Lrftes morgenblatt

£ _Sonntag, 1. Oktober 1922

67. 7nhrgang. Nr. 697

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Der englische Oberlommandierende General Harring- iton hat im Aufträge der britischen Regierung dem Oberhaupt j der nationalistischen Türkei, Mustafa Ke mal Pascha ein [Ultimatum mit der Forderung gestellt, die neutrale iZone sofort zu räumen. Ob die Forderung der eng­lischen Regierung befristet ist und schon bei ihrer Überreichung ! ana-kündigt worden ist, welche Schritte England ergreifen .oird, um seinen Willen durchzusetzen, darüber ist in den bisher vorliegenden Dieldungen nichts mttgeteilt. Darauf kommt es tober auch gar nicht mehr sehr an. Ein Ultimatum kennzeichnet [itnmei die Lage als ungefähr hoffnungslos. Denn einem [Ultimatum unterwirft sich nur, wer unbedingt muß. Das aber

hier gerade die große Gefahr. Die Angoratürken kommen -von einem großen Siege her, ihr nationales Selbstbewußtsein ist in einer wahrscheinlich ihre innere Kraft weit übersteigenden Weise hoch gespannt, und sie haben es mit einem Gegner zu tun, den sie seit dem letzten großen Kriege als Feind ihres «Reiches grimmig hasten, den sie, aus politischen Gründen, auch als Feind des Islam hinzustellen sich gewöhnt haben und den sie, nachdem vor steben Jahren seine mit großer Krafianstreng- ung unternommenen Versuche, den Eingang in die Meerengen und nach Konstantinopel zu erzwingen, gescheitert sind und nach den paar tausend Mann britischer Truppen, die an den Meerengen und in Konstantinopel stehen, nicht eben sehr hoch einschätzen. Die psychologische Vorbedingung für die Erfüllung des englischen Ultimatums ist also sehr ungünstig. Lehnt aber die Türkei ab, dann kann England gar nichts anderes tun, .als zu den Waffen greifen. Das ist der Krieg mit allen seinen schweren Folgen für die Kämpfer wie für die Welt.

Man nicht sagen können, daß die Poetik Lloyd Georges diese schwierige Lage geschaffen hat oder es wenigstens nahm hat kommen lassen, geeignet sei. Bewunde­rung zu erregen. Allerdings befand sich die englische Politik von dem Augenblick an, da die Griechen geschlagen an das Aegäische Meer eilten und Smyrna fiel, mehr oder weniger in einer Zwangslage. Sie konnte nicht einfach, ohne ihre Auto­rität in Vorderoflen und bei ihren islamitischen Untertan ea 'auf das schwerste zu gefährden, vor den siegreichen Türken die Stellung in Konstantinopel und an den Meerengen räumen, sie konnte auch nicht einen so einzigartigen realen Wert, wie den Besitz des Zuganges zum Schwarzen Meer einer mit Ruß­land verbündeten und von ihm abhängigen Macht überlassen. Das hätte in England bis weit in die Reihen der liberalen Opposition hinein schwerste Unzufriedenheit erregt. Aber sie hätte es vom englischen Standpunkt aus gesehen nicht dabin kommen lassen dürfen, daß ihr griechischer Landsknecht 'auf dem astatischen Festlande unterlag. Man wußte ja in London, daß das verbündete Frankreich gleichzeitig auch mi! den Türken einen Vertrag hatte und im geheinien alles tat, um die Durchführung des Friedens von Stzvees zu sabotieren. Hätte sich Llovd George die Unterstützung des von ihm be­schützten Griechenland ebenso angelegen sein lassen, wie Poin- Btträ die Unterstützung der Türken, hätte er überdies die Griechen von solchen Torheiten wie dem Marsch auf Kon­stantinopel rechtzeitig zurückgehalten, so wäre es schwerlich zu dem jetzigen Chaos gekommen. Aber entweder sind dem eng­lischen 'Ersten Minister die Dinge, unter denen jo nicht nur Asien sondern auch die schwierigsten Problem Europas sind, über den Kopf gewachsen, oder es ist hierbei so gegangen, wie schon bei anderen Gelegenheiten, beispielsweise der Entschei­dung über Oberschlesien, daß der leitende Staatsmann schein­bar eine Zeitiang in eine Art Erschlaffungs- oder Ermüdungs­zustand gerät und die Zügel schleifen läßt. Aber vielleicht hätte auch nachher noch eine Wendung gefunden werden können, -dix ein Ausbiegen Englands ohne zu viel Verlust an politi­schem Ansehen ermöglicht hätte, wenn die britische Regierung sich nicht zu sehr auf Englands Bundesgenossen verlassen halte. Lloyd George ist hierbei einer ähnlichen verhängnis­vollen Täuschung anheimgefallen, wie bei Ausbruch des Welt­krieges der damalige deutsche Kanzler. Heute ist die Lage der­artig verfahren, daß der Londoner Ministerrat zu dem Aus­kunftsmittel eines Ultimatums gegriffen hat, um sie zu klären; ob er sie retten wird, das ist eine verhängnisvolle Frage an das Schicksal.

Die Wahrscheinlichkeit, daß Kemal Pascha seine Reiter aus ver neutralen Zone herausnehmen wird, ist sehr gering. Er hat neulich geantwortet, ihm sei von einer neutralen Zone nichts bekannt Darin hat er formell Recht. Denn die neutrale Zone ist von ihm nie unerkannt worden. Sie ist nur eine Verein­barung der Verbandsmächte. Wer auch diese stehen nicht ein­heitlich dafür ein. Frankreich und Italien haben zwar diplo­matisch sich dafür ausgesprochen, daß die Türkei sie respektieren, aber sie hatten vorher schon ihre Truppen daraus zurückgezogen, Und was diplomatische Postulats für Kraft haben, hinter denen keine Waffen stehen, das weiß man in Paris und Rom sehr gut. Man war sich also vollkommen bewußt, daß man England

Don Theodor Däubler (Athen).

Ueber dem Golf von Salonik thront ein Selbstherrscher: der spitze Chortiatis, er beherrscht überhaupt Makedonien! Zarte Nebel bläulichen aus den Fiebersümpfen der Wardar- Inündungen, Hügel und Gebirge dahinter sind bloß blasse An­deutungen in Silberstrichen; tief im Süden ein Traum: feier­lich der beschneite Olymp. Vor mir, in Pfeilrichtung des weiblichen Gallionenbildes unseres Schiffes ein ernstes Märchen aus dem Morgenland: die Minarette des empor­gebauten Salonik werden immer klarer silbern und sichtbar. Das Ankommen in der abgebrannten Stadt enttäuscht: der Hafen hat keine Eigenart, steht fast leer. Ein weißer Turm, venezianischer Festongsbau, seit Jahrhunderten das Wahr­zeichen von Salonik, umschwirrt von Riesenmöven, wird immer wieder fcsr Mittelpunkt, um den die Blicke der Anreisenden K.,en.

Mehr als ein Drittel aller Häuser hat das entsetzliche Feuer erfaßt. Der Brand entstond unheimlich: Christen wollten auf ihre Weise, wenigstens die Kirche des Schutz­heiligen Demttrius retten; Türken versuchten Löscharbeittn bei den Moscheen, sie haben eigene Erfahrung bei Ausbruch von Bränden; Juden wieder suchten nach ihrer Ueberlieferung der Flammen bei Haus und Synagoge Herr zu werden; doch die Behörden der Verbündeten bestimmten Maßregeln nach westlichem Gebrauch, vertrieben die Einheimischen und ver­mochten nicht den Feuersturm zu meistern. Der Europäer schüttelte oft bei Bränden den Kopf über des Orientalen Un­bekümmertheit, danach aber meinte der Saloniker, bestürzt über die erfolglose Geschäftigkeit der anmaßenden Gäste: das ist rätselhaft) So entstehen Mißverständnisse, Vermutungen dürfen nicht ausgesprochen werden, und wenn endlich das Feuer getilgt ist, flammt die Sage auf. Wenteuerlichst!

Nach einigen Ruinen und halbeingeäscherten Häusern läßt sich schließen, daß in abgebrannten. Vierteln auch viele vier- ftöckige Abscheulichkeiten nach europäischer Unart standen. Was jetzt gebaut wird, ist noch spärlich, keineswegs schön, aber doch einfacher; vielleicht muß man doch nicht ganz an der Zukunft des modernen Bauens verzweifeln. Uebrigens wird die ab­gebrannte Stadt bereits sttaßenlang wieder von einer Barackenbevölkerung zum Hausen eingenommen; noch ein paar Kriege, und wir gelangen vielleicht zu dieser Spielart, wie wir von Höhlenbewohnern und Pfahlbautenmenscheil sprechen, so wird es dann Leute aus der Wellblechbüchse geben, aus dem Zementunterschlupf und so weiter. (Vergleiche Sar­dinen, Hummer, Wild in verschiedenen Verpackungen!)

Von den alten berühmten Kirchen hat das Feuer bloß die Herrliche Demetriusbastlika erreicht. Aber das ist ein jammer-

im Stiche läßt und man tat dies wahrscheinlich sogar mit einigem Vergnügen. Denn dieneutrale Zone" sollte dem Schutz der Meerengen dienen. Diesen hatte die sogenannte Meerengen- koimnission ausznüben. Die Meerengenkommission ckber ist nur die politische Verhüllung der englischen Seeherrschaft. Für diese ficht England, und das, was es jetzt tut und vorbereitet, ist offenbar kein Bluff. Es ist ihm blutiger Ernst damit, und wenn auch ein Teil der öffentlichen Meinung mit großer Leb­haftigkeit gegen einen neuen Krieg protestiert und besonders die Organe der Arbeiterschaft verlangen, daß England einfach das Ufer der Dardanellen räumen solle, um neues Blutver­gießen zu vermeiden, so ist doch' unvettennbar selbst in den Organen der demokratischen Opposition ein gewisser Umschwung eingetreten. Man tadelt die LXgierung wegen ihrer Fehler, stellt sich aber auf den Standpunkt, daß eine Räumung Thra­ziens und der Küsten ohne politische Katastrophe unmöglich sei. Im gegebenen Augenblick wird man daraus, wie tot Weltkriege, auch die bitteren Folgerungen ziehen.

Man fragt sich unwillkürlich, was England von einem neuen Kriege erwarte. Aber vermutlich hat es heute gar keine positiven Ziele. Es kennt Kemals Erbitterung, es sieht, daß er im Bunde mit Rußland und tot halben Bunde mit Frankreich aus das Gange geht. Er will

England aus Asten herauswerfen, und seine einerseits herausfordernden, andererseits verschlagen hinhaltenden Antworten lassen gar keinen Zweifel über diese Ab­

sicht. Nachdem es einmal soweit gekommen ist, nimmt England den Handschuh auf. Die Franzosen haben Herrn Franklin- Bouillon, der den Angoraverttag des vorigen Jahres zu­stande gebracht hat, nach Smyrna geschickt. Er befindet sich mit Kemal zusammen auf dem Wege nach Angora. Aber für die Vermeidung des Krieges darf man wohl von dieser Mission nicht viel erwarten. Franklin-Bouillon ist nicht der Ver­trauensmann Englands. Was er mit Kemal vereinbart, dar­über hat Lloyd George keine Kontrolle. Wahrscheinlich ist allerdings auch den Franzosen in diesem Augenblick ein neuer Krieg im Orient unerwünscht. Denn er wird die Haltbarkeit der Enteiste, die man doch noch braucht, auf eine harte Probe stellen, und kommt es zu einem Kriege, so ist jeder Ausgang unerwünscht. Unterliegt die Türkei, so gerät gegenüber einem siegreichen England Frankreichs ganze Politik in Gefahr, in erster Reihe seine Orientvolitik, siegen aber die Türken, so wird ihr Selbstbewußtsein in einem Maße steigen, daß es nicht bloß den Engländern, sondern allen Westländern gefährlich wird. In diesem Falle käme eine imperialistische Restitution des Osmanenreiches, die ein französisches Syrien ebenso wenig dulden würde wie ein britisch protegiertes Mesopotamien. So müßte auch Frankreichs Interesse auf eine Vermeidung des Krieges gehen. Aber nachdem bisher schon Frankreichs Rat­schläge an Kemal zur Vermeidung des Konflikts die neu- ttale Zone zu räumen keinen Erfolg gehabt haben, wird man auf die neuen Versuche in Angora selbst keine großen Er­wartungen setzen dürfen. Es scheint eben, als ob das Sieger­bewußtsein der Türken auch von den guten Freunden aus Paris nicht für eine behutsame Realpolitik auf weitere Sicht zurecht­gebogen werden kann. Schon die nächsten Tage werden für das Schicksal des Orients, vielleicht der Welt, entscheidend sein.

*

London, 30. Septbr. (Wolfs.) Reuter erfährt von gutuntev- richteter Seite, daß M u st a p h a Kemal Pascha dem sranzöst- schen Oberkommifsar in Konstantinnpel, General Si'IU. der vor kurzem in einer Mission in Smyrna war, mitgeteilt habe, daß er n i ch t die Absicht habe, die türkischen Streitkräfte von der neutralen Zone zurückzuzieben.

London, 30. Septbr. (Wolff.) Reuter meldet aus Konstantinopel, daß Franklin-Bouillon und Mustapha Kemal Pascha zusammen von Smyrna nach Angora abgefahren seien.

Der Skandpunkk des Londoner Kabinetts.

London, 30. Septbr. (Wolff.) In einer gestern nachmittag nach Schluß der Sitzung des Kabinetts ausgegebenen wei­teren Note heißt es, die Stellung der Türken in der neu­tralen Zone sei derart, daß die verantwortlichen Sachverstän­digen an Ort und Stelle telegraphierten, nach übereinsttmmen- der Ansicht rönne die augenblickliche Lage nicht mehr fortdauern. Kemal Paschas letzte Mitteilung an General Harrington bringe nach Ansicht der englischen Minister die Angelegenheit tatsächlich nicht weiter. Kemal Pascha erkläre, daß seine Truppen nicht weiter vorrücken würden. Das könnten sie überhaupt nicht, ohne auf bewaffneten Widerstand zu stoßen, da sie bereits an den englischen Drahtverhauen ständen. Es sei vollkommen unmöglich, den Tür­ken zu gestatten, dazubleiben und die englischen Stellungen am hellen Tage auszurundschaften. Im Bezirk von Jsmid seien die Türken bereits um die Stadt herum konzentriert. Die türkische

voller Schaben: wird es möglich, die Trümmer zu erhalten? An ein Ausrichten möchte ich nicht denken, es müßte fast ein Neubau werden, der heute keinesfalls gelingen kann, denn was haben wir. bevor wir noch zum modernen Stil gelangt sind, mit dem sechsten Jahrhundert gemeinsam? Ueberlassen wir die ehrwürdigen Säulen mit sehr lebensvollen Kapitalen den Vögeln zum Resterbauen; durch die Bögen kreischen so schon schwarze Dohlen in dichten Schwärmen, und Elstern überfliegen gar häufig den Hain der grünen Marmorsäulen, bunten Stümpfe in der blauen Luft Makedoniens. An d-en Wänden noch einige Mosaike: ungemein genaue, hierarchisch aufgefaßte Werke aus der Zeit Justinians; sie erinnern an San Vitale zu Ravenna. Nach dem Brande entdeckte man eine Krypta, die, solange das Demetriusbeiligtum Moschee war, verschütt t lag. Durchaus römisches Gefüge ist da noch übrig; üben .chend durch seine gedrungene Wuchtigkeit, doch der Sieg oes Byzantinischen kündigt sich an einer halb­eirunden, säulenumgebenen heiligen Stätte an. Stand da ein Altar? War dos ein Bad zur Genesung des Leibes; der heilige Demetrius ist Arzt und Wundermann gewesen. Spuren von Wasserläufen kann man erkennen; vielleicht standen der­einst auch Wannen in diesem ungewöhnlichen Raum! Die Krypta muß sehr eingehend erforscht werden; sie wird Ein­blicke verschaffen in die Entstehungszeit ersten christlichen Stiles; wir werden ihr vielleicht kein ähnliches Bauwerk in Kleinaflen, bestimmt keines in Rom an die Sette zu stellen haben. Eines geht hier augenscheinlich hervor: die Apostel (Paulus war ja hier/ richtete seine Briese an die Thessa- ionicher), die Kirchenväter wetterten gegen die Medizin­männer, Eusebius gegen die ganze Mysterienwirtschaft, auch Augustinus; alle Wundertuer der Heidenwelt wurden ver­flucht, und dennoch mußte sich der neue Glaube auch schon in Liebe mit den alten aussöhnen, den Menschen Ersatz für ihre teuren Heilbringer für Seele und Leib bringen; der heilige Demetrius war ein christlicher Asklepios! Also ein Kampf, oft voll Haß, dann aber auch wieder mit großer Liebe und Hinneigung geführt! Herrschten übrigens damals noch die Olympier? In Rom kaum, Asiaten aus Palästina rangen in der Urbs mit Asiaten aus Persien und Armenien; Christus überwand Mithras; im Osten gab es ja längst einen Jsts- mrd Serapiskult. In Dhessalonika fiel eine Entscheidung, der Arzt der Christengemeinde Demettius überwand den ägyptischen Schlangengott des seelischen und leiblichen Wohl- werbens. Auch was die Baugeschichte anlongt, wogt noch der Kampf: Rom oder die sieben apokalypttschen Kirchen Klein- asiens? Wo begann die chrisfliche Kunst? Salonik ist so wichtig, es steht in der Mitte!

In Saloniks heuttger Trümmerwelt wurde gleichzeitig mit der Krypta auch ein Serapistempel aufgedeckt,- vielleicht durch den christlichen Eiferer Theüphilos zerstört, jedenfalls schon

Haltung sei eine direkte Herausforderung des britischen Reiches und stehe in schroffem Widerspruch zu den Bedingungen der englischen Note.

London, 30. Septbr. (Wolff.) Lloyd George ist gestern abend a-ufs Land gereist. Die Mitglieder der Regierung smd er­sucht worden, sich b e r e i t zu halten, um jeden Augenblick in Lon­don zusammenkommen zu können.

Bedingte Zustimmung zur Regierungspolttik.

--- London, 29. Septbr. Trotz der Verwirrung, die sich in dem aufgeregten Ton der Pressekommenlave spiegelt, und trotz aller Krittk an der Regierung, steht die Presse doch ziemlich geschlossen hinter der Absicht des Kabinetts, in der Meer- engenfrage nicht nachzugeben. Dies geschieht aber weni­ger aus in der Sache liegenden Gründen als aus Rücksicht auf das schwer gefährdete nationale Prestige. Dies ergibt sich mit aller Deutlichkeit daraus, daß sogar dieMorning Post", die sich in Angriffen gegen die Regierung sonst nie genug tun kann, eZ jetzt für die patriotische Pflicht jedes guten Bürgers erklärt, sich hinter die Regierung zu stellen. Dabei deutet das Blatt an, daß die Prestigefrage ihre enorme Bedeutung dadurch erhält, daß England das größte mohammedanische Reich ist und in den Augen der Mohammedaner keine moralische Ein­buße erleiden darf. Die Geschlossenheit wird auch nicht dadurch durchbrochen, daß etwa dieWestminster G-tzette" die Einbe­rufung des Parlaments vor dem Ausbruch des drohenden Krieges verlangt, oder dieDaily News" heftige Angriffe gegen die Negierung richtet. Dieses Blatt tadelt es vor^ allem, daß die Regierung dem General Harrington diskretionäre Vollmachten verliehen habe, um an Ort und Stelle die nötigen Entscheidungen zu treffen, ein Verfahren, das auch jetzt bei der Behandlung des Mtimatums Platz greisen soll. Von vorn­herein sucht das Blatt der Möglichkeit zu begegnen, daß die bri- tische Regierung sich auf diese Weise formell der Veranttoortung für unangenehme Ereignisse zu entziehen sucht. Ernst zu neh­men ist indessen der kräftige Widerspruch der Arbeiter­schaft.

Auch die City ist sehr besorgt, da die für England kri­tische Wendung der Dinge auch in einer erheblichen Schwäche des Sterling-Kurses zum Ausdruck kommt. Man ver­weist darauf, daß das Pfund im Verhältnis zum Dollar binnen 24 Stunden auf 4.39, d. i. um 1H Cents gesunken sei. Nur der New Forker Finanzkorrespondent derTimes" sucht diesen Rück­gang damit zu erklären, daß dies auf eine Goldverschiffung von 4% Million Dollars zurückzuführen sei.

Eine Kundgebung der englischen Arbeiierschafk.

London, 30. Septbr. (Wolff.) Der Natronalrat der englischen Arbeiterschaft, der den Generalrat des Ge­werkschaftskongresses im Vollzugsausschuß der Arbeiterpartei für Parlamentarische Arbeiten umfaßt, veröffentlicht ein M a n i f e st an die Nation, worin es heißt, fünf Jahre nach der Nieder­lage des türkischen Heeres im Felde habe die dauernd falsche Be­handlung des Orientproblems durch die Regierung das englische Volk an den Rand eines neuen Krieges mit der Türkei gebracht. Die Freiheit der Meerengen sei eine Frage, die mit allen Nationen geregelt werden müsse; keine Nation düffe sich allein zur Beschützerin der Meerengen ernennen. Wenn die Konferenz mit de - Türken Erfolg haben solle, so müsse aus dem Wege eines Uebereinkommens über die Einstellung der militärischen Bewe­gungen durch England, Griechenland und die Türkei die Abgren­zung einer neutralen Zone und die Räumung Westthra- ziens durch die griechische Armee erzielt werden. Um das unmittelbare Risiko eines bewaffneten Konfliktes, das den Krieg unvermeidlich mache, zu umgehen, sollten alle englischen Streitkräfte von der asiatischen Küste der Dardanellen zurück­gezogen werden; selbst wenn es für irgendwelche Mierte Truppen für notwendig erachtet werden sollte, auf dieser Seite bis zur friedlichen Regelung zu bleiben, sollte von den Alliierten kein Widefftand gegen eine Besetzung durch die Türken geleistet werden. Der Nationalrai bedauert, daß ttotz der ernsten Mög­lichkeit eines türkisch-englischen Krieges die Regierung nicht das Parlament einberufen habe, um die Lage zu erwägen. Trotz der Sparsamkeitspolitik der Regiemng im Wohnungsbau und in der Unterhaltung der Arbeitslosen würden Millionen staatlicher Gelder für Kriegsvorberciiungen ohne Ennächtigung des Parla­ments ausgegeben. Die Vertreter des Volkes hätten keinerlei Ge­legenheit gehabt, Informationen über die Entwicklung der Krisis zu erhalten oder die Politik der Regierung zu kontrol­lieren. Die Arbeiterpartei sei daher gezwungen, P r o t e st zu erheben und sie werde, wenn nötig, eine Konferenz von Verttetern aller ihr angeschlossenen Organisationen einberufen und alles tun, was in ihrer Macht liege, um von der Nation das Unglück eines neuen Krieg-rs abzuwendrn.

unter Philipp V. errichtet. Seine hellenistischen Blldwerke sind ihm fürs künftige Musmm entnommen worden. Vorläufig lie­gen noch alle Funde aus Makedonien to einem Kellerraum des Konak. Da liegt nun eine Kopie nach einer etwa Widias- schen Pallas Athme, und eine besonders prachtvolle Aphrodite im Garten, ohne Kopf und Arme, sie ist nach einem Werk Alkames aus Bronze, in rosa, herrlichen, kristallinischen Stein übertragen worden. Wenigstens gilt heute noch dieseZuschreibung und NamengebungGöttin der Liebe im Garten", die Furt- wängler so überzeugend fand. Alle diese wichtigen Erforschun­gen im Kernland verschiedenster Kulturepochen Makedoniens verdanken wir nunmehr dem Ephoros Dr. Stratis Peiekides, der auch die Freundlichkeit hatte, mich in Salonik herumzu- führen, mir allerhand überraschende Auskünfte zu geben. Seine offiziellen Veröffenüichungen über die Funde stehen bevor. Das neue Museum wird Dr. Peiekides in der herrlichen ehe­maligen Basilika Paraskewi (Karfreitagskivche; Wrigens ist Paraskewi der Name einer Heiligen, somit auch Taufname ge­worden) unterbringen. Tumulus an Tumulus reiht sich in die­ser langgeschichllichen Landschaft: Vorzeitliches, frühes, klassi­sches Hellas, später Hellenismus werden hoffentlich bald wie­der durch Funde, die man machen wird, über das ftühere Make­donien künden!

Alle Kirchen, die von den Türken nach 1430 in Moscheen verwandelt wurden, sollen der orthodoxen Christenheit zurück- efftattet werden, nur die Demetriuskirche ist nunmehr Ruine, die Paraskewi-Basllika soll Museum werden! Wo es ober an­ging, blieben die Minarette erhalten, bloß einig« baufällige hat man niedergelegt: ich begrüße diese fteie Gesinnung der Griechen sehr freudig, da Salonik sonst on Eigenart arg ein- gebüßt hätte. Die Hagia Sophia stehi bereits für den christ­lichen Kult offen. Sie ist ziemlich gut hergerichtet worden; freilich fehlt auch hier die moderne Nüchternheit nicht, aber besser zu gemessen, als überladen! Im Innern überm Haupl- altar eine große, gar holde Madonna mit dem Christuskind in Mosaik, sie erinnert an die Madonna im Dom zu Murano in den Lagunen von Venedig, hat aber doch keineswegs ein so geheimnisvolles überirdisch blickendes Anttitz! In der Kup­pel auch ein erhabener Kranz von Heiligen unter Bäumen, Mosaikarbetten mit stilbewußteren Verschnörkelungen: ähnliche Werke bestaunt man in der Markuskirche. Die ftühere, fast noch klassische Gesammeltheit ist unter lebhafterem Formenspiel da­hingegangen! Der wunderreichste Bau Saloniks ist die ganz alte Georgslirche: ein römischer Rundbau. Sie ist im Innern wieder ein Rohbau, Skelette liegen aus den eben erbrochenen Wandgräbern umher. Man glaubt sich aber im christlichen Palästina, mächtig, unweigerlich türmen sich die ernst geschwun­genen Mauern empor zu ihrer sieghaften, halb flachen Kuppel. So baute man verhältnismäßig kurz nach dem Pmiheon in

Vor Sem fsxMlm her Mischen ZemokrsüscheN Brkei.

Eine Zuschrift von Friedrich Payer. i

Verehrte Redaktion! Gestatten Sie einem alten Paria- ^ mentarier, der immerhin einige Erfahrung hat, einige Be­merkungen. Es gibt kaum eine Partei, in der eine so weit- gehende, grundsätzliche und progoammattsche Uebereinstimmung herrscht als gerade bei uns in der demokratischen. Bei uns greifen ja Erwerbs-, Standes-, Klassen- und religiöse Inter­essen weder einigend noch störend ein. Und doch verbrauchen wir mehr Zeit und Kraft, um uns über unsere, verhältnis­mäßig unbedeutenderen Meinungsverschiedenheiten öffentlich auseinanderzusetzen, als andere Parteien, die wirklich fast un­überbrückbare Gegensätze in ihrer Mitte vereinen, und machen' uns das Leben schwer, indem wir alles auf das prinzipielle Gebiet hinüberspielen. Es muß das wohl so in unserer Art liegen, wenigstens war es fast immer so. Wir halten eben etwas auf Individualität und Selbständigkeit.

Um was geht denn Heuer der Streit? Die Reichstags- sraktion Hai sich zu einer parlamentarischen Arbeitsgemein-' schaff mit dem Zentrum und derDeutschen Volkspartei" zu- sammengetan. Den Anlaß gab vor einigen Monaten das Vor­gehen der damals noch getrennten Soztoldemokraten und Un­abhängigen, die sich ihrerseits, selbstverständlich um chre Paria- ^ mentarlsche Stellung zu verbessern, zu einer solchen Gemein­schaft zusammengetan hatten. Sie verfügten damit über eine, wenigstens in der Mehrzahl der Fälle, gegen außen als ge-, schlossen austretende taktische Einheit von etwa 170 Stimmen' von 469. Es wäre kurzsichtig oder pflichttos gewesen, wenn die bürgerlichen Mittelparteien sich dem gegeniLer nicht auch überlegt hätten, ob es nicht geboten sei, zumal die verzweifelte; Geschäftslage des Parlaments jede Vereinfachung des Betriebs willkommen zu heißen gebietet, dieser parlamentarischen Or­ganisation eine entsprechende Gegenorganisation gegenüberzu-i stellen, um nicht allzusehr unter der Zersplitterung und der Ge­fahr der Ueberrumpelung zu leiden. Die Fraktion hat sich, unter der feierlichen, übrigens selbstverständlichen Feststellung, daß dieses parlamentarische Zusammenarbeiten weder ein PreiS- geben der Parteigrundsätze, noch ein Aufgeben der eigenen Or-, ganisatton bedeute oder gar bezwecke, dafür entschieden, der Anregung der beiden anderen Mittelparteien zum Abschtoß einer Arbeitsgemeinschaft zu folgen. Ob sie damit wirLich das Richtige getroffen hat, darüber kann man, wie über alle Zweck- mäßigkeitsftagen, streiten. Jedenfalls aber hat sie dabei innert halb ihrer Zuständigkeit gehandelt, und daß man sie deshalb auf dem Parteitag weder in höflicher noch in plumper Fomi einfach zurückpfeifen kann, sollte doch eigentlich außer Zweifel stehen.^ Ob sie nicht hätte, bevor sie sich entschloß, mtt der Partelleitung nähere Fühlung nehmen können, vermag ich' nicht zu übersehem Außenstehende pflegen bei solchen Vor­gängen oft nicht genügend zu beachten, daß, wenn etwas ge­meinsam gemacht werden soll, der Einzelne auch bezüglich des Tempos nicht immer seine volle Vewegungsfteihett hat. Konnte die FraMon Fühlung nehmen und tat sie es nicht, so war das ein Fehler, wie sie überall Vorkommen, und man mag ihr daS> sagen. Aber an der Sache selbst ändert das nichts und da. wie ich mir sagen muß, die Fmktion die parlamentarische Lage immerhin noch etwas besser wird übersehen können als wir andern, sogar als die meisten Mitglieder eines Partei­tags, bin ich zunächst geneigt, schon aus Gründen der Dis­ziplin und im Interesse der Autorität unserer parlamentari­schen Vertretung mich hinter die Fraktion zu stellen. Sollte sich je Herausstellen, daß der Schritt nicht zweckmäßig war oder gar schädlich wirken könnte, so ist die Aaktton mtt den an­deren ja nicht verheiratet.

Andere Parteifreunde nehmen allerdings die Sache' etwas ttagischer. Sie scheinen zu der FraRon weniger Vertrauen zu haben, als sie an Stelle derselben zweifellos wohl selbst beanspruchen würden, und sehen in düsterer PhEtafle voraus wie die Demokratie in der Arbeitsgemeinschaft unter der Ueber- legenheit oder der Arglist der Führer der anderen Fraktionen zum Spielball dieser werden und am Ende Arm in Arm mit den Deutsch-Nationalen im Lager der gesamtbürgerlichen Ar- beits-, Fvaktions- und Parteigemeinschaft landen werde. Als ob, ^wenn^die Fraktion wirllich eine so gottverlassene Politik machen würde, die Partei ihr dabei folgen würde und könnte!

Man wird, will man sich sachlich möglichst llar werden, am be,ten tun, sich die verschiedenen Möglichkeiten vorzuhalten, die die Fraktion, als das Angebot an sie herantrat, außer der An^ nähme überhaupt hatte. Sie hätte an sich eine Art Arbeits­gemeinschaft umgekehrt mit den beiden nun vereinigten Links­parteien abschließen können. Diesen Gedanken würde aber die Partei an sich und namentlich jetzt, wo innerhalb der Ver- einigten Sozialdemokrattschen Parteien sicherlich der radikale

Rom^nnd aucy kurz vor der Hagia Sophia in Konstantinopel. Der Kranz der Mosaike in der hohen Ueberwölbung des Heilig- toms ist ehrfurchtgebietend: hierarchische Hellige blicken zu den frommen Hemieder, leichte Architekturen begleiten sie gradezu aus dem Goldgrund, einmal gelingt der kühne Versuch Perspek­tive zu erbringen! So edlen Faltenwurf kenne ich bei Manner-^ darstellungen bloß einmal bei Giotto, ich meine die Magier in symbolischem Gewand beim Feuerwunder des Helligen Fran- ziskus, to. Santa Croce zu Florenz. Einfach, aber unsagbar schön ist die Apostelkirche im alten, im verheerten Salonik. Das Minarett mußte, sollte dott fallen, nun hängen die Glocken von einer uralten Platane. So feingefühlte Assymetrie ist bloß leise Uebertreibung der Unregelmäßigkeiten bei klassischen Bau­ten von Hellas: die Apostelürche kann man über alles liebge- winnen! Auch die Eliaskirche ist lebhafter Ausdruck sehr will­kürlicher ..Verschrobenheit; ich möchte sagen, das Sinnbild eines Sieges über angehäuste Gefahren und zugleich Ergebnis dev Plötzlichkeit; wie weit sind wir da von allem Olymphaften, be­sonders nach moderner Vorstellung! Begrifflich, seelisch, ja seelenkünderisch ist dieser echteste Byzanttnismus; das Plasttsche biegt ganz ins Malerische um: und das auf hellenischem Boden! Wie lange blieb dieses Volk schöpferisch!

Saloniks Mauem bringen höchstes Erleben frühen Mittel­alters; fl« , wurden gleichzeitig mit den ältchen Kirchen, in hohem Steilbogen, um die Weltstadt geführt. Die Ziegeleien sind nämlich urkundlich nachweisbar überall die gleichen. Thessa- lonisch blieb, die vielen Völkerwanderungen hindurch, eine Tmtzburg; kaum eine große Stadt in der Geschichte hat so viel ungeheuerlich Schweres üüerstanden! Die obem, von Ge­mäuer überragten Stadtteile bewohnen meistens Muselmänner mit ihren Familien. Hier ragt auch noch die venezianische Zita­delle mit einem der am herrlichsten stilisierten Markuslöwen, die es gibt. Unter Prachtplatanen spruddln Quellen; auf den schlechtgepflasterten Krummgassen grbt's ein unerschöpfliches Hinauf und Bergab von Flußläusen und Eselreitern. Türkin- neu begegnen uns schwarzverschleiert, schwarz oder dunkelllla gekleidet. Jüdinnen tragen noch schlichte Volksttacht. auch im Sommer mit etwas Pelz verbrämte Jäckchen, gelbe oder grün­liche Hütchen auf dem schlichtgekämmten Haar. Also eine helle Festftcude, immerwährend für den Westländer: Salonik, das verschonte, ist noch beglückend morgenländisch. Heute sind die Griechen tonangebend, aber die Juden bleiben der eigent­liche Kern der Einwohnerschaft: fast keine Aschkenazim gibt es im Orient, die Saloniker Hebräer sind Sephardim, sie sprechen noch immer ihre spanische Mundart, voll von türkischen, armenischen und griechischen Brocken. Ihre gangbare Sprache, schreiben sie mit hebräischen Buchstaben. Ein Beispiel von Ausschrifi: ozofo'j x°Q°v, öcole de danse, dazwischen aus Spaüolisch, in hebräischer Schrift, das gleiche. Me Äiloniker