'fier her Gleiche geblieben. An dem viel befehdeten Wort, die -So-ialdernokratie seieine großartige Bewegung aut Be- ireutna des vierten Standes", hält Herr v. Bodman fest, und er hat das gestern in seiner Rede au5fül)rhdj begründet, irr unterscheidet auch, wie schon früher. Zwischen denjenigen For­derungen,die sich auf dem Boden der bestehenden Gels.u- .schastsordnung verwirklichen lassen und denjenigen, die sich nicht auf diesem Boden, sondern nur durch gewaltsamen Unt- ftu» erfüllen lassen, daß man jenen entgegenfommen, diest jedoch bekämpfen solle." Genau den gleichen Standpunkt hat 'der Minister in seinen früheren Reden vertreten, als cr von den Sozialdemokraten als seinen Mitbürgern und Brudern svrach, deren Bestrebungen, soweit sie auf^die Hebung der Arbeiterklasse gerichtet seien, stets seiner Förderung linier fein könnten, gleichzeitig aber auch mit Bezug aufantimonarchische und antistaatliche Tendenzen" feine starken Zorbehalte machte und den Satz prägte: ,,^ch bin der Hebeneugyng, daß ein Sozialdemokrat nicht Staatsbeamter Fein kann." Ob man mit allem dem emveytanden fein will, ist eine Frage für sich, jedenfalls zeigt aber die Gegenüber­stellung das eine, daß Herr v. Bodman weder der Diener der Sozialdemokratie ist, als den ihn die Gegner Zur Rechten denunzieren, noch daß er unter der behaupteten ..Diktatur des Großblocks" steht. Richtig ist allein, daß der badische Minister des Innern ein Maß von Verständnis für soziale Dinge be- sitzt und ein Maß von Lorurieilslostgkeit auch gegenüber dem, was das Wesen der Sozialdemokratie ausmacht, daß man nur wünschen kann, es möchte viele solcher Männer in leitender staatlicher Stellung geben. Daß das Zentrum au» der par­lamentarischen Arbeit nicht ausgeschaltet werden kann, ist des Ministers Ueberzeugung, daß sich em Modus der Verständi­gung mit ihm finden lasse, sein Wunsch, aber er glaubt, daß man auf beiden Seiten nur mit einer gewiffen Vorsicht hierbei «orgeheir werde.

Die HroMock-Irage.

h Karlsruhe, 1. Febr. (Priv.-Tel.) Im Landtag hat beute der sozialdemokratische Abgeordnete Fran! über die Mög­lichkeit eines Zusammenarbeitens des Liberalismus und der Sozialdemokratie nach badischem Muster auch im .deutschen Reichstag sowie namentlich über die Bereitwillig- tkeit seiner Partei zu einer solchen Arbeitsgemeinschaft Aus- sührungen gemacht, die deshalb beachteiiswert sind, weil Frank gvohl auch in der Reichstagsfraktion eine der geistig be­deutendsten und willenskräftigsten Erscheinungen ist. Er be. tonte, bei aller Selbständigkeit und Freiheit, die sich die ein­zelnen Parteien gemäß ihrem Programm nach wie vor wahren müßten, bei allen Gegensätzen, über die man sich keiner Täuschung hingebe, könne sehr biel gemeinsame Arbeit im Reichstage geleistet werden. Lo sei die sozialdemo- kratische Fraktion im Reichstag bereit, mit den Nationalnbe- ralen und der Fortschrittlichen Volkspartei zusammenzu- .gehen in jedem Falle, wo diese liberale Forderungen vor- f brächten; so z. B- bei einer Aenderung der Geschäftsordnung mit der Möglichkeit, durch Interpellationen dem Reichskanzler Vertrauen ober Mißtrauen auszusprechen, bei der gesetzlichen Regelung der ReichSkanzler-Veraiitwortlichkeit und sonstiger Ministerverantwortlichkeit, bei der Beseitigung der Ungleich­heit der Wahlkreise, unter der die Liberalen mehr litten alS bie Sozialdemokraten. An der Mitwirkung der Sozialdemo­kratie solle eL auch gewiß nicht fehlen bet einem Vorgehen zu frühzeitiger Hilfe gegen die von dem laildwirtschaftssachver- ständigen Abgeordneten Dr. Heim znut Frühjahr prophezeite Fleischnot, bei Abschaffung der Zündholzsteuer, der Fahrkar­tensteuer, der Zuckersteuer sowie einiger anderen Steuern uno her Ersetzung des Ausfalls durch eine Erbanfallsteuer, bet oer man nicht erst auf die Wiedereinbrittgung einer Regie­rungsvorlage zu warten brauche; nicht zuletzt bet etncr der wichtigsten Fragen, bei der Erneuerung unserer vattdelsvet- träne. Andere Gebiete, wie z. B. das Arbeiterversicherungs- aesetz, erklärte Frank auf einen Zwischenruf hier absichtlich nicht aufgeführt zu haben, iveil er wisse, daß es tu dieser Frage bet den Nationalliberalen eine Reihe unsicherer Kanto- E Gewissermaßen im Sinne einer zustimmenden Antwort ton nationalliberaler Seite erklärte int wetteren 'Verlaus der Debatte der nationalliberale Fraktionsfuhrer Rebmann auch seinerseits unter Betonung der program­matischen Ilnverrückbarkeit der Selbständigkeit der einzelnen Parteien, daß vor allem unter dem mehr und mehr an Boden gewinnenden Gedanken der Abwehr k o n s e r v a t t v - kleri­kaler Bestrebungen eine Arbeitsgemeinschaft im Reichstag, vielleicht noch über das von Frank gesteckte Ziel hinaus, möglich sei.

Die Ueichslagswahken.

p Hamburg, 1. Febr., 12.20 N. (Priv.-Tel.) In einer über­aus stark besuchten Versammlung des H a ns a b und es sprach hier gestern Abend Geheimrat R t e ß e r über Rückblick iu,d Ausblick des Hansabundes. Der Redner nahm hierbei auch Stellung zu den Reichstagswahlen und erklärte u a ' Als bürgerliche Erwerbsstände sind wir naturgemäß Gegner der Sozialdemokratie, denn wir wollen die gegen, wärtige Wirtschaftsordnung zwar reformieren, ,sie aber nicht vernichten lassen. Der Hansabund habe aber eine Stichwahl- hctolc, wie sie gewünscht wurde, nicht ausgeben können, -a.au hätte ihn auf eine schiefe Ebene gebracht, wenn er sich von feinen Richtlinien getrennt hätte. Jetzt werde die Frage auf­geworfen, ob nicht wenigstens nach den ReichStagSwahlcn eine Sammlung der bürgerlichen Parteien erfolgen tonne, man müsse sich dabei vor einem Irrtum über die Sozialdemo­kratie hüten. Eine so große Partei könne auf die a,auer nicht

RßetibBtirff bet SftättRTtttfet Zeitung

in der Regalien verharren, sie müsse sich an der aktiven Politik beteiligen, wenn sie sich nicht selbst vernichten wolle. Erst dann, wenn die Sozialdemokratie diesen Weg nicht ^be­tritt, wäre der Moment zur Sammlung der bürgerlichen Par­teien gekommen. Aber das Bürgertum könne zu einer solchen Politik auch dann nur unter den Umständen feine Zustimmung geben, daß eine gerechte Politik, die ihm völlige Parität sichere, getrieben, und daß mit der demagogisch-agrarischen Politik durchaus und gründlich gebrochen würde. Denn andernfalls müßte doch das Bürgertum wieder die Zeche bezahlen. Wurde der Hansabund ohne weiteres eine solche Sammlungsparole ausgeben, so würde dies vom Bund der Landwirte und der Rechten gegen die liberalen Parteien als die Helfer der So­zialdemokratie ausgebeutet werden. Es sei eine An» uiatzung der Rechten, für sich allem den Patriotismus in Anspruch zu nehmen. Auch die dein Hansabund ange- hörenden Kreise stünden durchaus auf patriotischem, Boden, nur sei für sie der Patriotismus etwas Selbstverständliches und kein Aushängeschild.

D Dresden 1. F-br., 9 55 V. (Priv.-Tel.) Die von hier aus' wärtigen Blättern übetmitteUe Nachricht, der Staatsanwalt habe eine Untersuchung darüber eingeleitet, ob 2000 Wähler in Dresden-Altstadt d o p p el t zew äh lt haben, ist absolut««, z u t r e s f e n d. .

Aer LandtagswaMaurpf in Wanern.

w München, 1. Febr Gewaltige Anforderungen stellt diesmal der bayrische Land tage Wahlkampf an die Parteien. Kaum sind die Mühen der ReichstagSwahlbeweguug über- standen, da sind auch schon wieder, alle Kräfte zi^ neuer ver­antwortungsvoller Tätigkeit in Agitation und Organisation angespannt. Jetzt, wo" es das folgenschwere Entscheidungs­ringen mit der Macht deS KlerikaliSmuS gilt, gibt eS für niemanden, der im politischen Leben steht, Zeit, müde zu sein. Die Hauptlast dieses Wahlkampfes fällt den Kandidaten zu und insbesondere sind eS die Mitglieder der liberalen Fraktion des letzten Landtags, die mit Ausnahme der wenigen Herren, die auS persönlichen Gründen sich nicht wie­der als Kandidaten haben ausstellen lassen, die Führung über­nommen haben. Oberbürgermeister Dr. E a s s e l m a n n, der verdiente und bewahrte Führer der, Landtagsfraktion, hat es übernommen, an nahezu allen wichtigen Plätzen des rechts» r h einis'ch e n Bayern in den Wahlkampf cinzugreifen. Nach­dem er feit Wochen fast iäglidj zunächst im nördlichen Bayern Wahlversammlungen abgehalten, hat er sich nunmehr den politischen Freunden im südlichen Bayern, wo ja die Haupt­entscheidung fallen muß, zur Verfügung gestellt und besonders in Schwaben: in Memmingen, Füssen usw., mit, starkem Er­folg gesprochen, lieber die rege Wahlarbeit, hie,in den zwölf Münchener Bezirken von Liberalen und Sozialdemokraten geleistet wird, haben wir bereits berichtet. Von ebenso großem Eifer weiß dieLiberale Landtagskorrespondenz" auS dem ganzen übrigen Lande zu melden. Während Dr. Thoma in Schwaben eine rege Bersainmlungstätigkeit entfaltet, be­streiten die ehemaligen Abgeordneten Magistratsrat Häberlein, Kaufmann Hübsch, Oberlandesgerichtsrat Dr. Müller, Kom­merzienrat Meußdörffer und Oberlehrer Schubert neben den zahlreichen neuaufgestellten liberalen Landtagskandidaten die Wahlagitation im' nördlichen Bayern. Besonders leiden­schaftlich wird der Wahlkampf in der Rh e i n p f a l z geführt. Gnmnasialkonrektor Dr. Hammerschmidt, derVizepräsident des aufgelösten Landtags, hat in den letzten Wochen in zahl- reichen Wahlversammlungen der Vorderpfalz gesprochen, während die bisherigen Landtagsabgeordneten Prof. Butt- mann, die Hauptlehrer Bühler und (Sronauer, Oberlandes- ucrichtsrat Gerichten und Landgerichtsdirektor Gießen eine weit über ihre Wahlkreise hinauSgreifende Wahlagitation ent­falten. Gerade in der Pfalz, wo sich' das^Wahlabkommen der Zentrumsgegner auf Liberalismus und Sozialdemokratie be­schränkt, weil sich der B u n d o e r L a n d w i r t e zum Dank für die vielen Zugeständnisse deS Zentrums bei den Reichs- tagSwahlen zur blinden Gefolgschaft des UltramoiitaniSmus verpflichtet hat, ist der Wahlkampf ungemein erschwert und überdies von besonderer Bedeutung, da ja die meisten liberalen Landtagsmandate in der Pfalz seinerzeit mit Hilfe des Bun­des der Landwirte gewonnen wurden und somit das Wahl­bündnis zwischen Zentrum und Bund der Landwirte in der Pfalz eine völlig neue Situation geschaffen hat.

st Nürnberg, 1. Febr. Der hiesige Neudemokratische Verein be« schloß einmütig, seine Anhänger aufzusordern, in den 6 Nurn- berget Landtagswahlkreisen geschloffen für bi« Kandidaten des antiklerikalen Blocks zu stimmen.

Der Krieg um Tripolis.

Die dentsche Rote Kreuz-Expevition.

o Mailand, 1. gebt., 11.10 V. (Priv.-Tel.) Die erste Ko­lonne der deutschen Expedition vom Roten Kreuz ist am 30. Januar morgens von Ksima nach der tripolitanifchen Grenze aufgebrochen. Sie führt 150 Kamele und Material von 200 Tonnen Gewicht bei sich. Der Rest ihres Gepäcks wird auf 12 schweren zweiräderigen Karren, die von je zwei hinter­einander gespannten Pferden gezogen werben, nachgebracht. Der Spezialberichterstatter desGorricre" aus Bengardane be­schreibt die malerische Szene, die sich vor dem Aufbruch der Kolonne abspicltc. Die roten und blauen Spahis, die bis zur tripolitanischen Grenze das Ehrengeleit gaben, und eingeborene Araber, welche der Kälte halber ihre Burnusse über die Nase gezogen hatten, umstanden das Lager der Deutschen. Mehrere auf einem Erdhügel stehende roihosige französische Soldaten richteten das Objektiv ihres PhotographenapparateS auf den in der Uniform deutscher Sanitätsoffiziere dastehen­den Führer der Expedition, der sofort stramme Haltung an«

nimmt, als er die Absicht der Franzosen bemerkt. Diese Szene, die sich unter afrikanischem Himmel abspielt, ijt höchst originell und wohl noch nie dagewesen. Französische Offiziere haben kritisiert, daß die deutsche Expedition Kisten,und Appa­rate mitschleppt, die für den Wüstentrupp zu schwer sind. Ein französischer Offizier sagte dem Berichterstatter desEorriere", daß die deutschen Kisten zwar das einem Kamel zuzumutcndc Höchstgewicht nicht überschreiten, daß aber dies Gewicht auf beide Seiten des Kamels verteilt werden muß. Die Expe­dition wird zunächst noch G a r i a n gehen, wo die zweite Linie der Türken steht. Sobald cS zu Gefechten kommt, wird sie in die Feuerlinie entrücken und dort ihre Tätigkeit ausübcn. Außer humanitären Zwecken verfolgt sie auch wissen­schaftliche und will besonders Studien über die Cholera und die Malaria machen. Auf die Einwände der französischen Offi­ziere über die Schwere der Lasten erwidert der ExpediiionS- fuhrer, daß dies Problem auf dem Wege praktisch gelöst werden wird.

H- Beirut, 20. Jan. Wi« bte hiesige arabische Zeitung »Jiiihad' meldet, hat die türktjche Regierung di- Absicht, den von Tripolis u»d d«r Cyrenaika auSwanderndr« Lltomaneu zur Einwande­rung und Ansiedelung in Syrien, speziell im Wilajet Damaskus, zu verhelfen.

Die Revolution in China.

Die Advankung ver Dynastie.

o Peking, 1. Febr., 12.10 V. (Priv.-Tel.) Als Be­dingungen sür die A b d a n f u n g des Kaisers werden genannt, daß das kaiserliche Haus weiter bestehen, China aber älS Republik proklamiert werden solle. Der jetzige Prä­sident solle abdanken und die Tientsiner provisorische Regie­rung einen neuen Präsidenten wählen. Der Kaiser solle die rituellen Handlungen versehen, die sämtlichen Regierungs- geschäfte sollen aber bem Präsidenten obliegen. Ein diesbezüg­liches Edikt wird täglich erwartet.

*

gn London, 1. Febr. (Dnv.-Tel.) Nach Meldungen der Times" ansPeking machen oie Abdankungsverhand- luugen gute Fortschritle. Der Thron sieht ein, daß diese Lösung unvermeidlich ist. Tiehliang, der sich der Abdankung dm lärmendsten widersetzt hat, versteckt sich im Fremden- viertel in Tientsin, andrerseits kam Prinz Ching, der Hauptanhänger der Abdankung, vom Krankenurlaub zurück. Yuanschikai hat seine bewährtesten Truppen nach Peking ge­rufen, um, falls Unruhen ausbrechen sollten, Leben und Eigentum der Fremden schützen zu können.

Peking, 1. Febr. (Reuter.) Yuanschikai schickt zur Aufrechterhaltung der Ordnung weitere chinesische Truppen nach Peking. In Peking befinden sich jetzt 11 000 Mann kaiserlicher Truppen; ferner sind 10 000 Mann von Siaokau nördlich von Haiikau nach Houan. Der Re st fraterni­siert mit den Republikanern.

Schanghai, 1. Febr. (W. B.) Yuanschikai be- streitet, jemals geheim mit S u n y a t s e n verhandelt oder nach der Präsidentschaft gestrebt zu haben. Den TitelMarquis" will Yuanschikai erst nach Beendigung der Wirren annehmen. Ge­neral Liangpi ist an den Folgen beS gegen ihn verübten Bom­benanschlages gestorben. Hier ist eine Bombenfabri! explodiert.

Mukvcn, l.Febr. (Petersb. Telegr.-Ag.) Die Versamm­lung der Fürsten der O st»M o n g o l e i, die zur Unabhängigkeit der Nord-Mongolei Stellung nehmen sollte, ist nicht zustanve ge­kommen, da die Mehrzahl der Fürsten unter verschiedenen Vor­wänden nicht erschien.

Schanghai, 1. Febr. (Reuter.) Die Eisenwerke voii H a ii y a n g habe unter Aliweisung der republikanischen Regierung und durch Vermittlung der Uokohama Specie Bank Len vorläufigen Vertrag mit gewissen j a p a n i s che n Finanz- inännerit unterzeichnet. Der Zweck ijt die Zulassung japa­nischen Kapitals in die Gesellschaft unter Bedingun­gen, die die chinesischen Interessen sicherstellen. Die Gesell- schast wird später der republikanischen Regierung in Nanking eine Anleihe von 5 Millionen Taels gewähren.

Aic Lage in Wortngak.

Lissabon, 1. Febr. Gestern wurden neue Verhaftungen borgenommen. Auf der Placa daS flüreS im Zentrum oer Stadt explodierte eine Bombe, durch welche eine Per­son getötet und zwei schwer verletzt wurden. In den Ge­schäftsräumen des VerbandeS für Arbeitersyndikate wurde eine Werkstatt zur Herstellung von Bomben entdeckt. Die Be- Hörde beschlagnahmte dort Sprengstoffe, Revolver und Dolche.

Paris, 1. Febr. DemJournal" wird aus Badajoz an der spanisch-portugiesischen Grenze gemeldet, daß dort die ernstesten Gerüchte über die Lage in Portugal im Umlauf seien. Man sage, daß die Regierungen von Eng­land und Spanien sich bereit hielten, in Portugal einzu­schreiten. Aus Lissabon eingetroffene Reisende behaup­ten, daß die republikanische Garde mit den Aufständischen gemeinsame Sache gemacht hätten. Die Carabonari hätten unter Kundgebungen auf die soziale Revolution Dyna- mitbomben gegen die Truppen geschlendert. Die Regierung habe zwar 'Truppen aus der Provinz herbeigerufen, doch fürchte man, daß diese durch Eisenbahnsabotage nicht eintreffen könnten.

Paris, 1. Febr.Excelfior" meldet, daß bet Exkönig Manuel von Portugal und Don Miguel von B r a g a n z a vorgestern in einem Hotelzimmer in Dover eine Zusa m- menfunft hatten. Der Berichterstatter behauptet, er habe auf dem Löschblatt des Schreibtisches des Hotelzimmers den

_______ SonuersLag, 1. Ieöruar 191.

Beweis für eine herzliche Verständigung gefunden, die dem Zwist der beiden Dynastien ein Ende mache. Man werde vielleicht bald eine offizielle Bestätigung dieses Ereig. nijses haben, das angesichts der Revolte, mit der die portu. giesische Republik zu kämpfen hat, von besonderer Bedeu­tung sei.

Unruhen in Wenko.

K New York, 1. Febr. (Priv.-Tel.) Die Garnison von Juarez, etwa 300 Mann, meuterte. Der Kommandeur sowie der Polizeichef wurde gefangen gesetzt, btt Gefangenen befreit unb bie Bürgerschaft terrorisiert, lieber 500 Schüsse wurden ab­gegeben, j. T. auch auf amerikanischem Gebiet, weswegen der Tramverkehr nach El Paso eingestellt wurde. Die Aufrührer ver­trieben bie Amerikaner unb ließen Zapata hochleben. Leute würben entjanbt. um bie Eisenbahnbrücken zu sprengen. Amerika­nische Truppen fmb zur Grenzwache aufgeboten worden. Tie Zapatisten überfielen einen Zug unweit der Stadt Mexiko unb nahmen bie Passagiere, darunter zwei Amerikanerinnen, gefangen.

York, 1. Febr. (W. B.) Ein zch nstün d igeO Gefecht zwischen Anhängern ZapataS und Regie­rung Struppen sand gestern bei Cuernavaca, 36 Meilen von ber Stabt Mexiko entfernt, statt. Die Zapatisten würben in bie Flucht geschlagen. Sie ließen 30 Tote zurück. In einer Reihe von Gefechten, bie seit Donnerstag ftattgefunben haben, halten bie Regierungstruppen einen Verlust von 27 Toten unb Vermißten und ihre Gegner einen solchen von 200 Mann.

Luftschiffahrt.

n Frankfurt. 1. Febr. Das Flugmeeting do« Can«»W hat zu einem Prozeß Anlaß gegeben, den die Teilnehmer gegen das Organifalionskomitee angestrengt haben. Die damals -ngägi-rten Flieger eS war 1910 haben von den gewonnenen Preisen bisher keinen Pfennig erhalten, sie haben sich deshalb zusammenge^an und nicht weniger als 25 Organisationsmitglieder, darunter den Bürger­meister von Cannes, verklagt. Der Meldeschluß sür bie Ber. liner Luftfahrzeug-Ausstellung hat ein gwes Sr. gebnis gehabt, all- verfügbar-« Plätze sind besetzt. Die Verleihung des 10,000 Francs-Preijes, de» Deutsch be la Menrth- sür die hervor­ragendste Leistung auf einem Gebiet- des Sports gestiftet hat, a« den Flieger B e a u m d n t hat in Paris scharf- Kritik h-rvorgeruf-n, weil Beaumont im letzten Jahr schon Preise im Betrag von einer halben Million Francs gewönnen hat.

Gerichtszettuug.

(Sin Theatcrprozey.

ny Frankfurt, 1. Febr. Vor der s e ch S t e ii Z i v i l k a m. mer des Landgerichts stand heute eine Klage an, die der Schauspieler Richard Kirch gegen die Neue Theater- Akt iengesellschaft erhoben hat. Nach dem Klageantrag soll die Gesellschaft verurteilt werden, den Kläger als Schau­spieler in der Zeit vom 1. November 1911 bis zum 31. Oktober 1912 an mindestens 126 Tagen auf der Bühne auftreten zu lassen. Der Kläger ist wie in der Klagebegründuitg aus­geführt wird seit dem 1. Juli 1002 beim Schauspielhaus engagiert. Drei Verträge wurden mit ihm geschlossen. Er bezog 0750 Mark Gehalt int ersten Jahr, 10 750 Mark im zweiten unb 11 750 Mark in den drei folgenden Jahren. Rach dem zweiten Vertrag, der die Zeit von 1907 bis 1911 umfaßt, beträgt das jährliche Gehalt 12 450 Mark. Außerdem wurde das «spielhonorar von 25 bezw. 30 Mark auf 35 Mark pro Abend erhöht. Der dritte Vertrag umfaßt die Zeit vom 1. November 1911 bis 31. Oktober 1912 an diesem Tage scheidet Kirch aus und enthält dieselben Bestimmuiigen. In den beiden ersten Verträgen befindet sich die Bestimmung:DaS Spielgeld wird jährlich 130 mal garantiert." Während 1902 bis 1909 Kirch 112 bi» 146 Mal im Jahr beschäf­tigt wurde und dafür Spielhunorac erhielt, wurde er 1909/10 nur 92 und 1910/11 nur 68 Mal beschäftigt. Nach der Behauptung der Klage soll hier eine Schikane des Intendanten Claar vorliegen. Der Kläger spielte tut Kampfe der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger gegen den Bühnenverein eine führende Rolle und vertrat die Rechte der Schauspieler in energischer Weise. Claar ist zweiter Vor­sitzender des Bühneuvereins. Als der Katnpf Ende 1908 be­gann, sand der Kläger das Ohr des Aufsichtsrats der Be- klagten, die sogar int Februar 1909 eine öffentliche Erklärung für die Buhnengenossenschaft erließ. Claar und Jensen wur­den öffentlich desavouiert und mutzten ihre Zustimmung zu den Beschlüssen des Bühnenvereins gegen bie Genossenschaft zurückziehen. Sieben Monate nach dieser Erklärung fordert« der Bühnenverein den Aufsichtsrat auf, endgültig zu erklären, ob er den Beschlüssen beS BühnenvereinS zustimme, widrigen­falls die Frankfurter Theater auS dem Bühnenverein ausge­schlossen würden. Der Aufstchtsrat akzeptierte nun die Bc- schlüsse deS BühnenvereinS sür die Theater. Der Klüger steht aus dem Standpunkt, er habe ein Recht auf Beschäftigung im Sinne der vertraglichen Vereinbarungen. Er müsse öfters a u f t r e t e n, um feine Kraft anderen Theaterleitern zeigen zu können, auch erfordere dies das künstlerische allgemeine Interesse.

In der Klageoeantwortung ivird von der Neuen Theater-Aktiengesellschaft u. a. auSgeführt, daß der Kläger keinen Anspruch darauf habe, im Jahre in 120 Vorstellungen aufzutreten. Er habe nur Anspruch auf baS Spielgeld für diese Vorstellungen und das sei ihm bezahlt worben. Eine Festlegung auf ein solches Auftreten des Künstlers würde zu einer unerträglichen Einengung des Spielplans führen. Tie Ansicht des Klägers lasse sich vielleicht hören, wenn der Kläger lediglich als Heldendarsteller engagiert wäre. In sei- nein Vertrag ist aber ganz allgemein seine Tätigkeit als die des Schauspielers bezeichnet. Er sei engagiert worden auf Grundlage eines ton ihm eingereichten RollenvorzeichniffeS, daS wenn auch nicht bindend int allgemeinen matzgebxnd sei Wenn er nun weniger beschäftigt würde, so liege das daran, daß der Geschmack deS Publikums sich geändert habe und datz dieses im Augenblick weniger Gefallen an

und Fleih eine so grosse naturwissenschaftliche GelehrMnkcit angeeignet, datz sie es wagen konnte, allein ausgedehnte Rei­sen in die Tropen zu wissenschaftlichen Zwecken zu unter- nehmen. Aber wenn auch int allgemeinen den Frauen btcie eiserne Energie einer Amalie Dietrich und daS Gluck einer selbsterworbenen Position versagt bleiben, ganz besonders ja denjenigen, die ihre Umgebung nicht von der Notwendigkeit ihrer Betätigung zu überzeugen imstande sind, za ist bcnnoch die Mnsealtätigkeit, wozu sich heute in allen grosseren Städten Gelegenheit bittet, durchaus befriedigend. Be,ariderer Vor» kenntnisse dazrl bedarf eS nicht; nur der Wunsch, eigene Kruste nicht verkümmern zu lassen und sie in den Dienst einer ebenso nützlichen wie interessaiiten Sache zu stellen, ist notig. Cutc soziale Schädigung gegenüber denjenigen grauen, die auT Ar­beit angewiesen sind, bringt ein solcher Wirkungskreis nicht mit sich, denn staatliche und städtische Sammlungen und In­stitute find in der Regel mit so geringen Subventionen aus« gestattet, dass sie nicht in der Lage sind, solche Stellen zu honorieren. Ferner ist die Tätigkeit in keiner Weye körper­lich anstrengend und kann sich auf bestimmte Tagesstunden beschränken, sodass für Verpflichtungen anderer Art immer noch Zeit bleibt. Junge Mädchen, wie auch alleinstehende grauen, bie sich durch eine mehr oder weniger spielerisch betriebene künstlerische Betätigung ober die Wohltätigkeit nicht befriedigt fühlen, sondern die vermöge ihrer ganzen Veranlagung ein inneres Bedürfnis zu ernster geistiger Beschäftigung suhlen, würden hier einen Weg finden, erschlaffender Untätigkeit zu entgehen, die vor der Zeit alt unb verdriesslich macht, wahrend ernsthafte Arbeit jung und froh erhält. L. O.

p sKölncr Uraufführung.) Man schreibt uns aus Köln: Juna-Soiiubert und Wara liebten sich schon als Kinder, ohne dass sie es sich hätten gestehen können. Er ist eine zu Träu­mereien hinncigende Heldennaiur, sie cm herber, verschlösse- ner Charakter mit einer nur den starken Mann liebenden See'e ' SonnbertS älterer Bruder Hildewolf, der ebenfalls nicht blind ist für WarnS Schönheit, wird von Reid erfasst; er weiss bei einer nächtlichen Begegnung Wara zu tauschen, sodass sie ihn iii dem Glauben küsst, er sei Sonnbert. Doch seine eigene sinnliche Glut ist bei diesen Küssen aufgepeitscht lworden, er selbst muss Wara besitzen. Und als der vor Frauen stillscheue Sonnbert ihil nun gar als Werber zu ihr schickt, 4>a bringt Hildewolf alle Liebesworte sonnbcrts als ^Schmäh­ungen vor, er weiss die Sache so zu drehen, dass Wara den Sonnbert allmählich hassen lernt und er selbst sie als Weib cheiuMhreu darf. Mit ticfbcrtouiibcter Seele zieht «sonnbert stuf. Abenteuer aus, um fein Leid zu vergessen. Erst nach Jahrrn kehrt er heim. Der Hass Waras gegen ihn ist inzwi­schen immer wilder geworden, und der Betrüger weih ihn auch setzt noch immer stärker zu schüren. Aber daS böse Ge­wissen treibt ihn zu unsinnigen Handlungen. Er reizt in oliuder, ungerechtsertigter Eifersucht den Bruder zum Zwci- kamps, in dem er selbst tödlich verwundet ivird. Sonnbert ist allerdings nun ebenfalls deui Tode verfallen, da er durch den Zweikampf das Fehdeverbot des Herzogs verletzt hat. Und nur beginnt die Entwirrung des Betruges. An der Bahre des sterbenden Hildewolf erkennen sonnbert und Wara lang- 4«n, daß sie beide hinicraanaen wurden sind. All die zurück-

gehaltene Leidenschaft bricht mit Gewalt aus des armen Wei­bes Seele hervor, sie erlangt Begnadigung für Sonnbert. Sie kehrt den Hatz nun gegen ihren eigenen Gatten und fühlt eine wollüstige Befriedigung darin, dessen Eifersucht als be­gründet erscheinen zu lassen,, indem sie ihren Sohn als den SonnbertS ausgibt. Diese Rachlust kostet ihr selbst daS Leben. Sterbend nimmt Hildewols seinem alten Diener das Ver­sprechen ab, entweder das Weib oder das Kind zu töten. Sa stillt Wara unter dem Schwerte, und Sonnbert wird sich des Sohnes annehmen, des einzigen, wa» von Waras Siebe auf Erden weiterlebt. Dies ist in knappen Zügen der Inhalt des TrauerspielsW a r a" van Emil Kaiser, das am hiesigen Deutschen Theater seine Uraufführung erlebte. Die Wirkung deS Stückes war durchschlagend, ein starker, unbe­strittener Beifall des vollen HauseS setzte schon nach dem ersten Akte ein und steigerte sich im Verlaufe des Abends immer mehr, sodatz der Autor sich nach jedem Akte mehrmals auf der Bühne zeigen konnte. Nicht zu vergessen ist die ein­heitliche und eindrucksvolle Wiedergabe des Werkes durch die Darsteller des Deutschen Theaters unter der sorgfältigen Re­gie beS Direktors Bernau. Besonders die Titelrolle fand durch Fr. Herker-Harprecht eine ganz vorzügliche Ver­körperung. Den Sonnbert gab Herr Mewes echt und ur- sprünglich, und der Darstellung deS neidvollen Hildewolf lieh Herr (Staffar fein bestes Können.

könnte man vielleicht daran denken, datz die Ansammlung der einzelnen Satelliten, aus denen, wie mit Sicherheit nachge- iriefen ist, die Ringe bestehen, vorübergehend in einer Gegend des RingshsteniS weniger dicht geworden war.

Dr. F. M.

=: ^Schiffskörper ans Eisenbeton.) Ein technischer Mitarbeiter schreibt unS: ES kommt häufig genug vor, datz wertvolle Neuerungen in der Technik geraume Zeit brauchen, um sich durchzusetzen. So hat cS z. B. lange gedauert, bis man sich zur Einführung von stählerne n Schiffsrümpfen entschloss, nachdem bis dahin nur solche aus Holz hergestellt worden Waren. Aehnlich erging eS auch den Plänen des italienischen Ingenieurs G a b e l l i n i, der, wie dieZeit­schrift für Tiefbau" berichtet, vor etwa zehn Jahren der ita­lienischen Regierung den Vorschlag gemacht hatte, SchifsS- körper aus Eisenbeton zu konstruieren. Wie bekannt, wird der Beton bei Berührung mit Wasser ausserordentlich widerstandsfähig und fast unbegrenzt haltbar, aus welchem Grund er auch im Wasserbau sehr geschätzt ist. Gabellini hatte nun damals bei der; italienischen Behörden wenig Glück mit seinen Vorschlägen. Dagegen erkannten bald einige Schiff­fahrtsgesellschaften den Wert der Erfindung und gingen zum Bau solcher Schiffe über, sodaß eine grosse Zahl derselben sich bereits in Gebrauch befand, als die italienische Regierung die Vorschläge GabelliniS schliesslich zur Prüsung annahm. Bei der Herstellung eines derartigen Schiffskörpers verwendet man seiner künftigen Gestalt entsprechende Formen. Heber die Eisenarmierung kommt ein leichtes Metalldrahtnetz, sodass der Beton, der in der erforderlichen Starke gegossen. wird, schnell die gewünschte Form anniimut. Als Beweis für die Dauerhaftigkeit folcher Beton- schisfe sei folgender Versuch angeführt, der auf Veranlassung der italienischen.Marinebehörden unternommen wurde. Rach- dem ein Betonschiff inö Meer geschleppt und dort verankert worden war, liess man einen ziemlich grossen Kreuzer dagegen sahreu. Trotz des sehr heftigen Anpralls erlitt das Betonboot nicht den geringsten Schaden. Da sich auch sonst diese Schiffe gut bewährt haben, so sind die italienischen Behörden zum Bau derartiger Fahrzeuge übergegangen. Die neuesten Tvpcn dieser Art sind sogar mit doppeltes Wänden und wasserdichten Schotten versehen. Die Vorteile eines Betonschiffes liegen neben seiner Stabilität darin, dass sein Ban billiger als der eines eisernen ist und auch spater Feine jt c par a tuic it am Schiffskörper erforderlich werden. Dipl.-Jng. 8.

s Frankfurter Konzerte.) Angenehme Eindrücke hin­terliess ein Klavierabend von Frl. Lanny E p st c i n. Die junge Künstlerin, bereu frisches, ungekünsteltes Musikempnnd-n ebenso sympathisch berührt wie ihre solide, allen technischen Anforderungen gewachsene Fertigkeit spielte als Haupttcil de-, Programms Bach schc Werke unb eine Sonate (Es dur) von j» <,rt. Namentlich in ben ersteren e$ warenPralu- hien unb Fugen au8 bemwohltemperierten Klavier fvwie das italienische Konzert zeigte sich bas Bestreben, ohne ten­denziöse Hervorhebung der Struktur den poetischen Stim­mungsgehalt der Stücke zum Ausdruck zu bringen, ^ay Frl. Epstein dank eines von sicherem Können geleiteten gesunden Sa« üf hr.rnißitt ItöCU».

lVerimderungeu am Saturn.) In Nr. 4548 ber Astronomischen Nachrichten" (geschlossen am 12. Januar) be­richtet R. Jarry -DeslogeS, Beobachter am Observa­torium von Sötif in Algier, über einige sehr auffallende Wahrnehmungen am Saturn. Am 29. Dezember 1911 23 h 30 m (von Mitternacht gerechnet) war die südliche Polar­zone dos Planeten mit einer dunkeln und sehr scharf begrenzten Haube bedeckt. In ihrer Mitte bemerkte man eine andere, kleinere, hellgraue, ebenfalls scharf begrenzte Hande. Der Anblick war von dem, ben ber Planet im November geboten hatte, völlig verschieben. Die scheinbaren Durchmesser beiber Hauben waren wenn man ben scheinbaren Aequatorial-Dnrchmesser des Saturn als Einheit nimmt: 0.31 unb 0.11. An demselben Abende um 23 Ii 15 m sah Jar rl, - Desloges gleichzeitig mit G. Fournier, datz der östliche und vordere Teil des Ring- s y st e in S sehr merkbar verdunkelt war. Die Er- schcinnng dauerte nicht länger als 24 Stunden; sodann er. schrei der auhere, außerhalb bet Cassinischcn Trennung lic- genbe Ring in seinem westlichen und entfernteren Teile der- dunkelt. Ter innerste, durchscheinende Ring (der sogenannte Lrape-Ring) war an diesem Tage nur schwer zu sehen; aber am 30. Dezember >oar er viel leichter wahrnehmbar und die körnige Struktur war ohne Schwierigkeit zu erkennen. Die bunkele Kappe war noch schärser begrenzt und ihre Farbe al» bunteUgraubraun zu bezeichnen. Am 3. Januar 1912 sah man die hellgraue Kappe mit voller Sicherheit wieder. So­weit der Bericht des genannten Astronomen. Welche tatsäch. lichen Vorgänge diesen auffallenden Veränderungen zu Grunde lagen das entzieht sich natürlich seder Vermutung. I ispitem uu«u. Was bie Verdunkelung gewisser Teile der Ringe betrifft, so I Instinkts,hierbei auf dem richtigen Wege ist, verdient nach­

drücklich angemerkt zu werden. Ihr Temperament wird ihr helfen, eine zuweilen etwas spröde Zurückhaltung zu über­winden, die jetzt noch gelegentlich den freien Flutz der Empfin­dung hemmte. Dieses Verhaltene, fast Herbe des Ausdrucks, daS auf einen vielleicht zu straff gespannten Ernst zu deuten scheint, kam BrahmS Es=moll Scherzo op. 4 zu statten. Man kann sich die Wiedergabe dieses Werkes in Einzelheiten phantastisch freier denken, in der festen Zeichnung der Kon­turen bot Frl. Epstein eine kernige, pianistisch höchst achtung­gebietende Leistung. Auch zwei ansprechende Novitäten wur­den gespielt: eine wirkungsvolleTanz-Fantasie" von Julius Weitz mann und ein gefälligesRondo" von ErnstKunst- mülle r. Die Tarnen Marita W a l l i S (Sopran) und Flora Moritz veranstalteten einen Lieder- und Duett-Abend. Beide Konzertgeberinnen besitzen hübsche, angenehm klingende, wenn auch nicht sonderlich ausgiebige Stimmen, bie sie verständig unb geschmackvoll zu behandeln wissen. P- B.

^Akademische Nachrichten.) In Heidelberg wirb sich, wie man uns mitteilt, Dr. E. L e b e r e r, RebaktionS- sekretär desArchivs für Sozialwissenschaft unb Sozial- Politik", mit einer Antrittsvorlesung über baS Thema:Das ökonomische Prinzip unb bie politische Jbee im mobernen Parteiwesen" für baS Fach ber Nationalökonomie habilitieren. Der Privatbozent ber romanischen Philologie in Mar- bürg, Dr. W. Suchicr, wirb sich nach Göttingen um­habilitieren. An ber Universität BreSlau wirb sich ber Assistent ber Wutschutzabteilung beS Hygienischen Instituts daselbst, Dr. K. Prausnitz alS Privatdozent für Hygiene cinführen. Am 30. Januar beging ber Professor der Bau­kunst an der Eibgciiössifchen polytechnischen Schule in Zürich, Friebrich Bluntschli seinen 70. Geburtstag. Unter den vielen Gratulanten sprach auch, wie bieZurcher Post" be- richtet, Prof. Thicrsch (München) als Anhänger von Bluntschli» Frankfurter FrcunbeskreiS. Ter Jubilar erhielt ü. a. eine von K. Hännu (Bern) geschaffene golbene Mebaille. AuS Wurz- bürst schreibt man uns: Hier starb ber Tombechant Dr. Heinrich Kibn im Alter von 79 Jahren. Von 1874 bis 1904 war Kihn Professor ber Theologie an der hiesigen Universität.

«Chronik der Künste) Hermann BangS Seiche wird aus Ogden (Utah) nach Kopenhagen überführt und dort beigesetzt werden. Ter vierte Internationa!« Kongreß für Kunst unterricht, Zeichnen unb an- gewandte Kuiist wird vom 12. bis 18. August in Dres­den tagen und mit einer großen Zeichen- und Lehrmittel- Ausstellung, wie sie in gleichem Umfange noch nie ver­anstaltet worden ist, verbunden sein. Gleichzeitig findet eben­dort eine große K u n st a n S st e l l u n g statt, ivelche die Ent­wicklung der Kunst voii ihren frühesten Aeußerungen aus Kindesband bis zu ben höchsten Leistungen bes Künstlers der- anschaulichen soll. ES werden über 2000 Teilnehmer aus mehr als 50 Kulturstaateu erwartet. Dank den Bemühungen des cnalischen nationalen KunstsammlungSsondS wird London binnen kurzem eine Naturgröße Bronzereplik der berühmten Büraervon Calais" von Rodin erhalten,^