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t= Frankfurt, 30. September.

übte Verletzung des Exterritorialrechtes deutscher Untertanen.

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Preußen

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innigen wird eine Ungewißheit der

Der rWch-bechihe Zmcheaftü nr Khartm.

Petersburg, 30. Septbr. (W. SB.) Die Petersburger Lele. graphewÄgentur verbreitet nachfolgende, dem M-misterium des Aeutzern aus Chardin zugegangene Mitteilung über bett dort vorgekommenen Zwischenfall: Nach den Bestimmun­gen des GrenzbezrtckSgerichts sowie der russischen Gesandtschaft tn Peking vom 6. August war den verschiedenen Persönlich« leiten ine Summe von über 3000 Rubel, alS von der

nien hei Schweden JLr.il

Gerichtszettnng. .

r Frankfurt, 30. Sept. Vor dem OberkrtegSgerichk stand heute ein E l s ä tz e r, der seit seinem zweiten Lebens­jahr mit seinen Eltern in Lyon gelebt hat, aber, weil er in Mülhausen geboren wurde» in Deutschland dienstpflichtig ist. Er heißt Johann Aime Hägelin, wurde im Herbst, 1907 in Straßburg bei der Futzartillerie eingestellt, und kam von da nach einem Jahre zur 3. Batterie des Mainzer Fuß- artillerieregiments. Er stottert, hat von Jugend auf ttac- Französisch gesprochen und erst in der Kaserne Deutsch gelernt, hat aber als Soldat sich befriedigend geführt und abgesehen von einer Stunde Nachexerzieren noch

Vom Standpunkte des Industriellen gab der erste Redner des Abends, Dr. Fritz Schneider, Syndikus des Bundes der Jndustriellen-Berltn, einen historischen Rückblick auf die

0 85erlitt, 29. Sept. Nach einer Verfügung des Landwirt» schaftSminiflns, des Finanzministers und des Ministers des Innern an die Regierungspräsidenten findet am 1. Dezember d. IS. in Preußen eine außerord entliehe Z ählun g der Pferde,

In der Aula der Akademie für Sozial- und Handelswissen. schäften veranstaltete der Deutsche Werkbund, der heute durch eine Sitzung der Vorstand schäft und eine geschloffene Mitglie­derversammlung seine diesjährige zweite Tagung eröff­net hatte, seine erste öffentliche Abendversammlung. In der Begrüßungsansprache wies der derzeitige erste Vorsitzende, Pros, Th. Fischer- München darauf hin, daß nach zweiiähri» gern Bestehen, das bisher im Werkbund zahlreiche namhafte Vertreter der Kunst, der Industrie und des Handwerks zu ge­meinsamer Arbeit zusammengxführt habe, nunmehr irr Zeit zur Verwirklichung feiner Plane gekommen fei. Ter Bund werde sich auf der im nächsten Jahr bevorstehenden Welt­ausstellung zu Brüssel offiziell innerhalb der deut­schen Abteilung beteiligen und seine erste Ausstellung aus deut» schern Boden dann in Frankfurt veranstalten. NaMenS des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe und der würtiembergischen Staatsregierung hieß Geh. OberregierungS- rat Dönnhoff, namens der Stadt Oberbürgermeister Dr. A d i ck e S, namens des Teutschen Handelstages Syndikus Dr. Engelbrecht die Versammelten willkommen. Don beson­derem Interesse war ehre kurze Ansprache deS im Auftrage des österreichil-sen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten erfchie- netten <Äktionsrates Vetter, der den wichtigsten Werkbund» gedanken, die Hebung der OualitaiSardeit, mtt einem treffenden Wort als »abgeleiteter Nationalismus" be. zeichnet. Die Tendenzen des Werkbundes seien allgemein europäische, die nur in den verschiedenen Rationen einen ver­schiedenen Verlauf nehmen. Er wünsche den Zielgedanken deS Deutschen Werkbundes ein Durchdringen auch in Oesterreich, für daS er besondere Bedeutung habe. Auf der Tagesordnung standen Vortrage über das Thema:

Kunst und Juvustrie.

Masse, sondern ein Konglomerat, in dem der Liberalis­mus nur in kleinen Splitterchen vorhanden ist. Rach der Entscheidung vom Sonntag muß man die Hoffnung aufgeben, die man eine Zeitlang wenigstens in den Kreisen des Frei­sinns ehrlich hegte, die Hoffnung nämlich, daß der National­liberalismus wieder neben dem Freisinn ein Kristallisations- J>unkt des Liberalismus fein oder werden könne. Man hat ich in der Ausschußfitzung der Nationalliberalen den Kopf lorüber zerbrochen, was für Wünsche denn eigentlich die Frei- sinniaen in Hessen gegenüber dem Streit um Heyl und Oriola hegten. Die Angst vor dem Andrängen der mächtig gewachsenen freisinnigen Bewegung hat sicherlich manchen be­stimmt, dem faulen Kompromiß seinen Segen zu geben. Es ist jetzt müßig, darüber Betrachtungen anzustellen, wie es S* neu wäre, wenn man die Trennung von den Hehl und vollzogen hätte. Das eine !n r

leit und Agitationskraft der hesst neue Steigerung erfahren, nm letzten Monate beseitigt ist.

Luftschiffahrt.

Berlin, 30. Sept. (W. B.) Justizrat Eschenbach, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Flugplatzgesell- schaft, dementiert auf das Entschiedenste die Behauptung, daß die Deutsche Flugplatzgefellschaft den Apparat des Luftschiffers Bleriot überhaupt mit Arrest belegt, ge­pfändet oder zurückbehalten hätte, sodaß sie ihn felbstverständ» lich auch nicht zurückgeben kann. Bläriot hat die Deutsche Flugplatzgefellschaft in ihrem Renommee ausK Schwerste ge­schädigt, indem er gegen feinen Vertrag verstoßen habe. Trotz­dem ist ausdrücklich erstärt worden, daß die Gesellschaft Bleriot gegenüber auf gerichtliche Schritte verzichten und eS ihm selbst überlasten will, wie er die schweren, ihr zugefügten Schädigungen wieder gut machen will.

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arbeitet ist, ja wir nähern uns der weitgehenden Definition' von Ruskin, der mit Kunst alles bezeichnet, was mtt Freudig» keit geschaffen ist; tot; gelangen zurMoral der Qualitäts­arbeit". Erne hohe qualitative Verfeinerung der Produktion aber werde immer in einem Lande möglich fein, wo es für einen Sohn aus gutem Hause ebenso ehrenwert ist, Buchbinder, Goldschmied oder Keramiker zu werden wie Gelehrter, Jurist oder, Offizier. Bisher ist die Industrie in Deutschland Wahl bereit, aus der Erftndergabe des Künstlers Nutzen zu ziehen, aber sie wehrt sich noch dagegen, feine Moral, feine Sorge für gutes Material, anzunehmen.

An Stelle des am Erscheinen verhinderten D. Friedrich Naumann beschloß Geh. Rat Dr. ing. H. Muthesius- Berlin die Ansprachen des Abends mit einigen Ausführungen zusammenfassenden Charakters. Di« Harmonie des allen Kunstgewerbes erklärt sich aus der vollen Einmütigkell zwischen gewerblicher Produktion und künstlerischem Empfinden; dtese EinmütiMeit in unserer Zeit der maschinellen Produktion weiter zu erreichen, die sich nur scheinbar so sehr widerstreben­den Parteien der Fabrikanten und der Künstler zu einigen und damit di« Tätigkeit beider zur höchsten Fruchtbarkeft zu bringen, fei daS Bestreben des Werkbundes, der an den guten Willen und die' Anpaffungssähigkeit seiner Mitglieder ap­pelliere.

In einem Schlußwort verwies der Vorsitzende noch auf die. im Kunstgewerb« . Museum in ber Neuen Mainzer- straße veranstaltete Ausstellung »Die Kunst im Leben des. Kaufmanns" aus dem Besitz des Deutschen MuseumS für Kunst in Handel und Gewerbe, Hagen i. SB.

keinerlei Strafe erlitten. Da traf ihn, wenige Monate vor seiner Entlastung zur Reserve, ein »großes Malheur". In seiner Batterie steht auch ein junger, erst 22 Jahre alter Unteroffizier namens Arthur Markwardt. Ueber ihn beschwerte sich der Elsäher, der von ihm beständig Fran­zosenkopf und Franktireur genannt wurde. Der Hauptmann nahm den Unteroffizier ins Gebet; dieser aber ließ, als er seinen Rüssel eingesteckt hatte, den Elsässer herauSrufen und sagte ihm:An das, was Sie heute gemacht haben, werden Sie noch denken." Am Abend deS 28. Juli war nun eine Strafputzstunde angesetzt worden, zu der auch, der Elsäffer erscheinen mußte. Sie sand unter Leitung eines Obergefreiten in der Stube statt, in der Markwardt lag. Hägelin unterhielt sich laut mit seinen Kameraden, worauf der Unteroffizier aus seinem Verschlag heraus Ruhe gebot. Da weiter gesprochen wurde, trat er heraus und sagte zu dem Elfäffer: »Halten Sie den Mund, damit nicht jedermann hört, woher Sie sind." Der Kanonier erwiderte, er habe nicht ge­wußt, daß das Sprechen in der Putzstunde verboten sei. Nun SI ihm der Unteroffizier aufzustehen, und weil ihm das ehen zu langsam ging, mußte sich der Mann wieder setzen und aufs neue aufstehen. »Schon wieder aufstehen," sagte der Kanonier, stand aber auf. Jetzt sagte der Unteroffizier: »Ich verbiete Ihnen überlaut in der Putzstunde zu reden," und ließ ihn den Befehl wiederholen. Der Elsässer mit seiner mangelhaften Kennt­nis der deutschen Sprache wiederholte stotternd: »Ich ver­biete Ihnen überhaupt in der Putzstunde zu reden." Zu­rechtgewiesen sagte er: »Ich habe Watte in den Ohren" und nahm die Watte heraus, wie der Unteroffizier meinte, um ihn zu verhöhnen. Auch nieste er, was der Unteroffizier als neue Verhöhnung betrachtete. Er führte ihn deshalb znm Feldwebel; dieser war aber nicht zu Haus. Bei der Rückkehr in. die Stube schlug der Kanonier die Tür hinter sich zu, und der Unteroffizier will von ihr an die Brust getroffen worden fein, während der Kanonier sagt, er habe gar nicht gewußt, daß der Unteroffizier hinter ihm herkvmme. Nachher mußte der Kanonier die Tür noch dreimal auf- und zü­rn a ch e n. Dann ging der Unteroffizier in fernen Verschlag, der Kanonier an seinen Platz, nahm seine Arbeit wieder aus und pfiff die Weise des Liedes: «Du bist verrückt mein Kindl" Er will nur die Melodie, aber nicht den Text gekannt habeip Noch am Abend, als er von Kameraden auf den Inhalt des Liedes aufmerksam gemacht wurde, ging er zu dem Unter­offizier und entschuldigte sich. Er wurde mit den Worten: »Die Sache ist für mich erledigt" abgewiesen, kurz darauf in Untersuchungshaft genommen und vom Gonverne- mentSgericht in Mainz wegen Achtungsverletzung vor bet- sammeltet Mannschaft und Ungehorsams zu vier Mona­ten Gefängnis verurteilt. Auf den Rat seines Haupt­manns legte er Berufung ein und bat um Stellung eine« Verteidigers, aber diese Bitte wurde abgeschlagen. Vor dem Oberkriegsgericht «zählte Markwardt, Hagelin sei lärmend in die Stube getreten, er habe sich anscheinend geärgert, daß er die Putzstunde mitmachen müsse, und die anderen hätten in ihm einen Anführer gefunden. Nachher fteCte sich heraus, daß er in seinem Verschlag gar nicht sehen konnte, wie bet Kanonier hereinkam, und daß dieser im Gegenteil sehr ver­gnügt war. Die Watte mit Chloroformöl trug der Elsässern seit ein paar Tagen in den Ohren, weil et Zahnschmerzen! hatte, und das angeblich künstliche Niesen erklärt sich daraus^ daß er ein Schnupfet ist. Der damalige Obergefreite und ein! jetzt noch dienender Kanonier unterstützen die Auffassung desi Unteroffiziers, daß der Kanonier ihn durch fein Verholtem habe verhöhnen wollen, und der Anklagevertreter beantragt daher, die Strafe auf 6 Monate zu erhöhen. Der Angeklagte versichert unter Tränen, er habe es nicht böse gemeint uns nicht gedacht, daß durch einen einzigen Augenblick fein ganzes Leben vernichtet werde. Er müffe sich jetzt fein ganzes Lebe» lang schämen, denn in seiner Familie sei noch niemand be­straft. Das Oberkriegsgericht erblickte mit dem Anklagever­treter in dem Verhalten des Angeklagten _eine schwere Zu­widerhandlung gegen die Grundsätze militärischer Unterord^ nung und würde auf eine höhere Strafe erkannt haben, toenttl sich der Angeklagte nicht gleich nach dem Vorfall entschuldigt! hätte, wenn ihm nicht seine Herkunft zum Vorwurf gemacht) worden wäre und er sich dadurch in gereiztem Zustand be­funden hätte. So bleibt eS bei den 4 Monaten. Der Elsäffer» der in Untersuchungshaft fitzt, erklärt sich bereit, die Straf«' sofort anzutreten. |

Elberfeld, 29. Septbr. Zwei .Musterbeamte" fiandea heute hier vor der Strafkammer, der Polizeisergeanti Heinrich Haber und der Nachtwächter Gustav Strünkerj von Cronenberg. Beide sind jetzt außer Dienst. In der Nachtz zum 8. August v. I. hatten sie den Schmied Karl HammeS) der sie angeulkt und beleidigt haben sollte, verhaftet^ obgleich sie ihn kannten und auch ohne Festnahme, hatten bej langen können. Im Polizeigefängnis hatte Strunker dew Mann dann mit seinem Säbel grün und blau geschlagen^ Hammes lleh sich auf Bersöhnungsversuche nicht ein, erstattet« vielmehr Anzeige. Dieser glaubte Strunker dadurch begeg­nen zu können, daß er gegen Hammes Anzeige wegen Ver­übung groben Unfugs, Attderstandsleistung und Verleumdung stellte. Beide Beamte wurden aber wegen Mißhandlung «j Amte angeklagt und von der Strafkammer zu

Are Aierpreis-GrHößrmg.

r Wiesbaden, 29. Sept. Der Bierboykott hat hier «U einem Erfolge der ßonfumrakn aeenbet, denn nachdem die Brauereien ihre« Abnehmer« anheim gestellt habe«, die ehemaligen Preise wieder einznführen, verabfolgt die Mehrzahl der Wirtschaften das Mer ja bei alten Preisen. Die Witte trage« selbst den Aufschlag «ab find an die Stauetrte« herangeirtte«, ihn auf 1.50 Mark für das Hekto­liter zu ermäßige«.

Köln, 30. Sept. In der heute hier abgehaltenen Sitzung deS sozialpolitischen AusschufleS des Jntemattonalen Ver- bandes der Köche wurde einstimmig bedauert, daß durch die Bier Preiserhöhung die Existenz der Gasthaus- ange st eilten unsicherer gemacht wird. Ferner wurde dem Befremden Ausdruck gegeben, daß den Angestellten trotz der erhöhten Bierpreise kein gewiffes festes Einkommen gewährt wird. Die Frage soll durch gemeinschaftliche Be. ratungen zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern einer Lösung entgegengeführt werden. Die Regierung soll ersucht werden, Enqueten zur Erlangung von Unter- lagen hinsichtlich der Einkommen der Angestellten zu heran» lassen und vor allem über di« durch nichts begründeten Ab­gaben, die die Arbeitnehmer an die Arbeitgeber zu entrich­ten haben. _____

deS Rindviehs, der Schafe und der Schweine statt. DaS Königliche Statistische Landesamt ist mit der Sache betraut.

W Berlin, 80. Septbr. Wie die »Volkszeitung" berichtet, hat vor einigen Tagen eine Deputation von Wäsche » In­dustriellen aus Berlin und Bielefeld unter Füh- rüng des Berliner Wäsche-Industriellen Kornmrrzienrar Schlotzmann und des Sekretärs der Bielefelder Handels- lammet, Freiherrn b. Äschernde n, beim preußischen Han­delsminister Sydow vorgesprochm, um dem Minister die Gründe vorzutragen, die gegen die beabsichtigte Einführung von Wandergewerbe scheinen für De tailrei­se n d e in Wäschefabrikaten an Stelle der Gewerbelegitima­tionsscheine sprechen. Handelsminister Sydow empfing die Herren in Gegenwart des Referenten, des Geh. OberregierungS- rais Hoffmann. Die Sprecher der Deputation schilderten dem Minister die schweren Schäden, die eine Aufhebung der seit vierzehn Jahren zugunsten der Wäscheindustrie bestehenden Ausriahmebestimmung, nämlich des Reisens auf Gewerbe- legitimationskarten, für die ganze deutsche Wäscheindustrie mit sich bringen wütte. Von dieser Maßregel würden mehr als 200 eingetragene Firmen getroffen iverden, die zum größten Teil in Bielefeld ihren Sitz haben. Die 70 bedeutendsten Firmen haben zusammen einen jährlichen Umsatz von bis 30 Millionen Mark, beschäftigen zirka 1750 Reisende, die 300 Tage unausgesetzt auf Reisen sind und an Bahngeldern über 2% Millionen Start jährlich verausgaben. Zudem würde durch die beabsichtigte Maßregel der Zweck, unlautere Elemente von dem Detailreisen in Wischefabrikaten fernzuhalten, nickt er« 'tickt werben, gerade im Gegenteil würden kaufmännische Reifende mit höherer Bildungsstufe »3 ablehnen, mir einem Wanderyewerbeschein zu reisen, durch den sie mit Hausierern auf eine Stufe gestellt würben. Der Minister, dem von der Deputation eine Denkschrift in dieser Frage überreicht wurde, versprach, die vorgebrachten Dünsche in wöhlwoDmdsn Sinne zu erwägen.

r Wiesbaden, 29. Sept. Das Gesuch bet Allgemeine« Lehrervere tnS um eine ardeew-ttige Frstiehrmg derMiekS. entschädig««« füllte vom Provinzialrot abgelehnt morde« sei«, wie ehre Nachrecht tüntoB bttagt. Diele Mitteilung entspricht ober nicht den Takfmhnr. Der Provinzialrat hat zu der Petition noch Nicht Stellung genommen.

O München, 29. Sept. Auf Tuntenhausen ist am Sonntag Bur^engenfe» in der Oberpfalz gefolgt. Hier wie dott galt es für das bayerische Zentrum, seine politischen Orakel für Reich und Land zu verkünden und zu sagen, was alles im Reiche und im Bayernlande die Partei zum Wohl der Gesamt, heit geleistet hat. In Tuntenhausen war es Herr Schadler, der den großen Parteispeech hielt, in Burglengenfeld traten gleich zwei Parteipotentaten auf, die Abgeordneten Held und Dr. Heim. Die Herren hatten sich in die Aufgabe geteilt; der eine, Herr Held, sprach über die LandeSpokitik, Herr Dr,

Rach der Krisis.

» Darmstadt, 29. September. Wenn man der hessischen nationalliberalen Presse Gla

Brauerei - Gesellschaft »Charbin" zahlbar, zu- gesprochen, auf Grund dessen der Gerichtsvollzieher laut ©ge» kutionsschern zum Verkaufe des Brauereiei geutumS schritt. Unterbeffen heckte man in Rußland festgestellt, die Bvawtt«^ Gesellschaft sei keine juristische Pevson und ine Geldsorderungs- klage müsse daher jeban Teilhaber einzeln vorgelegt Unter den Teilhabern befinden sich die deutscher tonen RublewSky und Roetger, die gegen den VerH, kauf ihres EignttumS auf den Beschluß des russischen Gerichts protestierten. Aus diesen Protest erwiderte das Bezirksgericht, es sehe di« Gesellschaft als juristische Person an, die den russi­schen Gerichten unterstehe, weil der Vertrag der Gesellschaft von einem russischen Notar bescheinigt sei und weil die Ge­sellschaft bisher stets auf GeldforderungÄIagen reagiert, selbst solche bet den russischen Gerichten anhängig gemacht und dessen Entscheidungen sich als juristische Person unterworfen habe. Dabei würd« erklärt, die deutschen Teilhaber der Gesellschaft hätten die volle Möglichkeit, Schadenersatz zu verlangen im Falle unrechtmäßiger Handlungsweise des Bezirksgerichts. Ant 26. d. M. erschien der Gerichtsvollzieher an der Brauerei, deren Tor er geschloffen vorfand und über ihm die deutsche Flagge wehend. Daher sah er sich gezwungen, mit Hilfe der Polizei sich gewalffam Eintritt zu verschaffen. Dabei wurden zwei russische Polizeibeamte von im Hose sich befindenden deutsch«» Untertanen geschlagen. Die Polizeibeamten zogen ihre Säbel und stellten die Ordnung wieder her, ohne jemand Schaden zuzufügen. Alsdann fand unbehindert der Verkauf der Brauerei durch den russischen Gerichtsvollzieher statt. Der während der Auktion einge. troffen« deutsche Konsul erklärte, er habe die Weisung .erteilt, keinen Widerstand zu leisten. Die russische Obrigkeit erhob Klage gegen die deutschen Untertanen wegen der der Polizei zugefügten Beleidigung und händigt« das sich daraus beziehende Protokoll dem russischen Konsul zur wetteren Ueber, gase an den deutschen Konsul ein. Dieser reichte seiner­seits P r o t e st ein gegen die von der russischen Obrigkeit ver.

Wege zum Industriestaat reicher geworden ist,, gab die Möglich­keit zur Erhöhung des deutschen GeschmacksniveauS. Die In­dustrie, die sich schon manche Dffziplin einverleibt hatte,, die den Gelehrten, den Erfinder, den Ingenieur in ihren Dienst stellte, beginnt jetzt auch den Künstler ihren Zwecken dienstbar zu machen. Während es in Großbetrieben, wie der A. E. G., deren TageSumsatz nahezu eine Million beträgt, hierbei die Kostenfrage nur eine untergeordnete Rolle spielt, fällt eS dem durchschnittlichen Industriellen der Fertigindusttte ioeit schwe- ter, auf dem Markte seinen Geschmack zu diktieren, vor allem in den mittleren und kleineren Betrieben. Der Erziehung deS Käufers muß die Erziehung des Verkäufers, des Zwischen- Händlers voraufgehen, der in der Pflege des Geschmacks einen mächtigen Ansporn für die Kauflust entdeckt. Eines der letzten Beispiele hierfür ist der vor einigen Tagen in Berlin heran» stattete Schaufensterwettbewerb, bei dem die Mehr- zahl der beteiligten Ladenbefitzer nach ihren eigenen Angaben ganz bedeutend größere, »bis an die der Weihnachtstage heran, reichende" Einnahmen erzielte. Tie Geschmacksbildung auch des Zwischenhändlers ist von hoher Bedeutung für di« Stellung unserer Industrie auf dem Weltmarkt.

Der zweite Redner, der bekannte Kunstgewerbler Professor vandeVelde - Weimar, beleuchtete sodann in seiner tem- peramentvollen Art das Thema Kunst und Industrie von dem zwar etwas schroff, aber mit Gluck und Geschick betonten Standpunkt des schaffenden Künstlers, der von der Bedeutung des künstlerischen Gedanrens als zugleich des »moralischen", der allein auf Echtheit und Güte des Materials und aus volle Hingebung an die Arbeit' dringt, ganz durchdrungen ist. Im Grunde folgt die Industrie nur widerwillig den Anforderun­gen der Kunst und des Geschmackes; ihrem Wesen ,st eS fremd, sich nach den Gesetzen der Schönheit zu richten, zwischen der Industrie und dem Bestreben hes Künstlers ihr Schönheit auf. zuprägen, werde immer ein Konflikt bestehen, aber dank der Beeinflussung des Geschmacks im Publikum sind allmählich die Künstler auf dem Wege, über die Tendenzen deS bloßen Geldvettienens den Sieg davonzutragen. Seit Generationen ist früher in manchen Ärmchen der Geschmack der Geschäfts­reisenden auch der des Publikums gewesen; dies ändert sich, je mehr die Künstler in der Entwickelung des Geschmacks zur Bildung eines modernen Stiles oeitragen, der di« fortwährende Wiederkehr der überlebten Stilarten und der Geschmacklosig- ketten der Unberufenen nicht mehr zuläßt. Der Künstler schafft eine neue Kundschaft, und dem Jndusttiellen muß nur gezeigt werden, wie wichtig diese ist, dann wird er ohne eine enge Zusammenarbeit mit dem Künstler nicht mehr auskom- men. Dieser Art der Produktion, der »Arijwkratie der Pro- dufte" ist aber nur dann eine Zukunft zu prophezeien, wenn die Künstler selbst an der Herstellung, von Anfang an mit» arbeiten. Dann rechnet zur Kunst einfach alles, was gut ge-

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I Heim über die Politik im Reiche. Aba. Held bemerkte u. a. zur kommenden Vorlage über die Kirchengemeinde- ordnung: Der Wunsch des Zentrums gehe dahin, daß der Kirche auf kirchenvermogensrechtlichem Gebiete eine möglichst große Freiheit zugesichert werde, damit sie in dieser Hinsicht nicht länger in Bayern schlechter gestellt sei als in protestanti­schen Ländern. Erreiche man das nicht, dann müsse man zu dem Gesetzentwurf Nein und zweimal Nein sagen. Zur Schulfrage, die in Bayern eine besondere Bedeutung besitzt, soll nach den Wünschen der Partei die geistliche Schul- aufficht eichalten bleiben, aber so gestaltet werden, daß die Lehrer nicht wie bisher dagegen ankSmpfen können. In der geistlichen Schulaufsicht müsse fürderhin die Garantie geboten werden, daß die technische Schulleitung voll auf der Höhe Bt. Nach diesem He löschen Präludium kam das Hauptspiel Dr. Heim in der parlamentarischen Heldenrolle. Im Mittelpunkt seiner Rede stand die ReichSfinanz- reform. DaS Zentrum sei eingetreten,um zu retten, was zu retten war". Im anderen Fall wäre für Bayern ein Aufschlag von 20 bis 130 Prozent der direkten Steuern nötig gewesen, weil eS ungefähr 88 Millionen Reichssteuern auf­zubringen gehabt hätte. Daß man ihn wegen seiner wider- spruchsvollen Haltung in der Erbschaftssteuer angegriffen, hat dem »Bauerndoftsr" ganz besonders wehe getan.Mit er­hobener Stimme," so heißt eS in dem ZeutrumAblatt, Ion» stotterte Heim, daß er nicht gegen die Erbschaftssteuer ge­stimmt habe wegen des Fürste« Bülow, um sich an diesem zu rächen, sondern weil diese Erbschaftssteuer ein Schemen, ein Schatten, ein Wechselbalg von einer Erbschastssteuer gewesen fei, und weil nicht die geringste Aussicht gewesen wäre, eine Verbindung zwffchen der von ihm befürworteten und der vor- liegenden Erbschaftssteuer herbeizuführen. Herr Dr. Heim versteht sich eben auf dialektische Kunststücke, aber trotzdem Witt eS ihm nicht gelingen, die Kundigen davon zu über­zeugen, daß er in der Erbschaftssteuerfrage nicht inkonfe- auext gewesen ist. Zum Schluffe redete Dr. Heim auch noch über bayerische Angelegenheiten. Nach ihm hätte man z. B. zuerst die Steuerreform und dann erst die Beamtenauf­besserung durchführen müssen.

Nürnberg, 30. Sept. Die tm heutigen L Morgenblatt antet der Rubrik .Die Disseren,«« im bayerische« Libera­lismus" abgebruckte Mitteilung ist verstümmelt wiedergegcb,«. Eie loll richtig lauten: ®ln8 der .Liberalen Landtagskorrespmkdenr* druckt der ,$*it Kur/ die Resolution ab, die der geschLstZsührende Ausschuß der nattonalliberale« Landespartei im rechtsrheinische« Bayern gefaßt hat. DaS freisinnige Blatt knüpft daran eine längere Betrachtung, die i« wesentlichen ouSsührt rc. (Die Aeußerungen wo«« infolge der VerfiÜmmeluug eil solche der .Lib. Ldtgskorr/ be­zeichnet worden. D R'd.).

h Karlsruhe 30. Sept. 3« einer Wählerversammlung der ver­einigten liberalen Parteien wandte sich der nationalliberale Kandidat Obettchulrat Rebman« gegen den neuesten Erlaß der General» direktion der badische« Eiaetlbahne«. wonach Arbeiter «ud Niederbedieustete «ach dem 65. Lebensjahre auch gegen ihre« Willen pnifiouiert werden sollen. Der Erlaß sei eine Härte und müsse doppelt schwer empfunden werden, weil dadurch die ärmste« der Beamten betroffen werden. Mit be« sozialen Empfinden sei dieser Erlaß nicht in Einklang zu bringen und müsse deshalb als bebauet« ltch angesehen werden. ES sei,u hoffe«, daß bald finanziell bessere Zetten komme«, die eS unnötig machen, den Erlaß in weiterem Umfange anzuwendrn. _ _ , _

Teutscher Werkbund.

Ben schenken könnte, befindet sich der hessische Natio- «alliberalismus nach der soeben überstandenen schwe­ren Krisis wieder ganz wohl und frisch wie ein Fisch im Wasser. Die berufenen Aerzte haben eine Amputation der 8' vom blauschwarzen Brande durchsetzten Glieder für überflüssig I gehalten. Dem kranken Parteikörper ist nunmehr Ruhe ver­ordnet, Ruhe und strenge Diät. Vor allen Dingen darf nicht von der Krankheit gesprochen werden, weil das den vom Fie- berparoxismus des letzten Sonntags nock) arg geschwächten j Patienten zu sehr aufregen könnte. Die Parteipresse folgt dieser Weisung und vertreibt sich derweilen die Zeit damft, : über diejenigen zu schelten, die sich draußen um den armen Kranken gesorgt haben.

Ein Kranker hat zumeist über seinen Zustand em schlechtes - Urteil. Er empfindet mit dankbarer Zufriedenheit eine kleine Erleichterung und weiß doch nicht, wie krank er ist. Ein in

bietet sich der offizielle hessische Nationalliberalis- igen den der Linksliberalismus in Hessen auch in Zukunft wie seither in eine Kampfstellung gezwungen wird. Denn dieser Nationalliberalismus nimmt die herrschende Stellung tm Lande ein; er bestimmt die Richtung der LandeSportei. Es ist mindestens fraglich, ob hinter dieser Richtung auch die Mchrheit der nationalliberalen Wähler steht, sicher aber feine große Mehrheit, denn auS dem Ab- stimumngSverhSltniS über jene entscheidende Resolution ist ersichtlich, daß eine bettächtliche Minderheit die oben aekenn- ^eichneten Anschauungen nicht teilt. Ueber diese Minderheit ist übrigens wegen SeS zur Anwendung gebrachten Abstim- rmmgsmodns nicht das richtige Bild zu gewinnen, denn sicher­lich haben eine Reihe Delegierter, die, wie z. B. Theod. Böhm- Offenbach, tapfer für die reinliche Scheidung gesprochen haben, f ü r die Resolution gestimmt, die faktisch den Heyl und Ottola daS Verbleiben in der Partei ermöglichte.

Aus Grund der Kenntnis der Verhandlungen und der Ab­stimmungen in der Landesan^chußsitzmig kann man die ver­schiedenen Strömungen verfolgen, die im hessischen Nationalliberalismus vorhanden sind und das Wort von bet »Einigkeit" Lügen strafen. Am mächtigsten ist der ton{er- Batin agrarische Flügel, dessen Fahnenkompanie die Wormser Ecke stellt. Hter herrschen die Henl und Oriola; hier kämpfe« und reden Dr. Becker von Sprendlingen, Wolf- Albig vom Bund der Landwirte, die Landtagsabga. Dr. Hei- deirreich und Dr. Winller e tuttj quanti; hierher ist auch Herr entmann aus Alzey zu rechnen, der dem Nationallibe­ralismus von Bingen-Alzey den Liberalismus so gründlich ««^getrieben hat. Den Kern deS linken Flügel bilden vor allem die zliberalen, die es gewiß ehrlich meinen, aber zahlenmäßig noch zu schwach und ber Brutalität und dem Raffwement ihreralten" Parteifreunde noch nicht zu begegnen gelernt haben. Aus der linsen Seite stehen die Städter, die Mainzer und die Offenbacher, die nichts zu »er­litten haben, und oie Gießener, die Herrn Köhler-Langsdorf auf dem Racken spüren. Als Wortführer dieser Gruppe sind u. a. Dr. Pagenstecher, Böhm-Offenbach und Dr. Kaufmann- Gießen zu nennen.

Zwischen diesen beiden Flügeln stehen die Leute der mittle­ren Linie, die Kompromißler, deren Typus durch den Pattei- Vorsitzenden Dr. Osann am besten repräsentiert wird. Ihre polttische Weisheit ist das Lavieren. Bestimmenden Einfluß besitzen sie nicht, sie fallen immer nach rechts, wenn es sich «^eme Entscheidung handelt, well rechts noch der größere

MW Ngtionalliberalismus ist feine homogene

Frankfurter Zeitung

(Frankfürter Handelszeitung.) (Nene Frankfurter Zeitung.)

ZLegrürröer »ott jLeopotb Sorrrrernarr«.

ieiß doch nicht, wie krank er ist. Ein in

, «udeutsch abgefaßter, dem Diktat Dr.

jdsanns entstammender Attikel, der in den hessischen national» liberalen Blättern die Runde zu machen bestimmt ist. verkün­digt als Ergebnis der Landesausschußsitzung der nationallibe- ralen Pattei das folaende:Durch tne Aussprache am Sonn­tag ist freie Bahn geschaffen f" '

beiten im Sinne der Grundsätze im Dienste des Vaterlandes I" Die naive Selbstzuftiedenheit, die aus dieser, fulminanten Phrase spricht,, dürfte nach den ausführlichen Berichten, die der Oeffentlichkeit über den Verlauf der Versammlung vorgelegt werden konnten, auch den weniger politisch Geschulten stutzig machen. Der Satz wäre einigermaßen verständlich, wenn tatsächllch über die interessante Ausschußsitzung nichts weiter bekannt geworden wäre, als was Die parteioffiziöse Notiz den ungeduldig auf- horchenden Freunden und Gegnern mitzuteilen für gut befand. Oder glaubte man wittlich damit den Parteistreit tm eigenen Lager niederzuhalten, die flammenden Protestresolutionen einzelner Parteiorganisationen und die entschiedenen Stimmen der Patteipresse ausgetilgt zu haben? Man erinnere sich nur der starken Worte, die noch vor einigen Monaten in der nicht dem Heylschen Einfluß unterworfenen nationalliberalen Presse laut mürben, man lese die Attikel, die noch am Tage vor der Entscheidung in Darmstadt, Mainz und Offenbach geschrieben : wurden, und man wird sich fragen, ob es wirklich von der Parteileitung so llug war, mit den Einzelheiten der Aus­sprache hinter dem Berge zu halte«.

Das Bild über die Uneinigkeit innerhalb der national- liberalen Partei Hessens lag Har vor aller Augen da, bevor Herr Dr. Osann vom Präsidium aus seine Warnung an die Versammlung richtete, nur ja nichts von den Verhandlungen in Die Oeffentlichkeit zu bringen. Das, was man aus den Debatten hätte erfahren können und nunmehr erfahren hat, konnte zwar in dem Bilde einzelne Linien schärfer zeichnen, einige Schatten vertiefen und einige Farben greller malen, aber Im großen und ganzen ist der Eindruck unverändett, den man auch vorher bereits von dem besonderen Wesen des hessischen Nationalliberalismus haben mußte. > ?

Wie stellt sich der hessische 5JZationaIliberali3 mus dar auf Grund der als Parteiwillen proklamierten Resolution? Zunächst unterscheidet er sich in einigen wichtigen Punkten von dem Nationalliberalismus im Reiche. Während dieser in Hannover, Baden und Sachsen tieuerbingS Dine scharfe Abwendung vom Bund der Landwirte vollzieht And auf der bekannten mittleren Linie den Kampf gegen links und rechts aufnimmt, befürwortet der landesübliche hessische Nationalliberalismus nicht nur die liebevolle Rücksichtnahme auf den Bund der Landwirte, sondern duldet sogar Leute in seinen Reihen, die gewissermaßen Doppelmandatare sind und gestattet ihnen, die Rücksicht auf den Bund vor das national- liberale Interesse zu setzen. Infolgedessen können Leute wie Frhr. v. Heyl und Graf Oriola, die sich in einer so hochwich­tigen Frage wie die Finanzreform es war, von ihrer Fraftion ?getrennt haben, in der Partei weiter eine hervorragende Rolle pielen. Sie bleiben im Besitze ihrer von der Pattei vergebe­nen Mandate und werden also auch bei zukünftigen Wahlen die Unterstützung der Partei , haben. Die hessische Landespar­tei duldet ferner Mitglieder in ihren Reihen, die ein Bündnis mit dem Zentrum einem Zusammenwirken mit dem Links­liberalismus vorziehen. Der offizielle hessische Nationallibe­ralismus betrachtet den Linksliberalismus als einen Gegner, den er nicht hochkommen lassen dürfe, während er auf der anderen Seite aus Mandatspolitik, wenigstens dort, wo er nichts pon ihnen zu befürchten hat, mit den rechtsstehenden Parteien Deutsch- und Christlichsozialen gute Beziehun­gen aufred)t erhält. Eine liberale Gemeinbürgschaft ist für Den hessischen Nationalliberalismus eine sentimentale Phrase, die man allenfalls den Jungliberalen zu unschädllchem Ge­brauche überläßt