämtlichen außenpolitischen Fragen betont. Die drei Staaten würden alle ihre Kräfte in den Dienst des Friedens stellen und am Völkerbundspakt festhalten, was auch immer geschehen möge. Der Friede in Europa könne nur erhalten werden, wenn die Bemühungen um den Abschluß des Ostpaltes und des Donaupaktes Erfolg hätten. Hinsichtlich des Ostpaktes seien die Außenminister mit den von französischer und englischer Seite gemachten Vorschlägen einverstanden. Ter D o n a u p a k t solle die Grundlage für eine aufrichtige und freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Staaten der Kleinen Entente einerseits und Oesterreich und Ungarn andererseits bilden, gleichzeitig auch für freundschaftliche Beziehungen zwischen der Kleinen Entente, Italien und Deutschland. Zur Frage der Rüstungsgleichheit (gemeint sind Ungarn und Bulgarien) wird erklärt, ihre Lösung sei von einer entsprechenden Erhöhung der Sicherheit der Staaten der Kleinen Entente bedingt.
In der Frage der Habsburger Restaumtion wird der bekannte ablehnende Standpunkt der Kleinen Entente noch einmal dargolegt. Mit Rücksicht auf die internationalen Folgen, die die Rückkehr eines Mitgliedes dieser Dynastie auf einen mitteleuropäischen Thron immer nach sich ziehen würde, könne diese Frage nicht als innere Angelegenheit eines Staates betrachtet werden. Die Kleine Entente werde sich auch in Zukunft einer Restauration und jedem Versuch, der auf ihre Vorbereitung abziele, widersetzen. Dadurch würden gute Beziehungen zwischen der Kleinen Entente und ihren Nachbarn und eine aufrichtige Verständigung über eine gemeinsame Politik im Donauvaum keineswegs ausgeschlossen.
Schließlich betont das Kommunique, die Staaten der Kleinen Entente würden in Genf eine einheitliche Haltung einnehmen, und ihre Außenminister würden in den nächsten Monaten mit Rücksicht auf die allgemeine politische Lage einen ständigen persönlichen Kontakt aufrechterhalten.
*
An dem Kommunique der Kleinen Entente fällt zunächst auf, daß die Frage der Anerkennung der Sowjetunion durch Südsiatoien auch diesmal nicht erwähnt wird, obwohl erwartet worden war, daß Südslawien sich unter dem Druck seiner Verbündeten nunmehr bereitfinden werde, feine Rußlandpolitik derjenigen Beneschs und Titulescus anzugleichen.
Am intresfanteften ist in der augenblicklichen politischen Situation die Formulierung über das unbedingte Festhalten am Völkerbundspakt. Auch in dieser Frage scheint sich der südslawische Standpunkt durchgesetzt zu haben, daß die Kleine Entente ihre eigenen Interessen nicht hinter die des verbündeten Frankreichs zurückzustellen habe. In diesem Zusammenhang Erscheint die Nachricht bedeutungsvoll, der südslawische Ministerpräsident St-o ja bin ow i t s ch werde bereits diesen Sonntag nach Paris abreisen. Er beabsichtigt zweifellos, dort den Standpunkt der Kleinen Entente in der Frage des Abessinienkonfliktes, der dem englischen näher zu stehen scheint als dem französischen, zur Geltung zu bringen.
Aus Paris ist bisher nur eine Stellungnahme des „Mati n" zu den Beschlüssen von Veldes zu verzeichnen, in der er sich gegen den Versuch wehrt, der nunmehr auch von der Kleinen Entente unternommen wird, die „Genfer Orthodoxie" gegen Frankreich auszuspielen und einen Druck auf die französische Politik auszuüben. Er bezeichnet cs dabei als dem Geiste des Völkerbundspaftes entsprechend, daß man sich bemühe, die Verallgemeinerung eines Krieges zu verhindern und seine Wirkung zu begrenzen.
Der Ferienausschuß des spanischen Parlaments hat in seiner Sitzung am Donnerstag die Verlängerung des Kriegszustandes in der Provinz Barcelona um einen weiteren Monat beschlossen.
Ueberrafchnng ans Alieflinien
(Fortsetzung von Seite 1.)