Mikkrvorh, 1. April 1903.
Sfr. 91
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Kleines Feuilleton.
Femlleton.
Frankfurt, 1. April.
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ibei kommt ülkerungS-
henschende Klerikalismus glücklich zuwege geb, nichts mehr im staatlichen und öffentlichen schehen kann, ohne daß der KonfesflonaliSn Rolle spielt. Der parlamentarischen Obmacht
nationalliberalen Kandt» hmg verstehen, so dürften
S*3 y feine I Zm- jflerium ntscheid- weniger
jetzigen abhäng Linken ।
mögen sie beispie! die ersorderlichm fie daS nicht, tie schieden« LibMr
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11 Berlin, 81. Mörz. Eine zahlreich besuchte Versammlung der deutscheu Lederwaren-fsabrikauten beschSfliate sich arster» mit de» in Au-sicht stehenden H an delS-Aerträ aeu. Der Vorsthende der Offenbach-Franksurler Berein anna der Leder» und Sattlerwarenfabrikanten, Hrrr Josef Schloßmacher» Frank» fort a. M betonte, daß die bi« jetzt bekannt geworden«. vom Ausland aep*anten Zoll-K'höhuna« im Fast» ibrer EmtSbriinq
bei o-n Poeiamtaro in P-uUehiaad . .ul L— Oeeteri elefc (Wie. »nah
■alnzi BohiUerplais 3.
Berlin: Leipzigerstr. 138»
Älsrttemberg und Baden wird der Kampf M so konfeffionell zngespitzt geführt, wie in Bayern. Weht auch m diesen Staaten bei den übrigen Par» ut geringe Neigung, mit dem Zentrum zu paktieren, ammelruf, den der badische Zentrum-führer Wacker iktgart an die „OrdnurgStzarieim3 zum gemeinsam«
,.ut uE nBiegie^uLimedü Agence Havis;
lediglich eine Unterste datmen ohne entsprech- fie mit ihrer Sommes fie ehrlich ein wirkÄf
nalionalliberale Partei fich der entschiedenen zu demGrundsatze: Leben und leben fassen
/wenig Erfolge erzielen. Wollen ^und treues Zusammenhalten, so ..r Fürth, Ansbach. Kaiserslautern squenyn ziehen. Wollen oder tonnen fie fich nicht wundern, wenn der ent» feine eigenen Wege geht, wie das die all schon thut. Der AuSgang der e wird sät Bayern wesentlich davon
Joseph de Maistre.
feinem 160. Geburtstag: 1. April 1908, .Von Dr. Alfred Polack (Hamburg).
.. 13.92
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London £0:24,01113 ewrit ■^Xorx: !4tiW orlOBtulcL unsere übt. Agenturen a, die Annonoeodiureaux.
Verlag n.Druck 0. kranlBe turterSoaetatsDnickerM
Mmpf gegen die .umstürzlerische3 Sozialdemokratie richtete, M eindruckSloS verhallt. Nicht aus Sympathie mit der sozialdemokratischen Partei, wohl aber aus der Befürchtung heraus, daß eine gemeinsame Aktion der .staatserhaltenden3 Parteien in der Hauptsache dazu dienen würde, die ausschlaggebende Stellung des Zentrum» int Reiche zu kräftigen und damit zugleich eine unerwünschte Rückwirkung auf die Ge- staltung der Landesgesetzgebung herbeizuführen. In Wärt» tembrrg ist es in erster Linie die Volksschulfrage, die die kon- fesfionellen Instinkte wachgerufen hat, in Badm die Klosterfrage, die die nicht klerikalgefinute Bevölkerung äußerst mißtrauisch gegen dm UltramontaniSmuS gemacht hat. Wir glauben nicht, daß diese Abneigung gegm den KlerikaliSmnS zu einem generellen Zusammenschluß der übrigm bürgerlichen Parteim gegen daS Zentrum führt, wohl aber müffm, wie die Münsinger Landtagswahl gezeigt hat, auch die dem Zmtrum wirtschaftlich nahestehenden Parteien damit rechnen, daß ihre Parteiangehörigm einer Parole zu Gunst« eines Ultramontanen die Gefolgschaft versagm. Sie werden deshalb suchen müssen, sich ohne da» Zentrum zu arrangierm. Die DolkSpartei wird in Württemberg und Badm selbstständig vorgehen; sie wird ohne irgmdwelche konfessionelle Voreingenommenheit lediglich politische und sachliche Argu- mmte für sich wirken laffm und gibt sich nicht ohne Grund der Hoffnung hin, daß fie in ihrem Kampfe gegen die Reaktion in jeder Gestalt die Unterstützung aller bürzerlichm Wähler entschieden liberaler Färbung und aller Freunde eines vernünftigen sozial«. Fortschritts sowie einer gesunden Wirtschaftspolitik find« werde.
Im Ganz« betrachtet ist trotz der bereits sehr lebhaft« Bewegung auch in Süddeutschland von einem klaren Bild der Gruppierung der einzeln« Partei« noch keine Rede. Wir glauben, daß mit Ausnahme vielleicht von Bayem in der Hauptwahl die Parteien ausnahmslos getrennt marschieren und daß erst die jedmfalls sehr zahlreich« Stichwahl« die einander näherstehenden Richtungen auf Grund eines billig« Kompromisses zusammmführen werden. Der bayerische Liberalismus aber möge e» sich gesagt sein lass«: Läßt er durch eine egoistische und eigensinnige Taktik in der Hauptwahl die freisinnige und die deutsche Volkspartei in bestimmten Wahlkreisen für die Stichwahl ausfallen, so find seine Chancen für die Stichwahlen äußerst schwache!
Tages-Rundscharu
Die .Berk. Pol. Nachr.3 machen die' erfreuliche Mitteilung, dabinr preußischeStaatrhanShalt für 1902 infolge Besserung der wirtschaftlichen Lage voraussichtlich ohne Fehlbetrag abschließen und vielleicht sogar einen kleine« Ueberschuß liefern wird. Danach haben sich die Verhältnisse seit Anfang diese« Jahre» ganz erheblich günstiger gestaltet. Dmn noch am 14 Jinnar nahm der Finanzminister
fionelle Moment mit hineinspielt.
selbstverständlich, daß die entschiedme bürgerliche d namentlich die Demokratie jene konfessionellen gen nicht in ihre politische Rechnung stellt. Auch »ie der NalionalliberaliSmuS, den Kampf gegen das /ausnehmen, aber lediglich aus der Ueberzeugung daß ein maßgebender Einfluß deS UltramontaniS- den gesetzgebenden Körperschaft« deS Reiches wie llstaatm den kulturell« Stand der Nation und die F tzungSfreiheit aufs ernsteste gefährden müßte, ganz j t von der in den letzten Jahren immer mehr sich ! j>« politisch« Unzuverlässigkeit des Zentrums. Wir st deshalb den Beschluß deS Nürnberger nationalliberalm nSpartkilageS, eine Einigung aller bürgerlichen Par- gegen da» Zentrum in die Wege zu leiten. sympathisch enommm und könn« eS nur beklagen, daß die Unbot» gleit einzelner nationalliberaler Lokalorganisatiouen
ha» Zmtrum, wenn auch dm andersgläubig - -
Kien hie und da ein Pflästerchen auf dteA" btn „ n loten geschlagenen Wunden gelegt toi/ auf seine Kosten, ohne freilich zufriedengestellt zu »erbe/®8 drängt nicht nur jtof die Alleinherrschaft des politi/n KatholiziSmu» im tätlich« Leb« hin, es will auch /der Gleichberechtigung übrigen Konfessionen ausräuw» und geht sogar so weit, -ie ihr unbequemen BestimmuHm der Verfassung als für Ifa, Katholiken nicht verbindli/einfach unbeachtet zu lassen. [ v sie doch den Evang/ch«' nicht einmal mehr die 1 Zeichnung ihrer GlduhioSgemeinschaft als .Kirche3 zu- g. Da müßte esjährlich Wunder nehmen, wenn die ite geduldig füffe hielte! DaS tut sie denn auch nicht, sie regt sich ganz gehörig und macht, nach dem Vor- MrämontaniSmuS. gewaltige Anstrengungen, ihrer !onfesfionellm Richtung auch im politisch« Leb« zur Zeitung zu verhelf«. Man muß, auch wmn man eine solche Entwicklung im Interesse deS konfessionellen Friedens be- mauert, doch wohl zugeben, daß auf der evangelischen Sefte m ^ 'Akt der Notwehr vorliegt, und man darf eS begreif- =4 , daß für viele evangelische Wähler in den bevor-
Kämpfen um die ReickStagSmandate nicht politische inkte allein dm Ausschlag geben, sondern daß auch
der mm folgenden Jahre nahm er seinen Aufenthalt in der Schweiz, hauptsächlich in L a u s a n n e) wo er mit vielen französischen Emigranten zusammentraf. Auch Frau v. Stael lernte er hier kennen. Die Revolution fand m rhm natürlich einen erbitterten Gegner, und sein Abscheu gegen die Ereignisse in Frankreich drückte ihm die Feder tn bte Hand. So entstand seine erste große Schrift „Conside« rations sur la France", die er 1796 veröffentlichte urw Die ihn mit einem Schlage berühmt machte und in die erste Reihe der konservativ-klerikal« Strester stellte. Diese Schrift enthält bereit« im Keime seine ganze Doktrin, die er in fernen andern Werken später noch Wetter ausgeführt hat. Auch Napoleon hat dieses Buch während seines Aufenthaltes in Mailand mtt großem Interesse gelesen, und es hat wahrscheinlich ein« tiefen Eindruck auf ihn gemacht. De Maistre prophezeit nämlich darin, daß bald ein Staatsstreich der Revolution ein Ende bereit« werde.
Im Jahre 1799 ernannte der König de Maistre zum Kanzleipräsidenten in Sardinien. DaS war eine sehr ve rantwortungsreiche Stellung, denn es unterstand« ihm daS gesamte Justizwes« sowie ein Teil der Verwaltung. Er blieb jedoch nur kurze Zett auf dieser öden Insel, denn bereits im Fahre 1802 ernannte ihn der König zu seinem Vertreter amPeterSburgerHofe. De Maistre trat seine n«e Stellung unter bett größten Schwierigkeiten an. Der König von Sardinim, dessen politische Macht so gut wie vernichtet war, und der sich außerdem in groß« finanziellen Nöten befand, konnte ihm nur ein geringes Gehalt aussetzen, so daß sich de Maistre, getrennt von seiner Familie, in dem unwirtlichen Klima Rußlands, große Entbehrung« auferlegen mußte. Such seine diplcmmtische Stellung war keineswegs beneidenswert. Man verlangte von ihm, dem stolz« Edelmann, der sich seiner geistig« Ueberleg«heU Wohl bewußt war, daß er auch bei dem kleinsten Schritt, den er unternahm, erst bei seinem Kabinett in Italien anfragen sollte. Wie sehr dadurch jede ersprießliche Tätigkeit gehemmt wurde, kann man ermessen, wenn man bedenkt, daß Monate -vergingen, bevor er Antwott auf eine Anfrage haben konnte. Wenn daher auch de Maistre's diplomatische Mission am russischen Hose ohne d« erwünschten Erfolg blieb, so ist doch seine geschäftliche Korrespondenz von größtem Interesse und gibt vielfache Aufklärungen über die damalig« politisch« Verhältnisse. Bon nicht minder großem Interesse sind de Maistre'S Briefe an seine Familie, besonders an seine Tochter Constance, die er erst kmnenlernte, als sie bereits 20, Fahre alt war. Als diese Briefe veröffentlicht wurden, erregten sie daS größte Erstaunen, denn sie weisen ein« gemüwollm und wahrhaft menschenfreundlich« Zug auf, den man dem sonst so streng« und hart« Manne nicht zugetraut hatte.
Die unfreiwillige Muße, die ihm seine diplomattsche Tättgkeit währ«d seines lang« Aufenthattes in St. Petersburg ließ, ermöglichte eS ihm, sich wieder den Studien zuzu- toenb«, die ihn bereits in früherm Jahren beschäftigt hatt«. Die Frucht Riefet: Studien sind feine Heid« Hauptwerken
Frankfurt, 1. Aprll.
Die Wahlh^wegung für dfo bevorstehend« Reichstagswahlen ist ht Süddeutschland int allgemein« bereits weit lebhafter wie nördlich de» Mains. DaS/ liegt zum Teil an dem wärmer« Tempera- ment deS ELvdeutfchm. zum Teil aber auch an dem gegenwärtig dort größeren Interesse am politisch« Leben. Nicht als ob der Süvbeutsche im allgemein« noch politisch dick interessierter wäre als der Norddeutsche; ist das jemals der Hall gewefm. so hat die ständig wachsende Jnkmfität der . Agitation aller politisch« Parteien, namentlich aber der Sozialdemokratie, längst einigermaßen einen Ausgleich ge- | schaffen. Wohl aber hat die landespolitische Entwicklung der süddmtschen größer« Staat« in dm jüngst« Jahren die gesamte Bevölkerung in hohem Maße in Beweguüg und Erregung versetzt, und es ist der UltramontaniSmuS, der daS zuwege gebracht hat.
an. daß fich für das Jahr 1902 voraussichtlich ein Defizit von 85 Million« Mark ergeh« mürbe, hauptsächlich infolge beS Rückgangs ber Eismbahnüberschüffe. Diese waren zwar schon nm 24 7 Millionen geringer in den Etat eingestellt worb« al» tm Jahr 1901. eS wurde aber noch ein weiterer Ausfall von 431/m Millionen angenommen, also im Ganz« ein Minderertrag von 68 Millionen Mark gegm das Jahr 1901. Nur auf Grund besserer Aussicht« bei dm anderen BetriebSoerwaltungen wurde das vorausfichtliche Gesamtdefiftt des Etat» auf die vorhin erwähnte Summe von 85 Million«, 80 im Ordi- nartum und S im Extraordinarium, geschätzt, wobei in Betracht kam, daß auch dar Jahr 1901 in seinem wirklichen Erträgnis um ungefähr die gleiche Summe hinter dem Etatsanfchlag zurückgeblieben ist. Nun haben fich aber gerade die Eifmbahn»Einnahmen seitdem beträchtlich günstiger gestaltet. Während der Novemberabschluß, der der Schätzung des FiucmzminiflerS zu Grunde lag, für die preußisch« Eisenbahnen nur eine Mehreinnahme von 16 Millionen gegen das Vorjahr ergab, zeigt der Februarabfchlutz ein Plus von 33.8 Millionen, und der März hat diese AufwärtSbe- wrgung wahrscheinlich noch mehr gesteigert. Da der Ausfall des Jahres 1901 gegen den Etatsansatz bei den Eisenbahnen 58 Millionen Mark betrug die Einnahmen aber sogar um 82 Millionen zurückgeblieben waren, was nur durch Minderaus» gaben von 24 Millionen zum Teil ausgeglichen werden konnte, so mußte nach rein mechanischer Rechnung der Etat für 1902 trotz eines Minderansatzes der Eiswbahneinnahmm von 24.7 Millionen noch um 57 Million« Mark zu hoch veranschlagt erschcknen. Das natürliche Wachsen der Einnahmen hatte aber schon bald diese Ziffern überholt-, im Januar wurde nur noch ein Ausfall von 43i/i Millionen angenommen, da» Februarergebnis läßt davon höchstens etwa 20 Million«, und da nun eine Fortsetzung der AufwärtSbewegung als sicher gelten kann, ist die Annahme nicht zu optimistisch, daß das Defizit fich in einen ganz hübschen Ueberschuß verwandeln kann, zumal ja auch die anderen Betriebsverwaltungen Mehrerträgnisse ergeben »erben. Hiernach wird auch der neue Etat für 1903 sich jedenfalls weit günstiger gestalt«, als er anfchlagSmäßig aufgestellt ist. Er schließt bekanntlich mit einem durch Anleihe zu deckenden Defizit von 72 Millionen Mark ab. Auch hier ist das unbefriedigende Resultat in der Hauptsache auf die Eisenbahnverwaltung zurückzusühr«, bei der ein Mtnberüberschuß gegen daS Vorjahr von 47% Millionen Mark — 86 K Millionen Mindereinnahme und 11 Millionen Mehrausgabe — veranschlagt worden ist. Die bessere Entwickelung be» Jahres 1902 läßt aber erhoffen, daß das Jahr 1903 sich in Wirklichkeit gleich günstig gestalten wird, sodaß der Voranschlag schon jetzt als überholt gelten kann, und es vielleicht ebenfalls ganz ohne Defizit abgeht. Damit stimmt überein, daß in Preußen von Aufnahme einer neuen Anleihe vorerst ganz abgesehen wirb. _____________
Der weinerliche Ton, in bem der »Vorwärts3 sich über die letzte erfolgreiche Ueberrumpelung ber Kommission für die Krankenkassen-Novelle beklagt, paßt sehr schlecht zu der Hochfahrenden Art und SBeifet, wie die sozialdemokratische Presse sich gegenüber dm ersten WarnungSrulen der »Frankfurter Zeitung3 benahm. Damals, als in bet erst« Lesung bet Abss. Molkenbuhr feine »staatsmännische3 Rede hielt, in ber er unter wohlwollend« Verbeugungen nach att« Seit« hin eine Reihe Meiner Wünsche aussprach, ab« um nur ja die Vorlage nicht zu gelährdm, {ebin Protest gegen die Beschränkung bet Selbstverwaltung unterließ, damals hielt man es für gut, übet die .Frankfurter Zeitung3 zu spötteln, bie sich die Aufgabe mache, die Sozialdemokratie an bte Wahrung demokratischer Rechte zu erinnern. Heute, wo daS Unglück gescheh« ist, wo den Reaklionären ber Kamm geschwollen ist und man zu den Beschränkung« ber Regierungsvorlage noch weitere hinzuzufügen sich erlaubt, wo die Widerstandsfähigkeit ber Sozialdemokratie so gering ringe- schätzt wird, daß eine Reichstags-Kommission sogar wagen sann, derartige Beschlüsse noch im letzten Augenblick anzunehmen, da verlegt fich das leitenbe Organ der .größten Partei Deutschlands3 aufs Flennen. Wir haben übet diesen zweiten Vorstoß gegm bie Selbstverwaltung unsere Meinung bereits geäußert. Wir bekämpfen ihn, wie wir jede unnötige Einengung bet Selbstverwaltung bekämpfen. Aber ein so großes Aufheben können wie gerade von diesem Vorstoß nicht machen. Der von bet Kommission im Wege ber Ü berrumpelung angenommene Zentrumsantrag schreibt vor, baß für bie Angestellten ber Kassen eine Dienstordnung erlassen und diese bet Genehmigung bet AuffichtSbehörde unterstellt werden soll. Dir Sozialdemokratie hat gar nicht unrecht mit der Befürchtung, daß auf bem
c sDas Attentat ans Marcel Prevost.) Wie bereit» mitgeteilt wu> de. bat am Sonntag Abend eine Dame in Pari i auf Marcel Prevost, den bekannten Schriftsteller, einige Schüsse obgkfeuert. Prkooft blieb unverletzt. Der Zwi^ch-nfll spielte sich. Io wird an8 Pari? berichtet, im ersten Augenblicke säst unbemerkt, vor dem Ltt Rougemont telegenen Holet bei Schristst llerverbandeS (Soci6t6 des gens de letlres) ab. Für diesen Abend war eine öenetalDetfammlung nut statutenmäßigen Wohl des neuen Vorstandes einberufen. Seit Nachmittags zwei Üb« hielt vor beut genannten Ho'el ein Fiaker, in bem eine junge Dame in nervöser Aufregung wartete. Sie streckte bei der Ankunft eine» jeden Mt der Generalversammlung sich begebenden Schriftsteller» den Kopf auS dem Schlage heraus, um ibn genau zu fixieren« Mau sollte bald erfahren, wekhalb. Ali geaen d-el Übt ein Wagen heranrovte und Marcel PrLvost au» ihm herauiiprang, verließ die Dome gleichfalli ihren Fiater und eilte ihm in bte Halle be» He m» deS SchriitstellerverbandeS noch. An dem Augenblick, al» P toast den lleberrock ablegen wollte, stand bte Dam» neben ihm, zog. ohne ein Wort,« lagen, einen R volver aus der Tasche unb feuerte ihn auf P toast ab. Der Romanz'er würbe nicht getroffen; er faßte die Dome am Arme unb sucht- sie festzu» holten. Sie vermochte aber trotzdem einen zweiten -djufe abzufeuern, der indessen wiederum fein Z el verfehlte. Währ« b bte vor Aufregung kraftlos zufammengedrochene Dame in bie Loge d S Concierges geführt wurde, wo sie zu bleiben verlangte, bis bte Polizei käme, obgleich man ihr der sich rie, daß Herr P toast sich weigere, eine Klage anzustrengeri, stieg der Schriftsteller ruhig, als ob nichts vorgefalleu wäre, in ben Beriammlunysiaal empor, wo er fast einstimmig zum Vorsitzenden für bat lausende Iaht gewählt wurde. Da bie Drme sich trotz allen Zuredens nicht ent« fernen wollte, mußte die Polizei von der Sache tn Kenntnis gesetzt werden. Die Dame folgte ben Beamten sofort unb geb auf dem Kommissariate zu Protokoll, fie heiße Fräulein T h o u r e t. Sie bedauere. P' sooft nicht verwundet zu haben. Dieser habe da» freundschaftliche Verhältnis, da» «vor lange zwischen ihnen be. standen habe, in ein zarte» umaeto rubelt und fie bann verlassen. L eit« her weiche er ihr aus. Zu ihrem Entschlüsse sei fie durch bie Nachricht, er wolle fich bemnSchtt verheiraten , getrieben worben. Ste fjube ihn nur am Arme verwunden wollen, umetn Duell zwilchen hm und ihrem turchtbar aufgeregten Bruder unmöglich zu machend Hefe» intime Drama wirb kein gerichtliches Rach'pirl haben, da Prevost gegen FrSule n Thouret, die den bist n Kreisen anaehSrt. fich aufs Enifchiedenfte weigert. Klage auzustrengen. Wie bi» .Patrie* mel* t, fall sich der Bruder der Frl-Lhouret entschlossen haben. Marr 1 Prtvoti zum Duell z> fordern, wo« allerdings allen Regeln bei Duell»Kodex »uwibertäuft. da H rr Thouret fich nur bann zum Verteidiger feiner Schwester hätte auiroeifen sönnen, wenn nicht diese fei'st zur Mordwaffe gegufin hätte. Marcel Prtvost ist zwar geneigt, bie Forderung anzmehwen^ allein ei ist fraglich, ob er zwei freunde finden wttb, die die Ber» antwortung für ein« f» ungewöhnlich« Waffengang übernehm« Wollen. **
trumS ist bei den letzten Veränderung« im unzweifelhaft Rechnung getragen ward«, und > Mgm ber neuen Regierung fallen sämtlich mejr beutlidj nach «paritätischen3 Gesichtspunktes^
Petit de Jaleville, Histoire de la langue et ,_re fransaise, Bb. 7, S. 50. Bisher galt oll* öl l<al8 das Geburtsjahr gofef be Maitzre'S. •
Cr, nicht die Sozialdemokratie, steht gegenwärtig in Süddeutschland im Mittelpunkt ver öffentlich« Auseinandersetzung«, und sind es auch in der Hauptsache Fragen der einzelstaatlichen Politik, um die der Kampf gegangen ist und noch geht, so kann eS natürlich nicht ausbleiben, daß die dM durch geschaffene politische Situation auf die Wahlen zM Reichstag zmückwnkt. Das gilt in erster Linie s Bayern. Dort hat es das Zmtrum und der iaJR
/Jb Handelsblatt. frathrt"
Wege ber .Dienstordnung3 schließlich auch eine Bevorzugung der Militäramvärter einlreten könne. Aber zu behaupt«, daß dieser Eingriff in die Selbstverwaltung (der doch schließlich auch cknmal dm Angestellten zugutekommen lönute l) noch schlimmer sei als das AbfetzuugSrecht gegen Vorstandsmitglieder, da» heißt doch, ben Sachververhalt vollständig verkehr«, um von bett Fehlern, die bie Sozialdemokratie im Reichstage begangen hat, abznlmk«. Wenn in ber Kommission die Abgg. Stadthagen und Zubeil tn Aussicht stellten, daß bei Annahme dieses Anträge» bem ganzen Gesetz im Plmum der heftigste Widerstand entgegengestellt werden würde, so ist nicht zu versteh«, warum ber Äbg. Molkenbuhr bei bet ersten Lesung der Novelle aus bet in ihr enthaltenen Beschränkung ber Selbstverwaltung keinen Anlaß genommen hat. »dem ganzen Gesetz ben heftigsten Widerstand entgegenzustellen3. Der Vorstand be» Kassenbeantten-Verbandes macht bereit» bekannt, er habe bei feinen Wünsch« nach einer Dienstordnung niemal» daran gedacht, gegen feine vorgefetzteBehörde die Aufsichtsbehörde zu Hilf» zu ruf« (in Betrieb« von Krupp und Stumm pflegt der »Vorwärts3 derartige Kundgebungen Loyalitätsadressen zu nennen). Wmn dies er Punkt in den Vordergrund gesteL wird, so ist im Reichstag ganz unb gar nicht» auSzurichnm. Die Sozialdemokratie könnte endlich den Mut gewinnen, e» ihren Wählern gegenüber in aller Offenheit zu verantwort«, daß ste auch Geldvorteile für die Arbeiterschaft ablehnt, wenn eine Beschränkung demokratischer Rechte damit verbunden ist. Daß e» nötig ist, in dieser Beziehung den sozialdemokratisch« Abgeordneten ins Gewiss« zu red«, der Meinung scheint auch bie „Deutsche Krankenkossmzeitung3 zu fein, wenn fie zur Bekämpfung bet Novelle Massenversammlungen bet Versicherten wünscht, .damit bie Reichsboten einmal selbst aus dem Munde ber Versicherten ein vernichtende» Urteil über bie rückständigen Paragraphen bet Krankenkaffen-Novelle vernehmen3.
bem Briefwechsel, den Friedrich II. mit utbeti und seinem wiedergefundenen Freunde iire führte, berirai er wiederholt die Ansicht, daß psttum keine Macht mehr wäre, die Phiosophen T- fein Ansehen für immer untergraben. Schon sahe w fehLare auf den sieben Bergen3 mit Sorge bte Reste £ Realen Kredits dahinschwinden und den Bankerott *’* jtoie der französische Generalkontrolleur der Finan- lich werde Frankreich, als das älteste Königreich der dem Bankerott den Vortritt haben. Es gälte, das 'der Unvernunft sttll und geräuschlos zu untere dann werde es von selbst einstürzen. Voltaire und ert teilten diesen Optimismus des Königs nicht, und gt sie hatten, beweist die Geschichte des Papsttums ( ? Kirche im 19. Jahrhundert zur Genüge.
>r der Kämpen, die am meisten dazu beigetragen 1 as im 18. Jahrhundett so sehr gesunkene Ansehen ’v ttums wieder herzustellen und das religiöse Gefühl m zu erwecken, war Josef de Maistre. Er ist r.v«, hie Verneinung alles dessen, was die Philosophen Luat Jahrhunderts gewesen waren. Joses Marie de Kit iurbc am 1. April 1753 *) in Chambery in «f ®I8 Sprößling einer Familie des hohen GerichtS- KtffSxn. Sein Vater, ein äußerst ernster und würdiger Be ~t ihm eine strenge Erziehung. Seine Autorität lange auf den Sohn sott, sodaß dieser mit 20 der Universität noch kein Buch ohne die Eres Vaters lesen wollte. Bis zur Universttätszett nterricht von den Jesuiten geleitet worden, die Begabung rasch erkannt«, und einen dauernden ; seine geistige Entwickelung ausgeübt haben, iftubierte in Turin die Rechte und nahm auch ihr Richterstclle ein. Nebenbei aber beschäftigte Sprach« und Mathemattk, Religionsphilosvphie ite. Durch diese Studien, die für ein« Richter as ganz Außergewöhnliches waren, kam er in gäöllig unberechtigten Ruf, ein Freigeist und Re» tttejzu fein. Mit 32 Jahren verheiratete sich de wurde ein sehr zärtlicher Gatte und Vater. Die Revollttion, durch welche Savoyen Frankreich mrde, vettrieb ihn aus der Heimat. Während
Preis der Auxelueet DwespaltigeOotondxeiK oder deren Kaum 45 Ptgj imAbeadblatt 60 Pig^ Se
„Der Papst3 und „Die Abende von St. Petersburg3, ferner zwei kleinere Schriften: „Bon der gallikanischen Kirche" und „Die Krittk der Philosophie Baeons". Fm Jahre 1816 wurde er aus St. Petersburg abberufen und erhielt eines der höchsten Aemter in dem nun wieder hergestellten Königreich Sardinien. Er starb hochgeehtt im Jahre 1822.
Seine bereits genannten Werke sind teils nach feiner Rückkehr aus Rußland, teils erst nach seinem Tode Der» öffentlicht worden. Der Grundgedanke aller dieser Schriften ist der, daß alles Unheil in der Welt erst durch die R e f o r - matten gekommen sei, die die Autorität des Papstes und damit alle anderen Autoritäten zerstört habe. DaS einzige Heilmittel erblickt er in der Rückkehr der Völker unter die alte Zucht der mittelalterlichen päpstlich« Welt. Er geht dcckei von folgender Voraussetzung aus, von der er sein ganzes System ableitet: Ohne Papst keine Souveränität, ohne Souveränität keine Autorität, ohne Autorität kein Glaube. Aus diesen Prinzipien zieht er die äußersten Konsequenzen, so paradox und ungeheuerlich dieselben auch sind. Er verteidigt mit der größten Seelenruhe die Greueltaten der Inquisition und wünscht die Wiedereinführung der Ketzerverbrennung. Zwei Mächte sind im modernen Staat erforderlich, um den Unglauben und Ungehorsam, mit andern Wort« die geistige und politische Freiheit, zu stürzen: ber Papst und der Henker. Diese sind die beiden Grundpfeiler der Gesellschaft; jmer trifft den aufrührerisch« Gedanken mit seiner Bannbulle, dieser das aufrührerische Haupt rntt seinem Beil.
Recht charakteristisch für ihn und gerade jetzt von besonderem Interesse sind seine Ansichten über das Verhältnis von W i s s e n s ch a f t und R e l i g i o n. Er erkennt ganz richtig, daß die Wissenschaft der vorhergehenden Fahrhundette bie alte Weltordnung unb ben Glauben an Gott zerstött hat, unb deshalb verfolgt er die Träger bei Wissenschaft mit seinem ganz besonderen Haß. Ihnen zieht er bie Alchimisten vor, bte doch wenigstens Religion hatten. Nicht bett Gelehrten, bie ruhig in ihren Arbeitsstuben unb Bibliotheken bleib« sollen, gebühre bte Herrschaft ber Welt, sondern den geistlichen und weltlich« Würdenträgem. Diese sollen die Menschchett lehr«, was gut unb schlecht, was wahr unb falsch ist. Jene hab« nicht bas Recht, betrübet zu bis- lutieren, sie haben bte Naturwissenschaften, um sich zu amüsier« 1 Die Wissenschaft hat also keinen Anspruch barauf, beschützt zu werden, fonbern sie muß überwacht werden. Nur in den Händen der Priester könne bie Wissenschaft leinen Schaben anrichten, benn diese allein seien imstande, ihre Auswüchse zu unterdrücken unb zu kühne Hypothesen aber zu gefährliche Wahrheiten zu ersticken. Man sieht, biefe Anschauungen sind noch ganz nach bem Herzen unserer heutigen Klerikal«.
Aber so sehr auch Joseph be Maistre S Ansicht« allem freiheitlichen unb movern« Empfinden Hohn sprech«, so muß doch selbst ber Gegner bie Aufrichtigkeit unb Konsequenz,
Der Deutsche Kaiser trifft morgen in Kopenhagen zu einem Besuche deS König? von Dänemark ein und dieses Ereignis wird jed«fallS der Presse Anlaß zu Betrachtungen über bie Beziehunam zwischen Dänemark und Deutschland geben. Um eine bedeutsame historische Begebenheit handelt es sich nun freilich nichhdenn man kann von demBefuch kaum mehr fao«, als daß er beweist, daß das Verhältnis zwischen beide« Höf« augenblicklich ein recht freundliches ist. DaS deutsche Volk hat stets Achtung unb auch eine gewisse Zuneigung für da» gebildete unb tüchtige Volk bet Dänen gehabt und wenn zwischen beiden Völkern Verstimmungen entstanden, so wat« sie jedesmal durch eine rücksichtslose Politik der einen oder bet anberen Regierung veranlaßt worden. Als Kaiser Wilhelm IL am 80. Juli 1888 zum erstenmal ben König Christian IX. in Kopenhagen besuchte, herrschte bort noch in den Kreis« be» konservativen Dänentums eine ziemlich deutschfeindliche Stimmuna. doch ließ dieselbe wesentlich nach, bis bie rücksichtslose preußische Ausweisungspolitik den Deutschenfeinden in Dänemark neuen Agitationsfloff verschaffte. Seitdem find im Inner« des kleinen Königreiches selbst wichtige Veränderung« vorgegangen, die auch nicht ohne Einfluß auf die Beziehung« zu dem benachbarten Deutschland geblieben sind. Welche Fehlet auch die zur Regierung gelangte Partei der Linken begangen haben mag, so sann man doch nicht bestreiten, daß sie mit dem Verzicht auf die von ben Herren Estrup unb Bahnson betrieben« Rüstung« ben Frieben im Inner« beförbert und ba8 Mißtrauen deS Nachbars zerstreut hat. Wie sehr sich bie Beziehungen zwischen ben Höfen von Berlin unb Kopenhagen gebessert haben, konnte man schon aus bem Besuche ersehen, den der dänische Kronprinz im vorig« Jahre in Berlin abflattete. Die Fahrt deS Kaiser? Wilhel-n nach Kopenhagen ist nun al» der übliche Gegenbesuch anzusehen, dem kaum eine andere Bedeutung beizulegen ist, als der Reise des Kronprinzen Friedrich nach Berlin. Da man in der Hauptstadt Dänemark» die Dinge in ähnlicher Weise beurteilt, so kann man wohl annehmen. daß ber Besuch be? Deutschen Kaisers beim König« Christian in programmäßiger Weise ohne Zwischenfall verlausen wird.
Deutsches Reich.