Dienstag, 1. März 1921. Abendblatt SS. Jahrgang. Nr. 159 Bezugspreis! SJeutachlaud: i n Frankiert a. M. monatl. Jl 8, tiglich 8 Zustellungen, bei den Agenturen Jl 11.BO ausschL Träger!., bei den Postaiist. Jl ist einschl. Bestellgeld. Bei den Postanstalteu in Bulgarien viertelj. L 84.25 st. Dänemark Br. 10.11, Finland Fmk. 43.77, Luxemburg Fr. 23.40, Niederiaad. fl. 6.30, riorweg'ou Kr. 6.01, Schwed. Kr. 8.90, Schwöbs Fr. 12,85, Käclißchoslosp. Staat Kr. 53.72, Ungarn Kr. 115.20. unt. gtreifb. für das Inland 60, nach dem Ausland Vierteljahr!. Jl 90 umschließt. Versandspesen. American Agency Warner& Peper, Inc. Hew York, 32 Union Square. Boi Streiks oder sonst. Störungen durch höhere Gewalt können Ersatzansprüche nicht berücksichtigt werdet?, Einzelpreis In irunkltart am Main Jede Ausgabe 20 Pfenuij, Auswärts 30 Paäniüjfo und Handelsblatl (Frankfarter Hnndolszeltung.) Stadt-Telephon: Amt Hansa 9162. (Nene Frankfurter Zeitung.) Für auswärts: Amt Hansa 9173. 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Wie groß die Probleme sind, vor die das deutsche Volk sich auf fast allen Gebieten seines staatlichen Daseins ge­stellt sicht, wie groß auch die Sorgen, die auf jedem Ein­zelnen lasten, das zeigt sich deutlich darin, daß selbst Vorgänge, 'wie sie jetzt auf dem Gebiete unseres Verkehrswesens sich ab- sxielen, über den Kreis der zunächst Jntereffierten hinaus ,,kaum ein Echo zu erwecken vermögen. Und doch handelt es (sich bei der Frage der finanziellen und wirtschaftlichen Wieder- , gesundnng unseres Verkehrs nrit um eine Lebensfrage unseres ; Wirtschaftslebens überhaupt. Im Vordergrund aller Erörterungen steht der Plan einer weiteren Erhöhung der Tarife. Sowohl der Personen- wie der Güterverkehr sollen weitere Verteuerungen auf sich neh­men mit dem Ziel, der bedrohlich gewordenen Dcfizitwirtfchaft ein gründliches Ende zu machen. Daß es mit dem einfachen Anziehen der Tarifschraube nicht getan ist, daß vielmehr Hand in Hand mit notwendigen tarifarischcn viele andere, durch das Gesetz der Wirtschaftlichkeit gebotene Maßnahmen unerläßlich sind, darüber besteht bei keinem Einsichtigen ein Zweifel. Wenn aber von geiviffen Kreisen immer wieder versucht wird, alle Schuld an den finanziellen und sonstigen Nöten unserer Verkehrsbetriebe, insbesondere der Eisen­bahnen, der Sozialisierung in die Schuhe zu schieben, so mcrki man nur allzu deutlich die Absicht solch einseiiiger Darstel­lung. Niemand wird leugnen wollen, daß in dem Drunter und Drüber des Zusammenbruchs, den wir erlebt haben, auch die Eisenbahnen Opfer werden mußten. Aber welcher Be­trieb könnte von sich sagen, daß er solchem Schicksal sich voll­ständig zu entziehen vermocht habe? Was in jener schweren Zeit von den zur Leitung berufen gewesenen Männern ge­leistet worden ist, auch wenn es sich zunächst weniger in positiv aufbauender Arbeit als in der Verhütung noch schlimmeren 'Zusammenbruchs äußern konnte, soll und darf nicht vergessen werden. ES darf auch nicht übersehen werden, daß die tiefste Senkung der ZusammenbruchSkurve längst überwunden ist und die Leistungen im Ganzen wie im Einzelnen wieder in bemerkenswertem Anstieg sind. DaS hat auch Herr Grüner anerkannt. Die Arbeitswilligkeit des Personals ist in erfreu­lichem Zunchmcn, die Qualität der Arbeit erreicht wieder die alten Friedensleistiingen. Diese Feststellungen des verant­wortlichen Leiters der NeichSeisenbahnen sind das Erfreulichste, was wir aus seinem Munde vernommen haben. Was er fest­stellt, ist die allererste Voraussetzung aller aufbaucnden Arbeit, die jetzt geleistet werden muß. Herr Gröner will den durch die Raubbanwirischaft des Krieges bis zum Zusammenbruch belastet gewesenen technischen Apparat auf eine möglichst hohe Stufe bringen, gleichzeitig das innere Getriebe der Verwal­tung festigen und überall moderne Gedanken der Wirtschaft­lichkeit durchführen. Schon in diesen wenigen Sätzen liegt eine. Fülle von Aufgaben eingeschlossen, von denen wohl nur die allerwenigsten Menschen sich eine genügende Vorstellung zu machen vermögen. Daß der Mnister an OrganisationS- änderungcn nur insoweit hcrantretcn will, als sie aus Gründen notwendiger Zweckmäßigkeit sich aufdrängen, es darüber hinaus aber ablehnt, Experimente zu unternehmen, deren Er­folg nicht genügend gesichert erscheint, wird ihm niemand als Engherzigkeit auslegen. Auch ein als straffe Einheit gefühnes Unternehmen, das die RcichSverkehrsbetriebe fein sollen, braucht nicht in Zentralisation zu verknöchern. Vernünftige Einsicht in die Bedürfnisse der Wirtschaft, der der Verkehr als dienendes Glied sich anzupasfen hat, wird ganz von selbst es als vornehmste und wichtigste Aufgabe anschcn, die erfor­derliche Beweglichkeit des ganzen Apparats herbcizuführen, also auch die fernab der Zentrale liegenden Interessen mit der gleichen Sorgfalt gegeneinander abzuwägen und zu berück­sichtigen. Die Neuordnung der Ncichsverkchrsvcrwaltung Hai die Grundlage der unter solchen Gesichtspunkten zu leistenden landsmannschaftlichen Zusammenarbeit geschaffen; an den in Betracht kommenden Stellen im Reiche und in den Ländern liegt es nun, auf ihnen wciterznbanen. Je weniger versucht wird, auf dem Umwege über schlecht verhüllte partikularistischc Wünsche der Einheit des Verkehrswesens, wie es in der Reichsverfaffung festgclegt und durch die inzwischen vollzoge­nen Verträge geschaffen ist, wieder das Rückgrat zu brechen, je rückhaltloser" die einzelstaatlichen Verwaltungen den neuen Zustand auch in der Praxis anerkennen, um so bester können Kunst in München. Die Graphische Sammlung gebeult der fünfzigsten Wiederkehr des Tages, an dem Moritz v. Schwind gefturben sft. (Dies war der 8. Februar des Jahres 1871 ach, wie rechtzeitig ist der entzückende Mann gestorben). Sie gedenkt des Tages mit einer Ausstellung von Handzeichnungen und von Drucken. Di« Ausstellung füllt die ganzen so stattlichen Präsentationsräumc der Graphischen Sammlung im nördlichen Erdgeschoß der Neuen Pina­kothek So Wohltätiges wird nicht oft beisammen gesehen. Man sollte die Zeit haben, ganze Por-nittagc dort an den Wänden und Schaukasten herumzustehen, jetzt, wo eine schon wärmere Sonne den Borfrühling meldet. Man sollte... Sehr ernstlich sollte man. Gar nicht retrospektiv. gar nicht sentimental; vielmehr un­mittelbar, prompt; aus dem Augenblick, aus diesem Augenblick so­zusagen ohne Intervall ans tuefe Blätter schauend, auf diese Zeich­nungen, Lithographien, Radierungen, Stiche von ihm und nach .ihm. Das eigentliche, das absolute Gewicht liegt natürlich bei den Handzeichnungen, deren die Graphische Sammlung einen schönen . Vorrat besitzt. Sie ziehen an kaum glaubt man, kaum weiß man und begreift man, lote sehr. So viel wird unter anderem vollends klar: daß nicht die mindeste Notdurft besieht, diese Zeich­nungen, ihren vollen, empfundenen, ihren süßen, determinierenden dichtenden Strich mit einem irgendwie historisch gefärbten Gefühl .zu sehen. Wer bei Schwind an eine Jahreszahl denken kann, sitzt . sehr daneben. Das Absolute, das schlechthin Gültige seines Zeich- tn°.'8: das ist das Merkwürdige. Es gibt nichts, wed.r Früheres noch Späteres, weder Raffael noch Expressionismus oder sonst etwas, das gegen ihn zu zeugen vermöchte. In diesem Meister ist hie Einheit und Ewigkeit des Genies aller Zeichnung Gestalt ge­worden. Der schönste Moment ist da, wenn man vor diesen Blättern gar nicht einmal mehr an Schwind denken muß. sondern nur daran, daß stier die Hand Des Menschen mit dem Griffel über das weiße Papi-r gegangen ist. Eine sehr erfreuliche Ausstellung; doppelt erfreulich solche Ini­tiative neben der gewissen Trägheit, die sonst in München wieder einmal mmichcrorkn Saison feiert. Die Galerie Thannhauser zeigt zurzeit eine große Reibe japanischer H a n dz ei chnunge n.(Der Streik der Künstler-Galerien der aus den bekannten Stcnergninden die leben­den Künstler vorläufig verabsäumt, hat di« Aufmerksamkeit wohl auf solche Dinge abdrängen müssen.) Di« Kollektion der Japaner wäre sicherlich vor zwei Menschenaltern, sehr wahrscheinlich noch vor einem und vielleicht noch vor einem halben, eine Sensation, ge­wesen. Heute hat sic sehr wenig zu bedeuten. Mas daran vordem Auge und Empfindung betroffen machte, da» ist jetzt peinlich ab­gelebt.. Die Spannung ist daraus entwichen. Vielmehr: sie war nie darin oder kaum je so sehr, wie wir vorgestEN dachten. Aller­dings: hier ist von einer Ausstellung die Rede, die von Japanern der S p a t z c i t und also man darf das Wort getrost gebrau­chen der Dekadenz Urkunde gibt. Aber auch von solchen Dingen sie die berechtigten Wünsche und Interessen ihrer Wirtschasts- und Verkehrsgebiete zur Geltung bringen, um so reibungsloser wird das Mt- und Füreinandcrarbeiten sich vollziehen. Nicht nur betriebstechnisch, soweit die Leistungen von Men­schen und Material in Frage kommen, ist eine Besserung im Eisenbahnverkehr eingotreten, auch das Verhältnis von Ein­nahmen und Ausgaben zeigt eine, wenngleich noch relativ kleine Erleichterung. Die Einnahmen sind in der Zeit voni 1. April bis 31. Dezember 1920, asso in den ersten 9 Monaten des laufenden Bctriebsjahres, um insgesamt 7.70 Milliarden Mark gestiegen, allein aus dem Güterverkehr um 6.47 Milliarden. Auch der erwartete Fehlbetrag läßt eine Mnderung um rund 711 Mllionen voraussehen; aber ange­sichts der Ricsenftimme von 13.68 Milliarden, die auch dann noch ungedeckt bleibt, bedeutet diese Besserung nicht das, was zur finanziellen Gesundung und Unabhängigmachung der Eisenbahnen unerläßlich ist. Der Aufforderung, die weitere finanzielle Wirkung der anfangs Dezember v. IS. wirksam gewordenen Erhöhung der Gütertarife abzuwarten, bevor mit neuen Erhöhungen vorgegangcn werde, konnte daher nicht wohl entsprochen werden. Gleichwohl bleibt der Hinweis darauf, wie insbesondere auch die Sorge, daß Tariferhöhungen in einer Zeit, da sich erstnials Anzeichen ernstlicheren Preisab­baus bemerkbar machen, überaus störend empfunden werden müssen, zu beachten und bei dem Ausmaß der zu beschließen­den Tariferhöhungen zu berücksichtigen. Die bisher mit der Frage beschäftigten Ausschüsse sind denn auch in ihren Vor­schlägen erheblich unter dem geblieben, was ursprünglich ge­fordert war. lieber die grundlegenden Maßnahmen, die ans dem Gebiete der Neuordnung der Personen- und Gütertarife ins Auge gefaßt sind, ist an dieser Stelle fortlaufend berichtet worden. Einen Verkehrsrückgang scheint die Eisenbahnver­waltung auch von einem abermaligen kräftigen Ausbau auf den Wolkenkratzer des Tarifgebäudes nicht zu befürchten. Aber wenn auch Personen- und Güterverkehr weitere Zunahme bisher aufzuweiscn hatten, so darf der wirtschaftliche Gcfah- rcnpnnkt allzustarker, mit der Leistungsfähigkeit der Benutzer der Eisenbahnen nicht mehr in Einklang zu bringenden Gebüh- rencrhöhung keinesfalls außer acht gelassen werden. Die bloße Aufpfropfung neuer Beträge auf die alten Tarife hat sich schon bei der im Dezember vorgenommcnen Tariferhöhung nicht mehr durchführen lassen. Der Güter­tarif wurde daher einer, zum Teil auch durch die Vorschriften des Fricdensvcrtrags notwendig gewordenen Umarbeitung unterworfen. Auch für die Personenbeförderung soll der Tarif jetzt auf eine Grundlage gestellt werden, die das frühere, durch die prozentualen Zuschläge stark verschobene Verhältnis der verschiedenen Wagenklassen zu einander wieder zurecht­rückt. Eine kleine, aber u. E. nur als Notbehelf anzuspre­chende Reform, die tieferes Eindringen in das schwierige Problem gerechter und wirtschaftlich zweckmäßiger Abstufung der Fahrpreise vermeidet, wohl weniger, weil die Stellen, die dafür in Frage kommen, dieses Problem nicht sähen, als daß sie sich scheuen, im gegenwärtigen Zeitpunkt an die Lö­sung dieser Frage heranzutretcn. Mit Recht ist die ins Auge gefaßte neue Tariferhöhung als eine befristete Notmaßnahme zur Schaffung größerer Einnahmen bezeichnet worden. Wenn der Augenblick des Abbaues tu hoffentlich nicht zu ferner Zeit gekommen fein wird, dann wird auch diese Ausgabe ihre Lö­sung fordern. Ob mit den jetzt in Vorschlag gebrachten kilo- metrischen Einheitssätzen und den dazu gewählten SchncllzugS- zuschlägen das Richtige getroffen ist, soll in diesem Zusam­menhang nicht erörtert werden. Notwendig aber scheint uns der Hinweis, daß von der durchschnittlichen Erhöhung der Gütertarife auf das Sechsfache der Friedenssätze die verschie­denen Güter in ganz verschiedenem Maße betroffen werden, und daß namentlich infolge Beseitigung der AuSnahmetarifc schon jetzt Erhöhungen bis zum Fünfzehnfachen und darüber zu verzeichnen sind. Was das für Preisgestaltung und Wett­bewerbsfähigkeit, auch der weiiervcrarlieilcnden" Industrien und somit für die BehauptungSmöglichkcit gewisser Jndustrie- ftandorte bedeutet, kann hier nur angcdcutei werden. Der Verkehr braucht, wie die Wirtschaft als Ganzes, Bewegungsfreiheit, die ihm in den Grenzen der von ihm zu erfüllcudcu Aufgaben gegeben werden muß. Der Rcichs- verkchrsminifter will diese Bewegungsfreiheit durch Loslösung der Eisenbahnen aus der allgemeinen Staatsverwaltung er­reichen, wie sie im Artikel 92 der Reichsverfaffung in der Weise vorgesehen ist, daß die Eisenbahnen als selbständiges wirtschaftliches Unternehmen verwaltet werden, im Rahmen ging ja noch unlängst Wickung aus. Noch heute tun sie Wirkung, wenn miberä bcr Verkauf, der sehr gut geht, ein« Wirkung bezeich­net. Der nun. der sich längere Zeit mit dem Gesamtzebiet exotischer Kunst beschäftigt Hai, begreift heute freilich nicht mehr, daß an diesen impressionistischen Manieristen de» späten Japan je etwas Wesentliches gefunden werden konnte. Zum allergrößten Teil bedünken diese Blätter ihm jetzt leer, in sich selbst verspielt und abgespielt; taube Rest« scheinen sie von einer Schale die ehedem eine Frucht umschloß. Man darf gegen das Mittelmaß von heute sehr fteplisch sein und doch sagen, daß etwa der expressio­nistische Konventionalismus Europas an Spannung beileibe nicht ärmer ist als biefe Dinge. Das ist allerdings kein Superlattv von Lob. Im Gegenteil Eft bestätigt nur, wie wenig an diesen Exem- poln japanischen Verfalls je und je gewesen ist. Gezähnte Schnör­kel, klein, oberflächlich, nichtssagend, flaueste Akademie, pure Mache: dies ist die Formel eines abblätterndm Japan, ans dem sich ein zersplitterter Westen Suggestion holte. Dieser Westen war aber mehr, sehr viel mehr wert, wo er selbst sich ins Exemplarische steigerte. Es ist sehr angenehm, derart einmal zu sehen, daß ein relatives Selbstgefühl des Westens noch Ursache hat, zu existieren. Wilhelm Hausenstein. [ftntl Menger f.] In diesen Tagen ist der bekannte Nationalökonom Karl All enger, 81 Jahre alt. in Wien ge­storben, wo er über dreißig Jahre, von 1872 bis 1603, an der Universität gclcljrt hat. Er ist der Begründer derösterreichi­schen Schule" der Nationalökonomie, die sich insbesondere mit methodologischen Fragen befaßte. Im Jahre 1871 veröffent­lichte er teilteGrundsätze der Volkswirtschaftslehre", 1883 die Untersuchungen über die Methode der Sozialwissenschaften und der politischen Oelonomie", die eine lebhafte Diskussion ent­fesselten. Die österreichische Schule suchte ebenso wie früher die klassische Nationalökonomie nach wirtschaftlichen Gesetzen. Das war von vornherein vergebliches Beginnen, denn die Natur des Menschen bringt os mit sich, daß seine Handlungen genügend unberechenbar sind, um alle wirtschaftlichen und historischenGe­setze", die man aufstellcn mag, zu desavouieren. Die österreichische Schule ist allerdings vorsichtiger als die klassische Nationalökono­mie, denn sie bel-anptet nicht, die volle Wirklichkeit zu erfassen, und begnügt sich, mit der Jsoliermethodc den Menschen unter dem Einfluß des Eigennutzes zu betrachten, aber sie meint in dieser Beschränkung zu exakten Gesetzen zu gelangen. Die Täu­schung ist offenbar, wenn man bedenkt, daß auch der Eigeunutz eine variable Größe ist Was bei solchen Untersuchungen hcr- auskommen kann, das ist nichts anderes als ein Schema,»nd wenn man das gesehen hätte, würde man sich den Metboden- strcit, der so viel Kräfte verbrnucht hat, erspart haben. Dieses Suchen nach wirtschaftlichen Gesetzen lag im Geiste der Zeit. Die Naturwissenschaften hatten außerordentliche Fortschritte ge­macht. und nun brach ein« Sucht nach Naturgesetzlichkeit auf Ge- des gesamten Reichshaushalts zwar, aber doch unter eigener finanzieller Verantwortung. Eine Gesetzesvorlage hierüber sei in Ausarbeitung. Nichtig aufgefaßt und durchgeführt, würde das ein weiterer Schritt zur Äinierung sein und zur Durchführung der großen politischen Idee, die den Schöpfern der Weimarer Verfassung vorschwebte, als sie den Grund zur Vereinheitlichung der deutschen Verkehrsanstalten legten. Sie Mobilisierung der beulschen Reparalions- ieiflungen. Voraussetzungen einer Diskontierung. dk Stockholm, 28. Febr.(Priv.-Tel.) Anläßlich der bevor­stehenden Verhandlungen in London behandelt der bekannte schwedische Universitätsprofessor Gustaf Cassel im Svenska Dagbladet" die Frage der Mobilisierung der deutschen Kriegsentschädigung durch Obligationen- anleihsn. Wie ich von unterrichteter Seite höre, decken sich die Ausführungen Cassels vor allem mit den Ansichten, die in maß­gebenden neutralen und amerikanischen Bank­kreisen herrschen, ja sie sind direkt als von dorther inspiriert anzusehen. Cassel weist einleitend auf die sehr bedeuisame Rolle hin, welche di: Mobilisierung der Kriegsentschädigung gerade in Bankkreisen spiele, und schreibt:Eine Mobilisierung der in Paris genannten phantastischen Summen ist zwar unmöglich, aber die Bewertung der Schadensersatzforderungen durch die internatio­nale Finanzwelt ist von sehr großer Bedeutung für di« Gläubiger, da sie den sichersten Index abgibt für den wirklichen Wert der For­derungen. Es dürste deshalb für die Entente Grund bestehen, in dem vorbereitenden Stadium Kenntnis zu nehmen von der Ansicht der Finanzleute und ihre eigenen Forderungen wenigstens einiger­maßen den Gesichtspunkten der voraussichtlichen Diskonteure>m- zupaffen." Ein eventueller Käufer der deutschen Entschädigungsobligatio- nen mutz nach Prof. Cassel folgendes beobachten: 1. Ta die Ent- schädigungsverpflichtnnll gerade durch die deutsche Ausfuhr be­dingt werden soll, kann cs den künftigen Inhabern deutscher Obli­gationen nicht angenehm sein, wenn die deutsche Ausfuhr mit einer 12prozentig«n Abgabe belastet wird. 2. Die Entente be­hält sich auch weiterhin das Recht vor, deutsche Kohlenlieferungen in unbestimmter Menge zu verlangen, und es ist der Wunsch Frankreichs, gerade mit Hilfe dieser unbestimmten Forderungen die Entwicklung der deutschen Industrie zu hemmen. Dadurch werden aber die Obligationäre ien eine sehr schlechte Lage gebracht. 3. Die Entente will fortdauernd einen Teil Westdeutschlands b e- setzt halten. Die unerhörten Kosten dafür sollen in erster Linie aus den Summen bezahlt werden, die man Deutschland abzwingen kann. Zurzeit erscheint allein dieser Posten als groß genug, das Zahlungsvermögen Deutschlands vollkommen in Anspruch zu neh­men. 4. Die Entente behält sich das Recht vor, eventuell die deut­schen Zolleinkünfte zu beschlagnahmen und die militärische Be­setzung auszudehnen. Diese ständig« Bedrohung, welche die ganze Welt in andauerndem Unsicherheitszustand erhält, dürste den Wert der Obligationen eher vermindern als erhöhen. 5. Die Entente läßt eine Polksabstimmuna vornehmen, um Oberschlesien von Deutschland zu trennen(was ihr nicht gelingen wird Red.). Wenn man von vornherein die R e a l i s i ch e r h e i t für eine Anleihe durch Wegnahme von Bermögensstticken vermindert, die den Charakter einer Bedingung für die wirtschaftliche Aus­nützung der übrigen Sicherheiten hat kann man nicht erwarten, daß eine solche Anleihe besonderes Vertrauen findet. In allen diesen Punkten muß die Entente völlig ausreichende Sicherheiten für die Uebernehmer der Obligativneit gewähren. Fehlen aber diese Garantien, dann muß man sich auch klar darüber sein, daß sich für solche Papiere absolut kein Markt finden wird. Eine weitere unbedingte Voraussetzung dafür, daß diese Obli­gationen einen Markt überhaupt bekommen, ist die bestimmte Garantie der Entente, daß sie ihrerseits der deutschen Ausfuhr keine Hindernisse in den Weg legt. Sogenannte Dumping­zolle sind also unzulässig. Schließlich schreibt Cassell wörtlich:Eine nüchterne Erwägung dieser Verhältnisse dürste klar zeigen, daß es zwecklos ist, in London Schadenersatzbe­dingungen festlegen zu wollen ohne Rücksicht aus die Ansicht der künftigen B c l e i h e r über diese Frage. Amerikanische und neutrale Finanzlente müssen bei den Verhandlungen um Rat ge­fragt werden. Es ist ein Fehler, daß dies nicht schon in Paris geschehen ist." Die amerikanischen Schulden der Alliierten. Aus Washington, 24. Febr., meldet Reuter, der ameri­kanische Schatzsekretär H o u st o n habe erklärt, daß der Vorschlag, deutsche Bons für die belgische Schuld in Zahlung zu nehmen, mit der allgemeinen Politik in der Frage der Anleihen an die Alliierten nicht zusammcnhäng«. Offenbar geht der Vorschlag(über den wir im II. Morgenblatt vom 24. Febr. bcrichieten) auf das Versprechen der finanziellen Schadloshaltung Belgiens, das Wilson während des Krieges gegeben hat, zurück. Eine darüber hinausgehende Interpretation wäre also unzutreffend. Wilson wurde die Absicht zugeschrieben, dem Kongreß in diesen Tagen einen Gesetzentwurf betr. Sonder­emission deutscher Bons vorzulegen. Meldungen aus Washington wollen zwar wissen, daß der Kongreß Wilsons Vorschlag abge- lehnt habe, bis jetzt ist aber darüber nichts Bestimmtes bekannt geworden. Zer llmfall derSachverWMgen". Die von der Entente zur Prüfung der wirtschaftlichen und finanziellen Leistungsfähigreit Deutschlands nach Brüssel ent­sandten Sachverständigen haben, wie nunmehr feststeht, ihren Regierungen in der Tat zwei Berichte erslattet, von denen der zweite nicht etwa die Fortsetzung oder Ergänzung des ersten, sondern dessen nachträgliche Korrektur in einem für Deutschland ungünstigen Sinne darstellt. Man konnte dem ersten dieser Berichte, den wir seinerzeit im Auszug mitgeteilt haben, die Anerkennung nicht versagen, daß er, trotz seiner Neigung zu allzu opportunistischer Einschätzung der Dinge und trotz zahlreicher an der Oberfläche der äußeren Erscheinungen hastender Trugschlüsse, sich sachlicher Unvoreingenommenheit be­fleißigte und sich, im ganzen gesehen, bemühte, die Verhältnisse so darzustellen, wie sie in Deutschland wirklich liegen. Das zweite Gutackften steht dazu in einem diametralen Gegensatz. Es atmet in jedem Satz den Geist tendenziöser Mache. Es gibt sich nach der vomTemps" mitgeteilten Fassung äußerlich in einer Form, als ziehe es lediglich aus den im ersten Gutachten mitgeteiltcn Tatsachen die endgültigen Schlüffe und Folgerungen. Das ist jedoch eine Irreführung. Tenn sowohl das erste Gutachten über die wirtschaftliche Lage Deutschlands, wie das ihm beigesügte Exposö uöer den Stand der deutschen Finanzen enthielten außer einem allgemeinen Teil, in dem die Resultate der in Brüssel angestellten Ermittelungen referierend mitgeteilt wurden, einen zweiten,Conclusions" überschriebenen Abschnitt, in dem die Experten die Ergebnisse ihrer Untersuchun­gen zu einem definitiven Urteil über das deutsche Lei- stungswmnögen zusammenfaßten. Zu einem zweiten Gutachten lag also sachlich keinerlei Veranlassung vor. Wohl aber scheint man in Paris und London das Bedürfnis empfunden zu haben, die Ungeheuerlichkeiten der Pariser Beschlüsse auf einSach­verständigenurteil" stützen zu können. So ist dann offenbar der zweite Bericht der Experten ensstanden. DerTemps", dem diese Artbestellter Arbeit" doch wider das AnstandZg>efühl zu gehen scheint, sucht das Peinliche der Situation zu verschleiern durch die unwahre Behauptung, der Bericht sei bereits am 20. Januar abgefaßt und den alliierten Regieningen übergeben worden. Es ist ihm dabei jedoch ein kleines Mißgeschick passiert. Die Pariser Beschlüsse, auf die das Gutachten ausdrücklich Bezug nimmt, sind erst am 29. Januar, also 9 Tage nach der vomTemps" behaupteten Fertigstellung des zweiten Sachver- ständigenlierichts, gefaßt worden. Daß Männer von Namen und Ansehen, wie eS die Brüsseler Experten der Entente zweifellos sino, sich dazu hergeben, ad ns um Delphini nachträglich zu widerrufen, was sie einige Wochen zuvor als ihre nach bestem Wissen und Gewissen ge- ivonnene Ueberzeugung bekundet haben, ist ein betrübliches Zeichen stir den Tiefstand der öffenüichen Moral in der ganzen Welt. Denn daß die beiden Gutachten sich in den wichtigsten Punkten aufs schrosffte widersprechen, wird man auch in Frank­reich und England nicht wegdisputieren können. Für den objektiven Beurteiler mag die Gegenüberstellung einiger Sätze des ersten Gutachtens und der entsprechendenFeststellungen" des zweiten Elaborates genügen. Erstes Gutachten. Es ist inr Augenblick u n- möglich, ein definitives Urteil über die allgemeine Situation Mitteleuropas, über die Gefahr eines Zusam­menbruchs, die es eine In­flation ohne Beispiel laufen läßt, und über den wirklichen, inneren Wert seiner Reich- lümer, die heute nur noch durch eine Masse von Papiergeld repräsentiert werden, abzugeben. Zweites Gutachten.' In Anbetracht dieser ver­schiedenen Möglichkeiten...., dürste, es sehr schwer sein nach­zuweisen, daß die durch die Pariser Konferenz für die deutschen Reparationszahlungen festgesetzten Ziffern De u t s ch- lands Leistungsfähig- keitüber st eigen. Ganz allgemein läßt sich sagen, daß Deutschlands wirt­schaftliche Lage besser ist als feine finanzielle. Erst die finanzielle Wiederge­sundung würde die volle Entfaltung seiner wirtschaft­lichen Kräfte ermöglichen, und man kann annehmen, daß seine Prosperität sich erheblich stei­gern würde, wenn erst die finanziellen und währungstech- nisehen Schwierigkeiten über­wunden wären. Aber es i st nahezu ausgeschlossen, ichon heute zu sagen, in w e l- cherZeit dieses Resul­tat e r r c i efj t werden kann. Was den ersten Punft(die Schaffung eines Ueberschusses im Budget) betrifft, so scheinen dem keine unüberstcigli-ben Hin­dernisse cntgegenzustehen. Deutschland könnte in ver­hältnismäßig kurzer F r i st einen Ueberschuß der Einnahnien über die Ausgaben haben, wenn cs die verschie­denen von den Brüsseler Sach­verständigen foinnulierten Rat­schläge sich zu eigen mach-m würde. Diese Proben mögen genügen. Man braucht nur die beiden Berichte nebeneinander zu legen, um dieFeststellungen" des zweiten Gutachtens mit den eigenen Argumenten der Herren Sachverständigen" widerlegen zu können. Bon Deuischband bieten der Geisteswissenscha ften aus, obgleich sie von ganz an­derer Art sind. Der Gegner der österreichischen Schule, die histo­risch-ethische Nattonalökonomie, ivußie nicht entscheidend zu ant­worten; so blieb der Streit ungcschlichtet, und man bot sich etwa dahin geeinigt, daß beide Teile recht haben. Das ist sogar richtig, wenn man es recht versteht. Denn die Schemata, die die theore­tische Nationalökonomie aufstcllt, sind zwar kein Abbild der Wirk­lichkeit, aber durchaus nicht überflüssig, sondern so nötig, daß man erst mit ihnen die wirtschaftlichen Vorgänge verstehen und überhaupt zum Ausdruck bringen kann. Unter diesem Gesichts­punkte hat die österreichische Schule sehr Verdienstlick>eS geleistet, insbesondere Karl Menger, z. B. mit seiner Wertlehre, die die Theorie vomGrenznutzen" aufstcllt, eine etwas kompliziere Sache, d'e aber den psychologischen Vorgang des Wertens)e- matisch besser darstellt, als cs irgend eine andere Theorie ver­mochte. Seine Schüler, wie Böhm Bawerk, Wieser. Philippovich, haben seine Lehre weiter ausgebildet. In der Geschichte der Nationalökonomie wird sie ihren Platz haben. R. ti. gDchwarze Zionisten.js DieAfrican World" macht einige Mitteilungen über eine höchst eigentümliche Bewegung, die unter der Eingeborenen-Bevölkerung des östlichen Südafrika im Gange ist. In Bnlthock ist seit einigen Mcnaten ein Prophet am Werke, dessen Anhänger sich Israeliten nennen. Sie haben ein Musterdorf gegründet, das auch wirklich in mancher Hinsichi sich günstig von anderen Kaffern-Niederlassungen abbebt. DaS Dorf ha! bereits 1590 erwachsene männliche Einwohner, und viele von ihnen haben ihre Familien in die Niederlassung mit­genommen. Da aber die Ansiedlung ohne Erlaubnis auf einem Grund und Boden geschah, der den Dörflern nicht gehört, so wurde ihnen besohlen, ihre Hütten abzubrechcn. Dem widersetzen sic sich. Sie haben bereits alles verkauft, was sie besaßen, denn sie glauben fest daran, daß ihr Prophet sie nach Palästina bringen werde. Die Regierung entsandte nun hundert Mann unter Major Hütchens, aber^ auch diese konnten gegen den fanatischen Willen dieserIsraeliten" nichts ausrichten, und der Major bezog einst­weilen in der Nähe ein Biwack, um weitere Instruktionen abzu­warten. Inzwischen nimmt die israelitische Bewegung in dieser Gebend eine» so starken Umgang an, daß der Minister der süd- asrikanischen Union für Eingeborenen Angelegenbeiten cs für nötig gehalten hat. sich an Ort und Stelle zu begeben, um sich persönlich zu informieren. sülmovika für die deutschen Kinder. 1 JnMi l wanke e ftndet vom 16. bis 24 April ein großer Bazar?um Besten der hungernden deutschen Kinder statt. Sämtliche Räume des riesigen Auditoriums sind für diesen Zweck in Anspruch ge­nommen, und man rechnet mit einem Reinertrag von einer halben Mill'on Dollars, also 25 bis 30 Millionen Mack. Der Eifer und d^e Hingabe, mit denen sich die sehr zahlreichen Einwohner deut­scher Abstammung von Milwaukee»nd Wisconsin der guten Sache widmen, lassen diese Schätzung nicht, zu hoch erscheinen. Einen erheblichen Betrag hofft man aus dem Vertrieb im Veckehr gewe­sener, eingelöster und entwerteter deutscher Notgeld- s ch c i n e zu erzielen. Herr Senator Schultz,(City-Hall. Mil­waukee, Wisconsin, ti. S. A.) richte! die Bitte an alle deutschen Städte, die Notgeldscheine ausgegeben haben, baldmöglichst ent­wertete, also wertlose Scheine entweder eingeschrieben fairen: an ihn ober zur Weiterbeförderung an Herrn Paul v. Szczepansti (Freudenstadt i. Schwarzwald, Schömbergerstr. 45) zu senden. Auch Photographien bekannter deutscher Persönlichkeiten mit eigenhän­diger Namensuntcrschrift, Autogramme usw. würden von beiden Stellen mit Tank entgegengenommen und dem guten Zweck zuge­führt werden. [ Zum Papst, zum Papst! j Ein Leser schreibt uns: Ich las in derFrankfurter Zeitung", daß ein Korrespondent der Chicago Tribüne" aus der Fahrt von Bäden-Baden nach Berlin auf bayrischem Gebiet von Geheimpolizisten verhaftet wurde, trotz seines Ausweises vomDeutfthen Reich", und daß man ihn in Würzburg unbegründet zwei Stunden lang festhielt und dann mit vielen Komplimenten wieder frei ließ, als er erklärte, er beabsich­tige ln L I! d e n b o r f f zu reisen. Ein ähnliches Stückchen passierte schon einmal, vor vielen Jahren. Es war in einem ganz unkultivierten, abgelegenen ita­lienischen Alpental, bei einfältigen Hirten. Das war so: Es flog irgendwo in Deutschland ein Freiballon aus. Der Wind trieb ihn über die Alpen, und er ging in dem einsamen Tal nieder. Als ihn die Hirlcn saden,^ liefen sie zusammen und schrien:Der Teufel! Der Teufel! Schlagt ihn tot! Er frißt unsere Herden!" Denn sie hatten noch nie etwas von einem Luftballon gehört, oder gar einen gesehen. Und sie bewarfen die Leute in der Gondel, die über dem Boden schleifte, mit Steinen und bedrohten sie mit Prügeln. Da kam einem Gondel-Insassen der rettende Ge­danke. Er rief den fanatischen Hirten zu:W i r w o l l e n z u m Papst, zum Papst!" Und die hörten auf, mit Steinen zu werfen, bekreuzigten sich und halfen bereitwilligst den Ballon landen. Und mit den untertänigsten Ehrenbezeugungen wurden die Gäste aus der Luft empfangen. Aber das war ja bei den ungebildeten Bewohnern eines ein­samen Alpentales. So etwas kommt auch nur dort vor. Bei uns könnte das nie passieren, denn dazu ist das Volk ja viel zu auf­geklärt. Oder? XV. M = kKleine Mitteilungen.> Nach Mitteilung von Professor Schmidt, Direktor des Haeckel-Archivs, wird das Haeekel Archiv im nächsten Monat seine erste Veröffentlichung herausgeben und zwar Ha eckelsIugenhbriefe unter dem TitelTie Ent. Wicklung einer Jugend" Nach einer Erklärung Schmidts werden diese Briefe ssowohl für die Freunde wie auch für die Gegner Ha eckeis große Ueberraschungen bringen. Die VerlagSbnchbandlung Levy u. Müller in Stutt­gart feiert«m 1. März den 50. Jahrestag ihrer Gründung. In der JubilSiimssehrift. die. sie aus diesem Anlaß herausgebracht hat, wird n. a. der Entwicklungpgang des DeckagS engcvigt. Ser erst ethnographische, literarhistorische und populäre Wecke hemusbrachte, von 1895 ab aber sich immer mehr auf das Gebiet der Jugend» schriften warf, auf dem er heute mir Autoren wi« Th v. Hcrbou, Toni Schumacher, M. Lieneck zu den führenden seiner