SamStag, 27. JuN 1929 :

MbendvlaK der Wrankftrrtrr Zeitung

r" Nummer 554 Seite s

Attttimperralistifcher Weltkongreß

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Minimum gutem 19.1 12.9 11.8

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Normilmltt. gutem 19.5 14.1

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11.1

6.5

6.7

Tagesmittel gutem 144 8.8

England nnd der Uonng-Plan.

(Privattelegramm der ^Frankfurter Zeitung^

Oaub Koblenz Köln

Zustimmung Belgiens der Haag als Tagungsort der künftigen Reparationskonferenz ziemlich feststcht, wird begleitet von der gleichzeitig aus Paris kommenden Meldung vom Rücktritt des Ministerpräsidenten PoincarL Beide Ereignisse erfahren in der Londoner Presse noch kein« redaktionelle Behandlung; erftens traf wenigstens die letztgenannte Nachricht erst spät in London ein und zweitens ist man hier vor allem mit der anglo-ägyptischen Frage beschäftigt, über die im gestrigen Unterhaus eine lange Debatte stattfand.

New York, 27. Juli. (United Preß.) DieBremen' hat heute morgen 1 Uhr New Yorker Zeit also 6 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, die Heimfahrt nach Bremerhaven angetreten.

In derselben Unterhaussitzung kam jedoch auch Englands Haltung gegenüber der durch das Young.Komitee vor- geschlagenen Lösung zur Sprache. Lloyd George warf die Frage auf unli wandte sich in scharfen Worten gegen die Opfer, die England durch die Vorschläge der Experten bringen solle, wäh­rend die Regelung für Frankreich äußerst großherzig sei. AuS der Antwort Snowdens geht hervor, daß England zwar mit der für die deutschen Annuitäten festgesetzten Höhe einverstanden sei, nicht aber mit dem vorgeschlagenen Verteilungsschlüssel. Mr. Snowden vermied es jedoch, bezüglich der VerteilungS- schlüffels Ne Stellungnahme der englischen Regierung näher zu präzisieren; seiner Meinung nach sei jedoch die Grenze für die Opfer, bk England bei der Reparationsregelung zu bringen bereit sei, erreicht.

DerDaily Telegraph' hat die Punkte zusammengestellt, in denen England dem Vorschläge der Experten vermutlich wider­sprechen wird: 1. Die Verringerung des englischen Prozentanteils an den sogenannten Spaprozenten; 2. das Ausbleiben von Vorkehrungen, um England die Beträge zu er­setzen, die es vor den Schuldenregelungen an Amerika bezahlte; 3. den Ausschluß Englands von den sogenanntenunge­schützten Zahlungen"; 4. Das Andauern der Sachliefe­rungen durch Deutschland; 5. die Bedenken gegen die Sach­lieferungen werden noch verschärft dadurch, daß die empfangenden Länder die Sachlieferungen an beliebige andere Länder verkaufen können; 6. weitere Bedenken in bezug auf die

bedeckt bedeckt heiter bedeckt holt« wolkig bedeckt wolkig bedeckt Regen wolkig heiter Nebel Nebel heiter

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Stockholm. Bergen ... Barcelona. Madrid ... Zürich .. Genf ..... Lugano. Genua ... Venedig... Florenz ... Rom ..... Messina

Wiihelmahav Hamburg .. Frankfurt .. München .. Stettin .... Berlin .... Druden .. Königsberg . Breslau.... Wien .... London .... Paris .... Warschau.. Kopenhagen. Haparanda .

NlederacM. 8 Uhr

(letzte 24 Stndn.)

9.4

4.1

+ 700 = Luftdruck In Meeroehöhe, Nieder­schlagsmenge in mm, seit gestern 19.00 Uhr.

0.2 0.1

Stirrrson an Slrefernanrr.

Washington, 27- Juli. (United Preß.) In Beantwortung von Stresemanns Glückwünschen anläßlich des Inkrafttretens des Kellogg-Paktes sandte Staatssekretär Stimson an den deutschen Außenminister ein Danktelegramm folgenden Wortlauts:Ich sagen Ihnen meinen besten Dank für Ihre freundliche Botschaft und bin sicher, daß der Kellogg-Pakt wesentlich zur Erhaltung und Förderung der ftiedlichen Beziehungen zwischen den Nationen der Welt beitragen wird, die sich so offensichtlich nach Frieden sehnen."

Der deutsche Geschäftsträger teilte dem Staatsdepartement mit, daß seine Regierung sich dem von den Vereinigten Staaten ein­genommenen Standpunkt in der Frage der Beilegung des rus­sisch-chinesischen Konflikts anschließe und daß Außen­minister Stresemann nach Erhalt von StimsonS Botschaft dar mandschurische Problem sowohl mit dem russischen Botschafter wie auch mit dem chinesischen Gesandten in Berlin besprochen und hierbei auf die Verpflichtung aufmerksam gemacht habe, die beide Staaten als Signatarmächtr des Kellogg-PakteS auf sich ge­nommen hätten. An leitender Stelle des Staatsdepartements wurde gegenüber Presievertretem die große Befriedigung über diese Antwort Deutschlands zum Ausdruck gebracht.

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S 2 SSW 2

N 3

65.2 65.1

66.6 65.2 63.2 64.5

66.4 61.7

62.2 62.5

67.9 68.6 62.3

60.7 55.9

Probefahrt desGraf Zeppelin".

(Privattrlegramm derFrankfurter Zeitung'.^

A Friedrichshafen, 27. Vuli. Nachdem bk Motorenschäden em Graf Zeppelin" vollständig behoben sind, beabsichtigte Dr. Eckener gestern, Freitag abend, zum ersten Male wieder nach der Ankunft von CuerS eine kurze Probefahrt zu machen, die aber infolge des regnerischen Wetters abgesagt werden mußte und auf heute früh 6 Uhr festgesetzt wurde. Dr. E ck e n«r kam kur, nach 5-30 Uhr in die Halle, und 5.35 Uhr wurde daS Kommando zur Ausfahrt ge­geben. Wenige Minuten später erhob sichGraf Zeppelin" in die Lüfte. 25 Personen nehmen an der Fahrt teil. Die Fahrt, bk trotz des schlechten Wetters unternommen wurde, dürfte vier bi» fünf Stunden dauern und dient der Erprobung der Motoranlagr.

Anschließend an die heutig- Fahrt soll Sonntag früh ein« zweite Probefahrt stattfinden, di- etwa 12 bis 16 Stunden dauern dürfte. An dieser zweiten Fahrt nehmen u. a. Korvettenkapitän Fujiyosha und Hauptmann Nankaku von der japanischen Botschaft in Berlin teil, ferner Ministerialrat D-ehle vom ReichSverkehrS, Ministerium.

Feuer im Danziger Hofe«.

Die Gefahr deS polnischen MunitionsbeckenS« (Privattrlegramm derFrankfurter Zeitung'.)

SS Danzig, 27. Juli. Wie durch ein Wunder ist gestern Danzig vor einer schweren Katastrophe bewahrt worden. In den späten Slb-ndstunden brach in dem polnischen Munitt-nr* decken im Danziger Hafen ein Feuer aus, daS sofort einen großen Umfang annahm. Die Flammen stiegen aus dem Schuppen weithin sichtbar empor. Di« Danziger Feuerwehr und ein Löschboot waren sofort zur Stelle und konnten nach Arbeit von einigen Stunden des Feuers Herr werden. Nur dem Umstande, daß im Munitionsbecken und in dem brennenden Schuppen sich augenblicklich kein« Munition befand, ist es zu danken, daß Danzig vor einer furchtbaren Katastrophe bewahrt wurde.

Wetterberichte vom 27. Juli.

(Von der Oellentlichen Wetterdienststelle Frankfurt a. M.)

Die Zufuhr kalter Luft über Mitteleuropa hat eich sei* gestern in verstärktem Maße fortgesetzt und dabei starken Druck­anstieg über Mitteleuropa hervorgerufen. In dem sich entwickeln« den Ausläufer des großen über dem Atlantik liegenden Hoche hat stellenweise sogar schon Aufheiterung eingesetzt, doch ist ein solcher auf Kaltluft aufgebauter Hochdruckrücken noch nicht sehr stabil. Kleinere Tiefdrudeausläufer, die über dem Kanal und über der Ostsee noch zu erkennen sind, können leicht vorübergehende Störungen mit etwas Schauerneigung hervorrufen. Für West­deutschland ist im ganzen morgen stärkere Aufheiterung und Erwärmung zu erwarten, jedoch werden dann zu Anfang der Woche vorübergehend wieder Niederschläge und Gewitter zu er­warten sein.

Vorhersage für Ostdeutschland: Zunächst noch über­wiegend bewölkt und Neigung zu Niederschlägen, ziemlich kühl, später einsetzende Besserung, westliche bis nordwestliche Windei für Frankfurt a. M. und das übrige Deutschlands Heiter bis wolkig, wärmer, abflauende, nach Nordwest und West zurückgehende Winde.

Wetterbeobachtungen von 8 Uhr vormittag«.

0.1

0.1

3

Mannheim299+ 8 cm Maxau 429+12 em Kehl 264+ 9 om

Höningen 160+ 8 om

Frankfurt a. M.

Feldberg I. T.

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60.3

63.7

63.8

65.5

61.7

61.2

60.6

61.9

63.7

63.1

180 om

65 0 em

165+ 2 em

Frankfurt 243+ 1 om

Kostheim 14+ 2 om

Kostheim Schlensen-

ünterpegel 210+ 6 cm

Fahrtiefe alte

der Sachlieferungen fortfahren werde, deutsche Lieferungen auf Reparationskonto zu finanzieren; 7. gegen die Internationale Bank hat man deswegen besondere Bedenken, weil ihre englischen Direktoren gegenüber den französischen und deutschen in einer hoffnungslosen Minorität" sich befinden würden; 8. trotz aller Benachteiligung solle England durch Zurverfügungstellung seines Kapitalmarktes die Reparationsregelung vor allem zugunsten Frankreichs unterstützen.

Die Engländer legen großen Wert daraus, daß die ge­plante Reparationsbank!, flir die sie überhaupt nicht sehr enthusiastisch sind, ihren Sitz in London haben wird. Nach New Yorker Telegrammen war di« Bank Gegenstand von Be­sprechungen von Mr. Montague Norman und führend«» ame» rikanischen Bankiers. Das amerikanischeJournal of Commeree" glaubt, daß die Amerikaner die englische Forde­rung, daß der Sitz der Bank London sein soll, unteöstützen werden.

Viere th 142+ 4 cm Schweinfurt 49+ 2 cm Würzburg 50+ 2 cm Lohr Main 83 2 cm Miltenberg 65+ 7 cm Aschaffenbg 253+ 3 cm Gr.Steinheim 216+ 4 om Hanau 288+ 7 om

England und Aegypten.

Kairo, 26. Juli. (Wolff.) Die ZeitungMokattam" will aus zuverlässiger Quelle erfahren, daß der Entwurf einer englisch- ägyptischen Vertrages fertiggestellt sei. Er bestimme u. a.r

1. Der britische Kommissar wird Botschafter;

2. Abschaffung der Kapitulationen und Uebergang der Macht von den Konsulargerichten an Gemischte Gerichte;

3. Aufgabe des britischen Anspruchs auf Beschützung der Mn- derheiten (? Red.);

4. England muß im Kriegsfälle, d. h. wenn Aegypten ange­griffen wird, Aegypten Hilfe leisten und umgekehrt;

5. Ueberführung der britischen Truppen in die Suez- Kanal-Zone.

(Es wird sich bald zeigen, ob an dieser Meldung etwas dran ist. Red.)

die Nase. Nichts konnte ein treueres Bild der eiskalt erstarrten und kindisch gewordenen alten deutschen Reichsverfassung geben, als das Fastnachtsspiel einer solchen in ihren zerrissenen Fetzen prangenden Kaiserkrönung. ... Die in ganzen Strichen heroetge- flogenen deutschen Professoren und Docenten rissen sich um die nassen Druckbogen der neuen Wahlcapitulation, um zu erforschi an welcher Stelle etwa aus einem Komma ein Semikolon geworoi und berühmten sich zum Theil, daß sie es bewirkt."

- Frankfurt, 26. Juli.

Bei der Behandlung btt Gewerkschastsfragt sprachen u. a. der russische Gewerkschaftsführer Melnitschanski und der eng­lische unabhängige Arbeiterführer James Maxton, denen stür­mische Ovationen bereitet wurden. Diesen Referaten war in den letzten Tagen ein nahezu erbittertes Ringen hinter den Kulissen des Kongresses und in den Kommissionen vorausge­gangen. Dk politischen Gegensätze kamen bei dieser Ausein­andersetzung klar zum Ausdruck. Sowohl Melnitschanski wie Maxton sprachen nach einem wörtlich ausgearbeiteten Manu­skript. Der politisch« Hintergrund dieser Auseinandersetzung ist wohl darin zu sehen, daß sowohl die überwiegend kommunistisch orientierte und radikal revolutionär gesonnene Mehrheit des Kongresses und der Organisation wie auch offi­zielle kommunistisch« Politiker erreichen wollen, daß alle Glieder der Liga den s ch ä r f st« n Kampf gegen den Imperia­lismus führen und auch offen in antisozialdemokratischen und antireformistischen Kampf eingetveten wird. Trotz der fast diplomatischen Abwägung der Ausführungen der beiden füh­renden Persönlichkeiten zeigte sich, daß dieses Zkl zwar noch nicht erreicht ist, di« Gegensätze fortbestehen, aber auch anderer­seits eine Annäherung der Anschauungen erfolgt ist.

Die von dem Jndoneser Mohammed Hatt« geleiteten Verhand­lungen begannen mit einem Bericht über den Verlauf des ersten Antiimperialistischen JugendkongresseS, den Leibbrand- Deutschland erstattete» An den Bericht schloß sich eine kurze Aus­sprache an.

Der Kongreß trat dann in die Beratung einer der Hauptftagen ein und nahm die Referate zu der Frage

bie Gewerkschaften im antiimperialistischen Kampf

Zalefli und Graschynfli hätte Rücksicht genommen werden müssen.

Zalefli hat in Genf große Worte geredet über den strengen Grundsatz, daß die Regierung nicht in ein schwebendes Ver­fahren eingreifen dürfe. Aber er selbst hat diesem Grundsatz ins Gesicht geschlagen, indem er von vornherein nicht nur für Polen sondern für alle Welt Ulitz und den deutschen Volks­bund als Schuldige und als Aufwiegler gegen den polnischen Staat bezeichnet hat. Nichts dergleichen hat der Prozeß er­geben, und Zalefli wie Graschynfli müßten nach diesem kläglichen Ergebnis sich zurückziehen Aber sie werden «8 be­stimmt nicht tun; denn Ulitz ist ja zu fünf Monaten verurteilt worden. Daß die Richter, seitdem Pilsudskis Diktatur mit der Einführung der Absetzbarkeit sie zu Werkzeugen d«S poli­tischen Systems gemacht hat, ohne Gefährdung ihrer bürger­lichen Existenz und ohne Herausforderung des nationalen Chauvinismus nicht freisprechen konnten, liegt auf der Hand. Zalefli hatte es ihnen schon in Lugano vorgeschrieben. So sind sie zu der ausgeklügelten, ihnen selbst lediglich als Gewissenspolster dienenden Begründung gekommen, die Gut­achten der Sachverständigen hätten zwar die Unmöglichkeit festgcstellt, ein Urteil über die Echtheit der Schrift abzu­geben, aber sie hätten ja nicht positiv die Unechtheit behaup­tet. Die Echtheit sei demnach möglich, also haben sie Ulitz verurteilt. Welch eine gequälte Gedankenverrenkung.

Der Spruch des Gerichts ist so, daß er praktisch den Ver­urteilten kaum, oder wenigstens nicht schwer trifft. Das ist seine gewissermaßen humane Absicht, aber die Sei« urteilung an sich ist das Unrecht. Solange nicht das ganze System geändert wird, ist wenig Aussicht, daß eine Berufung gegen das Urteil Erfolg hat. Einst hat e8 geheißen: II y a des juges ä Berlin. Auch in Polen gibt es Richter, aber das nationalistische Ressentiment und das politische System be­herrschen die Justiz und solange diese nur ein Instrument der Politik ist, kommt auf die Richter nicht viel an. Jedenfalls hat der polnische Staat keinen Grund, auf dieses Urteil stolz zu sein.

ihm sein Leben um desto bequemer und arbeitsloser machte. Bald darauf ereignete es sich, daß der Kurfürst für die prima Donna seiner Maitreffen einen Mann suchte, dessen Rang und Namen sie in Stand setzte, täglich in den vordersten Plätzen der Hoffähigen zu erscheinen, und die Winke des Sultans zu erlauschen. Die saubere Genossenschaft schlug hierzu den Maleficanten von Bet- schard vor, der auf der Stelle, zu des Städtleins Amberg höchstem Erstaunen, durch einen Courier mit der Ernennung zum Minister der oberpfälzischen Provinz einberufen wurde, und einen eidlichen Revers ablegte, seine Scheingemahlin nicht im mindesten zu be­rühren. Es währte aber nicht lange, so wurde selbst der Hure die Nähe dieses Scheusals so zuwider, daß sie in den Kurfürsten drang, ihr denselben vom Halse zu schaffen. Auf die Frage des Kurfürsten: Was soll ich denn aber um Gottes willen mit ihm anfangen? war die kurze naive Antwort:Laß ihn köpfen" und so erging denn noch selbigen Tages ein Kabinetsrescript an den Hofrath, welches ihm befahl, den Minister von Betschard wegen seiner vielfachen Verbrechen binnen dreimal 24 Stunden enthaupten zu lassen, ver­steht sich ohne vorausgegangene Untersuchung und Vertheidigung. Der Hofrath seinerseits that mit seinem Auftrage so dringend und der Minister andererseits war so dumm und so feig, daß er nicht sowohl auf die Rechtswohlthat der Vertheidigung, sondern lediglich auf die Gnade des Kurfürsten sich berief, welche ihm die Todes­strafe in ewige Zuchthausstrafe verwandeln möchte. Dies geschah denn auch, und er mochte etwa 8 Jahre lang gesessen haben, als er unter dem Vortrage des Herrn von Feuerbach im Staatsrath wegen gänzlicher Rechtswidrigkeit des Kabinetsurtheils vom neuen Regenten wieder in Freiheit gesetzt, jedoch von den Umgebungen der Stadt München ausgewiesen wurde."

ck.

entgegen. Der erste Redner Melnitschanski -Rußland hob her- v o r, daß .gut organisierte Gewerkschaften eine wirksame Waffe im antiimperialistischen Kampfe seien, daß aber auch solche Gewerk­schaften vom Imperialismus mit allen Mtteln bekämpft würden. Die Amsterdamer Gewerkschastsinternationale habe erst Interesse' für die Kolonialarbeiter gezeigt, als diese in die revolutionäre Be­wegung einbezogen worden seien. Unter Verwendung ausführlicher Zitate und bet besonderer Berücksichtigung der indischen Verhält­nisse beschuldigt . der Referent die englischen Gewerkschaften des Verrats an der indischen Arbeiterschaft, hauptsächlich weil ihr ge­raten worden sei, den politischen Kampf aufzugeben. Auch die ein­heimische Bourgeoisie nehme nur sehr bedingt und nur für kurze Zeit am nationalen Befteiungskampfe teil. Wer für den, der mit dem Imperialismus Kompromisse abschließen wolle, sei kein Platz in der Liga. An Maxton, dessen Haltung im Mittelpunkt der Debatte gestanden hätte, der aber sich noch erklärt hätte, richtete Melnitschanski mehrere scharf formulierte Fragen über dessen Hal­tung gegenüber dem Imperialismus der Labour-Regierung. Der Gefahr der Korrumpierung der kolonialen Gewerkschaften müsse begegnet werden. Die zur Liga gehörenden Gewerkschaften müßten konsequent auf dem Boden des Klassenkampfes stehen und den unzertrennlich verbundenen sozialen und nationalen Befreiungs­kampf führen. ES dürfe keine Konzessionen an den Imperialis­mus und keine Abschwächung des Kampfes gegen die eingeborene Bourgeoisie geben.

Nachdem Herchet für die revolutionären Gewerkschaften Frankreichs gesprochen hatte, nahm der unabhängige Arbeiterabge­ordnete James' Max ton -England dos Wort. Wenn auch scherzend, so doch sicherlich nicht, ohne Absicht, hob Maxton hervor, daß er nicht Engländer, sondern Schotte fei. Er erkannte an, daß mit Recht an ihn Fragen gestellt worden seien, und er wolle Antwort geben. Die europäischen Gewerkschaften hätten bisher ge­legentlich zur Niederlage der Kolonialvöller beigetragen, so bei

der Bombayer Streikbewegung. Die britischen Arbeiter müßten für einen energischen Kampf mobilisiert werden, um die Zurück­ziehung der englischen Truppen aus Indien und den englischen Kolonien zu erreichen. Auf der Unabhängigen Arbeiterpartei ruhe dabei eine besondere Verantwortung. Im Interesse der großen Aufgaben dürsten geringere Meinungsverschiedenheiten nicht über­trieben werden. Aber die Liga dürfe auch nur Leute und Organi­sationen umfassen, die bereit seien, furchtlos für ihre Grundsätze zu kämpfen. Ais revolutionärer Sozialist sei er entschlossen, einen offenen Kampf um den Sturz des Weltkapitalismus und Welt- Imperialismus zu führen, einschließlich des britischen, der der gefährlichste sei. Tie Minderheitsregierung der Labourpartei setze die rücksichtslose imperialistische Politik des britischen Kapitalismus fort, der er starken Widerstand leisten werde. Er bekenne sich furcht­los zu der Ueberzeugung, daß die Fortsetzung der imperiali­stischen Politik durch die Labourregierung dte furchtbarste Be­drohung der Interessen der unterdrückten Massen bei Kolonien darstelle. Im Parlament und in der Oeffentlichkeit hab« er gegen dte, Behandlung der Meeruter Gefangenen protestiert, zu bereit bedingungslosen Befreiung die britischen Arbeiter mobilisiert wer­den müßten. Für eine revolutionäre Politik gegen den Imperialis­mus werde er innerhalb der Unabhängigen Arbeiterpartei kämpftn, wie auch für eine Entfernung der Anhänger einer reformistischen Politik.

Der Kongreß wird SamStag geschlossen werben.

Der kommunistische Reichstagsahgeordnete Münzenberg, wies darauf hin, daß dte Liga gegen den Imperialismus heute auf einem anderen Boden stehe als vor zwei Jahren. Die Arbeiter- und Bauernorganisationen würden heute die Organisation der Liga tragen. Der drohende Krieg ChinaRußland sei kein Kampf zwischen diesen Ländern, sondern ein Kampf zwischen Imperia­lismus und Anti-Imperialismus, aus dem der Befreiungskampf aller Unterdrückten entstehen könne. Etwa fünfzig Delegierten sei durch die verschiedensten Regierungen die Teilnahme am Kongreß unmöglich gemacht worden. Zur Verhinderung imperialistischer Kriege müsse im Notfall auch ter Bürgerkrieg proklamiert werden. Bei einem etwa ausbrechenden Kampf gegen dte Sowjet-Union müsse die Arbeiterschaft aktiv zu ihrem Schutze eingreifen. Die »sei keine kommunistische Organisation, sondern ein« ent- ene Kampfgemeinschaft zur Niederringung des Imperialismus.

Aufpulverung gerade dieses mythologischen Scherzspiels ins Zeit- satmsche. Doch da reicht es wenig über das wilhelminischeTa- tütata" hinaus, und der Witz der Sprechszenen kann sich nur auf dre immer spaßhafte Zentralfigur des Menelaus stützen. Martin Kettner gibt den klassischen Hahnrei mit einem schnodderig trockenen Gefasel, vertrottelt greiser Mimik und kleinen netten Ein- fällen. Die schlanke, elegante Margit Suchh als Helena girrt singend und flötet liebegirrend, ist aber stimmlich dem großen Raum nicht gewachsen. Auf der Bühne, die er vor einem Jahr- zehnt als lyrischer Held verließ, steht nun als Paris der Kammer- langer Robert Hutt von der Staatsoper Berlin. Das Organ scheint fülliger die Höhe noch quellend, doch störten Ansatztrübungen. Das sonstige Personal des lustigen Hofes von Sparta half nach Kräften mit, besonders Karl Fischer (Spielleiter) als Kalchas. Die Tanze führten Elevinnen der Frankfurter Laban-Schul« Muller-Bodmer aus. Am Pult überwachte sicher und regsam Wer. ner Goebe.l die musikalischen Beziehungen zwischen Bühne und Orchester. Eine ziemlich zahlreiche Hörerschaft dankte animiert.

zwei- und dreistündigen Unterhaltung. Wir sprachen da von Europa, Afla, Afrika und Amerika, zuletzt auch vom Fürstenthum Waller- stein. Dabei war des Fürsten Art zu arbeiten diese, daß er alle an ihn eingehende Berichte, nachdem er sie geöffnet, neben seinem Schreibtisch so hoch aüfschichtete, als er mit seinem Arm reichen konnte. Hatten aber die Geschäfte diese Höhe erreicht, so wurde beschlossen, den Stoß wieder kleiner zu machen. Im plaudernden Auf- und Abgehen zog also der Fürst bald oben, bald unten, bald aus der Mitte einen Bericht hervor, griff schnell den Gegenstand aus, erlauerte jede Gelegenheit, wo vielleicht gerade das Gegentheil von dem, woraus die Collegien angetragen, durchzufetzen möglich wäre, bemerkte dann mit einem Silberstift in wenigen treffenden Worten seinen Beschluß, und gab mir die Sache zum Expediren. In solcher Weise bekam ich gewöhnlich an die 30 Sachen mit nach Hause. Allein damit standen sie noch sehr im Weiten; denn so wie ich sie dem Fürsten beim Lever des nächsten oder des nachfolgenden Tages zurückbrachte, legte er auf der andern Seite seines Schreiv- tischeS so lange einen neuen eben so großen Stoß von Concepten an, bis entweder eine längere Reise ober der Zug auf ein Sommer­schloß zu Abmachung der alten Reste trieb, oder die Maurer und Tapezierer den Platz frei haben wollten. Dann ging es aber an ein tumulttuarisches Hinunterschleudern in die Kanzlei. Leider erwuchsen jedoch aus diesen schockweis an die Collegien fliegenden Kabtnetsentschließungen beinahe wieder eben so viele neue Drachen­köpfe. Die neuen Anfragen und Declarationsgesuche der Collegien enthielten den Samen zu eben so mannichfaltigen neuen Be­schlüssen. Manche Sache konnte auf diese Art schlechterdings zu gar keinem Ende gelangen. Ich weiß einen armen Teufel, der viele Jahre lang im Kerker zu Harburg faß, weil die Regierung nicht wußte, welches von den vorliegenden Urtheilen sie an ihm sollte vollziehen lassen, ob als Dieb ihn hängen, auspeitschen, ins Zucht­haus sehen, des Landes verweisen, oder mit angerechneter Arrest- strafe entlassen. Am Ende hat er selbst den Gescheidtern gemacht und ist ausgebrochen."

Der Minister von Betschard. In den Ansbacher Jahren notierte sich Lang neben vielen anderen folgende Historie: Im Regierungsbezirke Amberg war ein Landrichter, genannt von Betschard, der wegen schwerer Verbrechen und Betrügereien endlich in peinliche Untersuchung kam, welche sein Todesurtheil zur Folge hatte. Im kurfürstlichen Kabinett erging aber für große Bezahlung ein Begnadigungsrescript dahin: daß, obwohl nichts gerechter wäre, als ihn mit dem Schwerte vom Leben zum Tode zu bringen, Se. Kurfürstliche Durchlaucht doch die Gnade wollten vorwalten lassen, und ihn, unter bestätigter Cassation als Land­richter, dafür gleichwohl zum Hofgerichtsrath (eine Reihenstufe höher) in Amberg wollten bestellen. Bei feiner Anmeldung zur Einführung im Hofgericht erklärte ihm der ehrliche Gerichts­präsident, daß das gefammte Gericht beschlossen habe, feine Sitze zu verlassen, sobald er den Saal zu betreten wagen würde; daß man aber von seinem Dasein keine Kenntniß nehmen, ihm auch den Besoldungsbezug gestatten wolle, sofern er sich ruhig verhalte. Mit Freuden nahm der glückliche Jnquistt das Anerbieten an, das

Fürstendienst. Sehr aufschlußreich ist, was Lang von seinem Tageslauf an dem Hose des Fürsten Wallerftein erzählt: »Deden Morgen um 11 Uhr, wenn's glücklich ging, öfters auch um 2 Uhr, war Lever beim Fürsten, wo, sobald der Kammerdirector die Flügel deS Schlafgemachs öffnete, Alles, was unterdessen stunden­lang im Vorzimmer gewartet, hereintrat, der Marschall, der Stall­meister, der Leibarzt, wir Secretaire, die Hofjäger und andere an­wesende Fremde. Jeder suchte, sobald ihn der Fürst, der jetzt unter den Händen seines Haarkräuslers saß, besonders anredete, welches immer mit schmeichelnden Worten, z. B. mein lieber Lang, geschah, etwas Munteres oder Neckhaftes vorzubringen. Sobald sich der Fürst vom. Stuhl erhob und noch sonst an Einen oder den Andern kleine Weisungen ertheilte, entfernte sich jeder, der nicht zu bleiben besonders beordert wurde. Der Fürst begab sich dann meistens zu seiner Familie, eilte darauf in die Messe und gab dann Audienzen bis zur Tafelzeit, die höchst ungewiß, oft erst spät gegen Abend Begann. Nach der Tafel machte er gewöhnlich einen Spazierritt auf eine Meierei oder ein Jagdhaus, gab dann zu Hause wieder eine oder mehrere einzelne Audienzen oder auch sonst nur eine gesvrächsweise Unterhaltung im Zimmer, mit irgenö Einern, der bestellt war oder sich geschickt zu nähern wußte; ein Spiel oder Cercle, öfters auch Concert, das von keinem Höfling leicht versäumt werden durfte, und wo sich der Fürst bei den An­wesenden gleichfalls wieder Gespräch unb Unterhaltung suchte. Die Nachttafel, nie vor Mitternacht anfangend, ging schnell vorüber, öon der sich der Fürst einen der Gäste zurück auf sein Zimmer nahm, sofern er sich nicht mit denen begnügen wollte, die noch um 2, oder 3 Uhr Nachts in seinem Vorzimmer harrten. Nicht selten ging er an den armen Märtyrern vorüber, als sähe er sie nicht, fing an, in feinem Kabinet zu lesen und zu unterzeichnen oder durch die Hinterthür auf einen kühlen Spaziergang zu entwischen, ober in seinem Armstuhl einzuschlafen, welches uns im Vorzimmer nachzuthun auch erlaubt war. Es traf sich, baß, nachdem mich ein Säufer eiligst aus einer Abendgesellschaft abgerufen, ich noch früh um 4 Uhr im Vorzimmer wartend stand. Meldete dann der Kam­merdiener dem Fürsten, der zu Bette steigen wollte: draußen wartet noch der Lang, so mußte ich schleunig hinein; da hieß ich der arme Lang, ich sollte doch sagen, warum er, der Fürst, mich hätte rufen lassen. Ich wußte es natürlich auch nicht, und wurde somit auf den andern Vormittag, wo es Sr. Durchlaucht schon wieder einfallen würde, aber ja bei guter Zeit, wieder bestellt.... Ging endlich nach tagelangem Harren auch mir der Glücksstern auf, der mich hinein ins Kabinet des Fürsten beschied, so gedieh es da­gegen nicht selten, zur Verzweiflung der Außenstehenden, zu einer

(Drahtmeldung unseres Korrespondent« n.s

Beuihen (O.-S.), 27. Juli. Die viertägigen Verhandlungen vor der Kattowitzer Strafkammer haben keinen Zweifel darüber gelassen, daß der Prozeß den Zweck hatte, die von Zalefli be­hauptete staatsfeindliche Einstellung des Deutschen VolkSbundeS vor aller Welt feftzustellen. Diese Absicht ist jedoch völlig miß­lungen. Darüber können auch die geringen Unterlassungen nicht hinwegtäuschen, wie der Mißbrauch von Personalausweisen durch einige Mitglieder deS Deutschen VolkSbundeS für Steifen nach Deutschland, übrigens ein Vergehen, für daS bie einzelnen Mit­glieder verantwortlich gemacht werden konnte, dem jedoch keinerlei politische Bedeutung zukam. Gevade bie Verhandlungen vor der Kattowitzer Strafkammer haben einwandfrei ergeben, daß bie staatsfeinbliche Betätigung des Deutschen Volksbundes im all­gemeinen und des Abgeordneten Ulitz im besonderen nur. eine Fiktion in Len Köpfen polnischer Chauvinisten ist Trotz mehr­facher Bemühungen, das Gegenteil festzustellen, ist es nicht gelungen, von Gerichtsstelle aus irgendwelche staatsfeindliche Be­tätigung des Deutschen Volksbundes zu finden. Leider hat sich von dieser chauvinistischen Einstellung auch der Gerichtshof nicht ganz freimachen können. Er stellte sich auf den sehr merkwürdigen Standpunkt, der in der Urteilsbegründung zum Ausdruck kommt, daß die Möglichkeit der Echtheit ler Unterschrift von allen Sachverständigen, auch von dem Sachverständigen Bischof nicht für ausgeschlossen gehalten Wurde.

Reform der Arbettsl-sermerstcherurrg.

Berlin, 26. Juli. (Wolff.) Dte Sachverständiaenkom- Mission zur Begutachtung von Fragen her Arbeitslosenversiche­rung, die im Reichsarbeitsministerium seit dem 2. Juli tagt, er­örterte in ihrem 4. Tagungsabschnitt bie finanziellen Fragen in ihrer Gesamtheit unb beendete heute nach einer zweiten Lesung ihre Arbeiten. Die Kommission einigte sich dahin, daß bie Saison­arbeiter auch weiterhin bie Versicherung zu betreuen habe. Die Frage, ob eine Sonderregelung für bi« Saisonarbeiter eintreten ober eint Gesamtregelung gefunden werden soll, bei bet das Sai­sonrisiko entsprechend berücksichtigt wäre, wurde von der Mehrheit dahin entschieden, daß beiden Gesichtspunkten Rechnung getragen Werden soll. Die Höhe der Arbeitslosenunterstützung soll in Zu­kunft allgemein zu der Dauer der vorausgegangenen Beschäftigung in Beziehung gebracht werden. Daneben sollen die Saisonarbeiter nur die Unterstützungssätze der Krisenfürsorge erhalten, und zwar nach einer Wartezeit von zwei Wochen.

Von den anderen Verhandlungsergebnissen ist hervorzuheben, daß der Begriff der Arbeitslosigkeit im Gesetz bestimmt und so mit einer Reihe von Unzuträglichkeiten aufgeräumt werden K. Weiter schlägt bie Kommission in ihrer Mehrheit vor, die rtezeit für alleinstehende Arbeitslose allgemein auf zwei Wochen zu verlängern, für Arbeitslose mit großer Familie die Wartezeit auf drei Tage abzukürzen. Ferner ist eine große Reihe von Be­schlüssen gefaßt worden, durch die die Verwaltung unb da? Ver­fahren vereinfacht werben sollen.

Soweit bie bisher erwähnten Maßnahmen ht ihrer finanziellen Auswirkung übersehen werden sönnen, kann die Ersparnis auf rund 160 Millionen Reichsmark im Jahre geschätzt werden. Das würde aber nach Auffassung der Kommission nicht genügen, um auf die Dauer die Einnahmen und Ausgaben der Reichsanftalt in Einklang zu bringen. Die Kommission schlug deshalb, da Reichs- zuschüffe nicht in Frage kommen, eine befristete Beitrags- erhöhungum-j Prozent vor. Endlich soll dte ReichSregierung ersucht werden, die Darlehen, die bisher der Reichsanstalt gegeben Wurden, bis zum 1. April 1935 zu stunden.

Das Reichsarbeitsministerium wirb nunmehr nach Fühlung­nahme mit den Landesregierungen eine Gesetzesvorlage vor- bereiten, bie nach dem Beschluß des Reichstages in der ersten Hälfte beS August dem Reichsrat unb dem Reichstag zugehen wirb.

EGW fErfreulichesGastspiel.I Ich gehe Ihnen brei. hundert Francs, wenn ich mich unter dem Bett versteckt halten bars, bietet der eifersüchtige Ehemann, fünfhundert, tausend! Das Stu­benmädchen bleibt unerbittlich. Sollte der Francs schon wieder gefallen sein? fragt sich der Ehemann, und damit macht er viel­leicht den einzigen Witz, der nicht rundweg eindeutig ist (unb ba­nnt witzlos, wie in einer Untersuchung über einen ebenfalls ge­wagten Witz hier einmal festgestellt worden ist Damals wurde bet gewagte Witz für gut erklärt, aus verschiedenen Gründen noch, aber nur, weil er den Geschmack nicht verletzte.) Die Sphäre, in ber sich das Gastspiel des Carl Schultze Theaters au8 HamburgDas Absteigequartier" bewegt, ist damit und mit dem Titel schon umschrieben; wenn man in ein Absteigequar- tier geht, darf man nicht hoffen, mit vornehmen Kokotten zusam- menzutreffen. Man ist aber doch erstaunt, daß sich Bierkaba- retts, die notwendig fein können, als Theater aufmachen und da­mit, wie das Programm behauptet, in Berlin 300 Aufführungen en suite erzielen. Sollten denn in Berlin die Menschen eine so große Freude an ihrem viehischen Gelächter haben? Vom Stück ist nicht mehr zu sagen, als daß es schlecht ist; von der Darstellung, daß sie raum anders fein könnte; von der künstlerischen Leitung, die sich ankündigt, daß sie nicht bemerkt wird. Kaum hat sich das u.r a " V u 11«r Operettentheater empfohlen, beziehen seine Raume Gäste, die uns vor bie Wahl stellen, ob wir bie illu­strierte Impotenz eines Mannes ober bie Nöte eines verhinderten Zeus belustigender finden sollen ..... man soll Gäste höflich behandeln unb Willkommen heißen.

= [Siebte Mitteilungen.]

Das Badische Kultusministerium hat einen Wett­bewerbDas Selbstbildnis des Künstlers für alle in Baden wohnhaften bildenden Künstler ausgeschrieben. Für Malerei, Skulp­tur und Originalgraphik sind Preise mit insgesamt 7600 Mark aus­gesetzt. Zugelassen sind nur Werke, die bisher auf Ausstellungen noch nicht gezeigt wurden.

ssOperetten-Gastspiel ht Frankfnrt.1 Die Tage ber naturalistischen Explosion eines Zola gegenüber der Operette Offenbachs sind schon legendäre Vergangenheit geworden. Wer wollte noch diesesöffentliche Uebel erwürgen wie ein schäd­liches Tier"? Aber jeder, ber den künstlerischen Wert dieser opdras bouffes kennt, wünscht ihnen fröhliche Urständ'. Damit hat es frei- lich einige Schwierigkeiten; wegen des Stiles der Wiedergabe. An Versuchen, die Offenbach-Operette zu modernisieren, fehlt es nicht. Max Reinhardt begann, und viele Regiebildner folgten. Eine verbindliche Formel aber ward nicht gefunden. Eben erst gab Richard Weichert mitPariser Leben" eine originale Probe. Hin­gegen ist die Inszenierung derSchönen Helena", wie sie jetzt im Frankfurter Opernhaus ein aus Mitgliedern des Ber- liner Metropol-Theaters zusammengestelltes Ensemble zeigt (künstlerische Leitung: Kurt Lerch und Karl Fischer, Dekora­tionen und kostürnliche Ausstattung nach Entwürfen Ludwig Kät­ners) stilistisch doch ohne Rückgrat, pendelt zwischen Revue und Posse mit Musik. Immerhin: Musik des genialen Parodisten der Meyerbeer-Oper und Begleitung zu Meilhac und HalLvys aristo­phanischen Glossen über den Lebens-Cancan des zweiten Kaiser­reichs. Um so verlockender, weil zeitlich näher gerückt, toärt dte

London, 27. Juli. Die Nachricht, daß mm durch bie Sachlieferungen entstehen durch bie Borges tragen« Inter- national« Bank, die möglicherweise nach dem Fortfallen

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So. 28.

Mo.

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Di. 80.

Mi. 31.

Täglich 20 Ubl Enternd le-Gastsp. v. Mitgliedern des Berliner

Metropol - Thea! Die ichöne Helena

Operette von Offenbach

Geschloffen wegen Serien

Täglich 20 Uhr sowie Sonntag 15'/, Uhr die neue Nelson. Revue Wer hat noch nicht wer will noch mal

Täglich 2ÖlA VH« sowie an beiden Sonntagen IBVi Uhr Gastspiel

Lillh Flohr: Da« Absteigeauartier

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20 Uhr Der Zinker

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20 U. Z. 1. Male: Unter GeschäftSaufsicht

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