MmMiWer ZihkM-.

xrettag, i. Kovemve« 101»

Stadt-Tslephon: Amt I 5940, 5941, 5942, 5943.

Für Auswärts: Amt I 29, 154, 2616, 4429.

Begründet von LeopotS Sonnsrnnnn.

Die Aufstellung ye nur den Zweck

e g ü n st i g e n.

f

Die Türken haben auch'dies« Schlacht verloren und AiMt die erste reguläre Schlacht in großem Stile auf dem thracischeir "1 eine-

W Sofia, 31. Oktbr., 10.30 N. (Priv.-Tel.) Unbe­schadet des lakonischen Berichtes des b u lga r i sch e n Haupt- , quartiers gehen hier verschiedene Versionen über die Schlacht von Lu le Burgas um. Nach einigen war der Kampf bereits gestern^Abend, nach anderen erst heute Vormittag ent­schieden; der Sieg sei vollkommen. Die allgemeine Auffassung ist, es bedürfe nur noch einer Anstrengung, um den Siegern den Weg nach Konstantinopel gänzlich frei zu machen. Die

s,,Kranke" Butter.I Es klingt zunächst einigermaßen befremdend, was Dr. Lahache imCosmos" über neue For­schungen zu berichten weiß, die von der Möglichkeit einer der Butter berichten, einer Verfälschung r niemand schuldig sein soll außer der K u $j.

Verfälschung der Butter berichten, einer Verfälschung freilich, an der aber niemand schuldig sein soll außer der K u h selb st. Es würde sich also überhaupt nicht um eigentliche Verfälschungen handeln, sondern um gewisse krankhafte Eigenschaften, die der Butter ohne Zutun der Menschen an- hafien, weil fie schon auf der Zusammensetzung der Milch be­ruhen. In der französischen Zeitschrift wird behauptet, daß die Kuh ihre Milch selbstin argarinieren" könne, sodaß ein Chemiker in der daraus bereitete^ Butter zuweilen bis 50 v. H. Margarine finde. Andererseits sollen Kühe cinh

Der öalkankrieg.

Pie Schlacht Sei Lale Murgas.

Schwere ausgerollt ist, weil zum ersten Male jetzt die Re­gierung den Standpunkt, wenigstens theoretisch, eingenommen hat, daß die Ansiedlung von Bauern auf Großgrundbesitzer­lande eine Sache desallgemeinen Wohles" ist, die ohne Ver­letzung der Verfassung auch auf dem Wege der Enteignung durchzuführen sei. Aber diese Frage liegt nur weit im Hinter­gründe. Denn bei den jetzigen Enteignungen ist, wie Graf Praschina ganz richtig dargelegt hat, das Charakteristische gerade dies, daß sie nicht aus Gründen der Sache, sondern aus Gründen der Person, aus politischen Gründen erfolgen. Man enteignet diese polnischen Güter, nicht weil man das Land brauchte wie man ein Terrain enteignet, um einen Bahnhof darauf anzulegen sondern bloß, um die polnischen Besitzer davon zu vertreiben. Man treibt die Enteignung nicht als allgemein-wirtschaftliche Maßregel im höheren In­teresse des, Gemeinwohls, sondern man betreibt sie als poli­tische Ausnahme-Maßregel weil der Besitzer Pole ist! Höher konnte man die Rechtsverletzung nicht treiben. Und stärker, als es durch die ganze Art der Inszenierung dieser ersten Enteignungen geschehen ist, konnte man auch nicht betonen, daß diese neue Rechtsverletzung gegen die Polen die eigentliche Absicht dieser ganzen Maßnahme ist.

Mancher Freund der inneren Kolonisation hat, in Ver­zweiflung über die geringen Fortschritte der Bauernsiedclung, in der letzten Zeit die Anwendung des Enteignungsgesetzes befürwortet, indem er sagte: wir müssen die Eewissens- bedenken zurückstellen hinter der harten Notwendigkeit; mit den deutschen Latifundien wird man bei uns doch nicht den Anfang machen, also enteigne man nun zuerst einmal ein paar polnische Magnaten, die in Paris oder Krakau ihre Renten verzehren; dann haben wir doch wenigstens diese 70 000 Hektar Land, die man nach dem Enteignungsgesetz enteignen darf, und können neue Bauern darauf setzen; sonst gibt es eben im Osten überhaupt keine Kolonisation wehr. Und Professor Ludwig Bernhard hat vor zwei Jahren sogar sein Programm so entwickelt: die 70 000 Hektar Land des Enteignungsgesetzes sind nur eine Halbheit; wenn sie be­siedelt sind, dann wird die Regierung eine, Erhöhung des Kontingents vom Landtag höchstens gegen bauernfeindliche Konzessionen' an den Großgrundbesitz bewilligt erhalten; also erkläre die Regierung schon jetzt, daß sie mindestens 300 000 Hektar brauche und verweigere die Anwendung des Enteig- nungsgesetzes so lange, bis ihr das bewilligt ist dann haben wir Land und können kolonisieren. Wie sind dieseReal­politiker" enttäuscht worden! Die Regierung läßt das scharfe Schwert des Enteignungsgesetzes nicht mehr, wie die Hakatisten klagten, in der Scheide rosten, sie zieht es mit großartiger Geberde unter dem Jubel aller tüchtigen Hakatisten. Aber was schlägt sie mit diesem scharfen Schwerte ab? Keine Latifundien, weder polnische noch deutsche, kein Land zur Fortführung der inneren Kolonisation, von der sie jetzt doch selber soviel redet, sondern vier kleine polnische Güter, zerstreut liegend, die sie zum Teil früher schon als ungeeignet zur Kolonisator bezeichnet hat, ein paar Fetzen Land von zusammen 1700 Hektar, wovon 600 Hektar noch auf Wald, Wasser und Oed­land abgehen, im ganzen Platz für vielleicht 65 Bauern das ist die heldenhafte Tat!

Wir wiederholen: schärfer, als es hier geschah, konnte die Regierung gar nicht dokumentieren, daß sie lediglich ent­eignet, um zu enteignen, daß sie bloß den Hakatisten einen Bissen hinwerfen wollte, um für eine Weile Ruhe zu haben. Diese vier kleinen Güter sind nichts als eine Fahne, eine Trophäe, die man den Polen entreißt, um sie den Hakatisten zu schenken. Für die Regierung ist der Hakatismus eine Macht, der sie sich beugt und der sie Opfer bringt, eines nach dem anderen. Von einer Ausnahme-Maßregel zur schlim- nieren läßt sie sich drängen. Und diese Enteignungs-Farce ist das schlimmste von allem. Sie wird die Polen noch mehr radikalisieren, wird ihrer nationalen Propaganda noch ein neues Agitationsthema liefern. Sie wird, in diesem Augen­blicke einer schweren weltpolittschen Krisis, das Slawentum im Auslande noch mehr gegen uns aufhetzen. Und warum das alles? Weil die Regierung in ihrer Schwäche und Kurz­sichtigkeit es für angemessen hielt, den Hakatisten wieder einmal ein Geschenk zu machen. Wahrhaftig, der Hakatismus ist eine gefährliche Krankheit des deutschen Geistes!

Frankfurt, 1. November.

Der Hakatismus ist eine Krankheit des deutschen Geistes, schreibt ein Pole in einer unlängst in Krakau erschienenen Broschüre überdie polnische Metamorphose", in der er nach­weist, wie die deutschen Polen heute dem Hakatismus alles, aber auch wirklich alles verdanken. In den siebziger Jahren hatte es geschienen, als würden die Polen willenlos, wenn nicht gutwillig, sachte im Deutschtum ausgchen; das Polen- tum war materiell und moralisch schwach, das Reich aber, ungeheuer erstarkt, übte politisch wie wirtschaftlich eine ge­waltige suggestive Anziehungskraft aus; das Ende schien nahe. Da kam dem abstcrbenden Polonismus eine Hilfe, wie sie wirksamer gar nicht gedacht werden konnte. Mitten in die allgemeine Depression der Gemüter in den oberen Ständen, mitten in den stumpfen Schlaf der polnisch sprechen­den Bauern fiel wie ein Blitzstrahl der Kulturkampf. Und diesem Kulturkampf und allem was dann noch folgte an preußischer Potenpolitik", dankt das Polentum, daß es wurde, was es heute ist: eine selbstbewußte Nationalität, durch die Not des Kampfes erstarkt, zum Fleiß, zur Ordnung, zum Streben erzogen, erfüllt von einheitlichen Idealen, vom entschlossenen Willen zur Gegenwehr. So schreibt der Pole. Und es lohnt heute nickt, die geschichtliche Wahrheit im ein­zelnen nachzuprüfcn unt> zu fragen, wer zuerstangcsangen" hat mit der nationalen Abschließung. Tatsache ist, daß nichts den polnisch m Nationalismus so wirksam gefördert, nichts ihn so sehr immer von neuem aufgestachelt hat wie die ver­hängnisvolle Politik, die das offizielle Deutschtum seit bald vierzig Jahren, unter dem Druck des Hakatismus, in den ehemals polnischen Landesteilen getrieben hat. Der Haka­tismus ist eine Krankheit des deutschen Geistes. Das sagen auch wir. Und wenn die Landtagsdebatten über die pol­nischen Enteignungen irgend etwas Gutes gewirkt haben, so ist es vielleicht dies, daß die Erkenntnis von dieser Gemeinschädlichkeit des Hakatismus dem einen oder anderen jetzt allmählich doch deutlicher zum Bewußtsein gekommen sein mag.

Eine Mehrheit im Landtag steht, notgedrungen, auch bei diesen Enteignungen hinter der Regierung: Konservative, Freikonservative und Nationalliberale haben jede Diskussion über diese Enteignungen abgelehnt mit der Motivierung, daß cs Pch ja lediglich um die Ausführung eines ordnungsgemäß angenommenen Gesetzes handele, über das man nicht mehr Alt reden brauche. Aber das klingt weder sehr nach großer Begeisterung noch nach gutem Gewissen. Und die Minderheit Polen, Zentrum, Volkspartei und Sozialdemokratie hat in diesem Falle sicherlich, wenn nicht die Zahl der Stimmen, so um so mehr das Gewicht der sittlichen wie der praktischen Gründe für sich. Seltsam genug ist ja diese Zu­sammenstellung. Der Zentrumsredner bekämpft die Ent­eignungen, weil er in ihnen den Anfang vom Ende des Grundbesitzes, eine Bresche in die Sicherheit des Eigentums sieht. Und der Sozialdemokrat bekämpft sie, obwohl er ganz der gleichen Meinung ist, obwohl er die Expropriation der Expropriateure damit näher kommen glaubt und das Formular, mit dem die Ansiedlungskommission den Besitzern die Enteignung ankündigte, als gutes Vorbild für eine allge­meine Enteignung mit Interesse betrachtet. Einig sind diese heterogenen Gruppen nur in dem einen, in der Forderung nach Gerechtigkeit, die durch diese Enteignungen aufs schwerste verletzt ist.

Und das ist das eigentlich Entscheidende. Ob man eine planmäßige innere Kolonisation aus die Dauer ohne Ent­eignungen wird durchführen können, ist eine Frage, die von praktischen Kolonisatoren (und zwar von Männern von eigentlich konservativer Grundrichtung) schon heute vielfach verneint wird. England hat es jedenfalls nicht gekonnt; dort hat man durch den Small Holdings-Act von 1907 dem Grafschaftsrat das Recht zu Zwangspachtungen und ZwangS- enteignungen gegeben, und davon ist auch schon in mehreren hundert Fällen Gebrauch gemacht worden; noch schärfer hat man in A" ralien vorgehen müssen. Man enteignet ja auch bei uns b- Städtebau, bei der Anlage von Kanälen, von Bahnen u. s. w. wird man auf die Dauer von dem Groß­grundbesitz genügendes Land für eine energische innere Kolo- nisation freihändig erhalten können? Das ist die Frage, die durch das jetzige Vorgehen der Regierung in ihrer ganzen

Aie Heogmpßemeise durch Amerika.

j New York, 21. Oktober.

Fast alle hervorragenden Geographen der Welt Laben ,-ck, wie ich schon früher kurz berichtete, an einer von der Ame­rikanischen Geographischen Gesellschaft für sie vorbereiteten Ji e i f e durch die Neue Welt beteiligt. Die Tour führte sie bis zur P a c i f i c - K ü st e, sie legten 15 000 Kilometer mit nsr Bahn, 1400 per Automobil und 300 auf dem Wasser zurück. Die Tour hat am 22. August begonnen und vor einigen Tagen ihr Ende erreicht. Die Teilnehmer sind des Lobes und der Anerkennung voll über die wahrhaft großartige Art und Weise, wie die s^ahrt arrangiert war, und nicht weniger über die weit­herzige Gastfreundschaft, welche sie allenthalben gefunden haben, «sie haben ihrer Dankbarkeit ihren amerikanischen freunden gegenüber auf dem zweitägigen Fest Ausdruck ver­liehen, das in den letzten Tagen anläßlich des 60. Jahrestages ocr Gründung dieser Gesellschaft, verbunden mit der Ein­weihungsfeier ihres Heims, veranstaltet wurde.

.. Neben der Fahrt in die pennsylvanischen Kohlenregionen, über deren Besuch durch die Geographen schon kurz referiert wurde, müssen die Streifzüge durch das Fels'engcbirge und die angrenzenden Landstriche als der interessanteste Teil der Reite bezeichnet werden. Besonders viel zu sehen gab cs im Uellow- stone Park, wo den Herren zwei Umstände besonderes Inter­esse boten: zunächst die Höhe der Baumgrenze, welche dort 8000 Fuß über dem Meere ist, während sie im Berner Ober­land nur 6000 und im Wallis 7500 Fuß erreicht. Dann wur­den die Ursachen des Vorwicgcns der Koniferen lebhaft er­örtert, eine Präponderanz, dte derart ausgesprochen ist, daß man häufig auf Meilen keine Laubhölzcr sieht. Professor Gunnar Anderson von Stocklol«, der sich darüber in einer längeren Darstellung verbreitete, führt die Erscheinung auf die Bodenverhältnisse und den trockenen Winter zurück. Manches Neue, nicht nur in ihrem eigenen Berufe, fanden die Geographen bei einem Ausflug nach den Hochebenen im gen­ialen Washington, wo in der Vorzeit ungeheuere unterirdische Mächte Lava-Betten von gewaltiger Mächtigkeit aufspeicherten. Sie sind an der Oberfläche durch Jahrtausende lauge Erosion #u äußerst fruchtbarer Ackerkrume geworden, wo der Farmer die ersten Jahre ernten kann, ohne an den Dünger zu denken. Da das Cascaden-Gebirge int Westen gegen den Stillen Ozean vorgelagert ist, ist die Gegend regenarm der Regen stellt sich auf höchstens 15 Zoll per Jahr nichtsdestoweniger ist das Gebiet eins der fruchtbarsten in Amerika, das die Besitzer zu wohlhabenden Leuten macht. Dessen wurden die Reisenden *- schon gewahr, als sie frühmorgens vor ihr Hotel traten, um die Reise zu beginnen, Auf Veranlassung der Verwaltung der -Northern Pacific Bahn waren nämlich die Farmer aus einer wntrernung von fünfzig Kilometer mit ihren Automo- dlfen berbeigcsirömt Maschinen, wie man sie auf den Ü>a.testen Chausseen in Europa nicht schöner und besser sehen

Wr. 303. Abendblatt.

in den wenigen Gebäulichkeiten unter, die dort zu finden waren, während sie selbst, so gut und schlecht es eben ging, in den Automobilen Unterkunft suchten. Diese Art von Gast­freundschaft verfehlte nicht ihres Eindrucks auf die Reisenden, die sich in ihren Lobsprüchen auf dietrue Sports" (in Deutsch­land würde man vielleichtganze Kerle" sagen) in Phönix nicht genug tun können.

Hierher zurückgekehrt vergalten die meisten Besucher den Genuß der wunderbaren Reift, die sie gemacht hatten, damit, daß sie vor der Geographischen Gesellschaft Vorträge hiel­ten. Unter ihnen war einer von Dr. Eduard Brückner (Wien) überNiederlassungen in den Vereinigten Staaten in ihrer Beziehung zum Klima und den Schwankungen desselben", ferner sprachen Dr. Eugen O b e r h u m m e r (Wien) über Die Pflege der Geographie an unfern Universitäten", Dr. Fritz Jäger (Berlin)Terminologie der Entwickelung von Land-Formationen", Dr. Fritz Nußbaum (Bern)Bemer­kungen über die Lage und Entwicklung einiger Städte in den Vereinigten Staaten", Dr. Eugen v. Cholnöky (Budapest) Die früheren Wüstenbewohncr Nord-Amerikas und ihre Be­ziehungen zur mexikanischen Civilisation", Tr. Carl Uhlig lTübingen)Künstliche Bewässerung in den Vereinigten Staa­ten und in den deutschen Kolonien" und Dr. I. F. Nie r- m e h e r kUtrecht)Die kalifornischen Niederlande". Dr. Joseph Parisch (Berlin) sprach namens der Deutschen auf dem Festbankett.

kann. Die Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft der Far» mer wird den Geographen noch lange im Gedächtnis bleiben. Auf den unabsehbar weiten Getreidefeldern dort sahen sie mancherlei, was ihre Knips-Apparate in Aktion brachte, z. B. eine riesige Erntemaschine mit Motor-Triebkraft und nicht weit davon eine andere, die mit 26 Pferden bespannt war. Sie besichtigten dann eine 350 Fuß hohe Felswand, über welche einst ein Wasserfall hinabgebraust war, der den Niagara­fall weit in den Schatten stellte. Durch eine gewaltige Natur- Katastrophe wurde aber der Columbiafluß, welcher das Wasser zu diesem Schauspiel geliefert hatte, in ein anderes Bett ge­drängt und damit kam Amerika um eine große Sehens­würdigkeit.

Eine ganze Reihe von Ueberraschungen brachte eine Automobil-Fahrt von 110 Kilometer von Medford in Süd-Oregon zu dem Crater Lake, einem kreisrunden Ge­wässer, 6000 Fuß über dem Meeresspiegel, umgeben von hohen Felswänden, die an manchen Stellen 2000 Fuß emporsteigen. Der im Durchmesser etwa ackt Kilometer große See, dessen krystallklares Wasser bis zu 2000 Fuß tief ist, wird für die Oeffnung eines erloschenen Vulkans gehalten, obgleich einige der Besucher der Ansicht waren, man habe es nicht mit einem wirklichen Krater zu tun, sondern die gewaltige Vertiefung sei eher damit zu erklären, daß durch eine furchtbare Explosion im Innern der Erde ein ganzer Bergkegel wcggesprengt wor­den sei. Der See ist vor sechzig Jahren entdeckt worden.und liegt inmitten eines Urwaldes, der mit dem See und den andern Naturschönheiten laut Gesetz des Staates Oregon in feinem gegenwärtigen Zustand erhalten bleiben soll.

_ In San-Francisco fanden die Besucher noch einige Spuren des Erdbeben» von 1906, im allgemeinen mußten sie aber zu ihrem Erstaunen bemerken, wie schnell aus den Trüm- ment der Stadt am Goldenen Tore eine neue Weltstadt er­standen ist. Manche batten Messina in letzter Zeit gesehen und stellten nun Vergleiche an, die natürlich zu Gunsten des Unternehmungsgeistes und der Energie der Amerikaner aus­fallen mußten. Was ersteren anbetriftt, so glauben sie, daß er sich in den Wolkenkratzern in etwas gefährlicher Weise be­kundet, tvenigstens meinten einige der Herren, welche die geologischen Formationen der Pacific-Küste studiert haben, sie würden sich in einstöckigen Holzbauten bedeutend Wohler fühlen als in diesen riesigen Massen aus Eisen und Stein) in denen bei einer Wiederkehr jener Katastrophe sicherlich Unheil dräue.

Eine seltsame Erfahrung macbten die Geographen in P h ö- n i x in Arizona, in einer Gegend, wo Regen so selten ist, daß die Bundesregierung für ein großes System künstlicher Be­wässerung sorgen muß. Die Gesellschaft machte eine Automo- biltour von 100 Kilometer nach dem Salt River, wo vor eini­gen Jahren eine gewaltige Talsperre, der Roosevelt- Damm, gebaut worden ist. Als die Gesellschaft dort angelangt war, sing es an zu regnen, zum ersten Mal seit langen Mo­naten. und gleich sehr stark und anhaltend. Man hatte sich darauf eingerichtet, in Decken gerollt unter freiem Himmel zu schlafen. Daraus wurde nun nichts, wenigstens nicht soweit die Besucher in Betracht kanten. Die Gastgeber brachten sie

Preis der Anzeigern , Oolonelzeüe SO Abendbl.75 <* Beklauten 2., AbendbL.x2.6N Familienanzeigen ati., Platz-ei Daten-Vorschriiten ohne Verbinde lichkeit Anzeigen nehmen ans Unsere Expedition, in: Frankfurt a.M., Gr. Esehenh. Str. 33/37, Mainz: SchtllerpLS, Berlin: Leipz.PlatzS, Dresden.A: Waisenhausstraüe 25» München: Pernsastr. 5, Offenbach: Biebererstr. 3t, Stuttgart: Post« etr.7, Zürich:Nordstr.62. Uns.übr» Agentur, u. d. Annoncen-Exped« Ferner m: London: 14/18 Queen Victoriastr., Paris: J. Patto, Eae Vivienne 61, John F. Jones * . Co New York: 20 Broad Street» Verlag n. Bruck der Frankfurter

Societäts-Druckerei (Gesellschaft m.besehr. Haftung)

Bescheid. Den Begriff eines Kellners hatte irgend ein heim­gekehrter Auswanderer in sein Hirn gepflanzt. Eine schöne Uniform wird er in Amerika tragen, nicht mehr sein Schkipe- tarengeivand, und die Haare wird er sich nut dem feinsten Rosenöl schmieren. Die Engländer geben auf ein einzige» Mal soviel Bakschisch, daß man bei der Heimkehr den ganzen Harem des Mali kaufen könnte. Aber ein Kellner behält dar Geld nicht. Er gibt es immer gleich wieder aus und hat viel Vergnügen dabei . . .

Der dritte aber, der wollte mit der Sprache nicht heraus. Seine Blicke irrten über das Meer hinaus und hefteten sich an die da und dort auftauchendcn Inseln, als versuchten sie sich in das Festland zu verankern. Auf die Fragen antwortete er mit Achselzucken . . . Was mochten wohl jeine Pläne sein? Träumte er von dem Ruhm eines großen Räuberhaupt- manns, eines Bandenfiihrers, dessen Name: von New Dori bis Durrazzo bekannt ist, eines gefürchteten Helden, der Be­schützer der Armen ist? Lebten in seiner Phantasie Märchen auf von Werbetänzen, in denen der schönste der Jünglinge das Herz der PriUßessin erobert? Oder war es wirklich so, wie die anderen beiden überlegen sagten: daß er selbst nicht wisse, was er anfangen wolle?

Welcher der drei mag wohl der rechte Albanese ge- lösen sein . . . .? A. J. St.

unbekannteNovelle" JuftiniauS.^ In der letzten Sitzung der Akademie der Inschriften in Paris machte Prof. Eduard Cuq Mitteilungen über eine bisher un­bekannteNovelle" I u st i n i a n s, die sich auf einem von Jean Mospero jetzt veröffentlichten gräco - ägyptischen Papyrus aus Kairo befindet. Die Novelle bezieht sich dem Figaro" zufolge auf die sehr alte griechische Einrichtung der Apokeryxis": Der griechische Familienvater hatte da» Recht, den unwürdigen und ungehorsamen Sohn zu verjagen oder zu enterbcn. Diese Einrichtung, die mit der Organi­sation der römischen Vatergewalt während des Kaiserreiches nicht im Einklang stand, wurde von Diocletian abgeschafft: in den Ländern griechischer Zivilisation bestand sie jedoch weiter. Justinian versuchte vergeblich, dieses Gewohnheits­recht zu bekämpfen und ließ sich schließlich herbei, die Insti­tution, die er nicht unterdrücken konnte, zu reglemen­tieren.

Kleines Feuilleton.

= [Tie drei Albanese» ! Ein Frankfurter Mitarbeiter erzählt uns folgende Reisecrinnerung:

Es war int März dieses Jahres. Vom Haupte des Durmi­tors rieselten schon die ersten Bächlein gegen das Meer und den Skutarisee und es eilten schon die ersten Hiobsposten nach Westen, jene Erstlinge, denen man alljährlich achselzuckend be­gegnet: eine Ente macht noch keinen Balkanfrühling.

In Durazzo kamen die drei Albanesenan Bord. Es waren drei lange Burschen, sie sollten über den Ozean. Es dauerte nicht lange und wir hatten uns angefreundet. Wir kauerten nebeneinander auf Deck und unterhielten uns, soweit Wort und Gebärde ausreichten. Sic interessierten sich für meine Taschenuhr und meinen Regenmantel, ich für ihre Ab­sichten in der Ferne. So erfuhr ich es allmählich.

Der c r st e von ihnen hatte einige Taschenmesser und Kaffeemühlen mit. Die wird er in New Dork verkaufen. Mit dem Erlös wird er sich Eier anschaffen. Und dann wird er immerzu Eier zu hohen Preisen verkaufen. Sehr viel Eier, auch hundert int Tag! Sein Ideal ist ein wohlhabender grie­chischer Händler in seinem Heimatstädtchen. Er wird es aber viel schlauer machen als der Grieche: er wird selbst Hühner halten, damit er kein Geld ausgeben muß. Ueberhaupt wird er sehr sparsam sein . . .

Der zweite wollte Hotelkellner werden. Er war der kultivierteste unter ihnen und wußte sogar mit der Gabel

Kriegsschauplatz. Kirkkilisse war der Zusammenstoß Flügels der Ostarmee mit dem Gegner. Jetzt, auf der Linie Lule Buraas-Wisa rangen die gesamten Kräfte beider Parteien mit einander, und das Ergebnis ist wieder eine entschiedene türkische Niederlage-

Ob Lule Burgas als die e n t s ch e i d e n d e Niederlage be­zeichnet werden kann, ist noch nicht klar. Es ist jedenfalls nicht die Entscheidungsschlacht, die vor drei Tagen erwartet werden mußte. Voreilige Meldungen einzelner bulgarischer Erfolge hatten die Situation so dargestellt, als ständen die Billgaren bereits in Lule Burgas wie auch in Wisa, und es ergab sich daraus, daß die angekündigte Schlacht von der türkischen Ar­mee nur noch in einer Stellung hinter dem Oberlauf des Ei­gene auf der Linie Tschorln - Sarai oder Tschorlu- Jstrandscha angenommen werden konnte. Es zeigt sich aber jetzt nachträglich, daß die Bulgaren doch nicht so schnell avan­ciert waren,'wie man in Sofia behauptet hattet Sie haben sich nach den Kämpfen bei Kirkkilisse und um Adrianope! offenbar erst wieder gesammelt, bevor sie mit konzentrierter und forscher Kraft zum zweiten Schlage ausholten. Der Erfolg diese- Schlagcs bei Lule Burgas hat ihnen recht gegeben, und man, kann in der Tat allen bisherigen Maßnahmen der bulgarischen Kriegsleitung nur die höchste Bewunderung zollen. Es kam, also in den letzten drei Tagen zu einer großen Schlacht auf der Linie Lule Buvgas-Wisa. Die Türken haben darüber bis jetzt nur gemeldet, daß ihr rechter Flügel sich erfolgreich schlug und im Vordringen war. Das scheint in der Tat so gewesen zu sein, Mer nachdem der linke Flügel und die Widerstandskraft der türkischen Front gebrochen waren, mußte auch der rechte Flügel weichen, um nicht isoliert zu werden. :

Rach den bisherigen Meldungen soll die türkische Kricgs- leirung in der Linie Tschorlu-Jstrandscha eine befestigte Stel­lung vorbereitet haben. Hier erwartete man, wie gesagt, b[e entscheidende Schlacht. Nachdem die Türken sich aber schon weiter vorwärts bei Lule Burgas haben schlagen lassen, ist zweifelhafte wie weit Kraft und Disziplin ihrer Truppen noch ausreichen werden, in dieser zweiten bezw. dritten Linie ernst-' haften Widerstand zu leisten. An sich wäre denkbar, daß sie da­mit rechneten, die bulgarische Armee müsse sich früher erschöpfen als die ihre, die immer noch auf Nachschub aus Asien rechnen kann, daß sie deshalb ihren Widerstand auf drei Etappen ver­teilt haben und nun gewillt sind, in der dritten Linie ernsthaft stand zu halten, den Feind zurückzuschlagen und wieder zur Offensive überzugehen. Rechnerisch ist das alles nicht unmög­lich, aber nach dem Vorangegangenen fällt es schwer, noch an einen Umschwung des Kriegsglücks zu glauben. Schließlich sind im Waffenkampfe nicht die strategischen Berechnungen ent­scheidend, sondern die Menschen. Es sieht nicht so aus, all ließe die Stoßkraft dieses siegreichen bulgarischen Heeres sich brechen oder hemmen, bevor sie ihr Kriegsziel erreicht hat! die Vernichtung des Gegners. ' Es sieht nicht so aus, als könne ten jetzt noch in der türkischen Ostarmee Kraft, Schwung unV Zucht erwachen, um ihr wankendes und schon fallendes Ge­schick wieder aufzurichten und vorwärtszutragen.

Ausfall der Wahlmännerwahlen klar, daß die vierte noch viel weniger die Fähigkeit haben wird, dem Absolutismus entgegen- Sutrcten. Die freiheitlichen Parteien.werden eine kleine Min- erheit bilden und der charakterschwache Oktokrismus wird voraussichtlich seine Stärke, die er in der vorigen Duma hatte, nicht wieder erreichen. Für eine Entwickelung Rußlands zu einem freiheitlich und gerecht regierten Staate wird von dieser Duma, in der die Geistlichkeit eine wichtige Stimme haben wird, nichts zu erwarten fein, und es fragt sich nur, ob aus diesem Parlament, das eine Volksvertretung doch nur vor­täuscht, in der Tat aber dem Absolutismus vielfach als Feigen­blatt dienen muß, noch einmal ein wirkliches Instrument ehr­lichen Versassungslebens herauswachsen kann. Einstweilen und unter Dem jetzigen Wahlgesetz sieht es damit sehr trübe gul»

teiligung am ersten Wahlgange den sofortigen Steg des Haupt­gegners zu vereiteln. Dann muß man sich aber über diesen im Vorhinein klar sein. Und das ist in Berlin I der schwache Punkt. Man sollte meinen, es müsse den Konservativen vor allen Dingen darauf ankommen, diesen letzten Berliner Wahl­kreis vor Dem Ansturm der Sozialdemokratie zu retten, wofür die Bedingungen außerordentlich günstig liegen; in früheren Zeiten hätte man es auch als eine allgemeine politische Ange­legenheit betrachtet, dem Reichstag einen bewährten Präsiden­ten wieder zu geben. Run nehmen aber die Gegner der Fort­schrittlichen Volkspartei von rechts auch in Berlin I wieder eine Haltung ein, wonach sie einen sozialdemokrati­schen Sieg direkt begünstigen. Die Aufstellung ihrer Kandidaturen kann nach Sage der Dinge nur den Zweck haben, einen Sieg Kämpfs im ersten Wahlgang, der sonst außerordentlich wahrscheinlich wäre, zu verhindern. Ihre Or­gane bemühen sich aber mit aller Macht, jetzt schon eine Stimmung zu erzeugen, die einen sozialdemo­kratischen Sieg im zweiten Wahlgang vorbereiten soll. Das tritt in Aeußerungen derKreuz-Zeitung", wie der Deutschen Tageszeitung" klar hervor, das hat auch der Abg. Dr. Oertcl in Köln ziemlich unverblümt zu verstehen gegeben. Sie berufen sich darauf, daß jazwischen einem Sozialdemo­kraten und einem Fortschrittler kein großer Unterschied sei." Wie groß aber die Unterschiede sind, das tritt getane in Ber­lin I in den wuterfüllten Angriffen der Sozialdemokratie auf die Fortschrittliche Volkspartei klar in Erscheinung. DerVor­wärts" insbesondere hat es in seinem Haß sogar fertig ge­bracht, eine Resolution des Mannheimer Parteitages seinen

Lesern verstümmelt vorzulegen, um daran feine gehässigen Angriffe knüpfen zu können. Mit offenkundigem Behagen drucken die konservativen Blätter auch die unverständigsten Ausfälle der Sozialdemokratie gegen die Fortschrittler ab, aber sie ziehen daraus nicht den ganz selbstverständlichen Schluß, daß danach von der behaupteteninneren Gemein­schaft" zwischen beiden Parteien ehrlicher und anständiger Weise keine Rede fein kann, sondern sie beteiligen sich eifrig an oer sozialdemokratischen Hetze. DieKreuz-Zig." treibt ihre Zuneigung zur Sozialdemokratie sogar so weit, die sozial­demokratischen Wähler vor einer Stimmabgabe für fortschritt­lich: Kandidaten eindringlich zu warnen! Ist das nicht-toll? Tie Konservativen haben wirklich keinen Anlaß, auf diese Haltung stolz zu sein; es kommt für jeden die Zeit, in der er die Fensterscheiben bezahlen muß, die er in blindem Wüten cingcschlagen hat!

Nachdem die Wahlmännermahlen zur vierten russi­schen R e i ch sch u m a beendigte sind, haben gestern die Abae- ordnetenwahlen ihren Anfang genommen. Das Interesse Der Oeffentlichkcit aber ist viel mehr den Vorgängen auf der Bal­kanhalbinsel als der Frage zugewendet, wie der Bertretungs- körper aussehen wird, dem die Geschicke Rußlands wenigstens zu einem Teil für die nächsten fünf Jahre anvertraut sein werden. Das mag teilweise mit dem die nationale Seele aufs tiefste berührenden sensationellen Charakter der Kriegsereignisse zusammenbängen, in der Hauptsache hat die hoffnungslose Er­kenntnis, daß diese Duma allem Anschein nach noch reaktio­närer sein wird als ihre Vorgängerin, das Interesse Der Wäh­ler gelähmt. Ein durch Verfassungsbruch zustande gekomme­nes reaktionäres Wahlgesetz, das von vornherein eine Wahl im eigentlichen Sinne unmöglich machte, ist von der Regierung und ihren Organen in skrupelloser Weise durch willkürliche In­terpretationen noch weiter verschlechtert worden, so daß aller­dings der von der Regierung begünstigte Nationalismus und die Reaktion leichtes Spiel hatte. Wenn schon die dritte Duma keine Widerstandskraft gegen die Regierung hatte und vom Reichsrat immer weiter zurückgedräggt wurde, so ist nach den:

Tages-Rundschau.

Im e r st e n B e r l i n e r W a h l k r e i s ist am 5. Novem­ber neu zum Reichstag zu wählen, weil der Abg. Kämpf aus den bekannten Gründen sein Mandat niedergelegt hat, um es sich von den Wählern erneuern zu lassen. Nach dem Stim­menverhältnis kann es sich nur darum handeln, ob Kämpf ober' sein sozialdemokratischer Gegenkandidat, der Radikale Düwell, siegt; alle anderen Richtungen haben nicht die ge­ringste Aussicht auf Erfolg. Die Demokratische Vereinigung, die bei den Hauptwahlen Gädke ausgestellt hatte, ist deshalb vor einer neuen Kandidatur zurückgeschreckt, weil sie jedenfalls ihre Stimmenzahl nicht hätte vermehren können. Eigene Kan­didaten haben das Zentrum aufgestellt in Herrn Mathias Erzberger und die Konservativen in Rechtsanwalt Ulrich. Danach wird man mit oer Möglichkeit einer Stichwahl rech­nen müssen. Die Aufstellung aussichtsloser Kandidaturen ist nun gewiß nicht immer ein taktischer Fehler, besonders bann nicht, wenn es sich darum handelt, durch möglichst starke Be-

Abonnementspreis t

Zltn Vierteljahr in Frankfurt und Mainzb.d.Exi>ed.j(7A0, beiden - Agent. X 8.25, b.d. Postämtern in

Deutschland (u. Schutzgeb.) X 9 -, Aegypten Milliem. 759. Belgien Fr

13.92. Bulgarien Fr. 20.65, Dänemark Kr. 10.76, Griechenland ul. d. Post­amt in Triest) Kr. 24.02. Holland fl. 7.20, Italien Fr. 15.17. Luxemhuro Fr. 13.05, Marokko (D. P.) Pes. 12.611 Norwegen Kr.9.77, Oesterreich (Wien auch Wollzeile 11) Kr. 15.64. Por­tugal Milr. 4.364 Rumänien Lei 19., Russland Itbl. 4.60 Schweden Kr. 9 75, Schwelt Fr. 13.10 Serbien Fr. 1489. Türkei (V P.i Piaster (Silber) 85X. Ungarn Kr. 12.42,1m Weltpostverein, in London Siegle.129, Leadenhall 8tr Paris Agone» Haras. New York 20 Broad Str.j» 11

Frankfurter Aeiluuq

(Frankfurter Handelszeitung.) 1 und Handelsblatt. (Neue Frankfurter Zeitung.)