s. Stift. Nr. 232.
überhaupt. In Republiken seien die Klassengegensätze manchmal »och viel schärfte entwickelt als m Monarchien.
Deutsche Schutzgebiete.
Räubereien tit Deutsch-Oftafrika.
* Mit der Sicherheit inderdeutschostafrika» Nischen Kolonie fleht es trotz oller PaMziemnge» noch recht unbefriedigend aus. Die eben eirrgetroffene Nummer der :»Deutsch.Ostastikanischen Zeitung' vom 25. Juli führt recht bewegliche Klage über die neuen Massai-Einbrüche am Biktoria-Nyanzaund führt dazu aus:
»Wohl der einzige drutsch-ostasrikanische Negerstamm, der als Nicht unterworfen gelte» kann, und der nach wie vor in z ü g el- losester Uugebundenheit dem deutschen Recht und Gesetz Hohn sprechend alten Traditionen anhängend und natürlichen Neigungen folgend seine ganze Existenz nur auf den Raub stützt, sind die Massai. Allerdings ist es der Schutztruppe gelungen, hurch eine Reihe von für die Maflai höchst verlustreichen Kämpfe» und strenge Bestrafungen einiger unbotmäßigen Häuptlinge einen kleinen Teil derselben vor allem südlich deS Kilimandjaro üud Meruberges zur Anerkennung der dentschen Ober- Hoheit zu zwingen und fie zu friedlichen Viehzüchtern ja stellenweise auch zu fleißigen Arbeitern zu erziehen, der weitaus größte Teil jenes jegliche Arbeit scheuenden nur von Fleisch und Milch sich nährenden Volkes aber haust, ohne daß man ihm bisherbeizukmnmenvermochte, in dem weiten Steppenge- 6tet zwischen Viktoria-Nyanza und Kilimandjaro, durch welches die deutsch-englische Grenze führt, hütet sein Vieh, schmiedet und schleift seine Speere und Schlachtmesfer und fällt je nach Bedarf und Laune bei de» friedlichen Rachbarstämmen ein, um deren Pteh zu r a u b e n und bei der Gelegenheit auch seinen M o r d- p e l ü ste n zu fröhnen. Da das britische Gebiet nördlich der Grenze infolge des dort schon seit Jahren herrschenden Texasfiebers sehr vieharm ist, so suchten sich die vor allem auf englischem Gebiet seßhaften Maflai schon feit Jahren das viehreichere deutsche Nachbargebiet aus', um durch Raub ihren Viehbestand zu ergänzen. Der .loyale' von der englischen Regierung hoch besoldete, 1 Tagereise von Nairobi residierende Sultan der Lvita-Maflai, Sende», erfährt, wie auch letzthin, stets von den geplanten .Viehexpeditionen', wenn er sie nicht selbst angezettelt und organisiert — und billigt sie, da selbstverständlich ein gut Teil der Beute für ihn abfällt. Da die ganze deutsch-englische Grenze von einem kleinen Askariposten nördlich Schirati ab bis nach dem Kilimandjaro von Truppen vollkommen unbesetzt ist, so wird Naturgemäß den englischen Maflai der Einfall in bas dmtsche Gebiet und auch die Rückkehr nach vollzogenem Raum höchst leicht gewacht und die bestehenden Stationen und Schutztruppenaufgebote find einfach machtlos dagegen. In der Tat leben die gesamten friedlichen und Steuer zahlenden Stämme im Osten und Südosten deS Viktoria-Nyanza in steter Furcht und Gefahr, von den Maflai überfallen und ihres einzigen Besitzes beraubt zu werden, und die Stationen der Kaiserlichen Schutztruppe vermögen fie mit den ihnen zu Gebote stehenden Kräften und Mitteln beim besten Willen Nicht zu schützen.
Ein Stamm, welcher die Massai bei ihren räuberische» Einbrüchen indirekt durch Spionagedienste und Nachrichtenzuträgerei »echt wirksam unterstützt, dabei aber äußerlich auch frenndschaft- liche Gesinnung gegen die Stationen zur Schau trägt, find die Wandorowo, ein den Maflai verwandter von letzteren früher unter- worsener Dolksstamm. Ihrem gefährlichen Doppelspiel ist eS Wohl auch mit zuzuschreibcn, daß es bisher von den Stationen aus nicht gelang, die eingebrocheuen Maflai vor allem auch bei ihrem letzten Raubzug Ende Mai auf ihrem Rückzug abzuschneiden. 1 Daß unter diesen Umständen die Unsicherheit in den von bett Maflai heimgesuchten Bezirken ständig z u n i m m t, daß die Machtlosigkeit der Stationen gegenüber den Massai-Einfällen auch auf die regierungsfreundlichen und willig ihre Steuern bezahlenden Eingeborenen höchst nachteilig einwkrkt und daß überhaupt Vie Entwickelung im Besonderen der ausstrebcnden Bezirke Muanza und Schirati unter dieser fortwährenden Maflaigefahr leidet, liegt auf der Hand und Abhilfe auf irgend eine Weise ist deshalb dringend geboten.
Wie wir schon s. Z. berichtet haben, sind bei dem Einfall der englischen Maflai in deutsches Gebiet im Mai drei Askar i niedergemacht worden.
Frankreich.
' • Im Abendblatts der .Frankfurter Zeitung' vom 11. August hatten wir nach dem Pariser Blatte .Action" mitgrteilt, daß der ehemalige katholische Geistliche und Direktor des .Chretie» Francais" Herr Andri Bourrier fich mit einer Lehrerin cm Mädchen-Lyceum zu Versailles verheiratet habe, und daß feine Trauung eine „tritt bürgerliche" gewesen sei. Herr Andri stourrier ersucht uns nun, unseren Lesern mitzuteilen, daß die religiöse Zeremonie in der Reformierten Kirche von Versailles stattgefunden habe und von dem Pastor Messines vorgenommen worden sei.
Rumänien.
Das Handwerkergesetz.
0 Bukarest, 17. Aug. Vor zwei Wochen bereits konnte ich telegraphisch melben, daß eine Abänderung des HandwerkergesctzeSinAussicht steht. Man wird sich «och erinnern, welchen Sturm der Entrüstung die erste Fassung dieses Gesetzes in der ganzen zivilisierten Welt entfesselte. Die -fremden Handwerker und ganz besonders die einheimisch jüdischen wurden dadurch geradezu des Rechts zur Existenz beraubt. Die ganze Judenfrage kam dadurch wieder aufs Tapet und ist seither nicht mehr verschwunden. Die Regierung gab zwar wiederholt Erklärungen ab, daß es gar nicht darauf abgesehen fei, den jüdischen Handwerkern die Ausübung ihres Berufes unmöglich zu machen, aber di« Entstehung des Gesetzes sowie feine zahlreichen, gegen „Fremde', d. h. gegen die Juden gerichteten Artikel, ließen in dieser Beziehung keine Beruhigung 'auskommen. Das Reglement zu diesem Gesetze milderte die schlimmsten Bestimmungen, enthielt aber immer noch genug ^Ungerechtigkeiten. So z. B. durfte das Komitee der Korporation nur von rumänischen Handwerkern gewählt werden und aus
Adt«vvlarr »er Irautzlurter Jett««. ____________________________
Marin« strärSen muß. Das macht hie Inhaber des
rumänischen Arbeitern bestehen, so dürfen nur Rumänm für btt Handwerkerkammern wählen unb gewählt werden, die Statuten können nur von Rumänm votiert werden, es genügt der Wunsch von 50 Rumänen, um 1000 fremden und jüdischen Hand- werkem die Bildung der Korporation aufzudringen, ferner werdm die bei dm amtlichmRzitationm dm rumänflchm Handwerkern gewährtm Vorteile dm ftemden und jüdischm Hand- Werkern vollständig vormthalten u. s. w. Unter den viel«! ausländifchm und den sehr wmigen inländischm Stimmen, die sich währmd bet Beratung be§ Gesetzes gegen dasselbe erhoben, waren manche, welche aus die Undurchführbarkeit des Gesetzes Hinwiesen. Tatsächlich war dasselbe das Werk oberflächlicher, schneller Studien unb es ist in kurzer Zeit, ohne genaue Kenntnisse der Verhältnisse unb Gebräuche der Handwerker, aus der entsprechenden Gesetzgebung der europäischm Staatm zusammengeflickt wordetr. Ein Straßenkrawall der rumänischen Handwerker, die zu politischen Zwecken mißbraucht werden sollten und welcher zum Teil von Nichthandwerkern organisiert und geleitet wordm ist, hat dm Anstoß zu dieser gesetzgeberischen Arbeit gegebm. Der großm Masse der Handwerker war es in diesem Kampfe gar nicht darum zu tun, die Regelung der Arbeit im allgemeinen durchzusetzm, — sie wollten vielmehr nur Arbest haben. Man kann sich daher leicht ihre Enttäuschung vorstellm, als man ihnm statt Arbeit ein Gesetz gab, welches ihnm in zwei Artikeln wohl manchen Vorteil bei Lizitationm zusprach, aber zugleich große Verpflichtungen auferlegte. Das Beste an dem ganzm Gesetze, die Regelung der Arbeitszeit der Gesellm und Lehrlinge, sowie die genaue Umschreibung der Pflichten und die präzise Angabe der Rechte, welcher fich diese Lmte erfreuen sollten — paßte dm rückständig«!, um ihr Bestehen schwer kämpfmdm Heinen Meistem' schon gar nicht in den Kram. Ebenso gefiel es ihnm nicht, daß sie die Taxen an die Korporation zahlen sollten, die überdies wie die ©teuern eingetrieben werden und also als eine Erhöhung derselben erschienm. Dagegen Hagten die größeren Meister darüber, daß man durch Ausgabe der Arbeiterbücher die Konkurrenz unter ben Arbeiten! einschränke, unb schließlich setzt bie Verfügung, baß eine Werkstatt, die dreißig Arbeiter beschäftigt oder einen fünspferdigen Motor hat, nicht unter die Vorschriften des Gesetzes fallen, dem Ganzen die Krone auf, da dadurch ein gewisser Teil der wohlhabmderm Handwerker in eine bevorzugte Stellung versetzt wird gegenüber dm Heinen und kleinsten Handwerkern. So hat das Handwerkergesetz zu allererst, wider alles Erwartm, die Unzufriedenheit der großm Mafle der rumänischen Handwerker selbst entfacht. Man wollte künstlich die Korporationen schaffen, auf welcher Grundlage vor 60 Jahren Innungen bestanden haben. Von diesm ist aber innerhalb des Handwerkes auch keine Spur von Tradition geblieben, und dann find ja auch die allgemeinm gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vcrhältnifle des hmtigm Rumäniens so grundverschieden von denen des viertm Jahrzehntes des tiorigen Jahrhunderts, daß der Versuch, eine vergessene unb veraltete Institution wieder zu beleben, scheitern mußte. So ist es auch gekommen. In ben amtlichen Kreisen, welche berufen find, das Gesetz anzuwenbm, ist die Ueberzeugung zum Durchbmch gekommen, daß deflm Anwendung absolut unmöglich ist. Das einzige, was die Handwerker davon bis jetzt haben, ist, daß ihnen einige staatliche Arbeiten auf Gmnd des Gesetzes bei der Lizitation mit Vorzug übergeben worden find. Diesen Vorteil kann aber nur eine ganz beschränkte Anzahl Handwerker, nammtlich bei dem jetzigen Mangel an staatlichen und sonstigen offentfidjen Arbeiten, genießen, die große Mehrzahl hat nur die Nachteile des Gesetzes zu tragen. Die Folge ist, daß täglich im Domänenministerium Klagen gegen die Korporationen einlaufen, daß bald die Auflösung der Korporation, bald jene des Komitees gefordert wird, ja daß bereits die Mitglieder des Komitees hie unb da angeHagt werden, fie gingen nicht korrekt vor unb ließen fich, um Handwerkerbrevets unb Arbeitsbücher auszustellen, bestechen. Man hat auch eingesehen, baß es absurd ist, auf Wunsch von 50 Handwerkern Hunderte und vielleicht Tausmde, die nicht das Bedürfniß danach habm, in Korporationen zusammmzuzwängm. Nun hat man beschlossen, das Gesetz abzuändem. Man trägt fich, wie die Wochmschrift „Die Börse' mitteilt, mit dem Gedanken, die Wirksamkett des Gesetzes überhaupt zu fuspmdieren, bis die Abänderungm ausgearbeitet find.
Aer öevorstehende Mckirttt des Weichsfchatzseüretärs.
(Privattelegr. der „Franks. Ztg.")
«l Berlin, 22. Ang., 11.55 V. Der Rücktritt desSchatz. sekretärs Frhtn. v. Thielmann, der jetzt offiziös angekündigt wird, kommt nicht ganz überraschend. Man spmch schon seit einiger Zeit davon, daß der Finanzminister des Reiches die Aufstellung des nächsten Etats und seine Vertretung vor dem Reichstage nicht mehr führen und auch noch manches andere nicht mehr vertreten werde. ES wird wohl richtig sein, daß Frhr. v. Thielmann, der ein kühler und skeptischer Kopf ist, keine Neigung zur Durch, führrmg der sogenannten „Reichsfinanzreform' im nächsten Reichstage verspürt. Der Ausdruck Reichsfinanzreform" ist aber in diesem Zusammenhang doch nur eine Formel, unter der sich auch die Tatsache eines neuen Anwachsens der Reichsausgaben verbirgt. Die Stellung des Reichsschcchsekretärs ist besonders dadurch sehr schwierig, daß er sich im Jnterefle der Bilanzierung deS Etats sehr oft gegen große Anforderungen großer Reflorts, ganz besonders der Militärverwaltung und der
Postens nicht gerade beliebt, und es ist u. a. auch bekannt, daß dem jetzigen Schatzsekretär scharfe Angriff« daraus erwachsen sind, daß er die Mittel für ein neues Militär- pensionSgesetz «nd für weitere Beihilfe für die Veteranen nicht zu beschaffen vermochte. Dar aller genügt vollkommen, um zu begreifen, daß Frhr. v. Thiel- mann, der nebenbei ein reicher und unabhängiger Herr mit vielseitigen geistigen Interessen ist, fich auf seinem Posten längst nicht wohlgefühlt hat. Den Agrariern war er von jeher ein Dorn im Auge. Man hat bisher angenommen, daß der neue Schatzsekretär ein Süddeutscher sein solle. Man sprach von einem namhaften bayerischen Finanz- politiker. Dessen Aufgabe würde es wohl sein, die Wünsche der süddeutschen und anderen Bundesstaaten in der Reichsfinanzpolitik mehr zu berücksichtigen. Ein bayerischer Schatzsekretär allerdings als Befürworter einer Erhöhung- der Brausteuer ist nicht gut zu denken.
ST Berlin, 22. August, 1.40 N. Zum Reichsfchatz- fekretär wird gutem Vernehmen noch, der .bayerische Staatsrat und Bevollmächtigte zum Bundesrat, Freiherr Hermann von Stengel ernannt werden. Er ist bekmmt als einer der fleißigsten Arbeiter unb Referenten im Bundesrat, namentlich iu Finanz- und Steuerfachen.
Iie ungarische KaöinettsKrists.
lWolff'S telegr. Corresp.»Dnrean.)
Budapest, 22. Aug. Die Blätter bezeichnen die Lage als e r n st. Die Schwierigkeit liege darin, daß ohne ein gewisses Maß von Zugeständnissen die KabineüsbiLung auf Hindernisse stoße. Die gestrige Audienz des Grasen App onyi, Csakh, Karolyi und Andrassy förderte die Söfung der Krise nicht wesentlich. Mm sehe der heurigen Audienz des ehemaligen Finanzminifiers Wekerle mit Spannung entgegen und hoffe, baß seine Vorschläge vielleicht zur Betrauung mit der Kabinettsbildung führen. Diese erfolge aber erst nach einigen Tagen, nachdem verschiedene andere Persönlichkeiten angehört worden feien.
Ane seröischöukgarische Liga.
(Privattelegr. der „Franks. Ztg.")
G Belgrad, 22. Ang., 1010 V. Seit einigen Tagen wellt hier ein intimer Freund Saratows, Herr R a d e w, als Delegierter des mazedonischen Komitees in Sofia mit der Mission, die Serben für die Gründung einer serbisch-bulgarischen Ligazur Befreiung Mazedoniens und MtserbtenS zu gewinnen. Radew fand überall günstige Aufnahme und schon in kürzester Zeit soll eine serbisch-bulgarische Konferenz zur Gründung einer Liga zusammentreten.
Aas Befinden Katisönrys.
(Privattelegr. der „Franks. Ztg.")
O London, 22. Aug., 8.52 V. Wie dem „Standard" aus Hatfield gemeldet wird, begann fichSalisbuths Zustand gestern Nachmittag um vier Uhr zu bessern. Die gefährlichen Anzeichen deS Herzleidens verminderten fich und Salisbury war imstande, eine erhebliche Menge Milch zn trinken. Nachmittags schlief er eine bis zwei Stunden. Selbstverständlich kann die Besserung nur vorübergehend sein.
O London, 22 Aug., 9.40 V. Salisbury hatte heute früh nm drei Uhr einen Rückfall. Er leidet nun an äußerster Schwäche.
O London, 22. Aug., 10.45 V. Um 9 Uhr 30 Min. wurde offiziell mttgetellt, daß Salisbury langsam fich seinem Ende Nähert.
O London, 22. Ang., 11.5 V. Salisbury ist ohne Bewußtsein. B a l f o n r und die ganze Fmnllie ist im Krankenzimmer.
O London, 22. Aug., 12.15 N. Um 11 Uhr 20 Min. war Salisburys Temperatur auf 40 Grad Celsius gestiegen. Der Arzt Sir Douglas Powell wurde telegraphisch an das Kranken- lager beordert.
Aer Aufstand in Mazedonien.
(Privattelegr. der „Franks. Ztg.")
Z Konstantinopel, 21. August. Die Antwort bet Pforte auf die ruffifchen Forderungen geht heute schriftlich an den Botschafter Sinowjew ab. Die Pforte erklärt fich zur Ausführung sämtlicher Punkte sofort bereit. In diplomatischen Kreisen glaubt mau, daß das russische Geschwader morgen von Jniada abdampfen werde. Ein weiteres Verweilen desselben würde trotz der vom Grafen Lamsdorff an den russischen Vertreter in Sofia, Bachmetjew, erteilten Instruktionen auf die bulgarische Bevölkerung im entgegengesetzten Sinne dieser Instruktionen wirken müssen.
Der Sultan wandte sich gestern an Belgien wegen des Engagements von vierG en d atmet ie-Offi zier en. Wie verlautet, hat Belgien sofort zustimmend geantwortet. Bon irgend welchem Nutzen kann dieses Engagement nicht sein. Um durchgreifend reformieren zu können, hatte es mehrerer hundert
________________ SS. AwSttst 1903}
Offiziere bedurft. Der Zufall will, daß zur gleichen Zeit der schwedische Gesandte der Pforte erklärte, falls die beide« schwedischen Gendarmerie-Reformatoren, welche tatenlos in Ucsküb weilen, nicht ihre Gehättcr bekämen fie ben Dienst Vern lassen wollen._________ ___
Vermischtes»
* Berlin, 18. August. Die diesjährige (XXXH.) Hauptversammlung deS Deutschen Apo t heket-Vereins wirb am 26. und 27. August d. I. in München abgehalten werden. An der Spitze der reichhaltigen Tagesordnung befinden fich Anträge auf Einführung einet Zwangsverficherung der nicht ftlbständigen Berufsangehörigen für Alter und Invalidität mtt der Maßgabe, daß die Weiterversicherung und Selbstoerficherung selbständiger Apotheker, sowie auch Witwen- und Waisenversorgung vorzusehen find. Ferner werden n. a. die schon lauge angestrebte unb auch von der Reichsregierung seit Jahren in Aussicht gestellte, aber lanner noch nicht erfolgte Reform der pharmazeutischen Vor- und Ausbildung sowie die Schaffung einer ReichSarznritaxe Gegenstand der Erörterungen sein. Wiffenschaftliche Vorträge werden Uni- verfitätSprofeflor Obermediziualrat Dr. Hilger und Oberapotheker Dr. Rapp halten. Dem anläßlich der Hauptversammlung in der „Apotheker - Zettnug" erschienen«! Geschäftsberichte ist zu entnehmen,, daß der Verein zur Zett 8502 Mitglieder zählt.
= Aachen. 21. Aug. Dem „Echo der Gegenwart" zufolge find sowohl deutscherseits wie belgischerfeüs Schritte getan, nm der Spielbank in Altenberg die Exi^nz aus neutralem Gebiete unmöglich zu machen.
6 Kssen(Nn-r', 21. Aug. Seit einigen Tagen wurde eint Telephonistin des hiesigen Hauptpostamtes vermißt. Sie halle fich Abends aus ihrer Wohnung im Mädchenheim röte fernt und blieb seitdem verschwunden. Jetzt hat mau die L e i ch e deS Mädchens bei Mülheim an der Ruhr gefunden. Die Telephonistin hatte Selbstmord begangen, well — wie aus hinterlassene» Briefen hervorgeht — ein Apotheker aus Osnabrück, mit dem sie ein Verhältnis hatte, ihr abschrieb. — Aus Schacht IlL/lV. der Zeche Konsolidation flog dem Schichtmeister Georg Köhler beim Wegtun eines Schusses ein Sieln ins Genick. Der Tod trat sofort ein.
X Iirtedverg k. K.. im August. Die Zustände an dem hie- figen evangelischen Predigerseminar haben sich nachgerade zu einer völligen Anarchie entwickelt. Der Direktor ist seit längerer Zeit schwer leidend und sucht Heilung in einer Anstalt. Dee Gründe, die den Ausbruch des Leidens in erster Linie veranlaßt haben, liegen in ben Zuständen, die an der Anstatt herrschen. Der seit einer Reihe von Jahren dort tätige Professor S. war s. Zi. an die Anstalt berufen worden, um, wie er behauptete, das „Bekenntnis' zu vertreten. Die Art, wie er diesen angeblichen Auftrag durchführte, brachte es schließlich dahin, daß ihm ««Kandidaten offen den Gehorsam auffagten, ihm nicht nur ausdrücklich in Worten ihre Geringschätzung aussprachen, sondern auch feine Vorlesungen benutzten, um nicht zuzuhören. Die Behörde hätte entweder die streikenden Kandidaten entfernen oder den Professor veranlassen müffen, seinen Abschied zn nehmen. Sie tat weder das eine noch das andere. Die unhali, bareu Znstände dauern nun schon über ein halbes Jahr, ohne daß zu einer gründlichen Besserung Anstalten getroffen wären. Vielleicht erkennt, wenn cs zu spät ist, auch die Behörde, deren bei der Berufung von S. befolgte Politik von Anfang an von der Mehrzahl der hessischen Geistlichen mißbilligt worden war, daß in geistlichen Dingen mit der Polüik der schwebenden Wage doch nicht auszukommen ist.
-8- Koblenz, 21. Aug. Auf eigentümliche Weise kam gestern der Heizer L k n z e n ans dem Perfonenzug während der Fahrt bei Neuwied ums Leben. Der Heizer hatte die Fenernng geöffnet, ein Windstoß fuhr durch das Feuer, der heiße Luftdruck schlenderte den Unglücklichen von der Maschine. Der Heizer stürzte so heftig gegen einen Kilometerstein, daß er sofort tot war.
-stz Wer», 21. Aug. Am sogenannten Herbrigstntz zwi» schen Leisfigen unb Därligen (Berner Oberland) verunglückte letzten Dienstag eine fremde Dame, Miß Lucie Dunlop ans London, die im Beruerhof in Interlaken zu» Kur Wellie. Die Dame lehnte sich an eine, wie es scheint, verfaulte und daher brüchige Zaunlatte und fiel rLMngs über eine etwa drei Meter hohe Maner ans die spitzen Steine der Bahnlinie. Die Verunglückte wurde in besinnungslos«! Zustande aufgehoben und «ach Leiffigen transportiert. Der heÄeigetnfene Arzt. Dr. Seiler, konstatierte einen Schädelbrnch und ordnete die Ueberführung der Engländerin in? Spital zn Interlaken au. — A^der die inEhamonix vermißte Professorstochter Büchel er melde« die Genfer Blätter Einzelheiten (die zum Teil mit früheren Meldungen im Widerspruch stehen. Red.). Montags, 8. August, langten die Freundinnen Fräulein Elisabeth Minzlaff, wohnhaft in Bonn, und Fräulein Dora Bücheler in Ehamonix an. Einige Tage darauf machte fich Fräulein Bücheler allein auf den Weg. Sie erklärte, fie wolle benzum Werde Glace führenden Chapean (1549 m) besteigen. Der Chapeau, ein Felsvorsprung an der Nordostftite des Glacier des Bois, gewährt einen trefflichen Blick auf den Abflug diejeS Gletschers. Vom Ehapeau geht der Weg über eine Moräne, dann durch einen Fichtenwald nach SeS Tines. Von hier führt der Weg WM Mer de Glace. Fräulein Bücheler teilte mit, fie werde gleichen Tags gegenMittag wieder zurück sein. Der Tag verging, allein fie erschien nicht wieder. Fräulein Minzlaff telegraphierte voller Unruhe dem StaatSrat und Proftffor von Bafiner in Warschau, einem Schwager der Vermißten, welcher in Ehamonix emtraf und die ersten jedoch erfolglosen Nachforschungen anorduete. Wettere Nachforschungen führte das Gendarmeriekorps in Ehamonix sowie eine Führerkolonne aus, allein auch sie förderten nichts zu Tage. Staatsrat Bafiner glaubt weder an einen Selbstmord noch an einen tätlichen Sturz. Er nimmt virimehr an, Fräillettl Bücheler fei von einem ihm begegnenden Fußgänger beraubt und «mordet worden. In der Reisetasche Pitte fie Kläder und etwa 300 in Banknoten. Die Vermißte ist 34 Jahre alt, sieht jedoch jünger aus. Nach dem Signalement mißt die Taille 1,65 Meter, der Teint ist blaß, die Haare blond, die Augen hervorsteheud. Sie trug eine gelbe Bluft mit weißem Strohhut. Die Wäsche trägt die Initialen D. ß.
* Paris, 20. Ang. Der Stabtbahrrgefellschaft ist vom Polizeipräfekten die Weisung -«gegangen, binnen vierzehn Tagen ihre Einwände gegen folgende ihr aufzuerlegende Bedingungen geltend zu machen: 1. vollkommene Isolierung der Motorapparate, sowie der
„Felotzenb cd",den,Klriderstaat",die,Fntterschneidmaschinen", die man jetzt in Holzmaden hat—alles Dinge, die man vor zwanzig Jahren dort nicht kannte."
---- [9hm danket alle Gott!] Von Herrn Prof. Dr. E. Schröder -Göttingen wird uns geschrieben: Der Einsender der Notiz zu Martin Rinckarts schönem Liede „Nun danket alle Gott" („Franks. Ztg." Nr. 229) kann fich nur einen schlechten Scherz erlaubt haben, wenn er als die richtige Lesart für „unb Kindesbeinen" hinstellte: „undKindespeiueu". .Kindespein", ein Wort, das der überreiche K-Band des „Deutschen Wörterbuchs" gar nicht kennt, müßte dasselbe bedeuten wie „Kiudes.iot, Geburts- Wehen". Man braucht nicht eben Kenner der deutschen Sprache und der Kirchenlieder zu sein, sondern nur natürliches Gefühl und ein wenig Geschmack zu besitzen, um diese Schlimmbesserung entschieden znrückzuweisen. — Edward Schröder- Göttingen.
k [Ans dem unterirdischen Sachsen.) Aus Dresden wird uns geschrieben: Im Grenzgebiete des sächsischen Vogtlandes und des unteren Erzgebirges hat sich in diesem Sommer ein neuer Spo.rt entwickelt und mehrere recht interessante Entdeckungen hat er bereits gezeitigt. Von altersher erzählte sich das Volk von allerlei verborgenen, größtenteils verschütteten Höhlen und Gängen. Bon solchen ist z. B. das Städtchen Lichtenstein fast völlig unterminiert und einige Gänge, wie der von Werdau nach Lichtenstein, von Freiberg bis Scharfenberg an der Elbe, nächst Meißen, ziehen sich an die 25 Kilometer weit unterirdisch durchs Land. Viele Gänge entstanden wohl infolge unseres einst regen Bergbaus, mit dem sie auch wieder verfielen. Der ebengenannte, in Freiberg mündende „Sachsenstollen' hat z. B. die Silbergruben an den genannten beiden Orten unterirdisch verbunden, indem die dahinaus liefen. Andere Gänge hängen indessen wahrscheinlich mit irgendwelchen ritterlichen Be- festigungs- und Sicherungswerken zusammen. So geht von der Albrechtsburg, über Meißen, ein geheimer Stollen erst unterirdisch den Berg hinab, und dann unter der Elbe durch. Auch die Prinzenhöhle bei Stein-Hartenstein ist nachweislich ein Endpunkt eines solchen langen Ganges, durch den vermutlich die Prinzenräuber Mosen unb Schönseks — die Genossen Kunzens v. Kaus- f u n g e n — mit dem Altenburger Prinzen E r n st bis hoch hinauf ins Gebirge gelangtet In den Städten Lichten- st e i n und Werdau haben fich nun in jüngster Zeit mehrere Herren zusammengetan, um, mit dem nötigen Handwerkszeug und geeigneten Hilfskräften ausgerüstet bte Art dieser unterirdischen Gänge, und möglichst auch ihre Ausdehnung zu ergründen. Die Lichtensteiner stiegen vom dortigen Schlosse aus in die Tiefe. Sie gelangten vom Schloß- hofe aus über drei Treppen in einen ziemlich langen Gang, von dem fich dann ein Nebengang abzweigte. In bethen Gängen befanden sich iu regelmäßigen Abständen von einander Nischen. Diese ganze Anlage ist, so berichten bte Herren, in rein gotisiern Stile ausgeführt Sie mutz sine ganz kolossale .Arbeit infolge -es sehr harten Gesteins.
Ähnen Ihre Zett stehle. Abieu (ganz einfach). Ein Jugmbfreuub Verlangt keine Phrasen. Mama umarmt Sie zärtlich. Mein iVater unb mein Bruder umarmen Sie auftichtig (nein, das ist zu Äeuig)... ich weiß nicht mehr, wie ich sagen soll! Adieu!
Maria.
PS. AIS Sie in den Wagen stiegen, vergaßen Sie ans dem Piano ben Bleistift Ihres Notizbuches. Wir behalten ihn natürlich respektvoll als eine Reliquie."
1837 wurde Chopin's Verlobung mit Marie Wodziuska gelöst.
' -= [Die Heimkehr aus dem Zuchthaus.) Ueber eint picht alltägliche Festlichkeit berichtet die Rems-Zettung aus Holzmaden, O.-A. Kirchheim (Württemberg): „Am27.Juli wurde aus dem Zuchthanse iuLudwigsburg Johann Georg Bertsch aus Holzmaden und an demselben Tage dessen Ehefrau aus Gotteszells der Strafanstalt für weibliche Gefangene, entlassen. Beide warm vor 20 Jahren wegen Mordes AU ihrer Mutter bezw. Schwiegermutter zum Tode verurteilt und dann zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden. Nun wurde ihnen die wettere Strafverbüßung im Gnadenwege erlassen. Bertsch ist jetzt 54, seine Ehefrau 58 Jahre all. Trotzdem ist fie jugendlicher und kräftiger als er, der während seiner langen Strafe gealtert ist. Beide hatte« sich als Sträflinge gut geführt und ihr Verbrechen jedenfalls bereut Daß man ihnm auch in der Heimatgemeinde Holzmaden verziehe« hat, daS zeigte der überaus festliche Empfang, der ihnen dort bereitet wurde, und der femere Umstand, daß die Berifch- schen Eheleute, wie 'sie berichten, von ihren Landsleuten bei der Neugründung ihres Haushaltes unterstützt wurdm unb auch jetzt «och reichlich mit Gaben bedacht werde«. Die Empfangsfeierlich- triten schildert Frau Bertsch einem Berichterstatter folgender -Weift : „Ich fuhr von Gmund nach Kirchheim, dort bin ich von eurer Schaar Verwandten aufs herzlichste bewillkommnet wordm. Erst um '/,6 Uhr Abends traf mein Mann, nachdem Man wiederholt nach Ludwigsburg telegraphiert hatte, in Kirchheim ein. Wir gingen ins Gasthaus zur „Linde", wo wir uns erfrischten, und fuhren dann, etwa 25 Personm, nach Jefinge«, «or welcher Ortschaft die ganze Holzmadener Jugend fich zum Empfang versammelt hatte. „Wie ein Pfeil" gings weiter nach Holzmaden. Vor unserem Hause drängte sich ein großer Menschenhaufen „Männer, Weiber und auch alle Ledigen". Dann saug die Mmge von dem Lied „Gott ist getreu" «nd daun „Lobe ben Herrn, meine Seele!" je brei Strophe«. Wir habm zmu Fenster hinausgeschaut Es war so rührenb, unb ich habe bitterlich geweint. Diesen Tag vergessm wir niemals, Nachher gings in corpore ins „Lamm". Dort gings zu, wie bei einer Hochzeit. Der „Lamm" wirt spielte Klavier, es würbe getanzt, Hand- unb Mundharmonika gespielt, kurz, die -ganze Geschichte trug so recht das Gepräge einer ländlichen Hochzeit Au die auswärtig« Verwandten hatte man telephonist. )Am Sonntag fahre» wir nach Aichelberg, da wartet alles auf uns. I« Weilheim haben wir rmftre Sachen eingekauft ES ist alles recht schön gewesm; ich vergesse es nie mehr. — Frau Bertsch hat sich jcht gut augewöhnt Anfangs stundete fie fich fib« tue vielen
(„Rotliegenden") nötig gemacht haben. Sie kann deshalb nur durch Frohndienste bewerkstelligt worden sein, und Wird kaum von- bergbaulichen Versuchen herrühren, die hier zu nichts führen konnten, wie jeder Kundige bald einsah. Besonders überrascht hat die Höhlenforscher, daß die eine lange Treppe, über die sie kamen, obwohl sie im hatten „Rotliegenden" ausgearbeitet ist, sehr abgetreten ist was auf eine sehr häufige Begehung deutet Auch eine Verbindung dieser Gänge vom Schlosse mtt Gängen unter der Stadt wurde gesunden. Man kam da in swei verschiedenen Richtungen an eine vermauerte Stelle. Diese wurde beide Male soweit geöffnet daß ein Mann hindurchkriechen konnte, und beide Male führten dahinter die Gänge weiter. In dem einen Falle kam man bann zunächst bis an einen Turm, der charakteristischer Weise nicht über die Erdoberfläche hervorragt Die Höhe dieses Turmes Beträgt etwa 15 Meter., die lichte Weite 1,40 Meter. Annähernd 5 Meter ist er in Notliegenden gearbeitet. Dann sind große Steine unregelmäßig aufgesetzt und oben ist er flach gewölbt Ob der Gang oben in den großen Lücken seine Fortsetzung hat, oder unten, wo sich lose aufgeschüttete Erdmassen vorfinden, muß erst noch ergründet werden. Die Werdauer Forscher drangen in einen 3 bis 4 Meter hohen Stollen ein, der nächst Gospers- grün in der Richtung auf Schönfels in den Berg hincingeht Auch sie kamen da zunächst bis in einen stubenähnllchen, ganz glatt bearbeiteten Raurrsi dessen Wandflächen inzwischen völlig von Tropfsteinbildungen überdeckt sind und einen sehr schönen Anblick bieten. Von hier aus geht dann ein noch nicht weiter erforschter Schacht in die Tiefe. Wahrscheinlich handeü es sich hier um eine bergbauliche Anlage, die dann in den Sturmzeiten des dreißigjährigen Krieges in Vergessenheit geriet. Seit 1702 steht am Ausgange bei Höhle eine Mühle, und die Müller benutzten diesen seither als Keller.
— [Akademische Nachrichten.) Wie unS aus Heidelberg geschriebm wird, beträgt bte Gesamtzahl bet im verflossenen Iaht promovierten Doktoren 280; davon mtsallm auf die juristische Fakultät 117, auf die medizinische 40, die philosophische 60 und die naturwissenschaftlich-mathematische 63. Rechnet man «och die ans Anlaß der Zentenarfeier der Universität voraerwm- menett Ehrenpromotionen, so ergeben fich insgesamt 819 Promotionen. DaS weibliche Element ist mit 8 Promotionen vertreten. — Die Großherzogliche Badanstalten-Kommisston in Baden- Baden wird auch in diesem Jahre theoretisch-praktische Kurse der physikalisch-diätetischen Heilmethoden und der Balneotherapie für Aerzte unb Stubterenbe bet Medizin einrichten. Die Kurse finden in den Großherzoglichrn Badanstalten statt. Ihr Inhalt ist den praktischen Bedürfnissen der Aerzte angepaßt. Die ans 8 Tage berechneten Uebungen beginnen am 4. Oktober. — Man schreibt unS auS Tübingen, daß die 2. Affistenzarztstelle au bet medizinischen Klinik bet dortigen Universität zum 1. Oktober an Dr. Schwenkenbecher-Würzbnrg, und bte 4. Affistenzarztstelle cm Dr. Morawitz-Straßburg übertragen Würbe. — Aus Erlangen wirb unS berichtet: Bonbenvet- schiedmstm beutfäe» Universitäten find in der letzten Zett Peti
tionen bet Kliniker an den Reichskanzler unb Bundesrat" ergangen, in denen »m Aufhebung der Bestimmungen übet daS- praktifche Jahr für die Mediziner, die ihr Studium fchon vor bet Neuregelung begonnen haben, ersucht wirb. An anderen Hochschule» sind solche Petitionen »och in Vorbereitnug. An verschie- denen Universitäten wiederum, wie Freiburg, Straßburg, Heidelberg, Erlangen, München, hat die medizinische Fakultät die Petition bet Klinikerschaft befürwortet. — Au der Kaiser Willhelm- Bibliothek in Posen ist, her Vossischeu Zeitung zufolge, Dr. Phil. Mfted Löckle aus Böblingen (Württemberg) als- wiffenschaftlicher Hilfsarbeiter emgetreteu. — Man meldet uns ans Zürich: Der Professor für Ciftnbahnbau und -Betrieb am Polytechnikum, E.Gerlich, tritt am 1. Oktober in den Ruhestand.
---- [Klein« Mitteilungen.) Mit Ibsens „Fest auf Solhaug" in Hans Pfitznets Komposition werben am 1. September bte Vorstrilungen im Mannheimer Hoftheater eröffnet werden. Diese Bühne wird auch Pfitzners „Roft vom Liebesgarten' im Lauf bet Saison aufführen. — Herr Gustav Kogel, bet bisherige Dirigent bet Mirftnms-Konzerte in Frankfurt, hat bem Rheinischen Kurier zufolge, bie Leitung deS Eäcilien-VeteinS in Wiesbaden im nächsten Winter übernommen. — Aus Wiesbaden wirb uns ge- fchrieben: Zu Anfang September wirb bie Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst im Festsaal des Rathauses eine Ausstellung orientalischer Hand-Knüpfteppiche eröffnen, die erste diriet Art außerhalb Berlins. Im Oktober folgt dann eine Ausstellung derhollänbischenSezession. — Wie die Kölnische Volkszeitung berichtet, hat der Kaiser bietet Tage bie Hilfsmodelle zu ben Stattren bet römischen Kaiser Hadrian nnd Alexander Severns besichtigt, die Bildhauer Johannes Götz im Anfttage des Kultusministers für die Saalbnrg schaffen soll. Die Statuen finden Aufstellung im Innern, der Saalbnrg vor bem Sacellnm. — Aus Würzburg wird unS berichtet: Am 6. September beginnt hier die 100. Theaterfaisonsnt der Gründung eines ständigen Theaters. Im 18. Jahrhundert wurden zwar bereits unter dem freisinnigen Fürstbischof Adam Friedrich von SeinSheim italienische und französische Operetten im Refidenzschloß aufgeführt, die der Fürstbischof vor der Hofgesellschaft selbst zu dirigiere» liebte; eine wandernde Gesellschaft, die Jlge'sche Truppe, gab ferner in bet Stabt (am (Stoben, später auf bem Markt) Vorstellungen. Ein ständiges Theater aber erhielt Würzburg erst unter der kurbahrischen Regierung. Die Basis für die Oper bot hierbei die ehemalige fürstbischöfliche Hofkapelle, die sich eines ungemein guten Rust erfreute. Zum Theater wurde das säkula- rifierte Dameustist zu St. Anna cwapkiett, worin sich heute noch das Theater befindet. — Man schreibt »nS auS E i f e n a ch: Znm Leitet des hiesigen Richard - Wagner - Museums wurde vom Magistrat bet Herausgeber der Zeitschrift „Die Wattbutgstimmen'. Herr H. Buhmann, gewählt.