Z»orrrrtag, 13. April 1913

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Abg. Eickhoff (Fortschr. Vp.): Von den 42 Lehrern am Kunstgetoerbemuseum in Berlin sind nur elf etatsmähig ange» stellt. Es ist lebhaft zu wünschen, daß die Mehrzahl dieser Leh­rer sowie auch die übriger: Beamten des Museums pensioito- berechtigt werden. '

Abg. Dr. Wagner (ft.): Auch ich wünsche, datz Maßnah­men zur Erhaltung der mufikhistorischen Sammlung getroffen werden. Die Zahl der etatmäßigen «teilen der Beamten am meteorologischen Institut sollte vermehrt werden.

Abg. Dr. Hauptmann (Ztr.): Der MnseumSvertoaltnng in ftöln ist es zuzuschreiben, daß die Ausstellung der Futuristen hat stattfinden können. Zur Erhaltung alter historischer Denk­mäler sollte mehr geschehen.

Abg. Dr. Friedberg (natl.) bitte den Minister, die Ge­sellschaft für deutsche Kunst im Ausland e, die Ausstellungen von deutschen Werken im Auslande veranstaltet, durch Staatsmittel zu unterstützen.

Abg. v. Wenden (kons.): Die Hilfsarbeiter an der König« lichen^ Bibliothek sollten besser gestellt werden, die BücherauS- gabe sollte beschleunigt werden.

Abg. Kindler (Fortschr. Bp.) befürwortet den weiteren Ausbau der Akademie in Posen.

Abg. Frhr. p. Wolff-Metternich Ztr.): Wir müssen c3 auf das schärfste verurteilen, datz die Heranwachsende Jugend von nianchcn Seiten dazu angehalten wird, dia N e st e r von Krähen, Elstern und Sperlingen cmszunehmen.

Das KapitelKunst und Wissenschaft" wird bewilligt.

Beim KapitelTechnisches Unterrichtswesen" führt

lichen Welt großes Ansehen genießen uni) sich auf manchen Gebieten, mit den ersten Sammlungen der Welt wohl verglei­chen lassen. Dieser Erfolg ist auch nur deshalb möglich ge­wesen, weil der Landtag stets bereit war, uns die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. An diese Bereitwilligkeit müssen wir auch in diesem Jahre in besonderem Maße appel­lieren. Trotz dieser Bereitwilligkeit des Landtages wäre cs nicht möglich gewesen, die erhielten Erfolge zu erreichen, wenn es nicht gelungen wäre, M ä e c it e für die Sammlungen zu werben. Ich bin in der Lage, Ihnen mitzuteilen, daß allein im letzten Winter an solchen Gaben für die verschiedenen Ab­teilungen im ganzen 4 680 000 Mk. eingegangen sind. Ich hoffe, Sie werden mir auch in diesem Jahre die erbetenen Summen bewilligen. Der Staat mutz mit gutem Beispiel vor- angehen, um auch die Privaten zu weiteren Gallen zu veran­lassen. Es ist naürlich notwendig, daß wir unsere

Kunstschätze in würdiger Weise aufstellen

und der Wissenschaft und Allgemeinheit zugänglich machen. In dieser Hinsicht herrscht aller an nranchen Stellen große Misere. Dank des Entgegenkommens des Finanzministcrs werden wir erfreuljcherlverse damit beginnen können, die oft beklagten un­erträglichen Mißstände im Museum für Völkerkunde zu beseiti-

von 1914 an besondere Mittel einzustellen. Die Anträge ber, Kommission werden ohne Debatte angenommen.

Es folgt der " I

Etat der aHgememett Finanzverwaltung,

Abg. Kopfch (Fortschr. Bp.): Ich habe im vorigen Jahre' den Minister um Aufklärung über die

Brfoldungsverhnltnisse des Personals en den Königlichen Theatern

auf die Ausgestaltung der Lehrpläne au den technischen Hocki- schuleu Zn gewinnen. Aus dieser Verbindung von Theorie und Praxis ist das Königliche Materialprüfuirgsamt in Dah­lem herborgegangen.

Abg. Thurm iFortschr. Vp.): Das Materiatprüfnugsamt sollte bei. der Prüfung der Warm nicht so sehr auf die Halt- barfeit sehen als ri diu ehr die pro kt ficke Verwendung und die Bedürfnisse des Geschmacks und der Mode berücksichtigen.

Abg. Dr. Levi» tnu): Für die Besetzung des volkswirtschaft­lichen LochrstuhlS in Eh ar l o tt e n llu r g sind vom Lehr­körper sechs Herren vorgeschlagen worden. Ohne Angabe von Gtündcti sind

die Vorschläge nllgekehnt

und ciu siebenter Heer ist berufen worden. Wir hallen gegen die Persönlichkeit des Herrn nichts einzuivenden. bedauern aber, daß die Wünsche deS Lehrkörpers bc't technischen Hoch­schule ohne weitere? unberücksichtigt nrbliebeit sind. Die Assistenten beim MäkeriulprüfUngZämt foHlcn besser gestellt werden.

Abg. Frhr. p. Kedlitz (ff.): Der auf den Lehrstuhl für Volkswirtschaft an oer technischen Hochschule zum Nachfolger von Prof. Herkner berufene Mann ist Bon hoher wissenschaft­licher Bedeutung und Ivie können die Wahl des Ministers nur als eine glückliche bezeichnen. Wenn vielfach die Befürchtung geäußert wird, daß hier die ztathedersozialiste» begünstigt werden, so stimmen luir der Haltung des Ministers vollkom­men zu, der keine wissenschaftliche Richtung besonders be­vorzugen will.

'Abg. Dr. Friedberg (natl.): Ich muß dem Abg. v. Zedlitz widersprechen. Bei der von dem Abg. Dr. Levy vorgebrachten Beschwerde handelt es sich darum, daß der Minister über die Vorschläge der Fakultät einfach hinwegsieht. Der Abg. v. Zedlitz behauptet, datz der Minister genötigt gewesen sei, im Interesse des Staates und der Industrie den Professor Wolf an die Ebarlottenburgeo Hochschule zu berufen. Das wäre nur dann zutreffend, wenn unter den sechs vorgeschlagenen Professoren nicht, ein einziger gewesen märe, der den Wünschen der In­dustrie in vollem Umfange entsprochen hätte. Ich bitte den Minister, auf die Anregung des'Freiheit v. Zedlitz nicht ein» zugehen, sondern nach wie vor, ohne Rücksicht auf die lvirt- schaftspolitische Richtung nur wissenschaftlich bedeutende Man. iter an freigewordene Lehrstühle zu berufen. (Beifall.)

Abg. Frhr. v. Heblih (ftk.): Der Vorredner hat mich miß­verstanden: Ich wünsche durchaus, daß nur die wissenschaft­liche Qualifikation bei der Berufung von Professoren maß­gebend sein soll. Dee Vorredner hat ja auch anerkannt, datz bet nach Lharlottonburg berufene Professor Wolf ein Mann von hoher wissenschaftlicher Qualifikation sei. Daher ist seine Berufung durchaus richtig 'gewesen.

Abg. Dr. Friedberg (natl.): Ich bin mir nicht bewußt, auf die wissenschaftliche Qualifikation des Professors Wolf eingegangen zu sein. Ich wiederhole nochmals, datz das mit der ganzen Frage nichts zu tun hat, sondern daß öS sich nur tun das formelle Verfahre« des Ministers und um den Anspruch des Allg. v. sscdlih handelt, bestimmte wiffenschastUckie Rich­tungen so begünsttigt zu sehen, daß auch Professoren, die einer bestimmten wissenschaftlichen Richtung angehören, an fteige« luorbene Lohrstühle berufen werde«, tvenn sie nicht eine beson­dere wissenschaftliche Qualifikation besitzen. TaS halte ich im Interesse der Objektivität für unrichtig.

Die Positionen für das technische Unterrichtswesen werden bewilligt. Darauf findet die auf Wunsch der Sozialdemokra­ten zurückgestellte Abstimmung über die Titel desMi­nistergehaltes" und der Gehälter der übrigen Beamten deS Ministeriums statt. Die Titel werden bewilligt. (Von den Soztaldemottaten Ist bei dieser Abstimmung kein Mitglied im Saale anwesend.) Damit ist der KultuSetcrt er­ledigt.

Vom

Etat des Ministeriums des Innern

sind noch die Titel der Fonds für die S cuchs bekä »i ps u tt g und für die medizinalpolizeilichen Zwecke rück­ständig. da sie wegen cines ALänderungsantvages der Aügg. Schmedding, Friedberg, v. Zedlitz und Mu.g- d a it seinerzeit art die Budgetkommission zuruaverwicsen wor­den sind. Der Antrag Ivill von den ersteren Fonds von ICO 000 Mar? 30 000 Mark allzweigen und dem anderen Fonds hin­zusetzen zum Zwecke der Unterstützung der AuSkunstS- und Fürforgeitellert zur Bekämpfung der Tuberkulose, des AlkoholismuS und der KrebSktankheit. Die Budgetkommisfion beantragt die Fonds unverändert zU lassen, aber in einer Resolution die Regierung zu ersuchen, a) diese Anskunfts- und Fütsorgestellen im Jahre 1913 nötigenfalls Unterstützungen aus bereiten Mitteln zukommen zU lafsen, b) für den unter <) bezeichneten Zweck in den Etat

ge«. Ich hoffe, daß die Verlegung der ethnographischen und asiatischen Sammlungen nach Dahlem sich als zweckmäßig weisen wird. Die hinsichtlich der Pflege der Musi Menen Vorwürfe kann ich in ihrem ganzen Umfange nicht als berechtigt anerkennen. Unsere Musikhochschule nimmt, das kann ich wohl mit Berechtigung sagen, in der Musikwelt eine bohe Stellung ein. Das beweist auch der große Zuspruch, den

gebeten. Bis heute hat der Minister meine Bitte noch nicht ersüllt, aber auf einem andere« Wege, durch ein statistisches Werk über die Verwaltuugsgeschichte der königliche« Theater, babe ich über diese Frage Aufschluß bekommen. In diesem Werk heißt es, daß eine Ausbesserung der Bezüge des könig- lichen Theaterpersonals um 30 bis 40 Prozent erfolgt sei. Wer wenn man die gezahlten Gehälter in Betracht zieht, so mutz man sagen. Laß die Bezahlung immer noch unzureichend ist. Bei dem Königlichen Theater in Wiesbaden beträgt das Anfangsgehalt eines Kammermusikers 1100 Mark. Es wäre zu wünschen, datz die königlichen Theat« di« Gehälter «ach denen der städtische« Theater regeln, die weit höhere Gagen und Löhne zahlen. Nach dem statistischen Werke beträgt der Wert der Dekorationen bei den königliche« Theater« 3 605 000 Mark. Man sollte für diese Zwecke nicht so viel Geld auS- geben, dagegen lieber Mittel für di: soziale Fürsorge deS Per­sonals bereitstellen. Die Frage, ob die Schauspie! h . . penfiousberechtigt sind, ist viel umstritten. Kaiser, Wilhelm I. soll die Errichtung einer Pensionskasse mit ben! Worten abgelehnt haben: er könne seine Schauspieler schon er»1 halten und versorgen. Wird nun zur Zeit nach diesem Ralf er«: wort gehandelt? Ich muß daran zweifeln auf Grund von Pro- xessen, die Schauspieler ersten Range» um Pennonsbewilliguna angestrengt haben. Der Generalintendant Graf Hülse «i hat als Führer der Bühnenleiter eine sehr verant« wörtliche Stellung. Tas Zusammenwirken der Duhnen leitet mit der Buhnengenossenschaft ist dringend -

notwendig. Die Bemerkung des Grafen Hülfen, datz! diewohlgesinnten" Mitglieder der Bühuengenossenschaft aus ! dieser ausgetreten sind, dient aber nicht dem Frieden. Dias Tätigkeit des Herr« Artur W olf, die Redakteurs des Cr« ( gans des Bühneuverems, fiit Bütztrauen. In Bezug aus die Leistungen wird die Königliche Oper ihre« Aufgaben nicht ge­recht, sie vernachlässigt neuere Werke. AiNorika eutziebt uns di« beste« künstlerische« Kräfte. Kapellmeister Muck ist gegangen nicht um der Geldes willen, sondern weil et sich unter den ganzen Verdättnifscii im .königlichen Opctuhause nicht wobt fühle« könnte. Fräulein D v st i n u hat sich ge­äußert. daß es fast ihr Tod fei, datz sie fortgehcn müsse. Zu­verlässige Mitteilungen über den Fortgang künstlerischer. Kräfte dringen nicht in die QesfeiUlichcett.

An den Gage« mutz gespart werden, weil der größere Wert auf die äußere Ausstatttuig und Dekorativ« gelegt wird. EA haben da zwei» drei AufführuNgsstücke, beten Ausstattungen Hunderttausende gekostet habe«, von der Bühn« verschwinden müsse«, weil das Publikum sie ablehnte. Dem Kapellmeister Pauer wurde wenig üielegenheit gegeben, zu dirigiere«, und bann wurde er plötzlich entlassen, weil er sich mit den doftschcir Rücksichten nicht abfinden konnte. Mit nackenstarken Männern scheint dir Königliche Oper nicht anskommcn zu kömwu. Zu einem wahren Skandal hak sich . .

^mtßifdjer Landtag.

4: ZichE Abgeordnetenhaus.

5 Berlin, 12. April. (Prto.-Tsl.)

Tie Beratung des -

& Kultusetats j^'4 *v

wird beim KapitelKunst und Wissenschaft" fori» gesetzt.

p Avg. Dr. Pa'chnickc (Fortschr. Bp.): Tie Kunst ist heute iitjrbt mehr Sache einzelner Fürsten, sondern eine Angelegen- bnt der ganzen Nation. Tie Kunstpflege und auch das, was .Heer v. G ö h I e r über die Musik und den Musikunterricht ge- ffägt hat, verdient volle Aufmerksamkeit. Wir bewege« uns Wer ja auf einem politisch neutralen Boden. Manchen An- ftegungeu, die Herr v. Goßler gegeben hat, vermag ich durchaus izu folgen, freilich nicht allen. Dem Zwange widerstrebt'die '.Kunst und innerhalb derselben die Musik. Die Kunst ist frei -und international. Eine Königlich preußische Kunst möchten -wir nicht züchten, aber Mißständen, die sich im

Musikunterricht

K ausgebildet haben, kann der Staat doch nicht untätig zu- en. Tic Musik ist vielfach zum Zwecke der Spekulation ßbraucht worden. Es befassen sich damit Leute, denen neben bet Gewissenhaftigkeit die erforderliche Vorbildung b'eSL _®er Deutsche musikpädagogisck« Verband stellt in der iHaup'tsache zwei Forderungen auf, Einführung einer staat- -«tichen Prüfling für die Mufiklehrer und -Lehrerinnen auf ;<imtnb einer Prüfungsordnung, bereit allgemeine wissenschaft­liche Anforderungen sich der staatlichen Prüfungsordnung der Gesangslehrer und -Lehrerinnen an höheren Schulen anschlie- stzen, sodann 'behördliche Aufsicht über alle bestehenden und zu ^rundenden Akademien und Musikschulen. Die erste Forderung /örnien wir vollkommen anerkennen, aber loir können nicht so -weit gehen, den Nichtgeprüften etwa die Erteilung von Musik- sunterricht zu verbieten. Wer geprüft ist, hebt sich dadurch ! schon ohne weiteres von den anderen ab und wird vom Pud- ftiküm besser gelourdigt. Konzessiouicrung und Kontrolle der sKonssrvatorien genügen allerdings allein nicht, das Haden ckvir ja an den Privatschulen gesehen, bei dem auch manches .nach Verbesserung ruft. Die Regierung kann sich nicht jinehr rau; auf den Standpunkt der wohltoollenden Neutralität fitellen,. sondern cs ist die Zeit der Aktivität gekommen. sDi« Lex

Parsifal"

''st glücklicherweise iwch nicht Gesetz geworden. Es ist bebauet. ltd>, datz der Erbe der preußischen Krone in die Bewegung zur Aenderung der Schutzfrist hineingezogen worden ist; e« find bereits Parfifal-Partituren verkauft ivorden, und damit sind die Voraussetzungen für deu Abkauf der Schutzfrist gegeben -Wagner schuldet dieses Werk dem ganzen Volke. Mozarts -und Beethovens und anderer Werke loerden frei int ganzen Lande aufgeführt und erfreuen das ganze Volk; es wäre eine iJnkonseguenz, tvenn Wagners Werke überall jenseits unserer sdtenze frei aufgeführt werden dürften, nur nicht in Deutsch­land selbst. Dee Aufmerksamkeit des Ministers möchte ich iserner das Märkische Wandertheater empfehlen. Der Minister ifcBie diese« gemeinnützigen Unternehmen eine Subvention s-gewähren. Die Kurse an dem Völkerkunde -Musen in jsiabeit sich durchaus bewährt, aber die Raumnot in diesem Museum wird immer größer. Wir müssen dafür sorgen, datz nicht ans Raumnot werwolle Schätze in das Ausland.gehen. Unsere Königliche Bibliothek wird die K.onkurrenz der neuen Leipziger Bibliothek ausbaltcn; unsere Bibliothek ist groß genug, um bei einem jährlichen Zuwachs von 50 000 Bändeit pfür hundert Jahre auszureichen. Die Führungen durch !dse Museen dürfen nicht eingeschränkt werden. Das Inter- -esse im Volke, auch bei den Arbeiter«, daran wird immer grö­sser. Die Kommiinalverwaltungen kommen leider den Wün­sche« ihrer Aitgestellten wegen Besuchs der Museen nicht ge­nügend entgegen. Tie Besuchszeit der Musec« wird an Sonn- iagett um eine halbe Stunde verlängert; weiter will man mit Rücksicht auf die Museumsaufseher nicht gehen. Darf denn Vas Bedürfnis der wenigen Aufsichtspersonett in den Dduseen für das Bildungsbedürfnis des Volkes maßgebend fein? Be­dauerlich ist auch, daß der Botanische Garten an Sonn­tage« mit Ausnahme de» ersten Sonntags im Monat geschlos­sen bleibt. Sogar auch am zweiten Feiertag ist der Garten geschlossen. Tas ist eine große Rücksichtslosigkeit der Ver- 'löaltung. Kein einziges Institut der Welt, da? auf gleichet :<3tufe steht, hat die Besuchszeit beschränkt wie das Berliner (DaS Fachorgan der deutschen Gärtner beklagt sich bitter dar­über. Deshalb bitte ich den Minister, Abhilfe zu schaffen. Den Inhabern von Afsistenienstellen int Zoologischen Institut Berlin sollten mehr bessere Kustooenstellen zu- gewiesen l»erben. Mit der Verlegung des Museums für Völ­kerkunde nach Dahlem sind mit einverstanden, wenn da­durch allmählich ein wissenschaftliches Zentrum in Dahlem -geschaffen wird. Mit der Position für Beschaffung auslän­discher Kunstwerke für die Nationalgalerie sind wir etnber« stemaden. Es wäre Zeit, daß wir das berühmte Bild von v a n (bei Go«SDie Anbetung der heiligen drei Könige" von -Spanien erhalten, das von uns feit langem erstanden wurde. ,Die Anregung deS Abg. Kaufmann, innerhalb der histotifchen iPorirätgalerie auch eine Galerie für Parlamentarier zu schaf­ften, unterstütze ich aufs loärmste. Ich hoffe, daß in Zukunft iber Finanzminifter und der Kultusminister mehr als bisher 'für die Förderung bet Kunst etntreten.

Abg. v. Bülow-Homburg (natl.): Auch ich möchte die An­legung befürworten, datz die Museen länger geöffnet leer« Ibeit möchten. Die Führungen durch die Museen sollten in er­weitertem Umfange siatifinden. ES besteht die bringende Not. -Wendigkeit, datz das Gesetz zum Schutz der Ausgrabungen bald -zur Verabschiedung gelangt. Die Schaffung einer großen Porträtgakert« halte ich durchaus für wünschenswert. Ich 'hoffe, daß wir bald auch ausreichende Räume für die Unter­bringung unserer wissenschaftlichen Sammlungen hüben wer­den. (Beifall bei den Nationalliberalen.)

Minister M. v. Trott zu Lvlz: Ich freue mich- daß die Herren lobend und anerkennend sich über das ausgesprochen haben, was di« Verwaltung bisher zur Förderung der Kunst- änftituie getan hat. Der Dank dafür gebührt vor allem beit (Seilern unserer Sammlungen und Museen; ihrer Sachkunde, ihrem Kunstverständnis und ihrer hingebenden Arbeit ist eS zu danken, daß in verhältnismäßig kurzer Zeit in unser« Sämtnlungen so hervorragende Kunstschätze ausgenommen worden sinv, daß diese Sammlungen heute in der wissenschaft-

btr Fall Weingartnerj

gestaltet, der selbst im Ausland« Aufsehen erregt hat. Wak hier die Intendanz gesündigt hat, kann nicht wieder gut ge­macht werden. Man hat Weingartner nicht nur das Dirigie­ren, sonder« sogar das Klavierspiel in einem Umkreise von 30 Km. von Bexlin bis zum Jahre 1921 verboten. Hier han­delt c5 sich um ein krasses- Stück Miktelalier. Wekngatiiwc. soll Kontraktbruch begangen haben und wurde vor das Bithnen- schiedSgericht grskellt, das inzwischen verrchwmiden äst. Zu dem Gericht gehörte« lanter Untergebene" Hüften«. Es wurde ein Abkommen mit Weingartner geschlossen und Hülsen ist danach formal int Recht, aber an «incut solchen Künstler darf man cht solches Verlangen nicht stellen. Zwischenrufe recht«.) Herr v. P a p p c » h t i in, es kommt mir gar nicht darauf an, ob eS sich um eine« Künstler aus- Ihren ober au« unsere« Reihen handelt. Hier kommt es nur auf die Förderung der Kunst an.' Unter diesen Verhältnissen mutz das Ansehen bet Krone selbst' leiden. Einer königlichen Dängerm tottrbe verboten, am Kar­freitag cm einer Aufführung mitzuwirken, die von einem Ar- - lbeiterverei« veranstaltet war. Man sollt« sich doch freuen,! tvenn diese Kreise sich dem Kunstgenuß hingeben. Die König-: lichen Theater Italien jetzt zehn Jahre dex Leiiunn de« Grafen' Hülsen hinter sich. Nach dem Urteil eines Sachverständigen! war darin viel Verheißung, aber weistg Erfüllung. ;

Finanzminister Dr. Lenste: ES ist für den Finanzminister! schwer, darauf zn antworten. (Sehr richtig! rechts.) Der Siaat hat auf die Führung der Königlichen Theater fernen Einfluß; die Theater werden von bet Krolt« betrieben, Der Sraat leistet mtr einen verhältnismäßig geringen Zuschuß und das Risiko der Krone üt sehr groß. Ich habe schort int bceigen Iahte bei diesen Beschwerden oeS Vorredners gesagt, daß die Finanzverwaltung auf hie Einzelheiten nicht eingehen kann. Nichtsdestoweniger hat derVorredner wieder eine grotzdZühl persönlicher Beschwerden borgebracht. Er "istftetit Gönmr de§ Ge­neralintendanten Grafen Hülsen. (Heiterkeit rechts.) ES! ist schwierig hier diese Fragen zu behandeln, Weik bi« Inten­danz sich hier Nicht verteidigen kann, btt Angegriffene also wehrlos gegen den Angrifr ist. Scho« staatSvechtiick» ist ser Generalintendant außer Stande, selbst durch einen Kommis-- far sich hier vertreten zu lassen. Tie künstlerischen Leistungen! der Königlichen Theater werden von Herrn K o p \ d) immer i sehr ungünstig beurteilt. Wenn ein Fremder das liest, mur/' er sich grauen, in das Opernhaus oder das SchausptekhauS zu! gehen'. Ich bebaute da§ tief. Ich bin kein Kunstkenner, lvcnig- stens nicht in dem. Matze tote der Vorredner. (Hetterknt.) Ach, B'e als Late in das Theater, der schon manche« gesehen »nd

ein Urteil gebildet hat, aber doch nach nicht zu der tiefen! Erkenntnis eines KunitkennerS durchgedrungen ist; aber ich- btrbe immer das Gefühl gehabt daß unsere Berliner Theater, sich neben allen andere« sehen lassen können, und daß man' hohe Erbauung (in diesen Stück?« haben kann, Ick habe aber! nickt meinem Urteil vertraut, sondern im Lause des Jahres- Kunstkenner befragt, und mir ist versichert toörden, datz unsere! Oper sich ganz ruhig allen anbtren QpekN an die Sette stelle« kann. Ick will das hier Mal kvnftatierrn, wenn hie Leist««-- gen von Berlin so heruntergezoge« werden, Wie cs Herr Kopfch' jahraus jahrein tut. (Beifakl recht«.) Ich traue der Objektivi-s tat der Gerichte und dicüe baden sich auf einen arideren- Standpunkt gestellt. Wenn Weittgartner auf (Sruitb' seiner Verträge und von Bari allen, die ich nicht kenne, bet»' urteilt ist, in Berlin Nicht mehr aufzutreten, p) kann ntan die

diese Schule von feiten der Ausländer erfährt. Jedenfalls kann man nicht sagen, daß bei uns der Pflege der Musik und des Gesangs keine Aufmerksamkeit zugrwcndet wird. Dann ist gewünscht worden, datz die Regierung Maßnahme« gegen Missstände trifft, die sich tut Privat nt.it sit »niet richt heransgebildct haben. Ich bin bereit, dieser Frage näherzu­treten und diejenigen Mittel, die mir dazu zur Verfügung stehen, anzutoenden. Ob eine staatliche Prüfung nach Analogie der sächsischen eingeführt werden kann, will ick erwägen, aber eine preußische Musikkunst wollen wir auch nicht schassen. 29c. züglich der Führung der Abgeordneten durch die

Shtfecn

werden wir natürlich Ihren Wünschen in weitem Maße ent­sprechen, soweit es nur mit den Notwendigkeiten der Museen selbst vereinbar ist; ich bitte Sic nur, Ihre Wünsche Zn forittu- Iirren. Die sonstigen Führungen des Puvlikuins dntch die Museen fördern wir nach Kräften. Ich habe anrti deut Verein, der sich dieser Führung dankenswert annimmt, Mittel zur Ver­fügung gestellt. Geöffnet Iiabcrt wir die Museen des Sonntags schon zu früher Zeit, aber wahrend der Gottesdienststunbe« können wir die Museen nicht offen halten, nicht mtr wegen der Angestellten der Museen, sondern wegen der kirchlicheit Be- dürsnisse. Die Besuchszeit von 5412 bis 4 Uhr genügt voll­kommen ; gegen 3 Uhr geht der Besuch der Museen antzer- ordentlich zurück, das Publikum will gar nicht so spät die Museen besuchen. Die Ossenhaltuitg in den Abendstunden ver­bietet fick) von selbst, 1 ticge« der Beleuchtungsfrage, ganz ab­gesehen von der FcuerSgefaljr für die wertvollen Gegenstände. (Sehr richtig!- Selbstverständlich müssc« wir sonst alles tun, um die Museen dem Pudlikitin zugänglich zu machen. Das ist ja der Zweck der Museen. Wir wollen sie nicht heimlich halten; je mehr sie vom Pnblikum besucht werden, desto mehr wird der' Zweck der Museen erreicht. Die Klage« über die Besuchszeit des Botanischen Gartens kehren immer wieder, aber der Garten hxit einen doppelten Zweck. Er dient hervorragend wissenschastlicken Zwecken, und diesen mutz auch bei der Oefs- ituug des Gartens für das Publikum Rechnung getragen wer­den. Ich will aber erwägen, ob die lÄcsuchSzett «och erweitert werden kann. Sic können sich darauf verlassen, datz den Wün­schen soweit wie möglich citlgegcngefotunteit wird, und soweit cs mit den Zwecken, denen diese Santmlmtgen dienen, ver­einbar ist. (Beifall.)

Abg. Vorster (ff.): Ter Kölner Sonderbund der Künstler hat einen Katalog herausgegeben, um die neuere Rich­tung in der Malerei zu verbreiten, unb die jüngeren Künstler fast aller europäischen. Kulturländer haben sich dieser Be­wegung augesdstossen. Ti« Absicht des Bundes war allerdings löblich. Ich habe Ihnen aber Photographicic mit den Ergeb­nissen der Ausstellungen der neuesten Kunstriehtung auf den Tisch des Hanse« gelegt und -überlasse die Leistungen ihren! Urteil. Sie finden darunter Porträte, die tote Karikaturen aussehen. (Sehr richtio! rechts.) Besonders interessant sind die Schöpsungen der sogenmmtrn

Futuristen.

Diese lßiben tut vorigen Jahre ein Manifest erlassen, das einen Größenwahn zum Ausdruck bringt, wie er sonst nur in Irrenanstalten vorkommt. (Sehr richtig!) Ich möchte diese Bewegung geivissermaßeii eine RuhmverficheruugSgcsellsüMft auf Gegenseitigkeit nennen. Zu meiner Freude sind die Herren allerdindgs zum größten Teil Ausländer, Es entsteht die Frage: Ist es denn Ausgabe der Siutift, das Schöne, Natur- wahre und Erhabene zu schildern ober das Häßliche und Wi­derwärtige ? Ich bin völlig auf den Vortvurf der Rückständig­keit gefaßt. (Heiterkeit.) Wir haben es hier mit einer Richtung zu tun, die eine Entartung bedeute und Symptome der Krank­haftigkeit in sich birgt. (Lebhafter Beifall.)

Abg. Ttrosser (kons.): Der Attsfassung des Abg. Dr. Pach- itidfe über die Verlängerung bet Schutzfrist fürParsisai' schließe ich mich an. Wenn eine Porträtsammlung von Par- lamcittariern in der Nationalgalerie geschaffen werde« sollte, so wünschten wir, daß auch ein Bild von unserem früheren Präsidenten v. Kröcher dort Platz finden möge, Unsere Samm­lung von Musikinstrumenten ist die vollständigste der Welt. Lei­der aber müsse.n wir sehen, daß einzelne Stücke stark beschädigt sind Und dem allmählichen Verfall entgegmgchen. Deshalb ist es Zeit, daß etwas zur Erhaltung der Sammlung geschieht.

Abg. Giemsa (Ztr.): Es ist bedauerlich, daß viel mehr Werke von ausländischen als von heimischen Künfil«rn aitgC« kauft werden. Die Auswüchse der modernen Kunst verurteilen auch wir. Die perversen Darstellungen der Futttrssten sind Spielereien, die matt als ernste Kunst nicht betrachten kann. Leider finden derartige schlechte Machwerke durch Kunstdrucke und Ansichtspostkarten im Volk eine weite Verbreitung. Zn der Nationalgalcric werden ausländische Werke in zu hobem Maße bevorzugt.

Juister 6< Trott zu T»lz: Es ist nicht richtig, daß bei Ankäufen für die Nationalgalerie Werfe der Ausländer bevorzugt werden. Viele Werke von ausländischen Künstlern in dieser Galerie rühren aus cschcnfUNgen her.

Abg. Dr. Bell (Ztr.) aus: Die t c Huis den Hochsch 1 l e n sind von besonderer Bedcutung für die industriellen B triebe. Deshalb hat die I n d u st r i e daS Bestreben, Einfluß

>N»Wmer102 Aette 2

Ich hab daran ««dacht. Ad» -hab mir dann den Kopf zer- grübett. Brief auf Bries hab ich der Mutter geschrieben -die hat sie dann alle verbrennen müssen. Aber" zurück konnte ich doch nicht. Ich war doch einmal bei ihm. Er hatte doch nun einmal meine Jugend bekommen. Und bn ---" ihre

Stimme wurde ganz heiser,da gab ich ihm das Kind. Ja, das tat ich,aus freiem Willen. Ich gab cs ihm. Und damit habe ich ihm den Rest meines Lebens gegeben seit­dem wird es nichts mehr mit mir. Kuren über Kurrn habe ich gebraucht, bei so viel Aerzten sind reit gewesen cs hat olles nichts mehr g-enützt. Zuletzt ntußte er sich voit Posen weg versetzen lassen. Aber auch In Danzig konnte ich die Luft nicht vertragen, es ging und ging nicht da mußte ich hierher. Zur Mutter. Hier geht es weiiigsiens..." i, Christiane schaute sie an.

'(Und er?" xviiü:

'Süßer?" !,'< ? f.

jLudwig." 9

Hardi lachte kurz auf.

Was denn? Es geht ihm hier ganz gut. Es gibt genug «nbete, die sich in der häßlichen Poläkei die Zähne ausbeißeit rönnen. Und auf etwas anderes kommt <S doch nicht heraus. 's ist doch kein Ziel dabei. Die Polen verteidigen nut Ihr Recht und ihr« Heimat. Das tut jeder Mensch, ich auch. Höre, Christiane . . . störe mich nicht darin--rege mich

majt^aur . . . Du weißt . . . Du weißt doch genug . .

brach in Schluchzen aus.

Laß mich nur. Ich will Rühe haben . . . bloß Ruhe .haben, nichts weiter. Wa§ verstehst Du denn davon . . . -Ich bin ganz verbraucht."

DaS Mädchen trat ein und gab ihr wieder Morphium.

Hardt wemte noch eine Weile, dann wurde sie stiller. Zu­letzt sah sie versöhnt ju Christiane auf.

Cs war das Gewitter," sagte sie

DaS Mädchen brachte si« zu Bett, Hardi schlief ganz

Mstiane nahm kurzen, hastigen Abschied von Ludwig.

Als ste durch den Garten ging, hörte sie das stuckernde, rngölenke ttlameriptel des Kmdcs.

* »

Heute waren die Damen der SophioReittterschuIe fast alle em« Viertelstunde eher gekommen.

Eben trat die Oberlehrerin, Fräulein Ha-berkorn, in das ,^hKrtnnenztmm«r, und bte Unterhaltung verstummte im

TaS Fräulein war das gewohnt. Sie kannte ihre Kölle- ginnen, rote diese sie kannten.

Sie konnte sie alle nicht leiden, aber am wenigsten die, die gut auösahen. Halb toll konnte es sie innerlich machen, wenn jemand eine betonter^ schöne Bluse oder hübsche Schleife aichattc. Damt suchte und suchte sie unbewußt, bis sie eine Gelegenheit gefunden hatte, um sie zu ärgern. Sie hatte schon junge Damen aus der Schule herallSgebracht, weil sie ihre Erscheinung nicht vertrug. Beim alten Direktör war sie neben Professor Diermann allmächtig getnefen.

Die fTugen, jungen Lehrerinnen verfehlten daher Nicht, sie auch m Toilettesachen um ihren Rat zU fragen. Dann wurde sie am ehesten mit einem neuen Kleide versöhnt.

Fräulein Haberkorn war elternlos aufgetoachsen, vom Vor- MUnd früh ins Seminar gesteckt worben,' und hatte bann baj Mmderkbeii yehäbt, bas viele Lehrerinnen durchmachen. Aber jemals War ihr Mas Freundliches begegnet Kein bißchen y;ebe wat über fie hingegangen, keiner hatte sie gestreichelt, ke.yer geküßt, keinem Menschen war sie zum Sebert nötig ge­wesen. Sie wat in bet Welt übrig.

(Fortsetzung folgt.)

Kleines Feuilleton.

. = I Fraittiurter Lchauspielhaus.) Die gestrige Erstauf- fuhrung von F. A. Bäyerleins vieraftigem Schauspiel Frauen" bat keinem Zuschauer recht warm gemacht. Und doch wurden auf der Bühne reichlich Tränen vergossen und öS blinkte sogar ein Revolver aus. Beide Hilfsmittel der Haupt­figur iilteressikrten weniger als die schonen Füße von Frk. Rohde, die auf offenet Szene pedicllrt wurden (eine willkom­mene Szenen-Bereicherung moderner häuslicher Bilder) und das Gehaben von Frl. König, die eine Episodenrolle äußerst drastisch spielte. Man ging verdrossen nach Haus, wie immer, wenn «in Problem erfolglos gewälzt würbe, wie immer, wenN ein billiges Pflichtgefühl den versöhnenden Scklutz Ijetbdfuhren soll. Drei Akte quält man sich mit dem Kapellmeister Tburneh- fen. seiner Frau Regine Unb der Sängerin Hella Welten herum, sieht im ersten Aufzüg irt faustdick hingelegter Exposition, datz er e§ mit der Sängerin hckt, erlebt ittt zweiten dieAbrüstung" der leichtherzigen Düm« ytib ist im dritte« gespannt, was er feiner Frau zu sagen Laben wird. Ja, was sagt et als«? (Kitto gange Menge wirres Zeug, ..Schwatz" wie Regin« sehr richtig bemerkt, und die Frau erwidert mit Worten, die er nicht ver- ftent wie et gleichsalls sehr richtig bemerft. Immerhin läßt sich au» dem Gespräch entnehmen- daß .DefenSuntewchiedx" tfotlregen, daß Fräst Äegbtfe in stille« Stünden Äe sinnnche

Glut vermissen läßt. Sie ihrerseits vertritt den Standpunkt ungezügelter Jnstiickt und Beherrschung bet Triebe märiiertert die Grenze zwischen Mensch und Tier. Und als er ihre Askese schilt unb das Fehlen gemeinsamer Erlebnisse beklagt, fchamt sie sich sehr und schraubt die Santo« kleiner, ja, btto tut sie und man bedauert sie. ES ist mehr als peinlich, diese Auseinander­setzung zwischen einer, wie es scheint frigiden Frau und.einem heißblütigen jlcipellmcister (et komponiert auch lüsterne Texte) anbören zu muffen und man wundert sich auch ein wenig, warum die beiden erst nach siebzehn Ehejahren hinter ihren W-esensnnterschied kommen. Hätten sie sich de« freilich früh et klargcniacht, so könnte bis sechzehnjährige Tochter nicht auftrc- ten. Sie spielt Schicksal im vierten Akt, der Regine in« Bou­doir der Kammersängerin führt. Rivalinnett sind die Frauett längst nicht mehr, denn Hella hat sich jetzt «inen Milltärflieger herangeholt, dennoch glaubt Regine ein Uebriges tun zu müssen, um ihren Mann zu retten, und fleht die Sängerin an, Urlaub zu nehmen. Und dann bekommt sie noch einmal zu hören, daß sie stricht wisse, was Liebe, Hingabe, Glück, Verschwendung äst, und dann kommt bet Revolver und dann'die Tochter, für die Frau Regine, hi einem Moment weiß sie das, nmt tti Zukunft leben wird. Da« sinnig« Ende mag den einen Und andern «baut haben, im allgemeine« Überwog der folternde Eindruck, Zeug« einet Untcftuchuna der Sexual- Shhäre, gewesen zu fein, die Umso überflüssiger war, als ja hinlänglich bekannt sein dürfte, datz jede Kursabweichung eines Mannes auf übetfättwter ober unbefriedigter Leiden­schaft beruht, wenn Nicht zunächst eilt Bedürfnis dtr Seele bett neuen Gefährten sucht. Nicki die U r la ck t Dieser Ehespaltung, die hier ohnedies nur ein Vorwand ist, hätte Beherlein herauf- zerren sollen, fondern ihr« Folgen mutzte er zeigen, was freilich eine ändere Anlage des Schauspiels Bebingt. Er hat diesmal fast nut mit dem Beiwerk gefesselt, das einige gut ge­machte Szenen ergibt und durch die Zeichnung der skrupelloictt Kaimnersängetin, einet sicher erfaßten Und tiertieflcrt Gestalt, die man in einem anderen Stück willkommen heißen würbe. Frl. Rohb« hat nicht den Ueberschutz an Kraft, der einer Frau eigen fein muß, di« so leicht bdennt, so stark empfindet und so sicher über sich selbst Bescheid weiß. In Frl. Rohdes äiberischer Verkörperung, mit dem häufig müoe-melancholifcheu Tonfall und der lässigen Geste war diese Hella Welten weniger ein Tem­perament als eine leidende Mondäne. Gegenüber diesem Manko ist ihre schaußnclerische Eichetheit, ihr steineS Nervöses Spiel, die Intelligenz, mit btt sie jedem Wort Gehalt gab, rühmend zu registriereu. Für die unglürklähe Regine brachte Fick. Wulf ihre Jnnetlichkest, Würde unb ruhigen Ernst auf, f« arbeitete mit -ort«« Stuben hingen, klugen Worten und schmerzlicher Be­wegung es war ein vergebliches Bemühen. Auch Herr Bauer, dem bet Kapellmeister gehörte, konnte mit den heftig­sten Ausbrüchen und der tiefsten Verstörtheit nicht viel üUSrich. ten, keicklet batte es Frl. Möller, die SaZ Töchterchen ftftch,

als herzhaftes Kerlchen und mir kindlichem Gefühl gab. Tto Nebenfiguren boten durchweg dankbare Aufgaben: Herr Bölz war ein diplomatischer Intendant, Herr Krauß zeigte sich in, einer etwas derb angelegten Liebesatlacke, He« Faber» bemj der seit altershcr geschätzte -vetrnttislnde Hausarzt zugefallen' war, bemüht« sich nach Kräften um den konventionellen Herrn,! vermochte ihn aber nicht zu' vermenschlichen. Episodisch gingen j ferner die Damen Klinkhammer (prachtvoll resolut),s Litzl, Hartmann, Krall, Einzig und KoopS über' die Bühne und man konnte toiebef mit Vergnügen festsiellcnst wie sehr man jetzt bei uns auf charakteristische Herausarbeitung' auch der kleinsten Rolle, bedacht Ist. Die Arbeit des Abends | wurde vom Publikum einige Male dankbar anerkannt, itur nach) dem marternden dritten Akt war der Beifall lautlos.dr.

~ ^Frankfurter Opernhaus,) Mit dem erneuten Auf- treten des Münchener Gastes Frau E. Eiair niont als Am- n c t i S in der SamstagauffübrUUg vöu VerdisAsh a' ftat auch wiedetuiN bto Frage ' eines baiterrtbtrt Anschlusses bet Künstlerin an unser Ensemble zutage. Ob matt bie Engage- inentsfräge mit der Lösung diftet zweiten Aufgabe, bie dem Gaste ein ziemliches Teil weniger abverlangte aU seinerzeit Wägners Ortrud, schon für endgültig geklärt erachten utag, steht wohl noch dahin; immertzi« ist fejtzustellen, daß ---e Dar­stellung der ägyptischen Königstochter durch s Frau Clairmont Ungemein zu ihren Gunsten sprach. Mati uiöchtä bet Sfiurmc für einige starke Effekte der ersten Aufzüge vielleicht noch ein vollkräftigeres Ausgeben wünschen, durfte sich dagegen an ihrem wirklich sieghaften Bestehen in denk Zwiegesang mit RhadameS im Schlußakte uneingeschränkt «freuen und ittt ganzen Verlauf der Partie auch die wohltuende Wahrnehmung macken, daß die Künstlerin nicht, nut schlechthin auf Ar« Noten fdnbcrn mit sicherem Empfinden auf deren sramattschs Meinung einzuaeHen versieht. Hierzu gesellte sich wiederum das ausdrucksvolle, entschieden vornehme unb reiche Spiel bet Gebärden -weniger her Mienen!) und der Eindruck einer vor. teilhaften äußere« Erscheinung. Unter diesen Umständen übt« das (Gastspiel ein« fortschreitend erwärmende Wirkung auf da» Publikum aus; Nach dem Äothanafall, der dem genannten gro­ßen Duett folgte, klang der Beifall nach vollst Warme unb befchied die Künstlerin eine ganze Anzahl von Malen vor di« Rampe. Bei bet vortrefflichen Qualität der ge« samten Alda-Aussübrung, von bet man sich in letzter Zeit so ösi ühetzeugen konnte, b$t glänzenden Leistung Herrn .Huttzs akS Rhadamer, der gediegenrn Mitwirkung Frl. btnt Treffers, der Herren Schneider,- Breiten- j seid, Greösf und des Dirigenten H«rn Polläk, ««blich auch! bei der opulenten und schönen äußeren Aurjtattung der Operi war cs auch sonst sehr zu verstehen, wen« sich bie Stimmung! im Publikum von Akt zu Akt hob Und.schließlich itt einmütigem l rauschenden Beifall aUSklatch. . sPa"' ****-®, Ff.