Di-ttstag, 1. Februar 1938
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Ur. 36
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Eine Thronerbin it
(Drahtmeldungen unser
r den Haag, 31. Januar. Prinzessin Juliana hat heute morgen im Schloß Soestdijk einem Mädchen das Leben geschenkt. Der Offizier, der seit Wochen im Schloß den Apparat besetzt hält, der durch Drahtleitungen mit den Artilleriekommandos verbunden ist, hat kurz vor 10 Uhr das Signal gegeben, das im ganzen Lande die vorschriftsmäßigen 51 Kanonenschüsse zur Begrüßung der kleinen Prinzessin auslöste.
*
Die Spannung, mit welcher man in der ganzen Welt dem heute gemeldeten glücklichen Ereignis entgegenfah, ist ein Beweis für die Freundschaft und Achtung, die überall dem niederländischen Volke und seinen Schicksalen entgegengebracht werden. Das deutsche Volk nimmt besonders herzlichen Apteil an den frohen Empfindungen, welche die Geburt der Prinzessin ausgelöst haben. Es begleitet sie mit aufrichtigen Wünschen für die Zukunft des Königlichen Hauses, dessen Fortbestand als regierende Dynastie nunmehr gesichert erscheint. Bisher ruhte diese Zukunft nur auf den Augen der regierenden Königin Wilhelmina und der zur Nachfolgerin bestimmten Prinzessin Juliana. In der neugeborenen Prinzessin kann man allerdings nicht ohne weiteres eine künftige Königin erblicken. Wenn aus der Ehe der Prinzessin Juliana und des Prinzen Bernhard ein Sohn hervorgehen sollte, so wird trotz des Erstgeburtsrechts die Krone auf den männlichen Erben übergehen.
Die Niederlande sind seit dem Jahre 1890, dem Todesjahr Wilhelms III., nicht mehr von einem König regiert worden. Ihm folgte seine Gemahlin, Königin Emma, eine geborene Prinzessin Emma von Waldeck-Pyrmont, da die männlichen Erben des Königs Wilhelm aus erster Ehe früh starben. Königin Emma hatte nur ein einziges Kind, die heutige Königin Wilhelmina, für die sie bis zu deren Großjährigkeit im.Jahre 1898 die Regentschaft führte. Das wunderbare Verhältnis, das in den Niederlanden zwischen dem Königshaus und dem Volke herrscht, ist durch diese zwei Generationen weiblicher Herrscherinnen nur vertieft worden. Königin Wilhelmina erwarb sich durch ihre besondere Liebenswürdigkeit, aber auch durch die strenge Rechtlichkeit und die persönliche Selbständigkeit, mit der sie den Geist der monarchischen Konstitution lebendig verkörperte, ein noch tieferes Verständnis in ihrem Land« wie jenseits der Grenzen. Prinzessin Juliana 'hat keine von der Welt abgeschlossene Erziehung genossen. Sie studierte an der Universität Lehden, und man merkte in ihrem Auftreten kaum einen Unterschied zwischen ihr und ihren Kolleginnen. Sie beteiligte sich an dem Sport ihrer Altersgenossinnen, aber vergaß darüber nicht, sich an die Spitze sozialer Bestrebungen zu stellen, die sich mit dem Elend und der Hilfe für die Bedürftigen befaßten. Das alles erklärt, daß die Freude des niederländischen Volkes so allgemein und so groß ist. Es handelt sich nicht allein um die Gewißheit, daß die Erbfolge in der Dynastie gesichert ist, sondern auch um die Ueberzeugung, daß gerade diese Dynastie es verstanden hat, über alle politischen Parteiungen hinweg die Einheit der Nation und eine klare Staatsführung zu erhalten.
Wie ihre Mutter hatte auch Prinzessin Juliana ihren Gemahl in einem deutschen Fürstenhaus gefunden. Als vor einem Jahr die Hochzeit gefeiert wurde, war schon sichtbar geworden, mit welcher Anhänglichkeit und Wärme und auch mit welchen Hoffnungen das Volk das Ereignis beging. Man erinnert sich, daß Prinzessin Juliana als gutes Kind ihrer Zeit ihre Hoffnung selbst durch den Rundfunk mitteilte. Die frohen Erwartungen erlitten einen Augenblick lang einen jähen Stoß, als vor zwei Monaten Prinz Bernhard einen Autounfall erlitt. Die ersten Befürchtungen erwiesen sich als übertrieben. Allerdings haben Königin Wilhelmina und Prinzessin Juliana wochenlang in dem Krankenhaus gewohnt und nicht ohne Sorge die Genesung von einer Gehirnerschütterung erwartet. Auch hier offenbarte sich wieder diese vollkommene Gemeinschaft zwischen dem Königshause und dem Volk, das die Krankheit des Prinzen wie ein gemeinsames Erlebnis erscheinen ließ.
Die Geburt der Prinzessin fällt in eine wenig erfreuliche Weltlage, in der auch die Niederlande, obwohl sie sich einer loyalen Neutralität hingeben, nicht ohne Sorgen sind. Was
t de» Niederlanden.
es Korrespondenten.)
sie zu leisten vermögen, das haben sie bewiesen, als sie im Weltkrieg sich nicht dazu drängen ließen, gegen Deutschland in das gewaltige Ringen einzugreifen. Aber trotz aller Verwirrungen der Gegenwart hat das niederländische Volk das volle Recht, sich seiner Freude hinzugeben, weil es in der Ankunft der jungen Prinzessin eine Garantie für die eigene innere Stabilität und für die feste Haltung in der traditionellen Friedenspolitik sieht.
Die Freude in Holland.
Nationaler Feiertag am Dienstag.
F den Haag, 31/ Januar, Seit Wochen haben die Holländer in freudiger und banger Spannung auf den Kanonenfalüt gewartet, der die Geburt eines neuen Mitglieds des Königshauses ankündigte. Die Schulen haben sofort geschlossen, und auf den Straßen sieht man Scharen von Schulkindern, die zu Fuß oder zu Rad jubelnd nach Hause ziehen. Die Fenster schmücken sich mit den seit langem bereitgehaltenen Fahnen. Das regnerische Winterwetter tut der Freude keinen Abbruch. Die Leute liegen in den geöffneten Fenstern» und beglückwünschen sich gegenseitig zu dem Ereignis, das die Herzen der Nation bewegt, und blicken auf die Menge, die ebenfalls in freudiger Erregung die Straßen füllt. ®erv eigentliche nationale Feiertag ist erst morgen. Auch dann fällt der Unterricht in den Schulen aus. Die Börse, die in diesem Lande des Handels eine so große Rolle spielt, wird heute und morgen nur ein kurze Sitzung abhalten. Heute abend werden in der Residenzstadt und in allen größeren Städten des Landes die Transparente mit den Namenszügen der Prinzessin Juliana und des Prinzen Bernhard aufleuchten, deren das Volk mit Dank und Verehrung gedenkt an der Wiege eines Kindes, das vielleicht dereinst .die Krone der Niederlande tragen soll.
Die Anmeldung der neugeborenen Prinzessin wird heute durch den Vater, den Prinzen Bernhard der. Niederlande, im Beisein des Ministerpräsidenten und des stellvertretenden Vorsitzenden des Staatsrates beim zuständigen Standesbeamten, dem Bürgermeister der Ortschaft Saarn, erfolgen.
Girre Amnestie.
Amsterdam, 31. Januar. (DNB.) Wie aus Schloß Soestdijk verlautet, ist der Gesundheitszustand der Kronprinzessin Juliana und der neugeborenen Prinzessin gut. Durch königlichen Erlaß ist anläßlich der Geburt der Prinzessin eine A m n e ft i e für Heer und Flotte verkündet worden, die sämtliche Disziplinarstrafen umfaßt.
Glückwunsch des englische« Königspaares.
London, 31. Januar. (Europapreß.) Das englische Königspaar hat der Kronprinzessin Juliana und dem Prinzen Bernhard seine Glückwünsche zu der Geburt der Thronerbin ausgesprochen.
Da» Trend renst-Ghrenzriche«.
Das Verfahren für die Verleihung.
Berlin, 31. Januar. Für die Verleihung des Treudienst- Ehrenzeichens sind in gemeinsamen Verordnungen des Führers und Reichskanzlers und des Reichsministers des Innern umfangreiche Ausführungsbestimmungen ergangen. Danach gilt als öffentlicher Dienst der nach Vollendung des achtzehnten Lebensjahres zurückgelegte Reichs- und Landesdienst, der Dienst bei den Gemeinden, Gemeindeverbänden und gemeindlichen Zweckverbänden, bei sonstigen Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts, mit Ausnahme des Dienstes bei den Religionsgesellschaften. Auch die in wirtschaftlichen Unternehmungen unter maßgebendem Einfluß einer Gemeinde abgeleistete Dienstzeit gilt als öffentlicher Dienst. Die bei verschiedenen Dienstherren zurückgelegte Arbeitszeit im öffentlichen Dienst gilt als bei einem Dienstherrn abgeleistete. Dabei wird die im Beamten-, Angestellten- oder Arbeiterverhältnis zurückgelegte Arbeitszeit zusammengestellt. Ein Dienstverhältnis in der freien Wirtschaft, das zum Empfang des Treudienst-Ehrenzeichens nach fünfzigjähriger Dienstleistung berechtigt, liegt nur dann vor, wenn der Angestellte oder Arbeiter auf Grund eines Dienstvertrages oder dienstvertragähnlichen Verhältniffes beschäftigt ist. Ein für die Berufsausbildung notwendiges ober Übliches Stu
dium ist bis zur Dauer von dreieinhalb Jahren der Dienstzeit zuzuzählen. Ferner sind sowohl im öffentlichen Dienst wie in der freien Wirtschaft die Dienstzeiten anzurechnen, die im hauptamtlichen Dienst der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände, im Reichsarbeits- und Wehrdienst, im Kriegsdienst, im ehemaligen Hofdienst verbracht rourDen. Auch die Wartezeit eines Zivil- oder Versorgungsanwärters und die Zeit unverschuldeter Arbeitslosigkeit wird der Dienstzeit zugerechnet. Die Tätigkeit braucht nicht zusammenhängend abgeleistet zu sein.
Die Anwärter auf das Treudienst-Ehrenzeichen werden jeden Monat festgestellt und in Vorschlagslisten zusammengesaßt, über die bet Führet unb Reichskanzler entscheibet. Im öffentlichen Dienst finb für bie Vorschläge bie zustänbigen Minister, in der freien Wirtschaft bie höheren Verwaltungsbehörben zustänbig. Die verliehenen Auszeichnungen nebst Besitzzeugnissen werben ben Angestellten unb Arbeitern bet freien Wirtschaft durch die untere Verwaltungsbehörde ihres Wohnsitzes, im öffentlichen Dienst durch den Leiter der Behörde ausgehändigt, und zwar möglichst am Jubiläumstage. Tas Tteudienst-Ehtenzeichen und die Dienstauszeichnungen werden, abgesehen von Ausnahmen, nur solchen Personen verliehen, die sich am 30. Januar 1938 noch in Dienst befinden, dabei aber auch an solche Personen, die die für eine Auszeichnung vorgesehenen Dienstzeiten schon vor diesem Tage vollendet haben.
Verleihung des Goldenen Ghrenzeichens der UKDAP.
Berlin, 31. Januar. Wie bet „Völkische Beobachter" mitteilt, bat bet Führer unb Reichskanzler aus Anlaß bes 30. Januar einer Anzahl von Mitgliedern bet Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei im Hinblick auf ihre außetorbentlichen Verbienste um bie nationalsozialistische Bewegung unb ben nationalsozialistischen Staat bas Golbene Ehrenzeichen bet NSDAP verliehen. Die Auszeichnung haben unter anbeten erhalten: Gauinspek- tor Karl Adam (Kassel), Bürgermeister Willi Holländers (Limburg), Gauamtsleiter Joseph Stemmet (Frankfurt), Landrat Hans Lom- mel (Usingen-Weilburg), Staatssekretär Staatsrat Heinrich Reiner (Landesregierung Hessen, Frankfurt), Staatssekretär Herbert Backe (Berlin), Obergruppenführer Wilhelm Brückner (Berlin), Gtuppen- sühtet Herbert Frist (Mannheim), Senatspräsident Karl Hanke (Berlin), Polizeipräsident von Helldotff (Berlin), Obergruppenführer von Jagow (Berlin), Staatssekretär Wilhelm Kleinmann (Berlin), Minister Karl Pflaumet (Karlsruhe), Hauptschristleiter Martin Schwäbe (Köln), Hauptschriftleiter Graf Schwerin (Essen), Professor Albert Speer (Berlin).
Was dedenlet, Europäische Phantasie« utti
IK Kairo, Ende Januar.
Der Postdirektor einer orientalischen Stadt, die als eine Hochburg des Nationalismus gilt, Sitz einiger nationaler Studentenverbände, Parteikomitees und eines Klubs junger ; Muselmanen ist, zeigte seinen Freunden vor kurzem mit hilf- Äsem Lächeln ein Schreiben aus England. Die englisch und arabisch geschriebene Adresse lautete: „An das Sekretariat der panarabischen Bewegung in Bagdad, Irak." Der irakische Postbeamte hatte Über „Bagdad, Irak", einen dicken roten Strich gesetzt und darunter geschrieben: „Damaskus, Syrien." Auch das war durchstrichen und daneben klebte ein rosa Schildchen mit der Aufschrift: „En Damasque inconnu", und darunter: „Jerusalem?" Aber auch Jerusalem wollte das Schreiben nicht und hatte es an jene Stadt weitergeleitet, deren Bevölkerung den Ruf genießt, bei allen nationalen Anlässen an der Spitze zu marschieren. Die Post im Orient arbeitet im allgemeinen vortrefflich, auch ihre Findigkeit läßt nichts zu wünschen übrig. So kam hier dem Postmeister der Einfall, den Brief an den Obersten Moslemischen Rat in Mekka zu leiten, von dem er annehmen konnte, daß dieser, in unmittelbarer Näh« des königlichen Nationalisten Ibn Saud, über panarabische Dinge Bescheid wisse. Jedoch auch dieser enttäuschte: ein nüchterner blauer Stempel der Post mit einem handschriftlichen Zusatz über die ganze Rückseite des Briefumschlages bekundete, daß der Brief in Anwesenheit eines Postbeamten geöffnet und wieder verschlossen worden sei. Aus dem Inhalt gehe hervor, daß er für den Empfänger nicht bestimmt gewesen sein könne. Eine „panarabische Bewegung" sei
Gin Wehrwirlfchaftsrat.
Eine Anordnung des Generalobersten Göring.
Berlin, 31. Januar. (DNB.) Ministerpräsident Generaloberst Göring hat in seiner Eigenschaft als beauftragter Reichswirt- jchaftsminister einen W e h t w i 11 s ch a f t s r a t geschaffen, der bei der Reichswirtschaftskammer eingerichtet wird. Zu Mitgliedern des Wehrwirtschaftsrates werden hervorragende Persönlichkeiten, die sich besondere Verdienste um die deutsche Wirtschaft erworben haben, unter gleichzeitiger Ernennung zum Wehrwirtschaftsführer berufen. Die neuernannten Wehrwirtschaftsführer sollen sich im Wehrwirtschaftsrat mit allen Kräften für eine Stärkung der deutschen Wirtschaft einsetzen, um so zu gewährleisten, daß diese allen Anforderungen gerecht werden kann, die zur Sicherung des deutschen Volkes an sie gestellt werden müssen.
Schwedische Spanien-Freiwilttge nerhitftet.
X Stockholm, 31. Januar. Hier sind ein Arbeiter und ein Seemann verhaftet worden, als sie im Begriff waren nach Spanien zu reifen, um sich der Internationalen Brigade anzuschließen. Sie werden sich auf Grund einer Verordnung, welche die Anwerbung für fremde militärische Zwecke verbietet und am 1. Januar in Kraft getreten ist, zu verantworten haben. Die Höchststrafe — für Werber sowohl als auch für Geworbene — ist sechs Monate Gefängnis oder entsprechende Geldstrafe. Es sind dies die ersten Verhaftungen auf Grund bet neuen Verorbnung. — In bie,‘em Zusammenhang wirb berichtet, baß sich gegenwärtig etwa 2000 Skandinavier bei ber Internationalen Brigade befinben sollen, darunter etwa 400 Schweden. 29 Schweden sind gefallen und 30 wieder zurückgekehrt.
Im Namen des deutsch-französischen Studentenlagers auf der Winklmoosalm bei Reit im Winkl haben Reichsstudentenführer Dr. Scheel und der Vertreter des Komitees Franee-Allemagne, Brusset, an den Führer und Reichskanzler sowie an den französischen Ministerpräsidenten Ehautemps Telegramme gerichtet, in denen sie erklären, daß bie Verstänbigung ber akabemischen Jugenb ber beiben Völker burch bas Gemeinschaftslager in ben bayerischen Bergen einen entscheibenben Schritt vorwärts gekommen sei.
.Panaraltien "?
r orientalische Wirklichkeit.
in Saudi-Arabien unbekannt. Auf dem Postamt der nationalarabischen Stadt, wo das Schreiben nach wenigen Tagen wieder eintraf, kam nun der endgültige letzt Klebestreifen hinzu: „return to sendet".
Das Mißverständnis.
Ta§ Kopfschütteln, mit dem er zuvor auf dem Postamt von Hand zu Hand göreicht wurde, galt einem ber merkwürdigsten Mißverständnisse, das im Laufe der Zeiten zahllose, oft unselige Folgen nach sich gezogen hat: einer Idee, die nichts anderes will, als die k u 11 u r e 11 e n Bande zwischen den arabisch sprechenden Bevölkerungsteilen Nord- und Nordostafrikas, Arabiens und Vorderastens zu erhalten unb zu festigen, wirb im Abenblanbe unterstellt, eine „politische Bewegung" zu sein. In Zeitungen unb Büchern wirb außerhalb bes Orients häufig der Eindruck vermittelt, als sammele sich überall auf der arabischen Halbinsel bie arabische Jugenb, um eines Tages unter ber Fahne ber neuen großarabischen Weltmacht hervorzubrechen. Die einen scheren bie rein kulturelle arabische Jugenbbewegung gleichsam über ben Kamm bes Fascismus, bie anberen vermuten bas ebenso imaginäre Panasien japanischer Herkunft dahinter. Zu Zeiten wurde dies alles noch mit einer anderen, nicht minder phantastischen Idee, der des „Pan-Islam" verknüpft. „Wie bequem ist das alles für jene, die sich nicht der Mühe unterziehen wollen, den Orient und feine Vergangenheit zu studieren, unb bie keine Zeit unb vielleicht auch kein Vergnügen baran finben, sich ernstlich mit ben Zielen unb ben Jbealen unserer Jugenb zu befassen", erklärte vor kurzem ein Araber,
Geschichten um Swedenborg.
In diesen Tagen ist vielfach des schwedischen Theologen, Naturforschers und Theosophen Emanuel Swedenborg gedacht worden: er wurde vor 250 Jahren, nämlich am 29. Januar 1688, in Stockholm geboten. In Nr. 357 unseres Jahrgangs 1936 hat G. F. Hartlaub eine Deutung der Gestalt versucht; es geschah im Anschluß an neuere Monographien, die eine ganze Anzahl von merkwürdigen Beziehungen gegenwärtiger Forschung zu dem Phänomen Swedenborg freigelegt haben — sowohl zu dem exakten Gelehrten, wie zu dem „Erweckten" und sogenannten Geisterseher, als den er sich uns seit dem großen psychischen Umbruch im Jahre 1745 darstellt. Heute wollen wir unsere Leset noch einmal an einige ber zahlreichen Geschichten erinnern, bie von Swedenborgs geheimnisvollen, pata- psychischen Fähigkeiten erzählt worden sind. Auf sie legt wohl die heutige Wissenschaft geringeres Gewicht, aber gerade sie haben seinen Namen einst über die ganze Kulturwelt getragen unb die Phantasie der Zeitgenossen bis ins Innerste erregt.
Wir beginnen mit Swedenborgs eigenem Bericht von seiner „Erweckung" (über den sich freilich auch der Psychiater seine Gedanken machen wird!):
Die Erweckung
„Ich war (1745) in London unb saß abends spät im gewohnten Gasthofe, wo ich mein eigenes Zimmer hatte, um allein zu sein. Gegen Schluß der Mahlzeit bemerkte ich, daß ein Nebel sich vor meinen Augen ausbreitete, unb halb sah ich ben Fußboben mit häßlichen kriechenben Tieren, Schlangen, Eibechfen, Kröten unb anberen bebeckt. Ich erschrak hierüber um so mehr, als es beinahe finster würbe. Doch vetschwanb bie Finsternis wieder, und ich sah einen Mann, von strahlendem Lichte umflossen, in einer Ecke bet Stube sitzen, bet rief mir mit lauter Stimme zu: „Iß nicht so viel!" Bei biesem Ruse vetschwanb das Gesicht, und als ich zu mir gekommen war, ging ich schnell nach Hause, ohne mit jemand darüber zu sprechen. Ich dachte über diese Begebenheit viel nach, konnte mit jedoch bie Erscheinung nicht erklären. In ber solgenben Nacht zeigte sich bieselbe glänzenbe Gestalt aufs neue unb sprach: „Ich bin Gott, bet Herr, Schöpfet unb Erlöset. Ich habe bich aus- erwählt, ben Menschen ben inneren geistlichen Sinn ber Heiligen Schrift zu erklären, unb ich will bir eingeben, was bu schreiben sollst." — Ter Mann war in Purpur getleibet, unb bie Erscheinung bauerte etwa eine halbe Stunbe. In bieset Nacht würbe mein inneres Auge geöffnet, so baß ich die Geister im Himmel unb in ber Hölle sehen konnte, unter benen ich frühere Bekannte erblickte. Von diesem Zeitpunkt an trennte ich mich von allen weltlichen Beschäftigungen, um mich ausschließlich den geistlichen Betrachtungen hinzugeben, wie es mir befohlen worden wat. Später wurde mir das Auge meines Geistes noch oft erschlossen, so daß ich mitten am Tage sehen konnte, was in jener Welt vor sich ging, und mit den Geistern wie mit Menschen zu sprechen vermochte."
Zitiert nach „Tas Unerkannte auf feinem Weg durch die rtabrtaufenbe", der ausgegeben von Enno Nielsen, Ebenbausen bei München 1922.
Die Quittung der Madame de Marteville und der Brand von Stockholm.
Aus einem Brief Immanuel Kants von 1763 an Fräulein von Knobloch.
Um Ihnen ein paar Beweistümer zu geben, wo das ganze noch lebende Publikum Zeuge ist, unb bet Mann, welcher es mir berichtet, es unmittelbar an Stelle unb Ort hat untersuchen können, jo belieben Sie nur folgenbe zwei Begebenheiten zu vernehmen.
Mabame Marteville, bie Witwe bes hollänbischen Envoye in Stockholm, würbe einige Zeit nach bem Tode ihres Mannes von dem Goldschmied Etoon um die Bezahlung des Silberserviees gemahnt, welches ihr Gemahl bei ihm hatte machen lassen. Die Witwe war zwar überzeugt, daß ihr verstorbener Gemahl viel zu genau und ordentlich gewesen wat, als daß er diese Schuld nicht sollte bezahlt haben, allein sie konnte keine Quittung aufweisen. In dieser Bekümmernis und weil der Wert ansehnlich wat, bat sie den Herrn von Swedenborg zu sich. Nach einigen Entschuldigungen trug sie ihm vor, daß, wenn er die außerordentliche Gabe hätte, wie alle Menschen sagten, mit den abgeschiedenen Seelen zu reden, er die Gütigkeit haben möchte, bei ihrem Manne Erkundigungen einzuziehen, wie es mit der Forderung wegen des Silberserviees stünde. Swedenborg wat gar nicht schwierig, ihr in diesem Ersuchen zu willfahren. Drei Tage hernach hatte die gedachte Dame eine Gesellschaft bei sich zum Kaffee. Herr von Swedenborg kam hin und gab ihr mit seiner kaltblütigen Art Nachricht, daß er ihren Mann gesprochen habe. Die Schuld war sieben Monate vor seinem Tode bezahlt worden, und die Quittung fei in einem Schranke, der sich im oberen Zimmer befände. Tie Dame erwiderte, daß dieser Schrank ganz aufgeräumt sei, und daß man unter allen Papieren diese Quittung nicht gefunden hätte. Swedenborg sagte, ihr Gemahl hätte ihm beschrieben, daß, wenn man an der linken Seite eine Schublade herauszöge, ein Brett zum Vorschein käme, welches weggeschoben werden müßte, da sich dann eine verborgene Schublade finden würde, worin seine geheimgehaltene holländische Korrespondenz verwahrt wäre und auch die Quittung anzutreffen sei. Auf diese Anzeige begab sich die Dame in Begleitung der ganzen Gesellschaft in das obere 3immer. Man eröffnete den Schrank, man verfuhr ganz nach der Beschreibung und fand die Schublade, von der sie nichts gewußt hatte, und die angezeigten Papiere darinnen, zum größten Erstaunen aller, die gegenwärtig waren.
Die folgende Begebenheit aber scheint mit unter allen die größte Beweiskraft zu haben und benimmt wirklich allem erdenklichen Zweifel.die Ausflucht. Es war im Jahre 1756, als Herr von Swedenborg gegen Ende des Septembermonats am Sonnabend um vier Uhr nachmittags aus England ankommend, zu Gothenburg ans Land stieg. Herr William Eastel bat ihn zu sich und zugleich eine Gesellschaft von fünfzehn Personen. Des Abends um 6 Uhr war Herr von Swedenlarg herausgegangen und kam entfärbt und bestürzt ins Gesellschaftszimmer zurück. Er sagte, es sei eben jetzt ein gefährlicher Brand in Stockholm am Süderrnalrn (Gothenburg
liegt von Stockholm über fünfzig Meilen weit ab), und das Feuer griffe sehr um sich. Er war unruhig und ging oft heraus. Er sagte, daß das Haus eines feiner Freunde, den er nannte, schon in der Asche läge und sein eigenes Haus in Gefahr sei. Um acht Uhr, nachdem er wieder herausgegangen war, sagte er freudig: Gottlob, der Brand ist gelöscht, die dritte Tür von meinem Hause! — Diese Nachricht brachte die ganze Stadt und besonders die Gesellschaft in starke Bewegung, und man gab noch denselben Abend dem Gouverneur davon Nachricht. Sonntags des Morgens ward Swedenborg zum Gouverneur gerufen. Dieser befrug ihn um die Sache. Swedenborg beschrieb den Brand genau, wie er an- gefangen, wie er aufgehört hätte und die Zeit seiner Tauer. Desselben Tages lief die Nachricht durch die ganze Stadt, wo es nun, weil der Gouverneur darauf geachtet hatte, eine noch stärkere Bewegung verursachte, da viele wegen ihrer Freunde oder wegen ihrer Güter in Besorgnis waren. Am Montage abends kam eine Estafette, die von der Kaufmannschaft in Stockholm während des Brandes abgeschickt war, in Gothenburg an. In den Briefen ward der Brand ganz auf die erzählte Art beschrieben. Dienstags morgens kam ein königlicher Kurier an den Gouverneur mit dem Berichte von dem Brande, vom Verluste, den et verursachte, und den Häusern, die er betroffen, an, nicht im mindesten unterschieden von der Nachricht, die Swedenborg zu selbiger Zeit gegeben hatte, denn der Brand war um acht Uhr gelöscht worden.
Was kann man wider die Glaubwürdigkeit dieser Begebenheit anführen? Der Freund, der mir dieses schreibt, hat alles das nicht allein in Stockholm, sondern vor ungesähr zwei Monaten in Gothenburg selbst untersucht, wo er die ansehnlichsten Häuser sehr wohl kennt, und wo er sich von einer ganzen Stadt, in der seit kurzer Zeit von 1756 doch die meisten Augenzeugen noch leben, hat vollständig belehren können."
Zitiert nach „Das Unerkannte auf feinem Weg durch die Jahrtausende".
Eine Mitteilung a n b i e Königin Louise Ulrike von Schweden.
Niederschrift des Herrn Thiibault, Mitglied der Königlichen Akademie von Berlin, im zweiten Band seiner Souvenirs (Paris 1804):
Die Königin war Witwe Friedrich-Adolphs geworden unb lebte in Berlin bei ihrem Bruber, Friedrich dem Großen. Man tarn in ihrem Kreis, in bem sich Thiebault, Merian unb ber Gras von Schwerin befanben, auf Swenbenborg zu sprechen unb brückte ben Wunsch aus zu erfahren, welche Meinung man von biesem Mann in Schweden habe. Thiebault erzählte die Anekdote mit der Quittung der Frau von Marteville. Dann nahm die Königin (Louise Ulrike) das Wort. Obgleich sie gar nicht geneigt gewesen, an dergleichen Wunderdinge zu glauben, so habe sie doch den Herrn Bergrat Swedenborg, den sie gekannt, auf eine Probe stellen wollen. Als Swedenborg eines Abends an ihren Hof gekommen sei, habe sie ihn beiseite genommen und gebeten, ihren verstorbenen Herrn
Bruder, den königlichen Prinzen von Preußen (Prinz Wilhelm, gestorben den 12. Juni 1758), zu fragen, was er im letzten Augenblick, da sie ihn vor ihrer Abreise nach Stockholm noch gesehen, zu ihr gesagt habe (sie begab sich zu ihrer Verehelichung nach Stockholm im Jahre 1744). Das, was sie wissen wollte, habe eine Sache betroffen, welche ihrer Natur nach von ihrem verstorbenen Herrn Bruder nicht habe wiedererzählt werden können; so wie es auch ihr nie habe einfallen können, mit irgend jemand, wer es auch sein möchte, davon zu sprechen. (Diese Worte waren offenbar ganz vertraulich und sehr deutsch über Regierungsangelegenheiten, so daß sie nicht vor schwedischen Ohren wiederholt werden konnten.) Einige Tage nach ihrem an Swedenborg gestellten Verlangen sei dieser Rat (Swedenborg) im Augenblick, da sie gerade am Spiel gesessen sei, wieder zu ihr gekommen und habe sie um eine besondere Audienz gebeten, worauf sie ihm zur Antwort gegeben habe, er könne vor aller Welt mit ihr sprechen; allein Swedenborg habe erklärt, was er ihr wieder zu sagen gekommen sei, könne er vor Zeugen nicht sagen. Schon diese Erwiderung habe sie sehr unruhig gemacht, sie habe den Herrn Reichsrat von Schwerin (der während der Erzählung, die sie uns machte, gegenwärtig war) ersucht, mit ihr zu kommen und sei dann in ein anderes Zimmer gegangen; hier habe sie den Herrn von Schwerin an die Tür gestellt, in welchem niemand war, und sei mit Swedenborg an das andere Ende des Zimmers gegangen, der zu ihr gesagt habe: „Madame, Sie haben Ihrem erlauchten Herrn Bruder, dem verewigten Prinzen von Preußen, das letzte Lebewohl gesagt zu Eharlottenburg, an dem und dem Tage, zu der und der Stunde nachmittags; wie Sie nachher durch die lange Galerie des Schlosses von Eharlottenburg gingen, begegneten Sie ihm nochmals, und da nahm er Sie bei der Hand unb führte Sie an diese Fensteröffnung, wo er von niemand gehört werden konnte, und sagte Ihnen die folgenden Worte." „Die Königin," fügt Thiebault hinzu, „bezeichnete uns die Worte, um die es sich handelte, nicht, versicherte uns aber, daß es ebendieselben gewesen seien, die ihr verstorbener Bruder zu ihr gesprochen unb unb bie sie gewiß nicht vergessen habe. Sie enbigte bamit, baß sie den Herrn von Schwerin zum Zeugen aufforberte, welcher in seinem lakonischen Stil sich begnügte, zu sagen: Madame, alles dies ist wahr, wenigstens in bem, was mich betrifft."
Zitiert nach der gekürzten Wiedergabe bei H. de Geviniiller, „Swedenborg und die übersinnliche Seit", Stuttgart/ Berlin 1936.
Verhütung eines Branbes.
Immanuel Tafel, Sammlung von Urkunden betreffend das Leben und den Charakter Swedenborgs. Tübingen 1839 und 1845. will von der Enkelin des Fabrikanten Bolander, der im Jahre 1770 mit Swedenborg in Gothenburg zu Mittag speiste, folgende Tatsache gehört haben:
„Während. bes Essens roanbte sich Swebenborg plötzlich M Bolanber unb sagte zu ihm: „Sie täten gut, in Ihre Fabrik zu gehen." Dieser, überrascht von bem Ton bet Stimme, erhob sich unb ging nach Hause. Er fand dort einen Brand, der im Entstehen war unb bet bie ganze Fabrik verzehrt hätte, wenn er nicht beizeiten ge-