Sonntag, s« September »»»»

Ssr. 2«?. Viertes Morgenblntt

(Frankfurter Handelszeitung.)

-Megrürröet vsn <£eopotb ^onnemann.

Klllows Rücktritt «ud die Noomberkrifis.

ichmal scheinen ich einmal den

persönliche (Srunöe, die Avstlyi, chliebig gewordenen Kanzler zu

Spanien.

Künstliche SchSpfnngsgeschichte

Feuilleton

der

werde das Ueberflüssigste von allem. Und

Abend der erste Tag.

Uhren

es ward

Und Gott sprach: .Ordnung mus mern auf die Aktendeckel, der Rei!

Eine Erinnerung.

Von Arnold Frölich (Mainz). .

Ich höre das Wort, das mir hier zum Titel dient: Uhren! Klingts nicht wie ein Unkenruf? Kann eS locken und vor- berciten, daß ich erheitern will? Niemand glaubt das. Denn schauerlich wie der Achtuhrschlag der Turmuhr, der zum Dienste, dem Grabe unserer Hoffnungen, mahnt, geht daS Wort ins Mark. Eine Welt voll Prosa lautet's ein. Eine, die nichts kennt außer der kalten, frostigen Pflicht; eine Welt ohne Herz und Gemüt. Worin aber alles nach der Uhr und stracks an der Schnur geht: ticktack bimbam I

Uhren Uhren! Gleich steht man im Uhrenladcn mit seinem Gewirr und Geklirr, der Schrcckenskammer oller Poesie. Wo's nach dem Fallgesetze schwingt und in Wißtönen klingt; wo die Pendel fliegen und die Zeiger kriechen. O, du achtfach geliebtes Deutsch, warum nahmst du das Wort auf? Diesen Wechselbalg von Gickel und Eule, die uns in die

habe. Gott aber schuf Häuser, schöne, große, hohe Häuser, darinnen aufzusiellen die Schränke, mit Dächern oben dar­über, auf daß die Akten nicht nah und eingcweicht würden, so ein Regen fiele vom Himmel. Und Gott sahe, daß alles trocken war, und so ward au8 Morgen und Abend der vierte Tag.

Und Gott sprach: In der freien Luft können die Häuser nicht stehen, denn sie brauchen eine feste Unterlage, um nicht zu ver­sinken im Abgrund. Und er sprach: es werde Erde. Und es ward eine Erde, darauf alles stehen konnte, fest und sicher, die Häuser mit den Schränken und den Akten, so darinnen lagen. Und so ward aus Morgen und Abend der fünfte Tag.

Am sechsten Tage aber schuf Gott Straßen und Städte aus den Häusern, und eine Hauptstadt. Und Gott sahe an olles, wo? er gemacht hatte, und siehe da, es war sehr gut und lustig anzuschauen. Und er schuf Polizeiämter und Steuerämter und Amtsgerichte und Kriminalgerichte und Apotheken mit vielen Flaschen und Gläsern mit Pulvern und Flüssigkeiten darinnen. Und Gott roch an allen Flaschen und Gläsern, und siche da, cs roch sehr gut. Und Gott sprach:

SMkasskuvkrbanb für Hessea-Mau uud Waldeck.

Weilburg a. Lahn, 24. Septbr.

Der Vorsitzende, Stadtrat B o e d i ck e r-Kaffel, teilte bei Eröffnung der von etwa 130 Sparkassen-Vertretern besuchten Versammlung mit, daß dem Verband nunmehr 77 Spar, lassen mit einem E i n leg er g u t h oben v on 602 Mil- lionen Mk. angehören. Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben die Spareinlagen der Verbandssparkassen einen reinen Zuwachs von 30 Millionen Mk. erfahren, gegen nur 17 Millio­nen Mark im Vorjahr. Die von dem Verband eingerichteten Nnterrichtskurse für Sparkass enbeamten, welche bei den städtischen Sparkassen in Frankfurt a. M. und Kassel abgehalten wurden, haben sich vorzüglich bewährt und sollen fortgesetzt werden. ... .

Ueber dieEntwickelung der Sparkassen des Verbandsgebietes im Jahre 19 0 8" machte Lan­desbankrat Rens ch-Wiesbaden interessante Mitteilungen; int Regierungsbezirk Wiesbaden steht der Stadt- und Landkreis Frankfurt in der Entwicklung des Sparkassen wesens an erster Stelle; der Betrag der Spareinlagen auf den Kopf der Be. völkerung beträgt hier 364 Mk., auf je 100 Personen kom­men an Sparkassenbüchern 51 Stück.

UeberSchulsParkassen" berichtete Stadtrat Boe- dicker-Kassel; er führte aus, daß die früher gegen die Schul- sparkaffen erhobenen Bedenken int großen und ganzen als beseitigt gelten könnten, daß in einzelnen Kreisen des Ver­bands mit der Einführung dieser Kassen sehr anerkennenswert^ Erfolge erzielt seien. In der sich an den Vortrag anschlteßen- den Debatte wurden nähere Mitteilungen über die Einrichtung derartiger Schulsparkaffen, bei denen die verständnisvolle Mit- Wirkung der Lehrerschaft natürlich nicht zu entbehren ist, ge­macht. Auf Antrag des Vorsitzenden nahm die Versammlung einstimmig nachstehende Resolution an:Der Sparkaffenver­band sieht in der Errichtung von Schulsparkaffen nicht nur ein wichtiges und bedeutsames Erziehungsmittel für die Heranwachsende Jugend, sondern auch eine wirksame Einrich­tung für die Ausdehnung des Geschäftskreises der Spar- kaffen. Insbesondere kann die Errichtung von Schulsparkaffen für Fortbildungs- und dcrgl. Schulen, also für Schulen, deren Besucher im Erwerbsleben stehen, nur angelegentlichst emp­fohlen werden. Der Vorstand wird ersucht, geeignete Maß­nahmen zur Förderung der Schulsparkaffen int Verbandsbezirk zu treffen."

Rendant Hucke-Kassel referierte überQutttungS- leistnng für Rückzahlung aus Sparkassen, büche t", eine Frage, die bekanntlich durch die Bestimmun­gen des neuen Reichsstempelgesetzes von besonderer Bedeutung für die Sparkaffen geworden ist. Er beantragte folgende Re- solution:Der Sparkaffenverband hält bei denjenigen Spar- kaffen, bei denen zwei verantwortliche Beamte im Dienst sind, die Abschaffung der Quittungsleistung bei Teilzahlungen von Sparkaffenguthaben im Interesse einer schnelleren Abfertigung des Publikums für unbedenklich." Die Resolution wurde nach längerer Debatte angenommen.

Rendant M e i n e ck e-Frankfurt a. M. hielt einen Vortrag über dieS t e m p e l p s l i ch t d e s Schecks", wobei er sich zugleich eingehend über die Bedeutung des Scheckverkehrs für die kommunalen Sparkaffen vrbreitete. Auch an diesen Vor. trag schloß sich eine eingehende Besprechung an, als deren Re. sultat Stadtrat Dr. Levi n-Frankfurt a. M. nachstehende Re­solution cinbrachte:Der Sparkaffenverband empfiehlt den Verbandssparkassen neben der Pflege der in den Leitsätzen zu Frankfurt a. M. (1906), Gersfeld (1907) und Schmalkalden (1908) empfohlenen Einrichtungen zur Förderung des Spar- berkehrs nunmehr, nachdem die Ausführungsbestimmungen der König!. Staatsregierung erlassen sind, je nach den ört­lichen Verhältnissen entweder die Einführung des Scheckverkehrs allein oder in Verbindung mit dem Depositen- und Konto­korrent-Verkehr. In beiden Fällen ist im Jnterefle der volks­wirtschaftlich zu erstrebenden Verminderung des Bar-Umlaufs auf weitgehendste Benutzung des Ucberweisungs-Verkehrs (Uebertrag von Konto zu Konto) hinzuwirken." Auch diese Re­solution fand einstimmige Annahme. Die Wahl des nächsten Versammlungsortes wurde dem Vorstand überlassen.

Mensch.

Da aber Gott den Menschen ansah, mußte er lachen, und er lachte so laut, daß die Erde erbebte und die Häuser zit­terten und die Schränke wackelten, und der Mensch wäre bei­nahe vor Schreck gleich wieder gestorben.

Als das Lachen zu Ende war, tönte aus der Ferne ein Echo des Lachens, das aber endlos klang, als käme es von einem Ziegenbock. Und siehe da, V> war der Teufel, der da hinten gelacht hatte, und jetzt näher trat. Kaum hatte er den Menschen erblickt, so trat er gar dcmütiglich an den Schöpfer heran mit der Frage: Soll ich ihn holen?

Diese Frage konnte der Mensch deutlich hören und merkte sie sich genau zum ewigen Angedenken für Kind und Kindes- kinder, auf daß sie urkundlich könne ausgezeichnet werden. Die Antwort aber konnte der Mensch nicht verstehen, noch die wei­teren Verhandlungen, die der Teufel absichtlich mit gedämpfter Stimme führte.

Dem Menschen aber lief ein Frösteln durch seine Glieder, denn er fürchtete sich. Alsbald aber trat der Teufel zu ihm mit freundlichem Grinsen und sprach: Du frierst. Denn du bist nackt. Ich sehe es. Oder solltest du gleich so viel Anstands- aefühl mit auf die Welt gebracht haben, daß du dich schämst vor mir? Da nimm, es ist ein alter Rock, den ich warm getragen habe, und die Taschen sind auch nicht leer.

Und der Mensch nahm den Rock, zog ihn an und durchsuchte !>ie Taschen, denn ihn hungerte nach Brot. Aber er sand kein Brot, sondern ein Fläschchen Tinte und eine Feder zum Schreiben.

ten geneigt sein, sich nachträglich mir der Führung der Partei wieder auszusöhnen. Das ist der Zweck der Uebung. Darum hat dieVoss. Zeitung" recht, wenn sie schreibt:

Alle Erörterungen über die November-Ereignisse und Ihre Wirkung ändern nichts an der Tatsache, daß Fürst Bülow, wie noch seine Bemühungen bei dem vorläufigen Besitzsteuer- Kompromiß zeigten, bereit war, im Amt zu bleiben, wenn er seine Politik im Reichstag durchzusetzen vermochte, und daß die Konservativen, denen für den entgegengesetzten Fall sein unbedingter Rücktritt angekündigt worden war, durch ihre Ab­lehnung der Erbanfallsteuer und ihren Uebergang zum Zen­trum diesen Rücktritt herbeiführten. Ob die Hergänge bei der Dailh-Telegraph"-Veröffentlichung so oder anders waren, ov der Kaiser seinem ersten Ratgeber wegen der Novembertage Groll nachtrug oder nicht, ohne die Taktik derer um Hehdebrand wäre Fürst Bülow heute Reichskanzler und könnte es noch lange sein trotz aller Enthüllungen des Herrn Rimols Martin und aller konservativen und klerikalen Blätter. Aber daß Herr v. Hehdebrand etwa glaubte, dem Träger der Krone einen Gefallen tun zu müssen, nein, das braucht niemand an- zunehmcn. Er wollte den Zugeständnissen an den Liberalis­mus ein Ende machen, und deshalb muhte Fürst Bülow be­seitigt werden. Bei einem früheren Anlah, als der Kanzler die Blockführer ziemlich klar vor die Frage stellte, ob er blei­ben oder gehen solle, erhielt er noch ein Vertrauensvotum. Bei der Finanzreform wollte die Rechte nicht abermals die Gelegenheit verpassen. Sie hätte ihn auch zu Fall gebracht, wenn die ganze Geschichte mit dem Kaiser-Interview gar nicht vorangegangen wäre.

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rühmen sie sich, gestern in Madrid einen ausgezeichneten King getan zu haben. Es sind hier nämlich zwei leibhaftige Anarchisten aufgegriffen worden. , Bei dem einen wurde ver- dachtigerweise nichts gefunden, bei dem anderen angeblich ein Haufen von Flugblättern, auf denen dem Ministerpräsidenten Maura angekündigt war, daß er mit seinem Leben für das des gefangenen Francisco Ferrer hafte. Di« Polizei ist also doch gar nicht so ungeschickt, wie es manAmal scheinen könnte. Darum sollte sie eigentlich endlich auch einmal den Versuch machen, der merkwürdigen Sorte von Terroristen hab- haft zu werden, die ungestört weiter mit täglichen Bomben­attentaten die Stadt Barcelona in Schrecken halten. Oder tehen die Explosionen, wie wir unlängst bereits vermuteten, wirklich mit gewissen geweihten Interessen im Bunde, die von den Hütern der sogenannten staatlichen Ordnung nicht angetastet werden dürfen?

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sein. Und er schuf Num- , ... . ihe nach wohlgeordnet. Luch

Buchstaben schuf er und Rubriken, und Abteilungen mit schö­nen Unterabteilungen. Und siehe da, das Papier lagerte nicht mehr wie ein wüstes Gebirge, sondern türmte sich zu einzelnen Bergen und Bergketten empor gen Himmel. Und so ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.

Und Gott sprach: wenn ein Wind kommt, so iveht er diese Aktenberge um und feget sie durcheinander, daß die Ordnung wieder bcrfditoinöet. Und er schuf Aktenschränke, schöne hölzerne Schränke, aus Brettern gefügt und mit Türen ver­sehen, daran Schlösser waren mit Schlüsseln dazu. Und wurden alle wohlverschloflen und verwahret. Und so ward aus Morgen und Abend der dritte Tag.

Und Gott sprach: wenn ein Regen fällt auf diese Akten­schränke, so faulet das Holz, und alles geht wieder gum Teu­fel. Als er so sprach, wurde der Teufel, damit Gott kein unwahres Wort gesprochen habe. Und der Teufel freute sich, erstens seines Daseins, und zweitens über die Aktenschränke, drittens aber war er neugierig, was das alles zu bedeuten

N Berlin, 25. Septbr., 9 N. (Priv.-Tel.) Es ist merk- würdig, mit was für Gründen dieKreuzztg." es rechtfertigt, daß sie von dem Klatsch Notiz nimmt, der neuerdings wieher über das Verhältnis des Kaisers zum Fürsten Bülow nach derDaily Telegraph"-Affäre veröffentlicht worden ist. Derartige Erörterungen pflegten früher, wenn sie kn liberalen Blättern auftauchten, von konservativer Seite als Taktlosigkeiten, wenn nicht gar als mit der Erfassung unverein- bare Anmaßung getadelt zu werden; hat es doch immer als konservativer Grundsatz gegolten, sich über die Gründe einer Ministerentlassung nicht den Kopf zu zerbrechen, da niemand dem Monarchen dreinzureden habe, wen und wie lange er einen Minister mit seinem Vertrauen beehren will. Ganz im Ein­klang mit dieser Auffassung behauptet denn auch dieKreuz- zeitung", daß' die Konservativen bei ihrer Haltung in bei Reichsfinanzreform nicht durch persönliche Gründe, die Absicht, den angeblich beim Kaiser tnif/' ^ 3' *

stürzen, bestimmt worden seien, sondern daß sachliche Erwägun­gen für ihre Stellungnahme maßgebend gewesen seien, also für die Beurteilung der Finanzreform, ihres Ausganges und ihrer Folgen die Frage der Novcmberer«i.gnisse und was damit zusammenhängt, ays'cheidc. Das Blatt sagt:

Deutsches Reich.

Q Aus Sachsen-Weimar-Cisenach, 24. Septbr. Wie wir bereits meldeten, sind für die L a n d t a g s w a h l e n im ganzen Großherzogtum Abkommen zwischen den Nationallibc- ralen und den liberalen Parteien dahin gehend getroffen wor­den, gemeinsame Kandidaten aufzustellen. Nun haben trotzdem die Nationalliberalen in Weida, entgegen den Weimarer und Eisenacher Beschlüssen, sich nicht mit den Liberalen übet eine gemeinsame Kandidatur einigen können. Die Liberalen haben deshalb in einer Vertrauensmännerversammlung be­schlossen, selbständig vorzugehen. Ein geeigneter Kandidat soll auch gefunden sein. Hoffentlich bleibt dieser Fall vereinzelt l

# Aachen, 23. Sept. Da die hiesigen Volks schus- lehrer eine Ortszulage von nur 400 Mark erhalten, während die Zulage in Düsseldorf 600 und in Köln 700 Mark beträgt, fo haben sie beschlossen, bei der Stadt einebessere Regulierung zu erwirken und im Falle der Erfolglosigkeit dieses Bemühens alles daranzusetzen, um bei dem Gesetzgeber eine Revision im Sinne einer zwangsweisen Verpflichtung zur Erfüllung der Meinung des Lehrerbesoldungsgejetzcs zu erreichen.

i? Aus dem Regierungsbezirk Düffeldorf, 23. Septbr. Aus dem Schuldienst des Regierungsbezirks Düsseldorf haben, tote die Blatter melden, jetzt wieder 15 Lehrpersonen ihre Entlassung nachgesucht, weil sie aus den teuren ^n- dustrieorten nach ländlichen Gemeinden übersiedeln wollen; di.- mäßigen Ortszulagen begünstigen diese agrarische Wir­kung des Besoldungsgesetzes. .

A Aus der Pfalz. Das Vorgehen der nationallibcralen Parteileitung in Neustadt a. H., die durch ihren Vor­sitzenden Herrn Dr. Gustav Oehlert dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Aktiendruckerei und derNeuen B ü r - gerzeitung" Herrn Kommcrzienrak Helfferich kund und zu wissen tat, daß nunmehr % der Aktien in national- liberalen Händen seien und daß sie wünschen, daß öi-s Ver­hältnis auch in der Leitung und Haltung des Blattes zum AuÄiruck gebracht werden möge, hat im ganzen Wahlkreis Landau-Neustadt berechtigtes Aufsehen und selbst bis in die weitesten Kreise der nationalliberalen Partei hinein cntschie- tfiie Mißbilligung erregt. Die Aktien derNeuen Bürger- zcftrng" waren früher fast ausschließlich in freisinnigen Hän­den. Durch Vererbung und Kauf gelangte eine größere An-

Jm Anfänge war das Nichts. Und der Geist Gottes schwebte ganz oben über dem Abgrund. Und siehe da, Gott sahe, daß es langweilig zu werden begann, und er sprach: Es wcroe Papier.

Und es wurde Papier. Große, schöne, Weiße, glatte Bogen, lustig anzuschauen, unfchuldrein, quollen hervor aus der Ur- tiefc, dazu auch starke Pappe, gut zu Aktendeckeln.. Und Gott sahe, daß alles gut war, und so ward aus Morgen und

viele Hunderte von Männern und Frauen, die, wie mit kürz­lich berichteten, gewaltsam und willkürlich aus '.Barcelona und anderen Ortschaften Kataloniens ausgewiesen und polizeilich gezwungen sind, mehr als 250 Kilometer von ihrem Wohnsitz entfernt in irgend einem fremden kleinen Provinzort zu blei­ben, die größte Not leiden. Es werden Fälle bekannt, in denen Lehrer der behördlich geschlossenen freien Schulen mit ihren Familien buchstäblich dem Hungertode entgegengehen. Diesen schuldlosen Opfern klerikaler Rachgier wäre wahrschein­lich mit bescheidenen materiellen Unterstützungen eher ge­holfen als mit den hochtönenden Sympathie- und Protest­kundgebungen radikaler Auslandskreise. Der republikanische Pais" meldet heute aus Perpignan, daß sich seit Den Ereignissen von Barcelona mehr als zehntausend Flüchtlinge auf französischem Boden im schlimmsten Elend befinden. Ob­wohl man nun meinen sollte, es dürfe den spanischen Behör­den bald schwer fallen, noch neue Missetäter aufzuspüren,

zahl Aktien in nationalliberalen Besitz. Diesem Umstand und der Tendenz auf Einigung der liberalen Parteien m unserem Wahlkreis trugen die freisinnigen Aktionäre, die in übst- wiegender Mehrheit waren, dadurch Rechnung, daß sie von 7 Aufsichtsratsmitgliedern 3 der nationalliberalen -siarfei überließen. DieNeue Bürgerzeitung" hat unter dem bis­herigen Aufsichtsrat und unter der seitherigen Redaktion der nationalliberalen Partei die weitestgehende Unterstützung zu teil werden lassen. Diese Unterstützung war für die National- liberalen umso wertvoller und mußte von ihnen umso mehr anerkannt werden, als ihnen hier epi eigenes Parteiorgan nicht zur Verfügung stand. Unter diesen Umständen mußte das sehr unkluge und wenig taktvolle Vorgehen der nationaUi- beralen Parteileiter die vier freisinnigen Mitglieder des Auf­sichtsrates empfindlich berühren, und sie zögerten keinen Augenblick, daraus die Konsequenzen zu ziehen und ihre Stellen als Aufsichtsratsmitglied niederzulegen, obwohl sie berech- tigt gewesen wären, bis zur nächstjährigen Generalversamm­lung aus ihren Posten zu verbleiben. Dem Chefredakteur der Neuen Bürgerzeitung", Herr Dispecker, der im Reichstags­wahlkampf auf das energischste für den Kandidaten Herrn Dr. Gustav Oehlert eingetreten war, wurde von den übriggebliebe- nen drei nationalliberalen Aufsichtsräten sofort zum 1. Ja­nuar 1910 gekündigt. An seine Stelle soll eine rein national- liberale Kraft zur Leitung des Blattes gewonnen werden. Da insbesondere die ablehnende Haltung beiReuen Bürgerzei- tung" gegenüber bei ben Agrariern genehmen Kandidatur Buhl und die Befürchtung, diefreisinnige"Neue Bürgerzeitung" könnte bei der nächsten Reichstagswahl die Verständigung mit dem Bund der Landwirte erschweren, die nationalliberalen Führer bestimmt hatten, größere Posten Aktien und damit ein wesentliches Uebergewicht zu erwerben, so steht zu befürchten, daß die nationattiberale Partei nicht gewitzigt durch den Verlauf der jüngsten Wahl- kampagnen sich nach rechts entwickelt.

Tie Folgen des rücksichtslosen Vorgehens der nationalhbe- ralen Parteileitung werden wohl die jein, daß die freisinnige Volkspartei nachdem ihre jahrelange selbstlose Unterstützung das Gegenteil von Anerkennung gefunden hat in Zukunft ihre eigenen Wege gehen und vor allem eine Sammlung allerentschiedenliberalqesinntenElemente in die Wege leiten wird. Die Stimmung in unserem Wahl­kreis ist einem solchen Vorhaben überaus künftig. Die jetzigen Macher der nationalliberalen Partei, an ihrer Spitze Herr Dr. Gustav Oehlert, sind nichts weniger als beliebt und man ist der Schaukelpolitik herzlich satt. Die bevorstehende Stadtrats­wahl wird zeigen, daß die Wähler nicht gewillt sind, diese Po­litik weiter zu unterstützen. Von einem gemeinsamen Vor­gehen der liberalen Parteien wird fernerhin nur dann die Rede sein können, wenn die nationalliberale Partei einen ent­schiedenen Bruch mit den Agrariern vollzieht und eine auf­richtige liberale Politik verfolgt, die auch in wirtschaftlicher Beziehung die Interessen der Allgemeinheit über die einer kleinen Änzahl Großgrundbesitzer stellt. Das bedenkliche An­wachsen der sozialdemokratischen Stimmen bei ben letzten Wahlen und die von den Agrariern aufgebrachte geringe Stimmenzahl sollte der nationalliberalen Partei ein deutlicher Wink gewesen sein, daß nur durch ein Zusammengehen mit den Linksliberalen der Wahlkreis wieber zurückerobert werden kann.

g Nürtingen, 24. Sept. Der hiesige Gemeinderat hat mit den Buchhändlern und Buchbindern am Platze eine Bereinbarung ge­troffen, wonach sie Bücher und Schriften, die zur Schundlite­ratur zähle», aus ihren Geschäfte« entfernen und künftig nicht mehr verkaufen werden.

Wohin solle es auch führen, wenn die Frage, welche innere Stellung der Kaiser zu feinern intimsten 'Berater infolge der Nachwirkung bedauernswerter Vorkommnisse eingenommen hat, zum Gegenstand der öffentlichen Diskussion und der Zeitungspolemik gemacht werde.

Ganz im Widerspruch zu diesen Ausführungen macht die Kreuzztg." dann diese Frage sofort zum Gegenstand einer Zeitungspolemik, indem sie fortfährt:

Wir haben alle Gründe für die Annahme, daß Fürst Bülow bis zu seinem Abgänge geglaubt hat, der vollen Wiederherstellung des vorübergehend erschütterten kaiserlichen Vertrauens sicher zu sein. Wir haben. aber ebenso gute Gründe für die Annahme, daß er sich in dieser Meinung getäuscht hat.

Recht hat dieVoff. Ztg.", wenn sie dazu bemerkt:

So ungefähr hat das der Freiherr v. Zedlitz gesagt: Man habe führenden Mitgliedern der konservativen Partei die Ueberzeugung beizubringen gesucht, daß Fürst Bülow infolge der November-Ereignisse das Vertrauen des Kaders un­wiederbringlich verloren habe. Ter Fünferausschuß hat das, soweit die Parteileitung in Betracht kommt, alsvon Anfang bis Ende erfunden" bezeichnet. Aber ist der Leiter der Kreuzzeitung" kein führendes Mitglied? Und dem hat man" diese Ueberzeugung beizubringen nicht nur versucht, sondern verstanden, so erfolgreich verstanden, datz er feine .Informationen" fürgute Gründe" ansieht. Danach weiß man eigentlich nicht, weshalb die Herren b. Manteuffel, v. Hehdebrand und Genossen Herrn v. Zedlitz so grob ver­letzend anfahren mußten.

Will man die öffentliche Erörterung des Verhältnisses von Kaffer unb Kanzler vermeiden, so muß man sich auch einer irr3 Ärtcrung der Vorgänge enthalten, die batauf Emslim haben, tun allem einer Erörterung auf Grund von Behauptungen, die nicht bewiesen finb unb bie bei eine Beteiligte als mehr­fach widerlegte Klatschereien abtut. DieKreuzztg." sieht darin glaubhafte, aber doch im einzelnen nicht im: Sicherheit vertretbare Nachrichten, und sie hat, so lange Bulow tm Amt war, von einer Veröffentlichung abgesehen, weil das mit dem Wohl des Reiches unb ber bamaligen Stellung der Korffewa- tioen zu Bülow nicht vereinbar gewesen wäre. Auch nach Bu­lows Rücktritt hat sie geschwiegen, weil sie keine Politik der Rachsucht kennt und sich keinen politischen Nutzen von der Er­örterung auch heute nicht verspricht. Das läßt sich boten. Und warum glaubt dieKreuzztg." gleichwohl jetzt die Erzah- lungen ber .^Märkischen Volksztg." ihren Leiern vorsetzen zu sollen? Weil sie sich nicht bem Verbacht aussetzen will, aus persönlicher Konnivenz gegen ben Fürsten Bülow Tat­sachenmaterial zu unterbrücken. Wan merke: Cfft spricht bieKreuzztg." von glaubhaften aber im einzelnen nicht sicher vertretbaren Nachrichten, jetzt von Tatsachenmaterial! Der Uebergang ist ausfällig, weil es sich wirklich nur um die Wiedergabe von Vermutungen und Behauptungen handelt, die aber vor Monaten zum Gegenstand von, Broschüren und Ar­tikeln gemacht worden sind, als deren Verfasser oder Inspirator der ehemalige Regierungsrat Martin belauft ist. Neinder Zusammenhang ist ein anderer, und dieKreuzztg." und die ihr oleichgesinnten Organe haben ein sehr deutlich wahrnehmbares politisches Interesse daran, diese Erörterung jetzt aufzunehmen Denn sie soll den Fürsten Bülow vor ben Wählern, die durch ben Ausgang ber Reichsfinanzreform nach ber wirtschaftlichen, politischen unb persönlichen Seite hin unangenehm überrascht worden find, als einen Mann erscheinen Taffen, ber ein un­feines Spiel mit dem Monarchen gespielt und dadurch selber ohne jede Mitwirkung der Konservativen seine Stellung unter­graben habe. Diejenigen Konservativen, bie es glauben, bütf-

Ccn einer Zuschrift an benReichsboten" stellt Herr v. fioebell fest, daß er in der Lichterfelder Ver­sammlung des konservativen Wahlvereins vost Konferenzen Bülows mit konservativen Chefredakteuren nicht gesprochen habe, da er davon nichts wisse.

1 eigentlich bin ich nun fertig mit allem, denn es ist nichts toei- ' ter nötig und fehlet nichts mehr. Aber etwas Ueber- I flüssiges könnte noch hinzukommen, etwas völlig Unnötiges, I Unbrauchbares, Zweckloses, Unsinniges. Und Gott sprach: Es

DerKreuzztg." springt die agrarischeDeutsch Tages- zeitung" helfend zur Seite, in Gedankengängen, die denen der Kreuzztg." ähneln. Auch sie hat längst gewußt, daß die amt­liche Darstellung ber Telegraph-Affäre in berNorvd. Allg. Ztg." bestritten werde, aber es ist ihr ausbrücklich versichert worden, daß alles so sei, wie bie offizielle Mitteilung besagte. Damals hat sie keinen Anlaß zu Zweifeln gehabt,, letzt, wo ej einzelnen Blättern beliebt, bie alten Geschichten wieder hervor- zuholen, verlangt sie Beweise nicht für die Richtigkeit der Mar- tinschen Gedankengänge, sondern für bie Richtigkeit der amtlichen Darstellung. Es wird also wohl nichts übrig bleiben, als daß die Herren von derKreuzztg." und berDeutschen Tagesztg." eine Audienz beim Kaiser nachsuchen. *

HmkftMWMWg

1 und Handelsblatt. (Neue Frankfurter Zeitung.)

Seele krähen und krächzen! Weshalb spie'st du's nicht aus, sondern treibst uns zu den Engländern, damit wir Poesie in Dingen finden, deren auch wir hierzulande bedürfen?

Glocks! Ja! wie das klingt! So voll, sonor, so schalkhaft. Nur dieses Wort dann bin ich in der Raritätenkammer. Wo jedes Werk seine Geschichte, auch das geringste seine We­senheit hat. Wo alles mich anspricht; wo dieses steht und jenes geht, das eine hinkt und das andere blinkt. Wo mir vieles sagt, daß es der Affe meiner selbst, voller Launen und Tücken sei. Das ganze eine tolle Welt als Wille im kleinen.

Glocks! Tas Wort erschließt mir ein Lachkabinett necki- scher Kobolde; zaubert mir Dinge vor, wie sie Englands größ­ter Humorist unserer Tage bewitzelt: Uhren, die, wenn sie fünfzehn schlagen und zwanzig Minuten über elf zeigen, ihrem intimen Eigentümer, aber nur diesem, verraten, daß es genau ein viertel vor acht fei; Uhren, die gestern der 'Zeit drei Stunden im Galopp abgewannen, heute aber um eben soviel nachhinken und morgen voll Betrübnis wünschen, daß sie tot seien; Uhren gar, wovon man lieber schweigt, weil, wenn man die Wahrheit sagt, man der Uebertreibung beschuldigt wird.

Von einer dieser Art sei aber nun gerade hier die Rede. Es war eine Schwarzwälderin dunkler Herkunft. In einer Gebirgslandschaft Westfalens, am östlichen Zwickel, im Dienstzimmer eines königlichen Bahnmeisters, lernte ich sie kennen. Ein Jahrhundert hatte sie sicherlich abgependelt. Jetzt war sie abgegriffen und im Antlitz durchfurcht. Aber takt- sicher ging noch ihr Puls: tick-tack-tick-tack. Das war im Jahre 1889 im Frühling. Damals sollte ich ihren Herrn und Liebhaber, der krank war, in gewissen Grenzen vertreten, ber. steht sich, im Dienste .

Es war früh morgens, und eine Reise lag schon hinter mir. Der mitteleuropäische Meridian, der, gleich den besten Witzen, von England kommt, war noch nicht gezogen. Jede Uhr hatte noch ihren eigenen, worauf sie stolz war. Und scherte sich den Kuckuck um Greenwich und Görlitz.

Halb sieben! las ich der Alten im Gesicht ab. Da? stimmte zu meiner Rechnung. Und dort lag ein Berg Arbeit. Frisch wühlte ich mich hinein und hatte die taufrische Landschaft draußen bald vergessen. Morgenstille umgab mich, fast noch fühlbarer gemacht durch den gleichmäßigen Pulsschlag der Alten links halb hinter mir, und nur selten unterbrochen von einem auf dieser oder jener Seite vorbeirollenden Bahnzug.

Erst war ein Gehilfe da. Aber der ließ mich bald allein. Darauf hatte sie gelauert. Ddnn nun tickte sie lauter. Dann schwoll's zum Ereszendo. Und jetzt ward ein Befehl draus: Guck doch, guck doch! t

Man soll'S mit ter Weiblichkeit nicht verderben. Also gehorchte ich. Aber nun? .... Noch derselbe Zeigerstand! setzt, wohl eine Stunde später I Oder hatte ich mich zuerst verguckt? Dann hinkte sie also wohl gerade eine Stunde nach, hatte vorhin halb sechs gezeigt unb ich nur halb sieben ge­lesen. Und kündete nun halb acht an. Zwar Wat j cm rollenwidriger Zeigerstand, gegen alle Uhrenmechanik, ganz

Repressalie«.

W Madrid, 22. Septbr. Im ganzen Lande bauern bie Verhaftungen unb sonstigen Zwangsmaßnahmen gegen Personen, bie irgendwelcher Beziehungen zur Aufruhrbeweg- ung verdächtig sind, unvermindert fort. Man erfährt, baß viele Hunderte von Männern unb Frauen, bie, wie wir kürz­lich berichteten, gewaltsam unb willkürlich aus Barcelona und

Eine Fabel.

Von Till EMlenspiegel.

Augen, Augen, das ist ja doch alles, was man mit­bringen sollte zu einer italienischen Reise Bucher nur so viele, daß sie die Augen nicht verderben."

Was da Hans Thomas Maleriinn berausfindet, gut nicht für die Italien-Fahrer allein. Niemand greift etwas aus dem Leben, der nicht schauend durch Oie Stunden schrei­tet, und ein Wink der Natur ist cs, daß sie die Augen durch vieles Lesen schlecht werden läßt.

Mancher sitzt über Bücher gebeugt, liest unb liest sich müde; er müßte nur aufblicken und ein süßer Schauer überkäme ihn. Denn der Glanz der Wirklichkeit, den auch das beste Buch nur ahnen läßt, das Auge kann ihn fangen. Aber man sitzt und lieft.

Kinder halten bisweilen das Stimmen der Jnstripnente für Spiel. Lesen ist ein Stimmen innerer Seiten. Das Spiel hat erst zu beginnen. Darauf besinnen sich die Wenigsten. ,

Hier ist ein Sonnenaufgang geschildert, hier eine Sternen- nacht. Sind sie richtig gczeichnct? Hast Du sie so schon gesehen? Laß uns schauen, ob die nächste Frühe und das folgende Dunkel uns gleiche Schönheiten zu kosten geben.

Du bist gerührt über die edlen Worte des Helden auf Seite 112? Hör mal, Du mußt nicht so ehrfürchtig tun. Ich sage Dir, so einer steckt auch in Dir. Probiere noch heute, durch ein Wort an Deinen Nachbar dem Helden gleich- zukommen. Tann fetzt Dich der Verlauf der Geschickte nicht mehr in Erstaunen. Du wirst schauen, tote tief Du selbst ins Leven wirken kannst.

Solche Art zu lesen hütet vor Hast. Eine ^Stelle aus diesem Briefe genügt für die Woche. Einen schmalen Band trägst Du durch Jahre. Ein paar Trochäen klingen durch ein ganzes Leben. Die feinsten Bücherfreunde haben vielleicht die kleinste Bibliothek.

So verfeinert die Kunst den Sinn für das Wirkliche, aber das Wirkliche geht weiter als die Kunst. Täglich siehst Du durch Dein Fenster. Was singen die Dichter von dem Wer­den einer Glasscheibe? In den Büchern der Techniker und Forscher liegt eine Poesie, die noch Neuland ist.

Dies ist das Ganze: ein Buch ist nichr dazu da, daß Du das Leben umgehst. Das Ende des rechten Buches ist nie­mals seine letzte Seite. Du mutzt aufstehen, Umschau hal­ten und neue Züge im Anlitz der Welt entdecken.

Schaue» und Lesen.

Von Josef Luitpold.