Drittes Worgerrvtatt der Arattkfurter Jeirnrrg
«onrrlag, 9. 1912
Mürrmree 133 Seite 2
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«in Elaborat der politischen Polizei verrät. Da teilweise auch im AuSIande die Legende von der finländischen Revolution verbreitet worden ist, so erscheint es dringend geboten, ein sür alle Male vor diese« Räubergeschichten eine Warnungstafel aufzuhängen. Kein Mensch in Finland weiß etwas von den revolutionären Verbindungen, deren Statuten die.Nowoje Wremja" veröffentlicht. Sie existieren eben nur in der Provolaleur- phanlasit jenes gewissenlosen Nationalislcnblatles und seiner Helfershelfer. Die ganze Plumpheit dieser Provokation tritt noch beionders grell dadurch zu Tage, daß der Generalgouverneur S e y n, der sonst beim geringsten Anlaß ein Heer von Polizisten in Bewegung setzt, in diesem Fall nicht das geringste Interesse für die .Enthüllungen' der russischen Zeitung zeigt Die sinländische Preffe fragt verwundert, ob denn Herr Seyn sich als oberster verantwortlicher Leiter des Lander nicht veranlaßt sieht, wenigstens die .Nowoje Wremja' zu dementieren, da er doch selbst offenbar an die Revolution gar nicht glaubt. Daß er dir? nicht tut, hat aber seinen einfachen Grund darin, daß die provokatorischen Schriftstücke, wie die meisten systematischen Lügengeschichten über Finland, in der Generalgouverneurs eigener Kanzlet in HrlsingsforS fabriziert werden.
unzähligen eingeschlagenen Nägeln trug, und erzählte, was altbekannt und selbstverständlich im Erdoorf war.
unberechenbar."
„Sie meinen, daß mehr als ein schwarzer Jörg unter ihnen ist?"
„Sicherlich kennen alle den schwarzen Jörg, schon von den Tagen der Ritter von Sunnewalt, als die Bauern aufstanden."
Ein Ausruf Trautes veranlaßte sie, umzuschauen nach der Heide, wo die Sonne unterging.
Der Trieb, sich mitzuteilcn, der in Philipps eigenwilligem Alleinfein gedämmt war, brach von neuem hervor. Karst hörte so ernsthaft zu und Traute hing sich an Philipps Arm.
Vor ihnen mündete die unbegrenzte Weite in rotflüssige Glut; Glut in Glut, davon ihnen die Augen flimmerten.
„Gebt acht, wie die Heide sich verändert."
Dunkel schied sich dar Feste ab und trennte sich vom Himmel, von dem aus eine Decke von tief violettem Samt über das Land rollte. Der Himmel schied sich hell ab von der Erde.
„Jetzt ist die Stunde, wo auf unserer hohen Heide der Wanderer dem Unberechenbaren zu begegnen meint. Jeden Augenblick kanns aus einer Bodensalte oder hinter einem Stein hervor uns an die Kehle springen!"
(Fortsetzung folgt.)
Der schwarze Jörg!
Philipp setzte sich auf die Kirchhofsmauer und sprach kein Wort, obwohl ihn der Hennerlipps anschrie, nachdem er zehnmal geschnauft hatte: „Dös war Dynamit!"
Und wieder: „Die Erdkautvilla is in der Luft!"
Der schwarze Jörg!
Den Hennerlipps mochte vor der versteinerten Geistlichkeit der ganze Schrecken des Toienhofs ankommen und der geistliche Schutz ungenügend dünken, er warf die Absätze und tutete wild ins Erddorf hinein. Dynamit! —
Jeder Sonnwalter, der in die Fremde ging, schliß Abend zuvor im Kreis seiner Kameraden einen Nagel in Baum. Wer den Brauch aufbrachte, wußte keiner, keiner vergaß es. Und kein Mädchen hätte einem Burschen getraut, daß er die Treue halte, wenn daheim nicht sein Nagel feststeckte im Holz.
Philipp Weidhas sprach, nach Sonnwalt hingewandt: „Sie haben recht, es ist nicht leicht, unser Völklein zu ver- stehen. Selbst für ein geschultes Nachdenken >sts nicht leicht zu sagen, welches die Hauvteigcnschaft dieser Leute ist. S:e können treu sein wie dkr Nagel im Hofl, der mit dem alten Stamm vermodert. Und wieder sind sie treulos und fallen von ihrer alten Kirche ab. Sie sind gierig auf den Pfennig und haben Feindschaft um eine handbreit Land bis ans Grab. Und so ein Fremdling kommt und macht ihnen das Herz warm, geben sie für die Spcibcn draußen mit vollen Händen. Sie gleichen der Nagelbuche, die gutes Kernholz bat und ein roeit- vcrbreiteteS Wurzclwerk. Aber zu einer Spitze wächst sich der Wipfel nicht aus. Er sieht aus wie ein Storchnest. Immer wieder weht ein harter Wind und hält die Zweige nieder, daß keiner über den andern kann. So weih man bei den Leuten im Erddorf nie, was bei ihnen oben ist. Sie sind
Ans d§n pürinmentarischen Kommisßone«.
Der Wasscrgcsetzentwurf.
N Berlin, 8. Juni. (Priv.-Tel.) Die W a s s e r g e s e tz-, kommission des Abgeordnetenhauses beriet gestern zunächst über die zu § 116 vorliegenden Anträge. Nach längerer Debatte wurde mit geringer Mehrheit em Korn, vromitzantrag angenommen wonach ein 8 116a neu eingepM wird mit folgendem Wortlaut: „Besteht beim JnkrafttreM dieses Gesetzes eine observanzmähige oder auf besonderen Gründen beruhende Pflicht zur U n t e_r na 11 u n g eines Wasserlaufes zweiter Ordnung, so kann derjenige, dem die Unterhaltung auf Grund dieses Gesetzes über, tragen wird, den bisher Verpflichteten in Höhe seiner blsheri. gen Verpflichtung zu den Kosten der Unierhaltung heran, ziehen. Die bisherige Verpflichtung ist nach dem Durch,chmti der in Den letzten zehn Jahren vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes notwendig gewesenen Unterhaltungskosten zu ne. stimmen. Der § 122 über die Unterhaltungso"dnung für Wasserläufe erster Ordnung blieb unverändert. Die 8§ lu3 bis 133, die im wesentlichen den Inhalt des Strombauver. waltungsgesetzes vom 20. August 1883 wiedergeben, wurden mit geringen Aenderungen angenommen, teilweise ohne De. batte. Zu 8 129, der den Besitz und die Nutzung der A n. Ian dun gen behandelt, wurde ein Zusatz beschlossen, wo- nach der Unterhaltungspflichtige den Anliegern von dem Vorhaben, die Anlandung auszubilden und zu befestigen, schrift. lich Kenntnis zu geben hat. : Gestrichen wurde in § 130 der 4. Absatz, Der die Ausübung des JagdrechlS auf Anlandungev behandelt. Eine eingehende Debatte knüpfte sichan 8 134 betreffend die Ablagerung und Beseitigung des Abhubs bei Wasserläufen dritter Ordnung. Die Abstimmung, über dl« hierzu vorliegenden Anträge wurde auf heute angesetzt.
Berlin, 8. Juni. (Priv.-Tel.) Die Wasser g e setz, kommission des Abgeordnetenhauses setzte ihre Arbeit heute, Samstag, bei dem § 134 fort, kdonach bei W-y- serläufen 3. Ordnung, die nicht von den Anliegern zu unterhalten sind, diese die Ablagerung der Aushubs auf,ihren Grundstücken zu dulden und für desien Beseitigung zu lorgen haben. Die Kommission beschloß den Zusatz, daß der Anlie- ger dadurch nicht ungebührlich belastet werden darf.. In diesem. Fall ist der Unterhaltungspflichtige zur Beseitigung des Aushubs verpflichtet. Besondere Titel und Observanzen, die eine Regelung enthalten, sollen aufrechterhalten werden. Bei künstlichen Wasserläufen 3. Ordnung, die gewerblichen Zwecken dienen, hat der Unternehmer aus Verlangen der An- Heger für Beschädigungen Ersatz zu leisten, die pch bei der dem Unternehmer obliegenden Beseitigung des Ausqubs ergeben. .,, . „ ,
§ 135, der bestimmt, daß, soweit nicht eine EntschadigungS- pflicht ausdrücklich Vorbehalten oder festgestellt ist, für Scha- d t n durch Unterhaltungsarbeiten nut insoweit Ersatz ver> langt werden kann, als der Schaden bei Beobachtung der er. forderlichen Sorgfalt hätte vermieden werden können, wurde angenommen. Der § 136 wurde völlig umgestaltet und er- hielt folgende Fassung: „In den Fällen der 125—134 sind, soweit nicht Gefahr im Verzüge ist, die Eigentümer oder Nutzungsberechtigten der betroffenen Grundstücke vor der In- anspruchnahme der geplanten Maßnahmen zu Horen. Im Falle von Streitigkeiten, auch in solchen des , 8 124 (Berechtigung des Unterhaltungspflichtigen, bezw. seines legitimier- ten Beauftragten zum Betreten der Anlandungen, Inseln un» Uferstückei, entscheidet die Wasserpolizeibehörde.
Bei dem § 137 (Festsetzung der Entschädigungen durch Bezirks- und Kreisausschutzi soll nach einem früheren Beschlüsse der Kommission die Kompetenz der Be- Hörden in Streitfällen, die aus der Unterhaltung der Wasser.
IIK Kiel, 7. Juni. In der Schlußsitzung f.-rur!) KapitK zur See M i ch e l s e n-Kiel über die @ n t m t j I u ng Torpedowaffe. Er zog aus den Fortschritten den Schiii? daß di» Torpedowaffe heute eine höhere Bedeutung als früfiSi gewonnen habe und im Begriff stehe, einen stärkeren CinfiwJg auf die Entwicklung der Schiffstypen und den Schiffbau ay^. zuüben. Maschinenbaudirektor Regenbogen von xe. Friedrich Kruppschen Germaniawerft in Kiel sprach zu dem Thema: „Der Dieselmotorbau auf der Gerwg. niawerft". Er kennzeichnete den großen Einfluß, welche,, die Firma Krupp auf die Entwicklung dieses Zweiges des 3?a, schinenbaues gehabt hat. Die Firma Krupp erwarb bereit,^ ein Jahr nach Erteilung der ersten Patente von Herrn Diesel die ausschließliche Disposition über die deutschen und öfter, reichischen Patente, während gleichzeitig die Maschinenfabrik Augsburg-Nümiberg die Rechte für Süddeutschland erwarb.' Beide Werke haben dann in gemeinsamer Arbeit die Dieses maschine entwickelt. Es sind jedoch lange Jahre ins Land gangen, bevor Resultate erzielt wurden, die den Wert der ffe» findung allgemein erkennen ließen. In derselben Zeit setzt, aber auch eine vielleicht nie dagewesene rapide Entwicklung ein. Die Firma Krupp hat den Bau von Dieselmaschinen der ($kr. maniawerft überlassen, und diese hat, wie der Vortraa-nde an Hand von zahlreichen Bildern vor Augen führte, in rascher Aufeinanderfolge Typ auf Typ entwickelt, vom kleinsten Mo. tor anfangend bis zu der respektablen Größe von 2000, Pferdestärken in einem Zylinder. Er betonte, daß es unmöglich sei, heute zu entscheiden, welches Maschinensystem, ob Viertakt oder Zweitakt, einfach oder doppelwirkend, das Resultat der Entwicklung sein würde. Die Leistungen auf dem Gebiete des Dieselmotorenbaues haben noch nicht genügend lange Erfahrungen gebracht, und eine definitive Stellung möglich gemacht. ~ .
Der Erfinder des Dieselmotors Dr. tng. Diesel-Munchea dankte der Maschinenfabrik Augsburg und der Germaniawerft für die vortreffliche Förderung des Dieselmotorenbaues und gab dann einen kurzen Rückblick auf die Entstehung fernes Mo. tors. Ohne die treue Mitarbeit der genannten Herren wäre er nicht zum Ziel gekommen. Augsburg habe mit der statto. nären Maschine große Erfolge erzielt. Den Kruppfchen Wer. ken lag das Gebiet anfangs nicht, bis sie Den Dieselmotor auf den Schiffbau und speziell auf den Bau von Unterseebooten übertrugen und dabei in kurzer Zeit Großes leisteten. Auf ge. wissen Gebieten ist die Germaniawerft sogar bahnbrechend geworden und zwar auf dem Gebiet des raschlaufenden Mo- tors und auf dem Gebiet des sehr großen Molars. In legerer Beziehung steht Krupp an der Spitze, und in Kiel werden wohl die ganz großen Maschinen für Kriegsschiffszwecke erstehen,
Erdbäckerland ist Traumland . . . ■
Warum muß jetzt der Hennerlipps lBs Wegs kommen wie ein Gespenst? Hat das Nachthorn auf dem Rücken, und es ist sein Amt. Ist auch ein Vorzug bei ihm, daß er das Schauern vor dem Unaussprechlichen noch nicht verlernt hat.
Philipp sitzt wie Lots Weib und hofft, der Hennerlipps geht vorüber. Aber der sieht ihn. stellt sich gespreizt hin und tutet ihn an. Es ist schade, daß Philipp gerade niesen muß. Nun hat der Hennerlipps ein Herz lind ruft ihn an. Philipp muß auch Antwort geben, wer er ist. Und ist unter geizig frohen Fingern, die ihn anfassen als ein Nothelfer wider alle nächtlichen Teufel.
Der Hennerlipps hat heute seinen geistlichen Mittelpunkt gesunden und läßt ihn nicht los vor dem Gefunkel der Sterne «inü den stummen Schatten in den Gassen quer überm Weg. Er tutet die vier Ecken deS Dorfes nicht ab wie sonst.
Der Geistliche weicht nicht vom Brückchen, und der Irdische trägt ihm an, Kaffee mit ihm zu trinken in der Wacht- stube. Dein ist wieder der Geistliche abhold. Der Hennerlipps hat überdies, da das Amt ihm tags verbietet, den Kinn- ladenschubkasteN anders als dienstlich zu öffnen, eine Herzenserleichterung nötig. Er macht eine Liebeserklärung an die geistliche Obrigkeit, daß er dieser von Grund auf zuerst jutn Dienst verpflichtet ist um der bösen Mächte willen.
Ach. der Polizeidiener hctt's schlecht in der Gemeinde; 1.45 Mark für Tag- und Nachtwache.
Hat nicht ein Schatten sich fürtgestohlen aus dem Haus des schwarzen Jörg? . ,
Philipp geht mit dem Hennerlipps die Kirchgasse hinaus nach den feierlichen Tannen, dem Kirchturm ijnd den Totenkreuzen. Heute ist den! Hennerlipps jeder Weg ein Feiergang.
Huscht^über bie Kirchhofsmauer und im Lauf über den Friedhof nicht abermals ein Schatten?
Ein jämmerlicher Zwiespalt lähmt Philipp die Zunge; er kann doch nichts zu dem Unverstand sagen: Heut will der Hennerlipps all seine Verstorbenen grüßen zUr Mitternacht, da der starke geistliche Zander ihm zur Seite ist. Alle ferne Kameraden und sein Weib, das ihn zu Lebzeiten arg plagte. Er muß sich vor Rührung schneuzen, der Hennerlipps, denn bie Sterne sind ewig und winken eben mit grellen Lichtern zur Erde, und der Mensch ist sterblich.
Ta starren die zwei Menschen stocksteif in die Luft.
Die Nacht brüllt ihnen "ins Gesicht mit Donnern: Bum- Bum I
Der Donner wirft sich in Windungen gegen den Kirchturm und die langen Dächer von Sonnwalt und gegen den dunklen Rücken der Struht. lind alle Welt lauscht erschrocken: Aas ir:. das? .
Man musste darüber nachdenken, um alles richtig an seinen Platz zu bringen. Düs Herrenhaus sperrte weit aufgeriffen das Maul aus, die Schreibstube war auf der Gasse. So sah es der Tag.
Der schwarze Jörg war nirgends zu finden. Der Gendarm Windisch aber war bei der Hand Und forschte bei bem Obersteiger der Grube Wohlfahrt nach, wie der schwarze Jorg zu Dynamit gekommen sei. Der Obersteiger _ hatte den Sprengstoff unter Verschluß und war verantwortlich.
Kein Mensch hatte den Namen des schwarzen Jörg zuerst genannt und jeder sprach von ihm. In der Nacht» als das Dorf aus dem Schlaf gerisscm samt seinen Tieren brüllte, waren die Gassen lebendig geworden wie am Tag. Männer gürteten sich im Gehen. Die Weiber rafften die Röcke und hie langen Haare. Alle wollten helfen. Auch Thomas Raab war da und hatte eine befehlende Stimme. Zum Befehlen wurden sie auf der Raabtzütte geboten.
Aber eine andere Stimme war noch herrischer.
Vanderlyth richtete sich am Arm des Kutschers Friedrich auf und trieb alles, was Sonnwalt hieß, von feiner Gerechtigkeit.
Nun wars ihm auf einmal ganz recht geschehen.
Wieder gingen Karsts und Pfarrers zusammen nach der steinernen Struht, sich Rat zu holen. Philipp ging wieder mit und wckr nicht allein. Auch hatte er sich mit Traute ausgesprochen und sie hatte sich in feinem Arm in den Schlaf geweint: Es fei Unrecht, jetzt fröhlich hinzuleben im Erddorf.
Die breitwipfligen Buchen luden ihre Aeste aus und breiteten Schatten über das Gestein.
Sie treten zu einem Stamm, der schier so breit wie hoch war am Rand der hohen Heide. Philipp sprach mit Karst über das Bölklein im Erdbäckerland. Karst bekannt«, daß er die Leute von Sonnwalt noch gar nicht gekannt habe bis auf diesen Tag.
Am den Stamm wies Philipp hin, der die Narben von
enbereS Resultat zeitigen. Das hätte di- Regierung wiffen und eine dementsprechende Politik treiben müffen. Es wurden 6522 bürgerliche und 8077 sozialdemokratische Stimmen abgegeben. Die Einzelnsuliate find folgende: Rudolstadt - Ost: Hartmann (So,.) 827, Eichhorn (bürg.) 548, Rudolstadt-West: Krause (Soz.) 834, Müller (bürg.) 786 ; Königfee-Stadt: Frötscher (Soz.) ohne Gegenkandidat; Königsee-Land: Oswald (Soz.) 706. Henkel (bürg.) 686; Katzhütte: Kaiser (Soz.) 926. Rühm (bürg.) 420, Stadtilm: Meißner (bürg.) 735, Scholl (Soz.) 734 ; Blankenburg: Kirsten (Agrarier) gewählt; Oberweißbach: R o s e n b u s ch (Soz.) ohne Gegenkandidat ge-' wählt; Leutenberg: Crone (natt.) gewählt; Jrankenhausen» Stadt': L r d e r (Soz.) 626, Sangraf (bürg.) 371; Frontenhausen« Land: Sohle (Soz.) 482, Kämmerer (bürg.) 463 Schlolheim: W i n i e r (Soz.) 603, Mmer (bürg.) 499, In der Klasse der Höchstbesteuerten wurden ohne Gegenkandidat gewählt: Zn Rudolstadt Justizrat Sommer (liberal), Krieger (Agrarier), in Frankenhaujen Dr. Gräf (Natt.) und in Königsee Fabrikant Herold » Neuhaus mit 38 gegen Wohlsährt»Königsee, der 37 Stimmen erhielt.
tz Schwarzvurg - Ru-olstavt. Dos Ergebnis der neuen Lanütagswahlen muß zu neuen heftigen Kämpfen führen, wenn weder die Regierung noch die Sozialdemokraten zu einem Entgegenkommen bereit find. Zur Erklärung der partei- politiichen Entwickelung kann vielleicht der Umstand in erster Linie mit herongezogen werden, daß es im Lande an einer tauglichen Organisotiv» der freiheitlichen bürgerlichen Parteien fast ganz fehlt. Schwarzburg-Rudolfladt war früher stets liberal im Reichstage vertreten, ebenso gehörte die Mehrheit der Landtagsabgeordneten zur liberalen Richtung. Da? Auftreten de- Bundes bet Landwirte führte darin eine Aenderung herbei. Als bann vor sechs Jahren die zeitweise sehr starke liberale Organisation im Londe infolge von Streitigleiten unter den Führern total auseinanderfiel, ging der Liberalismus immer mehr zurück; ziemlich im gleichen Maße aber wuchs die Sozialdemokratie. Es erscheint ziemlich unzweifelhaft, daß viele Liberale, verärgert durch diese unerquicklichen Berhältniffe, die Sozialdemokratie unterstützt haben. An zweiter Stelle steht dann die Tatsache, daß Schwarzburg-Rudolstadt unter allen deutschen Bundesstaaten prozentual am stärksten verschuldet ist.
o Aus Hesse«. Nach einer Entscheidung der hessischen obersten Schulbehörde können von jetzt an Lehrer, die sechs Semester die Frankfurter Akademie besucht und daselbst ihr Handelslehrere xamen abgelegt haben, auch dann, wenn sie sich keiner weiteren Prüfung in der Pädagogik unterzogen, als Schulleiter Anstellung finden. Während also in Preußen beispielsweise die Absolventen der Akademie den Mittelschullehrern gleichgesetzt sind, können sie in Hessen in Rektorenstellen einrücken.
* Niever-Jngelheim, im Juni. Bei der hiesigen Bürger, meist er Wahl im April d. I. unterlag der bisherige Bürgermeister Saalwächter, dessen Amtszeit abgelaufen war, seinem Gegenkandidaten Lehrer Muntermann. Gegen die Wahl Muntermanns wurde von verschiedenen Seiten Protest eingelegt, der sich darauf stützte, daß Muntermann als Lehrer überhaupt nicht wählbar sei. Muntermann suchte um feine Entlassung aus dem Schuldienst nach, die ihm auch gewährt wurde. Der KreisauZschuß des Kreises Bingen beschäftigte sich nun dieser Tage mit dem Protest und gab demselben statt. In der Urteilsbegründung wird gesagt, daß Muntermann am Tage der Wahl noch Volksschullehrer und als solcher nach der Landgemeindeordnung nicht wählbar war. Daß Muntermann nach der Wahl seinem Schulamt freiwillig entsagt habe, könne auf die EnisSeidung keinen Einfluß haben. Für eine Ungültigkeitserklärung der Stimmen Muntermanns, wodurch Saalwächter gewählt gewefen wäre, sprach sich der Kreisausschutz indessen nicht aus, ordnete vielmehr Neuwahl an. Es ist anzunehmen, daß sich auch die höheren Instanzen — gegen das erste Urteil ist Rekurs eingelegt worden — der Entscheidung des KreisausschusseZ anschließen werden. Eine andere Frage ist es, ob man nicht den vorliegenden Fall"dazu benützen sollte, erneut die Wählbarkeit auch der, Volksschullehrer zu fordern. ES ist an dieser Stelle oft ausgesprochen worden, baß es eine Verkürzung der staatsbürgerlichen Rechte der Lehrer darftellt, ihnen da- passive Wahlreckt vorzuenthalten.
K> Metz, 8. Juni. Der Fortschrittsverein Metz hielt gefterfr Abend eine Sitzung ab, in der Landtagsabgeordneter Don - nebert in einer längeren Rede die Haltung der liberal- demokratischen Landtagsfraktion bei den bekannten Debatten über Kaiserjagd, Polizei und Gnadenfonds sowie über den Grafenstadener Fall eingebend begründete. Die Versammlung nahm darauf einstimmig eine Resolution an, in der mit Bezug auf Grafenstaden mit Befriedigung feftgestellt wird, daß für die Haltung der Fraktion keinerlei nationalistische Beweggründe mitbestimmend waren. >
Finland.
Die „sinländische Revolution".
wh Helfingfors, 4. Juni. Den Herren in Petersburg ist t8 zu still in Finland. Nicht ein AlteniSlchen, nicht einmal ein Dcmonstratiönchen können sich diese durch nichts zu reizenden phlegmatischen Finen leisten.- Und doch hat man sich von Petersburg aus redlich bemüht, wenn auch nur einen Schatten von revolutionären Opposition zu provozieren, um endlich einen Anlaß zu finden, den ersehnten .verstärkten Schutz' in Finland einzu» fuhren. Man hat das Lotsenamt russifizicrt, aber keine Hand erhob sich dagegen, nur die Lotsen selber verließen stillschweigend ihren Dienst. Man macht sich daran, ein Stück des südöstlichen Finland dem Gouvernement St. Petersburg einzuverleibcn, aber nicht die geringste Unordnung kommt zu Tage, nur eine maßvoll eindringliche Adresse an den Kaiser. Nun ist den Petersburger Tschinowniks die Geduld gerissen und sie greifen zu dem alterprobten Mittel: der Provokation. Die .Nowoje Wremja' veröffentlicht (wie bereits von unseren Petersburger Korrespondenten mitgeteilt wurde. D. Red.) den Wortlaut der Statuten zweier revolutionären Berbindungen in Finland ; da? dürfte doch endlich genügen, um den Kriegszustand über dieses verhaßte Land zu verhängen! Leider nur find diese .Statuten' so ungeschickt, d. h. so sinnlos revolutionär verfaßt, daß der Pferdefuß allzu sichtbar zu Tage tritt und das Ganze als
Verband der größeren preußischen Landgemeinden.
Hg Beuchen (Oberschl.), 7. Juni. Unter zahlreicher Beteiligung trat heute unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Vuhrow-Berlin-Steglitz der Verband der größeren preußischen Landgemeinden zu seiner Tagung zusammen. Die Einwohnerzahl der im Verbände vertretenen Gemeinden beträgt jetzt nahezu 2 Millionen. Der Verband hat eine umfangreiche Arbeitstätigkeit entwickelt.
Ueber „Die Neuregelung des Taxwesens für städtische Grundstücke" hielt Katasterkontrolleur Walter Rothkegel einen ausführlichen Vortrag: Der Zusammenbruch mehrerer Hypothekenbanken hat die Mängel des heutigen Taxwesens für den städtischen Grundbesitz gezeigt. Das Taxverfahren müsse in die Hände völlig unabhängiger und als zuverlässig bewährter Organe gelegt werden, und diese Organe müßten eine kollegiale Form erhalten, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit des Irrtums wesentlich geringer werde. Den Taxämtern wären statistische Arbeiten zur Beschaffung zuverlässiger Schätzungsunterlagen, die eigentlichen Schätzungsarbeiten und die Mitteilung der Ergebnisse in Form von Auskünften und "Gutachten zuzuweisen. Die Errichtung der Taxämter als Gemeindeämter habe in Süddeutschland nicht durchaus befriedigt. Für uns könnten für eine Verbindung mit den Taxämtern nur die Katasterämter ernstlich in Betracht kommen. Gemeindliche Taxämter mühten wenigstens auch staatliche Vertreter enthalten. Die Bau- und Mielsachverständigen der künftigen Taxämter können aus den staatlichen Gebäudesteuerveranlagungs- oder aus den Gemeindegrundwertsteuerveranlagungskommissionen entnommen werden. Dazu kommen Banksachverständige, deren Mitwirkung sich auf Information über den Hypothekenmarkt, auf Auskunftserteilung über die Finanzierungskosten bei der Parzellierung von Bauterrains sich beschränken können. Eine sehr wesentlich andere Zusammensetzung müßten Taxämter zur Schätzung des landwirtschaftlichen Grundlldsihes erhalten. Die Schwierigkeit der Beschaffung zweier Hypotheken werde sich ändern, wenn die Kapitalisten durch die Einrichtung verläßlicher Taxämter wieder Vertrauen gewinnen. Die Aufstellung gerichtlicher Taxen sollte auch den Taxämtern zufallen, die auch für die Stempel- und Erbschaftssteuerämter, sowie für die Enteignungsbehörden bei Zweifeln über den Wert von Grundstücken zuständig sein müßten. Wichtig sei ferner die Regelung des Taxverfahrens, bei dem alle subjektiven Momente ausscheiden und daS Ziel der gemeine Wert fein müsse, den ein Grundstück für jeden Besitzer haben könne. Damit die Taxe nicht ein unkontrollierbares Ergebnis subjektiven Ermessens bleibe, sei die Aufstellung allgemeine- Regeln und Taxgrundsätze auf wissenschaftlicher Grundlage erforderlich. Diese Regeln sollten aber nicht gesetzlich festgelegt werden. Der gemeine_ Wert Slle an die Seite anderer anerkannter Maßstäbe, wie des ertpapierkurseS und der Lebensmittelmarktpreise treten, er wird die bestmögliche Bewertungsgrundlage für alle Grund- und Bodenpolitik geben. Im Sinne dieser Ausführungen formulierte der Redner einen Antrag, der die Einrichtung von behördlichen Taxämtern fordert, die als staatliche Behörde einzurichten' und mit den Katasterämtern in Verbindung zu bringen seien. , .
Bürgermeister S t a n k e i t-Alteneßen hält die Verstaatlichung der Katasterämter für höchst bedenklich. — Justizrat Dr. Beumer t-Spandau om Zentralverband Deutscher Hausbesitzervereine schließt sich diesem Bedenken an. Die Gemeinden werden sich niemals die Einschätzung der städtischen Grund- stücke aus der Hand nehmen lassen. Die Entwicklung werde gerade umgekehrt dazu führen, daß die Taxämter den Gemeinden zugewiesen werden. Die Versammlung nahm von einer Abstimmung Abstand und überwies den Antrag dem Vorstand als Material.
Bürgermeister S ch m i e d i g e n-Berlin-Brch sprach über daS Gesetz über die Reinigung öffentlicher Wege, das er in rechtlicher Beziehung als einen großen Fortschritt ansieht. Die langjährige Erfahrung habe gezeigt, daß gut angelegte, sorgsam gepflegte Straßen vor allem den Eigentümern der angrenzenden Grundstücke hum Vorteil gereichen, indem sie eine Steigerung des Bodenpreises und Erhöhung der Mietspreise zur unmittelbaren Folge haben. Die Anlieger müßten es sich daher auch gefallen lassen, daß sie zu allen Leistungen, die die Anlegung und Unterhaltung von Straßen betreffen, besonders herangezogen würden. Gemeindevorsteher Dr. Lücke r-Roßberg äußerte sich über die Einkommen- fteuergesetznovelle. Die Regierungsvorlage habe, so weit sie sich mit den Tarifen befasse, eine nicht unberechtigte Kritik gefunden. ES sei unzweckmäßig, an den bestehenden Tarifen zu rütteln. Bevor nicht eine wesentliche Erhöhung der Dotationen für die Volksschullasten eingetreten ist, sei es besser, die bisherigen Zuschläge für eine weitere Reche von Jahren bestehen zu lassen. Es sei besser keine Tansreform, als eine, die niemand befriedigen und die der Staatsregierung bei der Lösung anderer bedeutsamer Fragen Schwierigkeiten machen würde.
Kleines Feuilleton.
= sFrankfnrtcr Schauspielhaus.) Es ist doch ein g* eigen Ding um den Ruhm, der ja wie alles Menschenwe- eitel ist. Dennoch! Die Empfindung etwa, die einem Poeten befchieden sein mag, wenn et unter dem Vorhang steht, oic Wellen froher Begeisterung über sich hinfluten laßt und Da dumpfe Getön des Beifalls vernimmt, der aus dem verduniei- ten Zuschauerraum zu ihm heraufdringt — wer von De» Schaffenden möchte dieses Gefühl missen? . . - A,er alt' doch noch recht straffe Herr im weißen Haar, der ge;ietn Abend freudebewegt den lauten Applaus und die Blumen un Kränze entgegennahm als einen Gesamtdank des Publikum für die poetische Arbeit seines Leben, er mochte wohl die Emp finbungen dieses Augenblicks zu den schönsten feiner JaM rechnen, deren siebzigstes er, wie man weiß, am Stan» vollendet. Adolf Stoltze, der Franksurter Lo-alpoet, konn^ und durfte an seinem Ehrentag natürlich nur mit cmc_ Stück zu Wort kommen, das feiner Vaterstadt Lob und tzen verkündet. So spielte man feinen Schwank „2111 - r a n futt“, ein Bildchen aus der Zeit von 1862; vielmehr em Reibe von Szenen, die ein „Romeo und Julia' -Moiiv r™r amüsant ins Frankfurtisch-Sachsenhäuserische transponic-"- und „Liebes Leid und Lust" im Rahmen vom Rornerberg, m Gemüsefeldern des südlichen Frankfurter Stadtteils, der ei gar stolze Welt für sich ist, beim „Aepvel.voi" und WardS^ tag in braver Possenart schildern. Man 1 hielte das ar:.,^ von behaglichem, echt Frankfurter Humor durchstromte " mit wahrer Liebe; man hätte indes die Szenen iteücnw ns noch mit etwas größerer Beschwingtheit ablaufen laßen, - und jenes Bild noch ein bißchen lebhafter gestalten »m. ,fl Recht hübsch hinwieder gelangen einige Bilder, fr B. h Sachsenhausen spielende und das Schlußbild. ~te H ssÄ rollen waren zuM aroßen Teil neu besetzt, nur grl. »“ Jg mann und Frau SchöniNg (als Gasti batten tbre r■ oft gefpielten Partien wieder inne und babbehert fo mui haft, daß ob ihrer kernigen Sprüchlein e i n Lachen <{, Haufe war. Besonders Frl. Hartmann war »goldig"ff. M regte als ünglücklich, später dafür aber umso glücklicher bendes LottSen herzinniges Mitgefühl- Ihr Partner. H Mak ah, stand ihr inbezug auf Echtheit in' der Spr»«- viel nach, war aber ein etwas trockener Liebhaber. f Frankfurter Deutsch des Herrn D ä - e b o r g, de-- den P fei gab, mögen die Sachverständigen vielleicht Nicht vo • . verstanden gewesen fein, seins darstellerischen Leiftunae-. ten indes recht brav. Aus der großen Zahl der mögen noch die Damen König, Klinkbamme r Einzig und die Herren Janssen (der einen Wy, - ten Friseur recht drollig gab), E b e l S b a ch e r und G r Ä werden. - Nach dem,.Waldchestag".Bilde wurd« Stoltze wiederbolt gerufen, und am Schluss, nach bem'-’n ■ fein Erscheinen verlangt wurde, sprach er einige Dankes für die Anhänglichkeit, die daS Frankfurter , ihm bewiesen habe. —<-n.
Deutsches Reich.
Der Kaufmännische Verband für weibliche Angestellte.
* Köln. Zu einer großen Kundgebung der weiblichen Angestellten zur G e h a"l t s f r a g e gestaltet« sich bie Hauptversammlung des Kaufmännischen Verbandes sür weibliche Angestellte, die kürzlich in Köln stattfand. Etwa JOO Vertreterinnen aus den verschiedensten Teilen des Reiches beteiligten sich daran. Das Ergebnis der dazu Mhaltenen Vorträge von Margarete Schmeichler (Düsseldorf) und 5)r. Silber m a n n (Berlin), die ein reichhaltiges Material beibrachten, war die Feststellung, das; die besten Gehälter in -den ganz großen Städten (Hamburg-Altona, Berlin) und in solchen unter 100 000 Einwohnern gezahlt werden, während n den dazwischen liegenden Orten die Gehälter niedriger find, vergleicht man die Gehaltshöhe mit den notwendigen Lebens- vnsprüchen, so zeigt sich, daß ein großer Teil der Angestellten ein ungenügendes Einkommen bezieht. Die Gründe hierfür knd: die noch vielfall; herrschende Anschauung, daß zur Ausbildung der Frau für einen Beruf keine hohen Aufwendungen gemacht zu werden brauchten, die Benachteiligung des weiblichen Geschlechts in Bezug auf die Fachbildungsmöglichkeiten, die dem weiblichen Geschlechte anerzogene übermäßige Bedürfnislosigkeit, die meist in äußeren Gründen liegende Schwierigkeit der Organisation der Gehilfinnen. Eine Festsetzung von Mindestgehältern, die das Existenzminimum darstellen, ist für die meisten Arten von Angestellten möglich, wenn bestimmte Ausbildungsbedingungen und die Höhe der zum Leben erforderlichen Summe in den einzelnen Gebieten des Reiches festgestellt sind. Solche Erhebungen müsse der Verband, der dies als die größte Organisation berufstätiger Frauen wohl vermöge, im Lauf der nächsten 3eit veranstalten. Normallöhne hingegen lassen sich jetzt nur für einen geringen Teil aufstellen. Solange nicht amtliche Jnteressenve.rtretungen geschaffen sind, muß die Organisation selbst durch Ausbau der Selbsthilfe-Einrichtungen zur Erhöhung des Gehaltes beitragen. Solche Einrichtungen sind: der Stellennachweis des Verbandes, der sehr leicht ausgestaltet werden kann, da er ichon jetzt mit jährlich 16 000 offenen Stellungen und ebenso Diel Bewerbungen der größte seiner Art in Deutschland ist, ferner die Stellenlosen-Ünterstützung, für die im abgelaufenen xahre 8000 Mark verausgabt sind, und der Vildungsaus- chuß, der eine angestrengte Tätigkeit ausüben müsse. Etwas süchtiges aber kann nur eine Organisation schaffen, in der die lngestellten die Verwaltung selbst in der Hand haben.
Am zweiten Tage wurden die geschäftlichen Verhcmd- ,Ingen mit dem Jahresbericht eingeleitet. Den allgemeinen Jahresbericht erstattete der Generalsekretär, die Berichte der iinzelnen Abteilungen folgten, lieber Versicherungswesen ^rach Clara M I i n e k (Frankfurt a. M.), über Bildungs- tiefen die Vorsitzende Agnes Herrmann (Berlin), über flrbeits-eit Klara Siedentopf (Magdeburg). Anna Schulze (Berlin) berichtete über die Bestrebungen des Versandes auf dem Gebiete der Jugendpflege, Gertrud Israel (Berlin) über die Frage der Konkurrenzklausel, Adel- jeid Mohn (Danzig) über den Stand des Altersheimfonds, der letzte Bericht, von Meta G a d e s m a n n (Düsfeldorf) galt der äußeren Entwicklung des Verbandes. Die Berichte scugtcn von einer Fülle von Arbeit unb einer Reihe von Er- ftilgen in der abgelaufenen Geschäftsperiode; 17 neue Ortsgruppen und ein Zuwachs von 7000 Mitgliedern zeigen den äußeren Fortschritt in der Zeit zwischen den zwei letzten Hauptversammlungen. Mit über 32 000 Mitgliedern und 80 Ortsgruppen steht der Verband an der Spitze der Berufsorganisationen von Frauen. Die eindrucksvolle Tagung wird dazu beitragen, dem Verband, der in den letzten Jahren besonders im Westen Deutschlands stark gewachsen ist, noch mehr als bisher Beachtung zu verschaffen.
Die Landtag,swahle« in Schwarzburg-Rudolstadt.
ch Rudolstadt, 7. Juni. Eine empfindliche Niederlage haben die heutigen Landtagswahlen der Regierung gebracht. In der allgemeinen Wähleftlaffe wurden 9 sozialdemokratische und 3 bürgerliche, in der Klasse der höchstbesteuerten 4 bürgerliche Abgeordnete gewählt, sodaß also der künftige Landtag zum zweiten Mal eine sozial- demokratische Majorität ausweist. Damit hat das Volk der Regierung eine Antwort erteilt, die ihr hoffentlich eine heilsame Lehre sein wird. Nicht daß hier die Wahlen von äußern Zusallsmöglich- leiten abhängen; auch eine nachmalige Auflösung würde kein
politischer Fanatiker bekannt. Die Behörde hat strengste Sckutzübcrwachung des Banns Cuvaj angeordnet.
" h Budapest, 8. Juni, 11.31 N. (Priv.-Tel.) Die heute stbend an die Regierung gelangte Nachricht vom Tode des kanolrates H e r b o i t s ch wird jetzt widerrufen. Hervoitsch ?ürfte jedoch kaum am Leben bleiben, da die Kugel daS G e - j i r n des Unglücklichen vollständig zerstört hat. Abends purben in Agram dreißig meist bosnische Studenten verhaftet, die gemeinsam mit dem Attentäter Lukitsch jüngst n Belgrad an serbisch-kroatischen Kundgeknrngen gegen Un« |arn teilgenommen haben.
A«ram, 8. Juni. (W. B.) I u r i r s ch gibt die Tat, u; < erklärt, keine Mitschuldigen zu haben, und heuchelt Wahnsinn.
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Die Vorgänge in Alßanim.
z Konstarrtinopel, 8. Juni, 8 N. (Priv.-Tel.) Die türkischen Truppen sind in Ipek eingezogen. Die üebellen wurden in die Berge zerstreut, nahmen aber «IS Geiseln ,*ine aus drei Personen bestehende Kommission mit, die einige tage vorher zu Verhandlungen in ihr Lager entsandt worden war. Die bei D j a k 0 w a befindlichen Ausständischtn sind vollständig zon Truppen kingeichlofsen, sodaß also Vie Regierung auch hier oieder Herrin der Lage ist. lieber Ipek dürfte der Belagerung-^» Xiftanb verhängt werden.