KtNe 2 fftttatttnr 148 / p' FweNes ZMorgenvratt det Krankfurte« Jeltung Arettag, 28. Mevrttar 1921 beiter-. Angestellten» und Beamlenverbände ringelausrn« Erklärung: Wir weilen mit Entrüstun,- di«}k,riftT Forderungen zurück, deren Schärfe in krossem Gegensatz« steht zu den inoroiischen fie­len, di« vom Völkerbund betont worden{tnb. Die Durchführung dieser Beste,ninungen würde di« dauernde Versklavung des deutschen Volkes, jeglichen Verzicht aus kuitureUen Aufstieg und di« beständig« Bedrohung des inneren Friedens zur Folge haben. Ei« würb« die Ardeilssreudiglcit der Ardcitnehmer- schasl dauenld lähnren und doniit die CrsüUuiig der im Versailler Vertrag übernommenen WicderguiinachungLpsiichlen gänzlich un­möglich machen. Namens der im Geiverkschastsring vereinigten Arbeiter, Angestellten und Beamten erklären mir uns bereit, die Regerung bei ihrem Bestreben, eine dem deutsche» Winschasts- lcben gerecht werdend« Lösung der Wiedergulmack/rrngssroge zu erreichen, mit allen Kräfte» zu unterstützen und die Folgen zu tragen, die aus einer Ablehnung der deut­schen Gegenvorschläge sich ergeben könnten. Danach wurde die bereits mitgeieilt« Cutichlietzung des wirr- schaflspoliNschen Ausschusses einstimmig angenoumren.(Zebhasler Beisoll.) Nächste Sitzung: Freitag II Uhr. Steuerfreiheit d«S Existenz« Minimums, Abänderung des Einkommensteuergesetzes, Rcichs- notopfer usw. Eine EnkschNetzung, de» Reich»wlrljchaftsrakes. Berlin, 24. Febr.(Priv.-Tel.) Der mirlschafts- politisch« Ausschuß hat bdanlragt: Der Oortäufigc Reich» wirtschaftsrat wolle folgende Enlschließung der RtichSreglerung übermitteln: Di« Im NeichswirlschaslSiat vereinigten Vertreter der gesmnten deutschen Wirtschaft, Unternehmer wie Arbeiter, stehen aus dem Standpunkt, daß die deutsche Negierung die von ihr im Friedens- Verträge übernommenen Verpflichtungen der Wiederherstellung in loyalerWeise und mit allen it t ü f!« n tu erfüllen suchen muß. Dl» Forderungen in Anlage 2'jtt Pariser Note dom 29. Januar d. I. lind jedoch tn keiner Weise geeignet, diese,» Ziel zu dienen. Tue Durchführung dieser Forderungen würde im Gegenteil nur zur baldigen Zerstörung dcs deutschen Wirt­schaftsleben» führen und damit jede Wiederherstellung unmöglich wallten. Wenn Deutschland aber bezahlen soll, muß e« zunächst sei« Leben fristen können. ES ist bekannt, daß schon vor dem Krieg« etwa zwei Driltel der deutschen Bevölkerung in Industrie, Handwerk und Handel und ein Drittel in der Landwirtschaft tätig waren. ES mußte schon damals ein sehr erheblicher Teil der erforderlichen Nah- rung-ml'.lrlmkngen eingcsühcl weiden. Jehl ist die deutsche Land- wirtschait durch den Krieg geschwächt und teil Iahten der Zufuhr eines Der!» ihrer wichrchfde» Hiltsslosse, z. B. bei Phosphate be« raubt. Deutschland hat durch den Fricdcnsoerlrag mehrere seiner landwirtschaftlich besten Provinzen verloren. Eine mehrjährige, fast vollständige Absperrung vom Auslände hat zu der dauernden Unterernährung der breiten Masten der Vevöikerung geführt, deren Folgen jetzt in stets zunehmendem Maße in die Erscheinung treten. Sa ist es die obeiste Pslicht einer jede» deulsrhe» Regierung, eine erhebliche Zufuhr von Nahrungsmitteln vom AuSlande slchcr- zustellin. Ohne diese ist die Ausrechierballung eine» einigermaßen geordneten staatliche» und sozialen Levens in Deutschland heu'e ganz unmöglich. Der Ertrag der deutschen Ausfuhr, wie fie sich jetzt gestaltet hat, genügt aber nicht einmal, die verhälinlSmäßig geringe» Men­gen der bisher«ingeführlcn Lebensinitlel zu bezahlen. Der ja dringend« Bedarf an einzniührcndcn Rohstofscii lz. V. für dir Bekleidung der Bevölkerung) kann überhaupt nicht aus den Er­trägnisse» der Ausfuhr bezahlt werden. So ist allein durch die Einfuhr«tnel brschraukler Teiles des nolweudigflen Lebensbc- darf» ein immer größercS Defizit der Zahlungsbilanz entstanden, besten Ausgleich durch Ausnahme von Krediten im Auslande schau lebt nur schwer erreichbar ist. Durch die in Artikel IV der An­lage 2 zur Pariser Not« geforderte istonrralle öder dl« Auslandskreditgeschüftr der Regierung uns ihier unlergeorduelen Stellen würde die Auf­nahm- von Krediten i»i Ausland« voraussichtlich völlig unmöglich gemacht werden. Bei Beurteiluna der Zukui-.ftsauspchlen der deutschen Ausfuhr darf nicht non den günstigen Verhältnissen des letzten Jahrzehnt» vor dem Kileae ausuegaugen werden, cs muß vielmehr berüeksichligt weiden, dag in sait allen Ländern flgl da» Bestreben henschl, zuw Schutz« der eigenen Jndustiie sich gegen die Einfuhr von Jiidustrieeczeugnisten«dzusperren. Die Note scheint davon au-zngchcn, daß die deutsche Ausfuhr in starkem Maße noch gesteigert werden könne. Die» halt« zunächst zur Boraussetzuna, daß all« AblpcrrungSmaßregcln de, fremden Staaten fallen würden. Ein, erhebliche Steigerung dkl AuSsuhl ließe stck aber auch dann nur unler Preisgabe wcscnilichcr sozialer Errungenschaften ermöglichen, vor allem aus dem Gebiete dcs Ar- beiiersrbutze» und de» Achlstunüenlages, der in Artikel 427 des Frieüensverlrage» geiorderl ist. Das würde mittelbar mit der Zeit oued eine Herabdrückung der Lebcnsdcdinaungcn der Ar- berterlchoft tn den im L^ettbewerd siebenden Staate» des Aus­landes bewirken. Die Bestrebungen aus weltgevende Verbesserung der Lage der arbeitenden Klasse, welche heule die besondere Auf­merksamkeit der ganzen Welt in Anspruch nehmen, würden damit vereitelt werden. Der ReichSwIrtschaftSrat Ist der Ueberzcuoung. daß der Ver­such,«inen größeren Teil der Pariser Forderungen zu verwirk­lichen, nur dazu sührrn würde, die Einfuhr von Lebens­mitteln und Rohstoffen nach Deutschland ganz unmöglich»u machen. Damit würde Deutschland zunächst aus der Reib-»er Elaalen ansschciden, die aus Grund der eigenen Arbeit»n Ownt« lind, von andere» Waren zu kausrn. Zum Schade» der Rohstofsirzeugung und der Industrie oller Lände, würde damit«in großer und auftiahmesählger Markt für Nohstosfr und Fabrikate ausgeschaltet werden, nachdem bereits zahlreiche Länder de» östlichen Europa» durch politische und Jnlnndswirrcn die früher« Kaufkraft verloren baoen. Noch nimmt Deutschland zwischen diese» Ländern und den westeuiopäischen Staaten in wirtschastllcher und sozialer Beziehung eine Mittelstellung ein. Ein Versuch der Burckfführung der jetzt in Paris erhobenen Forde­rungen würde da» Land durch die Lahmlegung der unbedingt er­forderlichen Elnsuhr mit Riesenschritte-i de» weitere» Verelendung zoführen: k> Würb« dann schnell den Weg äußerster wirtschaftlicher und so­zialer Zerscvung, wie sein« östlichen Nachbarn, zu End« gehen. Au» diesem Grunde erachtet cS der Neichswirischaftsral für I rin« Psticht. vor dem Lande und der Weit zu bezeugen, daß er ii« l« der Pariser Note erhobenen Forderungen für unerfüllbar hält Der Relchswinschi-slSrat bittet des­halb dl« Regierung, ln Erfüllung der Peipflichiung zur Wieder- Herstellung d»e äußerste Grenze der Leistungsfähigkeit Deutschlands cinzuhalten. Sollte auf dicscr Grundlage eine Einigung ml!, den Gegnern nicht zu erzielen sein, so bittet der Ncichswirischaslsiai in voller Eikcnntnl». der Folgen die Neichsrcgirrung einmütig und dringend, bst ihrer Ablehnung der gegnerischen Vorschläge zu beharren.^ Jur Kündigung des Ueberschlchten-Abkommens. «» yochnm, 23. tzebr.(Priv.-Tel.) lieber di« Kündigung des Neberschlchl«n-Abtoai»i«ii» durch die Bergurbeiteroerbäude sind in de» lrtz'sn Tagen verschiedentlich durchaus irreführende lRit- teilungen durch d»e Presse gegangen. Die von einer Kölner Nachrichtenstelle verbreitete Darstellung, wonach die Kündigung de» Abkommen» unmittelbar mit dem DiklatderEntrnte bezüglich ber Kohlenliefer ungen zujammenl'änge. ist vollkommen»nootiekkend. Seit Moiurlen, also lang« be­vor dis neu« Kohlenförderung der Entente bekannt war. mibe» Belegschaften und Mitgliederversammlungen der organisierten Bergarbeiter im Ruhrrevier die Kündigniig des Ueberschichlen- abkommcn» verlangt. Von den Vertreter» de» alten Berg- arbeilerverbande» wurde sie bereit» für Au-gang dcs laufenden Rtonat» g»kord-r1 Hiergegen wurde vom Gewerkverein christ­licher Bergarbeiter Einspruch erhoben, alsdann mit Rücksicht auf die Londoner Verhandlungen mit der Entente die Kündi­gung um vierzehn Tage verschoben, sodaß sie jetzt am l 3. März wirksam wecden wird. Tie Organisationen begründen ihr Vorgehen damit, daß der Gefundbeitkzuiiand der Berg, arbeite r be» Aufrrcküerbaltung de» Abkommens, da» ja vo» vornherein nicht a!» Dauereinrichtting gedacht gewesen sei. nicht weiter zulaste. Man wies darauf hin, daß die Zahl der Be­triebsunfälle unter der Einwirkung der Ueberfchichten in besorg­niserregender Weise zugenommen habe. Auch steht ein großer Teil der Bergarbeiterfckaft auf dem Standvunkt. daß ein wirk­licher Aördsrnutzen durch di« ständigen Ueberfchichten auf die Dauer kemesioeg» gewährleistet sei. Rn den Tage», an denen vornehmlich übergearbeitet wird, steigt die Förderung der ge. samten Zechen auf über 380 000 Tonnen. Sie geht am folgenden Tage infolge der Ermattung der Belegschaft ans 280 OO bi« 200 000 Tonnen ziirück und am zweiicn Tage nach dem Haiipt- überfchichtentag, wenn die Bergarbeiter wieder auSgcriihicr find, steigt sic wieder ohne Ucbcrschicht aus 310 000 bis 820 000 Tonnen. Di« regelmäßige Wiederkehr dieser Förderkurve läßt nach brr Ueberzeugnng der Bergarbeiter erwarten, daß nach dem Ab­bau ber Ueberfchichten in kurzer Zeit durchschnittlich dasselbe Kohlenquantum qrbeitstäalich gefördert werde wie vordem unter Hinzunahme der Ueberfchichten. Möglicherweise würde sogar noch ein« höhere Leistung heranskommen, zumal wenn man werkseitig dazu übergehe, die Hauerklasse stärker zu besetzen. Berkkn, 24. Febr.(Wolfs.) Einer der hervorragendsten dcu:- K n Kehlkopfärzte der Gegenwart, Professor Di. Kill Ion. ist ie»ach längerem Leiden im 61. Lebensjahr gestorben. Deutscher Re'ichsrag. «fc- Berlin. 24. Febr.(Priv.-Tel.) Die Genehmigung zur Strafverfolgung de» Abg. Hörsing(S.) in einer Privalklagejache wird abgelchnt Hierauf setzt das Haus nach nomenilicher Zuwahl von vier Schriftführern die zweite Le­sung de» Haushalisplane» für 1020 beim Haushaltsplan für das Arbellsmlnislerium mit den dazu vorliegenden Anträgen und Entschließungen fort. Abg. Leopold(D. N.): Die Verminderung der deutschen Ar- beitskrall und Aibeilsieistung ist in immer stärkerem Maße gestiegen Daran sind nicht nur die allgemeinen durch den Krieg und nach d.m Krieg eingelrelencn Nöie schuld, sondern vor allem die über­stürzte Einführung dcS achtstündigen Arbeitstages. Nach einem verlorenen Kriege durste die Arbrilsbeschränkung nicht so schcniaiisch und unvermittelt durchgesährt werden. Man hätte auf die Lebensbedürfnisse der Industrie mehr Rücksicht nehmen müssen. Bedauerlicherweise wurde da» Ueberfchichtenabkoilimen im Ruhrgeblet zum IS. März gekündigt Wir hoffen, daß ein ähnlicher Abkommen zustande kommt, wie es im letzten Jahre zwei­fellos von segensreicher Wirkung gewesen ist. Eine Durchführung des Wohnungsbaues wird ohne erhebliche Reichszuschüsse nicht neulich sein. Für di« Zukunft müssen wir verlangen, daß ver­such, wird,«inen Weg zu finden, der die freie Arbeitslust eu f dem Daumu'kt« wieder onregt. ohne die wir in Deuilchland keinen Erfolo e>sielen. Eine allmähliche und starke Steigerung der Mieten Ist unbedingt nötig. Damit muß eine Verbesse- rmrg der WesizutvachSstcuer verbunden werden. In den Kohlen­revieren muß die SicdlungSbeläiigung«ine größere Unierstgtzung der Itegienliig finden als b'Sher. Sind die dazu nötigen Mittel nichi vorhanden, dann müssen di« Kohlenpreise erhöht werden. Erhöhte Ausmerksamkeit ist der Ausgestaltung der produktiven Erwerbslosenfürsorge zu schenken. Abg. Andre(Z>: De» Urteil de» Vorredner» über eine all­gemein ungünstige Wirkung de» Achtstundentage» fchi-ßl doch cliuaS über das Z cl hinaus. Die f,!roduklion»krost Deut!ch!ands wurde namentlich dadurch eingeschränkt, daß wir nach dem Krieg zwei Millionen Tote zu beklagen halten und jetzt drei Millionen Kriegsbeschädigte zählen. Große wichtige Wirtichastsoebiete im Osten und Weile» stnd uns genommen worden, die Kolonien und die HandelSsloite- Deutschland ist armund schwach ge­worden. e» ist das alt« starke Deutschland von ehedem nicht niehc AndcrerfeitS ist Deutschlands Arbeiterschasi eine freie Ar- beilerschast. di« nicht gewillt ist, den Druck des EntentekapitaliS- mus zu tragen. Unser wirlselmitlicher Zusammenbruch Hot auch den ganzen Unterbau unserer fozialpilitischcn Gefetzgebung zer­stört Ein Diittel zur Bester,ina liegt! einer guten Lohnpolitik auf Grund einer zuverlässigen L» h>' fl o 11 ftl l. Bedauerlicher­weise sind die Gewerkschaften zu einem Tummelplatz politischer Kämpfe geworden, wodurch sie tn ihrer Geschlossenheit geschwächi iourden. Den Arbeitern und Angestellten ist ein gerechter Anteil an den Erträgnissen ihrer Arbeit einzuräumcn. Ein Hauptmangel der Tarifverträge liegt darin, daß die QualiiäiSarbeit nicht genügend zur Anerkennung gebrach! wird. Mit Recht dürfen die Bergarbeiter eine bessere Bezahlung beanspruchen, denn sie baden dem ganzen Volk und der deutschen Arbeiterschasi durch dar U c b e r l ch i 6,1 e n a b k o m m e n ein rühmenswertes Beispiel gegeben. Do» Uebcrfch-chieiuibkonrmen muß in verbesserter Form wieder zur Wirklichkeit werden, um weiterhin produklionssöcdernd zu wirken. Das Reichsarbcilsministerium hat erfreulicherweise auf dem Gebiete des'Scl>lichiungswesens mit vielem Ersola die Jni- iiative ergriffen. Der ganze Arbciier'chuh muß einhcillich geregcli werden Die Rcn'tnteslsitzung der Krieasbefchädigtcn gehl zu iongfam voran. Dt« Beamle» niüssm hier schneller arbeiten. Abg. Moldenhaner(D. Pp): Der Staat wild überall da ein- greiscn müssen, wo c» sich um den Schutz der wirtschaftlich Schwä­cheren handelt. Nur muß die Produkiiviiäi der Wirtschaft dabei gewahrt bleiben. Auch die private Fürsorge, namentlich die der Kirche, kann n'cht enibehrt werden. Allzu große Zenlralisation lst schädlich Dei ho!>e Stand unserer Un'allverhütung ist dai Werk der Bernssgenosienschaslen. Die ArbeitSlosensürsocge muß in erster Linie ArbeiiSbeschassung sein. Was der Minister darüber gesagt bat. ist ebenso zu billigen wie seine Ausführungen über den ArbcilSnochiveis D'« private Bauiätigkeit muß belebt werden. Tarisverir仫 stad wertlos, wenn^ sie nicht auf längere Zeit ubge'chiossen werden. Solang« wilde Streiks aeduldei merd' wird nran dein Abschluß von Tarifverträgen in Ardeit» gclu sin skeptisch gcgenüberstchen Hier haben die Gewerkschaf- kii große Ecziehuugsaibeil zu leisten. Das Streikrecht muß seine^reitze» da linden, wo es die allgemeinen Interessen schä­digt wie bei den ledcnswtchiigen Betrieben. Dem Terror muß mit aller Schärse cnlgegengetreien werden. Abg. Simon(Unabh.): War wrr in erster Linie brauchen, ist eine einheitliches Arbeiterrecht. Die Aufgabe ist schwierig, und wir wären weiter, wen» die frühere Regierung »ich, gniiz versagt hätte. Die Beseitigung de» Achtstundcittages würde die Arbeitslosigkeit nur noch steigern. In Wirkiichleil baden wir de» Achisni»den:ag noch gar nicht. Der Arbeiter und Angestellte muß ein gesetzliches Recht auf Urlaub unter Fort­zahlung der Löhne und Gebälber erholten. Die Akkordarbcii muß eingeichrünkl werden. Die Heimarbeit darf nur noch da zug.siaste» werden, wo die Arbeit in einem gclcklossene» Fubril- bcirieb nicht möglich ist. Langfristige Tarifverträge sind bei den heutigen Perixiltnissen unmöglich. Auch di« wilden Streiks hän­ge» mit der Unsicherheit der Verhältnisse zusammen. Die M i ei­ste» e r lehnen wir ob. Sie würde eine Sozialisierung des Wohnungswesen» ganz unmöglich machen. Der Grund für die jründigunA d«l Ueberschichienabkommen» liegt nicht allein in dem Ernährungszustand der Bergarbeiter, sondern vor allem auch darin, daß die Regierung das Versprechen der Koblcn- sozialisierung nicht eingehalten hat.(Beifall bei den Unabhän­gigen.) Abg. Schirmer(Dayr. Vv.): Die wichtigsten Probleme unse­rer Wirilchast lind die Beschaffung von Arbeit und der von Wohnungen. Wir verlangen weiter« Ausdehnung der produk­tiven ErwerbSlofenfürkorge. In der Landwirtschaft darf kein Gelände unbeackert bleiben. Nötigenfalls muß mit Zwangsmaß­nahmen vorgegangcn werden, um Arbeitslose unterzubringen. Kurz nach Ü Uhr vertagte das Hau» die Weiterberatung auf Freitag 1 Uhr. Aus dem Relchsrat. Berlin, 24. Febr.(Priv.-Tel) Im ReichSrat ist der Etat für 1021 eingegangen. Der ReichSrat erklärte sich u. a. mit der weiteren Ausprägung von 50 Mill. Mail in F ü n fz i g p f e n- n i g stücken au» Aluminium einverstanden. Genehmigt wurde ferner ein neuer Notetat. Er bezieht sich auf die Ausgaben für März 1021. Während nach dem bisherigen Not­etat die Negierung ermächtigt wurde, die Ausgaben in der Höhe der Etats für 1919 z» leisten, wurde sie nunmehr ermächtigt, über die Positionen des Etats für 1020 einschließlich der Ergänzungen insoweit zu verfügen, als nicht bei der Beratung im HaushaliS- ausschuß des'Reichstags oder in der zweiten Lesung im Reichs­tage Aenderungen vorgcnommen werden. Der bei Angehörigen der SteichSwchr einzubeimlicade Betrag für Naturalverpflcgunq wurde wegen der Erhöhung der TcuerrrugszuschlSge von 6.50 auf 8 Mark herausgesetzt. Angenommen wurde ein Anlrag Prerlßens, wonach der ReichSrat die Reichsregiemng ersucht, vor Ausschrei- oung von Enttoürfen, die«ine finanzielle Mehrbelastung oer Län­der oder Gemeinden mit sich bringen, zunächst die finanziell« Seite im Verl-andlungswege mit den Ländern klar zu stellen, sofern nicht die Mchibelaltung von voniherein vom Reich übernommen wird. Der preußische Aulkog will verhindern, daß groß« gesetz­geberische Aufgaben in Angriff genommen werden, bevor die Kostensroge genau geprüsi ist. In der Ausschußbcralung hat die Reichsrcgieruna bereits ihr Einverständnis erklärt. Annahme fand schließlich die Ausdehnu», der Geitungsdauer de» Gesetzes über die E n l w a s j n u n g de r Bevölkerung bi«»um 1. Juli d. I. Der bayerische Gesandte». Preger erklärte, daß Bayern un­beschadet seiner Stellungnahme zu dem Entwafsnungsgesetz und dem Problem der Entwaffnung selbst keinen Einspruch erhebe. vom Reichswariderungsamt. & Berlin, 23. Febr. Gestern fand im Retchsministerium de» Innern unrcr dcm Vorsitz o«S Rcrchruuug't«,» o«s Eimern«uu Besprechung über den Aobau de» RerchSwanderungS- a m t e s statt, an der außer Miigliedcrn dcS ReichStagshausbalts- Ministerien«ine Reihe von Sachverständigen und Auswandererorgani'atioueu lciinahinen. Tie Vertreter der privaten Organisationen setzten sich dafür rin, daß die Auskunfiserleilung für Auswanderer an an,:- lichcr Stelle zentralisier! bleibe und nicht, wie vorgeschlagen wor­den ist. privaten Organisationen übergeben werde. Tie Vertreter der Gcweikschasie» legten Wen auf die soziale Arbeit, die vom ReickSwanderungSaint gclcisiei wird, und wünschten, daß diele in der Hand des Slaalcs bleibt Die Verlrelcr der Hanlastädie na len gleichfalls gegen den Abbau des ReichSwanderungSamlS auj. Der Verein für das Deutschtum iin Anslande, die evangelischen und katholischen Verbände, die Frauenorganisationen, der Ver­treter dcs RclchSarbeilScmrtcS waren einstimmig der Ansicht, die Arbeit des NcickSwandernngramlcs, die erst in ihrem Anfang stehe, könne nickt ohne sckwcre Schädigung des AuS- iandsdeutfchlums aboebaui werden. Auck wurde festge­stellt, daß eine private Auskunstserteilunq ebenfalls mit«roßen Kosten verknüpft sein werde und darum der Staat beim Abbau des ReickswanderungSomis nur geringe Ersparnisse machen könne. Der Vorschlag de» ReichsiagSabgcordneten Külz, eine Denkschrift auSzuarbcften und die Angelegenheit einer gründlichen Prü- fung zu unterziehen, wurde daher rtastlmmia ange­nommen,. Zulerna!ionale sszialistlsche Konferenz. I. G Wen. 24. Febr.(Priv.-Tel.) Stuf der Tagesordnung d'-r heutigen Litznng der int-rnational-n sozialistischen Koufe- rtnz stand die Tistussion über das Thema Methode und Organisation des K l a s s e nk amp se s. Der Verlauf der Debatte wird am besten durch die Be­merkung des letzten Redners, des Schweizer Parteiführers Grimm, gekennzeichnet, der die Konferenz davor warnte, den Eindruck zu erwecken, als stehe im Vordergrund n'rcht der Kumps gegen den Kapitalismus, sondern gegen den Bolschewismus. Mit Ausnahme eines übrigens in Rom lebenden Vertreters der russischen linken Soziatrevolutlonäre. der das Sowjetsystem und die Diktatur des Proletariats als die einzig mögliche Form der sozialistischen Machlausübung kennzeichnete, ließen alle Redner der Polemik gegen den Bolschewismus den brei­testen Raum in ihren Ausführungen, wobei die oftmalige Wie- derholnng der gleichen reichlich bekannten Beweisgründe die Oualiiät der Erörterungen beeinträchtigte. Besonders eindrucks­voll wa> die Vcrurieiluiia des Bolschewismus durch den ehe­maligen ungarischen VolkÄieaufiraglcn Kunfy auf Grund der eigenen Erfahrungen. Kunfy wies auch darauf him daß die heutige sozialistische Bewegung sich von der Wirklichkeit«nt- fcrni habe, indem sie die großen Veränderungen, die durch die Folge» des Krieges in der Zusammensetzung der proletarischen Massen bewirkt worden seien, unberücksichtigt gelassen habe. Diesen Veränderungen müsse durch neue Ziele und Orzani» sationsformen Rechnung getragen werden. C r i s p i e n betonte u. a. die Unterscheidung zwlscl-en wirtschaftlichem und politi­schem Rätesystem. Das erstere sei schon jetzt anwendbar und geeignet, da» Klasscnbewußtsein der Arbeiiersck>ast zu freben; das letztere dagegen könne erst nach der proletarischen Macht­ergreifung in Frage kommen. Sämtliche Redner Ware» darin einig, daß, wie der Engländer Shinwell mit besonderem Nach­druck forderte, die Wohl der Methoden und OrganisasionSfor- men zur Durchführung dcs gemeinsaincn Aktionsprogramm» jedem einzelnen Lande überlassen werden müsse. Auch wurde von allen Rednern die gegenwärtig nicht voxhandene Einigkeit des Proletariats als Voraussetzung einer wirksamen Aktion und ihre Hcrstcllnng als die Hauptaufgabe der von der Kon­ferenz zu schaffenden Oaganilalion bezeichnet. Von der Sozialdemokra'ie Georgiens ist ein Protest­telegramm gegen den bolschewistischen Ueberfall eingetrof. fen. ES wurd« eine Kommission gewählt, um eine Resolution über diesen Gegenstand auszuarbeiten. Aus dem brfetzlen Geblek. Lohnabbau im Saarbergbau. Saarbrücken, 24. Febr.(W-lff.) Zu den mehrfach\m Saar­berg b a u eingelegten Feierschichten soll nunmehr auch der Lohnabbau rreten. Die Bergbaudircktron hat den Orgamsa- tionen der Bergarbciterschaft mitgeteilt, detz nur durch einen bau der Löhne, der vom 15 März ab in Kraft treten soll, die Gv stebungskosten teilweise verringert werden könnten Der Abbau der Löyne um 4 Franken pro Schicht sei da?.Rlndestc, was die Arbcilersckaft tragen müsse. Die gesamte Saarindustrie wurde andernfalls zum Stillstand und Not und Elend über Tausende von Arbeiterfamilien kommen. Die Orqani'mtronen der Saarberg, arbeiter erlassen einen Ausruf an ihre Mitglieder, in dem zur Ruhe und gewerkschaftlichen Disziplin,autgc:ordcrt wttd In dem Ausruf wird oie Hoffnung ausgcdruckt, daß dw-pbsicht der Direktion ange^bts der noch weiter stelgenden Preise sur Lebens» mittel nicht durchgcführt werden kann. ausschusscs und der aus dem Kreise der Ausiands- Die polnischen Zuden ln Oesterreich. r Wien, 23. Febr.(Priv.-Tel) Die polnische Regie- rung hat die Frage der Ostjuden in Oesterreich vor dem Völker­bundsrat anhängig gemacht und dort Klage über unberechtigte 'Massenausweisungen geführt. In derPolitischen Korrespon- öeiu" wird hierzu halbautttich mitgeteill, daß, während im Ver­laufe des Jahres 1010 die damots nach«ein neuen Oesterreich und insbesoiidere nach Wien gekommenen Angchöriycn der Nach­folgestaaten in ihre Heima, zurückfluicten, der größte Teil der polnischen Flüchtlinge, der aus Juden bestand, keinerlei Veran­staltung gelrojscn habe, das österreichische Staatsgebiet zu ver­lasse». Im Herbst 1919 schätzte die österreichische Regierung die Zahl der Ostjuden in Wien auf 70 000. Die von ihnen eurgc- brachicn Gesuche um Anseuthaltsbcwilligungen wurden nur in 25 v. H. der Fälle abgcwiescn^ Trotzdem sind freiwillig nur 8000 Personen abgereist und nur in 140 Fällen fand ein zwangs­weiser polizeilicher Abschub statt. Zu dicscr Sach« sagt der ainl- liche Bericht, steht das Verhallen dcr polnischen Juden in scharfem Widerspnich, die sich vielfach der Valutaschiebere!, dcr Preis­treiberei und dos Schlcichhandcls schuldig machten. Bon einer Massenausweisung könne nicht die Rede sein. Das Recht, ein­zelne fremde Staatsangehörige ansznwcisrn, könne sich Oester­reich als souveräner Staat nicht nehmen lassen. Es werde aber nach wie vor alles tun, um die Rückwanderung der Juden in ihre polnische Hciniat in humaner Weise durchzusühren. Die Rigaer Verhandlungen. P Riga, 24. Febr.<Pnv..Tel.) Die Unterhandlungen K r a s s i n s mit S! e e z k o w s k i haben zu einem positiven Resultat geführt, indem eine Einigung in der Gold- frage erzielt wurde. Steezkowsk! nahm im Prinzip den Vov cklan Joffes an, jedoch wurde die eudaiUtige Beschlußfassung den Regierungen in Warschau und Moskau überlassen. Krassin lat sich weiter nach London begeben, Steczkowski ist nach War­schau zurückgelehrt. Heute findei die lang erwartete Plenarsitzung der F r, e. denSkonferenz statt, wobei der Flüchtlings-Rückfiih- rnngS- und dcr GrenzrcgnlierungSvcriragnterzrichnet werden sollen. Die Verhandlungen verlausen nunmehr ohne Hinder­nisse. Die für Anfang März angezeigte Unterzeichnung wird voraussichtlich noch vor dcr Abstimmung in Ober, s ch l e f i t n erfolgen. Ans dem Saukaiu». Pari», 23. Febr.(Wolff.) Wie Havas aus Konstantinopel berichtet, bestätigt sich die Nachricht von der Revolution der armenischen Nationalisten gegen die Sowjct- r e g i e r>i n g I n E r i w a n Die Truppen Georgiens ergriffen di« Offensive gegen die-rmenifchen Bolschewisten südlich Tiftis und errangen cmcn Sieg. Tie Lage Georgiens bessert sich. DI« Muselmanen leisteten der MobilisierungsorDer Folge. Die Dev terdigung der Haupfftadt scheint sichcrgestellt. Der Staatsstreich in Persien. Pari», 24. Febr.(Europapreß.) Wie der.New Dort Herald' aus Teheran meldet, wurde der kosakisch« Staatsstreich in Per­sien vom Ch-fredakleur der Blattes.Raad" Seyed Zia Ed bin angeführt, der nach einer Neittcrmcldung Führer der neuen Regierung wird Die Kosaken ickritien zu zahlreichen Berbaslungen. Unter den Verhaslettn beftndel sich der frühere Mtnisierpräsidenl Farman und weitere drei Minister. Der letzte Min'.steryräsident S-epastarS konnte sich tn die britische Gesandt- schaff flüchten, wo er unbchelligt blieb. Die Führer der Revw lntton erklären, die Aulorität, des Schab» achien^zu^wollen und ve----. m brit.... die Ausländer nicht belästiai werden. Oberschlesien. Beuthcn, 24. Febr.(Wolff.) Heute morgen holten ein fran­zösischer Offizier und mehrere franzoysche Soioalen den des Mov des an Theophil Kupka angeklagten Schlosser Myrezit anS dem Gefängnis, wodurch der Angcflogic der deutschen Gerichts- barfeit entzogen wird. Die GerichlZbehörde protestiert energisch gegen dieses Borgchen und behält sich vor. ihre Stellungnahme demnächst der Oessenttichkcit ,u unterbreiten. Die polnischen Landarbeiker. n Breslau, 22 F«hr. In dem oberschlesischen Abstimmungs- lamps zeigte es sich immer wieder, daß sich die polnische Propaganda aus die polnischen Landorbetter zu stützen versucht, und daß selbst in rein deutschen Bezirken die Besetzung der Güter mit polnischen Saisonarbeitern zum Vor­wand genommen wird, polnische Ansprüche geiiend zu machen. Tie Frage der polnischen Landarbeiter ist für Schielten m einem solchen Zusamnienhange aus einer wirtschaftlichen eine politische Frage geworden, und es muß tn diesem Zusammen- Hang e'ittinal auf die Bedenklichkeit hingewiesen werden, dre die starke Heranziehung dieser Arbeiter in sich birgt, wenn nicht die notwendigen Sick>erungen getrosfen werden. Nach den gesetzlichen Vorschriften hat die Anwerbung der Saisonarbeller nach besonderem Verfahren unter Teilnahme de» Landratsamtes und der Londwirtschaftskammer zu erfolgen. Ter Sinn dieser vielfachen Vermitllun« ist die genaue Prüfuna des Bedarfs, die Vermeidung der Her- abdrückung des inländischen Arbeiismarkies und die Ermög- lichung des gesetzlich vorgeschriebenen jährlichen AbschubS der ausländischen Sai s o narb c i k er. Leider halten sich die landwirtschafllichen Streife aber nicht an diese Vorschriften. Tie Abschubvcrfüoung ist eingeschlafen, und die Saisonarbei- :et werden in großer Zahl illegal beschäftigt. Eine nachträg­liche Angabe der illegal Angeiporbenen scheuen die Arbeitgeber, weil die Nachlegiiimation besondere Kosten vemrsacht, und die gesetzlichen Handhaben der Behörden reichen, besonders da dafür Maßnahmen fehlen, nicht aus, die Bestimmungen durch- zusctzen Vielfach durchkreuzen auch die Gutsvorsteyer durch falsche Meldunoen die Kontrolle des Landrats. Es erscheint angebracht, auf diese Zustände einmal öffentlich hinzuweisen. Besonders in der schwierigen Situation Schlesiens müssen die ländlichen Arheitgeber ihre wirtschofilichcn Interessen hier hinter die größeren Interessen des Deutschtums zurückstellen und den Behörden Mittel an die Hand gegeben werden, den gesetzlichen Anordnung Befolgung zu verschaffen. Im schlesischen Oberpräüdium sind bereits Arbeiten in diesem Sinne im Gange, Berliner Uraufführung. 12 H Berlin. 24. Febr.(Priv.-Tel.) Walter Hasen cle^ Vers Drama.Jenseits" land bei seiner Berliner E r si a u f. sührpng in den Kammerspielen des Deutschen Theaters nur matten Beifall, der nicht einmal unbestritten blieb.-ra:steller:scher- seits zerstörte Herr Dieterle durch äußerliche Tbcatralck. war Fräulein Straub an seelischen Wirkungen anzubahnen versuchte. Das Drama selbst, da« den Gestorbenen Macht über die Lebenden gibt und dem Liebenden Erlösung dadurch zu sichern strebt, doß tt, die Geliebte lötend, sein eigene* Ich vernichtet, leidet unter krampf- baster Uebersteigerung der Empfindungen und des dich.enschen Vermög-ns. Wo die Gestaltung versant, ruft Hasenc/ever grobe Kulissenesfckte zu Hil'e: wo«r an seelischen Geheimnis,cn rühren mochte, zersplittert ihm die Charakteristik. vermischte Nachrichten. st Wellburg, 24. Febr.(Priv.-Tel.) Der Landwltt Phi- l i V p F i nk aus Weycr(Obcrlabnkreis). der bei der letzten Wahl als Spitzenkandidat der Deutschen BolkSparte! des Obcrlahu- kreiffs ,um Provinzial l'a'n d t a g gewählt wurde, ist Eltern nachmittag von einem tödlichen Unfall betroffen worden. Aul einer Wagen'ahtt scheuten die Pferde vor einem hcrrannahkuden Zuge Fink sprang mit seinen Bcgleitem ab: wahrend diese unverletzt btt eben, geriet Fink unter die Räder und wurde ubcrfabren. Er erlitt schwere Verletzungen an Kopf und Beinen, denen er nach fUri«i Magdeburgs 24. Febr.(Priv.-Tel.) In der Grub« Sophie bei Wolmirsleben(Bezirk Magdeburg) wurden drei Arbeit er ''urch Nicdergehen dcr Strecke verschüttet. Zwei der Der- unglückkkn konnten nur als Leichen, der dritte schwer verletzt geborgen werden. IrankfurLer Angelegensieiten. Die Neugriechen und ihre Kultur. Im Verein für Geographie und Statistik hielt am Mittwoch* abend der Archäologe Prof. Dr. Jücobsthal(Marburg) vor einer zahlreichen Zuhörerschaft einen Borlrag über die R c u- g r i e ch e n und ihre Kultur. Dcr Vortragende, der wahrend dcs Krieges in langem Verkehr mit Offizeercn und Rtannlchattcn des in Görlitz untergebrachtcn 4. griechischen Armeekorps sodann im letzten Jahr während eines mehrmonattgcn Auicnttiatts in Griechenland reichlich Gelegenheit hatte, die griechisäje Bolksplyche zu studieren, zeicknele die wichtigsten Charakterzuge d.e,es oven- talischen Naturvolks. Das Bild, das er entwarf, hat wenig mtt den Vorstellungen zu tun. die der Europäer, lnsbesondere dcr au das klassische Ätterium denkende Teulsche vieliach mit dem Name» Griechen und Griechenland verbindet. Man darf den heutlgcn Griechen nicht mit dem antiken vergie.chen und>oll ihn auch nicht an anderen Völkern messen, sondern nehmen, wie er>|t. Aus Grund dcr stattstischen Zahlen, die der Vortragende ubck Größe, Bevöikerung und Wachstum dcs Siamcs gab. zeigte ec, wie in diesem V°ike die städtische Bevölkerung im ganzen sehr zurückiritk. Die Griechen sind heute vorwiegend ein Volk mit ländlicher Kultur. Auch die slädttsche BevL.kerung wur­zelt bis auf wenige Familien der Großstadt noch fest im Lande. Der Bauer, der Techniker, der Kaufmann, der Handwerker, der Gelehrte, dcr Offizier finden sich dicht nebeneinander in derselben Familie, ohne daß das Gefühl der Zusammcngchörigkeii im ge- ringsten gelockert wäre, oder die aus dem Bauernhause in die städtische Sphäre dcr Bildung und des Besitzes hineingewaaffenen Söhne und Töchter sich irgendwie der primitivsten Lebensfoemen ihrer kleinbürgerlichen Ettern schämien. Es gibt bei dem Grie­chen nichts, was irgendwie unserem Slandcsgefühi entspräche. Dcr Kapitän auf seinem Schisse, der Osfizler vor seiner Mann­schaft, der Kaufmann in seinem Kantor trennen nieinai» da» streng Sachliche des Berufes von dem Menschlichen. Der Mensch er­scheint immer in seiner Ganzheit Das mag, besonders im Mili­tärischen, auch seine Schattenseite haben, aber der Grieche lebt und empfindet anders als der Europäer, und es gehl auch so. Ein europäischer Handlungsreisender, der an einem Tage rein ge­schäftsmäßig eine Steihe von Kunden erledigl und. ohne sich zuvor über ihre persönlichen und menschlichen Verhältnisse mit ihnen zu unlerhalten, mit seinen Angeboten ins Haus fällt, sindei beim Griechen kein Verständnis. Auch da. wo der höchste Grad von Verehrung besteht, vermag der Respekt nicht die freie Menlchlich» keit zu verdrängen, und so rede! der Grieck)« auch ml! seinem Künig wie mit seinesgleichen: er spricht ihn mit.Du' an. Der G c i e ch e ist. obwohl es eine ganze Anzahl sehr reicher Familien gibt, im ganzen ein v o r k a p i t a l i st i s ch e r und v o r I e ch n i s ch e r Mensch, dessen Stand in dieser Hinsicht etwa dem de» Euro­päers mis der zweiten Hälft« de» achtzehnte» Jahrhunderts«nt-, spricht. Auch die P o i i t i f, die den Griechen statt beschästigi, ent­spricht diesem Kuliurstande. Es ist bezeichnend, daß dcr So­zialismus der ganz und gar ein europäischer Einfuhrartikel ist. im Lande keinen Boden findet, weil er kein Objekt seiner Be­tätigung hat. Den Achtstundentag, der dcm Progrannn ge­mäß gefordert wird, veffteht der Grieche nicht, weil er für ihn im Grunde eine Verlängerung der Arbeitszeit bedeuten würde. Ein­gehend behandelte der Vortragende das griechische Sprachen­problem, das eine tragische Zwicspäftigkcit nicht nur in das Volk bringt, sondern gewissermaßen jeden Angehörigen de» Volkes in zwei Hälften zerschneidet. Aehnlich wie das hellenistische Grie­chenland durch die Romantik de» AitiziSmu» auf die Sprache der großen griechischen Literatur zurückgrisf, so Hai heut« ein« weit über vernünsiige Maßstäbe hinausschiebende puristische Bewegung an die Stelle der mit zahlreichen Frcmdworten verwachsenen ur­wüchsigen Volkssprache künstlich eine rein griechische, längüerstor- b;ne Worte wieder onwendende Sprache der Bildung gefetzt. S» ist eigentlich jeder Grieche heute zweisprachig. Aber die Straft der Natur und des Gefühls steckt in dcr Volkssprache und erst ein S roßer Dichter vermöchte die puristische und kalte Kunsffprache le» endig zu machen. Aehniiche Zwiespältigkeiten gehen durch die Kunst, so namentlich durch die Musik. Zum Schluß wies der Vortragende auf die Bedeutung®rie* chenlands für Deutschland auf dem Gebiete der Handels wle auf dem der Politik hin. Heute schon stehe tn der griechischen Einfuhr Deutschland wieder an dritter Stelle, aber wenn man, was bei den Griechen nicht unberücksichtigt bleiben dürfe, die Ge­fühlswerte mit einschätze, dann rangier« D«ulschland neben Ame­rika. da» an die erst« Stell« getreten sei. und vor England. Das Verhallen der Entente während de» Kriege» gegen Griechenland werde lange nachwirken. Hingegen werde dort die ernste sachliche Art des Deutschen immer mehr geschäbt. Die Nachfrage nach deutschen Erzieherinnen sel statt und deutsche Hochschulbildung stehe hoch im Werl. Sei Deutschland auch heute pallttsch auSge» schaltet, so dürfe e» doch diese» Kapital an freundschaftlichen Ge­fühlen. die ihm das griechische Volk entgegenbringe, für die Zu­kunft nicht außer Acht lassen. Ein Achtzigjähriger. Im Hörsaal dr» Tbc mischen Insti­tut» der Universität hatte sich gestern abend ei»« stattliche Dckar von Gratulanten zusammengefunden, um den 80. Geburtstag eines Altmeister» dcr chemifch^wiffenfchastlichen Forschung, des am 24. Februar 1841 in Frankfurt geborenen Geheinren Regic- cungsratS Prof. Karl Graebe festlich zu begehen. Der, Jubilar fehlte, die Aerzte hatten ihm die Derlnahme an dcr Feier nicht erlaubt. Die Reihe der Ansprache» cröffnete Ge- beimrat Vrof. Julius o. B r a u n(Berlinl, der das wissenschaft­liche Wirke,, Graebes schilderte. Bor allem habe Pros. Graebe die Augen der Welt auf sich gelenkt durch seine Arbeiten über die Chinone, das Napbtbalin, da» Anthracen, besonders aber da» Alizarin, dessen künstliche Herstellung ihm im Verein mit Karl Licbermann 1868 gelang. Auf der Snnthese de» Alizarin« be­ruht die rasche Entwicklung dcr deutschen Teerfarbstoffindustrie, für sie war daS Laboratorium Graebes die Urzelle. Prof. Lo­renz. Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät, teilte mit, daß bic e Karl Graebe in Würdigung der Taffache, dast seine Arbeiten auf dem Gebiet der aromatischen Farbstoffe, insbeson­dere der Chinone. als klassisch und vorbildlich für Wissenschaft und Technik bezeichnet werden müssen und er auch sonst dis organische Chemie gefördert hat, zum Doktor ehrenhal­ber ernannt babe. Prof. Paul Duden(Höcksst a. M.) über­brachte die Glückwünsche der chemischen Industrie. Gcheimral Har r i e», der Vorsitzende der Deutscken Chemischen Gesell­schaft, feiert«(Sraebe als den letzten Repräsentanten auS de« Zeit 1««» SiLmr«, feie Deutschland zrstz gemacht haben, M