Dottnerstag, 21. Juli 1938

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83. Jahrgang Ur. 366

Abendblatt

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FranksiirlerZeilunq

(Fraalfurter Haadeisxeitneg) | und Handrlsdlall ^e»e Frankfurter Zeitung)

Begründet von Leopold Sonneeann

Frühstück in kleinem Kreise am Qu3r

zwischen Deutschland,

aus den südlichen Nachbarn Un-

beim Besteiyen seines noch darauf hingemie-

Enlente bestimmen. Insofern begrüßt man es hier, daß die italie­nische Presse die tschechische Verschleppungstaktik immer wieder

hat sich heute vormittag zum Triumph- Grabe des Unbekannten Soldaten einen Später wurde das Königspaar vom

dem von der Stadt, den Vorbereitungen zu den Festspielen den Festspielen selbst Reportagen in englischer, französischer, lienischcr und holländischer Sprache gemacht werden sollen.

sprach wird bei eintm d'Orsay fortgesetzt.

König Georg VI. bogen begeben, um am Kranz niederzulegen.

Präsidenten der Republik und Frau Lebrun zu einem Empfang im Rathaus abgeholt. Ten Weg vom Quai d'Orsay bis zum Rathaus legte die Gesellschaft auf fünf Motorbooten zurück, die die äeine aufwärts fuhren. Um 13 Uhr fand in der britischen Bot­schaft ein Essen in kleinem Kreise statt, während gleichzeitig am Quai d'Orsap Taladier und Bonnet mit dem britischen Außen­minister Lord Halifax frühstückten, um ihre diplomatische Be­sprechung sortsetzen zu können.

von abgesehen,. auch seinerseits garns anzuspielen.

Es sind immer wieder die ungelöst, Ungarns Beziehungen

mit und ita-

Die Festspiele tn Salzburg.

Ucbertragung in fremde Sprachen.

SDlinber^ eiten fragen, die, zu den Mächten der Kleinen

Anschluß an das Antikomintern-Abkommen Japan und Italien zur Debatte.

Sehr klar hat Ministerpräsident Jmredy Salonwagens in Budapest vor der Abreise

sen, daß die Freundschaft Ungarns zu Italien im Zeichen der Achse RomBerlin begriffen werden müsse. Damit ist er bei Argumentation all derer entgegengetreten, die so schreibt der Pesti Hirlap" vermuteten, daß Jmredy etwa in Rom Hilse gegen die deutsche Erpansion nach dem Donauraum" suche. In der Rkgierungspreffe wird vielmehr gesagt, daß eben durch das Zusammenwirken des deutschen und italienischen Interesses im Tonauraum Ungarn als beiden Staaten der Achse befreundete Macht am besten fahre. Im Trinkspruch Mussolinis wurde dieser tiefrealistische Gedanke und der Friedenswille sowie unser loyale- Einvernebmen mit Jugoslawien" ausgesprochen. Jmredn hat da-

Keitte Weinmerbewoche 1938.

+ Berlin, 20. Juli. Wegen des mengenmäßig geringen Aus­falles der Weinernte 1937 haben sich die zuständigen Stellen ent­schlossen, in diesem Jahre dasFest der deutschen Traube und des Weines" nicht stattfinden zu lassen.

Ju Budapest, 20. Juli. Der ungarische Staatsbesuch in Rom nimmt die gesamte Aufmerksamkeit der Budapester Oeffentlichkeit in Anspruch. Die Sympathiekundgebungen für Italien, an denen sich, wenn auch kaum in der Argumentation, so doch ip der Herz­lichkeit nuanciert, alle Blätter, von ganz rechts bis zu den Sozialdemokraten, beteiligen, gehen dabei nicht nur von der Außenpolitik aus, sondern sprechen gewöhnlich auch Musso­lini ihre Bewunderung aus. Die nationalistischen Zeitungen, die der Bewegung 6erPfeilkreuzler" nahestehen, er­mahnen den Ministerpräsidenten Jmredy, sich insbesondere für die Konstitution und Konstruktion des sasciftischen Staates zu interessieren und an den Früchten dessen, was in Italien und Deutschland erreicht worden fei, zu erkennen, was auch Ungarn nützen dürfte. Richtig ist, daß mehrfach angesichts verschiedener im Ausland aufgetauchter Spekulationen davor gewarnt wird, die unmittelbaren Ergebnisse des Besuches in Rom zu überschätzen. Weder steht der Austritt Ungarns, aus dem Völkerbund noch der

Eine Bestätigung dafür, daß es sich dabei nicht um eine einseitige französische Bezeichnung handelt, sieht man hier in den gestrigen Worten des englischen Königs:Heute wäre es uns unmöglich, an eine Zeit zu erinnern, in der unsere Beziehungen enger gewesen sind."

Bemerkenswert in dem Trinkspruch Lebruns erscheint uns vor allem der Satz:In dem Zustand der moralischen Verwirrung, in dem sich 'die Welt befindet, sind unseren beiden Ländern, die in gleicher Weise dem menschlichen Fortschritt zugetan sind, noch große Verpflichtungen auferlegt. Tie Aufrechterhaltung des Fric dcns in der Achtung vor dem internationalen Gesetz verträgt sich weder mit Zögern gegenüber den Pflichten, die zu erfüllen sind, noch mit Nachlassen im täglichen Bemühen." König Georg hat diese Auffassung bestätigt, als er von derschweren Verantwor­tung" sprach, die der französisch-britischen Entente obliege. Weder der Präsident der Republik noch der englische König haben diese großen Verpflichtungen näher definiert. Beide haben aber betont, daß die englisch-französische.Entente keine andere Freundschaft ausschließe und gegen keine' andere Macht gerichtet sei. König Georg hat hinzugefügt:Es ist der brennende Wunsch unserer' beiden Regierungen, durch internationale Abkommen eine Lösung der politischen Probleme zu finden, die den Frieden der Welt bedrohen."

Man darf in diesen Worten den Widerhall des neuen Tones erblicken, den der französische Ministerpräsident Dala bier in seiner Rede vom 12. Juli angeschlagen hat, als er anerkannte, daß der Friedenswille Großbritanniens und Frankreichs jüngst dem Deutschlands begegnet sei. Diese Aeußerung geht zwar, wie wir zu wissen glauben, auf eine englische Anregung zurück, doch kann man sagen, daß solche Worte Taladier gut anstehen, besonders wenn man sich seiner Gedanken erinnert, die er während seiner früheren Regierungstätigkeit im Jahre 1933 geäußert hat. Damals hat es ihm freilich an Mut gefehlt, die starre Außenpolitik des Quai d'Orsay zu durchbrechen, aber er Hal aus seinem Wunsche nach Verständigung mit Deutschland nie ein Hehl gemacht.

Der Präsident der französischen Republik hat gestern gesagt, was Frankreich zunächst von seiner Freundschaft mit England erwartet.Mehr denn je erscheint die vollkommene Ilcbereinftim- mung der beiden Völker, die auf allen Gebieten fruchtbar ist, als ein wesentliches Element der Sicherheit." Man kann nut wün­schen, daß Frankreich sich mit diesem Gefühl der Sicherheit nicht begnüge, sondern den Mut aufbringc,durch internationale Abkom men eine Lösung für die politischen Probleme zu finden, die den Frieden der Welt bedrohen", wie König Georg gestern abend gesagt hat.

Heute mittag gegen 12.30 Uhr hat im Quai d'Orsay die diplomatische B e s p r e k'u n g zwischen dem französischen Ministerpräsidenten Taladier, feinem Außenminister Bonnet und dem englischen Außenminister Lord Halifax begonnen. Das Gc-

H Berlin, 20. Juli. Die Reichsrundfunkgesellschaft hat einen besonderen Aufnahmewagen nach Salzburg entsandt,

Die 500 Gefangenen, die bei dieser Gelegenheit zu entfliehen ver­suchten, konnten bis jetzt von der Gefängniswache mühelos zurück- gehalten werden. Man befürchtet, daß das Erdbeben auch unter den Gefangenen Verluste gefordert hat.

Erdbeben an der westlichen Riviera.

Mailand, 20. Juli. (TNB.). In ganz Piemont und an der westlichen Riviera wurde in der Nacht zum Dienstag ein Erdbeben von wellenartigem Charakter und mehreren Sekunden Tauer ver­zeichnet, dem kurz darauf weitere leichtere* Stöße folgten. Ter Herd des Bebens dürste nach Feststellung der Erdbebenwarte von Turin 70 Kilometer nordöstlich der Stadt gelegen haben.

In Impcria an der ligurischen Küste, bemächtigte sich der Bevölkerung eine Panik. Die Leute rafften ihr Hab und Gut zu­sammen und flüchteteten ins Freie, wo sie die Nacht verbrachten. In Jmperia wiederholte sich das Beben in leichterer Form um 3.01 Uhr. Schäden wurden bisher nirgends festgestellt. Es dürfte sich um eines jener Beben bandeln, die sich periodisch im Abstande von weheren Jahren wiederholen und wahrscheinlich im geologi­schen Charakter des Gebietes, in welchem die Mineralquellen von Valdieri und Vinadio liegen, ihre Ursache haben.

Keine Einquartierung bei Juden.

Berlin, 20. Juli. Auf Grund des neuen Wehrleistungsgefetzes hat der Reichsminister des Innern im Einvernehmen mit dem Ober­kommando der Wehrmacht den Gemeinden und Gemeindeaufsichts­behörden mitgeteilt, d Wehrmachtsangehörige bei Juden nicht e i n z u q u a r t i e r e n sind. In zwingenden Fäl­len können hiervon Ausnahmen zugelassen werden, wenn die Ein­quartierung keine häusliche Gemeinschast mit jüdischen Personen zur Folge hat. Gehört zum Beispiel ein für die Einquartierung in Frage kommendes Gebäude zwar einem Juden, kommt aber eine häusliche Gemeinschaft mit jüdischen Personen für die Einquartie­rung nicht in Frage, weil diese während der Zeit der Einquartie­rung nicht anwesend sind, oder weil sie in einem getrennt liegenden anderen Gebäude wohnen, so steht der Einquartierung nichts im Wege. Zweifelsfälle sind im Einvernehmen mit dem örtlichen Hoheitsträger der NSDAP zu entscheiden.

Ein schweres Erdl»eben in Griechenland.

Drei Dörfer zerstört. Bisher fünfzig Tote.

* Athen, 20. Juli. Ein schweres Erdbeben, bei dem nach den bisherigen Feststellungen wenigstens 50 Menschen getötet und großer Sachschaden angerichtet wurde, erschütterte heute morgen um 2 Uhr 15 die griechische Hauptstadt und ihre Umgebung. Tas Zentrum des Bebens lag etwa 60 Kilometer nordöstlich von Athen im Bezirk Oro.pos. . Hier wurden in zwanzig Sekunden drei Dörfer völlig dem Erdboden gleich gemacht, und in mehreren anderen die meisten Häuser schwer beschädigt. Ver­schiedene Bewohner dieser Törser, in denen etwa insgesamt 5000 Menschen wohnten, wurden von den herabstürzenden Balken und Steinen im Bett erschlagen. Tie von den ersten Stößen alarmierte Bevölkerung stürzte entsetzt ins Freie und flüchtete aus den Dörfern auf die Berge, und war auch beim Morgengrauen noch nickt zu bewegen, wieder in die Ortschaften zurückzukehren. Es ist zur Zeit noch nicht möglich die Zahl der Toten^und Verletzten festzustellen, weil ganze Familien, von panischem Schrecken orgris- fen, in den Bergen umherirren und die Behörden über die Zahl der Geretteten deshalb noch keine zuverlässige Uebersickt haben. Auch in der Stadt Chalkis auf der Insel Euboea wurde das Beben gespürt. Auch hier stürzten einige Häuser ein, jedoch sind in dieser Stadt sowie in Athen, keine Verluste an Menschenleben zu be­klagen. Tie Athener Bevölkerung eilte in dürftigster Nachtklei­dung auf die Straße und suchte auf den freien Plätzen Zuflucht, die noch in den Morgenstunden dicht mit notdürftigst - bekleideten Menschen bevölkert waren, die sich voller Angst weigerten, in ihre Wohnungen zurückzukehren.

In dem Ort Oropos wurde auch das Gefängnis völlig zerstört; zehn Polizisten wurden verletzt, fünf von ihnen- tödlich.

Di« Trinksprüche im Palais de l'Elysoe haben die diplo­matisch geglättete Form, die erwartet wurde. Weder der Präsi­dent der Republik noch der englische König haben die Gedanken­gänge verlassen, mit denen die Entente der beiden Länder be­gründet und gerechtfertigt wird: Die Freundschaft habe nur den Frieden zum Ziel, habe keine Spitze gegen andere Staaten und lehne keine cmdere Freundschaft ab. (Tie Achse RomBerlin, das erneut festzustellen, scheint in diesem Augenblick nicht un­wesentlich, verfolgt keine andren Zwecke und sie steht dem freund­schaftlichen Anschluß Dritter offen.) Es mag auffallen, daß Prä­sident Lebrun im ganzen mehr auf die unmittelbare-Gegenwart anzufpielen scheint, während sein hoher Gast mehr bei dem Weltanschaulichen verweilte, das in dem Staatsleben der zwei Nationen Ausdruck findet. Die starke Betonung der gemein­samen Ideale ist indessen kaum von der Absicht geleitet, aus der Verschiedenheit der politischen Ideologie politische Gegensätze aufbrechen zu lasten. Die Tatsache des englisch-italienischen Ab­kommens, das aus wohlverstandenen realen Interessen heraus die Brücke über tief voneinander abweichende Staatstheorien schlägt, spräche dagegen. Ebenso die mühsame Aufrechterhaltung der Nichteinmischung in Spanien, in der sich zuletzt Deutsch­land, Italien, Frankreich und England in' einer Abwehr gegen die Obstruktion der Sowjets zusammengefunden haben. Die offene Abkehr Chamberlains von einem doktrinären Kurs, der sich ausschließlich nach Gens richtete, war der erste starke Be­weis dafür, daß man Europa nicht nach abstrakten Richtlinien in getrennte Lager aufspalten wollte.

So werden die Pariser Trinksprüche die lebendige Politik der letzten Monate keiner neuen Verhandlung nach anderer Richtung hin den Weg verbauen. Die Partner der Entente be­halten die Freiheit, sich ihre Freundschaften zu suchen, wobei vielleicht nicht immer die Regel gilt: Deine Freunde sind auch meine Freunde. Die Entente ist auch nicht so gedacht, daß ein blindes Zusammengehen des einen mit dem andern in Aussicht genommen sei. Die diplomatische Linie, die verfolgt werden soll, wird von Fall zu Fall Gegenstand der Aussprache sein. Die ganze Pariser Festlichkeit will die innere Verbunden­heit und die politische Solidarität Frankreichs und Englands beweisen und stärken. Von diesem Faktum, das an sich nicht neu ist, hat man auszugehen. Präsident Lebrun sprach davon, daß dietägliche Anstrengung" in Erfüllung der Pflichten nicht nachlassen dürfe. Er forderte eineimmer aktivere und segensreichere Wirksamkeit". König Georg sprach den Satz:In der Zeit, in der wir gegenwärtig leben, fordert dieser Glaube (an die gemeinsamen Ideale) von uns allen in hohem Grade die'edlen und wertvollen Fähigkeiten einer zähen und klugen Kraft." Die englische Politik hat es immer ver­standen, Zähigkeit mit Ausdauer zu verbinden. Sie entschließt sich nicht leicht, diese bewährte Methode einer abrupteren Art zu opfern, die nur das Entweder-Oder kennt. Darum ist der andere Satz aus dem Munde des Königs bedeutsam:Es ist der heiße Wunsch unserer beiden Regierungen, durch inter­nationale Abkommen eine Lösung der politischen Probleme zu finden, die den Frieden der Welt bedrohen."

Es wäre verfehlt, aus den notwendig allgemeinen Wen­dungen ganz konkrete Schlußfolgerungen für die Ausgaben der Stunde ziehen zu wollen. Was in Paris neu bestätigt wird, ist eine politische Verbundenheit, die sich schon längst bekundet hat, die sich eine gewisse Elastizität bewahren will, aber keineswegs in rein latentem Zustande gedacht werden kann.

*

jfc Paris, 20. Juli. Die Trink spräche, die der Präsi­dent der Republik Lebrun, unh König Georg VI. gestern abend am Schluß des Banketts im Elvsee gewechselt haben, be­wegen die öffentliche Meinung-Frankreichs, ihre Befriedigung über diese Kundgebung derenglisch-französischen Entente" zu äußern. Der AusdruckEntent e" ist vom Präsidenten Lebrun gebraucht worden, und zwar unseres Wissens zum erstenmal in einem amt­lichen Text der Nachkriegszeit. Aber schon seit den Londoner Unterhaltungen vom Ende Avril dieses Jahres hat sich in Frank­reich die Gewohnheit herausgebildet, wieder von derEntente cordiale" oder derenglisch-französischen Allianz" zu sprechen.

Keidru Staaten der Achse befreundet." Die ungarische Presse m dem Besuch in Kam. (Drahtmrldung unseres Korrespondenten.)

deutlich brandmarkt. Ter Schlüssel zu den Minderheitenproblemen liege in Prag. Wenn die Freundschaftskundgebung in Rom im Zeichen des Friedens und der Gerechtigkeit stehe, so bedeute das praktisch eine Bekräftigung der Forderung nach Gerechtigkeit für die Minderheiten, weil anders der Friede im Südostraum nickt ge­sichert werden könne. TerPester Lloyd" zögert nicht, einem pyantasievollen Elaborat dec französischen ZeitungO c u v r e" über die geheimnisvollen Zusammenhänge desungeheuren euro­päischen Intrigenspiels um die Zusammenkunft Mussolinis mit Jmredy" energisch entgegenzutreten. Die Kombinationen des Mai­kes über den Aufenthalt des Generals Keitel in Budapest, die Enthüllung deutscher Pläne,sich endgültig Ungarns zu be­mächtigen", unö zwar ausgerechnet mit Hilfe Italiens, werden in üas Reick der Fabel verwiesen. Ebenso phantastisch sei die Dar­stellung einesMachtkampfes" zwischen England und den totalitären Staaken um die Hegemonie in Lüdostenropa, wozu fick die Falsch­meldung von einem neuen großen Hasen bei Konstantza, errichtet mit englischem Gelde, von einer englischen Anleihe für Ungarn und manches andere gehörten.

Der Staatsbesuch des englischen Kömgspaarrs

Die Trinksprüche im Llysee.

Irankfort, Znd.

Von Alfons Paquet.

Der Eisenbahnzug tritt in den Staat Indiana über. Dieses rand südöstlich von Chicago ist ein unendliches Farmland, eine Fläche von Mais, das erdfarbene Land dieser erdfarbenen, prole­tarischen Pflanze, die still und wogend aus dem Boden Amerikas die Nährkraft zieht, den milden, sättigenden, reinen Breigeschmack des Hominy, das nirgends auf dem Tisch des Farmers fehlt, die Kraft der groben, in dichten Schnüren um den Maiskolben ge­wachsenen gelben Körner, die man aus dem Kochtopf nimmt und mit heißer Butter bestreicht, um sie dann abzunagen wie man Flöte spielt. Es gibt den Scherz von dem Ausländer, der seinen äbgegessenen Maiskolben der Hausfrau zum Auffüllen wieöergab wie einen leeren Teller.

Auf dem ersten großen Stoppelfeld rumpelt ein Traktor mit langer, seitwärts wehender Staubfahne.

Der Zug fährt über Loganport, lieber das grüngelbe Wasser des tief eingeschnittenen Flusses vor der Stadt geht eine flache heinerne Brücke, die das Geleise schneidet. Ein Schild verkündet Stop. Um das graue, hölzerne Siationshaus ist eine Menge schwar­zer und grauer Autos versammelt. Die Nachmittagssonne, verstärkt nm die Reflexe der Autos, brennt uns ins Gesicht, die Vorhänge werden herabgelassen. Ein Neger taucht im Schatten aus mit seinem Blechgestell, es gibt heißen Kaffee. Sahne, Streuzucker, Papier­becher und hölzerne Lösfelchen. Die Lokomotive zieht jetzt den Zug in anderer Richtung weiter. Die Lehnen der Sessel drehen sich krachend um. Man sitzt wieder mit dem Gesicht nach vorn.

Um 5.20 Uhr sind wir in einer hochgelegenen, offenen Bahn­hofshalle. Das Dach, von grauen G^enträgcrn gestützt, trägt auf toter Tafel in dunkelgelben Buchstaben den Namen Frankfort. Ein kleines Stationsgebäude steht da, ziegelrot, in Efeu einge- wickelt. Auf der Wiese unten, hinter einer Hecke, die sich in einem Zaun aus rostigen, aufrechtstehenden Eisenbahnschwellen sortsetzt, spielen Knaben ein wildes Spiel, nicht Fußball, aber ein Gerause, bei dem hölzerne Kugeln und Hämmer eine Rolle spielen. Es sind blonde und schwarze Jungen in kräftig zerrissenen Hosen und blauen Hemden, sie rauchen Zigarillos, die Fahrräder liegen im Gras. Auf dem rotgepslasterken Bahnsteig gehen unterdessen ein Paar Mädchen an den Reisenden vorbei, die träg aus den Fenstern ichauen, herbe Mädchen, blau und rot gekleidet mit roten Mütz­chen, sie kommen vom Packwagen des Zuges und verschwinden. Aus dem nächsten Geleise läuft ein Zug ein, sechs lange, schwarz- floltiene Pullmanwagen, niemand steigt aus, nur ein Porter zeigt sich, ein alter weißgekleideter Neger mit Brille und Bügelfalten, steht in ganzer Figur auf dem Trittbrett, schaut auf seine Taschen­uhr und verschwindet, das Geleise wird^wieder frei. Unser Zug beginnt zu rangieren. Auf der einen Seite des Sckienenseldes wunden hell blinkende Geleise, von irgendwo aus den Weiten der

Maisfelder schräg hereingeführt. Zwischen Briketthaufen, die in der Sonne glänzen, stehen Bäume. Quer über die Bahngeleise führt die Landstraße, glatt und schuppig wie Eidecksenhaut, von vielen Blitzen getroffen; jedesmal wenn etwas aufbliht, ist es ein Auto. Ein großer hellroter Gefchäftswagen rollt hinüber mit der goldenen Aufschrift Prosperity Druckens Co. Boston, Indianapolis. Richmond. Interessanter Zufall. Das sind ja gerade die drei Städte, die zu meiner Reife gehören, in Boston war ich schon, wir sind noch vierzig Meilen von Indianapolis.

Siedend, kochend, qualmend und klirrend fährt unser Zug hin und her. Autos flauen sich vor den doppelten Schranken einer hohen, dichten Allee. Man sieht die verstaubten, leeren Straßen einer Pro­vinzstadt, niedere Gebäude aus Ziegeln und Brettern, buschige Gär­ten, Reihen von Akaziui, ländliche Fußpfade an Zäunen entlang und ein verbrauchtes Miel, durch den Autoverkehr überflüssig ge­worden, armselige Eckgebäude, vielleicht schon sechzigjährig, mit zer­brochenen Fenstern und geschloffener Haustür, Midway Hotel auf dem traurig herabhängenden Schild. Eine Tankstation mit gestanz­tem Firmennamen am Dach und mit wehenden, schürzenähnlichen Fähnchen und roten Pumpen steht triumphierend daneben. Aus fernen Dächern hebt sich ein weißes Silo, ein Schornstein legt eine tiefschwarze Rauchwolke quer in die Lust.

Auf einmal bleiben wir in Fahrt. Jetzt liegen in den Mais- felbern Baumgruppen da und dort wie dunkelgrüne dichte Inseln. Bündel Maisstroh liegen hochgetürmt auf abgeernteten Feldern Wo der Mais noch steht, wehen feine langen welken Blätter, die Rispen bewegen sich, als sei es Schilf. Die weite, wellige Gegend hier wahr­haftig ist fast wie die Gegend nördlich von Frankfurt daheim in Deutschland, es fehlt nur der Taunus, man wäre versucht, an das Ried zu denken, nein, eher an die Wetterau. Vieh weidet mit gesenk­ten Häuptern hinter langen Hecken. Ein weißes Farmhaus mit großem Hof und roten Scheunen und Stallgebäuden steht im Schutz eines Wäldchens. In den Baumwipfeln blitzen die fleißigen Schau­feln eines Windrades. Blaß, doch weiß steht der Vollmond am Himmel. Vogelfchwärme fliegen herbstlich.

Dann kommt die Stadt Lebanon. Sie ist ansehnlicher und eni- fckieden städtischer als Frankfort, eine fast kokette, fast orientalische Stadt auf einem Hügel, die Kuppel eines weißen Tempels in der Mitte und eine lange Fabrik, deren Name, Ladoga Canning, einen finnischen Ursprung vermuten läßt. In unserem Wagen glüht feurig der grüne Plüsch der Sessel. Die Schatten sind lang gewor­den, fast behaglich rollt die Coach; der ganze, wenig besetzte Zug ist wie ein Fahrzeug aus alter Zeit, eine Schlange von langen, schma­len, aneinanderstoßenden Sälen. Noch sind die Vorhänge halb berab- gelaffen. Kühle, reine Luft weht herein, Eiswasser ist ein köstliches Getränk in diesem Augenblick, es netzt auch die Hände ein wenig hinten im Wagen neben dem Becherautomaten.

Gleich werden wir in Indianapolis sein, aber die Lampen sind schon angeknipst, sie leuchten auf die Plätze wie umgestülpte Becher. Der ganze Eisenbahnzug strahlt, und auch draußen leuchtet der Himmel golden.

M ßnWkung der Meger.

Naturwissenschaftlicher Bericht (41)

Der Neger bildet die große Rasse Afrikas, die eigentlich auch auf Siefen Erdteil beschränkt ist. Nur in der Berührungszone in der Sahara und an der Grenze nach Kleinasien gibt es Raffen- mischungen. Tie Neger, die unter dem Einfluß der Europäer ihren Heimaterdteil verlassen haben, kommen hier nickt in Betracht. Für das Afrika der Neger bildet nicht die Mittelmccrküste die Grenze, sondern die Raffengrenze wird'gebildet durch die Sahara. Der Novdrand Afrikas ebenso wie Vorderasien und weite Teile Mittelasiens gehören zum europiden Raffenraum.

Als Rassenform ist der Neger deutlich gekennzeichnet - und von anderen Raffen abgegrenzt. Verwechslungen wären nur in einem weit von Afrika entfernten Gebiete möglich: auf den östlichen Sunda-Jnfetn, in Australien und im melanesischen Archipel. Aber alle diese Menschen der Südsee haben, wie wir heute annchmcn muffen, mit der Negerrasse nicht mehr zu tun als alle anderen Rasiengruppen, die zuletzt einmal in den gemeinsamen Raffen- ftammbaum einmünden muffen.

Ter Neger gilt im Durchschnitt natürlich alsWilder" ober als primitiver Mensch. In körperlicher Hinsicht ist aber vieles an ihm keineswegs primitiv oder urtümlich, sondern hochspezialisiert. Die dicken Ncgerlippen etwa sind etwas Eigenartiges; ebenso hat sich das krause Haar des Negers von der urtümlichen Haarform am weitesten entfernt. Auch die Körperproportionen, besonders die langen Beine, sind wie der schlanke Rumpf hochmenscklich und keineswegs halbäsfifch. Um so überraschender ist es, daß wir eine so scharf gekennzeichnete Raffengruppe nicht bis auf den Grund ihrer Entstehung verfolgen können. Daß der Negerhomo sapiens1 ist, ist unstreitig, denn heute müssen wir alle Menschen zu dieser Art rechnen.

Wenn wir urgeschichklich Vorgehen und mit dem Anstieg der Raffenentwicklung festzustellen suchen, wann der Neger sich zum ersten Mole in fossilen Resten zeigt, dann kommen wir das geht bis jetzt aus allen Funden eindeutig hervor nicht über den Höhe­punkt der letzten Vereisung hinaus. An Jahren mögen das viel­leicht 50 000 sein, eine Zeit, die im Vergleich zur Menschheits- rieschichte sehr kurz ist. Aber auch dabei sind gerade die ältesten Fundstücke zweideutig. Man hat lange Zeit geglaubt, sogar auf europäischem Boden die ersten Anzeichen der Negcrraffe gefunden zu haben. Es handelt sich wieder wie bei der Mongolenrasfe um \ eine Verbindung mit der europäischen Ero-Magnon-Raffe. In den I Grotten vom Grimaldi an der italienischen Riviera haben wir unter den berühmt gewordenen Gräbern der Aurignacien-Zeit (letzte Eiszeit) die ganz besonders auffällige Toppelbestattung, bei der ein junger Mann eine ältere Frau in den Armen hält. Beide liegen in Hockerstellung in einer Grube, die sorgfältig mit toter Ockererde ausgekleidet war und als Beigaben zahlreiche Schmuck- gegenstände und Nahrungsmittel enthielt. Aus der Achnlichkeit

der Skelette könnte man schließen, daß es sich um Familien­angehörige, vielleicht um Mutter und Sohn handelte. Diese beiden kleinen zierlichen Menschen unterschieden sich von den Cro-Magnon- Formen der übrigen Grabbeisetzungen so sehr, daß der e«ste Be­arbeiter der Funde, Verncau, ihnen den EigennamenGrimalüi- Rasse" gegeben hat. lind das, was sie von den anderen Skeletten unterscheidet, ist negerähnlick; sie haben vorgebaute Kiefer und Gliedmaßen, an denen die unteren Abschnitte auffällig verlängert sind. Trotzdem hat Verneau aber niemals behauptet, daß hier eigentliche Neger vorlägen, sondern er hat immer nur vonneger- ähnlich" gesprochen und darauf hingewiesen, daß solche Achnlich» feiten in dieser Gegend auch heute noch Vorkommen können. Meine eigenen Untersuchungen in Grimaldi konnten diese Ansicht nur bestätigen: Nicht nur bei den Australiern, sondern sogar bei Ale­mannen aus der Völkerwanderungszeit lassen sich ähnliche Bil­dungen nachweisen, die sogar den Vorteil haben, daß auch die Sckädelumrißkurveit gut übeteinitimmen. Tenn gerade Stirn- und Lcheitelbildung find bei den Grimaldi-Leuten europäisch und nicht negerhart. Trotzdem können wir für lden europäischen Süden in der letzten Eiszeit Anklänge an Negerisches nicht ableugnen.

Zwar haben wir in den Kunstschöpfungen der Eiszeitmenschen keine Bilder oder Plastiken, die einenNeger" erkennen Taffen, aber bei manchen weiblichen Statuetten gibt es Darstellungen, die an Gefäß und Genitalien Bildungen zeigen, die wir heute mit Hottentottensteiß und Hottentottenfckürze bezeichnen, weil wir fte als besondere Eigentümlichkeiten bei Buschmännern und Hotten­totten finden. Es sind nicht alle dickleibigenVenusfiguren" mit Hottentottensteiß versehen; aber gerade an einem Figürchen aus Mentonc wurde man bei unbefangener Betrachtung doch keine andere Bezeichnung wählen können. Die EiSzeitrnenschen müssen solche Formen jedenfalls gesehen haben, und cs ist keineswegs aus­geschlossen, daß sie schon in damaliger Zeit etwas mit Afrika zu tun hatten aber das Problem, wie die Neger entstanden sind, ist damit noch nicht rocitergcfommcn.

Hierzu müssen wir auf Afrika selber zurückgreifen. Was man ohne große Uebcrlegung annimmt, wird wohl wirklich zutreffen; 6er Erdteil Afrika hat sich seine Rasse selbst geformt. Leider läßt uns Afrika bisher urgeschichtlich noch sehr im Stich. Wir haben lehr urtümliche Formen aus der Affenmenschen- und Urmenschön- zcit, an denen noch nichts Negerisches zu erkennen ist. Und dann besitzen wir Schädel von der homosapiens-Form, die trotz allen Bemühungen ihrer Entdecker nicht als urmenschlich bewiesen wer- ben können. Einwandfreie Negerschädel kennen wir ans der jünge­ren Steinzeit, also etwa von vor viertausend Jahren. Aber da ist am Bestehen der Negcrraffe ohnehin kein Zweifel mehr. Und nun leigt sich eine große Schwierigkeit. Ehe der Neger zu seinen Eigen­bildungen kam, die ihn als Neger kennzeichnen, muß fein Stamm ja auch einmal der mittleren Raffenlinie, zu der wir Australier und Enropide rechnen, an gehört haben. Alle bisherigen Fundstätten aus Afrika liegen aber im Osten und Süden des Erdteils; das sind Gegenden, in denen schon während der Eiszeit Ausstrahlungen der europäischen Cro-Magnon-Rasse festgestellt sind. Zeigt nun ein