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Grste» Morgeuvlatt der Zkra«kf«rker AeUrrng

Ksmrtag.l. GKksVsr LvBr

Flügel auch für eine radikalere Parteipolitik sorgen wird, die Partei zweifellos mit einer eben fo großen Entschiedenheit Mehnen wie ein« Arbeitsgemeinschaft, der die Konservativen pngehören würden. Und nrtt allem Recht. Schon deshalb, »veil auch dabei die Demokratische Partei die Möglichkeit ver­lieren würde, ihre historische Mission zu crftlllen, nämlich als rinigendes Band das AuSetnand-erfallen des Reichstags und des Reichs in zwei sich bekämpfende Lager, ein bürgerliches und «in sozialistisches, zu verhüten. Sie würde vielmehr umgekehrt dabei gerade das schassen, waZ sie verhindern soll. Wollten ftämlich in diesem Fall die beiden andern Mtttelparteien nicht parlamentarisch in eine ganz prekäre Lage kommen, so wären sie geradezu gezwungen, nach rechts Anschluß zu suchen. Da- Lei möchte ich nach meiner Kenntnis der Personen und der Verhältnisse der Fraktion für den Fall eines Anschlusses nach links dort noch nicht einmal eine besonders gute Behandlung garantieren.

Die zweite Möglichkeit wäre die, daß die drei bürgerlichen Mittelparteien den Zusammenschluß der Sozialisten parlamen­tarisch einfach ignorieren und wie bisher ihre Geschäfte ver­einzelt weiterfichren. Das kann ja, falls das Experiment der Arbeitsgemeinschaft zwischen ihnen mißlänge, von selbst ffo kommen. Aber die beiden anderen Fraktionen haben eben einmal zu einer so fatalistischen Taktil sich nicht verstehen wollen. Sie fühlen sich mit ihren zusammen 130 Stimmen gegenüber der Vereinigten Linken vereinzelt oder zu zweien zu «schwach und dieses Gefühl würde, wenn di« Demokratie sich pls neutral, als sozusagen über den Parteien schwebend de­klariert, nicht vermindert. Sie würden sich also gedrängt sehen, einen parlamentarischen Anschluß zu suchen, den sie, wenn wir uns verjagen, nur nach rechts suchen können, wohin ja ein Teil ihrer Mitglieder ohnedies vorher liebäugelte. Dann jwäre das Verhängnis wieder da. Aber auch in unserem spe­ziellen Parteiinteresse läge eine solche Lösung nicht. Es könnte ja zunächst scheinen, als ob es eine verlockende und jcinflußreichr Stellung für die Partei wäre, sozusagen das Zünglein an der Wage zwischen links und rechts zu sein. Diese Auffassung ist aber zu mechanisch. Es kann nicht das Ziel unserer Politik sein, der Politik der Linken oder der Rechten Fmn Sieg zu verhelfen. Unsere Aufgabe ist, unsere eigene Politik durchzusetzen. Di« Fälle, in denen die Entscheidungen dem Zufall einer Stimnienzählung unterworfen werden, wer­den aber immer seltener, die Form der Abstimmung im Plenum wird immer bedeutungsloser, je mehr der parlamentarisch« Be­trieb entsprechend seiner gesteigerten Bedoutung sich vervoll­kommnet. Wenn man praktisch etwas erreichen will, nmß man dabei fein, so lange die Gesetze gesonnt oder die großen po­litischen Aktionen vorbereitet werden. Das geschieht aber gar nicht tm Plenum uud nur zu einem ziemlich kleinen Teil in den Ausschüssen, die großen Entscheidungen fallen innerhalb der Fraktionen beziehungsweise der mehrere derselben umfassen­den Arbeitsgemeinschaften oder tu den Besprechungen der Führer der größereil Gruppen. Wer auf diese ohne Einfluß ist, ist tatsächlich zur Bedeutungslosigkeit verurteilt.

Mir will Vorkommen, als ob man sich auch vielfach falsche Worstellungen vom Wesen einer selche» Arbeitsgemeinschaft mache. Sie ist ein taktisches oder technisches Werkzeug, um zersplitterte Kräfte parlamentarisch besser zur Geltung zu brin­gen, vor allem um sich gegen das äußerliche Uebergewicht an­derer geschlossenen Gruppen und vor Ueberraschungen durch diese zu schützen. Daneben erspart sie Zeit und Kraft, wenn »licht jeder der Gesellschafter in jedem Fall für sich Redner stellen und Anträge etubringen muß. Natürlich ist sie aber auf diese äußere Seite nicht beschränkt. Man wird in den Be­ratungen auch sachlich zusammeuarbetten und dabei wird selbst­verständlich auch das politisch Gemeinsam« wie das Tren­nende zur Geltung kominen. Man versucht sich gegenseitig zu überzeugen und auf einander politisch einzulvirken. Dabei werden aber doch wohl in der Regel die besseren Gründe durchschlagend sein, und warum sollen dann wir Demokraten nicht ebenso gut auf die anderen abfärben wie die anderen auf uns? Unser Programm und unsere Politik sind klarer und gewiß nicht schlechter als die der anderen. Die Arbeitsge­meinschaft hat kein Recht und wird auch ilicht versuchen, einen ihrer Teilnehmer gegen seine grundsätzliche Auffassung zu ver­gewaltigen und durch Ueberstinmmng oder sonstwie zu zwingen, gegen feine politischen Ziele zu handeln Sie hat kein anderes Mittel als das der Ueberzeugung und die drei bürgerlichen Mittelparteien haben neben vielem Gemeinsamen so viel Nicht­sein einsames, daß wir oft genug auselnanderfallen weiden. Dann versagt allerdings die Gemeinschaft im einzelnen Fall, ihr allgenreiner Nutzen aber bleibt bestehen und diesen schätze »ch hoch genug ein, um den Versuch zu machen.

Lasse man ohne großen Lärm die Fraktion ihren Weg weiter gehen, mache ihr klar, welche Besorgnisse in der Partei wegen ihres Vorgehens bestehen und fordere sie dringend auf, dafür zu sorgen, daß aus der Arbeitsgemeinschaft kein Schaden für unsere Grundsätze unb unsere Selbständigkeit entstehe. Der Nest der Tagesordnung wird auch, wenn man sH darauf be­schränkt, dem Parteitag noch Gelegenheit genug geben, sich vollauf zu beschäftigen,

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Nachwort der Redaktion: Wir haben Friedrich Payer, dem Seniorführer der Deutschen Demokratischen Partei, ebenso wie früher dem Abg. Schücking, sehr gern das Wort zur Darlegung seines Standpunktes gegeben. Daß der unsrige dem seinen entgegengesetzt ist, wissen unsere Leser aus wiederholten früheren Erörterungen. Wir verstehen sehr gut, daß ein alter und so erfolgreicher parlamentarischer Taktiker wie Payer sehr geneigt ist. taftische Zuge eben vor allem als Takik zu lverten. Aber er hat uns leider nicht zu überzeugen vermocht, daß solche rein taktische Wertung auch gegenüber derbürgerlichen Ar­beitsgemeinschaft" von Zentrum, Demokratischer Partei und Wolkspartci zulässig ist.

War denn, wem» es sich wirklich nur um parlamentarisch« Technik und nicht um mehr, um Grundsätzliches, handelte, der Abschluß dieser Arbeitsgemeinschaft tatsächlich notwendig? Es gab, sagt Payer, gegenüber der drohenden Vereinzelung für die Deutschs Demokratisch« Partei nur die Wabl »wisch«» der Arbeitsgemeinschaft mit der sozialistischen Linken und der­jenigen mit den beiden anderen »bürgerlichen" Mittelparteien. Nun, «S ist immerhin beachtenswert, daß die Berliner demokra­tische Jugendorganisation alö Antwort auf den Schritt der Deutschen Demokratischen ReichStagSfrecktion «iichellig die An- strebung einer Arbeitsgemeinschaft der republikanischen Jugend unter engem Anschluß an die sozialistische Jugend beschlossen hat ein interessaner Beleg mehr für die ja schon oft empfundene Tatsache, daß die ReichStagsfraktion der Demokra­tischen Partei seit langen», vor allem seit den Unglücks wählen vom Juni ISA), bei denen man durch Aufftellung von mehr rechts gerichteten Kandidaten die nach rechts abströmendcn Wähler vergeblich zu halten versuchte, in ihrer Zusammen­setzung erheblich weiter rechts tendiert als die Mehrzahl der der Demokratischen Partei treu gebliebenen Wähler. Aber ein solcher Schritt nach links, wie ihn hier Vertreter der Jugend machten, kam ja für die Fraktion der D. D. P. gar nicht in Frage. Was wir im Interesse einer gesunden innerpolitischen Weiterentwicklung wünschten, war lediglich, daß sie nicht nach rechts gegangen wäre. Nicht Fatalismus! Fatalistisch scheint es un» umgekehrt, wenn zwei große Parteien, deren fteiwillig zu­stimmende Mitarbeit zur Mehryeitsbildung für die Sozialdemo­kratie nach wie vor ganz unentbehrlich ist, sich von dem Zu­sammenschluß der beiden sozialdemokratischen Parteien ins Bockshorn jagen lassen, wenn ihnen die bloße Zahl von 170 sozialdemokratischen Abgeordneten einen Schrecken einflößt, als ob die Freiheit ihres Urteils und die Selbständigkeit ihrer Po­litik schon allein durch dies« Zahl gefährdet wäre. Alle die Hin­weise, mit denen Payer im vorletzten Abschnitt seines Briefes die an di«bürgerliche Arbeitsgemeinschaft" geknüpften Be- sürchtungcn widerlegen möchte, dürfen wir, wie uns scheint, mit größerem Recht als Widerlegung der für diese Arbeits­gemeinschaft angeführten Gründe benutzen, die vermeintlichen Gefahren, gegen die man sich durch Begründung der Arbeits­gemeinschaft schützen wollte, bestanden in der Regierungs- Koalition in Wirklichkeit nicht nach dem Zusammenschluß der beiden sozialdemokratischen Parteien so wenig wie vorher.

Die Furcht, sagt ein bekanntes Wort, ist ein schlechter Be­rater. War es die Furcht allein? Seit langem drängen starke Kräfte, mit manchen ernsten und manchen weniger ernsten Gründen, auf die Hcrcinnahme der Volkspartei in die Regic- rungSkoalition. Die Arbeitsgemeinschaft aber, und darin sehen wir ihren schweren prinzipiellen Fehler, ist noch viel mehr als solche Erweiterung der bestehenden Gruppierung. Sie führt in diese di« Klassentrennung «in: wahrend bisher die drei demo­kratischen Parteien der RcgierungSkoalition durch die wirk­samste, weil praktisch arbeitende und regierende, Arbeits­gemeinschaft mit einander verbunden waren, scheidet sie diese demokratisch« Arbeitsgemeinschaft in zwei einander gegenüber­stehende Gruppen. Das scheint uns nicht Vereinfachung, sondern Erschwerung des parlamentarischen Betriebs. Aber noch schlimmer ist das Grundsätzliche: daß nun demproletarischen" Klassen­standpunkt derbürgerliche" Klassenstandpunkt gegenübergestellt wird und daß durch solche Betonung desBürgerlichen" das marxistische Klaffenkampfdogma, das unser Unheil ist, einen neuen Schein der Rechtfertigung erfährt. Gerade das zu ver­hindern aber wäre u. E. Aufgabe der Demokratischen Partei gewesen, für die zwei sonst in vielem so verfchieden gerichtet« Führer wie Schiffer und Erkelenz noch vor gar nicht langer Zeit mit gleicher Entschiedenheit betont haben, daß sie e§ ab­lehne, einebürgerliche" Partei genannt zu werden, weil mit demverhängnisvollen Schlagwort Von den bürgerlichen Par­teien nun endlich einmal Schluß gemacht werden" müsse. Nicht über den Parteien, wie Payer schreibt, aber über den Klassen sollte u. E. die Demokratische Partei stehen. Daß diebürger­liche" Arbeitsgemeinschaft dies verwischt, während alle inner- politische Arbeit seit den Wahlen zur Nationalversammlung darauf gerichtet war, durch die demokratisch« Koalition den Klassenstandpunkt zu überwinden, das ist in unseren Augen ein Rückschritt, und allerdings ein prinzipieller. Indessen, es ist hiermit gegangen, wie mit aller innenpolitischer Auseinander­setzung: die Bedrückung von Außen und der erneute wirtschaft­liche Zusammenbruch mit aller Not, die er im Gefolge hatte, hat auch diese Auseinandersetzung unterbrochen und nicht zur Klärung kommen lassen. So wird in der Tat der Parteitag der Demokratischen Partei auch diesmal keine Entscheidung bringen. Und erst wenn der Reichstag wieder zusammen ist und die Parteien nun in ihrer neuen Gruppiemng mit ein­ander arbeiten werden, wird sich die nächste Entwicklung, die in der allgemeinen Krise unseres Parteiwesens auch nur ein Uebergang sein wird, klarer absehen lassen.

Stimmungswandlungen in Thüringen.

Aus Thüringen wird uns geschrieben:

Während die vorjährigen Landtagswahlen eine schwache sozialistisch« Mehrheit brachten, ergaben di« letzten KreiS- und Gemeinde'ratswählen eine nlchtsozialistische Mehrheit von etwa 57 000 Stimmen. Von sozialdemokrati­scher Seite wird dieser Wahl die politisch« Bedeutung abge­sprochen. Tatsächlich ist der Wahlkampf aber gerade von den Sozialdemokraten rein politisch geführt worden. Das Ergeb­nis ist daher ein Beweis dafür, daß die Mehrheit in Thüringen mit dem einseitig sozialistischen Kurs nicht einverstanden ist. Will die Regierung wirklich demokratisch handeln, dann müßte sie ihre Basis verbreitern. Lehnen die Regierungsparteien die Umbildung ab, so bliebe die Möglichkeit der Landtagsauf­lösung. Sie kann verfaffungsgemäß durch Landtagsbeschluß oder durch Volksentscheid herbeigeführt werden. Ein Land­tagsbeschluß darüber ist an die sehr ftagliche Zustimmung der Kommunisten geknüpft, die anders als in Sachsen die Regie

rung tm entscheidenden Moment immer noch

Soll die Auflösung durch Volksentscheid herbeigeführt werden, so böte dies der Regierung eine Handhabe, die Auflösung aus gesetzlichem Wege um Monate hinouSzuzögern. inzwischen aber ihre Macht in der Verwaltung durch Stellenbesetzungen zu festigen. Weite Kreise in Thüringen würden eS mit Freuden begrüßen, :venn an die Stelle der jetzigen Regierung auf dem Wege der Verhandlung eine Regierung der breiten Mute treten würde.

Eine pfälzische Zenkrumsparkei.

München, 29. Septbr. (Priv.-Tcl.) Wie der .Bayrische Kurier" aus etngeweihten Kreisen erfahrt, plant der dem Zentrum im Reichstag angchörende Mg. Hosmann-LudwigShafm m allernächster Zeit die Gründung einer Pfälzischen Z en- trumSpartei. Das würde eine Spalwng der Bayrischen Volkspartei in der Pfalz bedeuten.

Die Reichswehr i« Löhen.

ch- Berlin, 80. Septbr. (Prid.-Tel.) lieber die Behandlung der 74 Reich Zwehrsoldaten, die, wie berichtet, in der Lötzener Angelegenheit verhaftet wurden, teilt die .Rote Fahne mit, daß sich in: Gefängnis von Lyck 56 Mann in einer Zelle mit nur 199 Kubikmeter Rauminhalt befinden sollen. Sie müßten dort ihre Bedürfnisse verrichten, essen und schlafen. Für drei Gefangene ständen zwei Strohsäcke und für jeden Gefangenen nur eine Decke zur Verfügung. Eine Zeitlang hätten vier Mann auS einer Waschschüssel essen müssen, anderen Soldaten sei das Essen in Spucknäpfen gereicht worden. Ein Soldat sei i r r s i n n i g, aber nicht von seinen Kameraden getrennt worden. Im Gefäng­nis sei auch eine vaterländische Feier veranstaltet worden, wobei General Litzmann dem Kapellmeister das Abzeichen des Ver­bandes Nattonalgssi unter Soldaten verliehen habe. DerVorwärts" erklärt dazu.dah die kommunistischen An­griffe gegen die Reichswehr in diesem Falle unbegründet seien, da die Gefangenen dem bürgerlichen Gericht übergeben wurden. Im übrigen habe das preußische Justizministerium von der zuständigen Gefängn'isverwaltung in dieser Angelegenheit einen telegraphischen Bericht cingcfordcrt.

Unschädlichmachung von Waffen und Munition.

eh. Berlin, 28. Septbr. In einer Verfügung des Ministeriums des Innern wird festgestcllt, daß die Wegschaffung und Unschäd­lichmachung aufgcfundencr Waffen und Munition grund­sätzlich Sache der O r t s p o l i z e i b e h ö r d c n ist. Werden Waffen- und Munitionslager aufgcdeckt, so ist di« R eichItr eu- h an d g e s el l sch aft zu ihrer Üebernahme und Zecstömng ver­pflichtet. ES kann sich bier aber immer nur um Bestünde von einem

a en Umfang handeln. Waffen und besonders Munition, die a von Polizei- und anderen örtlichen Behörden irgendwo ge­funden oder deren Versteck von Privatpersonen ongezelgt wird, fallen nicht unter den BegriffWaffenlager" ini Sinne des Ent' waffnungsgesetzes. Die RcichStreuhandgesellschast übernimmt fcr nerhin solche Stücke, die nachweislich aus ihr bereits zur Ver­fügung gestellten und von ihr übernommenen Bestünden stammen. Handelt es sich um tranLportunsichcre Einzelmunition sowie um die Zerstörung detonierender Munition, so ist daS nächstgelegene zuständige R e i ch S w a ch k o m m a n d o um Gestellung von sach­verständigem Personal zu ersuchen. In den übrigen Fällen von Einzelfunden hat die zuständige OrtSpolizcibehörde aufgefundene Waffen und Munition vollständig zu zerstören und zu vernichten

Max Höiz als Tauschobjekt.

«ch Berlin, 30. Septbr. (Priv.-Tel.) DieRote Fahne" ver­öffentlicht einen Brief der Zentrale der kommunistischen Partei an den Zentralvorstand der Vereinigten Sozial- d e nt o kratisch e n Partei, worin diesem mitgeteilt wird, daß di« Kommunistisch« Partei durch das Präsidium der Exekutive der kommunistischen Internationale crinächtigt sei, dem Vorstand der vereinigten Sozialdemokratischen Partei einen Austausch des sinn Tode verurteilten Sozialrevolutionärs Timofjcw gegen Max H ö l z vorzuschlagen. Der Zentralvorstand der vereinigten Sozial­demokratischen Partei Deutschlands möge seinen Einfluß bei der RcichSregierung und der preußischen Staatsremerung dahin gel­tend machen, daß Reichsregierung oder vreußische Regierung Max Hölz amnestiere und seine Ausreise nach Sowjctrußland fretgeb«, wofür die Freilassuim Timofjcws durch die russischen Sowjct- behörden und die Erteilung einer Ausreiseerlaubnis erfolgen würde. Es bedürfe keines besonderen Gesetzes oder.gar einer Ver­fassungsänderung: auch das ReichSamnesticgesetz vom 21. Juli die­ses Jahres sei kein Hindernis für den Abschluß eines solchen Aus­tauschübereinkommens. Die Machtbefugnis dcS Reichspräsidenten genüge zum Zustandekommen deS Austausch?.

Ohne Kenntnis diese? Briefes weist derV o r w 5 r t 8*. be­reits heute morgen darauf hin, daß rin AustauschdeS politisch bemrteilten Timofiew" gegen dengemeinen Verbrecher Holz" nur auf Grund einer Vereinbarung zwischen den Regierungen beider Länder durchgeführt werden könne.

Die Technische Nochilfe

Berlin, 80. Septbr. (Priv.-Tel.) Mit dem heutigen Tage blickt die Technische Nothilfe auf das dritte Jahr ihres Bestehens zurück. In weitaus größerem Umfange als in den vorhergehenden Jahren mutz!« Ue in lebenswichtigen Be­trieben zum Wöhle der Allgemeinheit cingreifen. Während im ersten Jahre 562, inr zweiten 485 Einsatzstellen mit 20 281 bezw. 9727 Nothelfern bestellt wurden, mußte im nunmehr «bgolau- fcnen dritten Jahre die Technische Nothilfe an 888 Stellen mit zusammen 28 007 Nochelferu cingreifen. Die Zahl der Orts­und Landesgruppen stieg von 1100 im Jahre 1921 auf 1500 in diesem Jahre. Die Berufszusammensetzung der Mitglieder verteilt sich wie folgt: 20 Prozent Angehörige technischer Berufs­stände, 40 Prozent Handwerker, 23 Prozent Landwirte, 14 Pro­zent Angehörige freier Berufe, 0 Prozent Arbeiter, 8 Prozent Studenten, 12 Prozent Frauen. Im Vergleich mit dem Vor­jahr ist eine Erhöhung des Prozentsatzes für die technischen Be­rufsangehörigen, Handwerker und Landwirt«, also für die Fach­kräfte der verschiedenen Betriebszweige festzustcllen.

Statistische Marken.

Auf unsere Bemerkung über die unzureichende Stückelung der statistischen Marken teilt uns der deutsche Industrie- und Handels­tag mit daß er selbst vor einiger Zeit die zuständigen Behörden auf diesen Mißstand aufmerksam gemacht hab^ und daß mit der Ausgabe der Werte von 20 und 60 Mark spätestens in den er st en Tagen des Oktober, kurze Zeit später mit der von 100 Mark-Marken zu rechnen sei.

Preußischer taudlag.

lDrahtberichtderFrankfurter Zeit»»,«.)' ist Berlin 80- Septbr. Zu Besinn der Sitzung, die um 11 Wr Mreo^wna nimmt, wird zunächst ein von allen Partei«, de- .SefSmtf, der die monatlichen Diäten der Abaeordncten auf 25000 Mark erhöht, in allen drei Lesun- Erörterung einstimmig angenommen.

5 Äif wirb di- Aussprache über die Anträge und Anfvagen jk*

Bekämpfung der Teuerung

. inT QjjtVruM der gegenwärtigen NotstanL-rforwesetzt. >j unb X «SfÄ.) wendet sich zunächst gegen tu« gestrigen Dar-, Abg. Haas v ational«»! Mgeordncten Bat der, der die des fjw die heutige Notlage de.S Volkes verantwortlich' ErsulwngLpoütck ! dem StaatSgerichtShof usw. blc

SfÄt Ä bet politischen und wirtschaftlichen Zu. rfCfi habe: das seien demagogische Uebertrewungen stand« beigemesst Y ^^nso irresühmnd und demagogisch habe

mW, über die Geireideumlage und die Kartosfelver- .ecker aber aucy sei beute Mir mnbl in bei

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Lage, daS erste Drittel

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Daecrer oottuu'ji ""«.V Wirtschaft sei heute sehr wohl in der soeguug vespro^ - e Getreideumlage zu dem vom Reichstage^ Ikfern In den letzten Wochen - so fährt

der iÄrirt ~ waren sich die landwirtschastüchen Stimmen darin eint« daß wir eine glänzende Kartoffelernte haben, aber kein o. bnari ilat bisher daraus die logt,che Konseguen» gezogen und ?Mrt daß der Preis siir dieses Volks.mh^n^mÜtxl ^uch^enl

sbrLd berabVesetzt werden muß! (Sehr richtig, li.ckS.) hrfffi, rrWic.t Wir es das; schon heute für den Zentner Kar.^ #o» 5600 W. verlangt wird! (Zurufe links.) W" und Kunstdünger spielen im GesamtLetriebe der Landwift.

Juden treiben alle ein Gewerbe, sind sehr emsig und gehören I wundert nur, daß er so bescheiden seine Wunde zur Schau trägt! sogar teilweise zum Arbciterstand, viele sind Lastträger im.Die kleinen. Rochus'chen kommen! Di« kleinen Rochus'chen!

Hafen. Während des Brandes haben verdächtig viel Häuser, die ihnen gehörten, Feuer gefangen, darum sind viele Tausende ausgewandert. Das ließ ich mir von Juden selbst erzählen. Natürlicherweise leben st« in gutem Einvemehmen mit den nun hier herrschenden Griechen.

Salonik ist wohl halb zerstört, dennoch bleibt es eine der großen Stätten des Orients. Seine Mauern und Kirchen sind uns von ungeheurem Wert, Mögen sie spätesten Ge­schlechtern erhalten sein!

Das Rochusfest bei Bingen.

Von Nikolaus Schwarzkopf.

Was Goethe über dieses Fest geschrieben, ist heute noch so, wie eckS geschrieben, und sst nicht besser zu beschreiben, woraus erhellen mag, daß beide: Goethesche Prosa und ein katholisches Kirchenfest in gleicher Weise Ewigkeitswerte in sich bergen.

Der heilige Rochus, der im Zeichen des Kreuzes die von der Pest am meisten heimaesuchten Provinzen Europas durchstreifte, der im Zeichen deS Kreuzes allhin heilte und Wunder wimte und schließlich selber verpestete, der heilige Rochus, sage ich, wird immer noch in seinem schon von Goethe gerühmten weiten Samr- mantel auf den Schultern alter Männer von Bingen heraufge« tragen in feierlichster Prozession. Er zeigt sein verpestetes Bein, und die aufgedrochene Wunde schreit grell aus dem weißen Fleisch, das von dem schwarzen Samt umbrämt ist. DaS Hünd- lcin, das, als der Wandersmann vertrieben wurde, ihm täglich Brot brachte, kauert noch, einen Laib im Maul, zu seinen Füßen und ist ein allerliebstes Hündlein, ein Werkzeug der göttlichen Gnade. Der Wind flutet unter den weiten Mantel und bauscht ihn auf, der große Orden, der an schwerer Kette auf des Heiligen Brust gleißt, rasselt in echtem Silber, das Krüglein am Wander- stab schwankt hin und schwankt her. Der Heilige hat Wasser drin aufgehoben, aber keiner aus den; Vinger Eck glaubt ihm bas­er wird schon Wein mit sich genommen haben! Und wenn die aus dem Singer Eck auch nicht gerade Heilige sind, so tragen sie doch gleich ihrem Heiligen ein Krüglein an der Hacke, wenn sie > in den Weinberg gehen, und vielleicht lieben sie ihren Rochus seines Krügleins wegen!

Doch Spaß beiscit! Wie ich so stehe und die gewaltige Pro­zession an mir vorüberschreiten sehe, entdecke ich plötzlich einen Menschen, der inir einmal nahe stand, einen Eiferer, der ob seines lauten Gebarens von der erregten Menschenmengr seinerzeit auf dem Marktplatz geschlagen wurde. Mich wundert nicht, daß er , hier das alte Rochuslied zelotisch laut seitab in die Menge der Zuschauer stößt: er trägt dadurch feine Wunde zur Schau! Wich

Vierzig fünfjährige Buben gekleidet Ivie der heilige Wanders mann, mit aufgekrempten Hüten, Stäben, Krügelchen und vielen Muscheln am schwarzen Schultertuch. An ihren Stäben^ aber ranken Trauben, schon reif, dunkelblau und gelbgrün. Hinter ihnen regt sich im Grün der Baumkwnen der Traghimmel, Schellen klingeln feierlich, Weihrauch wirbelt empor:, ein Donlhecr trägt daS Allerheiligste. Die Menge beugt daS Knie, der Bischof schreitet hinterdrein, ein Mt ihm zur Seite. Der Mt wird das Hochamt, der Bischof die Predigt halten. Wie diese Farben der Gewänder jubeln!

Ich eile, vorm Hochaltar einen Platz zu erwischm! Er baut sich über dreimal zehn Stufen weitauSleLend an der Ostwand der Kirche auf und greift mit seiner mächtig auSgebreiteten Säulen­stellung wie ein betender Jdolino ins hohe Blau des Himmels. Der Berg steht gerüttelt voll von Gläubigen wie zu Goethes Zeiten, und alle harren des Augenblicks, da die Geistlichkeit ei.^teht- Einst­weilen jubelt die große Orgel, die Rochus'chen wedeln mit ihren Stä­ben auf der zweiten Treppe und können nicht zur Ruhe konmren. Gessllich« in Chorhemden stellen sich auf, Ordensleute in braunen Kutten zeilen sich an den Säulen, ein Polizeioffizier zeigt sein Eisernes Kreuz, ein Rotschwänzchen hüpft auf einem eisernen AkanthuSblatt uniher und zwitschert, denn cs wohnt offenbar an der Kapelle und hat heute seinen großen Tag!

Auf einmal wird zwischen der ersten und der zweiten Staffel daS schmiedeeisem« Tor aufgedreht, und ein goldvcrbrämter Drei­master stößt eine blinkende Hellebarde vor sich her. Die Orgel ver­stummt; sieben Reihen vor mir zieht ein« Dame ihr Uehrchen auf und klopft mit der Faust gegen das Handgelenk und horcht am Uehr­chen und klopft wieder. Zwischen den Köpfen seh ich eine Tür sich öffnen.Eben,!" ruft Einer.Sie kominen!" ein Mädchen.Heb inich!" kreischen Kinder. Ich recke den Kopf und seh den Gold­schimmer einer Mtra schweben; auS ihrem Spalt leuchtet Purpur. Bischof und Mt ersteigen nebeneinander die Treppen, die Sonne fällt über ste hex, di« strotzendm Gewänder gleißen, zwei Priester folgen in gleichen Gewändern, die Sonne überstillt auch ste, und Goldbrokat und Purpur weiß rauschende Seide und grelles Bischofsblau taumeln von den Stufen herunter in die Menge. Der Bischofsstab glitzert schwer in Gold getrieben, ein weißer Hand­schuh zeigt sich und ein breiter Ring überm Handschuh jjlifeent für einen Augenblick allest zuschanden. In gleichem Gold, in Purpur und in weißer Seide ffflCtt bie Orgel ein, die Sänger beginnen den Introitus: wo stchen ste nur? der Mt, dem Bischof gleich an Rang, neigt sich, daß man Mitra und Stab ihm abnchme, und daS Pontifikalamt nimmt seinen Anfang.

Die Sonne ist ganz Gold und rauscht in großen Gesten da oben umher. In festlich verteilte« Rollm werden die fast Mäglichen Meßgebet« von auseinander abgestimmten Sängern an verschiedenen Teilen des AltareS und hinten an den Säulen feierlich abgefungen.

und die dicken Bücher funkeln in Rot und Gold. Wenn der Mt singt oder betet, so deutet der ministriermde Doniherr mit einer silbernen Hand auf den Anfang, der großverschnörkelt bis weit hinten im Volk zu sehen ist. Die silbernen Schellen lachen m.f, der Weihrmich steigt empor, va8 rote Vöglein flEert hin und her. Seitab an einer roten Sandsteinsäule steht ein heiliger Rochus in loeißem Sandstein; tvilder Wein rankt gegen, ihn an und kitzelt schon sein entblößtes Bein. Der Kelch wird abgedeckt, die Sonn« stürzt sich auf dir golden« Patene und der hohe Schein huscht allhin über Sandstein, Blurnen und Fahnen und zwischen die zappeligen Rochus'chen.

MseitS auf goldenem Stuhl sitzt der Bischof; -stein blaues Barett wird oft von dem Zipfü einer gelbweißen FWn« verdeckt. Zur heiligen Wandlung sinken alle Wallfahrer in die Knie, und dann eilt die Messe zur Kommunion hin. Und vor der Kom- munion umarmt der Abt den Bischof und küßt ihn, und der Bischof gibt den Bruderkuß an den Domherrn weiter, der Domherr an den Pfarrhcrm, der Pfarrherr an den Kaplan, der Kaplan an den Diakon, der Diakon an den Subdiakon, dieser an den dienenden Bruder, den letzten im Rang der im Herrn. Geweihten.

Welch ein Jubel sich da im Kadenzen und Antiphonen versteckt welch ein Strom von Freude, der von; Mysterium auSgeht in die Schar der Beter und in die Welt! Sie durfte kein Wort tntl reden, die Welt, ste durfte nur staunen!

Doch jetzt auf einmal schlägt die Orgel andere Töne an: war St. Rochus ein Franzose, ist die gesamte Sprache der Kirche daS Latein ... auf einmal klingt ein deutsches Lied dahinten auS der Orgel, da»; PredigtliedKomm, heilger Geist", dasselbe, bas jeden Sonntag gesungen wird in allen. Kirchen, dasselbe, das Goethe einen Appell ans Genie" nannte! Und nun singen die Menschenmaffen und der Bischof, ihr Bischof tritt auf die Kanzel, und die Sonne webt einen Schein um sein Haupt. Er hebt die Hand an die Stirn alles verswmmt, leis« ganz leise spricht er das Kreuzzeichen, und alle bezeichnen sie sich, und dann predigt er von, heiligen Rochus und von der Pest unserer Tag« und sagt in groß angelegter Rede, dssö ein jeder für sich rm Zeichen deZ Kreuzes die geistige und die leibliche Ansteckung von sich fern halten müsse!

Ich weiß: in den Herzen dieser Menschen ist Feiertag, und wenn sie nachher die garstige Zigarette anstecken, so wird dieser Feiertag nicht zerstört und kaum beeinträchtigt, und wenn sie einen Schoppen ihms WeincS hinter die Bind« gießen, so gehört daS dazu! Und wenn sie am Wend erst heimkomnen und ein Räuschlcin im Genick sitzen haben, so gehört dies Räuschlcin mit zum Feiertag. Mer der Feier­tag war echt und kam aus dem Scrzeu das bars niemand be­streiten! Und die Welt könnte froh sein, wenn fl« tvenigstcns noch vor einem Mysterium, vor irgend einem, Ehrfurcht haben könnte' Und weil ste für das Natürlich-Einfache und das Natürlich-Wunder­bare nicht erzogen ist und kaum erzogen werden kann: was soll aus uns werden, da auch das stillste Brot unserer Seelen zu Stein ward? Wer soll uns den Bruderkuß «eben? O, mich jammert des I PoueS I

Statt dessen

tck2t°nickU cnssernt dteÄöllc^dic'chmn der deutschnationale Red» Z?b«t Le sin hat. Dabei wird der Preis für Kunstdünger ab- ?! rb t l^i s in die Höhe geschraubt, um di- hohen Kosten der land- wiUschaft?ick)en^Produltebzu rechffertigcii. Die Frag« des Kunst- ist übcrbauvt zu einem Schlagwort geworden und so be. treibt man eine Politik der Gegenseitigkeit. Weiili eS richtig ist, daß die Preise der landwirtschaftlchen Produkte nur daS Mache «rieh?Shtclfc betragen, fo frage ich: toelche Schichten haben beute das iMfache ihres Friedensgehaltes?! (Sehr richtig! links.) tzä muß man doch zuerst von einer Not d°8 Volkes sprechen ehe man über die Not der Landwirtschaft klagt. Wr«' schwierig ist vor allem die Lage der Sozialrentner^und Me völlig^ ungenügend ist die Unterstützung der Arbeitslosen, die Sähe für die Arinenunkrstiihuug sind sogar ungleim höher bte eines Arbeitslosen! Diesen Opfern der kavrtalMschen Wirtschafte muß geholfen tverden, hauptsächlich durch die .Durchführung um­fangreicher produktiver NotstandZarbeiten. wenn anders sie nicht verhungern sollen und wir bei einer Steigening unserer Arbests- losenziffec Unruhe n venneiden wollen. Vor allem auf dem Ge- ^ Biet des Wohnungsbau Wesens muß gegen dm horrenden ^ Baustoffwucher eingeschritten werden, denn dort hat sich durch Kar. teile und Syndikate eine wahre Monopolwirtschaft entwickelt, die durch ein StaatSmonopol unschädlich gemacht werden muß. Zu einer Besserung unserer ivirtsckaftlichen Verhaltmsse gelangen wir nur. tuenn wir zur Planwirtschaft übergehen und von der allgemei­nen Arofitwirtschaft zur Preiswirtschaft zuruckkeh«n- stundentag halten wir fest, benn wir geben unseren Stondpunkt nicht auf daß di« Jnteiisiiät der Arbeit durch eine normale Arbeitszeit gefördert Ivird. Wir stnd überzeugt, daß cg zum Besten des Volles gereichen ivird, ivenn an die Stelle der kapitalistischen Privatwirt­schaft die s o z i a l i st i s ch e Wirtschaft tritt Heute aber saugt noch - der Kapitalismus wie ein Vampyr an dem Blute des Volles (Bei­fall bei den Sozialdemokraten. ,

Abg. Sprci'.ger (Zentr.): Unter der gegenwärtigen Notlage leiden ganz besonders die Kleinrentner und kinderreichen Familien, die vor allem dem schamlosen Wucher, der sich breit macht, zunr > Opfer fallen. Dabei ist das Elend nicht auf den Mangel an Waren - zurückzuführen, sondern darauf, daß der größte Teil der Devölle- mng die vorhandenen Waren nicht mehr bezahlen kann. Hier können nur durchgreifende Maßnahmen zur ProduktionSisteigemng und zur Wucherbckämpfung helfen. Trotz der allgemeinen furcht- 1 baren Not unseres Volkes aber, in der sich eine Schicksalsgemein- ^ schüft bilden sollt«, uni daS Schlimmste von un>? abzuwenden, hat es gestern der deutschnationale Redner fertiggebracht, mit seinen Partei« > politisch-demagogischen Ausführungen einen gewissenlosen Mitzion in die Debatte zu bringen. Die Art dieser demagogischen Dar­legungen des Rechtsbolschcwisten Baecker über die Folgen der Er», füllunigspolitik bat mein Vorredner zur Genüge gekennzeichnet. Zu dem Marksturz hat de« R a t h c n a u - M o r d sicherlich auch bei.' getragen. Das kann Herr Baecker ebensowenig bestreiten, wie «r auch weiß, daß alle Drohungen und Geivaltmaßnahmen V o i ii» c a r e, 3, die den Marksturz beschleunigen, in den AuSschrestungctt; deutscher Nationalisten ihre Stütze finden, die doch nur darauf auZgehen, die Autorität der Regierung zu untergraben.! Für bie ProduktionLsteigemng darf kein Mittel unversucht bleiben. Die Erfolge dieses Bemühen!? aber dürfen nicht einer einzelnen Polks- gmppe, sondern nur der Gesamtheit zu Gute kommen. Die Wucher­verordnung deS Ministers Severing darf nicht allein auf dem Papier stehen sie ,nuß auch angewendet werden! , >

Leider ist die Rechtsprechung in der Wucherbekämpfnng i - vielfach viel zu nachsichtig! lj

ES ist ein Verbrechen, wenn sich einzelne Kreise herauSnchme«, ihre Waren nach dem D o l l a r k u r s e zu berechnen, denn nur em -teil der Rohstoffe muß mit Dollars bezahlt werden und die Berbraucherschaft wird ja auch nicht nach dem Dollarkucs ent- lohnt! (Sehr richtig!). Den Auswüchsen des Ländlertums muß gesteuert werden vor allem in dm Grenzgebieten. Im Re- Perungsbezirk A a ch e n z. B. gibt cs heute 80 Prozent mehr Händler als im ^ahre 1913. Die Preisprüfung muß schon beim Erzeuger beginnen und beim Händler und Kleinhändler fortgesetzt werden. I" dieser Zeit der allgemeinen Not muß sich ein jeder «uch Einar-ffe in seine wirtschaftliche Freiheit gefassen lassen. Nur auf dem Boden der G e m e, n w i r t s ch a f t gelangen wir zunr ^rele, das heißt: nur dann, wenn nicht jedermann allein an seinen Gewinn denkt, sondern daran, wie er der SMgemeinhciti nutzen kann! (Beifall im Zentrum.) ^ y ,

rsiMtf 118 Dp-)-Auch die gegenwärtigen Debatten "stbera, daß der Dollar weiter steigt. Die

h ,InfcÄ i0 A 1 er ® 0 ^ r H 01 ! deutschen Fimmzkreisen künstlich, m die Hohe getrieben iverde, ist falsch. Die Mark wird im AuS-

N-ELLZM' mm d-"»-

©eit« wir unS jetzt nicht austaffen, dann iverden wir daS Schicksal Oesterreichs an uns erleben!

Den Achfftundentag wollen auch wir nicht beseitigen, wir Sr"!-"us °b°r g-g°n seine schematische Durchfühmng. Di- dM Dollarkurs ist dort zulässig, wo Rohwaren, werden. Zu einer höheren Bewertung der Mark kominen 11 L CIC Abduktion gesteigert und unsere ZahlungS- tl^tvorden ist. Auf diesem Standpunkt steht auch der §?^dem°kat Dr. August Müller, dessen Auffassung der Wr°r der s°Mldemokratischen Fraktion hier leider nicht geteilt Erfullungzpolitik ist daran schuld, daß unserer Substanz genommen ist, die uns heute' JWt!t. ' «i 1 3C t tßC1 L Entlohnung verdient der ver- Arbiter und Angestellte zu wenig, während -nm.» jugendliche eine reichliche Entlohnung hat. Wir Richtung hin eine Einschränkung des wll^ u en; .* ,t)r «Hm könnte der gewaltige Zigaretten.

Tabakeinfuhrverbot!) Den Handel allein kann mau in»!, k^°'>twortlich machen- Im übrigen

w rd selbst eine zehntägige Debatte unserer Not kein Ende machen. El*, l,?, lUr d°nn kommen, wenn sich die Reichsregierung aust . Ut. AU einem «nrrgsschen: Bis hierher und nichts IV «wL m«. ^, en Sammelruf des Reichskanzlers würde

»rtÄÄf' «-» M

(Die Sitzung dauert fort.)'

Beschlüsse des Reichsrals.

28. Septbr. Der R e i ch S r a t stimmt« in sein« v£«t en ,» ®$ u . n ? einer Reihe kleinerer Vorlagen ' zu- Zu» s Mr r r genehmigte er die Verordnung über R c i ch S z u- L 7 nl/. 5 .s?u den Kosten der öffentlichen Arbeitsnachweise, handelt sich dabei um einen R«ichsbeitrag von insgesamt 40 I" hl ? ÜD ? 85 Millionen den Ländern zur Unterver-' (ung zugewresen werden. Weiterhin wurde der Höchstbetrag der Wugebmden Da r l e h e n z k a s s ° n s ch e i n e entsprechend einem' Dw Na^^r^^Äerung auf 7S Milliarden Mark festgesetzt.

m. 6 '' »ienftrelfe« von Beamten wurden um 50 Prozent erhobt Den Norddeutschen Kohlen- und Koks- Ä, 1 " ® a S^ U M S wurde Befreiung von der Koh-^

bcwillwt sw b «1 S icm Auslande eingeführtcn Kohlenmenge»

för ba5 ^ nunß6i< * r !

Streik in der sächsischen Holzindustrie.~V

.'°" Dresden, 28. Septbr. In der sächsischen Holz'» drohen Streik und Aussperrung, von dm«, -k ^0 Arbeiter betroffen würden. Es handelt sich

aellriae^ ilÄ 8 em< £ ^prozentigen Lohnerhöhung. Die S' Lr,rw an i lu s 0en ' f bi v unter dem Vorsitz der Zentralvor- cw« iffi .Vollkommen ergebnislos verlaufen.

Chemnitz, Zittau und Eilenbu^ zu TeilauSstanden gekommen. In E i l e n b u r g haben nutzes dem die Unternehmer mit ,Anssperrun§en begann^ ^_ -

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